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Drei Frauen, die von ihren Müttern nicht geliebt wurden, ein kognitiv beeinträchtigter Junge, der sie verbindet, und ein unerwarteter Tod. Katja Lange-Müller gelingt mit diesem Kammerspiel ein literarisches Wunderwerk.Die einst bildschöne Ida ist alt und vom Leben, den Männern und sich selbst enttäuscht. Um nicht völlig zu verarmen, arbeitet sie gelegentlich als Model bei Seniorinnenmodenschauen. In einem Kaufhaus begegnet sie Elvira, die ihren Enkel Ole betreut, genauer: ihn abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Als Ida ihre Wohnung verliert, lockt Elvira, die den Kontakt zu ihrer Toc...
Drei Frauen, die von ihren Müttern nicht geliebt wurden, ein kognitiv beeinträchtigter Junge, der sie verbindet, und ein unerwarteter Tod. Katja Lange-Müller gelingt mit diesem Kammerspiel ein literarisches Wunderwerk.
Die einst bildschöne Ida ist alt und vom Leben, den Männern und sich selbst enttäuscht. Um nicht völlig zu verarmen, arbeitet sie gelegentlich als Model bei Seniorinnenmodenschauen. In einem Kaufhaus begegnet sie Elvira, die ihren Enkel Ole betreut, genauer: ihn abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Als Ida ihre Wohnung verliert, lockt Elvira, die den Kontakt zu ihrer Tochter abgebrochen hat und doch nichts mehr fürchtet als die Einsamkeit, die Freundin in ihr Landhaus, denn sie braucht Hilfe mit dem unberechenbaren, spätpubertierenden Hünen Ole.
Eines Morgens kommt es zu einem tragischen Ereignis, das Oles Mutter Manuela auf den Plan ruft. Sie hat ihren Sohn seit dessen erstem Lebensjahr nicht mehr gesehen. Während die Frauen einander misstrauisch umkreisen, entblättern sich ihre Familiengeschichten, ihre Biografien, ihre seelischen Verletzungen.
Katja Lange-Müller ist einzigartig in der literarischen Kraft und Präzision, mit der sie Figuren vom Rande der Gesellschaft unterschiedliche Stimmen gibt. Dieser Roman schärft aufs Feinste unser Denken und Empfinden. Er erzählt von ablehnenden Müttern, von den Widersprüchen, aus denen sich eine Persönlichkeit zusammensetzt, von der heimlichen Sehnsucht nach Zuneigung und all den Lebenslügen, die so gelogen manchmal gar nicht sind.
Die einst bildschöne Ida ist alt und vom Leben, den Männern und sich selbst enttäuscht. Um nicht völlig zu verarmen, arbeitet sie gelegentlich als Model bei Seniorinnenmodenschauen. In einem Kaufhaus begegnet sie Elvira, die ihren Enkel Ole betreut, genauer: ihn abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Als Ida ihre Wohnung verliert, lockt Elvira, die den Kontakt zu ihrer Tochter abgebrochen hat und doch nichts mehr fürchtet als die Einsamkeit, die Freundin in ihr Landhaus, denn sie braucht Hilfe mit dem unberechenbaren, spätpubertierenden Hünen Ole.
Eines Morgens kommt es zu einem tragischen Ereignis, das Oles Mutter Manuela auf den Plan ruft. Sie hat ihren Sohn seit dessen erstem Lebensjahr nicht mehr gesehen. Während die Frauen einander misstrauisch umkreisen, entblättern sich ihre Familiengeschichten, ihre Biografien, ihre seelischen Verletzungen.
Katja Lange-Müller ist einzigartig in der literarischen Kraft und Präzision, mit der sie Figuren vom Rande der Gesellschaft unterschiedliche Stimmen gibt. Dieser Roman schärft aufs Feinste unser Denken und Empfinden. Er erzählt von ablehnenden Müttern, von den Widersprüchen, aus denen sich eine Persönlichkeit zusammensetzt, von der heimlichen Sehnsucht nach Zuneigung und all den Lebenslügen, die so gelogen manchmal gar nicht sind.
Katja Lange-Müller, geboren 1951 in Ostberlin, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und im Aargau. 1986 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis, 1995 den Alfred-Döblin-Preis für ihre zweiteilige Erzählung 'Verfrühte Tierliebe', 2002 den Preis des ZDF, des Senders 3sat und der Stadt Mainz, 2005 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, 2008 den Preis der LiteraTour Nord, den Gerty-Spies-Preis und den Wilhelm-Raabe-Preis. In den Jahren 2012/2013 war sie Stipendiatin der Villa Massimo, erhielt den Kleist-Preis und war 2013/2014 Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya Istanbul. 2017 erhielt sie den Günter-Grass-Preis, 2023 den Turmschreiberpreis der Stadt Deidesheim.
Produktbeschreibung
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 228
- Erscheinungstermin: 5. September 2024
- Deutsch
- Abmessung: 192mm x 119mm x 28mm
- Gewicht: 302g
- ISBN-13: 9783462050172
- ISBN-10: 3462050176
- Artikelnr.: 70324414
Herstellerkennzeichnung
Kiepenheuer & Witsch GmbH
Bahnhofsvorplatz 1
50667 Köln
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Das Böse der Menschen, drastisch verdichtet, liest Rezensent Jan Wiele aus Katja Lange-Müllers Roman heraus. Was die Figuren sagen ist "knallhart und sarkastisch", manchmal "menschenverachtend". Zum Beispiel in Bezug auf Ole, den geistig behinderten Sohn von Manuela, der in Verdacht gerät, die Großmutter Elvira die Treppe hinuntergestoßen zu haben. Elvira, so kristallisiert sich im Lauf der Handlung heraus, war ein Aas und machte ihrer Tochter und dem Enkel das Leben zur Hölle. Unter dieser düsteren Oberfläche steckt eine Kritik an der patriarchalen Sicht auf Frauen in der DDR, macht der Rezensent klar, und die "Leidensgeschichte" von Tochter Manuela erzählt auch von schrecklichen Frauenbildern. Eine verhängnisvolle Kette entsteht: Opfer, die zu Tätern werden und neue Traumata produzieren und so geht es immer weiter - Lange-Müller hat eine Gesellschaftsanklage geschrieben, so Wiele, und die bezieht sich nicht nur auf die DDR.
© Perlentaucher Medien GmbH
»In diesem meisterhaft komponierten Kammerspiel zeigt Katja Lange-Müller emotionale Enthaltsamkeit im Rahmen sozialer Provisorien.« Janina Fleischer Leipziger Volkszeitung 20250113
Ida war früher wunderschön, lebte ein sehr unstetes Leben und ließ sich aushalten. Letztendlich arbeitete sie gelegentlich als Model auf Seniorinnen-Modenschauen, wo sie Elvira kennengelernt hat, die alleine mit ihrem Enkel, dem kognitiv beeinträchtigten Ole, zusammenlebt. Als …
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Ida war früher wunderschön, lebte ein sehr unstetes Leben und ließ sich aushalten. Letztendlich arbeitete sie gelegentlich als Model auf Seniorinnen-Modenschauen, wo sie Elvira kennengelernt hat, die alleine mit ihrem Enkel, dem kognitiv beeinträchtigten Ole, zusammenlebt. Als Ida ihre Wohnung verlor, nahm Elvira sie auf, weil sie Hilfe brauchte im Haus, mit dem Garten, vor allem aber mit dem unberechenbaren und mittlerweile schwer zu bändigenden Ole. Als ein Unglück passiert, wird Ida mit Manuela konfrontiert, der Tochter von Elvira, die seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat. Dabei prallen Welten aufeinander, denn nachgegeben wird nicht.
Idas Lebenslauf, der nicht wirklich erwähnenswert ist, zeigte eine oberflächliche und nicht sonderlich intelligente, allerdings mit allen Wassern gewaschene Person, die in erster Linie auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Elvira hätte eigentlich jeden Grund gehabt, glücklich zu sein, hat aber früh den Weg der Unzufriedenheit und der Unterdrückung anderer gefunden. Und Manuela? Diese hatte mit der alleinerziehenden Elvira fast keine Chance, eine ausgeglichene und zufriedene Frau zu werden. Als sich die Wege dieser Frauen kreuzen, ist Ärger und Stress förmlich vorprogrammiert.
Die drei Frauen im Buch waren mir unsympathisch, jede von ihnen hatte Gründe, so zu werden, wie sie geworden ist, was ich nachvollziehen, aber tatsächlich nicht entschuldigen kann. Dies soll nicht heißen, dass mir die Geschichte nicht gefallen hat, denn das Gegenteil war der Fall. Ich habe mich aufgeregt, aber auch köstlich amüsiert, man könnte es zusammenfassend so beschreiben: Schadenfreude ist die schönste Freude. Lesenswert!
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Eine wahre Geschichte verfremdet erzählt.
Die Autorin ist in Ost-Berlin geboren, kennt also selbstbewusste, unabhängige Frauen der DDR und ihre oft lieblos aufwachsenden Kinder. Die besonders herzlosen Beziehungen zwischen drei Frauen hier und einem geistig behinderten Sohn Ole sind …
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Eine wahre Geschichte verfremdet erzählt.
Die Autorin ist in Ost-Berlin geboren, kennt also selbstbewusste, unabhängige Frauen der DDR und ihre oft lieblos aufwachsenden Kinder. Die besonders herzlosen Beziehungen zwischen drei Frauen hier und einem geistig behinderten Sohn Ole sind geprägt durch die Angst vor Einsamkeit, Mitschuld, Machtlosigkeit, Verarmung und dem Mangel an Liebe und Vertrauen zwischen Mutter und Tochter. Wie diese doch sehr unterschiedlichen Frauen durch Lieblosigkeit im gesamten Leben beeinträchtigt wurden, wird gut beschrieben, wenn auch in manch verschachteltem Satzbau. Das Zusammenleben mit dem autistischen Ole wird realistisch vorstellbar in seiner ganzen Absonderlichkeit, bildet hier den roten Faden bis zu seinem ungeklärten Verschwinden als dramatischer Höhepunkt. Das dörfliche Ambiente des renovierungsbedürftigen Umsiedler- Hauses, Elviras Nikolaushaus, bildet den traurigen Mittelpunkt für tiefgehende emotional abweisende Verstrickungen untereinander und auch gegenüber Ole. Drei verschiedene Frauen-Biographien mit ihren seelischen Verletzungen sind gut karikiert mit passender Wortwahl.
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UNSER OLE
Katja Lange-Müller
Katja Lange-Müllers neuester Roman stellt drei Frauen in den Mittelpunkt, deren Leben durch Einsamkeit, Traumata und emotionale Verstrickungen geprägt ist:
Ida, ein ehemaliges Seniorenmodel, sieht sich zunehmend mit dem Älterwerden und …
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UNSER OLE
Katja Lange-Müller
Katja Lange-Müllers neuester Roman stellt drei Frauen in den Mittelpunkt, deren Leben durch Einsamkeit, Traumata und emotionale Verstrickungen geprägt ist:
Ida, ein ehemaliges Seniorenmodel, sieht sich zunehmend mit dem Älterwerden und chronischer Geldnot konfrontiert. Die Tage, in denen wohlhabende Herren ihr jeden Wunsch erfüllten, gehören längst der Vergangenheit an. Nach einer unbedeutenden Modelshow in einem Kaufhaus begegnet sie Elvira, die ihr vorschlägt, bei ihr einzuziehen.
Elvira lebt in einem kleinen Haus mit ihrem autistischen Enkel Ole. Nachdem ihre Tochter Manuela nach der Geburt ihres Sohnes unter postnatalen Depressionen litt, nahm Elvira den Jungen zu sich. Sie verwöhnte Ole, der inzwischen zu einem korpulenten Jugendlichen herangewachsen ist und zunehmend Spannungen in den Alltag bringt – besonders, seit er seine Sexualität entdeckt hat. Ihre Beziehung ist von ständigen Streitigkeiten geprägt.
Manuela hingegen hat den Kontakt zu ihrer Mutter und ihrem Sohn seit Jahren abgebrochen. Erst ein tragischer Unfall führt sie zurück in das Haus, das sie einst verlassen hat.
Lange-Müller seziert die Lebensgeschichten dieser Figuren mit einem präzisen Blick für emotionale Kälte und die Folgen unerfüllter Bedürfnisse. Im Kern geht es um empathiearme Menschen, die selbst nie Liebe erfahren haben, und die Narben, die solche Erfahrungen hinterlassen. Besonders gelungen ist der Blick hinter die Fassade: Elvira, die sich immer einen Sohn gewünscht hat, war von Anfang an eifersüchtig auf die Beziehung zwischen ihrer Tochter und deren Vater, der Manuela stets wie eine Prinzessin behandelte. Manuela wiederum flüchtete nach seinem Tod in eine Opferrolle.
Zwischen diesen Konflikten versucht Ida zu vermitteln, denn als mittellose Außenseiterin hat sie keine andere Wahl, als in dieser zerrütteten Gemeinschaft zu bleiben.
Der Roman besticht durch einen flüssigen Schreibstil, bleibt jedoch erzählerisch oberflächlich. Ein klarer Höhepunkt oder tiefgreifender Plot fehlt.
Dennoch ist es ein kurzweiliges, gut lesbares Kammerspiel.
3½/ 5
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