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Berlin

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Insgesamt 270 Bewertungen
Bewertung vom 25.06.2021
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

Mit dem zweiten Teil dieser opulenten Familiensage um die Hoteliersfamilie Kuhlmann kann Michaela Grünig nahtlos an den grandiosen ersten Teil anknüpfen. Es ist die Zwischenkriegszeit von 1922 bis zum Beginn des Jahres 1933 in der dieser Band spielt.

Eine ereignisreiche Zeit in Deutschland und für das Palais Heiligendamm. Die wirtschaftliche Situation nach dem ersten Weltkrieg ist von Entbehrungen und einer Rezession, die in der Inflation und einer Weltwirtschaftskrise mündet, gekennzeichnet. Zahlende Hotelgäste sind Mangelware, dennoch hat die Hotelchefin Elisabeth etwas mehr Glück als andere, da ihr Geschäftspartner Julius Falkenhayn in verschiedene Projekte investiert und Geld verdient. Auch in der aufstrebenden Filmbranche hat er ein Standbein und kann dem Hotel mit einem Imagefilm weiterhelfen.

Doch privat finden Elisabeth und Julius trotz der gemeinsamen Tochter lange nicht zu einander. Eifersucht auf angehende Filmsternchen machen sie für Julius ehrliche Absichten blind.
Auch bei ihrem Bruder Paul läuft es privat alles andere als gut. Seine Ehe mit Helene nähert sich einem neuen Tiefpunkt und er kann und will nicht zu seiner wahren Natur stehen. Erst ein Besuch in einem neu gegründeten Institut bei einem jüdischen Professor öffnet ihm die Augen, jedoch mit fatalen Folgen. In Carl findet er nicht nur eine neue Liebe, sondern lernt auch einen fanatischen Anhänger der neuen Bewegung des Nationalsozialismus kenn. Blind und fast hörig folgt er ihm nahezu bedingungslos. Er ahnt nicht wohin dieser Weg führen wird.

Michaela Grünig versteht es ausgezeichnet Geschichte lebendig und erlebbar zu erzählen. Ihr Personenspektrum bildet ein illustres Bild der verschiedenen politischen Richtungen und Strömungen jener Zeit. Durch die Einbeziehung von vielen Nebenfiguren und –handlungen wird das Historienbild komplex und vielfältig.

So verfolgt man als Leser nicht nur den allmählich Aufstieg Hitlers an die Macht, sondern erlebt auch dazu parallel die Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Johanna, die mit dem jüdischen Kinderarzt Samuel verheiratet ist, macht diese Erfahrungen ganz persönlich und nutzt mit Samuel die Möglichkeit Deutschland zu verlassen. Aber ist Paris wirklich ein sicheres Exil?
Auch Albert, Minnas Ehemann, sieht für sich als Kommunisten keine Perspektive in Deutschland. Genau wie der jüdische Arzt wurde er einer der NSDAP willfährigen Justiz ausgeliefert und sieht für sich nur die Flucht nach Moskau als Alternative.

Nein ehrliche und rechtschaffende Menschen können sich mit diesem Deutschland nicht identifizieren. Auch Elisabeth und Julius ziehen sich schweren Herzens aus dem Hotelgeschäft ins Privatleben zurück. Nicht die späte zweite Schwangerschaft ist der Grund, dass sie das Hotel in die Hände Pauls als Geschäftsführer geben. Mit den neuen Machthabern in Deutschland wollen und können sich nicht arrangieren. Mit diesen Leuten machen sie keine Geschäfte. Alle Versuche sich davon zu distanzieren sind fehlgeschlagen.
So bleibt man als Leser gespannt auf das weitere Schicksal der Familie Kuhlmann und des Palais Heiligendamm.

Fazit:
Mit dem Roman hat die Autorin eine gelungene Fortsetzung großen Familiensaga gestaltet. Die dargestellten Personen sind authentisch und ihre Persönlichkeiten mit differenziert ausgearbeitet. Verschiedene Handlungsstränge werden geschickt miteinander verknüpft. Alles ist in einem flüssigen Tempo sehr gut erzählt. Die weitere Entwicklung bleibt spannend und lässt viele Fragen offen.
Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung. Gern vergebe ich fünf Sterne. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 14.06.2021
Bretonische Idylle / Kommissar Dupin Bd.10
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Idylle / Kommissar Dupin Bd.10


ausgezeichnet

Der 10. Fall führt Kommissar Dupin auf die bezaubernde bretonische Insel Belle- Ile-en-Mer , denn der Tote der in der Nähe des Hafens von Concarneau gefunden wurde, stammt von dort. Es ist der wohlhabende, aber äußerst unbeliebte Patric Provost.

Zu seinem Leidwesen muss Dupin mit seinem Team auf ein Schnellboot, um nach Belle Ile zu kommen. Unterwegs lenkt ihn sein Kollege Riwal, ein gebürtiger Insulaner, mit einem Crashkurs zu Geschichte, Mythen und Geographie ab. Er kann viel Wissenswertes und Spannendes, besser als mancher Reiseführer, erzählen und weckt die Neugierde von Kommissar Dupin und des Lesers. Es war die Krone der Feenkönigin, die sich in ein magisches Reich verwandelte. Als Dupin endlich die Insel mit ihren unglaublichen Farbtönen und –schattierungen erblickt, glaubt er die Geschichte sofort.

Alle Mythen enden mit dem Empfang des Abgesandten der Inselgendarmerie, dem sympathischen und kompetenten Kir Crosqueric. Sie haben einen Mordfall zu lösen.

Bald stellt sich heraus, wie unbeliebt das Mordopfer bei jedem in seinem Dorf und vielen anderen war. Kaum jemand lag nicht mit ihm im Streit. Viele gute und innovative Projekte bremste er aus oder stellte sich quer.
Immer tiefer dringen Dupin und seine Kollegen in die Geheimnisse des Insellebens ein, doch eine Spur zum Täter ist nicht in Sicht. Das erreicht das Team die Nachricht, dass einer der Dorfbewohner, der Kapitän Zinc, entführt wurde. Alle Einwohner des Dorfes werden erneut befragt und Dupont schaut sich in der wunderbaren Landschaft von Felsen, Cliffs, Dünen und Mooren noch einmal genauer um.

Es gibt einen besonderen Brauch der Kaffeezubereitung auf der Insel, der legendäre Bon. Genau das Richtige für einen passionierten Kaffeeliebhaber wie den Kommissar. Dieser Kaffee schmeckt nicht nur außergewöhnlich, er bringt auch Dupont auf ungewöhnliche Ideen.
Der Schreibstil von Jean-Luc Bannalec ist flüssig und sehr gut zu lesen. Die handelnden Personen sind ausgezeichnet beschrieben und charakterisiert. Menschenkenntnis und auch eine Prise Humor bereichern den Krimi. Seine Landschaftsbeschreibungen lassen das atemberaubende Inselpanorama vor den Augen des Lesers erscheinen.

Doch bevor dieser Fall schlüssig und in sich stimmig souverän von Kommissar Dupont gelöst wird, gibt es noch unerwartete Wendungen und Überraschungen, die ich nicht verraten möchte.
Trotz des Zeitdrucks, unter dem Kommissar Dupin und sein Team stehen, wird der Fall so rechtzeitig abgeschlossen, dass dem, liebevoll von seinen Kollegen vorbereiteten, 10jährigen Dienstjubiläum Dupins in der Bretagne nicht mehr im Wege steht und mit einem bretonischen Menü entsprechend begangen werden kann. Herzlichen Glückwunsch Monsieur le Commissaire!

Fazit:
Der Krimi ist gut strukturiert aufgebaut, hat viele Handlungsansätze, die nicht geradlinig zur Lösung führen. Eine phantasievoll ausgedachte Geschichte mit viel bretonischem Flair , die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat „Bretonische Idylle“ gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine 5 Sterne sowie eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.06.2021
Die Richterin und das Ritual des Todes / Mathilde de Boncourt Bd.4 (eBook, ePUB)
Fontaine, Liliane

Die Richterin und das Ritual des Todes / Mathilde de Boncourt Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Die Richterin und das Ritual des Todes“ ist bereits der vierte Fall für die französische Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt und ihr Team. Dieses Mal ermitteln sie in einem Eliteinternat, dem Chateau des Cigales. Pikanterweise war Mathilde selbst einmal ein halbes Jahr dort in ihrer Jugendzeit. Sie konnte sich aber nicht einleben konnte und kehrte bald zu ihrer Familie zurück.

Der tödliche Reitunfall einer 17jährigen Schülerin, zu dem sie gerufen werden, war nach Feststellung der Experten tatsächlich kaltblütiger Mord. Das Mädchen war beliebt, alle wissen nur Gutes über sie zu berichten.
Doch viel ist es nicht was die Schüler des Internats erzählen. Mathilde, Rachid und Felix stehen vor einer Mauer des Schweigens. Ein Motiv oder die Spur eines Täters sind nicht zu finden.

Dafür begegnet Mathilde unter den Lehrern ein nur zu gut bekanntes Gesicht. Fast scheint es dass sie den Fall wegen Befangenheit nicht weiter verfolgen kann, doch ein klärendes Gespräch mit Rachid hilft Mathilde weiter. Das Verhältnis zu ihrem Kollegen hat inzwischen an Tiefe und Vertrautheit gewonnen, was nicht nur berufliche Erfolge bringt, sondern auch Mathildes Privatleben gut tut.

Im Zuge der Ermittlungen kommt ein älterer Todesfall im Internat an Licht. Scheinbar war es ein natürlicher Tod, doch jetzt schaut man genauer hin.
Die Ermittlungen von Mathilde und ihren Kollegen gestalten sich abwechslungsreich und schwierig. Plötzlich gibt es einen weiteren Toten, den beliebten Sportlehrer. Aber nichts passt wirklich zusammen. Die Ermittler stehen unter einem enormen Druck, weil bald die Abiturprüfungen beginnen und immer mehr Eltern ihre Kinder von diesem Internat nehmen.

Mathilde hat eine gewagte Idee, um Näheres über die Schüler und ihr Verhältnis unter einander zu erfahren. Hier vermutet sie den Schlüssel zur Lösung der Mordfälle zu finden. So kommt es zu einem Wiedersehen mit Brigadier Coralie Mollard, die sich schon im Vorgängerband bewährte. Die clevere und ehrgeizige junge Polizistin erhält hier eine besondere Chance, die Ermittlungen in Schwung zu bringen.
Das Ende birgt noch einige Überraschungen. Es gelingt es nach einem dramatischen und tragischen Finale alle Todesfälle aufzuklären und einen weiteren Mord in letzter Minute zu verhindern.

Fazit:
„Die Richterin und das Ritual des Todes“ ist allen Krimi- und Südfrankreichfans unbedingt zu empfehlen. Liliane Fontaine hat einen spannenden Krimi mit überraschenden Fakten, authentischen Charakteren und viel savoir-vivre verfasst. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam. Ich freue mich schon auf weitere Fälle.
Die Autorin ist eine ausgezeichnete Kennerin Südfrankreichs und seiner Lebensart und kann den Leser auf unterhaltsame Weise fesseln.

Bewertung vom 01.06.2021
Humboldt und der letzte Lauf (eBook, ePUB)
Thiem, Jana

Humboldt und der letzte Lauf (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der neue Krimi mit dem Dresdner Kommissar Humboldt ist ungewöhnlich. Bevor er in seinem vierten Fall den Täter findet, muss er zunächst herausfinden, wer das Opfer ist.
Jedes Jahr findet am Olbersdorfer See in Sachsen die O-See-Challenge, ein internationaler Triathlon, statt. Ein Mountainbiker ist im Hochwald tödlich verunglückt, doch es gibt Indizien, die bei seinem Sturz auf einen Mord hinweisen. Doch wer ist der Tote? Für den Wettkampf ist er unter einem tschechischen Namen registriert. Deshalb wird aus dem Nachbarland Tschechien der Kollege Tomek Veselý hinzugezogen, mit dem sich Humboldt auf Anhieb versteht.

Doch schnell ist klar der Tote ist ein anderer als in den Papieren. Jana Thiem erzählt flüssig und sehr anschaulich aus drei Perspektiven spannende Geschichten, die am Anfang keinem Zusammenhang erkennen lassen und den Leser zum Mitdenken fordern.
Auch für Kommissar Humboldt und sein Team ist es zunächst nicht einfach herauszufinden, wer sich hinter dem Toten verbirgt. Niemand vermisst ihn, Dokumente und elektronische Geräte gibt es nicht. Erst als auf dem nahem Campingplatz ein leeres Wohnmobil entdeckt wird und Nachbarn in dem Toten den Bewohner erkennen, gibt es einen Ermittlungsansatz.

Humboldt benötigt nicht nur für den Fall viel Fingerspitzengefühl, sondern auch für sein kompetentes, aber etwas eigenwilliges Team. Die größten Probleme hat er wieder mit der attraktiven, genialen und fast schon zu selbstbewussten Profilerin Ziska Engel, für die Teamarbeit ein Fremdwort ist. Doch ausgerechnet sie kann die wahre Identität des Toten finden und setzt Humboldt unter Erfolgsdruck.

Auch die Journalistin Christin, mit der er sich inzwischen auf eine Beziehung eingelassen hat, ist eine starke Frau, die unbeirrt neue berufliche Ziele verfolgt. Es wird für beide nicht einfach werden ihre wenige Freizeit kompatibel zu gestalten.

Für Humboldt ist es bei all den Problemen, sein Kollege Marc Vierhaus ist spielsüchtig, nicht einfach den Überblick zu behalten, doch Jana Thiem gelingt das mühelos. Mit leichter Hand verknüpft sie unterschiedliche Handlungsstränge zu einer komplexen Geschichte und hält alle Fäden fest in der Hand. Ihre Beschreibungen von Personen und Handlungen sind präzise, authentisch und differenziert.

Das Mordopfer war kein Unschuldslamm, dennoch empfinde ich Mitgefühl beim Eintauchen in sein Leben. Durch den Mord wurde ihm und seiner großen Liebe die Chance auf einen Neuanfang verwehrt. So lässt mich dieser Fall, der schlüssig und nachvollziehbar von Kommissar Humboldt und seinem Team gelöst wurde, nachdenklich zurück.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn fesselt und mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Humboldt und der letzte Lauf“ ist absolut gelungen und Lesevergnügen pur. Ein Krimi zum Mit- und Nachdenken – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Regionalkrimis.

Bewertung vom 21.05.2021
Schweigendes Les Baux / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.8
Rademacher, Cay

Schweigendes Les Baux / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.8


ausgezeichnet

Der neue Fall für Capitaine Blanc und sein Team beginnt unspektakulär an einem Ort, der für seine spektakulären Inszenierungen weit über die Provence hinaus bekannt ist. In den Carrières des Lumières, einem alten Bauxit-Steinbruch in der Nähe des mittelalterlichen Dorfes Les Beaux, finden jedes Jahr multimediale Kunstausstellungen statt. Werke bedeutender bildender Künstler werden an die Wände projiziert – es ist eine außergewöhnliche Show aus Licht- und Toneffekten.

Diesen Umstand nutzt auch der Mörder, der den Kunstdetektiv Jacques Ripert während einer Veranstaltung mit Hunderten von Menschen eiskalt ersticht. Niemand hat etwas bemerkt. Die Suche nach dem Mörder gleicht der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.

Engagiert wurde der Kunstdetektiv von Charles Férraud, einem ehemaligen Werbemanager aus Paris, der seit sieben Jahren in der Provence lebt und sich beruflich neu orientiert hat. Er betreibt einen Mandelhof. Gerade jetzt im Februar am Beginn des Frühlings in der Provence stehen sie in voller Blüte. Die wunderbaren Beschreibungen von Natur und Landschaft, die Cay Rademacher außerordentlich gut schildert, wecken den Wunsch alles einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Doch die Ermittler können die Szenerie nur in ihren wenigen Pausen genießen, denn die Familie und Freunde von Charles Férraud stellen sie vor immer neue Ungereimtheiten und Überraschungen. Der Lösung des Falls kommen sie erst näher, als sie die familiären Verhältnisse des Opfers genauer betrachten. Aber zuerst stoßen sie auf ein anderes ungeklärtes Verbrechen, was vor sieben Jahren in der Provence geschah. Eine ganze Familie wurde eiskalt ermordet und der Täter nie gefunden. Es scheint einen Zusammenhang zu Blancs aktuellem Fall zu geben, in dem die Zahl sieben immer wieder eine große Rolle spielt.

Ermittelt wird in alle Richtungen – aber nichts passt wirklich zusammen. Da geschieht etwas Unerwartetes und plötzlich gerät auch Commandant Nkoulou, der Vorgesetzte von Capitaine Blanc, am Rande ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Dieser korrekte Beamte scheint privat Schwächen zu haben, die seiner Karriere gefährlich werden könnten.
Geschickt wird in den Krimi auch immer etwas Privates der Ermittler einbezogen. Die Affäre von Roger Blanc mit der Untersuchungsrichterin Aveline scheint endgültig beendet, aber dafür entwickelt sich ganz zart und verheißungsvoll eine Beziehung zu seiner Nachbarin Paulette. Sein Kollege Marius Tonon, der seine Alkoholsucht überwunden hat, überrascht in diesem Krimi immer wieder durch brillante Einfälle, die die Ermittlungen voran bringen. Auch die Computer-Spezialistin Fabienne ist eine sichere Bank, sie kann allen elektronischen Geräten immer neue Geheimnisse entlocken.

Die Geschichte, die Cay Rademacher flüssig und leicht lesbar erzählt, ist mitreißend, komplex, ohne konstruiert zu wirken und atmosphärisch dicht beschrieben. Bevor der aktuelle Fall schlüssig und überzeugend gelöst wird, passieren noch weitere unerwartete Morde und fordern in einem dramatischen und spektakulären Finale vor der Kulisse der gewaltigen Alpilles noch einmal alles von Capitaine Blanc und seinen Kollegen.

Fazit:
Aus meiner Sicht ist „Schweigendes Les Beaux “ eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten, spannenden Ermittlungen und einem anderen Blick auf die Provence lesen möchten. Dieser Krimi beinhaltet noch eine Besonderheit – die Vorahnung von Veränderungen, die ein Virus aus Asien mit sich bringt und uns alle noch heute in Atem hält. Gern vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf den nächsten Fall.

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Bewertung vom 16.05.2021
Lavendel-Fluch / Lavendel-Morde Bd.3
Bernard, Carine

Lavendel-Fluch / Lavendel-Morde Bd.3


ausgezeichnet

„Lavendelfluch“ von Carine Bernard, erschienen in Verlag KNAUR 2021, ist der dritte Krimi um die sympathische Kommissarsanwärterin Lilou Braque.
Carine Bernard erzählt auf ungefähr 280 Seiten eine spannende Geschichte mit viel Lokalkolorit. Die Autorin ist eine ausgezeichnete Kennerin der Provence und ihrer Lebensart. Sie kann den Leser auf unterhaltsame Weise fesseln. Die beschriebene Rezepte und Lokale vermitteln südliches Flair und savoir-vivre. In diesem Krimi sind es tatsächlich zwei unterschiedliche Fälle, die unabhängig voneinander erzählt werden und zunächst nur durch Lilou mit einander verbunden sind.

In den Weinbergen wird ein Toter gefunden. Er wurde aus nächster Nähe erschossen. Niemand kennt ihn, keiner vermisst ihn. Durch den Todesschuss sind seine Papiere total zerfetzt.
Claire, die Nachbarin von Lilou, hat bei einem Trödler einen alten Sekretär erworben. In einem Geheimfach wird ein Kaufvertrag aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt – jedoch wofür? Als es gelingt die Bezeichnung Chateau Madeleine zu entziffern, sind die beiden noch keinen Schritt weiter, denn auf den Karten und im aktuellen Kataster ist dieser Name nirgendwo verzeichnet. Doch es gibt in Frankreich noch das Napoleonische Kataster, weiß Lilous Freundin Isabelle und sie werden fündig.

Chateau Madeleine war ein Weingut, was in Vergessenheit geriet, weil es keine Erben gab. Doch noch etwas anderes ist merkwürdig. Genau in der Gegend um das ehemalige Weingut wurde auch der Tote gefunden.
Lilou ist sehr motiviert einerseits bei der Aufklärung des Mordfalls und andererseits bei der Lösung des Rätsels um das alte Weingut. Sie ahnt lange Zeit nicht wie eng beides verbunden ist.

Die Geschichte, Caterine Bernard sehr flüssig und informativ erzählt, fesselt den Leser von Beginn an. Man ist mit Lilou und ihren Kollegen viel in der Umgebung von Carpentras unterwegs und sieht die bezaubernden Dörfer und Weinberge direkt vor sich. Es geht weiter nach Marseille, woher der Tote stammt. Lilou ist dabei, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes die entscheidenden Puzzlestückchen zur Klärung der Identität des Toten fand.
Sehr interessant und aufschlussreich ist das Eintauchen in die Vergangenheit der Provence, als die ersten Juden aus Deutschland in Frankreich eine neue Heimat suchten. Nicht bei jedem waren sie willkommen und wenn es um Geld und um Besitz geht, geraten Anstand und Moral schnell in den Hintergrund. Dieser rote Faden reicht von der Vergangenheit bis in die heutige Zeit.

Bevor es zu einem spannenden Finale mit einer schlüssigen Auflösung kommt, passiert noch viel Überraschendes in Carpentras. Sogar aus Amerika werden die Ermittlungen tatkräftig unterstützt.
Am Ende gibt neben der Lösung aller Rätsel nicht nur eine neue Liebe für Isabelle, sondern auch eine spannende berufliche Perspektive für Lilou, die mich sehr neugierig auf die Fortsetzung macht.
Gern vergebe ich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.05.2021
Die Frauen von Kopenhagen (eBook, ePUB)
Tinning, Gertrud

Die Frauen von Kopenhagen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„ Die Frauen von Kopenhagen“ von Gertrud Tinning, erschienen 2021 in deutscher Übersetzung im Diana Verlag, ist der zweite Roman der Autorin und ihr erster, der in Deutschland veröffentlicht wurde. Im Original, das 2019 erschien, lautet der Titel „ En uretfaerdig tied“ - „Eine ungerechte Zeit“ und trifft meiner Meinung den Inhalt dieses realistischen historischen Romans besser.

Ungerechtigkeit in Dänemark, gerade in Dänemark ,dem Land in Europa, welches als Vorbild für einen Sozialstaat bekannt ist? Die Autorin erzählt in ihrem Roman wie für die heutigen hohen Sozialstandards gerungen und gekämpft werden musste. Nein, den Dänen und anderen Europäern ist nichts geschenkt worden. Schritt für Schritt wurden den Arbeitgebern Verbesserungen im Arbeitsschutz, der Entlohnung und der Gleichberechtigung unter großen Opfern abgerungen.

1885 arbeiten die jungen Frauen Nelly und Marie in der Tuchfabrik Ruben unter erbärmlichen Bedingungen. Marie, die drei Kinder und einen alkoholabhängigen Mann versorgen muss, erleidet einen schweren Arbeitsunfall. Sie wird einfach in einem Lager abgelegt. Trotz Nellys Bemühungen stirbt sie kurze Zeit später an den Folgen in einem Armenkrankenhaus. Als Nelly in der Firma versucht die Ursache des Unfalls, ein gerissener Treibriemen, aufzuklären um eine Entschädigung für Maries Familie zu erhalten, läuft sie gegen Wände. Niemand will mit ihr sprechen, keiner hat etwas gesehen. Doch Nellys Bemühungen werden wohl zur Kenntnis genommen, denn kurze Zeit später wird sie nach einem Einbruch in ihre Kellerwohnung brutal zusammen geschlagen. Ausgerechnet an jenem Abend war ihr Freund Johannes, ein Jütländer, der seinen Hof verlassen musste und in einer Werft arbeitet, bei ihr. Obwohl auch er bei dem Überfall verletzt wurde, wird er von der Polizei als Täter verhaftet.

Seine Schwester Anna, die einen wohlhabenden Jütländer Bauern, den sie nicht liebt, heiraten soll, macht sich fast mittellos auf die Suche nach Johannes, als sie von der Verhaftung erfuhr. Sie glaubt an die Unschuld ihres Bruders und will diese beweisen. Die Odyssee von Anna in Kopenhagen gleicht einem Abstieg in die Hölle. Sie hat den festen Willen nicht aufzugeben und schreckt bei der Wohnungs- und Arbeitssuche in Kopenhagen vor fast nichts zurück. Sie schläft bei fremden Menschen, die gütig zu ihr sind, auf dem Fußboden. In einer Spelunke, Restaurant kann man die Einrichtung nicht nennen, lernt sie die hochschwangere Kellnerin Dagmar kennen, die der inzwischen mittellosen Anna Essensreste zusteckt. Das ist einer der seltenen Lichtblicke im Roman.

Die Zustände, die Johannes im Untersuchungsgefängnis und in der Besserungsanstalt erlebt, sind so grausam und unmenschlich, dass einem beim Lesen der Atem stockt. Gertrud Tinning gelingt es mit ihren Beschreibungen den Leser zu fesseln und zu empören. Man leidet mit den Protagonisten und wünscht sich ihnen helfen zu können.

Hilfe erfährt auch Anna bei ihren Bemühungen. Im Oktober 1871 wurde in Dänemark die Sozialdemokratie gegründet und die ersten Arbeiter versuchen sich in Gewerkschaften zu organisieren. Auch Frauen beginnen gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen. Anna trifft auf Menschen, die ihr zu hören und versuchen zu helfen, denn die Spuren bei der Suche nach dem Täter führen in die Tuchfabrik Ruben, wo auch Anna mittlerweile beschäftigt ist..
Anna gelingt es die Frauen in der Fabrik für den Kampf um ihre Rechte zu mobilisieren und einen Streik zu organisieren. Der Weg zu sozialer Gerechtigkeit, den die Frauen und Männer vor sich haben ist noch weit. Aber es ist ein Anfang, der hoffen lässt die finsteren Zeiten zu überwinden.

Fazit:
Gertrud Tinning versteht es ausgezeichnet den Leser in die Handlung eintauchen zulassen. Das Buch zeigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen zum Ende des 19. Jahrhunderts sehr anschaulich. Ich vergebe 5 Sterne. Für jeden historisch interessierten Leser ein empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 12.05.2021
Mord auf Martinique
Winger, Luc

Mord auf Martinique


ausgezeichnet

„Mord auf Martinique“ von Luc Winger ist bereits der 10. Band der Saint Tropez Krimis um Commissaire Lucie Girard. Für mich war es das erste Buch aus dieser Reihe. Dennoch hatte ich keine Probleme mit der erzählten Geschichte, denn diese Krimis beinhalten abgeschlossene Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden. Dank kurzer Rückblenden und Erinnerungen erfährt man schnell etwas zum familiären und beruflichen Hintergrund von Lucie.

Alle Krimis dieser Reihe spielen in der 70er Jahren – eine Zeit, die durch den Nahostkonflikt und die Erdölkrise geprägt war. Obwohl der Krimi auf der zauberhaften Karibikinsel Martinique spielt, wird der Weltgeschichte auch hier noch eine große Rolle zukommen.

Als Lucie mit ihrer kleinen Familie auf der Insel ankommt, wird sie schnell von der tropischen Vegetation und den unbekannten Vogellauten überwältigt. Aber durch die vielen französischen Schilder und Restaurants fühlt sie sich auch irgendwie heimisch.

Doch es dauert nicht lange und das freundliche Gesicht der Insel verschwindet. Ein Auto, was im Schlamm stecken bleibt, eine zunächst sympathische Urlaubsbekanntschaft, die sich bald als Belastung darstellt, nein so hatten sich Lucie und Patric ihre Flitterwochen nicht vorgestellt. Doch es kommt noch ärger. Luc Winger erzählt eine spannende Geschichte, um zwei Paare mit Kindern, die sich bald als Alptraum darstellt.

Doch das ist der Wendepunkt für Lucie, die jetzt nicht mehr die Urlauberin ist, sondern wieder die touhge Commisssaire, die alles Notwendige veranlasst, um ihren unter Mordverdacht stehenden Ehemann zu retten und seine Unschuld zu beweisen. Jetzt zeigt sich die wahre Lucie, die meisterhalft beobachten und kombinieren kann. Sie wird dem Ruf gerecht, der ihr voraus eilt und beeindruckt die lokalen Autoritäten mit Wissen, Können und Charme. Sie ist unkonventionell, aber gleichzeitig authentisch dargestellt. Dazu eine wunderbare tropische Kulisse und als Leser ist man verzaubert und gefesselt.

Für mich war es ein packender und spannender Kriminalroman. Dieser ist leicht und flüssig geschrieben und spiegelt die französische und karibische Lebensweise wieder. Es ist Unterhaltung im besten Sinne. Flotte Szenen- und Perspektivwechsel gestalten die Erzählung abwechslungsreich und Überraschungen beleben die Handlung. Die Auflösung war schlüssig und für mich nachvollziehbar.
Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.05.2021
Piz Palü
Brunntaler, Marie

Piz Palü


ausgezeichnet

Der Piz Palü in der Berninagruppe, der als Titel Marie Brunntaler für ihren dritten Roman gewählt wurde, begeistert mit seinen drei mächtigen Nordpfeilern Bergtouristen und kletterfeste Hochtourengänger.
In seiner Nähe, unweit der Bahnstation Diavolezza, befindet sich das Luxushotel „Grand Arnold“, wo der Roman angesiedelt ist. Das Hotel liegt auf einer Höhe von 1834 Metern und bietet beste Einstiegsmöglichkeiten für Touren zum Piz Palü und Piz Bernina.

Hier versammelt sich jedes Jahr eine illustre Gästeschar aus reichen, schönen und prominenten Gästen. Im Sommer 1957 reist Frau von Hoppe, die mit dem Hoteleigentümerpaar verwandt ist, mit ihrer Nichte Corinne, die auch als Gesellschafterin fungiert, zunächst allein an. Ihr Gatte, der viel beschäftige Staatssekretär mit einer zweifelhaften Vergangenheit, kommt nach.

Inmitten des turbulenten Hotelbetriebs passiert es. Die beiden Kinder der Eigentümerfamilie sind verschwunden. Niemand weiß Genaues, keiner hat etwas bemerkt.

Die Geschichte, die Marie Brunntaler, in 33 kurzen und fesselnden Kapiteln erzählt, zieht den Leser in ihren Bann. Es gibt Geheimnisse, Liebesbeziehungen und Affären. Der Roman lässt sich keinem Genre eindeutig zuordnen, denn auch wenn später noch ein Mord geschieht, ist es nicht wirklich ein Krimi. Die Mischung aus Heimatroman, Kriminal- und Familiengeschichte mit Elementen aus der Abenteuerliteratur ist der Autorin perfekt gelungen. Sie erzählt auf unterschiedlichen Zeitebenen, die die Schicksale der anwesenden Gäste verknüpfen. Als Leser wird man immer wieder überrascht und ist erstaunt, wie und warum bestimmte Geschehnisse eintraten.

Der Schreibstil von Marie Brunntaler ist flüssig und informativ, auch wenn manches nur angedeutet wird. Die Einblicke, die einzelne Personen gewähren, erklären vieles, aber nicht alles. Mit Kommissar Tschudi trifft zur Klärung des Mordes jemand ein, der zwischen den Aussagen lesen kann und ein ausgezeichneter Menschenkenner ist. Auch dem Rätsel um die verschwundenen Kinder nimmt er sich an.

Mit diesem ungewöhnlichen Roman ist der Autorin eine außergewöhnliche und spannende Erzählung gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Bewertung vom 02.05.2021
Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1
Langenbach, Clara

Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1


ausgezeichnet

„ Die Senfblütensaga – Zeit für Träume“ von Clara Langenbach, erschienen 2021 im S. Fischer Verlag, ist das gelungene Debut der Autorin. Inspiriert wurde sie durch die Familiengeschichte eines deutschen Unternehmens, das für Senf bekannt ist.

Der erste Teil der der dreiteiligen Familiensaga spielt in der Zeit von 1905-1910 zum großen Teil in der Stadt Metz im damaligen Elsass-Lothringen. Am 3.Juni 1871 stimmte der Deutsche Reichstag der Eingliederung des Gebiets in das Deutsche Reich zu. Frankreich hatte Elsass-Lothringen nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 abtreten müssen.

Die deutsche Verwaltung währte bis 1918. In dieser Zeit änderte sich viel. Deutsche, sogenannte Altdeutsche, zogen aus dem Reich in die neu angegliederten Gebiete. Auch die Eltern von Emma, der Protagonistin der Geschichte, gehörten dazu. Sich in der neuen Heimat einzuleben fiel nicht allen leicht, Emma Mutter sprach beispielsweise nur leidlich Französisch.

Viele Franzosen hingegen zogen weg nach Frankreich. Andere versuchten sich den neuen Verhältnissen anzupassen. Ein Beispiel dafür ist Antoine im Roman, der unbedingt mit Herr Dupont angesprochen werden möchte.

Es gelingt Clara Langenbach sehr gut diese Zeit lebendig werden zu lassen. Ihre Beschreibungen von Metz wecken die Lust die Stadt einmal selbst zu besuchen. Sie hat ein Gespür für Geschichte und kann diese sehr geschickt mit der Handlung des Romans verbinden.
So ist es naheliegend, dass Emma schließlich zwischen zwei Männern, einem Deutschen und einem Franzosen, steht.

Emma ist eine intelligente und aufgeweckte junge Frau, die mehr vom Leben erwartet als einen Ehemann, der sie versorgt. Sie möchte studieren, doch ihre Eltern wünschen sich eine gute Heirat, weil ihrem Vater der berufliche Aufstieg nicht gelingt.

Auch die Eltern von Carl, dem anderen Protagonisten, haben genaue Vorstellungen von der beruflichen Zukunft ihres Sohnes. Er soll das elterliche Fuhrgeschäft übernehmen. Doch Carl hat einen anderen Zukunftstraum. Ein eigenes Unternehmen soll es sein – doch er ist seit in Düsseldorf, als er Einblick in die Senfherstellung nehmen konnte, diesem Produkt verfallen und wünscht sich seinen Senf.

Was aus den Träumen von Emma und Carl wird, welche Hindernisse, Missverständnisse und Verwicklungen ihnen noch begegnen und ob es den beiden gelingt an ihren Träumen festzuhalten möchte ich natürlich nicht verraten.
Der Schreibstil von Clara Langenbach ist flüssig und macht das Lesen zu einem Vergnügen, genau wie Emmas Schlagfertigkeit und Phantasie. Die Protagonisten und Nebenfiguren sind authentisch und sehr differenziert beschrieben. Der Autorin gelingt es Geschichte lebendig werden zu lassen, ohne belehrend zu wirken.
Das Lesen des Buches hat mir viel Freude bereitet.ch freue mich schon jetzt auf die Fortführung der Senfblütensaga und vergebe gern 5 Sterne und eine Leseempfehlung.