Spannend ist der im August beim Piper-Verlag als Taschenbuch erschienene Roman „Das Kala-Experiment“ von Karl Olsberg durchaus. Allerdings darf man den geschilderten Sachverhalt nicht kritisch hinterfragen, um die künstlich aufgeblasene Illusion nicht zum Platzen zu bringen. Wenn man die ellenlange
Werksliste des unter dem Pseudonym Karl Olsberg schreibenden Unternehmensberaters Karl Freiherr von…mehrSpannend ist der im August beim Piper-Verlag als Taschenbuch erschienene Roman „Das Kala-Experiment“ von Karl Olsberg durchaus. Allerdings darf man den geschilderten Sachverhalt nicht kritisch hinterfragen, um die künstlich aufgeblasene Illusion nicht zum Platzen zu bringen. Wenn man die ellenlange Werksliste des unter dem Pseudonym Karl Olsberg schreibenden Unternehmensberaters Karl Freiherr von Wendt (58) seit seinem Romandebüt im Jahr 2007 durchzählt, darf man, ohne die Bücher selbst gelesen zu haben, allein aus der Vielzahl der Werke folgern, dass es dem Autor wohl nicht bei jedem Werk auf literarischen Anspruch ankommen dürfte. Das „Das Kala-Experiment“ ist jedenfalls nur ein auf Action zielender, im Kern aber recht oberflächlicher Roman, der das vom Verlag verliehene Prädikat „Thriller“ wirklich nicht verdient.
Worum geht es? Wenige Tage nach seinem Video-Interview mit einer Bloggerin begeht der weltbekannte deutsche Physiker Ichting plötzlich Selbstmord. Die Bloggerin Nina geht aber von Mord aus und betätigt sich nun als investigative Journalistin. Bald kommt sie, wenn auch anfangs unwissentlich, einem physikalischen Projekt in den USA, dem Kala-Experiment, auf die Spur. Durch dieses Experiment zur Energiegewinnung versucht der steinreiche und skrupellose Inhaber von Allied Industries, aktuell Wissenschaftsberater eines im Buch ungenannten Präsidenten Trump, noch reicher zu werden. Auch als Leser kommt man der Sache kapitelweise näher: Die am Projekt beteiligten Fachleute haben – einige Tage unserer Zeit voraus – ein Wurmloch durch Raum und Zeit in die Vergangenheit erzeugt, was zu unerklärlichen Erscheinungen in unserer Gegenwart führt: Da ist ein unerwartet auf der Kasseler Autobahn erscheinendes Auto Verursacher eines tödlichen Unfalls, Fahrerin und Kind sind tot, doch dieselben zwei werden immer noch gesund daheim angetroffen. Da kommt eine alte Frau in den USA quicklebendig zu einer Trauerfeier in die Kirche und sieht sich selbst als betrauerte Leiche. So reiht sich weltweit ein unerklärliches Phänomen an das andere.
Der Autor versucht, uns mit seinem Roman vor der Gefahr zu warnen, wenn Forscher und skrupellose Unternehmer zusammenarbeiten und bisherige Grenzen der Forschung überwinden, ohne sich über mögliche Risiken für die Menschheit Gedanken zu machen. Man denke nur an die friedliche Nutzung der Kernenergie und den Bau der Atombombe.
So weit, so gut. Hinterfragt man allerdings die Handlung kritisch, dann scheitert der Roman an fehlender Logik. Denn wenn das Kala-Experiment tatsächlich schon in der Zukunft – nämlich am kommenden Donnerstag um 11:45 Uhr – stattgefunden hat und wir jetzt schon dessen Auswirkungen erlebt haben, warum haben unsere Protagonisten dann Angst vor dem Weltuntergang? Mehr als jetzt geschehen ist, kann doch nicht mehr geschehen. Weshalb sollte unsere Welt also am Donnerstag untergehen?
Ich gebe offen zu, diesen Roman von Karl Olsberg zügig durchgelesen zu haben, da ein gewisser Spannungsfaktor leicht verführt. Ist dieser Roman also empfehlenswert? Nein, ist er nicht. Aber er ist trotz gewisser Spannung eine entspannende Feierabendlektüre. Man darf den Roman gern lesen - solange man kein besseres Buch zur Hand hat. Die Kernidee des Romans jedoch, vor unkontrollierbaren Gefahren wissenschaftlicher Experimente zu warnen, ist nachvollziehbar und richtig. Diese Idee lohnt weiteres Nachdenken.