Baltimore, 1845: Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit Philipp Belfield und Roderick Usher zusammen zur Schule gingen. Jetzt erreicht Philipp ein Brief seines Jugendfreundes, in dem er ihn dringend um einen Besuch auf den abgelegenen Stammsitz Usher bittet. Philipp begegnet zunächst Madeline,
Rodericks Zwillingsschwester, die ihn gar nicht wiedererkennt und hysterisch bittet, sie zu befreien. Nur…mehrBaltimore, 1845: Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit Philipp Belfield und Roderick Usher zusammen zur Schule gingen. Jetzt erreicht Philipp ein Brief seines Jugendfreundes, in dem er ihn dringend um einen Besuch auf den abgelegenen Stammsitz Usher bittet. Philipp begegnet zunächst Madeline, Rodericks Zwillingsschwester, die ihn gar nicht wiedererkennt und hysterisch bittet, sie zu befreien. Nur langsam beruhigt sie sich und Philipp ist froh, als er endlich zu Roderick gebracht wird. Entsetzt sieht er, dass sein Freund in einem dunklen Zimmer sitzt und sehr elend aussieht. Roderick erklärt ihm, dass ihn ein altes Familienleiden befallen hat, das ihn zur extremen Empfindsamkeit verdammt. Jedes Geräusch und jeder Lichtstrahl quälen seine empfindlichen Sinne. Nur Philipps Gegenwart könne ihm ein wenig Zerstreuung verschaffen. Außerdem behauptet er, dass Madeline dem Wahnsinn nah sei. Philipp solle ihren Worten auf keinen Fall glauben. Madeline wiederum warnt Philipp vor Roderick und glaubt, sie sei in Lebensgefahr ...
Edgar Allan Poes schauerromantische Erzählung aus dem Jahr 1839 bietet eine ideale Vorlage für die Reihe "Gruselkabinett", die mit viel Mühe klassische Werke der unheimlichen Literatur für Hörer ab dem Jugendalter umsetzt. Die Handlung wurde mit ein paar Veränderungen versehen, die aber allesamt vernünftig sind und der Geschichte gut tun, beispielsweise ist Madelines Rolle ausgebaut worden.
Das einsam gelegene Anwesen, der steife ahnungslose Butler und die verhangenen Fenster beschwören rasch eine intensive düstere Atmosphäre herauf, sodass man der Handlung gebannt folgt. Obwohl als Kammerspiel inszeniert und mit nur sehr wenigen Figuren ausgestattet, wird der Hörer durchweg gefesselt von den offenen Fragen, die sich erst kurz vor Schluss beantworten. Spannung versprechen vor allem die widersprüchlichen Angaben Rodericks und Madelines. So wie Philipp ist auch der Hörer selbst hin- und hergerissen, wem von beiden zu trauen ist und wer womöglich an Wahnvorstellungen leidet. Da ist die hysterische Madeline, die Philipp dringend ermahnt, ihrem Bruder nicht zu glauben, die ihn anfleht, sie aus dem Haus fortzubringen und ihm in der unterirdischen Gruft ein furchtbares Familiengeheimnis anvertraut. Und da ist auf der anderen Seite Roderick, der sehr glaubwürdig von seiner kranken Schwester erzählt, sodass Philipp zu Recht nicht sagen kann, wem man eher trauen darf. Die Handlung verläuft geradlinig und spitzt sich gleichmäßig zu, ehe sie den brisanten Höhepunkt erreicht. Für Dramatik ist reichlich gesorgt und auch der Gruselfaktor kommt nicht zu kurz.
Abgesehen von Kleinigkeiten ist die Umsetzung sehr gelungen. Dazu gehört etwa die ein wenig zu schwülstige Sprache und Madelines teilweise nervtötende Hysterie.
Eine gelungene Hörspielumsetzung Edgar Allan Poes Erzählung, die mit guten Sprecher, intensiver Atmosphäre und viel Spannung aufwarten kann. Die Veränderungen gegenüber der Vorlage sind sehr sinnvoll und ändern nichts am Kern der Geschichte. Von ganz kleinen Punkten abgesehen eine sehr empfehlenswerte Folge.