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Benutzername: 
Marianne
Wohnort: 
Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 473 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2024
Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig
Böcking, Daniel

Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig


sehr gut

Seit etwa zehn Jahren ist Daniel Böcking Christ und nach wie vor von seinem neugefundenen Glauben begeistert. Gerade weil er ohne Glauben aufgewachsen ist, ist es ihm ein großes Anliegen, seinen Kindern von Anfang an den Glauben vorzuleben. Über die Gespräche mit seinen Kindern schreibt er in diesem kleinen Buch. Die achtundzwanzig Kapitel lassen sich jeweils in wenigen Minuten lesen. Sie wurden für das christliche Magazin „Pro“ geschrieben, und zwischen den Jahren 2017 und 2022 dort veröffentlicht.

Daniel verbringt gern Zeit mit seinen Kindern. Mal ist er zusammen mit ihnen zu Vorträgen unterwegs, mal übernachten sie im Wald. Fester Bestandteil ihres Tages ist das abendliche Beten. Der Familienvater sucht das Gespräch mit seinen Kindern über Gott. Er stellt ihnen Fragen, und sie haben natürlich auch jede Menge Fragen über den Glauben.

Warum hat Gott Stechmücken gemacht? Gibt es den Teufel wirklich? Warum macht Gott nicht, dass der Krieg aufhört? Solche und ähnliche Fragen versucht Daniel Böcking zu beantworten, dabei gibt er aber auch ehrlich zu, wenn er auf eine Frage keine befriedigende Antwort hat.

Da die Texte im Verlauf von fünf Jahren entstanden sind, können Leser mitverfolgen, wie die Familie wächst. Ein Baby wird geboren, die Kinder werden älter, ein Umzug steht an. Dazu kommen äußerliche Veränderungen, vor allem in der Zeit mit dem Corona-Virus und den dazugehörigen Einschränkungen. Das Grundthema in all den Jahren bleibt dasselbe: Ein Vater überlegt, wie kann ich meinen Kindern den Glauben vermitteln? Immer wieder kommt er zu dem Schluss, dass es wohl am wichtigsten ist diesen Glauben vorzuleben. Er lernt weniger Druck auszuüben und mehr zu vertrauen, dass Gott schon seinen Weg mit seinen geliebten Kindern gehen wird.

Fazit: Wunderschön geschrieben, vermittelt dieses Buch vor allem die Begeisterung und Dankbarkeit des Autors für den Glauben. Die kurzen Texte sind teils unterhaltsam, teils tiefsinnig, und immer voller Staunen über unseren großen Gott. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 20.04.2024
Alles nur heiße Luft?
Ain, Tobias

Alles nur heiße Luft?


ausgezeichnet

1973 in Sachsen geboren, wächst Tobias Ain bis zur Wende in der DDR auf. Er hat keine einfache Kindheit. Das unehelich geborene Kind muss mehrere Umzüge und Neuanfänge verkraften. Zu oft fühlt er sich fehl am Platz.

Tobias liest gern, und die Werke von Marx und Lenin faszinieren ihn. Er wird zum überzeugten Sozialisten. Als nächsten Schritt möchte er zur Stasi. Doch dann überrascht ihn eines Nachts seine Mutter mit ihrem heimlichen Plan. Sie will mit ihm und mit seinen Brüdern über die Prager Botschaft in den Westen fliehen.

Das Einleben im Westen fällt Tobias schwer. Halt findet er im Glauben. Er lernt Zeugen Jehovas kennen, die mit ihm die Bibel studieren. Innerhalb kurzer Zeit ist er von ihren Lehren überzeugt. Er verwirft seine atheistischen Gedanken und ist bald selbst als „Zeuge“ unterwegs. Er hat die Möglichkeit bis in die obersten Führungsetagen der Organisation hineinzublicken. Doch nach vielen Jahren plagen ihn Zweifel an die Lehren, die nun sein Leben bestimmen. So gründlich, wie er alles im Leben anpackt, sucht er erneut nach Antworten, die er schließlich in der Bibel findet.

Dieser Lebensbericht ist nicht nur eine Erzählung über einen Ausstieg bei den Zeugen Jehovas. Besonders eindrücklich und spannend, gerade für Westler, ist die Beschreibung der Kindheit und Jugend des Autors in der DDR, vor allem die gefährliche Flucht über die Tschechei.

Wertvoll ist dieser Bericht auch darum, weil der Autor seine Erlebnisse und Entscheidungen reflektiert. Dabei kommt seine sensible und poetische Seite zum Vorschein. Trotz beruflicher Erfolge bleibt er wohltuend bescheiden. So ist dieses Lebenszeugnis nicht nur informativ, sondern auch berührend.

Das Buch endet indem Tobias von der Freiheit erzählt, die er durch den Glauben an Jesus Christus gefunden hat. Dabei wird deutlich, wie sehr sich die Systeme geähnelt haben, die ihn davor geprägt und gefangen gehalten haben.

Fazit: Ein wertvoller Bericht über eine Kindheit und Jugend in der ehemaligen DDR, der Flucht in den Westen, und der Suche nach Halt im Glauben. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 15.03.2024
Weil ich es will

Weil ich es will


ausgezeichnet

Es gibt heutzutage sehr viel Freiheit für Menschen, die homosexuell empfinden, doch gilt diese Freiheit auch für Menschen, die zwar homosexuelle Gefühle haben, sich aber nach einem anderen Leben sehnen, weil sie sich nicht frei und heil fühlen?

In diesem Buch erzählen achtunddreißig Männer und Frauen von ihren persönlichen Erfahrungen. Sie berichten von ihren Sehnsüchten und von ihrem Schmerz, von Verletzungen in der Kindheit und von zerstörerischen Haltungen als Erwachsene, von der Suche nach ihren ureigenen Bedürfnissen und von Heilung, vor allem aber vom Erleben echter, tiefgründiger Freundschaft.

Die Beiträge sind unter verschiedene Überschriften zusammengefasst. Mal geht es um Identität, dann über die Entscheidung alleinstehend zu bleiben. Zeugnisse über traumatische Erfahrungen sind ebenso dabei, wie hoffnungsvolle Berichte über Vaterschaft oder über Erfahrungen von Annahme in Kirchengemeinden.

Viele der Schreiber und Schreiberinnen sind in der katholischen Kirche beheimatet, aber auch andere Konfessionen sind vertreten. Gemeinsam ist den Schreibern, dass ihnen der Glaube wichtig ist, und sie so leben wollen, wie es Gott gefällt.

Sehr vorsichtig erzählen diese Menschen von ihren Erfahrungen. Vorsichtig, weil sie erlebt haben, dass Toleranz nur bedingt gilt. Dass jemand unzufrieden ist mit seinem Erleben von homoerotischen Gefühlen ist nicht vorgesehen, darf heutzutage nicht sein. Dabei ist es noch nicht einmal so, dass die Schreiber und Schreiberinnen in eine Therapie gehen, um von ihrem homosexuellen Empfinden befreit zu werden. Sie suchen das beratende Gespräch, weil sie merken, dass es einen Mangel in ihrem Leben gibt. Sie leiden an emotionalen Abhängigkeit in ihren Beziehungen, an quälenden Fragen zu ihrer Identität, oder an Wunden aus ihrer Kindheit. Und mit den Antworten, die sie finden, kehrt eine große Lebensfreude zurück.

Fazit: Jeder sollte dieses bewegende Buch lesen! Nicht nur, dass die authentischen Zeugnisse einen guten Einblick in das Empfinden von homosexuellen Menschen geben, die aufgeworfenen Fragen sind für alle relevant, die ein reifes und befreites Leben führen wollen. Sehr, sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 13.03.2024
Dietrich Bonhoeffer: Ein Lehrstück vom Widerstand in zwei Akten
Huff, Douglas

Dietrich Bonhoeffer: Ein Lehrstück vom Widerstand in zwei Akten


sehr gut

Der evangelischer Pfarrer Dietrich Bonhoeffer ist für viele ein Vorbild. Seine Texte wurden vertont und bleiben unvergesslich. Sie sind tröstlich und erzählen authentisch von schweren Lebenswegen. Dieser vorbildliche Christ musste mit einer schwierigen Frage ringen. Die Bibel verbietet es uns einen Menschen zu töten. Doch kann es davon Ausnahmen geben, wenn beispielsweise durch ein Mord viele Menschenleben gerettet werden können?

Dieses Buch enthält ein Theaterstück, das zwischen zwei Zeitebenen wechselt. Zum einen zeigt es Bonhoeffer in seiner Gefängniszelle am Tag seiner Hinrichtung. Noch hofft er, dass die vorrückenden Amerikaner schneller sind und die Gefangenen rechtzeitig befreien. Doch am Ende wird er vom Henker gerufen. Er muss für seine Beteiligung an einer Verschwörung gegen Hitler sterben.

Die andere Zeitebene erzählt von Bonhoeffers Entscheidung für den Widerstand. Dieser Erzählstrang beginnt in seinem Elternhaus Ende der 30er Jahre und geht bis zu seiner Festnahme im Jahr 1944.

Dem Theaterstück vorangestellt ist eine längere Einführung des Herausgebers und Übersetzers, das hilfreiche Erklärungen zum Text und zum Hintergrund der Geschehnisse enthält.

Dieses kleine Buch ist bewegend. Auf nachvollziehbare Weise, wird der innere Kampf Bonhoeffers geschildert. Unglaubwürdig wirkt allerdings seine lieblose Art gegenüber seinem Wächter in seinen letzten Stunden.

Am interessantesten ist der Gedanke, dass die schwierige Frage, ob ein Mord jemals gerechtfertigt sein kann, auch für Bonhoeffer ungeklärt blieb, er aber trotzdem nach bestem Gewissen handelte. Als sein Schwager ihn fragt: Jeder, der das Schwert erhebt, wird durch das Schwert sterben. Das ist doch noch immer Teil des christlichen Glaubens, oder?, antwortet Bonhoeffer: Es bleibt auch gültig. Ohne Sünde zu töten, ist eine Illusion. Auf die anschließende Frage, ob er trotzdem bereit ist zu helfen, antwortet er: Es ist schlimmer, böse zu sein, als Böses zu tun.

Fazit: Ein Theaterstück, das die innere Gewissensnot eines Christen zeigt, der an einem Mordkomplott gegen einen Diktator beteiligt ist. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 09.03.2024
Das Lexikon der erstaunlichsten Fakten - die Welt mit neuen Augen sehen: das Nachschlagewerk für visuelles Lernen
McCann, Jacqueline;Bédoyère, Camilla de la;Mills, Andrea

Das Lexikon der erstaunlichsten Fakten - die Welt mit neuen Augen sehen: das Nachschlagewerk für visuelles Lernen


sehr gut

Dieses schwere, bunte, wunderschön gestaltete Buch lädt zum Staunen ein. Es ist weniger ein Lexikon, sondern vielmehr eine buntgemischte Sammlung von erstaunlichen Fakten über Tiere, Fahrzeuge, Menschen und vieles mehr.

Das Buch enthält zehn Kapitel, ergänzt durch einige zusätzliche Fakten und ein Quiz. Manches wiederholt sich – beispielsweise finden sich Informationen, die im Kapitel „Tiere“ zu entdecken waren, auch im Kapitel „Vögel“ oder „Ozeane“.

Jedes Kapitel wird durch eine andere farbige Markierung gekennzeichnet, so fällt es Kindern leicht das entsprechende Themengebiet zu finden. Die Doppelseiten sind wunderschön illustriert. Manchmal lädt etwas am rechten Bildrand dazu ein umzublättern - eine gelungene Idee!

Die Farbe des bunten Hintergrunds wechselt von einer Seite zur nächsten. Auf jeder Doppelseite sind etwa fünf bis sieben Bilder zu sehen, begleitet von ebenso vielen kurzen Absätzen mit den Fakten. Jede Doppelseite steht unter einer anderen Überschrift, zum Beispiel, „Echt gefährlich“, „Angeber“, oder „Seltsame Meerestiere“.

Unter den Informationen finden sich viele Tatsachen, die auch Erwachsene zum Staunen bringen. Wer hätte gedacht, dass jemand eine Suppe aus Vogelspucke machen will? Dagegen ahnen Erwachsene vielleicht, dass Nasen auch im Alter noch wachsen. Interessant sind die Meeresbewohner, die ganz in der Tiefe leben. Erstaunlich, dass eins dieser Wesen seine Taschenlampe immer dabei hat!

Fazit: Ein unterhaltsames Buch für Vorschulkinder und Leseanfänger, mit einfachen, aber erstaunlichen Tatsachen über Tiere, Lebensräume, Fahrzeuge, Maschinen und Menschen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 07.03.2024
Die Seele des Leitens
Härry, Thomas

Die Seele des Leitens


ausgezeichnet

Menschen, die andere führen, tragen eine große Verantwortung. Wie viel mehr trifft das zu, wenn es sich um christliche Leiter handelt. Wer dabei die ihm anvertrauten Menschen seinen eigenen Zielen unterordnet, anstatt auf ihre Seelen zu achten, wird als Leiter vermutlich andere verletzen und selbst früher oder später versagen.

Jeder Mensch ist eine Seele. Prägungen, Lebenserfahrungen, Einstellungen - all das und vieles mehr macht einen Menschen aus. Und dieses Wesen eines Menschen, die sogenannte Seele, ist voller Sehnsucht. Durstig. Dazu kommen Ängste. Und Reaktionen, die viel stärker ausfallen, als die Situation verlangt.

Der Theologe und Dozent Thomas Härry macht in diesem Buch deutlich, dass zur richtigen Leitung das Wahrnehmen dieser menschlichen Seele gehört. Doch nicht nur das. Leiter müssen sich auch bewusst sein, dass sie selbst eine solche schwache, sehnsüchtige, ganz individuelle Seele haben. Dieses Bewusstsein kann Führungspersonen vor Machtmissbrauch schützen.

Im ersten Teil des Buches geht es um das Leiten von Seelen. Zunächst wird erklärt, was mit Seele gemeint ist. Dann schreibt der Autor über die Komplexität eines Menschen und erklärt, wie viele Probleme im Miteinander auf Ängste zurückzuführen sind. Anschließend geht es um das Versorgen der menschlichen Seele, durch Gott und durch den Leiter.

In einem zweiten Teil warnt der Autor vor Gefährdungen der eigenen Seele, und erklärt wie Leiter gut für ihre Seele sorgen können. Wer den eigenen Hunger kennt, die Gefahren und Versuchungen, kann leichter lernen diesen Hunger allein bei Gott zu stillen.

Dieses kurze Buch ist schnell gelesen. Aus einem Vortrag entstanden, wurden die wertvollen und relevanten Gedanken für dieses Buch ergänzt und erweitert. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und die Einsichten sind eingängig. So mancher Gemeindekonflikt lässt sich nach dem Lesen leichter verstehen. Wichtig sind aber vor allem die Überlegungen, die Leiter auffordern, ihr eigenes Leben zu überprüfen.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das Leitern hilft sorgsam mit Menschen umzugehen, sie wirklich zu sehen, und nicht als Ressource zu betrachten. Dazu hilft es sich klar zu werden, wo eigene Sehnsüchte zur Gefahr werden können. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 12.02.2024
Die Zacken einer Krone
Schröder, Natalie;Treibholz, Ronja

Die Zacken einer Krone


ausgezeichnet

Natalie heißt eigentlich Natascha, doch beim Neuanfang in Deutschland bekommt sie nicht nur das unverhoffte Glück einer verheißungsvollen Zukunft, sondern auch einen neuen Namen.

Sie ist knapp elf Jahre alt, als sie mit ihrem neuen Papa nach Deutschland reist. Davor muss dieser Papa wochenlang gegen die Behörden kämpfen, damit Natascha und ein weiteres Kind aus dem Kinderheim das Land verlassen dürfen.

Die ersten Jahre ihres Lebens ist Natascha mehr auf den Straßen zuhause als in der verdreckten Wohnung, die sie sich mit ihrer suchtkranken Mutter und ihrem gewalttätigen Halbbruder teilt. Essen muss sie sich selbst besorgen, wenn sie nicht verhungern will. Da ist sie schon dankbar, wenn sie im Müll eine Zahnpastatube findet, die nicht ganz ausgedrückt wurde.

Als ihre Mutter stirbt, kommt Natascha in ein christliches Kinderheim. Einerseits kann sie es nicht fassen, dass es nun jeden Tag etwas zum Essen gibt, einfach so, und sie sogar mehrere Garnituren Kleidung bekommt. Andererseits begehrt sie immer wieder gegen die Regeln und festen Strukturen auf. Denn das neunjährige Mädchen ist seit vielen Jahren gewohnt eigenständig über ihr Leben zu bestimmen.

Ins Kinderheim kommen oft Besucher aus dem Traumland Deutschland. Eines Tages ist Natascha die Glückliche, die ein neues Zuhause in diesem Paradies bekommt. Sie rechnet allerdings nicht damit, dass es dort ebenso Regeln geben wird, und sie auch noch eine fremde Sprache lernen muss.

Dieses spannende Buch berichtet von Nataschas Kindheit auf den Straßen Kasachstans, vom schwierigen Start in der neuen Heimat, von ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben, und von den Freuden und Herausforderungen als Ehefrau, Mutter und Initiatorin von mehreren sozialen Projekten. Das befreite Königskind setzt sich mit Vorliebe für unterdrückte und benachteiligte Menschen ein, denn sie möchte, dass auch sie die wunderbare Liebe des himmlischen Vaters erleben.

Vor allem der erste Teil, mit Nataschas Erlebnissen in Kasachstan, ist sehr bewegend. Beim Lesen erwachen die Szenen zum Leben; die ekelerregenden Gerüche, die angstmachenden Geräusche, die Trostlosigkeit der verdreckten Umgebung. Doch der gute Schreibstil und die Spannung lassen auch in den späteren Kapiteln nicht nach, wenn beispielsweise ein Wohnwagenpark von Prostituierten beschrieben wird, oder die Hilflosigkeit angesichts einer unerwarteten Krankheit.

Fazit: Ein bewegendes Buch über das Schicksal eines Mädchens in Kasachstan, das nach einer Adoption in Deutschland eine neue Chance bekommt. Es ist inspirierend von der Gottesbeziehung der Autorin zu lesen, und wie sie die empfangene Liebe weitergeben möchte. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 07.02.2024
Er rief mich aus der Dunkelheit
Huck, Elizabeth Tamang Lama

Er rief mich aus der Dunkelheit


sehr gut

Wenig an Elizabeths Leben erinnert an ihre entbehrungsreiche und notvolle Kindheit. Es ist kaum zu glauben, welche Veränderungen der Glaube an Jesus in ihrer Familie bewirkt hat.

Sie stammt aus einem kleinen Ort in den Bergen des Himalajas. Ihre Mutter wird schon mit fünfzehn Jahren verheiratet. Obwohl der Mann, der für sie ausgesucht wurde, gut mit ihr umgeht, erleidet sie viel Not von ihren Schwiegereltern. Ihr großes Vergehen: Sie bekommt nur Mädchen und keine Jungs.

Als die Situation eskaliert, verlassen Elizabeths Eltern ihr Zuhause und fangen im Süden Nepals neu an. Aus wirtschaftlichen Gründen ziehen sie schließlich weiter nach Indien und Bhutan.

Elizabeth wird als achtes und jüngstes Kind der Familie geboren. Wieder ein Mädchen. Doch nicht nur, dass sie das falsche Geschlecht hat, belastet ihr junges Leben. Als ihr Vater kurz nach ihrer Geburt stirbt, wird dem Säugling die Schuld gegeben. Man meint, dass ein Fluch auf ihr lastet.

Ihre Kindheit ist geprägt von einer lieblosen Atmosphäre. Vor allem die schweren Anfeindungen ihrer Mutter machen dem kleinen Mädchen zu schaffen. Doch nach und nach ändert sich alles. Eine ihrer großen Schwestern besucht eine Gemeinde, die sich heimlich trifft. Nacheinander kommen andere Familienmitglieder dazu, auch Elizabeth und ihre Mutter. Das neue Leben mit Gott bringt Versöhnung und Frieden in die Familie.

Besonders faszinierend an dieser Geschichte ist die große Veränderung, die der Glaube in diese heidnische Familie bringt. Etwas mehr als die Hälfte der Geschichte erzählt von Elizabeths Leben in Nepal, von ihrer Kindheit, ihren Gemeindeerfahrungen, ihren Reisen und ihrer ersten Ehe. In der zweiten Hälfte des Buchs berichtet sie über ihr Leben in Deutschland und über Besuche in der Heimat.

Es macht Spaß dieses gut geschriebene Buch zu lesen. Elizabeths Geschichte ist interessant und lesenswert. Die Fotos sind eine schöne Ergänzung. Spannend ist vor allem der erste Teil, der von der so anderen Kultur der Menschen in Nepal erzählt. Beeindruckend ist es auch zu lesen, wie Gott dort wirkt.

Fazit: Eine Lebensgeschichte, die vor allem die Veränderung, die Gott in das Leben einer Familie bringen kann, großmacht. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 06.02.2024
Das Kleinste ist nicht zu klein
Brendel, Sarah

Das Kleinste ist nicht zu klein


sehr gut

Schon lange als erfolgreiche Sängerin bekannt, erzählt Sarah Brendel in diesem Buch faszinierende Geschichten aus ihrem Leben.

Ihr Start ins Leben ist hart. Die Eltern müssen beide wegen ihrer Drogensucht ins Gefängnis, und Sarah verbringt die ersten vier Jahre ihres Lebens fern von ihrer Familie – anfangs bei Verwandten, später in einem trostlosen Kinderheim und bei einer Pflegefamilie. Doch auf wunderbare Weise verändert Gott das Leben ihrer Eltern. Sie kommen frei, sowohl aus dem Gefängnis als auch von den Drogen. Eine Bilderbuch-Kindheit beginnt für Sarah und die vielen Geschwistern, die folgen.

In diesem Buch erzählt Sarah Brendel ihre Lebensgeschichte. Dabei geht es vor allem auch um ihre Entdeckung der Musik und ihre Erfahrungen als Künstlerin, daneben spielt aber auch der gelebte Glaube eine große Rolle. Ob Obdachlose, Gefangene, Flüchtlinge oder misshandelte Frauen, sie möchte dort sein, wo die Not groß ist, und mit Liedern und tatkräftiger Hilfe unterstützen.

Dieser Wunsch führt sie rund um die Welt. Ihre Schilderungen aus Indien und Afrika, Griechenland und Albanien, sind ebenso faszinierend wie die Erzählungen über Menschen in Deutschland, am Bahnhof, in der Fußgängerzone oder in Abschiebehaft. Mitzuerleben, wie leicht es sein kann, einen Menschen wirklich zu sehen und ihm zu helfen, ist eine große Stärke dieses Buchs. Menschen um sich herum wahrnehmen, anstatt nur mit sich und den eigenen Sorgen beschäftigt zu sein.

Dabei verschweigt Sarah nicht, dass Hilfe ausgenutzt oder ein Angebot der Gastfreundschaft überstrapaziert werden kann. Auch von ihren eigenen Schwächen und ihrem Versagen erzählt sie offen.

Sprachlich ist dieses Buch ein Genuss. Wie bunte Mosaiksteine, malt Sarah mit ihren Worten Bilder von fernen Ländern und von hoffnungslosen Menschen vor Augen. Schicksale werden so beschrieben, dass es leicht ist mit den Menschen mitzufühlen. Besonders schön sind die vielen Zitate aus den verschiedensten Werken, die im Buch eingestreut sind.

Fazit: Eine Künstlerin sucht die Nähe zu Menschen, die leicht übersehen werden und zeigt so, wie wichtig und auch einfach es ist, Mitgefühl zu zeigen und praktisch zu helfen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 05.02.2024
Die ehrenhafte Mrs Hale
Miller, Carolyn

Die ehrenhafte Mrs Hale


sehr gut

Mittellos und nach einer langen Reise müde und ausgehungert, will Julia einfach nur nach Hause. Vor allem sucht sie nach einem sicheren Ort für das geliebte Baby in ihren Armen. Ihr Mann, Thomas, ist seit Monaten spurlos verschwunden. Als alles Geld aufgebraucht ist, sieht Julia keinen anderen Ausweg als zurück zu ihrer Familie zu gehen. Dieser Schritt fällt ihr so schwer, ist sie doch vor wenigen Jahren von Zuhause weggelaufen, um gegen den Willen ihrer Familie zu heiraten.

Julias Mutter freut sich, dass ihr Mädchen wieder Zuhause ist. Am besten die Ehe annullieren! Doch Julia hofft so sehr, dass ihr Thomas zurückkehrt. Als er wenig später tatsächlich vor der Tür steht, kann das junge Paar nicht einfach weitermachen, wo es vor seinem Verschwinden aufgehört hat. Zu viel ist in der Zwischenzeit geschehen.

In diesem Regency-Roman spielt das Thema Versöhnung eine große Rolle. Versöhnung mit der Familie, mit dem Ehepartner, und mit Gott. Erkenntnis der Sünde, ob für offensichtliche Verfehlungen oder für Herzenshaltungen, gehen der Versöhnung voraus. Der Glaube spielt in der Erzählung eine wichtige Rolle, und die Hinweise darauf fügen sich gut in die Erzählung ein. Jeder Lebensweg und jede Persönlichkeit ist anders, doch die Veränderung und Vergebung durch den Glauben scheint so schnell zu gehen, dass es nicht ganz glaubwürdig erscheint, vor allem bei Julia.

Dieses Buch ist das sechste in einer Reihe von Liebesgeschichten, die in der Regency-Ära spielen. Die Erzählung steht für sich allein da, allerdings ist es für Leser der Reihe schön, liebgewordene Charaktere der anderen Büchern wieder zu begegnen. Während es in den anderen Büchern um das Finden des Ehepartners geht, liegt bei diesem Buch der Schwerpunkt auf das Ausharren bei Schwierigkeiten in einer bereits geschlossenen Ehe.

Fazit: Spannend und mit unerwarteten Wendungen, ist diese Regency-Liebesgeschichte eine lohnende Lektüre. Vergebung und Gnade werden auf überzeugende Weise als Antwort auf Schuld und Scham gezeichnet. Empfehlenswert, vor allem für Menschen, die gern historische Romane lesen!