Irgendwann hatte es Riagh satt, sich von den Imperialen im Kampf gegen die Verfluchten verheizen zu lassen. Er hatte genug Freunde verloren und will nichts mehr als zu Anryn und damit auch in seine Heimat zurückzukehren. Aufgrund einer Soldatennarbe gestaltet sich die Rückreise äußerst schwer, ist
er doch überall als Verräter zu erkennen. Und dann ist da noch das Gewissen, weshalb er exzessiver…mehrIrgendwann hatte es Riagh satt, sich von den Imperialen im Kampf gegen die Verfluchten verheizen zu lassen. Er hatte genug Freunde verloren und will nichts mehr als zu Anryn und damit auch in seine Heimat zurückzukehren. Aufgrund einer Soldatennarbe gestaltet sich die Rückreise äußerst schwer, ist er doch überall als Verräter zu erkennen. Und dann ist da noch das Gewissen, weshalb er exzessiver Gewalt gegen seine Feinde nicht stillschweigend ertragen kann. Daraus entwickelt sich eine überraschende Reise in eine Fantasywelt abseits gängiger Klischees…
Juretzki kann dabei mit einer überzeugend erschaffenen Welt begeistern. Dabei braucht es gar keine innovativen Fantasywesen. Phantastisch sind hier lediglich die Kulturen und eine Prise Magie. Die erwischt Riagh, unseren Hauptcharakter, dafür schon nach wenigen Zeilen. Denn Carthal ist von Verfluchten heimgesucht worden. Wiederauferstandene Tote, die jeden infizieren, den oder die sie beißen. Gegen eine solche Gefahr setzt sich das Imperium mit aller Macht zur Wehr und findet dabei gleich noch einen Vorwand, um sich vormals unabhängige Stämme noch etwas brutaler einzuverleiben. Als Urheber allen Übels sind schnell die Ash’Bahar ausfindig gemacht worden, die offenbar aus purer Bosheit Leid und Elend über die Welt bringen. Und ganz so einfach ist alles dann natürlich doch wieder nicht.
Solcher Komplexität gegenüber ist die Handlung selber deutlich simpler gefasst was mit der charakterzentrierten Erzählweise zusammenhängt. Wir folgen in allen Kapiteln ausschließlich Riagh, der schnell um eine ominöse Begleitung ergänzt wird. Das sorgt für hohes Identifikationspotential, es ist dann aber auch schnell klar, dass Riagh an allen entscheidenden Situationen irgendwie präsent sein wird. Ungewöhnlich für die Fantasy ist der Umgang mit Liebe und Sexualität. (Homosexuelle) Liebesbeziehungen und damit einhergehende gesellschaftliche Ächtung sind präsentes Thema, bestimmen die Handlung jedoch nicht alleine. Was Sexualität angeht, erscheint von Rache und Regen im Vergleich zu Sternenbrand nachgerade züchtig. Stattdessen entwickelt sich eine etwas absehbare, dafür aber gefühlvolle und schrittweise entstehende Romanze. Damit ist Regentänzer ein angenehmes Gegengewicht zur prüden oder übersexualisierten Fantasy und präsentiert trotz ausschließlich männlicher Hauptcharaktere ein zeitgemäßes Geschlechterbild.
Fazit
Das wichtigste vorweg. Von Rache und Regen liest sich äußerst gut und weiß, wie Spannung aufgebaut wird. Obwohl die Handlung stellenweise etwas absehbar ausfällt, bieten die Charaktere und die detaillierte Welt durchweg genug identifikationspotential, um nie das Interesse am Buch zu verlieren. Selten habe ich ein Buch so schnell durchgelesen.
Zwar sollte man keine Scheu vor etwas Romantik haben und die charakterzentrierte Erzählweise mögen, dann wird aber schnell klar, dass hier eine im besten Sinne ungewöhnliche Fantasy vorliegt. Weltenbau und Charakterentwicklung geschehen hier einfach auf hohem Reflexionsniveau und kommen zu erfrischend neuen Konzepten ohne in Extreme zu verfallen. Dass sich dabei auch gesellschaftskritische Aspekte nahtlos in die Handlung einfügen und nicht erzwungen wirken, ist dem Buch hoch anzurechnen. Wer Fantasy mit Charakteren aus Fleisch und Blut sucht und Abwechslung vom klassischen Völkerkanon schätzt, ist hier perfekt aufgehoben. Zu einem rundum gelungenen Lesevergnügen fehlt dann eigentlich nur noch der zweite und abschließende Band. Noch etwas, was Rache und Regen den zahlreichen Legenden, Chroniken, Sagen und Liedern der Fantasyreihen voraus hat…