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Der Goncourt-Preisträger Mathias Enard erzählt aus der Perspektive eines Scharfschützen über den Krieg und die Realität von Kriegsgewalt - eine mutige und radikale Geschichte.
Auf Konzentration kommt es an, auf Geduld und Atemkontrolle. An einem guten Tag reicht ihm ein einziger perfekter Schuss. Er ist zwanzig, der beste Scharfschütze der belagerten Stadt. Wenn er von seinem Posten auf dem Dach heruntersteigt, genießt er die Angst, die er verbreitet. Furchtlos ist nur Myrna, das Mädchen, das für seine demente Mutter sorgt - das er beschützen und besitzen will. Dies ist ein Roman über den…mehr

Produktbeschreibung
Der Goncourt-Preisträger Mathias Enard erzählt aus der Perspektive eines Scharfschützen über den Krieg und die Realität von Kriegsgewalt - eine mutige und radikale Geschichte.

Auf Konzentration kommt es an, auf Geduld und Atemkontrolle. An einem guten Tag reicht ihm ein einziger perfekter Schuss. Er ist zwanzig, der beste Scharfschütze der belagerten Stadt. Wenn er von seinem Posten auf dem Dach heruntersteigt, genießt er die Angst, die er verbreitet. Furchtlos ist nur Myrna, das Mädchen, das für seine demente Mutter sorgt - das er beschützen und besitzen will. Dies ist ein Roman über den Krieg aus der Perspektive eines Mörders, der sein Selbstwertgefühl aus der Eleganz seiner Treffer zieht. Kalt spricht der Erzähler von seinem Handwerk, dem Töten, und offenbart eine Wahrnehmung, in der die Verbindung zwischen gelungenem Schuss und ausgelöschtem Leben gekappt ist. Ein erbarmungsloser Text über die sich verselbständigende Realität von Kriegsgewalt.
Autorenporträt
Mathias Enard, 1972 geboren, lebt in Barcelona und Niort. Für den Roman Kompass erhielt er den Prix Goncourt, 2017 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. 2021 erschien sein Roman Das Jahresbankett der Totengräber und zuletzt Der perfekte Schuss (2023).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Lothar Müller bestaunt die Konsequenz, mit der Mathias Enard in seinem Debüt von 2003 die Psychologie eines Snipers ins Zentrum stellt. Wie der Ich-Erzähler über die Einheit von Waffe und Mensch philosophiert, wenn er im Morgengrauen den Abzug betätigt, ist vielleicht nicht jedermanns Sache, ahnt Müller. Dass aber Enard nicht im Pulp-Fiction-Style erzählt und auch nicht ideologisch wird, sondern ungerührt in der "Maske des Memoirs" bleibt, findet Müller bestechend. Der Lust an der Gewalt um ihrer selbst willen, meint Müller, kommt der Autor so auf bemerkenswerte Weise auf die Spur.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Das Handwerks des Krieges zur Kunst erheben

Im Beginn steckt schon das spätere literarische Schaffen: Nach zwanzig Jahren wird der erste Roman von Mathias Énard übersetzt.

Von Niklas Bender

Es ist schade und schön zugleich, dass Mathias Énards Roman "Der perfekte Schuss" erst jetzt in Übersetzung erscheint, zwanzig Jahre nach dem französischen Original: Schade, weil dem deutschen Publikum so lange der erstaunliche Erstling des Goncourt-Preisträgers (für den Roman "Kompass", 2015) vorenthalten wurde. Schön erstens, weil der Erstling in den aktuellen Kontext des Ukrainekriegs gut passt, und zweitens, weil er von der mittlerweile erreichten Höhe des Énard'schen Werks herab wie der vollkommene ästhetische Ursprungsakt wirkt, den der Titel nahelegt - als hätte der Autor darin sein späteres Schaffen triumphierend antizipiert.

Das führt zur Bedeutung des Titels: "Der perfekte Schuss" verweist konkret auf das Berufsethos eines Scharfschützen; im übertragenen Sinne allerdings ist das literarische Handwerk mitgemeint. Eine heikle Parallele, denn die Hauptfigur des Romans ist alles andere als ein Sympathieträger: Der namenlose Sniper ist ein skrupelloser Kriegsverbrecher, der Soldaten, Alte, Frauen und Kinder aus sicherer Entfernung über den Haufen knallt - der Roman ist nicht immer leicht zu lesen. Tatort ist eine Bürgerkriegsstadt im mediterranen Raum, die Assoziation mit Beirut im libanesischen Bürgerkrieg liegt nahe.

Das Handwerk des Krieges versucht der Schütze zur Kunst zu erheben: "Das Wichtigste ist der Atem. Das ruhige und langsame Ein- und Ausatmen, die Geduld des Atems." Dahinter steckt der Wunsch nach Kontrolle: "Schießen ist vor allem Disziplin. Man muss sich zurückhalten, zusammennehmen, abkapseln, alles im Ziel bündeln, bis man selbst im Zielfernrohr verschwindet." Die Linie des Projektils wird die einzige Verbindung zur Außenwelt: "Man muss einen Bezug zwischen sich und den Dingen herstellen, eine direkte Verbindung, die man Flugbahn nennt; man muss sich vorstellen, man folge ihr wie einem Weg." Dann der Schuss - die Askese kippt in den kriegerischen Triumph.

Der Wahn hält den jungen Mann gefangen, seit er fünfzehn ist, seit dem Tod des ungeliebten Vaters, der von einem Baugerüst gefallen ist (oder gestoßen wurde), sowie dem Weggang des Bruders. Der Kriegsausbruch bietet dem Erzähler Gelegenheit, die Initiative zu übernehmen, aus sicherer Höhe das Chaos der Stadt zu beherrschen, über Leben und Tod zu richten. Seine Initiation erfährt er durch den vier Jahre älteren Zak, einen "herrlichen Barbaren", mit dem er einen "seltsamen Todespakt" geschlossen hat, der mehr als latent homosexuell ist. Ein grotesk komplementäres Freundespaar: der brutale Schläger und Folterer Zak, der kühle und effiziente Scharfschütze. Im Grunde erzählt "Der perfekte Schuss" ein misslungenes Erwachsenwerden, in dem die Soldateska eine implodierte Familie ersetzt.

Um seinen achtzehnten Geburtstag zwingt der fortgeschrittene Wahnsinn seiner Mutter den Scharfschützen dazu, die fünfzehnjährige Myrna als Betreuerin zu engagieren: "Sie hatte fast den Körper einer Frau und dazu das Lächeln eines Mädchens, ein nettes Gesicht." Myrna zeigt in ihrer Verletzlichkeit Stärke, bringt die Mutter zum Lachen und die Literatur in des Scharfschützen Leben zurück. Er sieht sich zerrissen zwischen Myrna und Zak, zwischen Kriegerexistenz und familiärer Normalität. Neben dem Gegensatz von Höhe und Tiefe ist es der von (toxischer) Männlichkeit und (empathischer) Weiblichkeit, der den Roman strukturiert - dezent und bar ideologischer Last.

Die Ich-Erzählung versetzt einen in den Kopf eines Schlächters, eine Perspektive, die in heutigen Zeiten doppelt interessant ist. Der Leser begreift rasch das Maß der Grausamkeit, fragt sich aber lange, wie die Außenwelt den Schützen wahrnimmt. Der hat keinen Zweifel: "Je mehr Zeit verging, desto mehr sahen meine Kameraden, überhaupt alle, zu mir auf wie zu einem Standbild, mit Furcht und Respekt, ein wenig wie zu einem Vorgesetzten." Nach und nach ramponiert Énard jedoch die Statue: von innen durch körperliche Symptome wie das Pfeifen im Ohr, von außen durch Hinweise darauf, dass das Umfeld weiß, was der Unterschied zwischen einem Helden und einem Psychopathen ist. Es ist Myrnas Aufgabe, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren: "Es sind Leute wie du, die diesen Krieg machen." In letzter Konsequenz stellt die Einsicht ihn vor die Wahl zwischen dem Krieg und ihr.

Die Ästhetik weicht ab von jener der großen Énard-Romane wie "Zone" (2008), "Kompass" oder "Das Jahresbankett der Totengräber" (2020), die eine Vielzahl von Erzählfäden und Figuren verweben. Auch sprachlich ist der Roman eher in einer Linie mit kürzeren Texten wie "Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten" (2010) zu sehen: Die meist knappen Sätze entbehren der gewohnten Fülle des Wortschatzes und der kulturellen Referenzen. Das ist nicht nur eine interessante Variation, sondern entspricht der Kunst des Snipers, seinem Ideal der asketisch direkten Willenslinie, dem sich "Der perfekte Schuss" anpasst: Es ist ein trockener, sehniger Text.

Eine wirkliche Überraschung birgt das Ende: Die deutsche Übersetzung schließt anders als das Original. Ohne die Auflösung zu verraten: Während im Original der Schütze seiner verrückten Mutter gegenübersteht und von ihr schließlich in den Arm genommen wird, endet die deutsche Fassung dreieinhalb Seiten früher, mit dem Bild einer Hand im Todeskrampf. Diese vom Autor abgesegnete Änderung, von Hanser Berlin in der Klausel "neu durchgesehen" versteckt, verschiebt die Rahmung des Geschehens weg vom Familiären hin zu den Konsequenzen des Kriegerethos; ohne die finale mütterliche Geste stehen diese schroffer im Raum. Während es kein Schaden ist, dass der Schnitt die Symbolsprache diskreter werden lässt, erzeugt er einen Abbruch, effektvoller, filmischer, jedoch auch unversöhnlicher.

So oder so bietet "Der perfekte Schuss" die Gelegenheit, einen anderen Énard kennenzulernen. Krieg, Chaos und Zerstörung, in "Zone" nur verschachtelt und hintergründig präsent, werden zur omnipräsenten Gegenwart: ein spannender, harter Roman, aber ohne jeden Zweifel - die Ambivalenz der Gefühle rechtfertigt das fragwürdige Bild - ein Volltreffer.

Mathias Énard, "Der perfekte Schuss". Roman.

Aus dem Französischen von Sabine Müller. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2023. 192 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.07.2023

Das Handwerk des Tötens
In seinem Debüt nimmt Mathias Énard den Blick eines Scharfschützen an. Jetzt erscheint es auf Deutsch und lehrt einen das Fürchten
Er ist ein Sniper, ein Scharfschütze, einer der besten. Er selbst würde sagen: der beste. Er tötet zielgerichtet und wahllos. Er wartet, bis ihm der Zufall seine Opfer zuführt. Er ist jung, erst vor Kurzem 18 Jahre alt geworden. Ungebildet ist er nicht. Er war Gymnasiast, hat griechische Götter und russische Romane im Kopf. Sein Lieblingsbuch ist „Taras Bulba“ von Gogol, eine Erzählung aus dem 17. Jahrhundert, die von einem Vater und seinen Söhnen im Krieg erzählt. Sie verläuft entlang klarer Freund-Feind-Linien.
Mehr als eine solche Linie braucht der Scharfschütze nicht, um seine Technik des Tötens zu vervollkommnen. Den Titel des Buches, in dem er die Hauptrolle spielt, könnte er selbst erfunden haben: „Der perfekte Schuss“. Er hat dieses Buch ganz für sich, er ist der Ich-Erzähler, dem niemand dazwischenreden kann.
Er hat keinen Namen, bleibt im Buch so anonym, wie er es für seine Opfer ist. Woher seine Stimme kommt, wo und warum er schreibt, all das lässt das Buch offen. Die Stimme ist einfach da, schwadroniert über die Einheit von Körper und Waffe, Arm und Gewehr, über die entscheidende Bedeutung des Atems, des Aus- und Einatmens, über das Zusammenspiel von Präzision und Konzentration.
Der französische Schriftsteller Mathias Énard war Anfang dreißig, als er diesen Scharfschützen erfunden hat. „Der perfekte Schuss“, im Irakkriegsjahr 2003 erschienen, war sein Debüt. Dass dieser schmale Roman jetzt, zwanzig Jahre später, auf Deutsch erscheint, dürfte mit dem Krieg in der Ukraine zu tun haben. Er ist aber tief geprägt von den Kriegslandschaften der Neunzigerjahre und der Jahrtausendwende, vor allem von den Balkankriegen.
In den Romanen und im „Tagebuch der Übersiedlung“ von Dževad Karahasan ist nachzulesen, wie die Scharfschützen die Zivilbevölkerung im Talkessel von Sarajevo ins Visier nahmen. So namenlos wie der Held bleibt in „Der perfekte Schuss“ auch die Stadt, die er von seinem Posten auf den Dächern im Blick hat, und die Hügellandschaften, in denen er am brutalen Nahkampf teilnimmt. Aber es handelt sich um einen erkennbar mediterranen Schauplatz. Der Geruch von Thymian, Minze und Eukalyptus durchzieht das Buch, Pinienwälder reichen bis an die Dörfer heran, Möwen schweben über der Stadt. Sie liegt nah am Meer, wie die Bürgerkriegsschauplätze in Libanon.
Mathias Énard hat wenige Jahre nach seinem Debüt in seinem großen Roman „Zone“ die Balkankriege mit den antiken Kriegsepen, den Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und der Gegenwart des Nahen Ostens verschmolzen. Er entwickelte dafür eine polyphone Erzählerstimme, die sich an die Bewegungen und die Innenwelt eines franko-kroatischen Kriegsfreiwilligen heftete und das Erbe der ästhetischen Moderne von Joyce bis zu Danilo Kiš in sich aufnahm. Im Nachwort dankte er Zeitzeugen, die ihm ihre Geschichten anvertraut hatten, „Zeugen, Opfer oder Schlächter, aus Barcelona, Beirut, Damaskus, Zagreb, Algier, Sarajevo, Belgrad, Rom, Triest, Istanbul“.
Auch in die Erzählerstimme dieses Debütromans dürften solche Erzählungen eingeflossen sein. Die Ungerührtheit, mit der sie vom Handwerk des Tötens berichtet, verzichtet auf alle Anleihen bei „Pulp Fiction“-Elementen, auf jedes Schielen nach dem Kriegskino. Der Roman trägt die Maske des Memoirs und erschwert die landläufige schale Ausweichbewegung vor der dargestellten Gewalt, das beruhigende „Es ist ja nur Zelluloid“, „Es sind ja nur Papierleichen“. Eine lange Liste von Toten enthält dieser schmale Roman.
Sie alle haben Verwandte in der historischen Realität: „Der frühe Morgen ist die beste Zeit. Das Licht ist perfekt, es blendet kaum, nichts spiegelt. Die Leute beginnen einen neuen Tag und sind nicht ganz so vorsichtig. Für einen oder zwei Momente vergessen sie, dass Teile ihrer Straße von unseren Gebäuden aus einsehbar sind. Im Morgengrauen hatte ich einige meiner besten Abschüsse. Die Frau zum Beispiel, die sich in ihrem schönen Kleid, einen Korb in der Hand, zu freuen schien, aus dem Haus zu gehen. Ich habe sie im Nacken getroffen, sie fiel auf der Stelle um wie eine Marionette, der alle Fäden gekappt wurden.“
Ein O-Ton aus dem Krieg ist dieser Stil nicht, den Sabine Müller, die schon die „Zone“ mitübersetzt hat, erfolgreich ins Deutsche geholt hat. Alle Konkretion der Freund-Feind-Linien ist aus ihm weggefiltert. Es gibt darin keinerlei ideologischen Furor, keine großen Erzählungen, anders als auf den Kriegsschauplätzen des Balkans, des Nahen Ostens, der Ukraine. Warum der Feind Feind ist und die Feindschaft die Zivilisten einschließt, ist für den Scharfschützen unerheblich. Es reicht, dass die Anderen die Anderen sind. Und dass der Krieg erlaubt zu tun, was er tut.
Seine Dächer sind seine Arbeitsplätze, seine Einsatzzeiten seine Arbeitszeiten, sein Töten schildert er als Arbeitsvorgang, seine Erschöpfung als Folge der Arbeit. Er geht gern zur Arbeit. Mit diesem Wegfiltern des Ideologischen – etwa eines nationalistischen Furors oder einer Opfererzählung – ist der junge Mathias Énard der Lust an der Gewalt um ihrer selbst willen auf der Spur. Sie ist der Kern dieses Buches, der Kern seines Misstrauens gegen das Menschenbild, in dem die Gewalt das Unmenschliche ist.
Auf das Szenario des Scharfschützen auf dem Dach, der aus der Distanz tötet, hat Énard seinen Roman nicht beschränkt. Aus dem Sniper tritt der Nahkämpfer in einem Stoßtrupp heraus, mit seinem Freund Zak demütigt er die Fahrer bei Autokontrollen, wie einen Mechanismus hat der Krieg die Tötungshemmung außer Kraft gesetzt. Nur leicht erhöht ist die stilistische Temperatur, wenn der Arbeitsbericht eine Folterszene aufnimmt, die erst mit dem Tod der Opfer endet.
Es gibt Träume, auch Albträume des Snipers, aber er nimmt sie in Kauf als Tribut, den seine Arbeit fordert. Es gibt seine Mutter, die mit Kriegsbeginn in Wahn und Verwahrlosung abgleitet. Sicher vor ihrem Sohn kann sie nicht sein. Es gibt die junge Myrna, Tochter eines Opfers der Granaten, die der Mutter helfen soll, und es gibt das Begehren des Snipers nach dieser Sechzehnjährigen. Sie würde in einem anderen Roman in das Schema einer Liebesgeschichte passen, die gegen den Krieg Einspruch erhebt. In diesem nicht.
Er verklammert Krieg und Vergewaltigung nicht nur an der Front, sondern auch in der „Freizeit“ des Snipers. Und nirgends gibt es eine Stimme, die ihm ins Wort fällt. In späteren Romanen hat Mathias Énard das Register seines Erzählens aufgefächert. Sein Debüt lebt von der Konsequenz, mit der es die Symbiose zwischen seinem Helden und dem Krieg zur Darstellung bringt. Wer diese Konsequenz scheut, sollte die Finger von dem Buch lassen.
LOTHAR MÜLLER
Mathias Énard:
Der perfekte Schuss. Roman. Aus dem
Französischen von
Sabine Müller.
Hanser Berlin,
München 2023.
190 Seiten, 24 Euro.
„Der frühe Morgen ist die beste Zeit. Das Licht ist perfekt, es blendet kaum, nichts spiegelt.“ – Blick durch ein Zielfernrohr eines Scharfschützen der ukrainischen Armee im Norden Kiews, März 2022.
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"Ein Meisterwerk von einzigartiger sprachlicher und kompositorischer Konsequenz ... Atemberaubend!" Ingo Arend, Deutschlandfunk Kultur, 21.03.23

"Ein spannender, harter Roman, ohne jeden Zweifel ... ein Volltreffer." Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.23

"Mit diesem Wegfiltern des Ideologischen - etwa eines nationalistischen Furors oder einer Opfererzählung - ist der junge Mathias Énard der Lust an der Gewalt um ihrer selbst willen auf der Spur. Sie ist der Kern dieses Buches, der Kern seines Misstrauens gegen das Menschenbild, in dem die Gewalt das Unmenschliche ist." Lothar Müller, SZ, 10.07.23

"Ein sprachmächtiges, radikales Frühwerk ... Ein erschütterndes Dokument der Entmenschlichung, das Psychogramm eines Killers und ein fast schon erschreckend unsentimentales Mahnmal gegen die Gräuel des kriegerischen Mordens." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk, 04.04.23

"Schon mit diesem Debütroman beweist Enard seine beachtliche geistige Spannweite. ... In 'Der perfekte Schuss' hat er seine Vielseitigkeit meisterhaft auf das Entscheidende konzentriert. Mit anderen Worten: Dieser harte Roman ist ein literarisch glänzender Beitrag zur Psychologie des Krieges." Eberhard Falcke, BR2, 14.05.23

"Wie sehr Verrohung und Gewaltkult unvermeidliche Begleiterscheinungen des sich verselbständigenden Krieges sind, gerät leicht aus dem Blick. Gut, dass uns dieser provozierende Roman von Mathias Enard daran erinnert." Wolfgang Schneider, SWR2, 19.03.23

"Jeder Krieg wertet die Werte um, und Enard erzählt erschütternd von dem, was in den Medien kaum vorkommt: von der Verlorenheit eines Täters. ... Man kann nicht aufhören zu lesen, denn dieser Protagonist lässt einen nicht mehr los." Jérôme Jaminet, NZZ am Sonntag, 26.03.23

"Dieses elegische Tagebuch eines Kriegers zeigt das permanente Oszillieren zwischen Disziplin und Anarchie, zwischen Ordnung und Orgie, zwischen Kontrollillusion und Kontrollverlust. ... Dieses Psychogramm ... liest sich schmerzhaft gut und zeigt bereits den Debütanten als souveränen Schriftsteller." Welt am Sonntag, 02.04.23

"'Der perfekte Schuss' beweist Enards Gefühl für Struktur und Rhythmus ... Es lohnt sich also genauer hinzusehen, auch, weil es Sabine Müller gelingt, in ihrer Übersetzung das pneumatische Pulsieren des Originals nachfühlbar zu machen." Thomas Leitner, Falter, 22.03.23

"Das Psychogramm, was passiert mit Menschen, wenn sie im Krieg sind. ... Enard möchte wissen, wie geht das, dass solche Enthumanisierungen durchgehen und Alltag werden. ... Ein sehr ziviler, sehr kluger Roman." Mario Scalla, hr2 Kultur, 03.04.23

"'Der perfekte Schuss' ist das brillante Debüt eines großen Erzählers und ein gewichtiger Antikriegsroman. Zwanzig Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen ist dieser heute von bestürzender Aktualität." Georg Renöckl, ORF Ö1, 21.05.23

"Das Buch ist ein sprachmächtiges Frühwerk des Autors über Verrohung und Gewaltkult, das in seiner Rigorosität ein Meisterwerk ist. Die Härte des Romans ist seine Stärke, weil er die Psychologie des Krieges aus nur einer Perspektive schildert." Roland Mischke, Aachener Zeitung, 21.08.23

"Heftiger Stoff. ... In bestürzender Unmittelbarkeit schildert Enard, wie die alltägliche Unmenschlichkeit den Jungen aushöhlt, wie der Krieg so sehr das Dasein prägt, dass eine Normalität ohne ihn leer und haltlos erscheint." Wolfgang Schütz, Augsburger Allgemeine, 18.03.23

"Erschütternd, verstörend, eine grandiose Zumutung ... Ein erbarmungsloser Text von leider zeitloser Gültigkeit. Überall." Bernd Melichar, Kleine Zeitung Newsletter, 25.03.23

"Enard ist ein Meister darin, Situationen zusammenzuführen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Zärtlichkeit, die sich hier zeigt, wird durch eiskalte Handlungen konterkariert, durch die Selbstbewunderung ad absurdum geführt." Monika Köhler, Junge Welt, 21.08.23

"'Der perfekte Schuss' lässt den Leser in keinem Moment aus der Haut des Ich-Erzählers schlüpfen. ... Nicht nur ein faszinierendes, sondern auch lehrreiches Buch. Es macht spürbar, wie Menschen im Krieg zu 'funktionieren' beginnen." Anne-Catherine Simon, Die Presse, 08.04.23

"Wer sich auf das Buch einlässt, erlebt einen ungeheuer intensiven literarischen Text. ... Mathias Enard entfaltet darin in vielem bereits jenes erzählerische Talent, das ihn in seinen späteren Romanen als großen Romancier auszeichnet." Felix Münger, SRF 2 Kultur, 02.06.23
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