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Tara
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Insgesamt 1454 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2025
Ahern, Cecelia

Ein Herz aus Papier und Sternen


sehr gut

Ein emotionaler Roman über das Leben mit seinen Möglichkeiten

„Ein Herz aus Papier und Sternen“ ist ein emotionaler Roman der irischen Autorin Cecelia Ahern.

Die Handlung spielt in einem kleinen irischen Dorf namens Ballybeg. Viele Menschen dort leben vom Torfstechen, das aus Umweltschutzgründen verboten wurde. Es fällt nicht allen leicht sich neu zu orientieren. Auch Lorcan Murphy weigert sich auf sein Recht des Torfstechens zu verzichten, da es die Lebensgrundlage seiner Familie ist. Er ist der Großvater von der inzwischen 16-jährigen Bella. Bella ist die Tochter der 32-jährige Protagonisten Pip. Sie ist eine sehr verträumte Protagonistin, mit wenig Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen, was sicherlich auch ihrer dominanten Mutter Josephine zuzuschreiben ist. Aus Sorge um Pip und Jamie - den Vater von Bella - haben ihre Eltern Josephine und Philip dafür gesorgt, dass sich die beiden so wenig wie möglich sehen.
Das klingt nun alles nach einem schwierigen Familiengefüge, ist es im Grunde auch, aber beim Lesen erklärt sich das glücklicherweise alles von selbst.

Pip war für mich keine besonders interessante Protagonistin, ihr Leben ist recht eintönig bis sie den Astronom Io kennenlernt. Durch ihn ändert sich ihr Blickwinkel und es tritt eine Veränderung eintritt, die mir gut gefallen hat.

Der Schreibstil der Autorin liest sich angenehm leicht und flüssig. Sie versteht es aktuelle Probleme gut in ihrer Romanhandlung unterzubringen, so dass das Buch auch zum Nachdenken anregt.

Mit ihrem Epilog rundet Cecelia Ahern ihren Roman gelungen ab. Das Ende beinhaltet auch einen Neubeginn und lässt damit Raum für eigene Gedanken.

Bewertung vom 25.10.2025
Illies, Florian

Wenn die Sonne untergeht


ausgezeichnet

Familie Mann im Exil

„Wenn die Sonne untergeht: Familie Mann in Sanary“ ist ein interessanter Roman über die Familie Mann des in Berlin lebenden Autors, Journalisten, Kunsthistorikers und Kurators Florian Illies.

Die Handlung beginnt im Februar 1933 in München im Hause der Familie Mann. Thomas und Katja brechen zu Vorträgen in Amsterdam, Brüssel und Paris auf und wollen im Anschluß zur Erholung nach Arosa in die Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt ahnen sie nicht, dass sich ihre Rückkehr um Monate verzögern wird, da Thomas Mann wegen der Nationalsozialisten nicht nach Deutschland zurückkehren kann. Er lebt – wie viele andere deutsche Intellektuelle – mit seiner Familie im Exil in Sanary-sur-Mer in Frankreich. Im Gegensatz zu seinem Bruder Heinrich, der das Leben im Süden genießt, zieht es ihn zurück nach München.

Ich habe schon einige Bücher über die Familie Mann gelesen und dennoch in diesem wieder ganz neue Seiten dieser außergewöhnlichen Familie kennengelernt. Sicherlich lag dies nicht nur an der außergewöhnlichen Situation, sondern auch daran, dass Florian Illies ausgiebig recherchiert hat, wobei er unveröffentlichte Dokumente, Tagebücher Golo Manns und Menschen mit viel Hintergrundwissen als Grundlage für seinen Roman zugrunde gelegt hat.

Der Autor erweckt hier die Familie Mann zum Leben. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten innerhalb der Familie sind klar und authentisch gezeichnet. Es ist kein trockenes Sachbuch, sondern eine Biografie über das Leben einer Familie mit ihren ganz besonderen Eigenheiten, in der die Atmosphäre dieser ungewöhnlichen und schwierigen Situation ebenso durchkommt wie der damalige Zeitgeist.

Am Ende rundet Florian Illies sein Buch gelungen damit ab, wie es für die einzelnen Personen nach dem Sommer in Sanary weitergeht. Außerdem gibt es einen übersichtlichen Stammbaum der Manns und einen Überblick über die Sommergäste in Sanary.

Mich hat das Buch gefesselt und ausgesprochen gut unterhalten.

Bewertung vom 25.10.2025

Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache


ausgezeichnet

Kurioses rund um die deutsche Sprache – sehr unterhaltsam

„Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache“ ist ein unterhaltsames und liebevoll gestaltetes Buch rund um die deutsche Sprache.

Mir war schon klar, dass unsere Sprache keineswegs einfach zu erlernen ist, aber ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie kurios ihre Eigenheiten sind. Hier wurden 135 Besonderheiten zusammengetragen und ich habe wirklich gestaunt.

Von 300.000 bis 500.000 Wörtern verwenden wir gerade einmal 12.000 bis 16.000 aktiv. Das ist schon ein enormer Unterschied und irgendwie auch schade.
Es werden z.B. vom Aussterben bedrohte, veraltete, unglaublich lange, doppelt gemoppelte Wörter, Abkürzungen, Schreibweisen, Homofone, Palindrome und vieles mehr thematisiert. Ich habe gestaunt und mich amüsiert. Unsere Sprache hat wirklich so einiges zu bieten.

Das Buch ist aber nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein kleines Highlight. Jede einzelne Seite wurde individuell und liebevoll gestaltet.

Wer sich gerne mit Sprache beschäftigt, wird sicherlich Spaß an diesem Buch haben.

Bewertung vom 22.10.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


ausgezeichnet

Genial erzählt

In ihrem Roman „Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ berichtet die in Wien lebende Autorin Vea Kaiser vom Aufstieg und Fall einer jungen Frau.

Bereits im Prolog wird klar, wie sich die Ereignisse um die Protagonistin Angelika Moser entwickeln. Dieser startet nämlich damit, dass die Autorin Angelika im Gefängnis besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren und wie es soweit kommen konnte.
Angelika Moser arbeitet als Buchhalterin in Wien im Hotel Frohner. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, liebt das Leben und Partys. Um dies zu finanzieren beginnt sie Rechnungen zu manipulieren. Nachdem sie ein Kind bekommt, dem sie ein gutes Leben bieten möchte, ufern ihre Betrügereien immer weiter aus.

Obwohl von vornherein klar ist wohin die Handlung führt, habe ich das Leben von Angelika gespannt verfolgt. Sie ist eine schwierige Persönlichkeit, so richtig sympathisch fand ich sie nicht, obwohl sie durchaus auch liebenswerte Seiten hatte. Die übrigen Charaktere werden - wie auch Angelika - sehr authentisch und facettenreich dargestellt.

Das Leben von Angelika Moser wird mit all seinen Höhen und Tiefen dargestellt. Sie steht vor Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt und es ist spannend mitzuerleben, wie sie versucht diese zu meistern und wie sich ihre moralischen Grenzen nach und nach immer weiter verschieben.

Der Schreibstil von Vea Kaiser ist brillant und es macht Spaß ihren Ausführungen zu folgen. Wien und das Hotel bieten ein tolles Setting und ich hatte die Handlungsorte direkt vor Augen. Die Dialoge stecken voller Wiener Schmäh wodurch die Atmosphäre direkt bei mir ankam.

Insgesamt ist es ein unterhaltsamer Roman mit viel Wiener Flair und einer interessanten Protagonistin, den ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 21.10.2025
Metzenthin, Melanie

Die Psychoanalytikerin


ausgezeichnet

Historisch, spannend & fesselnd

„Die Psychoanalytikerin“ ist ein spannender, historischer Kriminalfall der in Hamburg lebenden und als Fachärztin für Psychiatrie arbeitenden Autorin Melanie Metzenthin.

Die Handlung beginnt in Hamburg im Mai 1920. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, hat aber sichtbare Spuren in der Stadt und bei den Menschen hinterlassen. Diese sind auch für die Psychoanalytikern Vera Albers spürbar, da ihr Mann im Krieg gefallen ist und sie nun seine Praxis betreibt. Unter ihren Patienten befinden sich auch zahlreiche psychisch Kriegsversehrte, die ihre Unterstützung benötigen.
Nachdem ein äußerst unangenehmer Patient - Hermann Braun - ermordet wurde, spricht Kommissar Karl Bender bei ihr vor. Da die Umstände seines Todes unklar sind und der Mörder vermuten könnte, dass Braun Vera etwas anvertraut hat, ist auch sie in Gefahr. Es dauert nicht lange und ein weiterer Patient von ihr wird vermisst.

Der Schreibstil von Melanie Metzenthin liest sich angenehm leicht und flüssig. Die Ereignisse werden lebendig beschrieben und die Atmosphäre Hamburgs kam direkt bei mir an. Durch die kurzen Kapitel - 48 auf 384 Seiten - bin ich in einen richtigen Lesesog geraten. Es lässt sich immer noch schnell ein weiteres lesen und mir fiel es schwer das Buch aus der Hand zu legen.

Vera ist eine starke Protagonistin, die es zur damaligen Zeit in ihrem beruflichem Umfeld nicht leicht hatte. Ihre Patienten waren nicht immer bereit, die notwendige Distanz zu wahren. Dadurch wird auch das Frauenbild der 1920er Jahre gut wiedergegeben.
Vera und Karl sind sympathische Charaktere, deren individuelle und gemeinsame Arbeit ich gerne verfolgt habe.

Es gibt interessante Einblicke in die Vorgehensweise bei der Polizei und in die der Psychoanalyse.

Die Autorin ist Fachärztin für Psychiatrie und sie hat ihr Wissen gekonnt mit dem Kriminalfall und historischen Fakten verwoben.

In diesem Roman mischen sich Fiktion und Wahrheit. Die Personen sind erfunden, aber die Handlungsorte gibt es und wer sich in Hamburg und Umgebung auskennt, wird diese beim Lesen direkt vor Augen haben.

Mich hat dieser Roman gefesselt und ausgesprochen gut unterhalten, so dass ich mir auch weitere Fälle mit Vera und Karl nicht entgehen lassen würde.

Bewertung vom 15.10.2025
Ruch, Cindy;Reisedepeschen

Reisehandbuch Europa mit dem Zug


ausgezeichnet

Hier wird Reiselust geweckt

Das „Reisehandbuch Europa mit dem Zug“ bietet viele inspirierende Ideen und abwechslungsreiche Routen, die Reiselust wecken.
Zunächst gibt es Informationen was vor der Reise zu beachten ist, was insbesondere dann hilfreich ist, wenn man seine erste Tour plant.
Im Anschluß findet man in kurzen Kapitel die wichtigsten Informationen für die Länder Europas. Diese sind immer gleich aufgebaut. Es gibt Details über Fakten zu dem jeweiligen Land, Lieblingsstrecken, Streckennetz, Züge, Preise und Fahrkarten, Anreise, Bahnlektüre, Streckeninfos und Stationen.
Zudem enthält jedes Kapitel eine kleine Karte, die für Orientierung sorgt und es gibt Fotos, die einen Eindruck des jeweiligen Ziels vermitteln und für die entsprechende Atmosphäre sorgen.
Ich finde das Buch rundum gelungen. Es macht Lust darauf Europa mit der Bahn zu erleben und schon das Planen macht einfach Spaß.

Bewertung vom 15.10.2025
Graf, Lisa

Zwei Rivalen, ein Traum. / Lindt & Sprüngli-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung

„Lindt & Sprüngli: Zwei Rivalen, ein Traum“ ist nach „Lindt & Sprüngli: Zwei Familien, eine Leidenschaft“ der zweite Band der Lindt & Sprüngli Saga der Autorin Lisa Graf.

Während es im ersten Band hauptsächlich um Familie Sprüngli ging, tritt nun auch die Familie Lindt in den Vordergrund. Man kann den Roman ohne Vorkenntnisse lesen, aber ich empfehle trotzdem die Reihenfolge einzuhalten, da sich so die Entwicklung der Charaktere und des Geschäfts besser nachvollziehen lässt.

Die Handlung beginnt 1863 in Bern. Rudolf Lindt ist zu diesem Zeitpunkt gerade einmal acht Jahre alt und das älteste Kind der Familie Lindt. Er ist verträumt und ruhig, die Schule fällt ihm schwer, so dass sich seine Eltern entsprechend sorgen.
In einem zweiten Erzählstrang, der 1868 in Zürich startet, dreht sich alles um die Familie Sprüngli. Rudolph Sprüngli ist bereits 21 Jahre und sehr zielstrebig und ehrgeizig.

Die Ereignisse werden im Wechsel aus verschiedenen Perspektiven aus beiden Familien erzählt. Dadurch erhält man schnell einen guten Einblick in die damalige Zeit.

Der Schreibstil von Lisa Graf ist sehr lebendig und steckt voller Details, so dass ich alles direkt vor Augen hatte. Das Leben der beiden Familien ist ausgesprochen interessant und ich habe es gerne verfolgt. Da die Schokoladenherstellung eng mit dem Leben der beiden Familien verwoben ist, wurden interessante Fakten über die Herstellung von Schokolade geschickt mit der Handlung verbunden. Zudem bin ich auch mehrfach auf bekannte Namen aus der Welt der Schokolade gestoßen, was mich sehr gefreut hat. Es ist zu spüren, dass die Autorin ausgiebig recherchiert haben muss.

Am Ende befindet sich eine Liste der wichtigsten Personen, das ich zu Beginn des Lesens gerne genutzt habe, da der Name Rudolf einfach sehr häufig vorkommt.

Passend abgerundet wird das Buch durch ein Rezept einer „Mousse au Chocolat“ im vorderen Innencover.

Diesen zweiten Teil der Trilogie habe ich ebenso gerne gelesen wie den vorherigen und bin nun schon sehr gespannt wie es im dritten zwischen den Familien Sprüngli und Lindt weitergeht.

Ich kann diese Reihe Schokoladenliebhabern und Lesern historischer Familiensagas nur empfehlen.

Bewertung vom 13.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


sehr gut

Komplex & tiefgründig

„Die Spur der Vertrauten“ ist ein dystopischer Roman der Autorin Christelle Dabos.

Claire und Goliath leben in einer Welt, in dem Individualität verboten ist. Alles ist dem WIR untergeordnet. Die Menschen werden durch verschiedene Instinkte geleitet, die immer der Allgemeinheit dienen. Wer sich nicht unterordnet oder keinen Instinkt besitzt, lebt gefährlich.

Die Handlung wird im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Meist sind es die Protagonisten Goliath und Claire, aber auch andere Charaktere, die ich nicht direkt zuordnen konnte, berichten. Mir fiel es schwer Zugang zu den Charakteren zu finden, sie wirkten auf mich kalt und distanziert. Dies wiederum passte zu einer Gesellschaft, in der alle nur automatisiert ihre Instinkte ausleben.

Unklar blieb für mich in welcher Zeit die Handlung angesiedelt ist. Zwischendurch gab es kleine Hinweise, die allerdings nicht stringent waren. Im Grunde ist das bei einem Fantasy-Roman egal. Da ich mich allerdings in der durchaus spannenden Handlung ein wenig verloren fühlte, hätte ich gerne etwas Greifbares gehabt.

Es ist ein forderndes Buch, das Konzentration benötigt, da zahlreiche Fragen aufgeworfen werden und es einige Zeit dauert, bis man Antworten bekommt. Dass es sich hier um ein Jugendbuch ab 14 Jahren handelt, erscheint mir fragwürdig. Es mag sie geben, aber ich kenne nicht viele 14-jährige, die Spaß an so einem komplexen Buch haben.

Ich muss gestehen, dass ich froh war als ich das Buch beendet hatte. Was zurückbleibt ist aber durchaus positiv. Es regt zum Nachdenken über Individualität, Allgemeinwohl, Gesellschaftssysteme, Kontrolle, Vertrauen, Widerspruch und Freundschaft an. Von daher hat sich das Lesen für mich trotz einiger Kritikpunkte gelohnt.

Bewertung vom 11.10.2025
Cole, Terri

Too Much!


ausgezeichnet

Eigene Bedürfnisse erkennen & Grenzen setzen
„Too Much!“ ist ein hilfreicher Ratgeber der Autorin, Psychotherapeutin und Expertin für Beziehungen und Empowerment Terri Cole.
Der Untertitel „Für alle, die zu viel geben, tun, machen, denken, fühlen“ hat mich direkt angesprochen, genau so fühlt sich mein Leben manchmal an, als ob einfach alles zu viel ist.
Aber was macht man dagegen und wie geht man damit um?
Terri Cole beschreibt und erklärt das Konzept der „Hochfunktionalen Co-Abhängigkeit“ (kurz HFC), bei dem die Betroffenen zu viel Verantwortung übernehmen und sich für alles zuständig fühlen bis sie letztendlich selbst total erschöpft und ausgebrannt sind.

Die Autorin bietet hier Lösungsansätze, praktische Strategien und Übungen um Grenzen zu setzen, sich emotional abzugrenzen, das destruktive Verhalten sich selbst gegenüber zu durchbrechen und wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu schauen.
Dabei ist ihr Schreibstil klar und deutlich. Sie überzeugt durch fachliches Wissen und Berichten aus persönlichen Erfahrungen.

Das Buch erfordert Zeit, da Terri Cole immer wieder zum Nachdenken auffordert. Aber es lohnt sich sehr, diese zu investieren und sich deutlich zu machen wie sehr das eigene Leben durch den Drang/Wunsch es anderen recht zu machen/zu helfen beeinträchtigt wird.
In der Theorie sind die Strategien und Übungen leicht umzusetzen, aber in der Praxis werde ich dafür ein wenig mehr Zeit benötigen. Dennoch konnte aus dem Ratgeber viel für mich mitnehmen, da er mir bewusst gemacht hat, was HFC bedeutet und dass ich daran etwas ändern muss.

Bewertung vom 08.10.2025
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Haus erzählt

„Treppe aus Papier“ ist die autobiografische Erzählung eines Hauses von dem Autor, Moderator und Spoken Word-Künstler Henrik Szántó.

Dieser Roman ist wirklich etwas ganz Besonderes und hat mich nachhaltig beeindruckt. Es gibt viele Möglichkeiten auf die Vergangenheit zurückzublicken. Aber diese ist anders, distanziert und gleichzeitig hatte ich das Gefühl mittendrin zu stecken.

Henrik Szántó schildert die Ereignisse von 1920 bis in die Gegenwart. Dazu verleiht er einem Haus eine Stimme und dieses berichtet, was es im Laufe der Jahrzehnte erlebt hat.
Es erinnert sich an die freudigen und leidvollen Erfahrungen seiner Bewohner und arbeitet dabei gleichzeitig ein Stück deutsche Geschichte auf.

Der Schreibstil des Autors ist sehr eindringlich, poetisch und intensiv. Er eröffnet durch die Sicht des Hauses ganz neue Perspektiven und verdeutlicht durch veraltete Ausdrücke und Redewendungen die vielen Jahre, die es bereits besteht. Durch seine Erlebnisse beschäftigt man sich mit historischen Ereignissen und dabei wird spürbar, wie zermürbend diese für die Menschen und das Haus, in dem sie leben, ist.

Zwischendurch wechselt der Blickwinkel. Heute wohnt Nele mit ihren Eltern in dem Haus. Als sie für die Schule geschichtliche Informationen über den Zweiten Weltkrieg benötigt, blocken ihre Eltern ab. Ihre Nachbarin, die neunzigjährige Irma, erweist sich da als deutlich gesprächiger, so dass zwischen den beiden eine Freundschaft entsteht. Ihre Erinnerungen werden geschickt mit denen des Hauses verwoben und greifen ineinander über.

Dies ist kein Buch für zwischendurch, sondern eines, das fordert und Fragen aufwirft. Genau deswegen ist es auch wichtig. Die Zeit des Nationalsozialismus darf sich nicht wiederholen und deswegen darf sie auch nicht in Vergessenheit geraten. Mit diesem Buch sorgt Henrik Szántó dafür, dass wir uns erinnern.