Die Geschichte beginnt gemächlich, man lernt sowohl Matthew als auch Amy erst einmal kennen und bekommt durch die wechselnden Perspektiven einen guten Einblick in ihr Leben und ihre Gedanken. Man erfährt wie es zu dieser Betreuer-Geschichte kam und kann schließlich ins Hier und Jetzt eintauchen und
Teil ihrer ungewöhnlichen Freundschaft werden.
Cammie McGovern hat einen sehr angenehm…mehrDie Geschichte beginnt gemächlich, man lernt sowohl Matthew als auch Amy erst einmal kennen und bekommt durch die wechselnden Perspektiven einen guten Einblick in ihr Leben und ihre Gedanken. Man erfährt wie es zu dieser Betreuer-Geschichte kam und kann schließlich ins Hier und Jetzt eintauchen und Teil ihrer ungewöhnlichen Freundschaft werden.
Cammie McGovern hat einen sehr angenehm Schreibstil, der für einen schnellen Lesefluß sorgt. Ich hab mich beinahe erschrocken, wie schnell ich am Ende des Buches angelangt war. Nicht immer fand ich die Wendungen in der Geschichte komplett gelungen, aber ich empfand den Plot als Ganzes doch sehr stimmig und größtenteils authentisch. Die Themen, wie Amys Behinderung, Matthews Neurosen, das Abnabeln von den Eltern, die erste große Liebe, das Erwachsenwerden und auf eigenen Beinen stehen, werden von der Autorin sehr sensibel und mit viel Gefühl vermittelt.
Amy ist ein besonderes Mädchen. Die 17-jährige leidet an Zerebralparese. Sie ist halbseitig gelähmt, kann nicht sprechen, bewegt sich manchmal sehr unkoordiniert und kann nicht richtig gehen. Doch sie ist ein helles Köpfchen, sie ist überdurchschnittlich schlau und Dinge die sie über ihren Sprachcomputer nicht ausdrücken kann, bringt sie in wundervoller, beinahe poetischer Form zu Papier.
Sie ist überbehütet und in Watte gepackt aufgewachsen, doch jetzt mit 17 hat sie darauf keine Lust mehr und will endlich "auf eigenen Beinen stehen". Sie will Freunde und Spaß haben, sie will eigene Erfahrungen gewinnen, ihre eigenen Fehler begehen. Sie will ein normales Leben führen und sie will sich verlieben.
Das tut sie, sie verliebt sich. In Matthew. Sehr zum Missfallen ihrer überfürsorglichen Mutter, die ich erst absolut grauenhaft fand, für die ich nach und nach aber ein kleines bisschen Verständnis aufbrachte. Sie hat sich ihr Leben lang um Amy gekümmert und obwohl sie weiß das sie loslassen muss, mischt sie sich dauernd ein und engt ihre Tochter ein. Bei Amy sorgt genau dieses Verhalten dafür, das sie sich auf dumme Dinge einlässt.
Matthew, der unter einer Menge Zwangsneurosen leidet, von denen er denkt, das andere sie nicht bemerken, dem zu viel Nähe suspekt und unangenehm ist, findet in Amy nicht nur eine Freundin, sondern auch er verliebt sich in die schöne, kluge, junge Frau. Trotz der Tatsache, das sie nur am Rollator gehen kann oder beim Essen sabbert. Erstaunlicherweise stören ihn all die Dinge, vor denen er sich normalerweise ekeln oder fürchten würde, an Amy überhaupt nicht. Er nimmt sie kaum wahr und sieht Amy als das was sie ist. Ein junges Mädchen mit großen Träumen und Zielen.
Es entwickelt sich eine sehr innige Beziehung zwischen den beiden, die jedoch nicht über eine Freundschaft hinausgeht, weil sie beide zu schüchtern, zu verunsichert sind, dem anderen ihre Gefühle direkt zu offenbaren und stattdessen dauernd aneinander vorbei reden.
Dann begeht Amy einen Fehler, für den sie eigentlich viel zu schlau ist und mit dem sie Matthew tief verletzt.
Das Ende der Geschichte ist rund und absolut zufriedenstellend. Es ist nicht kitschig und schon gar nicht rosarot, sondern es ist ehrlich und echt und das gefällt mir sehr, denn sowas gibt es leider viel zu selten.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Ich bin keine Freundin von Zeitsprüngen und die gibt es in der Geschichte von Amy & Matthew leider ziemlich oft. Es gab die ein oder andere Stelle, an der ich beinahe irritiert war, weil die Autorin einfach unberechenbar eine Woche oder einen Monat weiterspringt. So verging beim Lesen ratzfatz ein Jahr Geschichte und man hat nur die Hälfte miterlebt.
Fazit:
Mit "Amy & Matthew" schafft Cammie McGovern einen wunderbar stimmigen Jugendroman, in dem sie sich sehr einfühlsam mit nicht alltäglichen Teenagerproblemen befasst. Der Roman besticht durch seine absolut liebenwerten Charaktere und seinen authentischen Plot.
Trotz eines kleinen Kritikpunktes: Klare Leseempfehlung meinerseits !
©Ina's Little Bakery