Bei „Wer soll denn das anziehen, bitteschön“ aus dem Rowohlt-Verlag handelt es sich um Susanne Schedels zweiten Band mit Erzählungen nach ihrem Debüt „Schattenräume“, für das sie sogar mit dem Bayerischen Staatsförderpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Die aus Unterfranken stammende Autorin
lebt mittlerweile in Düsseldorf und ist promovierte…mehrBei „Wer soll denn das anziehen, bitteschön“ aus dem Rowohlt-Verlag handelt es sich um Susanne Schedels zweiten Band mit Erzählungen nach ihrem Debüt „Schattenräume“, für das sie sogar mit dem Bayerischen Staatsförderpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Die aus Unterfranken stammende Autorin lebt mittlerweile in Düsseldorf und ist promovierte Germanistin.
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Das Buch besteht aus acht in sich abgeschlossenen Erzählungen, in denen jeweils andere Protagonisten verschiedenster Altersklassen im Mittelpunkt stehen. Dabei handelt es sich um recht alltägliche Personen, wie sie einem auch auf der Straße begegnen können. Ein Student, der eine Hochschulkarriere anstreben will, aber Gefahr läuft, dabei sein Privatleben komplett zu vernachlässigen. Eine verwitwete ältere Damen, die aus Verbundenheit zu ihrem verstorbenen Mann regelmäßig ins Casino geht. Eine unter Angststörungen leidende Frau mittleren Alters, die von ihrem Mann nach einem längeren Klinikaufenthalt abgeholt wird. Eine junge Frau, die ihren Freund besucht, der als Doktorand an einer amerikanischen Universität ist und eine andere, die eine besondere Beziehung zu ihrer Großtante, einer Ordensschwester hat. Auch die Orte der Handlung sind ganz verschieden: Unter anderem Alabama, Italien, Hamburg und Unterfranken. Das, was die Protagonisten in den Geschichten erleben, erscheint auf den ersten Blick manchmal nicht allzu spektakulär, stellt für sie selbst aber doch eine einschneidende Situation dar. Die verbindende Gemeinsamkeit zwischen allen Erzählungen ist, dass sie von Momenten im Leben handeln, an denen sich, mal mehr mal weniger offensichtlich, ein Umbruch andeutet.
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Susanne Schedel versteht ihr Handwerk und es gelingt ihr, in ihren Erzählungen Situationen, Stimmungen und Bilder einzufangen und diese sehr authentisch und anschaulich zu beschreiben, sodass man das Gefühl hat, den Protagonisten sehr nahe zu sein. Die Charaktere sind sehr verschieden, aber durchweg überzeugend gezeichnet, was es spannend macht, sich beim Lesen auf sie einzulassen und interessante Eindrücke aus ihrem Leben zu erhalten.
In ihren Erzählungen findet die Autorin viele treffende sprachliche Bilder, die man gerne im Gedächtnis behält und für die es sich lohnt, die Geschichten auch ein zweites Mal zu lesen. Der Sprachstil der Erzählungen ist angenehm lesbar und die Wortwahl wirkt wohlüberlegt und jeweils sehr gut zur Situation passend. Gerne würde ich daher noch mehr von Susanne Schedel lesen. Zudem finde ich es toll, dass es auch Autoren und Verlage gibt, die sich noch trauen, Erzählungen zu verfassen und zu veröffentlichen, auch wenn es sehr schwer ist, damit heutzutage einen Kassenschlager zu landen.