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Benutzername: 
raschke64
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 843 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


weniger gut

Berlin in den 1950er Jahren. Die ganz junge Henni lebt mit Mutter und Bruder zusammen im zerstörten Berlin in einer Kellerwohnung. Als sie ihre erkrankte Mutter auf einer Putzstelle vertritt, lernt sie Ed kennen - den Sohn aus reichem adligem Hause. Dessen Vater ist Arzt und macht für viel Geld Abtreibungen für reiche Frauen. Ed und Henni verlieben sich und Henni wird schwanger. Eds Mutter zwingt sie, das Kind abzutreiben. Ihre eigene Mutter unterstützt das, weil sie so an Geld kommt, um mit dem erkrankten Sohn an die Ostsee zu ziehen (es ist hier nie die Rede davon, dass Henni nachkommt, dabei ist sie noch nicht mal volljährig). Letztendlich bricht Henni die Schule ab und zwingt Eds Vater, ihr eine Ausbildung als Hebamme zu ermöglichen. Später richtet sie einen Geburtsraum ein und die erste Babyklappe, in dem Fall eine Kiste, von Berlin…

Das Buch hätte richtig gut sein können. Denn es ist ein wichtiges Thema und die Geschichte zur Erfindung der Babyklappe ist interessant. Doch leider ist etwas herausgekommen, dass ich mit viel gutem Willen allenfalls als schwach bezeichnen kann. Zum einen dreht sich einen Großteil des Buches nur um die Beziehung zwischen Ed und Henni. Henni ist wenigstens noch sympathisch, was sie allerdings an dem sehr egoistischen und wankelmütigen Ed findet, erklärt sich mir nicht (von der anfänglichen jungen Liebe mal abgesehen). Dazu kommen eine Menge Logikfehler. Ein Beispiel: Henni ist zu jeder Zeit telefonisch erreichbar, gleichzeitig ist sie aber auch ständig in der gesamten Stadt Berlin - Ost wie West - unterwegs. Sie unterhält die Beziehung zu Ed, bringt Kinder auf die Welt und irgendwie ist sie weder müde noch gestresst. Das passt nicht zusammen. Ein anderes Beispiel: Im Osten der Stadt wird sie quasi von Biene erpresst, die eine Freundin von Eva war. Die Geschichte mit Eva passierte aber, als Henni noch im Krankenhaus arbeitete. Damals hatte sie noch gar keinen eigenen Geburtsraum/Babykiste und wieso kommt Biene dann an ihre Adresse? Auch die Geschichte in der Gegenwart hat viel zu viele konstruierte Zufälle. Die einzige Person, die mir durchweg wirklich sympathisch und authentisch war, ist Marta. Auch die Gründe der Ost-West-Unterschiede in den Lebensbedingungen (Stichwort: Waschmittel z. B.) werden mit keinem Wort erwähnt. Im Westen ging es durch den Marshallplan sehr schnell aufwärts, der Osten hat noch lange Reparationen an die Sowjetunion zahlen müssen. Das alles hat mir mehr und mehr den Spaß am Buch genommen. Dazu kommt noch, dass durch einige Nebenstränge die Geschichte teilweise ziemlich langatmig wurde und gar nichts mehr mit dem Hauptthema Babyklappe zu tun hatte. Das bedauere ich, denn das Thema hätte viel mehr Tiefgang verdient. So spreche ich keine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 11.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


gut

Eine Kleinstadt in der tiefsten Pampa. Nach dem Tod von Richards Eltern lebt er jetzt bei Onkel und Tante und fühlt sich in der Schule und im Ort überhaupt nicht wohl. Sein ziemlich einziger Freund Tom ist ebenso ein Außenseiter. Eines Tages gehen die beiden in den Wald und nur Richard kommt zurück. Die fantastische Geschichte, die er erzählt, glaubt ihm niemand. Alle denken, er hat Tom in den Fluss gestoßen und will das nicht zugeben. Kurz danach verschwindet erneut ein Jugendlicher und wieder ist Richard der letzte, der ihn gesehen hat...

Eine Warnung vorweg: Wer erwartet, in diesem Buch etwas Ähnliches zu finden, wie die Bücher z. B mit Harry Hole, wird maßlos enttäuscht sein. Auch ich konnte mich mit dem Buch nicht so wirklich anfreunden. Um mehr zu begründen, müsste ich aber etwas tun, was ich nicht will: spoilern, spoilern. spoilern. So erwähne ich nur die positiven Sachen. Die Geschichte greift vor allem am Anfang in Richtung Horror, was nicht unbedingt mein Geschmack ist. Trotzdem ist das ganze sehr spannend, was ich wiederum mag. Der Autor schreibt gewohnt gut und die Auflösung ist interessant. Zumal es zur Auflösung eine Auflösung und eine Auflösung gibt. Trotzdem ist das Buch etwas völlig anderes, was ich normal mal lese und was ich auch erwartet hätte. Von daher fällt es mir schwer, eine Leseempfehlung auszusprechen. Ich würde aber auch niemanden davon abhalten, das Buch zu lesen. Es wird wahrscheinlich eines dieser Bücher werden, dass man entweder komplett hasst oder komplett liebt. Momentan geht es bei mir eher in die erste Richtung. Trotzdem vergebe ich mehr Punkte für die Idee und die gute Umsetzung.

Bewertung vom 11.10.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


gut

Beth ist 10 Jahre alt, als ihre Mutter die Familie überraschend verlässt und sich nie wieder bei ihr meldet. Viele Jahre sind vergangen und Beth hat inzwischen eine eigene Familie. Sie lebt zusammen mit ihren beiden Kindern. Ihr Mann hat eine neue Freundin, doch sie konnten die Trennung gut regeln und sind glücklich. Da steht eines Tages eine ältere Dame vor der Tür und behauptet, dass sie Beths Mutter ist. Beth nimmt sie auf und lernt auch ihrer Halbschwester kennen. Alle sind glücklich, scheinbar ...

Das Buch wird wahlweise als Thriller oder Krimiroman beworben. Viele bemängeln, dass dafür nicht genug Spannung vorhanden ist. Das stimmt. Nur steht auf dem Bucheinband eben einfach nur Roman. Mich hat etwas ganz anderes gestört. Praktisch von den ersten Kapiteln an weiß man über einen dunklen Punkt in Beths Vergangenheit Bescheid und so hat man immer im Hinterkopf, dass es nur darum gehen könnte. Man kommt gar nicht auf die Idee, dass die Geschehnisse andere Gründe hätten. So ist gerade der Anfang extrem langatmig und teilweise auch langweilig. Etwa nach einem Drittel nimmt das Buch Fahrt auf. Ab hier lässt es sich relativ gut lesen. Doch leider ist das Ende dann auch wieder sehr vorhersehbar und auch hier ist man relativ zeitig auf etwas festgelegt. Das bedauere ich sehr, denn damit verschenkt das Buch unheimlich viel Potenzial und kommt leider nicht über Mittelmaß hinaus.

Bewertung vom 09.10.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


gut

Nicht lange nach der Wende wird die in England lebende Gwen von ihrer Tante gebeten, sie zusammen mit ihrer Freundin nach Polen zu begleiten, um die Stätten ihrer Kindheit zu besuchen. Diese Bitte beunruhigt Gwen und sie nimmt sie als Anlass, zum einen ihr Leben zu ändern und zum anderen nach der Vergangenheit ihre Familie zu forschen, denn dort gibt es viele weiße Flecken und gegenseitige Beschuldigungen...

Das Buch ist ein groß angelegter Familienroman der über zwei Weltkriege und insgesamt rund 80 Jahre dauert. Gerade der Anfang ist absolut verwirrend, weil man als Leser die vielen Namen und die wie zueinander stehenden Person schwer auseinanderhalten kann. Hilfreich ist dabei das beigelegte Lesezeichen, auf dem die wichtigsten Personen kurz skizziert sind. Trotzdem ist gerade der Anfang für mich extrem schwer zu lesen gewesen. Um nicht zu sagen, in Teilen auch etwas langatmig. Die Geschichte wird in Gegenwart und Rückblenden in der Vergangenheit erzählt. Ungefähr ab der knappen Mitte des Buches wurde es dann für mich auch richtig interessant und ich konnte das Buch auch relativ flott weiterlesen. Leider war das Ende für mich dann so kitschig, dass ich doch etwas enttäuscht war und das Buch so nur als Mittelmaß einstufen muss. Da wäre mehr möglich gewesen

Bewertung vom 09.10.2023
Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
Marly, Michelle

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent


sehr gut

Loulou versucht, sich von ihrer Mutter zu lösen, und sie schafft es letztendlich nur durch eine Heirat mit dem irischen Ritter Desmond. Doch schon nach kurzer Zeit merkt sie, dass er sie eher enttäuscht. Sie interessiert sich vor allem für Mode. In den Swinging Sixties in London kommt sie mit bekannten Persönlichkeiten dieser Zeit zusammen, so z. B. Rolling Stones. Doch letztendlich lernt sie in Paris Yves Saint Laurent kennen und damit ändert sich ihr Leben endgültig...

Das Buch beschreibt ein interessantes Leben und eine interessante Persönlichkeit. Ich bin mit der Modewelt wenig vertraut und hatte vorher noch nie von Loulou gehört. So war für mich alles neu und ich habe ihren Lebensweg mit großem Interesse verfolgt. Das Buch ist gut geschrieben und man trifft dort viele Persönlichkeiten aus der kulturellen Szene von London, New York und vor allem Paris. Während es anfangs vor allem um Loulou geht, ändert sich das mit ihrer Einstellung und ihrer Freundschaft mit Yves Saint Laurent. Im letzten Teil des Buches geht es mehr um diesen großen Modemacher.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.10.2023
Terafik
Karkhiran Khozani, Nilufar

Terafik


gut

Nilufer ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und ihre Eltern stammen aus Iran. Nach der Scheidung geht der Vater irgendwann zurück in sein Heimatland und kümmert sich so gut wie nicht nur um die Tochter. Erst als sie erwachsen ist, kommt es zu einem Besuch des Irans und ihrer dortigen Familie.

Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück. Zum einen spürt man genau, wie Nilufer sich praktisch zwischen den Welten befindet und sich für kein Land so richtig entscheiden kann oder will. Sie fühlt sich in Deutschland nicht wohl und im Iran gleich gar nicht. Das kann ich zwar mit dem Kopf verstehen, aber ich fühle es nicht beim Lesen. Weil das Buch mich seltsam unberührt zurücklässt. Nilufers Familie versucht alles, ihr den Besuch so angenehm wie möglich zu machen. Doch ihr Vater ist weiterhin distanziert und wirkt gefühllos und sie ihm gegenüber auch irgendwie. Irgendwie dachte ich die ganze Zeit, dass sie doch eigentlich gar nicht richtig was miteinander zu tun haben wollen. So war ich am Ende irgendwie nur froh, dass die Geschichte aufhört und sie nach Deutschland zurückkehren kann.

Bewertung vom 09.10.2023
Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2
Jensen, Joost

Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2


gut

Die Friesenbrauerin Gesine wird von ihrem Dorf für den norddeutschen Brauwettbewerb angemeldet. Mit einer Stimme Mehrheit gewinnt sie diesen sogar. Danach ist nichts mehr, wie es war. Über das Internet wird ihr Tüdelbräu bekannt und das Dorf von Touristen überrannt. Das sorgt zwar für Umsätze, bringt aber Unfrieden in den Ort. Dies steigert sich noch, als ihr größter Konkurrent beim Schützenfest auftaucht und wenig später tot ist. Gesine steht unter Mordverdacht…

Der zweite Teil der Reihe nimmt aktuelle Bezüge zu Internethypes und deren Folgen. Der Krimi selbst ist nicht besonders spannend, weil es gar nicht viele Verdächtige gibt und ich schon ungefähr ab Mitte des Buches wusste, wer es war. Gut gefallen hat mir allerdings die oft witzige Beschreibung der Dorfbevölkerung. Alles in allem ein netter Regionalkrimi, den ich als guten Durchschnitt einordnen würde.

Bewertung vom 04.10.2023
Das Buch Eva
Clothier, Meg

Das Buch Eva


gut

Beatrice ist die uneheliche Tochter eines reichen Mannes und lebt als Bibliothekarin im Kloster. Sie möchte am liebsten nur allein mit ihren Büchern sein. Eines Tages kommen zwei schwer verletzte Frauen ins Kloster und bringen ein besonderes Buch mit. Beide sterben und kurz davor erhält Beatrice dieses spezielle Buch. Sie soll es vor allem beschützen...

Was an dem Buch auffällt, ist sein wunderschön gestalteter Einband, der regelrecht prachtvoll ist. Leider ist für mich der Inhalt dann nicht ganz so prachtvoll. Durch die ersten 100 Seiten musste ich mich regelrecht durchkämpfen und fand die Ausführungen an vielen Stellen eher langweilig. Danach nahm die Geschichte Fahrt auf und wurde interessanter. Sie spielt zur Zeit der Renaissance und es geht vor allem um den Kampf der Kirche und der Männer gegen unabhängige Frauen. Das Kloster von Beatrice wird von einer solch besonderen Frau geleitet, die auch großen Einfluss auf das Geschehen in der Stadt und sogar beim Papst hat. Das können und wollen sich weder Kirche noch die Männer der Stadt gefallen lassen und so wird alles versucht, das Kloster und die Frauen zu zerstören.
Diese Geschichte wäre an sich schon erzählenswert, doch leider meint die Autorin, unbedingt Fantasy-Elemente einbringen zu müssen. Das fand ich sehr unpassend und vor allem verleidet es mir die Geschichte wirklich. Weil diese das gar nicht nötig gehabt hätte. Deshalb finde ich die Bewertung des Buches schwierig und es lässt mich etwas enttäuscht zurück

Bewertung vom 04.10.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


ausgezeichnet

Fredrika ist Polizistin und kehrt nach einem Vorfall zurück in ihre alte Heimat, um dort in der Mordkommission zu arbeiten. Eine junge Frau bricht im Eis ein und Fredrikas Oma beobachtet das Ganze und ist der Meinung, das ist kein Unfall. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Fredrika ist zum einen persönlich involviert, weil sie so ziemlich den gesamten Ort und kennt und ihre Familie scheinbar ebenfalls betroffen ist. Zum anderen muss sie mit einem neuen Kollegen zusammenarbeiten Henry ist so ganz anders als sie und es dauert ein wenig, bis sie gut miteinander arbeiten können.

Das Buch ist der erste Teil einer neuen Reihe und ich muss sagen, dass ich schon jetzt ein Fan davon bin. Ich habe es quasi in einem Ritt durchgelesen und mich keine Minute gelangweilt, obwohl es nicht immer an jeder Stelle hochspannend war. Aber interessant war die Konstellation, wie jemand in einem kleinen Ort, wo er jeden kennt, ermitteln muss. Und wie der Zwiespalt ist, wenn scheinbar die eigene Familie, vielleicht sogar der eigene Vater, in den Fall verwickelt sein könnten. Die Hauptpersonen haben Ecken und Kanten, sind aber sehr sympathisch. Die Ermittlungen sind nachvollziehbar. Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.10.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Liv hat ihren Job bei der Polizei gekündigt (das Warum erfährt man im Buch) und ist nach Kopenhagen gezogen. Dort arbeitet sie vorerst in ihrer neu gegründeten Detektei als Privatdetektivin. Soll aber einem Freund bei der Polizei bei der Aufdeckung eines Cold Cases helfen. Eine Wohnung findet sie bei einem alten Bekannten ihres Vaters. Der wiederum hat gerade seine Tochter aufgenommen. Hannah ist schon länger krankgeschrieben und versucht, den Selbstmord ihres Bruders aufzuklären. Auf dem Hof ist eine Autowerkstatt, deren Besitzer Nima unter Mordverdacht gerät in einem aktuellen Fall, den wiederum Livs Polizeikollege untersucht. Und so greift irgendwie alles ineinander in den so völlig unterschiedlichen Fällen …

Das Buch ist der Beginn einer neuen Reihe und ich finde, es ist ein guter Anfang. Die Hauptpersonen sind völlig unterschiedlich und handeln auch aus unterschiedlichen Motiven. Im Prinzip werden gleich mehrere alte und neue Fälle parallel behandelt und sie haben eigentlich so gar nichts miteinander zu tun. Nur eben die Personen werden irgendwie involviert. Dazu kommen noch Sequenzen aus der Vergangenheit, die man anfangs auch nicht wirklich zuordnen kann. Zwischenzeitlich geht dadurch ein wenig die Spannung verloren, das Interesse am Fortgang allerdings nicht. Die Auflösung betrachte ich als gelungen und teilweise auch überraschend. Auf jeden Fall macht das Lust auf den nächsten Band.