Eine Gratwanderung
Wie werden wir zu Persönlichkeiten, die reif und der jeweiligen Situation angemessen handeln können? Thomas Härry beschäftigt sich mit genau dieser Frage und beschäftigt sich dabei zunächst damit, was eine reife Persönlichkeit überhaupt ausmacht. Anschließend vertieft er das
Thema anhand von verschiedenen Verhaltensweisen, die scheinbar im Gegensatz zueinander stehen, aber…mehrEine Gratwanderung
Wie werden wir zu Persönlichkeiten, die reif und der jeweiligen Situation angemessen handeln können? Thomas Härry beschäftigt sich mit genau dieser Frage und beschäftigt sich dabei zunächst damit, was eine reife Persönlichkeit überhaupt ausmacht. Anschließend vertieft er das Thema anhand von verschiedenen Verhaltensweisen, die scheinbar im Gegensatz zueinander stehen, aber alle für ein wirklich reifes Handeln erforderlich sein können.
Nach einem eher unscheinbaren Äußeren war ich bei diesem Buch mal wieder sehr positiv überrascht vom Inhalt. Der Autor geht sehr strukturiert vor und schafft es so, dem Leser ein äußerst spannendes und vielschichtiges Thema behutsam näherzubringen. Ausgangspunkt ist eine Frage, die wohl jeder sich stellt: Wie schafft der oder die andere es, mit einer bestimmten Situation so gelassen umzugehen? Was genau bewundern wir eigentlich daran? Es sind meistens nicht bestimmte Fähigkeiten, sondern eine Art Grundeinstellung, die sich laut dem Autor durch zwei Eigenschaften besonders auszeichnet: Eine gefestigte, reife Persönlichkeit ist beziehungsfähig und eigenständig. Das bedeutet, klarer formuliert, sie kann mit Menschen in Beziehung treten, aber ihre eigenen Meinungen auch klar zum Ausdruck bringen. Das bedeutet fast immer eine Gratwanderung zwischen beiden Seiten, wie im zweiten Teil des Buches deutlich wird. Hier wählt Thomas Härry nur ein paar Beispiele aus, wie das im Alltag aussehen kann. Stärke zeigen – verletzlich sein, Probleme lösen – Ungelöstes aushalten, Menschen ermutigen – Menschen konfrontieren, usw. All dies ist alles andere als einfach und es gibt keine Patentlösung dafür. Das behauptet der Autor auch nicht, sondern er geht meiner Meinung nach genau richtig an die Sache heran. Indem er versucht, aufzuzeigen, was wir brauchen und wie andere Menschen es vielleicht geschafft haben, lässt er uns als Leser viel Freiraum, selbst zu entdecken, wie es bei uns aussieht. Und genau den brauchen wir auch, denn jeder hat ja andere Stärken und Schwächen, auch in dieser Hinsicht.
Kurz und gut: Ein sehr gut geschriebenes, sehr lohnendes Buch, das ich nur empfehlen kann. Es beschäftigt sich mit einem schwierigen Thema, schafft es dabei dabei, den Leser mitzunehmen und unterwegs nicht zu langweilen. Auch, trotz des doch teilweise recht psychologischen Inhalts, überhaupt nicht kompliziert, sondern einfach und klar geschrieben. Das hat mir sehr gut gefallen. Zudem bietet das Buch viel Stoff zum Nach- und Weiterdenken und einige gute Ideen für den Alltag. Eine möchte ich hier nur nennen: der Autor berichtet von seinem sogenannten Jahresgebet. Hierbei handelt es sich um ein kurzes Gebet, im Laufe eines Jahres immer wieder wiederholt, in welchem er Gott bittet, ihm bei einer persönlichen Schwäche, an der er arbeiten möchte, zu helfen.
Fazit: Ein Buch, welches ihr nicht bereuen werdet, in die Hand genommen zu haben!