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Benutzername: 
sursulapitschi
Wohnort: 
Hannover

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2015
Das Licht der letzten Tage
Mandel, Emily St. John

Das Licht der letzten Tage


gut

Warum nur, warum?

Von diesem Buch habe ich mir sehr viel versprochen. Die Beschreibung klang spannend und ungewöhnlich und George R.R.Martin lobt es in höchsten Tönen. Wow.
Nach dem Lesen denke ich, Herr Martin ist wohl ein sehr netter, genügsamer Mann. Mich hat dieses Buch nicht so richtig umgehauen.

Ja, hier kann man den Weltuntergang miterleben. Ein Killervirus rafft in kürzester Zeit 99% der Weltbevölkerung dahin. Im Jahr 20 nach der Katastrophe sieht das Leben auf der Erde ganz anders aus. Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser, keine Supermärkte und keine Medikamente, keine Ärzte…
In Vor-und Rückblenden erfährt man, wie einige Menschen mit der Situation fertig wurden. Kirsten, zum Beispiel, war damals 8 Jahre alt und irrte mit ihrem Bruder durch die verlassene Gegend. Jetzt ist sie Mitglied einer fahrenden Schauspieltruppe.
Das ist spannend, ungewöhnlich und toll erzählt, vermittelt eine dystopische Stimmung, die bedrückend ist, aber auch Hoffnung lässt. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr, aber man kann aus den Trümmern etwas Neues errichten.

Der rote Faden, der das Buch durchzieht, ist Arthur Leander, ein berühmter Filmschauspieler, der eins der ersten Opfer der Pandemie war und den jeder der Protagonisten gekannt hat. Das ist eine gute Idee und bringt unterschiedlichste Menschen in eine Beziehung. Nur spielt Arthur für den Fortgang der Geschichte überhaupt keine Rolle, er stirbt auf Seite 10, trotzdem wird lange und ausführlich immer wieder sein Leben durchleuchtet. Seine Jugend, seine drei gescheiterten Ehen, sein Erfolg, seine Midlifekrise, alles erfährt man hier und das ist herzlich langweilig. Man fragt sich warum und sucht nach Gründen.
Ein seltenes Comic taucht immer wieder auf und gibt Rätsel auf. Arthurs Frau hat es gezeichnet. Man bekommt die ganze Entstehungsgeschichte erzählt und vermutet dubiose Zusammenhänge, die es dann leider nicht gibt. Es ist nur ein Comic.

Hier wurden zahlreiche Nebenschauplätze so geheimnisvoll eingeführt, dass man Zusammenhänge größerer Tragweite erwartet, die dann nicht existieren. Das lässt einen ziemlich enttäuscht zurück.
Dazu wird noch die eigentlich tolle Geschichte ständig ausgebremst durch langweilige Episoden aus Arthurs Leben. Am Ende hat man seine letzten Stunden bestimmt fünfmal aus jeder nur möglichen Sicht erlebt und fragt sich: Warum nur, warum?

Fazit: Tolles, ungewöhnliches Endzeitszenario, das leider in einer banalen Rahmenhandlung untergeht. Schade.

Bewertung vom 18.12.2014
Das Blubbern von Glück
Jonsberg, Barry

Das Blubbern von Glück


ausgezeichnet

Witz, Herz, Tragik und Poesie

„Wie du siehst, möchte ich nach Glück streben. Ich möchte es einfangen, am Wickel packen, mit nach Hause schleifen und zwingen, sämtliche oben aufgelisteten Menschen zu umarmen. Ich weiß nur nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Aber ich bin voller Hoffnung und entschlossen, es zu versuchen .“
Das schreibt Candice Phee an ihre Brieffreundin Denille, die niemals antwortet. Candice schreibt trotzdem, Brief über Brief. Candice ist 12 Jahre alt und anders, so anders, dass alle sie seltsam finden. Sie hat keine Freunde außer Denille, ihrem Erdferkel-Fisch und Douglas Benson aus einer anderen Dimension. Der ist auch anders, was nahe liegt, wenn man aus einer anderen Dimension kommt.

Manchmal kann sie nicht mit anderen Menschen sprechen, deshalb schreibt sie auf, was sie sagen möchte. Schreiben kann sie gut.
Eigentlich hat sie genug eigene Probleme, das stört sie aber nicht. Vielmehr stört sie sich daran, dass alle Menschen um sie herum unglücklich sind. Früher, als ihre Schwester noch lebte, hat ihre Familie geradezu geblubbert vor Glück. Das ist jetzt vorbei. Sie beschließt, dass sich das ändern muss.

Dieses Buch ist Candice´ Schulaufsatz, in dem sie in alphabetisch geordneten Themen über ihr Leben erzählt, von A, wie Aufsatz bis Z, wie Zeitenwende.
Es zeigt, wie man mit Originalität und Beharrlichkeit die Welt ein bisschen besser machen kann. Und es zeigt auch, dass „Außenseiter“ vielleicht anders sind, aber durchaus durch ihre Andersartigkeit unser Leben bereichern können, man muss sich nur auf diese Andersartigkeit einlassen.

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch. Es liest sich ganz leicht und packt einen schnell. Der Schreibstil ist wunderbar, geradeaus, humorvoll und zwischendurch poetisch schön.
Candice ist auf ihre ganz spezielle Art originell. Sie verblüfft einen immer wieder und ist dabei rührend.
Eine gelungene Mischung aus Witz, Herz, Tragik und Poesie.