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Im Sommer 1949 wird ein palästinensisches Beduinenmädchen von israelischen Soldaten missbraucht und ermordet. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist fasziniert, ja besessen davon, vor allem, weil er sich auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrer Geburt zugetragen hat. Ein Detail am Rande, das jedoch ihr eigenes Leben mit dem des Mädchens verknüpft.
Adania Shibli verwebt die Geschichten beider Frauen zu einer eindringlichen Meditation über Krieg, Gewalt und die Frage nach Gerechtigkeit im Erzählen.
Adania Shibli verwebt die Geschichten beider Frauen zu einer eindringlichen Meditation über Krieg, Gewalt und die Frage nach Gerechtigkeit im Erzählen.
Adania Shibli (*1974 in Palästina) studierte in Jerusalem und Berlin sowie Media and Cultural Studies in London. Sie ist in der akademischen Forschung und Lehre tätig und schreibt Theaterstücke, Kurzgeschichten, Essays und Romane, die in über fünfzehn Sprachen übersetzt wurden. Eine Nebensache ist ihr erster ins Deutsche übersetzte Roman und wurde mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet. Die englische Übersetzung war für den National Book Award und den International Booker Prize nominiert.
Produktbeschreibung
- Unionsverlag Taschenbuch
- Verlag: Unionsverlag
- Originaltitel: Tafsil Thanawi
- Seitenzahl: 116
- Erscheinungstermin: August 2024
- Deutsch
- Abmessung: 186mm x 119mm x 12mm
- Gewicht: 146g
- ISBN-13: 9783293710177
- ISBN-10: 3293710174
- Artikelnr.: 70327707
Herstellerkennzeichnung
Nördlinger Verlagsauslfg
Augsburger Str. 67a
86720 Nördlingen
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»Ein großes Buch über die zerstörerische Logik der Besatzung - kritisch aktuell, ohne tagespolitisch explizit zu werden.« Katharina Teutsch Frankfurter Allgemeine Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Für Rezensentin Cornelia Geißler ist Adania Shiblis Roman ein seltenes Beispiel palästinensischer Literatur bei uns. Der Text, der die Vergewaltigung und den Mord an einem arabischen Mädchen in der Negev-Wüste durch israelische Soldaten im Jahr 1949 schildert und dann zur subjektiven Erzählung einer Palästinenserin übergeht, die den Vorfall 50 Jahre später recherchiert, entwickelt laut Geißler eine überraschende Kraft. Wie Shibli beide Teile miteinander verbindet und sprachlich durchdringt, findet Geißler kunstvoll und fesselnd. Eine gewisse Neigung der Erzählung ins Unwirkliche nimmt dem Text etwas von seiner Schwere, beruhigt Geißler uns.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Keine Nebensache für Frankfurt
Auf der Buchmesse soll ein als israelfeindlich kritisierter Roman ausgezeichnet werden. Ist er das?
Was der Frankfurter Buchmesse am Freitag nächster Woche blüht, ist folgendes Szenario: Israelische Autoren können die Messe nicht besuchen, weil sie traumatisiert durch die jüngsten Ereignisse in ihrem Land sind oder weil der Flugverkehr sich immer noch nicht normalisiert haben wird. Und um 18 Uhr wird auf der "Frankfurt International Stage" zwischen Halle 5 und 6 der renommierte LiBeraturpreis an die palästinensische Autorin Adania Shibli für deren Roman "Eine Nebensache" verliehen, gegen den es Antisemitismusvorwürfe gibt. Da wurde vor ein paar Wochen glückstrahlend von der Messe
Auf der Buchmesse soll ein als israelfeindlich kritisierter Roman ausgezeichnet werden. Ist er das?
Was der Frankfurter Buchmesse am Freitag nächster Woche blüht, ist folgendes Szenario: Israelische Autoren können die Messe nicht besuchen, weil sie traumatisiert durch die jüngsten Ereignisse in ihrem Land sind oder weil der Flugverkehr sich immer noch nicht normalisiert haben wird. Und um 18 Uhr wird auf der "Frankfurt International Stage" zwischen Halle 5 und 6 der renommierte LiBeraturpreis an die palästinensische Autorin Adania Shibli für deren Roman "Eine Nebensache" verliehen, gegen den es Antisemitismusvorwürfe gibt. Da wurde vor ein paar Wochen glückstrahlend von der Messe
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verkündet, in diesem Jahr gebe es das Problem der Präsenz rechter Verlage nicht, und nun droht ein moralisch weit heiklerer Konflikt, der neben politischen auch ästhetische Fragen berührt.
"Eine Nebensache" erschien auf Arabisch 2017 in einem Beiruter Verlag. Der Roman erzählt auf zwei Zeitebenen, deren erste einem historisch verbürgten Geschehen am 12. und 13. August 1949 gilt, als eine junge muslimische Beduinin in der Wüste Negev von einer Grenzpatrouille des damals erst ein Jahr bestehenden Staates Israel gefangen genommen, gedemütigt, massenvergewaltigt und erschossen wurde - wir lesen darüber aus der Perspektive des kommandierenden Offiziers. In der zweiten Hälfte des Romans wechselt er zur Ich-Erzählung: Eine mit der Autorin Adania Shibli exakt gleich alte Wissenschaftlerin geht auf Spurensuche nach der mittlerweile Jahrzehnte zurückliegenden Tat - im Museum der israelischen Armee und am Tatort, dem Kibbuz Nirim direkt an der Grenze zum Gazastreifen. Dabei schildert sie die alltäglichen Schikanen durch die israelische Armee im Westjordanland, und der Schluss suggeriert, dass auch sie im Negev von einer israelischen Patrouille erschossen wird.
Das Buch wurde 2019 ins Spanische, 2020 ins Englische und Französische und schließlich 2022 ins Deutsche übersetzt; überall erhielt es begeisterte Kritiken (auch in dieser Zeitung: F.A.Z. vom 26. April 2022), in Amerika und England war es für die dort jeweils wichtigsten Literaturpreise nominiert: die National Book Awards und den International Booker Prize. Der LiBeraturpreis ist nun die erste Auszeichnung, die "Eine Nebensache" auch gewonnen hat.
Ausgelobt wird dieser Preis von dem seit vierzig Jahren der Vermittlung nichtwestlicher Literatur verpflichteten und eng mit der Buchmesse verbandelten Verein Litprom (der Messechef Juergen Boos ist Vorstandsvorsitzender, und die Geschäftsräume befinden sich im Haus des Buches in Frankfurt, das dem Börsenverein gehört und auch Sitz der Buchmesse ist). Der LiBeraturpreis ist für Autoren des Globalen Südens reserviert und wird an ein Buch vergeben, das auf den vierteljährlich von Litprom erstellten Bestenlisten "Weltempfänger" stand.
Nach der diesjährigen Juryentscheidung hatte Ulrich Noller, ein freier Literaturkritiker, der vor allem für den WDR tätig ist, aus Protest die Weltempfänger-Jury verlassen - der fünfköpfigen LiBeraturpreis-Jury gehörte er nicht an. Noller kritisiert "antiisraelische und antisemitische Narrative" in Shiblis Roman. Den hatte der Schriftsteller Maxim Biller schon 2022 in anderem Kontext "ein unliterarisches Stück Propaganda" genannt. Und für den niederländischen Blogger Martien Pennings, der 2021 ein Buch mit dem Titel "Israel existiert und ist die legitimste Nation der Welt" veröffentlicht hat, ist Shiblis Roman "keine Nebensache, sondern eine schwere Perversion". Nun mehren sich die Stimmen, dass auf der Buchmesse in der derzeitigen Situation kein solches Buch geehrt werden sollte.
Aber ist es ein solches Buch? "Eine Nebensache" ist 110 Seiten kurz und mit großem Stilgefühl verfasst. Dass es einseitig die palästinensische Perspektive einnimmt, kann man dem Roman nicht vorwerfen - im Gegenteil wird der israelische Offizier darin als ambivalenter Täter gezeichnet, dessen moralisches Versagen auf Vergiftung durch einen Skorpionbiss zurückgeführt werden kann. Billers Argument, dass die israelischen Soldaten im Roman "gesichtslos, namenlos, brutal" seien, ist zutreffend, aber gesichts- und namenlos sind auch die beiden Palästinenserinnen. Dass sie nicht brutal sind, liegt in der Natur des Stoffs; für den von der "tageszeitung" erhobenen Vorwurf, es fehle in "Eine Nebensache" an Schilderungen palästinensischer Untaten, gilt dasselbe. Der Roman spielt eben nicht am 7. Oktober 2023, als auch Nirim von der Hamas angegriffen wurde.
Auch ein Kunstwerk kann Propaganda sein - die als antisemitisch inkriminierten Arbeiten von Ruangrupa auf der Documenta haben es gezeigt. Nun ist Propagandaanklage bei bildender Kunst leichter zu führen als bei Literatur: Die Übernahme antisemitischer Stereotypen im Bild ist evident, während Shiblis Roman "Räume für Lesarten öffnet" - so Nollers Feststellung. Damit hat er recht, aber Lesarten sind Interpretationen, noch keine Tatsachen. Sehenden Auges ist die Plausibilität eines Propagandavorwurfs leichter zu beurteilen als lesenden Auges. Unsere Lesart von "Eine Nebensache" differiert von derjenigen der Kritiker.
Es ist zu bezweifeln, dass die öffentliche Debatte um die Preisvergabe ohne den Terrorangriff auf Israel geführt worden wäre; die Forderung nach deren Aussetzung erinnert an das Verlangen nach pauschalem Verzicht auf Kunst russischen Ursprungs nach dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine. Hilflosigkeit suchte sich verständlicherweise ein Ventil. Diesbezüglich haben wir zu differenzieren gelernt, und man darf hoffen, dass von Adania Shibli nun etwas zu ihrer Haltung angesichts der aktuellen Situation in Israel zu hören sein wird - Litprom hatte die Autorin schon nach Nollers Vorwürfen darüber informiert; dass sie seitdem schwieg, ist unklug. Shibli lebt seit Längerem in Berlin, also sollte sie im Gegensatz zu israelischen Kollegen keine logistischen Schwierigkeiten haben, nach Frankfurt zu kommen. Ob es moralische geben wird, liegt jetzt an ihr. ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine Nebensache" erschien auf Arabisch 2017 in einem Beiruter Verlag. Der Roman erzählt auf zwei Zeitebenen, deren erste einem historisch verbürgten Geschehen am 12. und 13. August 1949 gilt, als eine junge muslimische Beduinin in der Wüste Negev von einer Grenzpatrouille des damals erst ein Jahr bestehenden Staates Israel gefangen genommen, gedemütigt, massenvergewaltigt und erschossen wurde - wir lesen darüber aus der Perspektive des kommandierenden Offiziers. In der zweiten Hälfte des Romans wechselt er zur Ich-Erzählung: Eine mit der Autorin Adania Shibli exakt gleich alte Wissenschaftlerin geht auf Spurensuche nach der mittlerweile Jahrzehnte zurückliegenden Tat - im Museum der israelischen Armee und am Tatort, dem Kibbuz Nirim direkt an der Grenze zum Gazastreifen. Dabei schildert sie die alltäglichen Schikanen durch die israelische Armee im Westjordanland, und der Schluss suggeriert, dass auch sie im Negev von einer israelischen Patrouille erschossen wird.
Das Buch wurde 2019 ins Spanische, 2020 ins Englische und Französische und schließlich 2022 ins Deutsche übersetzt; überall erhielt es begeisterte Kritiken (auch in dieser Zeitung: F.A.Z. vom 26. April 2022), in Amerika und England war es für die dort jeweils wichtigsten Literaturpreise nominiert: die National Book Awards und den International Booker Prize. Der LiBeraturpreis ist nun die erste Auszeichnung, die "Eine Nebensache" auch gewonnen hat.
Ausgelobt wird dieser Preis von dem seit vierzig Jahren der Vermittlung nichtwestlicher Literatur verpflichteten und eng mit der Buchmesse verbandelten Verein Litprom (der Messechef Juergen Boos ist Vorstandsvorsitzender, und die Geschäftsräume befinden sich im Haus des Buches in Frankfurt, das dem Börsenverein gehört und auch Sitz der Buchmesse ist). Der LiBeraturpreis ist für Autoren des Globalen Südens reserviert und wird an ein Buch vergeben, das auf den vierteljährlich von Litprom erstellten Bestenlisten "Weltempfänger" stand.
Nach der diesjährigen Juryentscheidung hatte Ulrich Noller, ein freier Literaturkritiker, der vor allem für den WDR tätig ist, aus Protest die Weltempfänger-Jury verlassen - der fünfköpfigen LiBeraturpreis-Jury gehörte er nicht an. Noller kritisiert "antiisraelische und antisemitische Narrative" in Shiblis Roman. Den hatte der Schriftsteller Maxim Biller schon 2022 in anderem Kontext "ein unliterarisches Stück Propaganda" genannt. Und für den niederländischen Blogger Martien Pennings, der 2021 ein Buch mit dem Titel "Israel existiert und ist die legitimste Nation der Welt" veröffentlicht hat, ist Shiblis Roman "keine Nebensache, sondern eine schwere Perversion". Nun mehren sich die Stimmen, dass auf der Buchmesse in der derzeitigen Situation kein solches Buch geehrt werden sollte.
Aber ist es ein solches Buch? "Eine Nebensache" ist 110 Seiten kurz und mit großem Stilgefühl verfasst. Dass es einseitig die palästinensische Perspektive einnimmt, kann man dem Roman nicht vorwerfen - im Gegenteil wird der israelische Offizier darin als ambivalenter Täter gezeichnet, dessen moralisches Versagen auf Vergiftung durch einen Skorpionbiss zurückgeführt werden kann. Billers Argument, dass die israelischen Soldaten im Roman "gesichtslos, namenlos, brutal" seien, ist zutreffend, aber gesichts- und namenlos sind auch die beiden Palästinenserinnen. Dass sie nicht brutal sind, liegt in der Natur des Stoffs; für den von der "tageszeitung" erhobenen Vorwurf, es fehle in "Eine Nebensache" an Schilderungen palästinensischer Untaten, gilt dasselbe. Der Roman spielt eben nicht am 7. Oktober 2023, als auch Nirim von der Hamas angegriffen wurde.
Auch ein Kunstwerk kann Propaganda sein - die als antisemitisch inkriminierten Arbeiten von Ruangrupa auf der Documenta haben es gezeigt. Nun ist Propagandaanklage bei bildender Kunst leichter zu führen als bei Literatur: Die Übernahme antisemitischer Stereotypen im Bild ist evident, während Shiblis Roman "Räume für Lesarten öffnet" - so Nollers Feststellung. Damit hat er recht, aber Lesarten sind Interpretationen, noch keine Tatsachen. Sehenden Auges ist die Plausibilität eines Propagandavorwurfs leichter zu beurteilen als lesenden Auges. Unsere Lesart von "Eine Nebensache" differiert von derjenigen der Kritiker.
Es ist zu bezweifeln, dass die öffentliche Debatte um die Preisvergabe ohne den Terrorangriff auf Israel geführt worden wäre; die Forderung nach deren Aussetzung erinnert an das Verlangen nach pauschalem Verzicht auf Kunst russischen Ursprungs nach dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine. Hilflosigkeit suchte sich verständlicherweise ein Ventil. Diesbezüglich haben wir zu differenzieren gelernt, und man darf hoffen, dass von Adania Shibli nun etwas zu ihrer Haltung angesichts der aktuellen Situation in Israel zu hören sein wird - Litprom hatte die Autorin schon nach Nollers Vorwürfen darüber informiert; dass sie seitdem schwieg, ist unklug. Shibli lebt seit Längerem in Berlin, also sollte sie im Gegensatz zu israelischen Kollegen keine logistischen Schwierigkeiten haben, nach Frankfurt zu kommen. Ob es moralische geben wird, liegt jetzt an ihr. ANDREAS PLATTHAUS
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» Shibli schreibt subtil und beobachtet scharf.« The Guardian
Gebundenes Buch
Eine Nebensache von Adania Shibli
ist in seiner fragmentarischen Reduziertheit intensiv, vielschichtig, lyrisch. Die Sprache und Symbolik ist tief, schwer, die Botschaft beklemmend. Eine Nebensache, das sind kollektive Traumata, tiefe Wunden, die intergenerationale Weitergabe, eine Zeitungsnotiz …
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Eine Nebensache von Adania Shibli
ist in seiner fragmentarischen Reduziertheit intensiv, vielschichtig, lyrisch. Die Sprache und Symbolik ist tief, schwer, die Botschaft beklemmend. Eine Nebensache, das sind kollektive Traumata, tiefe Wunden, die intergenerationale Weitergabe, eine Zeitungsnotiz und der Fakt, dass Todes- und Geburtstag zusammen fallen.
Wir beobachten mit einem fernen, fast surrealen Blick eine staubige, flirrende Szenerie.
1949, ein Jahr nach der Staatsgründung Israels, Waffenstillstand, Aufbruch und Al Nakba. In der Negev-Wüste, nahe der ägyptischen Grenze, betrachten wir eine Gruppe israelischer Soldaten, ein Camp, unwirklich, Schützengräben, staubige Leere, Hunde bellen.
Eine Beduinin wird gefangen genommen, einfach so, weil nicht Frieden ist. Wir bleiben fern, streifen nur die Sicht eines der Soldaten. Der Virus des Bösen ergreift ihn, zeitweise, die anderen Soldaten eine gierende Masse, zeitweise. Wir beobachten, wie die Frau versucht zu überleben, mit Distanz, ihr Blick wird für immer verschlossen bleiben. Sie wird ausgezogen, mit Benzin übergossen, abgespritzt, die Haare geschnitten und dann passiert, was in der Luft liegt. Sie wird vergewaltigt, misshandelt und umgebracht.
Schnitt, heute.
Eine palästinensische Frau, selbstbewusst, klug, trifft auf die Geschichte der Beduinin. Ihr Todestag, ihr Geburtstag, 25 Jahre danach. Sie verbindet sich mit der Beduinin, kann gar nicht anders. Sie sucht, sie sucht, sucht, sucht... Es treibt sie zur Reise hinüber ins nahe ferne Israel, in das Auge der Gefahr. Sie bringt Landkarten, alte, neue, palästinensische, israelische, legt sie übereinander, nebeneinander. Fieberhaft die Wahrnehmung, die Spurensuche, immer stärker der Wechsel von Versteinerung und intensiver Beunruhigung. Immer näher kommt sie Israelis und es wühlt sie auf, bis in innerste Schichten. Es saugt sie immer tiefer, sie atmet den Staub der Wüste, riecht nach Benzin, hört fernes Hundebellen, sieht Soldaten. Immer wieder überflutet sie pure Panik, doch sie rennt hinein.
Eine Nebensache ließ sich nur mit Konzentration und Anstrengung ertasten.
In der Regel ist es egal, wie viel Lärm um mich herum ist, ich lese und falle in den Text, wenn er gut ist. Hier brauchte ich Stille, musste viele Absätze mehrmals lesen.
Eine Anstrengung, die sich nicht minder lohnte, denn der Text ist klug, aufwühlend, pur. Und wenn es so etwas gibt, er ist wahr, wahrhaftig. Eine Nebensache sät seine Botschaften gegen Krieg, Ungerechtigkeit, Gewalt, ohne explizit zu werden und ohne die Traumata der anderen Seite zu verschweigen. Die Botschaften erwachsen beim Lesen, verranken sich im Nachhall und im Gespräch über den Text. Ein besonderes Stück Literatur, ganz nahe rückt es ans Herz.
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Gebundenes Buch
Hinterm Vorhang
Im Nahost-Konflikt steht Deutschland auf der Seite Israels. Dies hat jedoch den Nachteil, dass die Unterdrückung der Palästinenser oft zu kurz kommt.
Dieses Buch ändert die Blickrichtung. Im ersten Teil wird in abgehackten Szenen der Missbrauch eines …
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Hinterm Vorhang
Im Nahost-Konflikt steht Deutschland auf der Seite Israels. Dies hat jedoch den Nachteil, dass die Unterdrückung der Palästinenser oft zu kurz kommt.
Dieses Buch ändert die Blickrichtung. Im ersten Teil wird in abgehackten Szenen der Missbrauch eines Beduinenmädchens im Jahr 1949 geschildert, der schließlich mit Vergewaltigung und Tod endet. Wir mögen bedenken, wie lange der Konflikt schon dauert.
Der fast genau so lange, besser kurze, zweite Teil beschreibt dann an einem Stück in langen Absätzen die Schwierigkeiten, die eine Palästinenserin hat, diesen Fall zu untersuchen. Wann genau die Handlung spielt, wird nicht gesagt, aber da die Vergewaltigung genau 25 Jahre vor der Geburt der Ich-Erzählerin geschah, befinden wir uns wohl etwa 50 Jahre später. Und allein schon die Aufteilung Israels für die Palästinenser in Zone A, B und C war mir völlig neu.
4 Sterne für ein Buch, das Israel mal aus einem anderen Blickwinkel zeigt. Einen Stern musste ich abziehen, weil keine Formulierung dauerhaft in Erinnerung bleiben und ich nach Pausen mehrfach nicht mehr wusste, wo ich weiterlesen musste.
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Gebundenes Buch
Ein Ereignis im Jahr 1949
Adania Shibli hat mit „Eine Nebensache“ ein Stück palästinensische Literatur vorgelegt, die den Leser nicht kalt lassen kann. Es ist gerade darum harte Kost, fast schon unerträglich. Aber nur so kann verdeutlicht werden, was da im Zusammenhang …
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Ein Ereignis im Jahr 1949
Adania Shibli hat mit „Eine Nebensache“ ein Stück palästinensische Literatur vorgelegt, die den Leser nicht kalt lassen kann. Es ist gerade darum harte Kost, fast schon unerträglich. Aber nur so kann verdeutlicht werden, was da im Zusammenhang mit dem israel-palästinensische Konflikt passiert ist.
Vom ersten Satz an ist der Stil der Autorin bemerkenswert: eindrücklich und mit großer Genauigkeit, da verknappt. Nur so viel Wörter wie nötig.
Die Handlung ist in zwei Teile aufgeteilt, die zeitlich weit voneinander entfernt sind und sich doch aufeinander beziehen. 1949 wird eine junge Frau von Soldaten ermordet, der zweite Teil handelt in der Gegenwart.
Eine Hauptrolle spielt der Schauplatz, die Negevwüste, deren Weiten viel Atmosphäre aufbauen. Eine latente Bedrohung begleitet auch die Protagonistin des zweiten Teils.
Es ist die erste Veröffentlichung der Autorin in deutscher Übersetzung und es ist eine sehr überzeugende.
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