Für junggebliebene Erwachsene
Friedrich Löwenmaul stammt aus eine Dynastie erfolgreicher und berühmter Hummelreiter. Doch Friedrich mag keine Hummeln und enttäuscht die Erwartungen seiner Familie. Die Hummel Hieronymus Brumsel hat keine Geduld mit Friedrichs Gezicke. Der junge Mann wird gebraucht
im drohenden Krieg um das Königreich Südwärts. Das nicht einfache Verhältnis zwischen der…mehrFür junggebliebene Erwachsene
Friedrich Löwenmaul stammt aus eine Dynastie erfolgreicher und berühmter Hummelreiter. Doch Friedrich mag keine Hummeln und enttäuscht die Erwartungen seiner Familie. Die Hummel Hieronymus Brumsel hat keine Geduld mit Friedrichs Gezicke. Der junge Mann wird gebraucht im drohenden Krieg um das Königreich Südwärts. Das nicht einfache Verhältnis zwischen der lebenserfahrenen Hummel und dem unsportlichen Friedrich kann sich vermutlich jeder Leser vorstellen. Friedrich wurde in eine Versagerrolle gedrängt, vielleicht genießt er sein Dasein als Schwarzes Schaf der Familie sogar; denn Hummeln zu reiten, könnte so schweißtreibend wie gefährlich sein. Brumsel und sein Reiter kommen einer gigantischen Verschwörung auf die Spur, bei der Ameisenheere durch Manipulation ihres Geruchssinns als Söldner eingesetzt werden sollen.
Verena Reinhardts Roman hat mich mit einer sehr witzigen Leseprobe angesprochen und imponierte mir mit seinem detailreichen Buchcover. In den einzelnen Waben hätte durchaus eine geheime Botschaft versteckt sein können. Angeboten wird die Geschichte aus der Welt der Lebewesen mit 6 oder 8 Beinen für Leser ab 10 Jahren. Auf den ersten Seiten wirken Friedrichs Erlebnisse noch, als könnten sie Leser aller Altersgruppen unterhalten und amüsieren. Ein Kinderbuch von 500 Seiten finde ich zwar gewagt, aber den Umfang von „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ schaffen einige geübte Grundschüler schon. Im Vergleich zu Lagerlöfs als Lehrstück für die Jugend konzipierten Text fehlen Reinhardts Hummelreiter jedoch wichtige Merkmale eines Kinderbuchs. Es wird sehr viel behauptet, nicht gezeigt, so dass Kinder sich in den alterslosen Friedrich nur schwer einfühlen können. Harry Potter z. B. oder Nils Holgersson sind deutlich als Kinder/Jugendliche zu erkennen, die stellvertretend für den jungen Leser Gefahren in der weiten Welt zu bestehen haben. Von Friedrich wird zwar behauptet, er wäre ein Jüngling, sein Verhalten zeigt mir das jedoch nicht. Was macht überhaupt einen Jüngling aus, wenn Hummeln und Ameisen eine doch sehr kurze Lebensspanne haben? Friedrich könnte ebenso gut ein 200 Jahre alter Gnom sein mit einer Vorliebe für lange Unterhosen. Friedrichs Rolle als Schwarzes Schaf wird behauptet, aber nicht gezeigt. Zur Identifikationsfigur für Kinder, mit der sie fühlen und fiebern können, taugt Friedrich meiner Ansicht nach kaum. Fehlt diese Möglichkeit, sind junge Leser nur schwer an ein Buch zu fesseln. Der Sprachwitz des Texts lässt Erwachsene zwar manches Mal schmunzeln, funktioniert jedoch nicht generationenübergreifend. Selbst wenn der Roman (realistischer) als Tierabenteuer für junggebliebene Erwachsene vermarktet würde, fehlt mir selbst als erwachsener Leser die Identifikation mit einer der Figuren (gern hätten das auch Brumsel oder eine erfahrene Ameisenkriegerin sein dürfen) und das Zeigen von Emotionen und Ereignissen statt des bloßen Behauptens.
Als humorvolles phantastisches Tierabenteuer richtet sich Der Hummelreiter eher an junggebliebene Erwachsene als an Kinder ab 10.