Kochbuch für die Seele?
Wer ist mit seinem Körper zufrieden? Also, ich kenne niemanden - zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, falsche Proportionen und so manches unerwünschte Pölsterchen beschäftigen uns. Einerseits vermutlich weil es uns einfach zu gut geht, dass wir darüber nachdenken können.
Andererseits weil uns in den Medien etwas vorgegaukelt wird, was nicht der Realität entspricht. Wer…mehrKochbuch für die Seele?
Wer ist mit seinem Körper zufrieden? Also, ich kenne niemanden - zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, falsche Proportionen und so manches unerwünschte Pölsterchen beschäftigen uns. Einerseits vermutlich weil es uns einfach zu gut geht, dass wir darüber nachdenken können. Andererseits weil uns in den Medien etwas vorgegaukelt wird, was nicht der Realität entspricht. Wer kennt sie nicht? Fotos mit Waschbrettbauch, Idealmaßen, makelloser Haut … doch was davon ist Wirklichkeit? Also ein Thema, das uns alle beschäftigt. Und hier setzt auch das Buch von Romana Wiesinger an.
Die Autorin ist Psychotherapeutin mit dem Fokus auf Essverhalten bzw. Essstörungen. Ihre Erfahrungen aus einer Tagesklinik und ihrer Praxis flossen in dieses Buch ein. Sie baute das Buch wie ein Kochbuch auf und klassifiziert fünf Gruppen, die jeweils in eigenen Kapiteln genauer unter die Lupe genommen werden. Man findet:
- Die Zufriedenen (natürlich nur am Rande erwähnenswert, weil es bei dieser Gruppe nichts zu ändern gibt)
- Die ewig Unzufriedenen
- Die ewig Hungrigen
- Die Kontrollierten
- Die Angepassten
Jedes Kapitel beinhaltet für sich Ursachen, Hinweise auf die Ausprägung, Übungen für jeden Grundtyp. Das Konzept grundsätzlich finde ich sehr gut und wichtig, doch leider hat man das Gefühl, dass die Autorin nie zum eigentlichen Punkt kommt. Die Einleitung selbst dauert viel zu lange und ist von Wiederholungen und Oberflächlichkeit durchzogen. Doch was mich wirklich aufregte, sind Pauschalierungen, ein Schubladendenken, das hier echt nichts zu suchen hat.
Aus dem Kapitel „Die Zufriedenen“: „Ich gehe davon aus, dass in dieser Gruppe jene Menschen vertreten sind, die oft kochen und in der Folge wenig „schnelles Essen“ zu sich nehmen und sich Zeit zum Essen nehmen. In diesen Haushalten finden sich wenig bis keine Fertig- oder Fast-Fertig-Produkte, sondern viele frische Zutaten, die verkocht werden.“
Ich frage mich, wie die Autorin zu einer solch unglaublichen Pauschalaussage kommt… Welche Studie soll das belegen? Ich kenne sehr viele Familien (unsere eingeschlossen), denen Fertig- bzw. Halbfertiggerichte nicht auf den Tisch kommen und trotzdem haben wir ein ungesundes Essverhalten. Und in ungefähr diesem Tenor geht es weiter…
Die angegebenen Übungen wiederholen sich in jedem Kapitel in ähnlicher Weise und sind wohl eher als Unterstützung während einer Therapie gedacht. Für den Hausgebrauch finde ich hier keine Tipps, die ich umsetzen möchte – so werde ich mir ganz sicher kein Stofftier kaufen, das ich dann an einem besonderen Ort in unserem Haus platzieren soll. Auch etwaige Bundstiftübungen finde ich nicht so passend.
Was mir wiederum gut gefiel, war die Aussage, dass Wohlbefinden nicht ausschließlich mit dem Aussehen oder dem Gewicht in Verbindung gebracht werden soll. Das ist zwar nichts Neues, doch sollte es immer wieder erwähnt werden, finde ich, damit wir nicht darauf vergessen.
Fazit: Das Buch liefert absolut keine neuen Erkenntnisse, keine vernünftigen Ratschläge und hat mich mit diversen Pauschalaussagen richtig verärgert.