Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, denn eigentlich hat mich einfach alles in diesem Buch zum Schwärmen gebracht. Archer Helmsely ist der wohl ungewöhnlichste Protagonist, der mir seit langem in einem Buch begegnet ist. Archer spricht mit den ausgestopften Tieren, die im Helmsley-Haus der
Dekoration dienen. Das tut er nicht, weil die Gespräche anregend oder hilfreich sind, sondern weil sie…mehrIch weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, denn eigentlich hat mich einfach alles in diesem Buch zum Schwärmen gebracht. Archer Helmsely ist der wohl ungewöhnlichste Protagonist, der mir seit langem in einem Buch begegnet ist. Archer spricht mit den ausgestopften Tieren, die im Helmsley-Haus der Dekoration dienen. Das tut er nicht, weil die Gespräche anregend oder hilfreich sind, sondern weil sie ihn von seiner Einsamkeit und Langeweile ablenken. Dabei vergisst man als Leser oftmals, dass sich Archer die Gespräche bloß einbildet, denn die Schlagfertigkeit der Tiere ist urkomisch und sarkastisch. Gleichzeitig leidet man beim Lesen sehr mit
Archer, der von seiner Mutter ins Haus gesperrt wird.
Im Gegensatz zu Archer, der seine Tage damit verbringt abenteuerliche Pläne zu schmieden, um seine Großeltern in der Arktis zu finden, steht sein bester Freund Oliver Archers Ideen eher skeptisch und ängstlich gegenüber. Äußerst witzig fand ich, dass Oliver zwar immer denkt, dass er mit Archer nicht auf Reisen gehen möchte, er aber trotzdem alle aberwitzigen Vorbereitungen seines Freundes mitmacht. Und das kann auch bedeuten, dass er gemeinsam mit Archer und Adélaïde Eiswürfel lutscht, um sich auf die Kälte der Arktis vorzubereiten.
Adélaïde hat mir als Figur ebenfalls sehr gut gefallen. Sie gibt Archer das nötige Selbstvertrauen, das er braucht, um daran zu glauben seine Großeltern lebend wiederzufinden. Adélaïde ist ein Mädchen, das nur zu bewundern ist. Bei einem schweren Unfall hat sie ihr Bein verloren und erzählt allen, die es hören wollen, dass ein Krokodil ihr Bein gefressen habe. Diese Lüge dient ihr zum Schutz vor der bedrückenden Wahrheit und macht sie für den Leser sehr authentisch und trotz der Lüge sehr sympathisch.
Obwohl Archer von der Welt außerhalb des Helmsley Haues noch nicht viel gesehen hat, hat er eine wunderbare Vorstellungskraft und die Fähigkeit seine Tagträume lebendig werden zu lassen. Mich hat sehr fasziniert, wie stark Archers Wunsch nach Freiheit ist und wie ansteckend! Ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich müsste sofort auf eine Expedition ins Unbekannte aufbrechen, weil ich sonst etwas verpassen würde. Nicht nur mich, auch seine beiden Freunde haben sich im Laufe der Geschichte mehr und mehr von Archers Abenteuerdrang anstecken lassen, sodass das schlichte Einfangen von Glühwürmchen (siehe Abbildung), das Durchkämmen eines verwilderten Gartens oder das Durchstöbern einer Bibliothek für die Dreien zu einem einmaligen Erlebnis wird. Nicholas Gannon schafft es mit seiner Geschichte, den Blick auf die Schönheit von kleinen Ereignissen zu richten, für die viele Menschen im Stress und der Hektik des Alltags das Gespür verloren haben. Mich hat die Geschichte gelehrt, bewusster den unscheinbaren Dingen im Leben wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken – so wie man es als Kind noch getan hat.
Ein kurzes Wort möchte ich ebenfalls noch zum Setting der Geschichte loswerden (obwohl kurz hier eigentlich unmöglich ist). Der Haupthandlungsort der Geschichte ist das Haus der Helmsleys, Archers Zuhause. Durch die wunderbaren Illustrationen, die der Autor selbst gezeichnet hat, wird das Haus der Helmsleys großartig veranschaulicht und es gibt sogar eine Zeichnung des Hauses, die aussieht, wie aus einem Bauplan entnommen. Die Räume wirken zwar steril, aber gleichzeitig sehr geheimnisvoll! In jeder Ecke der vielen Zimmer und aus jeder Illustration der Innenräume spricht der Geist der Großeltern und für mich auch pures Fernweh. Ob altertümliche Funkgeräte, Koffer oder ausgestopfte Tiere – jedes Detail auf den Bildern verleiht der Geschichte die wunderschöne Atmosphäre vergangener spannender Zeiten.
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