Kann die Gefühlswelt eines Autisten interessant und lustig sein und seine Gedankengänge zum Nachdenken und Bewundern anregen? Kann ein Buch, dessen erzählender Protagonist offensichtlich (ausgeschrieben wird es nie) ein an dem Asperger-Syndrom leidender 15 jähriger ist eine GRANDIOSE Lektüre sein?
Eine AMÜSANTE und LUSTIGE und doch keinesfalls seichte?
Dank Mark Haddon ja.
In seinem wunderbaren…mehrKann die Gefühlswelt eines Autisten interessant und lustig sein und seine Gedankengänge zum Nachdenken und Bewundern anregen? Kann ein Buch, dessen erzählender Protagonist offensichtlich (ausgeschrieben wird es nie) ein an dem Asperger-Syndrom leidender 15 jähriger ist eine GRANDIOSE Lektüre sein? Eine AMÜSANTE und LUSTIGE und doch keinesfalls seichte?
Dank Mark Haddon ja.
In seinem wunderbaren Roman erzählt uns Christopher Boone, 15 Jahre, 3 Monate und 2 Tage alt aus seinem Leben. Und zwar schreibt er auf, was sich seit dem Tage ereignet, an dem er den Nachbarshund tot auf dem Rasen gefunden und beschlossen hat, diesen Kriminalfall wie sein großes Vorbild Sherlock Holmes zu lösen.
Christopher ist freundlich, aber distanziert, denn Christopher versteht das meiste nicht, was in der Gesellschaft als selbstverständliche Konvention des Zusammenlebens und des Betragens dient. Das muss Christopher lernen, dabei hilft ihm seine Lehrerin, die auch durch Christopher ab und an auf manch absurde Regeln aufmerksam gemacht wird.
Christopher versteht keine Witze, denn eine zweite Ebene über der eigentlichen Bedeutung der Worte bleibt ihm verschlossen, genauso wie das Deuten der Mimik eines Gesichts als Ausdruck einer Emotion.
Christopher liebt seinen Vater, schliesslich kocht er für ihn und passt auf, aber auch er kann und darf Christopher nicht zu nahe kommen und ihn berühren.
Was hier jetzt vielleicht deprimierend und schrecklich herüber kommt ist nur die bittere Erkenntnis die man beim Nachdenken über die Schattenseiten des Lebens mit Autisten gewinnt: ihre Zuneigung zu anderen ist eine andere, ihre Art diese zu zeigen auch.
Aber auf der anderen Seite erkennt man auch, dass autistische Menschen Qualitäten und Gaben besitzen, die sie herausheben und so zu besonderen, zu bewundernden Personen machen.
So ist Christopher was Zahlen, Rechnen und das logische Denken betrifft, ein Genie. Und auch seine Art, Dinge wahrzunehmen und sie in seinem Buch festzuhalten, lassen erkennen, wie toll er ist. Wie kostbar er für "uns" sein kann.
Der Roman, der ja von Christopher erzählt wird, ist also alles andere als düster und traurig, in seiner nüchtern berichtenden Art, seinen Alltag und die Beweggründe seines Handels zu schildern, brachte mich Christopher Boone zum Lachen, zum Nachdenken und Schmunzeln, und manchmal bewunderte ich ihn sogar ob seiner Klarheit mit der er Fehler von uns "Gesunden" erkannte und seinen von ihm entwickelten Methoden, denn komplizierten Alltag zu meisten.
Und auch die Menschen die er trifft und die es wagen, sich ein wenig auf ihn einzulassen, gewinnen durch Christopher Boone an Einsicht, was deutlich macht, wie viel er zu geben hat, auch wenn das Zusammenleben mit ihm schwierig ist.
Christopher Boone fühlt sich nicht schlecht oder krank, was er ja auch nicht ist, er ist glücklich und zufrieden, so lange alles seinen geordneten Gang geht, in festgelegten und bekannten Bahnen und Ritualen verläuft. Wenn zum Beispiel mehrere rote Autos hinter einander die Straße entlang fahren, dann ist es, je nach Anzahl der Wagen ein superguter Tag oder gar ein supersuperguter.
Fatal sind allerdings gelbe Autos, oder gelbe Dinge im Allgemeinen. Am liebsten hat Christopher rot und so ist auch Ketschup oder Lebensmittelfarbe immer dabei um zur Not seine Nahrung erträglich zu gestalten. Diese sich übrigens auf dem Teller auch nicht berühren darf...
Dazu kommen unzählige andere "Spleens" oder Besonderheiten, die den Leser verblüffen, schmunzeln lassen aber auch zu verstehen geben, dass Menschen wie Christopher Boone unzählige selbst erstellte Regeln und Rituale brauchen um zurecht zu kommen.
Ein tolles Buch, da es nicht nur eine grandiose, flüssige Lektüre bietet, sondern auch noch zum Lachen bringt UND zum Nachdenken. Es nimmt vielleicht sogar die Angst vor einem Thema, das man vorher nicht genau kannte, mir persönlich hat es in sofern geholfen, dass ich keine Angst mehr habe, irgendwann ein Kind zu bekommen das vielleicht "anders" ist.