Essenziell für die Qualität einer jeder Buchbesprechung ist wie bei jedem gärenden Wein die Dauer, die man zwischen dem Beenden der Lektüre und dem Verfassen der Rezension verstreichen lässt. „Borderland“ von Peter Schwindt ist ein Jugendbuch aus dem Fischer-Verlag, auf das ich direkt durch das
wunderschön gestaltete Buchcover aufmerksam geworden bin. Es ist schwer, die Handlung in ein bestimmtes…mehrEssenziell für die Qualität einer jeder Buchbesprechung ist wie bei jedem gärenden Wein die Dauer, die man zwischen dem Beenden der Lektüre und dem Verfassen der Rezension verstreichen lässt. „Borderland“ von Peter Schwindt ist ein Jugendbuch aus dem Fischer-Verlag, auf das ich direkt durch das wunderschön gestaltete Buchcover aufmerksam geworden bin. Es ist schwer, die Handlung in ein bestimmtes Genre einzuordnen, denn das Werk arbeitet schubladenübergreifend, nicht-kategorisch. Nun sind es etwa sechs Wochen her, seit ich das Buch fertig gelesen habe, und diese Verzögerung ist zweifelsohne mit der fehlenden Motivation und der inneren Unzufriedenheit für diesen Blog zu begründen, die sich in unregelmäßigen Abständen an mich heranschleicht. Dennoch wirkt in mir noch ein spannendes Nachgefühl zu „Borderland“, das und dessen Folgen ich im Folgenden näher erläutern möchte.
Positiv aufgefallen ist mir, dass das Buch trotz seiner offenen Handlung ein Vorne und ein Hinten besitzt. Der Autor schlägt geschickt die überbordende Brücke von dem Einstieg in die Geschichte, dem Prolog, bis hin zum Ausklang der Erzählung. So wird zwar viel Raum für Interpretationen übrig gelassen, dennoch fühlt sich das Buch an richtiger Stelle beendet und abgeschlossen an. Peter Schwindt entführt sein Lesepublikum von der ersten Seite an in einen wunderbaren, poetischen und aufblühenden Roman, der sich jedoch nicht jedem Leser entfalten wird.
Eine der größten Stärken, die „Borderland“ aufzuweisen hat, ist die Ausarbeitung der verschiedenen Charaktere, die das Figurenensemble zu bieten hat. Es gibt nur wenige Personen, die für das Fortschreiten der Handlung tatsächlich essenziell sind. Diese werden jedoch mit dem nötigen, „schreibsteller’schen“ Feingefühl ausgearbeitet. Keiner von ihnen fehlt es an emotionaler Tiefe, charismatischer Wirkung und nachvollziehbaren inneren Gedankenvorgängen, sodass es eine wahre Freude ist, die Menschen, die man auf nur etwa zweihundertfünfzig Seiten wertzuschätzen lernt, allen voran natürlich der Protagonist Vincent, auf einer sehr persönlichen und intimen Entwicklungsreise zu begleiten.
Besonders die Zwischenmenschlichkeit; die emotionalen Bindungen, die die Figuren zusammenhalten, treten in diesem Buch gesondert betont auf. Mit einem lockeren, zugleich ehrlichen und authentischen Schreibstil schafft es der Autor nicht nur, seine Figuren hervorragend zu etablieren, sondern auch die Leidenschaft der Charaktere zur Musik glaubwürdig auf die Seiten zu zaubern.
Doch glaube ich, dass sich die Lektüre nicht für jeden Leser öffnen wird. Man muss ein gewisses Interesse gegenüber dem Geheimnisvollen, Transzendenten aufweisen – auch offen gegenüber der Möglichkeit, abweichend vom Klappentext überrascht zu werden. Es ist eine Geschichte voller Lebensmut und Kraft und eine wahre Inspiration für jedermann. Eine Erzählung, die zum Vertrauen anregt, zur Freundschaft, aber auch zum Weinen und Emotionen-zeigen. Ein Buch wie eine Trance, die uns aus dem hektischen, farblosen Alltagsleben holt und explosiv wirkt wie das Farbenspektakel auf dem Buchcover. Das Buch ist spannend, mitreißend und vor allem eines: mysteriös.
Neben den außergewöhnlichen Elementen, die sich in dem Roman tummeln, ist „Borderland“ aber ganz grundsätzlich eine Coming-Of-Age-Geschichte eines Jungen, der kürzlich auf tragische Art und Weise seinen Vater verloren hat, dessen Mutter im Krankenhaus liegt und der auf sich allein gestellt ist.
Man muss sich als Leser darauf gefasst machen, dass der Erzähler nicht für jede neue Schiene, die er einschlägt, eine Antwort parat hält. Leider wird schon recht schnell klar, wohin sich grob das Buch weiterentwickeln möchte, und ich lag dabei mit meiner ersten Vermutung nicht falsch. Weiter gibt der Roman für seine Leserschaft aber so wenige konkrete Stützen, aus denen man sich persönlich seine eigenen Inspirationen und persönlichen Eindrücke hätte ziehen können, finde ich etwas schade.
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