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MaWiOr
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Halle

Bewertungen

Insgesamt 3451 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2024
Die schönsten Geschichten aus dem Alten Testament
Reiner, Matthias

Die schönsten Geschichten aus dem Alten Testament


ausgezeichnet

Der Herausgeber Matthias Reiner hat in der Inselband-Reihe bereits die schönsten Sagen der Antike nacherzählt. Nun „Die schönsten Geschichten aus dem Alten Testament“. Das Alte Testament steckt voller spannender biblischer Geschichten, von Propheten, von tapferen Königinnen und Königen, von grausamen Statthaltern, von einer Sintflut oder von Gesetzestafeln. Viele Geschichten wie von der Arche Noah oder vom Turmbau zu Babel sind selbst Nichtchristen geläufig.

Insgesamt 27 Geschichten hat Reiner ausgewählt und erzählt sie in einem etwas zeitgenössischen Erzählton nach, ohne dass die sprachliche Atmosphäre der biblischen Texte verloren geht. Die Palette der Geschichten reicht von der Entstehung der Welt durch Gott in sechs Tagen über den Garten Eden, den Brudermord von Kain, Jakob und die Himmelsleiter, die Posaunen von Jericho, David und Goliat, Jona und der große Fisch oder Judit und Holofernes bis zu Daniel in der Löwengrube. Die eindrucksvollen und ganzseitigen Illustrationen von Burkhard Neie verleihen dem Band ein unverwechselbares Ambiente.

Fazit: Mit den Nacherzählungen erhält man einen wunderbaren Überblick über das Alte Testament. Dazu ein künstlerisches Schmuckstück.

Bewertung vom 22.05.2024
'Wer Sorgen hat, hat auch Likör'
Busch, Wilhelm

'Wer Sorgen hat, hat auch Likör'


ausgezeichnet

„Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss.“ … „Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt wird, kriegt augenblicklich Junge.“ Wer kennt sie nicht die Sprüche von Wilhelm Busch. Seine Bildgeschichten und Gedichte stecken voller Sinnsprüche und Lebensweisheiten. Sie sind zeitlos und regen zum Nachdenken an. Busch thematisiert hier häufig Probleme des Alltags oder menschliche Schwächen. Auf recht humorvolle Weise vermittelt er, wie man mit Problemen umgehen und sie bewältigen kann.

Für das Insel-Bändchen hat die Herausgeberin Paula Schmid eine wunderbare Auswahl an solchen Zitaten und Sprüchen aus zahlreichen Werken von Wilhelm Busch zusammengestellt, die von Burkhard Neie in Busch-Stil illustriert wurde. Ergänzt wird die Neuerscheinung mit dem Text „Von mir über mich“, in dem Busch über sich selbst sehr persönlich schreibt. Eine Kurzbiografie auf wenig Seiten, in der sich Busch als Sonderling sieht, der „für die Gesellschaft nicht genugsam dressiert ist“. Fazit: ein liebevoll gestaltetes Bändchen, das den Leser*innen viele Sprüche für den Smalltalk an die Hand gibt. Und hier noch ein Spruch, der immer passt: „Das Gute – dieser Satz steht fest – Ist stets das Böse, was man lässt!“

Bewertung vom 14.05.2024
Caspar David Friedrich
Verwiebe, Birgit; Gleis, Ralph

Caspar David Friedrich


ausgezeichnet

2024 steht ganz im Zeichen des Malers Caspar David Friedrich (1774-1840). Zum 250. Geburtstag des Künstlers gibt es zahlreiche Neuerscheinungen und Ausstellungen. Die Alte Nationalgalerie präsentiert in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin erstmals mit „Unendliche Landschaften“ (19.4.-4.8.2024) eine große Ausstellung zum Werk des bedeutendsten Malers der deutschen Romantik. Die Ausstellung zeigt über 60 Gemälde und über 50 Zeichnungen Friedrichs aus dem In- und Ausland. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Friedrichs Wanderungen an der Küste und im Gebirge, die die Grundlage für sein künstlerisches Schaffen bildeten. Zentrale Bildthemen sind dabei Darstellungen von Küsten und Gebirgen.

Im Prestel Verlag ist der umfangreiche und mit einer üppigen Illustration ausgestattete Katalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Im Essayteil beleuchten renommierte Kunsthistoriker*innen die unterschiedlichen Aspekte im Werk von Friedrich. Zunächst gibt Birgit Verwiebe einen Überblick zur Samm-lungs- und Ausstellungsgeschichte der Nationalgalerie. In „Zeitsprünge“ widmet sich Ralph Gleis der posthumen Rezeption Friedrichs im 19. und 20. Jahrhundert. Johannes Grave zieht eine Bilanz der kunsthistorischen Forschung über den Maler und sein Werk, die oft mit einem Deutungsstreit verbunden war.

Während sich Werner Busch der romantischen Mathematik und ihrer ästhetischen Umsetzung im Werk Friedrichs widmet, beschäftigt sich Anne Marie Pfäfflin mit seinen Zeichnungen im Berliner Kupferstichkabinett. Gerd-Helge Vogel spürt fremde und eigene Wiederholungen in den Werken des Künstlers auf und Kristina Mösl setzt sich mit seiner Maltechnik auseinander. Den Abschluss bilden Leuchtbilder nach Caspar David Friedrich des japanischen Künstlers Hiroyuki Masuyama.

Der umfangreiche Katalogteil, der die Ausstellungswerke in ganz- bzw. doppelseitigen Farbabbildungen zeigt, ist in acht thematische Kapitel unterteilt. Im Anhang findet sich neben ausgewählter Literatur und Kurzbiografien der Autor*innen auch eine Biografie von Caspar David Friedrich. Fazit: der äußerst ansprechende und informative Katalog ist sicher ein Standardwerk zu CD Friedrich und seinem Werk.

Bewertung vom 14.05.2024
Der illustrierte Vogelkalender 2025
Aronsson, Niklas

Der illustrierte Vogelkalender 2025


ausgezeichnet

Der illustrierte Vogelkalender, den es schon seit einigen Jahren gibt, ist gleichzeitig ein Tagebuch, denn er kommt in Buchform daher. Jede Woche wird auf einer Doppelseite präsentiert und so steht für jeden Wochentag eine ausreichende Spalte nicht nur für Termine sondern auch für Vogelbeobachtungen, Notizen und Erinnerungen bereit.

Eine achte Spalte macht dann jeweils mit einem neuen Vogel in Text und Bild bekannt – so erfährt man interessante Informationen zur Vogelwelt. Zu Monatsbeginn gibt es außerdem einen einleitenden Text zur Jahreszeit mit Hinweisen zu den für diesen Monat typischen Veränderungen in der Vogelwelt. Ergänzt wird der Kalender durch eine mehrseitige Auflistung der häufigsten Vogelarten in Deutschland. Das Cover des Kalenders 2025 schmückt eine Abbildung eines Bergfinken. Wenn man über Jahre regelmäßig den Vogelkalender führt, gestatten die Aufzeichnungen sicher Aussagen zur Veränderung der Vogelwelt und zum Klimawandel. Fazit: eine gelungene Kombination aus Jahreskalender und Sachbuch, die außerdem die Neugier weckt. Dazu hochwertig gebunden und mit einem Lesebändchen versehen.

Bewertung vom 13.05.2024
Naturkalender 2025
Bastin, Marjolein

Naturkalender 2025


ausgezeichnet

Der Naturkalender ist gleichzeitig eine Art Tagebuch, denn er kommt in Buchform mit Spiralbindung daher. Jede Woche wird auf einer Doppelseite präsentiert, wobei eine Seite für jeden Wochentag mit vier langen Zeilen ausreichend Platz für Termine, Erinnerungen und natürlich für Naturbeobachtungen bietet. Die gegenüberliegende Seite ist stets mit naturgetreuen Zeichnungen von Marjolein Bastin gestaltet. Die filigranen Naturabbildungen sind mit persönlichen Beobachtungen in Textform ergänzt, die gewissermaßen als Anregungen für eigene Notizen dienen können.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Extraseiten für Notizen und Beobachtungen sowie einen mehrseitigen Adressenteil und einen vierseitigen Jahresüberblick für 2026. Außerdem bietet der Kalender eine kleine Innentasche zum Aufbewahren von Handzetteln. Durch die Ringbindung ist auch ein bequemes Aufschlagen der aktuellen Woche möglich. Fazit: Ein sehr praktischer Kalender in einer gediegenen künstlerischen Ausstattung, der jedes Jahr seine Liebhaber findet.

Bewertung vom 13.05.2024
Caspar David Friedrich und der weite Horizont
Vahland, Kia

Caspar David Friedrich und der weite Horizont


ausgezeichnet

Das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich (1774-1840). Wie beliebt der berühmte Maler der Romantik heute noch ist, beweisen zahlreiche Ausstellungen und Neuerscheinungen.

Der Inselband konzentriert sich vorrangig auf die Landschaftsgemälde des Künstlers. Es sind meist karge und herbe Landschaften mit weiten Wiesen, entlaubten Bäumen, knorrigen Baumwurzeln, ruhenden Segelschiffen oder einsamen Kreuzen. Mit ihren feinen Zwischentönen und vielen dunklen Flächen strahlen die Bilder Ruhe und Stille aus. Mit den Gemälden soll sich der Betrachter der Natur, der Schöpfung tastend nähern. Daher begegnet man in den Bildern, gewissermaßen als Vorbild und Anleitung, auch häufig einem Wanderer, einem Mönch oder selbst einem stillen Betrachter.

Die Kunsthistorikerin Kia Vahland beleuchtet in ihrem informativen Text die Biografie und das künstlerische Werk von CD Friedrich vorrangig unter diesem Aspekt. Anhand zahlreicher Gemäldereproduktionen macht sie darauf aufmerksam, wie der Künstler in seinen Werken als „allwissende Erzähler“ fungierte, der uns die „inneren Landschaften“ sichtbar machte. Wie Vahland betont, können die mehrdeutigen Gemälde und Zeichnungen aber auch vereinnahmt werden. Mit dem einfühlsamen Text gelingt ein anderer und genauerer Blick auf das Werk. Eine sehr gelungene Bild-Text-Kombination, die einen ersten Einblick in das vielschichtige Werk von CD Friedrich gibt.

Bewertung vom 13.05.2024
'Schwefelgelb und zitronengrün'

'Schwefelgelb und zitronengrün'


ausgezeichnet

Der niederländische Maler und Zeichner Vincent van Gogh (1853-1890) gilt als Begründer der modernen Kunst. Er schuf fast 900 Gemälde und über 1000 Zeichnungen. Die Armut, die Van Goghs Leben charakterisierte, steht in scharfem Kontrast zu den astronomischen Mengen, die seine Gemälde heute beherrschen. Über viele Jahre wurde Vincent von seinem jüngeren Bruder Theo (1857-1891) finanziell unterstützt.

Beide Brüder führten einen umfangreichen Briefwechsel, der eine Fülle von Hinweisen auf sein malerisches Werk enthält und von hohem literarischen Rang ist. Der Inselband präsentiert eine Auswahl aus dieser Korrespondenz, die Zeugnis ablegt von den Selbstzweifeln und der Geisteskrankheit des Malers, aber gleichzeitig von seiner eigenwilligen künstlerischen Entwicklung. Daneben sind auch einige Briefe an die Schwester, die Mutter oder an Malerfreunde vertreten. Durch die Lektüre der Briefe erhalten die Leser*innen einen anderen, tiefergehenden Blick auf die Kunst Van Goghs, denn der Maler lieferte in seinen aufwühlenden Briefen oft selbst Bildbeschreibungen. Diesen Zugewinn erfährt man in der Neuerscheinung vielfach, denn zu jedem Brief oder jeder Briefpassage gibt es eine ganzseitige, farbige Gemäldeabbildung (insgesamt 38 Reproduktionen).

In dem Nachwort beleuchten die beiden Herausgeber*innen Rainer Stamm und Gloria Köpnick die Biografie Van Goghs und sein unverwechselbares künstlerisches Werk. Darüber hinaus widmen sie sich der Sprache und der Emotionalität in seinen Briefen, die die wichtigste Informationsquelle über den Maler sind.

Bewertung vom 01.05.2024
Ohren auf Weltreise
Franzen, Stefan

Ohren auf Weltreise


ausgezeichnet

Der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe sagte einmal, man sollte jeden Tag ein gutes Gedicht lesen. Wie wäre es, sich jeden Tag mit einem Musikstück zu beschäftigen. Dazu bietet der Freiburger Musikjournalist Stefan Franzen mit seinem neuen Buch die Gelegenheit. Darüber hinaus ist es eine musikalische Weltreise rund um den Erdball. Und so wird Tag für Tag ein anderes Musikstück vorgestellt – vom irischen Folk über die andalusische Friedenshymne, lateinamerikanische Klänge, Soundtrack für Greenpeace, westafrikanische Rhythmen, albanische Volksmusik, grandiose Roma-Musik bis hin zu türkischen Basarklängen oder zu einem katalanischen Weihnachtslied. Die globale Musikreise glänzt also mit ihrer Verschiedenheit und Vielfalt

Jedes Musikstück wird auf einer Seite vorgestellt mit musikalischen und historischen Hintergrundinformationen, gewürzt mit Geschichten, Anekdoten und Zitaten. Etliche der vorgestellten Musikerinnen und Musiker hat der Autor in den letzten dreißig Jahren selbst getroffen und interviewt. Diese offenen Gespräche fanden natürlich ihren Niederschlag in der bemerkenswerten Neuerscheinung, mit der Franzen Impulse an die Leser*innen weitergeben möchte.

Im Anhang „Am Wegesrand (Anmerkungen)“ findet man weitere Informationen. Auf der Webseite des Autors greenbeltofsound.de/tag/stefan-franzen/ werden demnächst alle Links zu den beschriebenen Musikstücken und ebenso die Webpräsenzen der Künstlerinnen und Künstler präsentiert.

Bewertung vom 21.04.2024
Erinnerungen
Schäuble, Wolfgang

Erinnerungen


ausgezeichnet

Die unmittelbar vor seinem Tod fertiggestellten „Erinnerungen" von Wolfgang Schäuble sind die Bilanz eines politischen Lebens. Niemand gehörte länger dem deutschen Bundestag an. In seiner langen politischen Karriere war er Bundesminister, Parteivorsitzender der CDU, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Bundes-tagspräsident. In seinen „Erinnerungen“ lässt Schäuble sein politisches und privates Leben Revue passieren mit allen Höhen und Tiefen – als einer der Architekten der deutschen Einheit, dem Schicksalstag mit dem Attentat auf ihn, die CDU-Spendenaffäre, die Griechenland-Krise, als Minister unter der Kanzlerin Angela Merkel und schließlich als Präsident des Deutschen Bundestags – das zweithöchste Amt im Staat. Trotz der vielfältigen Leistungen und Verdienste überhöht sich Schäuble nicht in seinen „Erinnerungen“. Sie verraten aber auch viel über die Mechanismen in der Politik und über die deutsche Geschichte in den letzten Jahrzehnten. Aber besonders die tiefen menschlichen Einblicke in die Gedanken eines verantwortungsvollen Politikers, der es sich nie leicht gemacht hat, sind sehr aufschlussreich und interessant.

Nun liegt eine ungekürzte Lesung der „Erinnerungen“ mit dem bekannten Regisseur und Schauspieler Frank Arnold vor, dem es gelingt, neben dem leidenschaftlichen Politiker auch den Menschen Wolfgang Schäuble glaubhaft zu machen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2024
Die weiße Rose
Traven, B.

Die weiße Rose


ausgezeichnet

Der Roman „Die weiße Rose“ von B. Traven (1882-1969) spielt in den 1920er Jahren in Mexiko und schildert das Schicksal der indigen Bewohner der Hacienda Rosa Blanca. Bisher führen sie ein harmonisches und bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur. Rings um die Farm „Die weiße Rose“ wird bereits nach Öl gebohrt, einzig diese Parzelle gehört noch nicht den amerikanischen Ölgesellschaften. Doch dann wird der Farmverwalter Hacinto Yanez ermordet und Chaney C. Collins, Präsident der Condor Oil Company, eignet sich die Farm widerrechtlich an, denn hier werden reiche Ölreserven vermutet. Als die „uneinsichtigen Bewohner“ nicht verkaufen wollen, entpuppt sich Collins als ein skrupelloser Geschäftsmann aus protestantischer Ethik und kapitalistischer Gewinnsucht. Es ist eine Geschichte von David und Goliath.

Mit schonungsloser Offenheit und scharfer Kritik macht Traven die Mechanismen des Kapitalismus und der freien Marktwirtschaft deutlich. Und so endet der Roman mit dem Schlussatz: „was kümmert uns der Mensch? Wichtig ist das Öl.“ Travens Sprache ist direkt, kräftig und dynamisch, aber nicht ohne poetische Schönheit. Der Roman erschien im Oktober 1929, wenige Tage vor dem Schwarzen Freitag, dem Börsencrash, der die Welt-wirtschaftskrise auslöste.

Die Diogenes-Ausgabe ist mit einem Nachwort des Schriftstellers Jan Brandt ausgestattet, der die gesellschaftlichen und autobiografischen Hintergründe des Romans noch näher beleuchtet.