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Bittersüß und zutiefst politisch schreibt Dmitrij Kapitelman in seinem neuen Roman über Familie und die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege.Eine Familie aus Kyjiw verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts - und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei, Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine S...
Bittersüß und zutiefst politisch schreibt Dmitrij Kapitelman in seinem neuen Roman über Familie und die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege.Eine Familie aus Kyjiw verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts - und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei, Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? Ein Buch, wie nur Dmitrij Kapitelman es schreiben kann: tragisch, zärtlich und komisch zugleich.
Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kyjiw geboren, kam im Alter von acht Jahren als 'Kontingentflüchtling' mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist. 2016 erschien sein erstes, erfolgreiches Buch "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters", für das er den Klaus-Michael Kühne-Preis gewann. 2021 folgte "Eine Formalie in Kiew", für das er mit dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde.
Produktbeschreibung
- Verlag: Hanser / Hanser Berlin
- Artikelnr. des Verlages: 516/28247
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 182
- Erscheinungstermin: 18. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 130mm x 22mm
- Gewicht: 288g
- ISBN-13: 9783446282476
- ISBN-10: 3446282475
- Artikelnr.: 71859231
Herstellerkennzeichnung
Hanser Berlin
Lehrter Straße 57 Haus 4
10557 Berlin
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ein ebenso lustiges wie eindringliches Buch hat Dmitrij Kapitelman geschrieben, freut sich Rezensent Paul Jandl. Autobiografisch inspiriert schreibt Kapitelman über sein Verhältnis zu seiner Mutter, einer Ukrainerin, die nach Leipzig ausgewandert ist und dort mit ihrem Mann lange Jahre einen Laden für russische Spezialitäten namens "Magasin" betreibt. Außerdem konsumiert sie jede Menge russische Propaganda und glaubt sie aufs Wort, weshalb sie meint, dass an der aktuellen Lage der Ukraine nicht etwa Putin, sondern Selenski Schuld trägt, resümiert der Kritiker. Als so klugen wie sprachlich brillanten Heimatroman wertet Jandl das Buch, das Heimat nicht in Verbundenheit, sondern in Brüchen verortet. Einen besonderen Reiz gewinnt der Roman für ihn zudem, wenn der Erzähler sich schließlich nach Kiew aufmacht und die paranoiden Vorstellungen der Mutter mit der Realität konfrontiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Kapitelman schreibt mit zärtlichem Blick über die, denen er politisch hart entgegentreten muss. Ein Buch über die Unmöglichkeit der Verständigung, das Verständnis ermöglicht.« Tobias Becker, Der Spiegel, 22.02.25 »Gerade darin entfaltet der Roman seine Qualität - wenn der Held zwischen seiner ukrainisch-jüdisch-moldawischen Familie und der bröselnden eigenen Identität nach Gewissheiten sucht.« Ruth Bender, Saarländischer Rundfunk, 2.4.25 »Ein höchst seltenes Leseglück.« Erhard Schütz, Das Magazin, 29.03.2025 »Ich war von diesem Buch begeistert! Es ist eine wahnsinnig berührende und traurige und manchmal auch verzweifelte Geschichte.« Anne-Cathrin Simon, Podcast 'Die Bücherei', 23.03.25 »Man weiß nie genau, wo das Autobiografische aufhört
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und das Fiktionale beginnt. Aber letztlich ist das einerlei, denn es geht um universelle Themen: wie man für immer in seiner Sprache beheimatet ist und wie schwierig es ist, ein liebender Sohn zu bleiben.« Sabine Frank, MDR Kultur, 17.03.25 »Ein autobiografischer Roman über Identitätsfragen in identitätspolitisch hochtoxischen Zeiten.« Alex Rühle, SZ Online, 27.02.25 »Das ist witzig, brillant witzig.« Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 21.02.25 »Den Mutter-Sohn-Konflikt erzählt Kapitelman auf tiefgründige, zärtliche Weise und immer mit einem großartigen Gespür für Situationskomik, obwohl die Lage todernst ist. 'Russische Spezialitäten' ist ganz große Literatur.« Björn Hayer, Der Freitag, 20.02.25 »In 'Russische Spezialitäten' erforscht Dmitrij Kapitelman die Beziehung zu seinen Eltern, vor allem zur Mutter; die politischen Kräfte, auch jene in Deutschland, immer im Blick. Er tut dies verzweifelt und zugewandt; liebevoll und verständnislos. Was nach Schwere klingt, liest sich bei Kapitelman dennoch leicht. Weil er ein empathischer Beobachter und Erzähler ist. Weil er sich Worte, Sätze und Szenen ausdenkt, die von liebenswertem Sarkasmus und poetischer Luftigkeit getränkt sind.« Andrea Schwyzer, NDR Kultur, 17.02.25 »Es ist ein sanftes Buch, sehr humorvoll, sehr liebenswert, obwohl es doch ein düsteres Thema hat, aber Kapitelman zaubert aus diesem düsteren Thema ein leichtes, sehr schönes und gleichzeitig auch sehr bewegendes Buch.« Irene Binal, Ö1 ex libris, 16.02.25
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Schmerzhaftes federleicht erzählt
Dmitrij Kapitelman beschreibt in seinem einzigartigen Stil das Leben seiner ukrainisch-jüdisch-moldawischen Familie, die in Leipzig einen Laden mit russischen Spezialitäten betreibt. Er schreibt über seine Liebe zur russischen Muttersprache und …
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Schmerzhaftes federleicht erzählt
Dmitrij Kapitelman beschreibt in seinem einzigartigen Stil das Leben seiner ukrainisch-jüdisch-moldawischen Familie, die in Leipzig einen Laden mit russischen Spezialitäten betreibt. Er schreibt über seine Liebe zur russischen Muttersprache und zu den Eltern, über deren Freunde und Kunden, alle skurril und voller liebenswerter Eigenheiten. Ein großes Thema ist natürlich der russische Krieg gegen die Ukraine, der die Welt nicht nur dieser Familie aus den Angeln hebt. Die Mutter schaut pausenlos russische Propagandasendungen, denen sie offenbar alles glaubt. Der Sohn, in Kyjiw geboren, verzweifelt an seiner gleichzeitigen Liebe zur Mutter, zur russischen Sprache und zur ukrainischen Heimat. Schließlich bricht er auf in die Ukraine, mitten im Krieg. So herrlich leicht, voller Witz und schwarzem Humor, so treffend in der Schilderung des Milieus, und doch beladen mit schweren aktuellen Themen voller Tragik, das erzählerisch zu bewältigen ist schon große Kunst. Es ist eine gleichermaßen humorvolle wie schmerzhafte Lektüre, die lange nachhallt.
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Liebe ist stärker als alle Macht
Wieder ein Buch, zum Nachdenken. Dmitrij Kapitelman nimmt uns in seinem Roman 'Russische Spezialitäten' mitten hinein in das Dilemma seiner Familie. Eine ukrainische-jüdische-moldawische Familie, russisch - deutsch sprechend, in Leipzig wohnend mit …
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Liebe ist stärker als alle Macht
Wieder ein Buch, zum Nachdenken. Dmitrij Kapitelman nimmt uns in seinem Roman 'Russische Spezialitäten' mitten hinein in das Dilemma seiner Familie. Eine ukrainische-jüdische-moldawische Familie, russisch - deutsch sprechend, in Leipzig wohnend mit einem Laden auch für russische Spezialitäten. Ein Ort gegen das Heimweh, aber nicht gegen das Vergessen und die Sorge um ihre Heimat, Freunde und alles, was Ihnen lieb ist. Wenngleich auch hier die russische Propaganda hineinfunkt und Diskussionen unvermeidlich sind. Faszinierend jedoch wie liebevoll miteinander umgegangen wird und welcher Sprachwitz den Alltag bereichert. Im zweiten Teil begleiten wir "Sinulja", wie die Mutter ihren Sohn liebevoll nennt, mit dem Bus nach Kyjiw, um zu erfahren, wie es seinen Freunden wirklich geht. Am Ende bleibt uns eine 'Metapher', die unsere jetzige Zeit prägt: "In der hellen Kirche dieser Rose ist jeder schwarze Käfer ein Mönch"
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Berührend, aufzeigend und manchmal witzig
Eine Geschichte die aufzeigen will, dass es nie nur schwarz oder weiß gibt, dass Familien weitab vom Kriegsgeschehen ebenso Trennung und Schmerz, Verlorensein und Unverständnis erleben wie sie auch der Versuchung von Propaganda erliegen …
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Berührend, aufzeigend und manchmal witzig
Eine Geschichte die aufzeigen will, dass es nie nur schwarz oder weiß gibt, dass Familien weitab vom Kriegsgeschehen ebenso Trennung und Schmerz, Verlorensein und Unverständnis erleben wie sie auch der Versuchung von Propaganda erliegen können. Bei all den schweren Themen hatte ich dennoch nicht das Gefühl einen deprimierenden Text vor mir zu haben. Dmitrij Kapitelman hat einige witzige Szenen eingebaut, die auflockern.
Auch, wenn immer wieder russische Wörter und Sätze einfließen, so ist der Lesefluss dadurch nicht wesentlich unterbrochen. Da ich weder russisch noch ukrainisch sprechen und lesen kann, musste ich diese sowieso überspringen. Meistens wurden sie aber sofort übersetzt oder der Sinn ergab sich aus dem Zusammenhang. Ich konnte mit dem Schreibstil des Autors sehr gut umgehen.
Die Hauptfigur war mir greifbar und sympathisch. In seinem Versuch der Mutter eine andere Sichtweise zu zeigen, sich selbst zu finden und Ansichten zu hinterfragen, wurde er menschlich und verletzlich dargestellt.
„Russische Spezialitäten“ hat mich auf eine Reise mitgenommen. Nicht nur auf eine Reise in die vom Krieg fest umklammerte Ukraine, sondern auch auf die Suche des Sohnes nach seiner Identität. Es berührt, zeigt auf und lässt mitfühlen.
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Eine russich/ukrainische Perspektive
Cover: Mehr Ostblock geht nicht! - ein in Zeitungspapier gewickelter getrockneter Fisch. Die rote Hintergrundfarbe und die gelb/goldenen Akzente schreien förmlich "Sowjetunion"!
Inhalt: Eine gespaltene Ansicht: die Liebe zur russischen …
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Eine russich/ukrainische Perspektive
Cover: Mehr Ostblock geht nicht! - ein in Zeitungspapier gewickelter getrockneter Fisch. Die rote Hintergrundfarbe und die gelb/goldenen Akzente schreien förmlich "Sowjetunion"!
Inhalt: Eine gespaltene Ansicht: die Liebe zur russischen Sprache und zur eigenen Mutter, welche Putin befürwortet und gleichzeitig die Ablehnung des Krieges. In dieser Situation befinden sich sehr viele Leute aus der ehemaligen Sowjetunion, seit Beginn des Krieges in der Ukraine.
Was hat mir gefallen? -> Mehr Ostblock geht nicht! Es sind viele Kleinigkeiten, die man einfach aus der eigenen Kindheit kennt, aufgegriffen worden (Eis essen bis einem schlecht wird, der typische Magasin, die Umgangsformen innerhalb der Familie). Das macht das Buch sehr authentisch!
Was fand ich nicht gelungen? -> Der Schreibstil war zeitweise etwas anstrengend und hat mich teilweise verwirrt (Zeitsprünge und ungewöhnliche bildliche Vergleiche, z.B. Erzählung vom Bahnhof Gimma). Auch hat es mir schlicht an Spannung oder wenigstens ein roter Faden innerhalb der Handlung selber gefehlt.
Fazit: Es war okay.
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Das Cover ist außergewöhnlich, ich bin da hin und hergerissen ob ich es gut finde oder nicht, aber es passt zum Titel. Mich hat der Klappentext überzeugt.
Eine Familie die ursprünglich aus Kiew stammt, hatte in Leipzig einen russischen Spezialitätenladen betrieben. …
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Das Cover ist außergewöhnlich, ich bin da hin und hergerissen ob ich es gut finde oder nicht, aber es passt zum Titel. Mich hat der Klappentext überzeugt.
Eine Familie die ursprünglich aus Kiew stammt, hatte in Leipzig einen russischen Spezialitätenladen betrieben.
Dimaliebt Kiew , die russische Sprache und seine Mutter sehr. Deswegen trifft es ihn hart das seine Mutter plötzlich seit dem Russland-Ukraine Krieg nur noch auf Seiten Putins steht. Da greift er zu dem drastischen Mittel und fährt trotz dem Krieg nach Kiew um seiner Mutter zu zeigen wieviele Lügen es im russischen Fernsehen gibt.
Der Schreibstil von Dmitij Kapitelman ist ein ganz besonderer. Mit humorvollem Unterton, einer tollen Art Sätze zu formulieren und warmherzig, aber genau auf den Punkt. Das erzeugt viele klare Bilder vor Augen beim Lesen.
Er schafft es auf tragische und doch schöne Art klarzumachen wie es ist auf der Suche nach Identität zu sein, wenn man zwischen verschiedenen Kulturen hin- und hergerissen ist. Neben dieser inneren Zerrissenheit zeigt er vorallem auf wie Konflikte in russisch-ukrainischen Familien entstehen können.
Ein absolut bewegender, emotionaler Roman der aber auch Spaß macht beim Lesen und zum Nachdenken anregt.
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"Frieden lässt sich durch nichts ersetzen"
Dmitrij Kapitelman erzählt in "Russische Spezialitäten" die Geschichte seiner Familie, die in den 1980er Jahren aus der Ukraine nach Leipzig kam.
Im ersten Teil des Buches bringt Kapitelman anhand von Anekdoten den …
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"Frieden lässt sich durch nichts ersetzen"
Dmitrij Kapitelman erzählt in "Russische Spezialitäten" die Geschichte seiner Familie, die in den 1980er Jahren aus der Ukraine nach Leipzig kam.
Im ersten Teil des Buches bringt Kapitelman anhand von Anekdoten den Leser*innen seine Familie, Freunde und Bekannte und ihre Lebensumstände näher. Immer gespickt mit jeder Menge trockenem Humor. So wachsen einem die Personen schnell ans Herz, gleichzeitig merkt man die Zerrissenheit, die der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine für ihn mit sich bringt. So vertraut Kapitelmans Mutter stets auf die "Informationen", die ihr das russische Staatsfernsehen übermittelt. Um sie von der Realtität zu überzeugen, fährt er mitten im Krieg mit dem Flixbus nach Kiew und trifft dort auf alte Bekannte, Angst und dennoch einen Alltag, den die Menschen vor Ort leben.
Oft musste ich schmunzeln über die Figuren und Geschichten, die Dmitrij Kapitelman beschreibt. Trotzdem gehen die ernsten Themen wie Krieg, Antisemtismus und auch Flucht beim Lesen unter die Haut.
"Doch wenn der Frieden fehlt, spürt man das sofort. Frieden lässt sich durch nichts ersetzen." Das ist nur eins von zahlreichen Zitaten, die mich kalt erwischt haben.
Es ist ein besonderes Buch, das mir neue Perspektiven im Bezug auf den Ukraine-Krieg aufgezeigt hat und welche Konflikte damit innerhalb der russischsprachigen Community einhergehen.
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Aufwachsen zwischen Leipziger Platte, Ukraine und Fernsehrussland
Der Autor ist Sohn russischer Eltern, geboren und aufgewachsen zunächst in Kyjiw, kam er als Kind mit seiner Familie schließlich nach Leipzig. Obwohl auch seine Mutter selbst nur wenige Momente ihres Lebens in Russland …
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Aufwachsen zwischen Leipziger Platte, Ukraine und Fernsehrussland
Der Autor ist Sohn russischer Eltern, geboren und aufgewachsen zunächst in Kyjiw, kam er als Kind mit seiner Familie schließlich nach Leipzig. Obwohl auch seine Mutter selbst nur wenige Momente ihres Lebens in Russland verbracht hat, trägt sie das Land in sich als russische Welt, die sie überall mit hin nimmt. Die Familie und das Umfeld in dem Kapitelmann aufwächst und lebt ist eine seltsame Camouflage postsowjetischer Prägung aus urkrainischer, moldauischer, jüdischer, russischer Kultur und dem Nachwende-Ostdeutschland.
Genau diese, zum Teil widersprüchliche, Welt zu porträtieren, macht es sich Dimitrij Kapitelman in Russische Spezialitäten zur Aufgabe. Dabei liefert er ebenso schmerzhafte, wie heitere Einsichten in ostdeutsche Nostalgie und postsowjetische Identitäten. Auch das gespaltene Verhältnis des Autors zwischen Heimat in der russischen Sprache und Europa und die Ablehnung und Distanz zum russischen Angriffskrieg werden nicht nur in Kapitelman selbst sondern auch innerhalb der Familie hart verhandelt, ganz besonders mit seiner Mutter, die mit dem Leben in ihrer eigenen Parallelwelt - dem Fernsehrussland - jegliche russische Propaganda willig inhaliert und ihren Sohn versucht damit zu indoktrinieren. Die liebende und geliebte Mutter und gleichzeitig Unterstützerin des Angriffskriegs - ein Widerspruch, den der Autor nicht zusammenbringt und ihn zu zerreißen droht.
Im zweiten Teil berichtet der Autor von seiner Reise nach Kyjiw. Was er dort erlebt, ist eine Mischung aus Bombenalarm, Zerstörung, Rekrutierung und dem Versuch in all dem eine Form von Leben und Normalität im Krieg, trotz Krieg, zu finden. So ist auch dieser Teil, wie schon der Teil zuvor, nicht ausschließlich düster, sondern im Gegenteil versucht der Autor mit seinem Sprachwitz, seiner intelligenten Beobachtungsgabe und dem Sinn für Absurditäten, jedoch nicht ohne Eindringlichkeit, die Ambivalenz des Lebens zwischen Leben und Tod, Krieg und Alltag authentisch einzufangen. Dabei wird seine Reportage von den persönlichen Beziehungen zu Freunden, die nach wie vor in der Ukraine leben und natürlich auch der ehrlichen Selbstbeobachtung und -Befragung bereichert.
Heimat, Muttersprache, Freundschaft und Familie sind zentrale Begriffe, die in der Biografie des Autors zum ersten Mal durch seine Emigration von Kyjiw nach Leipzig und ein weiteres Mal mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine herausgefordert werden. Ihn bei der Auseinandersetzung damit, in Russische Spezialitäten zu begleiten, ist in jeder Hinsicht lesenswert!
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Humorvolle Tragik. Vielleicht neigt man in diesen Tagen dazu, das Buch / Hörbuch "Russische Spezialitäten" des Kyjiwer Autors Dimitrij Kapitelman eher nicht in die Hand zu nehmen und sich im Anschluss darin zu vertiefen. Hierzu gibt es nur eines zu sagen: Großer Fehler. Man …
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Humorvolle Tragik. Vielleicht neigt man in diesen Tagen dazu, das Buch / Hörbuch "Russische Spezialitäten" des Kyjiwer Autors Dimitrij Kapitelman eher nicht in die Hand zu nehmen und sich im Anschluss darin zu vertiefen. Hierzu gibt es nur eines zu sagen: Großer Fehler. Man sollte das Buch gelesen, besser aber noch dem Hörbuch gelauscht haben. Das Hörbuch ist vom Autor selbst eingelesen - seine Muttersprache schimmert durch, es tauchen ukrainische und russische Begriffe und Sätze auf, die erst in der sprachlichen Umsetzung durch Kapitelman ihre volle Wirkung entfalten und eine vertiefte Verbindung zum Inhalt herstellen. Überhaupt ist das (Hör-) Buch ein sprachlicher Genuss mit einer Reihe von ungewöhnlichen Wortneuschöpfungen. Kapitelman versteht es zu plaudern, Anekdoten und Tragik kunstvoll miteinander zu verbinden. Ein Riß geht durch die Familie des Protagonisten 'Dim'... er mit dem Herzen Ukrainer, seine Mutter hingegen schaut ganztägig russisches TV und betrachtet Putin als den Wahrheitsverkünder. Wie damit umgehen? Die Familie gründet in Leipzig ein 'Magazin' - einen Laden für russische Spezialitäten und muss sich am Ende mit Hakenkreuzschmierereien und eingeworfenen Fensterscheiben auseinandersetzen. Dim reist, zum Ärger seiner Mutter mitten im Krieg in seine Geburtsstadt Kyjiw und muss befürchten, eingezogen zu werden. Die Welt ist nicht mehr sicher; gleichwohl bleibt, vielleicht mentalitätsbedingt, die große Panik aus; bei all der Tragik ist der Humor eine unverzichtbare Bewältigungsstrategie. Und vielleicht auch das Essen und Trinken - Getränke und Gerichte aus der Heimat - und es wird viel gegessen und getrunken. Lohnenswert. Und ich werde mir gleich ein gutes Glas ukrainischen Vodka genehmigen!
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Muttersprache
Im kleinen Magasin von Dmitrijs Eltern in Leipzig scheint die russische Welt noch heil zu sein. Die Kunden freuen sich über ihr russisches Kleinod und das Heimatgefühl, das die sowjetischen Waren bei ihnen auslösen. Dabei hadert Dmitrij aktuell mit seiner …
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Muttersprache
Im kleinen Magasin von Dmitrijs Eltern in Leipzig scheint die russische Welt noch heil zu sein. Die Kunden freuen sich über ihr russisches Kleinod und das Heimatgefühl, das die sowjetischen Waren bei ihnen auslösen. Dabei hadert Dmitrij aktuell mit seiner Muttersprache mehr denn je. Denn in seiner Geburtsstadt Kiew, ist die russische Sprache seit Putins Angriffskrieg nicht mehr gern gehört. Umso mehr schmerzt es ihn, wenn seine Mutter russische Propaganda schaut und die Augen vor der Realität verschließt.
"Russische Spezialitäten" ist ein herzerwärmender Roman über die Liebe zur Heimat und die Spaltung der russisch-ukrainischen Welt. Dabei trifft Kapitelman meiner Meinung nach genau den richtigen Ton in einer Mischung aus Wehmut, Verbundenheit und Realität.
Das zentrale Element ist immer wieder die Sprache und die Bedeutung, die dahinter steht, die so oft vieldeutig ist und dabei auch so viel Schaden anrichten kann. Wer bei diesem Buch nur Melancholie erwartet, irrt sich. Denn es ist dem Autor gelungen zu seinem Scharfsinn auch eine ordentliche Prise Humor mit einfließen zu lassen und auf viele Anekdoten trotz aller Tragik mit einem zwinkernden Augen zu schauen.
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Ein interessantes Zeitzeugnis – Ukraine als Kriegsgebiet
Das in zwei Teile gegliederte Buch beschreibt zunächst das Leben einer ukrainischen Familie aus Kyjiw , die seit ca. 1994 in Leipzig als »jüdische Kontingentflüchtlinge« leben und ein russisches …
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Ein interessantes Zeitzeugnis – Ukraine als Kriegsgebiet
Das in zwei Teile gegliederte Buch beschreibt zunächst das Leben einer ukrainischen Familie aus Kyjiw , die seit ca. 1994 in Leipzig als »jüdische Kontingentflüchtlinge« leben und ein russisches Spezialitätengeschäft betreiben, mit dem Autor von Kindesbeinen an als helfende Hand. Er karikiert ihr Familienleben und die teils skurrilen Momente im Geschäftsalltag. Besonders die Mutter unterliegt seit dem russischen Überfall auf die Ukraine dem Einfluss politischer Nachrichten in russischen Medien, während der Sohn solche Propaganda der Russen hinterfragt. Mit dem Schlaganfall des Vaters und Corona verschlechtert sich die finanzielle Situation bis zur Schließung des Geschäfts nach mehr als 20 Jahren.
Im zweiten Teil geht es mit Dmitrij zunächst nach Kyjiw, seiner Heimat in die Ukraine. Mittels Kontakt zu seinem Sandkastenfreund und zu dortigen Verwandten erfährt er hautnah Grenzkontrollen, Luftangriffe, Abkehr von der russischen Sprache im Kriegsgebiet und sieht bauliche Zerstörungsgewalt und frische Soldatenfriedhöfe. Dieser Romanteil endet mit Hakenkreuz und zerbrochener Fensterscheibe in Leipzig, polizeilich behandelt als Ordnungswidrigkeit. Während der Anfang den Spagat in Leipzig zwischen neuer und alter Heimat teils humorvoll, teils komisch, versetzt mit russischen Begriffen, menschlich nah präsentiert, regt der folgende Teil sehr zum Nachdenken an zwischen den verschiedenen politischen Ideologien. Sein Festhalten an der russischen Sprache und an Kyjiw als alte Heimat verhilft ihm zur Festigung der Familienbande und zur eindeutigen Identitätsfindung.
Eine interessante Lektüre.
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