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Benutzername: 
Elohym78
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Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 381 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2022
Rise and Fall / Faith-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)
Stankewitz, Sarah

Rise and Fall / Faith-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Carter und Skylar haben alles andere als eine leichte Kindheit. Sie sind von ihren Eltern verlassen worden und wachsen in Pflegefamilien auf. Dort erfahren sie zwar Liebe und Zuwendung, aber es sind nicht ihre Eltern. Doch Carter und Skylar haben etwas ganze Besonderes: Ihre Freundschaft zueinander. Diese Freundschaft trägt sie durch die Kindheit, die Jugend und das Erwachsenwerden. Jetzt, einen Abend vor Carters Abreise nach Europa wird aus dieser Freundschaft plötzlich mehr. Geschockt, verwirrt und doch glücklich flüchtet Skylar aus Carters Wohnung und hat einen folgenschweren Unfall, den sie Carter verheimlicht. Bis er aus Europa zurück kehrt...

Sarah Stankewitz leichter, gut zu lesender Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Das Buch las sich in einem Zug gut weg und ich lachte, weinte und bibberte mit den Protagonisten. Die Autorin erzählt das Schicksal zweier interessanter Menschen: Skylar und Carter. Beide wachsen zwar behütet in einer Pflegefamilie auf, doch wirkliche Liebe und Geborgenheit geben sie sich gegenseitig. Voller Gefühl und Intensität schildert Sarah Stankewitz dies und ich bekam einen guten Einblick in das Seelenleben der beiden.
Im Mittelpunkt steht die innige Freundschaft zwischen Skylar und Carter. Sie verstehen sich blind und bauen ihr Leben auf dieser Basis auf. Doch als aus der Freundschaft mehr wird, scheint dieses Gerüst ins Schwanken zu geraten und der Folgenschwere Unfall Skylars tut sein übriges dazu. Für beide ist es schwer, eine leichte Situation zu meistern. Hier fand ich bemerkenswert, wie leicht das Leben sein kann. An vielen Stellen machte ich gedanklich ein Drama, während beide locker drüber hinweg gingen und an offensichtlich einfachen Entscheidungen, bissen sie sich die Zähne aus. Ich denke, dass der Autorin die Leichtigkeit der Jugend noch zu eigen ist, was erfrischt und schön zu lesen ist. Erst nach und nach, quasi mit dem Älter werden, bemerkt man seine eigene Sterblichkeit und der Lebensspaßfaktor ändert sich. Es ist nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders.

Für mich ist Rise and Fall ein Buch über Freundschaft und harte Schicksalsschläge, die man alleine nicht wegstecken kann, so sehr man auch kämpft und sich bemüht. Hin und wieder gerät man an eine Grenze, an der man Hilfe annehmen muss, um nicht unter zu gehen; sich nicht selbst zu verlieren.

Mein Fazit
Ein Buch über Freundschaft, Liebe und den festen Glauben an das Gute.

Bewertung vom 15.05.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


sehr gut

Grönland, wunderbar und unnahbar zu gleich. Hier arbeitet der Inuit Nanoq Egede als Touristenführer. Er lebt zusammen mit seiner Schwester in einem kleinen Häuschen; sein Hobby: drei Fichten, die er unbedingt am Leben erhalten will. Die ersten Bäume in Grönland seit der Zeit der Wikinger. Ein beschauliches, ein ruhiges und friedliches Leben im Einklang mit der Natur. Bis dieses letzte Paradies unwiederbringlich zerstört werden soll. Und das nicht nur vom Klimawandel...
In Berlin hingegen wird die städtische Luft für die beiden BND Mitarbeiter Nelson und Diana angeblich zu stickig. Ihr Chef schickt sie nach Grönland, getarnt als Landvermesser, sollen sie merkwürdige Vorkommnisse untersuchen, die mehr als nur ein Fischsterben sein könnten. Und zwar viel mehr...
Beide Parteien finden Unterstützung und Hilfe durch die Biologin Dr. Hanna Jordan. Doch was der Touristenführer der Inuit, zwei Agenten des BND und eine Biologin des Alfred-Wegener-Institutes wirklich zu Verbündeten macht, damit hätte keiner gerechnet!

Das Cover zeigt einen Ort mitten in der Arktis. Gegen Eisbären ist er umzäunt, es herrscht Dunkelheit und Leben ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Ein tiefer Riss im Eis arbeitet sich auf die kleine Siedlung vor und droht diese unwiederbringlich in die Tiefe zu reißen. Auf mich wirkt dieses Bild nicht nur bedrohlich, sondern es jagt auch einen eisigen Schauer über meinen Rücken. Es passt somit sehr gut zum Inhalt des Buches, da es Spannung verspricht.

Ich habe schon mehrere Bücher von Wolf Harlander gelesen und fand jedes spannend und toll. Und ebenso erging es mir mit Schmelzpunkt! Atemlose Spannung, gnadenlose Action und interessante Charaktere machten das Buch für mich genauso interessant wie die wunderbar beschriebene Landschaft Grönlands und der Arktis. Es ist die Mischung aus gut recherchierten Fakten und spannender Fiktion, die Wolf Harlanders neues Buch mal wieder zu einem Blockbuster werden ließ. Bildlich konnte ich mir das ewige Eis vorstellen, diese unendliche Weite und vor allem die Stille und die Kälte. Ein unfassbar erhabenes Gefühl. Bis sich ein Touristendampfer ins Bild schob, Menschen aus lud, die laut über das Eis trampelten und keinen Blick für die Natur hatten, sondern diese nur durch die Linse ihrer Kameras betrachteten, auf ihr Handydisplay starrten und auf der Jagd nach dem besten Selfie waren. Der Autor machte deutlich, dass wenn schon was im Kleinen nicht stimmt, auch das Große es nicht richten kann.
Denn die Gier der Menschen nach Rohstoffen ist unersättlich. Die Konzerne gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, um an seltene Erden und das letzte Fitzelchen Öl zu gelangen. "Nach mir die Sintflut" scheint hier ein passender Ausspruch, denn das Eis schmilzt. Vieles, das Wolf Harlander in seinem Thriller beschrieben hat, musste ich im Internet nachlesen und konnte nicht fassen, dass es keine wilde Fiktion des Autors ist, sondern nackte Realität! Und trotzdem kam der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz. Für mich brannten sich die Tatsachen ins Gedächtnis; so erschreckend sie auch sind.

Und passend dazu, kreierte Wolf Harlander sehr interessante Charaktere, zu denen ich schnell und problemlos eine Beziehung aufbauen konnte. Egal ob das zwei ambitioniert BND Agenten waren, eine Biologin oder ein Inuit. In Schmelzpunkt treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander, die ein verbindet: Die Liebe zur Natur, zu unserem Planeten. Sie sind keine Umweltaktivisten, sondern decken gnadenlos auf, was schief läuft. Tatsachen, die nicht weg zu diskutieren sind. Aber zu ignorieren. Zu welchem Preis, wird sich zeigen. Selten hat der Spruch (vermutlich der Cree) „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ so gut gepasst.

Mein Fazit
Der Beginn und über weite Teile des Buches ein absoluter Blockbuster! Das Ende hingegen war anders als erwartet. Ein starkes Werk des Autors, das Lust auf m

Bewertung vom 18.04.2022
Der Tod macht Urlaub in Schweden
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden


sehr gut

Endlich hat es Kriminalkommissar Peter Vinston geschafft, seine Exfrau Christina und ihre gemeinsame Tochter Amanda in ihrer neuen Heimat zu besuchen. Nicht ganz freiwillig, denn Vinston ist wegen seiner immer wieder kehrenden Ohnmachtsanfälle krankgeschrieben, für einen Kriminalkommissar nicht gerade förderlich ist. Doch kaum ist er in Österlen angekommen, wird die berühmte und nicht allseits beliebte Immobilienmaklerin Jessie Anderson tot in ihrem Vorzeigeobjekt aufgefunden. Peter Vinston soll der kauzigen Kriminalassistentin Tove Esping bei ihrer ersten Mordermittlung hilfreich zur Seite stehen.

Das Cover zeigt ein typisches rotes Schwedenhaus mit einer grünen Haustür und weißen Fenstern. Von einer wilde wachsenden Wiese umrahmt, im Hintergrund das freundliche schimmernde Meer mit Booten und einem kleinen Pfad, auf dem vereinzelt Blutspritzer zu sehen sind. Das Bild wirkt heimelig, gemütlich und durch das Blut ein wenig bedrohlich. Es lud direkt zum Zugreifen ein und versprach eine leichte Sommerlektüre mit Spannungsfaktor.

Das Autoren-Duo Anders de la Motte und Mans Nilsson haben mich mit ihrem lockeren und humoristischen Schreibstil sofort überzeugt. Schnell wurde mir klar, dass hier kein trockener, verstaubter Krimi vorliegt, sondern ein lustiges und spannendes Werk! Voller Elan und mit Liebe zum Detail stürzt sich das ungleiche Ermittlerduo - und ich gleich mit - in die Aufklärung des Mordfalls. Oder Unfalls. Oder Mordunfalls.

Anders de la Motte und Mans Nilsson entführten mich zwar in ein mörderisches Schweden, aber es fehlte zum Glück das düstere und beklemmende, was ich oft mit skandinavischen Krimis in Verbindung bringe. Trotz des Todesfalls ist hier die Atmosphäre locker, ja regelrecht freundlich, was eindeutig durch die tollen Charaktere erzielt wird. Denn der Kommissar ist kein muffiger alter Knochen mit Problemen, die die Schultern bis zum Boden drücken und sein Helferlein kein Neuling, der die Welt verbessern will.

Ganz im Gegenteil! Ihre Protagonisten konnten mich sofort überzeugen und ich begann, eine lockere Verbindung zu ihnen aufzubauen. Besonders gefallen haben mir die unterschiedlichen ; Charaktereigenschaften: locker, anstrengend, nervig, lustig, bärbeißig und vieles mehr. Für mich lebt dieser Krimi eindeutig durch das Ermittlerduo Vinston und Esping, die zwar beide ihre Eigenarten haben, sich aber nicht unangenehm in den Vordergrund drängen.

Mein Fazit
Auf mich wirkt das ganze Buch harmonisch abgestimmt und alles passt wunderbar zusammen. Interessante Ermittlung, tolle Personen und Rätselraten bis zum Schluss! Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 17.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


ausgezeichnet

Vier Schwestern wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden von ihrer Mutter nach Holland eingeladen. Warum, weiß keine von ihnen und sie ergehen sich in wilden Spekulationen. Aber auch in Vorfreude, endlich wieder mit der Familie zusammen zu kommen. Denn in Bergen haben die Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie ihre schönsten Ferien verbringen dürfen. Bis zum Tod ihres Vaters...

Das Cover zeigt eine der vier Sommerschwestern. Sie steht dem Meer zugewandt, mit dem Rücken zum Betrachter. Sehnsuchtsvoll blickt sie in die Weite, ihr Körper scheint eine Mischung aus vergangenen Freuden, unsicherer Zukunft und Nachdenklichkeit auszudrücken. Ich finde es wunderschön, hätte aber mit einem lebhafteren Bild gerechnet und es auch schöner gefunden, statt des nachdenklichen. Trotzdem machte es mich neugierig auf das Buch und war mit ein Grund, warum ich nach diesem griff.

Monika Peetz schätze ich als Autorin sehr. Ich liebe ihre lockeren Schreibstil, der erst auf den zweiten Blick viel tiefgründiger ist, als gedacht. Sie schreibt lebendig und ich schaffte es auch hier wieder ohne Probleme, mich sofort in die vier Schwestern hineinzuversetzen und mit ihnen zu lachen und in Rätselraten ob der mysteriösen Einladung zu schwelgen. Monika Peetz erschafft eine Wohlfühlatmosphäre, der ich mich sehr gerne ergab. Die Autorin schreibt mal wohlig berührend, dann wieder schonungslos ehrlich mit einem Touch Verletztheit, aber immer mitreißend. Mir fiel es denkbar schwer, das Buch auch nur kurz aus der Hand zu legen und die Schwestern allein zu lassen.

Denn die vier Mädels sind Monika Peetz einfach großartig gelungen! Jede ist einzigartig und wenn es drauf ankommt, sind sie doch eine Einheit, so schwer es ihnen auch fallen mag. Doro als Älteste, hat auf den ersten Blick alles im Griff. Sie ist Kostümbildnerin, kleidet Stars und Sternchen ein und erledigt alles im Laufschritt; selbst ihre Ehe mit Fels in der Brandung Ludwig, Kindererziehung und telefonieren. Stillstand scheint für die Powerfrau ein no go zu sein. Yella ist ebenfalls Managerin. Allerdings von ihrem kleinen Familienunternehmen: Sie geht arbeiten, damit ihr Mann David seinen Roman beenden kann und kümmert sich um die gemeinsamen Söhne. Sie sieht sich gerne und oft in der Opferroll, da sie anscheinend alles alleine machen muss und keiner Rücksicht auf sie nimmt. Helen ist die nüchterne Wissenschaftlerin, die die Welt einzig durch ein Mikroskop zu betrachten scheint. Liebe ist auch nur ein chemischer Botenstoff, der durch den Körper pulst und hat nichts mit Herz zu tun. Doch als ihr Dauerfreund ihr einen Heiratsantrag macht, gerät ihre klar strukturierte Welt ins Wanken. Amelie lebt nur von heute auf morgen. Sie probiert alles, einfach alles aus, Bindungen in jeglicher Form sind ihr nicht geheuer und Geld hat man, oder eben nicht. Doch ist das ganze Leben wirklich nur Spaß und Tollerei?
Unterschiedlicher können Schwestern einfach nicht sein. Und doch bringt der Urlaub in Bergen sie näher zusammen, als sie jemals für möglich gehalten hätten. Neben des Rätselratens, warum ihre Mutter die Einladung aussprach, kommen Kindheitserinnerung hoch. Seit dem Unfalltod ihres Vaters waren die Frauen nicht mehr in Holland und jede scheint andere Erinnerungen an die Zeit zu haben. Doch eins eint sie: Sie sind die Sommerschwestern!

Mein Fazit

Locker, leicht, lebendig! Und doch voller Tiefgang und Gefühlen. Wie der Sommer eben! Ich liebe dieses Buch einfach!

Bewertung vom 07.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Maserati hilft ihrer Großmutter, die gemeinsame Gaststätte am Laufen zu halten. Während Oma in der Küche steht, bedient Maserati die Kunden und hält kleine Pläuschchen mit ihnen; ob sie will oder nicht. Die Gaststätte ich alles, was die beiden haben. Als eine neue Familie die Nachbarsvilla kauft, ist es vorbei mit der Ruhe und dem Frieden. Theo und Caspar treten in Maseratis Leben und bringen es gehörig durcheinander. Denn Maserati versucht unter dem Radar zu bleiben; wegen ihrer Mutter, aber besonders wegen ihrer Oma, für die jede Aufregung Gift ist.

Alina Bronskys Schreibstil gefällt mir sehr gut. Sie schreibt lebendig, spannend und macht Lust auf mehr! Allein der ungewöhnliche Name Maserati weckte meine Interesse an der jungen Frau, von ihrer herrlich geheimnisvollen Ader ganz zu schweigen. Sie gibt sich wortkarg und eigenbrödlerisch und möchte die neu hinzugezogenen Nachbarsjungen Theo und Caspar damit abschrecken. Doch das Gegenteil geschieht, denn Maserati weckt genau dadurch das Interesse der Jungs. Das Wunder geschieht, Maserati gönnt sich den Traum von Unbeschwertheit; zumindest einen Sommer lang. Sie gibt sich genauso jung, wie sie eigentlich auf dem Papier ist! Doch die Verantwortung drückt das junge Mädchen immer wieder nieder; ihre Mutter ist von Skandalen umweht, ihren Bruder kennt sie kaum und Oma leidet unter einer beginnenden Demenz, die ihre hässlichen Krallen immer tiefer und tiefer in die Familie schlägt. All dies versucht Maserati allein zu stemmen, sie kann und will keine Hilfe von anderen annehmen.

Mit Maserati hat Alina Bronsky eine wunderbare Heldin geschaffen, die mir schnell nahbar wurde, wie eine gute Bekannte. Denn Maserati hat kein Schicksal, was weit entfernt irgendwie eventuell vielleicht mal jemanden treffen könnte, sondern sie ist im hier und jetzt. Ob das Buch in Europa, Amerika oder sonst wo spielt, ist einerlei. Einzig das Leben dieses jungen Mädchens steht im Vordergrund. Ihre Leiden, ihr Lachen, ihr Leben und ja, auch die Unbesiegbarkeit und Unsterblichkeit der Jugend. Zwischen all ihren Sorgen, Nöten und Ängsten lässt Maserati die Unbeschwertheit eines Sommers zu. Wohin sie der Weg führen wird, ob in ein schönes oder ein tragisches Leben, bleibt genauso offen, wie dein und mein Leben. Alina Bronsky zeigt Möglichkeiten auf, den Weg beschreiten muss die Protagonistin selber. Sie bekommt alles nötige an die Hand, die Tür öffnen und hindurchschreiten, ist ihr überlassen.

Mein Fazit

Ein Buch über die Geschichte eines Sommers - eines Lebens und vielen Möglichkeiten, die genutzt werden können. Ein ganz nah Buch, das mich berührt und verzaubert hat.

Bewertung vom 01.04.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


ausgezeichnet

Alma und Hugo Liebreich haben Leopold Perlstein in ihr Landhaus nach Connecticut eingeladen, damit er endlich sein Buch beenden kann. Denn der passionierte Schriftsteller leidet unter einer Schreibblockade. Doch es kommt alles anders, als gedacht: Es fängt schon damit an, dass er nach einer wahrlich anstrengenden Zugreise nicht in das Landhaus kann; Es ist abgebrannt - Eine Nacht zuvor. Und so landet Leo bei Dora in der Pension Roxy.

Agnes Krup hat einen erfrischenden, lustigen und schönen Schreibstil. Ich gebe zu, dass mich das Thema und das Buch zu Anfang nicht so recht angesprochen haben, aber mit jeder gelesenen Seite wuchs mein Interesse an diesem herrlichen Buch! Die Autorin schreibt beschwingt, mit Situationskomik und doch tragisch. Eine interessante und außergewöhnliche Mischung. Und diese wird bei Leo und Dora auch benötigt, denn allein diese beiden Menschen, haben mehr Würze, als ich seit langem an Charakteren gelesen habe.
Beide versuchen einen Traum zu leben, müssen aber stets einen Kampf gegen die Realität führen. Mit einfühlsamen Worten schildert die Autorin diesen Kampf, den jeder von uns täglich mehr oder weniger führt: Das Leben. Oft weicht die Wirklichkeit von unseren Träumen ab; die Kunst ist, an seinen Träumen festzuhalten und sie trotz aller Widrigkeiten zu leben. Leo und Dora reichen sich unfreiwillig die helfenden Hand. Unfreiwillig, da beide in ihrer eigenen Welt des Scheiterns gefangen sind und einen kleinen Flecken des Glücks eisern verteidigen. Dabei erkennen sie erst spät, dass genau dieses Beharren, diese Sturheit, den anderen nicht nur reizt, sondern hilft!
Unfreiwillig strecken sie gegenseitig die Hand nach dem anderen aus und das Wunder geschieht: Beiden verletzten Seelen wird geholfen! Agnes Krup schreibt über zwei Menschen und einen kleinen Ort mit einer noch kleineren Pension. Und trotzdem umfasst das Buch die ganze Welt, da Dora und Leo stellvertretend für so viele Menschen stehen kann. Ohne Probleme konnte ich mich in sie hineinversetzen, ihre Gefühle nachempfinden, mit ihnen lachen und leiden. Selbst die wunderschön beschriebene Landschaft, umfing mich wie eine Wohlfühldecke; eine Landschaft die einzigartig und doch überall sein könnte.

Mein Fazit
Ein Buch über das Festhalten von Träumen und das Leben. Einfühlsam, berührend und wunderschön! Mein erstes Lese-Highlight 2022!

Bewertung vom 29.03.2022
Zwischen Himmel und Meer
Fredriksson, Anna

Zwischen Himmel und Meer


gut

Völlig überraschend verstirbt Onkel Ake. Für die ganze Familie ein Schock, denn so sind sie gezwungen, aufeinander zu treffen. Während es den einen freut, ist es dem anderen ein Graus. Denn neben Verletztheit prägen auch Geheimnisse den Frieden. Drei Frauen, drei Geschichten, drei Hoffnungen, ein kleiner Ort an der Ostsee.

Das Cover zeigt ein knallrotes Holzhaus, an dessen Zaun ein Hinweis auf ein Bed & Breakfast ist. Der blühende Garten umspielt das Haus, eine bunte Blumenwiese ist im Vordergrund zu sehen. Ich finde es wunderschön und sehr ansprechend zum Titel des Buches gewählt. Einen Zusammenhang zum Inhalt des Buches konnte ich leider kaum erkennen, da ich mir Akes Kapitänshaus und seinen Garten mit den blühenden Rosen und Apfelbäumen anders vorgestellt habe. Trotzdem lädt es zum Träumen ein.

Anna Fredriksson erster Teil der Jahreszeiten-Saga hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt flüssig, bewegend und erschafft eine angenehme Wohlfühl-Atmosphäre. Während Sally in einer Kneipe arbeitet, deren schaler Duft fast bis zu mir durchdringen konnte und ich ihre Verzweiflung spürte, scheint es ihrer Tochter Josefin besser ergangen zu sein. Denn sie lebt in und mit der Natur und bewirtschaftet einen Bauernhof in dem kleinen Ort Kivik an der Ostsee. Doch auch sie ist verzweifelt, nur wegen anderer Dinge. Was beiden Freuen gemein ist, sie bangen vor dem Zusammentreffen mit der jeweils anderen. Als dritte im Bunde, Oma und Mutter Vanja; auch sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut und mit ihrem Leben. Drei Frauen, drei Schicksale und alle durch Familienbande eng verbunden und könnten sich nicht weiter voneinander entfernt haben.

Anna Fredriksson lebt, leidet und lacht mit ihren drei außergewöhnlichen Protagonistinnen. Jede Frau ist unterschiedlich, geprägt von ihrem Leben und ihrem Schicksal und doch könnten sie nicht enger verbunden sein: Blut ist eben dicker als Wasser.
Mit Vanja nimmt die tragische Geschichte ihren Anfang. Als diese ihre Tochter Sally zur Welt bringt, scheint alles wunderbar. Sie liebt ihren Mann, ihr Leben, ihr Kind. Und doch machen sich Depressionen breit, Überforderung, Zukunftsängste. Ganz Kind ihrer Zeit in den wilden 69' Jahren, scheint das Leben ohne Anhang mehr zu bieten, als die biedere Alternative mit Mann und Kind. Doch schnell wird klar, dass Vanja eine verlorene Seele ist, ohne Ruhepunkt. Selbst in ihrem jetzt hohen Alter wirkt sie rastlos und getrieben.
Ganz im Gegensatz zu ihrer Enkelin Josefin, die mit ihrem Lebensgefährten Harald als Selbstversorger auf einem Bauernhof lebt. Ursprünglicher und bodenständiger geht es kaum. Und doch ist diese Bodenständigkeit nur Fassade. Unter der Oberfläche brodelt es.
Das Bindeglied ist Vanjas Tochter Sally. Als Kind von der Mutter verlassen, will sie ihrer Tochter Josefin die Mutter sein, die ihr immer gefehlt hat. Doch als Sally sich eines Tages zwischen Mann und Kind entscheiden muss, trifft sie die falsche Wahl. Jetzt, Jahre später, erkennt sie ihren Fehler.

Drei wirklich tolle Frauen auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Basis, ihrem Halt im Leben. Eine schöne Geschichte, die mich fesselte. Hin und wieder erschien es mir etwas holprig und die Gedankensprünge der Protagonisten stürmisch, aber auch sehr unterhaltsam. Ich bin auf den nächsten Teil der Saga gespannt!

Mein Fazit
Anna Fredriksson erschafft nicht nur eine tolle und lesenswerte Umgebung, sondern auch Spannung, die die Zeilen wie nichts an mir verbeirauschen ließen.

Bewertung vom 20.03.2022
Die kleine Buchhandlung im alten Postamt
Lucas, Rachael

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt


sehr gut

Auf der Beerdigung ihrer Tante Jess, findet Hannah endlich Zeit, sich mit ihrer Cousine Beth zu unterhalten. Beide Frauen sehnen sich nach einer Veränderung in ihrem Leben und so bietet Beth Hannah an, ihren Laden zu übernehmen. Ehemann Phil ist beruflich permanent unterwegs und Sohn Ben oft in Schwierigkeiten. Warum keinen Neuanfang wagen? Kurzentschlossen klärt Hannah alles, bricht ihre Zelte in Manchester ab und zieht in das kleine Dörfchen Little Maudley, wo ihr rebellischer Sohn vor schlechten Einflüssen sich ganz seinem Fu0ball und Hannah sich ganz ihrer Liebe zu Büchern widmen kann.

Rachael Lucas Schreibstil hat mir gut gefallen. Munter, witzig und voller Elan schildert die Autorin das Leben von Hannah Reynolds. Oft gescheitert und doch viel gewonnen, scheint sie an einem Scheideweg zu stehen. Ich denke, dass es jedem von uns schon mal so ergangen ist und ich deshalb direkt einen guten Draht zu ihr aufbauen konnte. Mit ihrem lebendigen Stil schaffte es die Autorin mühelos, mir das Örtchen Little Maudley und seine Bewohner zu zeigen und mich dort einzufinden. Ich liebe beschauliche, oder besser gesagt, übersichtliche Orte, an denen jeder Platz zum Atmen findet, aber das Gemeinschaftsgefühl groß geschrieben wird. Das Buch lebt von den kleinen Dramen des Lebens, aber auch von seinen schönen Seiten. Für mich war es einfach zum Durchatmen und genießen. Die geschilderten Probleme, ob in der Nachbarschaft, beim Einleben in einem neuen Beruf oder in der Schule, Freunde finden und einfach das Leben zu meistern, waren vorhanden und nachvollziehbar, aber nicht so tiefgreifend, dass es mich nachhaltig belastet hätte. Ein einfach ruhiger, aber schöner Roman, den ich in vollen Zügen genoss.

Die Protagonisten sind Rachael Lucas authentisch gelungen. Egal zu wem, ich konnte eine Beziehung zu ihnen aufbauen und ihre Handlungen nachvollziehen. Ob das der rebellische Sohn Ben ist, der seine Grenzen austesten möchte; der Ex-Fußballstar Jake Lovatt, der ein Leben abseits des Rummels führen möchte; oder Hannah, die viel zu früh geheiratet hat und jetzt erkennt, dass das Leben mehr zu bieten hat, als sie dachte. Ich mag sie einfach alle und las mit einem Schmunzeln über Probleme, die einfach jeder kennt und nachvollziehen kann. Gerade deswegen wirkt das Buch so warmherzig und lebensnah auf mich.

Mein Fazit
Ein Buch zum Durchatmen und Genießen. Kurzweilig und schön geschrieben!

Bewertung vom 14.03.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


gut

Nach einem schweren Schicksalsschlag arbeitet Dot Watson in einem Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe. Hier sortiert sie Fundstücke, katalogisiert sie und wartet darauf, Gefundenes mit ihren Besitzern vereinen zu können. Dot schwelgt in den erdachten Geschichten der Gegenstände, die ihr heilig und wichtig sind. Doch die Ruhe wird gestört, als sie einen neuen Chef bekommt, der alles effizienter gestalten will. Mal wieder wird Dots Leben auf links gedreht und es ist fraglich, ob sie den Absprung in ein erfülltes Leben diesmal schaffen wird.

Das Cover zeigt das fliederblaue Damenportemonnaie und eine wunderschöne erblühte Tulpe von Mr. Appleby. Da der Inhalt des Buches sich um diese Gegenstände dreht, finde ich sie als gewähltes Coverbild wunderbar! Und auch sehr passend, denn ich hätte mir nichts schöneres als Zeichen der Vergänglichkeit und des Aufbruchs vorstellen können!

Helen Frances Paris schildert das recht eintönige Leben von Dot Watson. Einer Frau, die nach einem harten Schicksalsschlag den Boden unter den Füßen verliert. Dot lebt ihr geregeltes Leben und liebt die Sicherheit, die ihr dies bietet. Denn sie weiß, bricht sie aus dem Alltagstrott aus und genießt ihr Leben, geschieht ein Unglück. Nicht ihr, aber ihren Angehörigen. Sie fühlt sich verantwortlich für den Tod ihres geliebten Vaters und den Unfall ihrer Mutter. Zwei Ereignisse, die sie nicht hätte verhindern können und trotzdem erstickt sie fast an Schuldgefühlen und geißelt sich selbst mit Verzicht. Ich fühlte mich beim Lesen von der Trauer und der Schuld wie erschlagen und vermisste eine gewisse Lebendigkeit im Schreibstil, auf die ich gehofft hatte.

Immer wieder dachte ich, dass mit diversen Ereignissen und Begebenheiten, die in Dots Leben eintreffen, eine Wendung herbeigeführt wird, aber es dauert lange, bis Dot das Leben zu lässt. Trotzdem fand ich es schön, wie Helen Frances Paris den inneren Kampf von Dot, die Trauer und die keimende Hoffnung und den Hunger nach Leben schildert. Für meinen Geschmack zu ruhig, zu intensiv, aber immer noch schön. Dot ist eine warmherzige Person, die von vielen Mitmenschen geachtet und geschätzt wird. Sympathisch an ihr ist, dass ihr gar nicht bewusst wird, was für einen Eindruck sie wirklich hinterlässt.

Mein Fazit
Ich hatte mir das Buch intensiver und interessanter vorgestellt.

Bewertung vom 13.03.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


weniger gut

Nach dem Tod seiner Mutter, seiner Frau und seines Sohnes, bleibt Terence Cave nur noch seine Tochter Bryony. Sein oberstes Ziel: Sein Herzblatt beschützen, kostes es, was es wolle. Auch wenn er damit das Leben seiner Tochter zugrunde richtet; ihr darf einfach nichts passieren!

Das Cover finde ich wunderschön und liebevoll gestaltet. Es zeigt Bryony, die von ihrem Vater - nicht nur im übertragenen Sinne - in einem Käfig gehalten wird. Seine Hand hält und schützt den Käfig. Auf der einen Seite zeigt es die Fürsorge und Liebe eines Vaters, auf der anderen zeugt das Bild allerdings auch von einer beklemmenden Angst. Einem Besitzdenken, das für keine Seite gut ist.

Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt habe, das war es zumindest nicht. Matt Haig macht einen Ausflug in die Abgründe menschlichen Empfindens; Eine Reise in den Wahnsinn einer zu tiefst verletzten und gebrochenen Seele. Dass Trauer einen Menschen zerstören kann, glaube ich! Und an Terence Cave konnte man jegliche Phase dieser beobachten. Trauer, Verzweiflung, Leugnung, Wut. Und als Terence Seele keinen Halt mehr fand, einen Absturz in den Wahnsinn, der gut verborgen vor sich selbst immer tiefere und verstörende Formen annahm.
Ja, ich gebe es zu: Dieses Buch machte mir Angst. Ich schätze Matt Haigs gefühlvollen, einfühlsamen und bewegenden Schreibstil, der in jedem Werk das Innere seiner Leser berührt und zum Nachdenken anregt. Auch die ihm eigene Lebendigkeit in seinen Zeilen und Protagonisten schätze ich sehr. Dieses Werk jedoch, fand ich sehr grausam. Terence verliert seine Mutter, seine geliebte Ehefrau und sogar seinen Sohn, kein Wunder, dass er daran zerbricht! Allein die Vorstellung ist unfassbar grausam. Und den langsamen und später immer schneller fortschreitenden Verfall zu sehen, den keiner auffangen kann, ist noch viel schlimmer! Guckt die Gesellschaft in Form von Verwandten, Freunden und Bekannten nur zu und lassen es geschehen, oder ist Terence wirklich so ein guter Schauspieler, dass keiner das Unglück kommen sieht?

Oft konnte und wollte ich Terence Handlungen nicht nachvollziehen. Ich denke, dass alle Eltern ihre Kinder schützen wollen vor schädlichen Einflüssen wie falschen Freunden, Alkohol oder unsinnigen Erfahrungen. Aber wo beginnt Fürsorge und wo die Obsession und der Wahnsinn? Geschrieben ist das Buch einzig aus der Sicht Terences, der in nackte Panik verfällt, je länger er mit seiner Tochter alleine ist. An seiner Seite befindet sich zwar noch seine Schwiegermutter Cynthia, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen will, doch selbst sie dringt nicht mehr zu ihm durch. Ob Cynthia hilflos zu sieht, ob des geistigen Verfalls Terences, oder ob sie versucht aktiv einzugreifen, wird mir nicht klar. Offensichtlich hingegen ist, dass die Abwärtsspirale nicht mehr aufgehalten werden kann.


Mein Fazit
Mich konnte das Buch nicht begeistern, sonder eher erschrecken. Für mich zu viel menschliche Abgründe.