Das Buch von Mathias Kopetzki ist weit mehr als nur die Beschreibung, wie ein in Deutschland aufgewachsener Junge, seinen iranischen Vater mit über dreißig Jahren zum ersten mal in Teheran besucht.
Viel wichtiger und interessanter war es für mich mitzuerleben, wie ein Fremder Teheran und die
Denkweise der Normaliraner erlebt und kennenlernt. Geschickt verbindet der Autor zunächst seine beiden…mehrDas Buch von Mathias Kopetzki ist weit mehr als nur die Beschreibung, wie ein in Deutschland aufgewachsener Junge, seinen iranischen Vater mit über dreißig Jahren zum ersten mal in Teheran besucht.
Viel wichtiger und interessanter war es für mich mitzuerleben, wie ein Fremder Teheran und die Denkweise der Normaliraner erlebt und kennenlernt. Geschickt verbindet der Autor zunächst seine beiden Erzählebenen. Abwechselnd beschreibt er seinen direkten Weg von Deutschland nach Teheran und wie er von der Existenz seines Vaters vor vielen Jahren erfuhr.
"Schlipsträger sind US - Anhänger. Imperialisten!"
Dies hört er im Flugzeug von einem iranischen Arzt, der sich gerade seiner Krawatte entledigt. Mit sehr gemischten Gefühlen sitzt Kopetzki im Flugzeug, das gerade im Landeanflug auf Teheran ist.
Wenig später schließt sein Vater ihn zum ersten Mal in die Arme. Gemeinsam sitzen sie im Auto und fahren in die Wohnung des Vaters, wo bereits die gesamte große Familie zum Empfang bereit steht.
"Welcome to Iran"
Wie der Sohn, ist auch der Vater aufgeregt. Er erzählt seinem Sohn vom großen Empfang und auch davon, dass es gut wäre einen großen Hunger mitzubringen, denn es gilt als unhöflich nicht kräftig mitzuessen. Mathias ahnt Böses, aber es gibt kein Entweichen mehr. Neugier stellt sich bei ihm ein. Wenige Tage nach seiner Geburt bereits verlies sein Vater Deutschland. In wenigen Minuten sollte er seine Halbgeschwister und seine iranische Familie kennenlernen. Als er dann an der Wohnungstür von seinem behinderten Bruder begrüßt wird, denkt er:
"Bis zu diesem Moment hatte ich geglaubt, meine leibliche Familie nie wirklich vermisst zu haben. Aber nun begriff ich, dass viele Dinge, die mein Leben ausmachten, nur mit ihr zu tun gehabt hatten."
Aber keine Angst, dieses Buch drückt nicht etwa auf die Tränendrüsen des Lesers und es ist auch nicht durchgehend toternst. Spätestens als Mathias seinen ersten Kontakt mit dem Teheraner Stehklo beschreibt, kann herzhaft gelacht werden.
Aber hinzu kommen dann in den folgenden Tagen auch viele Gespräche mit dem Vater und der Verwandtschaft über Familiäres hinaus. Warum ist der Besitz von Atomwaffen für den Iran beispielsweise so wichtig? Wie steht es um die Dinge des Glaubens im Alltag?
Kopetzki ermöglicht mit seinem Buch einen völlig neuen Blick in den Iran hinein. Wir bekommen einen Eindruck von dem, was die Menschen auf der Straße denken, über sich, ihr Land und uns hier im Westen. Ich habe dieses Buch verschlungen und empfehle es sehr gern weiter!
Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu