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Jazz und Milan. Zwei junge Menschen in Berlin
Zwei Geschichten. Zwei Perspektiven. Die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Jazz kennt Milan, den etwas seltsamen Tellerwäscher aus der Kantine des Tagesspiegel, nur ganz flüchtig. Doch für Milan ist Jazz alles. In jeder Nacht sitze ich hier und schreibe an sie. An sie, deren Namen ich nicht einmal kenne. Du bist schön wie der Mond. Milan ist besessen von Jazz und schleicht sich nach und nach in ihr Leben ... Dem Autor Johannes Groschupf gelingt es auf eindrucksvolle Weise, in das Seelenleben der beiden Protagonisten einzutauchen. Ein…mehr

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Produktbeschreibung
Jazz und Milan. Zwei junge Menschen in Berlin

Zwei Geschichten. Zwei Perspektiven. Die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Jazz kennt Milan, den etwas seltsamen Tellerwäscher aus der Kantine des Tagesspiegel, nur ganz flüchtig. Doch für Milan ist Jazz alles. In jeder Nacht sitze ich hier und schreibe an sie. An sie, deren Namen ich nicht einmal kenne. Du bist schön wie der Mond. Milan ist besessen von Jazz und schleicht sich nach und nach in ihr Leben ... Dem Autor Johannes Groschupf gelingt es auf eindrucksvolle Weise, in das Seelenleben der beiden Protagonisten einzutauchen. Ein fesselnder, außergewöhnlicher Thriller, der lange nachwirkt. Vom Autor der Lost Places
Autorenporträt
Johannes Groschupf, 1963 in Braunschweig geboren, studierte Germanistik, Publizistik und Amerikanistik. Er lebt als freier Journalist in Berlin und schreibt Romane für Jugendliche und Erwachsene.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2014

Das siebente Siegel
Ein Thriller über Freiheit, Liebe und Gewalt
VON FRITZ GÖTTLER
Sie ist einfach ein Mädchen, das ebenfalls mit dem 29er fährt. So fängt die Geschichte an. Am Heinrichplatz steigt sie ein, setzt sich immer auf denselben Platz, Oberdeck, zweite Reihe. Wenn sie nur die Kopfhörer nicht hätte . . . Sie fährt die ganze Strecke, Checkpoint Charlie, den Kurfürstendamm hoch, den Teplitzer Damm hinauf bis Roseneck. Und sie ist schön wie der Mond.
  Eine Liebe in Berlin, eine Besessenheit. Milan ist aus der Anstalt verschwunden, nach drei Jahren, sein Onkel hat ihm weitergeholfen, immer noch hört er Stimmen im Kopf, fremde Stimmen. „Meine Feuerzeuge haben sie mir weggenommen. Ich selbst war ein kaputtes Feuerzeug. Kein Zündstein mehr, der einen Funken schlägt, kein Gas, das zu einer Flamme aufsteigt.“
  Nun ist, mit Jazz, wieder ein Funke da, steigt wieder eine Flamme auf. Das Mädchen Jazz, das Jasmin hieß, als es bei seinen Eltern lebte in Glückstadt an der Elbe, der Bruder ist im Fluss ertrunken, mit sechs, Jasmin hat nicht aufgepasst. In Berlin fängt sie ein Praktikum an beim Tagesspiegel , sie studiert die Menschen auf der Straße und im Bus, der 29er ist ihre Lieblingsstrecke. Berlin soll ihr helfen, endlich frei zu werden von den Erinnerungen, dem Schuldgefühl. Nun hört sie auf den Namen Jazz.
  Es ist ein eigentümlicher Sound, in dem von der merkwürdigen Beziehung zwischen den beiden erzählt wird, ein Berliner Sound, selbstsicher, aber auch zögerlich, zupackend, zielbewusst, und doch warten sie immer auch, dass etwas von außen an sie herankommt. Allein in der Stadt Berlin, die für die Einsamkeit gemacht zu sein scheint. „Manchmal denke ich, dass ich die Leute in der Stadt unterschätze. Jeder lebt hier in seiner kleinen Welt, und man weiß so gut wie nichts voneinander.“
  Natürlich hat Jazz den merkwürdigen Typen bemerkt, der immer mit ihr im Bus fährt, und plötzlich arbeitet er auch als Tellerwäscher in der Kantine des Tagesspiegel – und er hat richtig brutal hingelangt, um diesen Job zu kriegen. Sie gehen zusammen auf den Weihnachtsmarkt, dann nimmt er sie mit zu sich, drei Schlösser an der Tür, sie ist neugierig, wie die Leute wohnen, daher will sie zum Journalismus. Seine Wohnung riecht nach Leberwurst und Einsamkeit. Das Erhabene ist immer ganz dicht am Gewöhnlichen in diesem Buch, das Zärtliche am Gewaltsamen.
  Milan macht Tee, betäubt Jazz, legt sie aufs Bett, zieht sie aus, bindet ihr die Hände fest. Vergewaltigt sie. „Ich sitze neben dem Bett und schaue zu, wie es geschieht . . . Der Körper dort, dem das angetan wird, das bin nicht mehr ich, das ist nicht mehr Jazz. Ich sitze neben dem Bett, ich habe mich aus meinem Körper entfernt.“ Liebe ist– das steckt in ihr – zum Terror geworden. Die erzählerische Abstraktion intensiviert die Brutalität der Szene. Auch wie die beiden das bewältigen in den folgenden Tagen – Milan wird zum Feuerteufel, Jazz liebt einen anderen Mann –, führt in die Abstraktion, die der Apokalypse. Die des Lammes, das nicht mehr Beute sein will, das die Welt seinen Zorn spüren lässt.
Johannes Groschupf: Der Zorn des Lammes. Thriller. Oetinger Taschenbuch 2014. 189 S., 12,99 Euro.
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