Ein Durchmarsch trotz Eisgang ist in diesem Debut geglückt.
Steffen Stephan kommt im November 1959 als Aushilfsarchivar vom Festland. An Bord der "Rungholt" dampft er durch Sturm und Eisregen der kleinen Insel Nordhörn entgegen, auf welcher ihm für drei Monate eine verantwortungsvolle Aufgabe
zugeteilt ist. Das Archiv der dortigen Inselgemeinde bedarf dringend einer korrekten Überarbeitung und…mehrEin Durchmarsch trotz Eisgang ist in diesem Debut geglückt.
Steffen Stephan kommt im November 1959 als Aushilfsarchivar vom Festland. An Bord der "Rungholt" dampft er durch Sturm und Eisregen der kleinen Insel Nordhörn entgegen, auf welcher ihm für drei Monate eine verantwortungsvolle Aufgabe zugeteilt ist. Das Archiv der dortigen Inselgemeinde bedarf dringend einer korrekten Überarbeitung und Neuordnung, die sein Vorgänger nicht hatte zuende führen können, da ihn - wie Steffen später erfährt - unvorhersehbar und dubios - der Tod ereilte. Das Wetter während der Überfahrt entspricht dem Klima, das ihm überall auf der Insel entgegen schlägt. Er stößt auf eine frostige Mauer des Schweigens, nahezu jeder Inselbewohner scheint einen Grund zu haben, die Geheimnisse zu fürchten, die Steffen im Archiv aufdecken könnte. Und wenn wirklich einmal ein knapper Satz die nordisch fest verschlossenen Lippen passiert, so enthält er Feindseligkeit oder düstere Prophezeiungen. Eine beängstigende Kulisse für den jungen Archivar, der eines Tages erkennen muss, dass die Insel ein Gefängnis ist, wenn man sich auf der Flucht befindet.
Jürgen Rath hat hier seine außerordentliche Sachkenntnis über das Schiffahrtswesen mit eingebracht und dem Leser so problemlos vermittelt, dass der sich in diesem Metier nicht fremd vorkam.(Wenn doch, half das Glossar!) Der Roman allerdings, der auf dieser vorerwähnten Basis aufgebaut ist, zeigt dann erst die ganze Vielfalt des schriftstellerischen Könnens. Die mit feiner Feder gezeichneten Protagonisten sind dem Leser schnell vertraut, so dass er oft glaubt, bereits diesen oder jenen Schluss ziehen zu können. Ebenso geht es mit Ereignissen und Örtlichkeiten, deren besonderer Reiz darin liegt, dass sie in zwei Zeitebenen spielen, wobei die eine wie ein Impulsgeber für die Geschehnisse der zweiten wirkt. Auch der Skizze von Nordhörn hätte es eigentlich nicht bedurft - der Leser findet sich schnell zurecht auf dem "traulichen Eiland". In eine Vielzahl von gedanklichen Sackgassen führt der geschickte Autor seine Lesergemeinde, bevor es endlich zur überraschenden Enthüllung kommt. Dieses 266 Seiten starke Krimi-Highlight aus dem Sutton Verlag ist meiner Meinung nach ein rundherum vergnügliches, kurzweiliges Autorendebut mit eskalierendem Spannungsbogen und geistvollem Humor in den skurilsten Momenten, eine wunderbare Mixtur, die sich zu Recht eine Fan-Gemeinde erobern wird.