Zurück an den Herd?
Die Autorin Lisz Hirn studierte Philosophie und Gesang, arbeitet als Publizistin und Philosophin, u.a. an der Uni Wien. Mit ihrem Buch „Geht’s noch?“ versucht sie die konservative Wende zusammenzufassen und dem propagierten „neuen-alten“ Weltbild der Frauen auf den Zahn zu
fühlen.
Vorrangiger Angriffspunkt ist die aktuelle österreichische Regierung, deren Frauenbild…mehrZurück an den Herd?
Die Autorin Lisz Hirn studierte Philosophie und Gesang, arbeitet als Publizistin und Philosophin, u.a. an der Uni Wien. Mit ihrem Buch „Geht’s noch?“ versucht sie die konservative Wende zusammenzufassen und dem propagierten „neuen-alten“ Weltbild der Frauen auf den Zahn zu fühlen.
Vorrangiger Angriffspunkt ist die aktuelle österreichische Regierung, deren Frauenbild keinen Platz im 21. Jahrhundert haben dürfte. Und doch ist es leider so, dass die Wunschvorstellung „Frauen zurück an den Herd“ anscheinend wieder gesellschaftsfähig wird. Prägnant, teilweise mit einer Prise Humor, werden die Biedermänner und –frauen ebenso in den Fokus gestellt, wie auch die Brandstifter (und –innen).
Die Autorin spannt den Bogen über ein weites Themenspektrum. Das Desinteresse der Konservativen an emanzipierten Frauen steht ebenso im Fokus, wie die drohende Altersarmut der Frauen, die selbstverständlich anmutende Gratisarbeit der Frauen im Bereich Kinder- oder Seniorenpflege, die immer noch vorhandenen Gehaltsunterschiede. Auch das Thema (kontrollierte) Schwangerschaft, Verhütung und Abtreibung wird in einem Kapitel behandelt.
„Wie wäre es, in einer Gesellschaft zu leben, in der Männer und Frauen wirklich, nicht nur formal, gleichgestellt sind?“
Viele wichtige Punkte werden zusammengefasst und regen zum Nachdenken an. Jede Frau sollte die Möglichkeit haben, in dem für sie richtigen Familienmodell zu leben. Wenn sich eine Frau für oder gegen Kinder entscheidet, sollte es wohl selbstverständlich sein, dass es weder einer Rechtfertigung bedarf und schon gar nicht Kritik auslösen sollte. Dass dies von den Politikern leider auch noch als Aufhänger für so manche Rede missbraucht wird, zeigt nicht gerade von emanzipiertem, fortschrittlichem Denken.
Alle (nicht nur Frauen) sind aufgefordert, unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln, Frauen (und auch Männern) die Anerkennung und Wertschätzung entgegenzubringen, die ihnen zusteht. Wenn sich eine Frau für Familie und Kinder entscheidet, sollte dies in unserer Gesellschaft die gleiche Berechtigung haben, wie kinderlose Frauen, die sich für eine Karriere entscheiden. Es müssen nur die Möglichkeiten geschaffen werden, damit alle dieses Leben leben können, das jeder für sich als richtig erachtet. Hier gibt es noch viel zu tun – oder mit den Worten von Simone de Beauvoir, die von der Autorin zitiert wird: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen.“
5 Sterne für dieses aufschlussreiche Buch.