Adrian ist durch eine Narbe entstellt, was ihm Komplexe beschert, die ihn trotz selbstbewusster Anwandlungen unsicher sein lassen. Clarissas Sehschwäche wiederum bietet Platz für weibliche Hilflosigkeit und darüber hinaus für romantische Aktionen seitens Adrian (Picknick, Vorlesen, etc.). Nicht zu
vergessen natürlich amüsante Szenen. Da wären zum Beispiel die Vergleiche, die die Stiefmutter…mehrAdrian ist durch eine Narbe entstellt, was ihm Komplexe beschert, die ihn trotz selbstbewusster Anwandlungen unsicher sein lassen. Clarissas Sehschwäche wiederum bietet Platz für weibliche Hilflosigkeit und darüber hinaus für romantische Aktionen seitens Adrian (Picknick, Vorlesen, etc.). Nicht zu vergessen natürlich amüsante Szenen. Da wären zum Beispiel die Vergleiche, die die Stiefmutter bemüht, während sie Clarissa über die anstehende Hochzeitsnacht aufklärt. In historischen Liebesromanen erwartet man zudem unkonventionelles Denken und Handeln, sorgt es doch für leichte und entspannende Unterhaltung.
Doch: Unterhaltung und Amüsement halten sich in Grenzen und das Umblättern fällt schwer.
Es gibt unsägliche Wiederholungen. Spätestens nach dem dritten Mal kapiert man, warum Clarissa so schlecht sieht. Sands legte aber noch etliche Male nach. Und leider drehen sich die Wiederholungen nicht nur um Clarissas Sehschwäche. Genauso häufig bediente sie sich diverser Klischees. Vermutlich witzig angedachte Redewendungen und Übertreibungen, kamen mir dabei eher albern oder deplatziert vor. Die Mithilfe bzw. Nachsichtigkeit von Adrians Mutter oder Clarissas Vater wirkt zu überzogen wohlwollend.
Hinzu kommt eine Sprache sowie flapsige Verhaltensweisen, die nicht in die damalige Zeit bzw. das Genre passen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Redewendungen wie schiefes Brett oder feige Socke verwendete oder sich nicht die Bohne kümmerte. Worte wie Nasenfahrrad wirken zu modern. Die Vielfalt an Bezeichnungen des männlichen Geschlechtsorgans war teils nervtötend.
Unabhängig davon: In historischen Liebesromanen erwarte ich statt Sex- eher Liebesszenen und Andeutungen. Letztere wirken oft erotischer als die teils platten, teils hölzern wirkenden Beschreibungen, die man im Buch findet. Egal ob es sich um Schilderungen von Oralverkehr handelt oder Begriffe wie Freudenspender die in heiße Grotten geschoben werden.
Mit 24 wird Clarissa permanent als Mädchen bezeichnet. Dazumal lief man eher Gefahr, als alte Jungfer tituliert zu werden. Besagtes Mädchen ist zwar anscheinend fast blind, doch ihre gravierende Sehschwäche mutiert munter von der Nah- zur Weitsichtigkeit, je nachdem wie es der Autorin gerade in den Kram passt. Mal lächelt sie in die vermutete Richtung eines Gesprächspartners, hat aber keine Mühe, dessen Gesichtsausdruck zu deuten. Sie stellt heißen Tee auf einem Oberschenkel ab, weil sie einen Tisch hinter dem Umriss vermutet, doch macht der Blick auf den exemplarisch ausgestatteten Adrian keine allzugroßen Probleme. Außerdem stelle ich es mir schwierig vor, eine ansprechende Frisur für einen Ball zu kreieren, nachdem die Person zuvor bewusstlos in einem Brunnen lag und besagter Ball längst begonnen hat. Mit Umziehen alleine dürfte es wohl nicht gelungen sein, sowohl die dabei entstandene Verletzung als auch die nassen Haare zu vertuschen. Ebenso wenig glaube ich, dass es zu dieser Zeit so einfach war, an eine Brille zu kommen, wie die Autorin es beschreibt.
Wäre die Geschichte auf 50 Seiten komprimiert, käme vermutlich eine lustig-unterhaltsame Erzählung heraus. So jedoch zieht sich eine künstlich aufgeplusterte Story unsäglich zu einem rosarot angehauchten Ende. Das passt zwar durchaus im Bezug auf Adrian und Clarissa. Hinsichtlich des eingeflochtenen Handlungsstrangs, der Clarissas Tollpatschigkeit in Anschläge auf sie umwandelt, wirkt es jedoch langatmig. Was von der Autorin als Verwirrspiel auf der Suche nach einem bösen Widersacher angelegt wurde, entwickelt sich vorhersehbar konstruiert, bevor es weich gespült endet. Adrians ach so scharfer Verstand übersieht hanebüchen offensichtliche Dinge oder vergisst sie schlicht und ergreifend, während Clarissa das naive Dummchen mimt.
Fazit:
Eine komplette Enttäuschung. Klischees und falsche Sprache rauben das letzte bisschen Lesefreude, das angesichts der guten, aber schlecht umgesetzten Grundidee aufkommen mag.
2013 Antje Jürgens (AJ)