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4 Kundenbewertungen

Ein 19-Jähriger, der vom elterlichen Wohnzimmer aus knapp eine Tonne Drogen verkauft ... Whistleblower, die im Schutz der Anonymität brisante Informationen übermitteln ... Leute, die aus Neugier online Falschgeld kaufen ... politische Kollektive, die ihre Plattform vor dem Zugriff von Behörden schützen wollen. Der Journalist Stefan Mey hat sich in die Tiefen des Darknets begeben. Schnell wurde ihm klar, wie viele der kursierenden Informationen Mythen sind und wie wenig an wirklichem Wissen existiert. Es hat ihn gereizt, diesem schwer zu erkundenden Ort seine Geheimnisse zu entlocken. Mey hat…mehr

Produktbeschreibung
Ein 19-Jähriger, der vom elterlichen Wohnzimmer aus knapp eine Tonne Drogen verkauft ... Whistleblower, die im Schutz der Anonymität brisante Informationen übermitteln ... Leute, die aus Neugier online Falschgeld kaufen ... politische Kollektive, die ihre Plattform vor dem Zugriff von Behörden schützen wollen.
Der Journalist Stefan Mey hat sich in die Tiefen des Darknets begeben. Schnell wurde ihm klar, wie viele der kursierenden Informationen Mythen sind und wie wenig an wirklichem Wissen existiert. Es hat ihn gereizt, diesem schwer zu erkundenden Ort seine Geheimnisse zu entlocken. Mey hat sich in monatelangen Recherchen ein eigenes Bild gemacht, er hat Dutzende wissenschaftlicher Darknet-Studien nach verwertbaren Ergebnissen durchforstet und über abhörsichere Kanäle das Gespräch mit Leuten "da draußen" gesucht. Bei seiner Reise ins Darknet portraitiert er diesen Ort, in dem so vieles nah beieinander liegt: illegaler Kommerz und ethische Abgründe, aber auch politischer Aktivismus und die Hoffnung auf ein besseres Internet.
Autorenporträt
Stefan Mey ist freier Journalist in Berlin. Er stammt aus Halle/Saale und hat Soziologie und Publizistik studiert. Seit Jahren berichtet er über Technologie und über die Frage, was das Internet mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft macht. Über das Darknet hat er bisher für mehr als ein Dutzend Medien geschrieben, darunter das ZDF-Portal Heute.de, die IT-Medien Heise online und iX, die Branchenzeitschrift Deutsches Ärzteblatt sowie das Politikmagazin Le Monde Diplomatique.

Rezensionen
"Ein professionell recherchiertes Buch, das nicht nur die Untiefen des Darknets ausleuchtet (...), sondern auch die politische Bedeutung dieser digitalen Unterwelt hervorhebt."
Rasberry Pi Magazin

"Mey bespricht kundig die Ambivalenz des Darknets und zeigt anschaulich dessen Widersprüchlichkeiten auf. Das gelingt ihm in einem spannenden, stellenweise sogar fesselnden Bericht."
Adrian Lobe, spektrum.de, 28. Oktober 2017

"Gut recherchierte Einführung"
Niels Boeing, ZEIT Wissen, 17. Oktober 2017

"Erklärt effektiv, wo das Darknet eine positive Wirkung entfacht und wo nicht."
Thorsten Giersch, Handelsblatt online, 11. Oktober 2017

"Derzeit sicher das beste Buch zu diesem wichtigen Thema."
P.M. Magazin, 13. Oktober 2017

"Nicht nur kundig, allgemeinverständlich und spannend geschrieben, sondern auch - gerade beim Thema Drogen - angenehm frei von Moral aufbereitet."
Patrick Wildermann, Galore Literatur-Beilage, Oktober 2017

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2021

Etwas Licht ins Darknet

Die Technologie wurde vom amerikanischen Militär entwickelt. Genutzt wird sie vor allem von Kriminellen.

Von Morten Freidel

Das Darknet beflügelt die Fantasie. Schon weil kaum einer weiß, wie es da zugeht. Einige stellen sich das dunkle Netz als eher lichten Ort vor, an dem Oppositionelle und Weltverbesserer Ideen austauschen, ohne dafür behelligt zu werden. Für andere ist es der Vorhof zur Hölle, in dem Pädophile Missbrauchsfotos hin- und herschicken und Waffenhändler und Drogenbarone ihre Waren verticken. Was stimmt?

Diese Frage versucht Stefan Mey zu beantworten. Einen Vorteil hat Mey gegenüber vielen anderen: Er weiß, wie man in den verborgenen Teil des Internets eintaucht, wie er aufgebaut ist und nach welchen Regeln er funktioniert. Er braucht das Darknet also nicht zu überzeichnen. Das ist die Stärke seines Buchs.

Sie kommt immer dann zum Tragen, wenn Mey sich aufs Beschreiben beschränkt. Zum Beispiel, wenn er erklärt, wie der Tor-Browser funktioniert, den man auch nutzen kann, um damit anonym im "normalen" Internet zu surfen. Oder wenn er das Darknet als Marktplatz schildert, der sich selbst verwaltet. Weil die Kriminellen Geld verdienen und die Kunden die Ware, die sie bestellen, auch erhalten wollen, gibt es selbst in diesem Teil des Netzes Regeln.

Besonders spannend ist Meys Buch in den Passagen, in denen es um das Tor-Projekt geht. Nüchtern und präzise arbeitet Mey dessen Widersprüchlichkeit heraus. Es ist im Umfeld des amerikanischen Militärs entstanden und wird immer noch zum Großteil von der Regierung unterstützt. Und das, obwohl es kaum im Interesse des Geheimdienstes sein kann, wenn Terroristen unbehelligt Sturmgewehre im Netz kaufen und Whistleblower dort Dokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe einstellen können.

Mey erklärt diesen Widerspruch so: Das Militär brauchte anfangs ein Netz, in dem Geheimdienstler anonym Dokumente hin- und herschicken konnten. Hätten das ausschließlich Agenten benutzt, so wäre es wertlos gewesen. Dann hätte jeder, der in der Lage ist, den Netzverkehr auszumessen, sagen können: Guck an, die CIA tauscht mal wieder Dokumente aus. Es brauchte also noch andere Nutzer, es brauchte ein Hintergrundrauschen. Wieso aber gibt die Regierung weiter Geld für Tor aus, wenn sich doch längst herausgestellt hat, dass es vor allem Kriminelle nutzen? Laut Mey, weil es noch immer nützlich ist, etwa um China zu ärgern. Dort hält man bekanntlich wenig von einem freien Internet. Mey beschreibt die Amerikaner als Pragmatiker. Lieber einen verschlüsselten Dienst, der in Amerika sitzt, dessen Bauprinzip und dessen Betreiber man kennt und mit Geld kontrollieren kann, als einen, den Dissidenten irgendwo auf der Welt betreiben.

Problematisch sind die Schlussfolgerungen, die Mey aus alldem zieht. Phasenweise liest sich sein Buch, als versuche hier jemand verzweifelt, dem Darknet noch irgendetwas Positives abzugewinnen. In Wahrheit nutzen das Darknet fast ausschließlich Kriminelle. Mey gibt das zwar zu, man kann das Zähneknirschen darüber aber jedes Mal herauslesen.

Während er das dunkle Netz als Utopie verteidigt, ist das restliche Internet für Mey vollständig überwacht und kommerzialisiert. Es stimmt zwar, dass Konzerne datenhungrig sind, die Nutzer sind aber keineswegs machtlos. Sie könnten soziale Netzwerke benutzen, die weniger Daten über sie sammeln, und Suchmaschinen nehmen, die keine Profile über sie anlegen. Hier misstraut Mey den freien Kräften des Marktes und fordert drastische Eingriffe des Staates. Ausgerechnet beim Darknet aber, einem Ort, der so libertär ist, dass dort Anarchie und Gesetzlosigkeit herrschen, will er auf sie setzen. Das ist bestenfalls widersprüchlich, schlimmstenfalls naiv.

Stefan Mey: "Darknet". Waffen, Drogen, Whistleblower. Wie die digitale Unterwelt funktioniert.

C. H. Beck Verlag, München 2021. 3., vollst. überarbeitete Auflage. 238 S., br., 16,95 Euro.

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