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Insgesamt 37424 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2009
Die Stunde, in der ich zu glauben begann
Lamb, Wally

Die Stunde, in der ich zu glauben begann


ausgezeichnet

Ein amerikanischer ( Alb ) Traum
9 Jahre hat Wally Lamb an seinem Roman geschrieben. 9 Jahre, in denen auf der Welt bzw. in Amerika viel passiert ist. Denn "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" ist mMn ein sehr "amerikanisches" Buch. Und meinem Eindruck nach auch ein sehr persönliches. Wally Lamb hat in der Geschichte von Caelum und Mo viele Erlebnisse und Erfahrungen von sich selbst mit eingearbeitet. So wirkt das Buch zumindest auf mich.

Und das macht das Ganze zu einem sehr ehrlichen und beeindruckenden Leseerlebnis.

Gut, es gibt ein paar Stellen im Buch, in denen er auch mMn zu weit ausholt, zu ausschweifend wird, so dass kurzzeitig ein paar Längen entstehen. Wirklich negativ hat sich dies aber auf mein Lesevergnügen nicht ausgewirkt.

Zu tragisch ist das, was Mo und Caelum im Laufe dieser Jahre erleben. Und das ist es, was man nicht vergessen darf: Das Buch behandelt einen Zeitraum über Jahre, mit Rücklicken, die sogar Hunderte von Jahren zurückreichen. Bezogen auf diesen Zeitraum fand ich nicht unbedingt, dass zuviel an Schicksalschlägen mit eingearbeitet wurde.

Man merkt dem Roman an, dass Wally Lamb Erfahrung mit Menschen hat, die im Leben nicht viel Positives erlebt haben. Im Gegenteil, die, aus welchen Gründen auch immer, seit Jahren im Gefängnis ( real oder unreal ) sitzen und mit ihrem Leben nicht mehr zurecht kommen. Dies wird schon in seinem Buch "Von der Seele geschrieben" sehr, sehr verdeutlicht. Wally Lamb besitzt die Gabe, Menschen wirklich und unvoreingenommen zu "sehen" und anzunehmen.

Für mich ist "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" ein Roman, der an Tiefe nichts zu wünschen übrig lässt. Und Raum für Hoffnung lässt.

Sehr schön auch die Auflistung der Dinge, "an die er glaubt" im Nachwort des Autors.

P.S. Nett fand, dass ich immer wieder den Zwillingen aus "Früh am Morgen beginnt die Nacht" über den Weg gelaufen bin.
Leserin aus Rems-Murr-Kreis

Bewertung vom 25.01.2009
Das Schiff
Máni, Stefán

Das Schiff


ausgezeichnet

Ohne Hoffnung
Zuerst zur Aufmachung des Buches.
Das Cover trifft die Stimmung des Buches zu 100% und ich empfinde es deshalb als absolut gelungen.
Das Geschichte beginnt mit einem hammerharten Einstieg, der einem so gut wie keine Atempause lässt. Man erfährt aus verschiedenen Blickwinkeln ( dies wird das ganze Buch hindurch beibehalten und ist wirklich gelungen umgesetzt ) einiges über die einzelnen Mitgliedern der Crew. Ihre Vergangenheit, ihren Problemen und persönlichen Dämonen.
Das alles ist sehr spannend und flüssig beschrieben.
Überhaupt ist der Schreibstil von Stefán Máni sehr präzise und oft nicht ohne Humor.
Mir hat die Darstellung der Figuren ausserordentlich gut gefallen.
Mit dem Auslaufen des Schiffes beginnt die Odysee, die unaufhaltsame Fahrt in die Katastrophe.
Die Atmosphäre ist und bleibt düster und unheilvoll, nichts deutet auf ein gutes Ende hin.
Und hier komme ich auch zum einzigen Kritikpunkt: Das Ende.
Für mich nicht überzeugend. Es lässt zuviele Fragen offen.
Zudem erhält die Geschichte dadurch einen kompletten Genrewechsel.

Trotzdem, oder gerade deswegen, hoffe ich auf weitere Übersetzungen der Bücher des Autors. Ich würde gerne noch ein Buch vom ihm lesen.
Leserin aus Rems-Murr-Kreis

Bewertung vom 25.01.2009
Die Wege des Erzengels
Theodorakis, Mikis

Die Wege des Erzengels


ausgezeichnet

Nach dem Lesen dieser Biografie von dem "großen Mikis Theodorakis" bleibt ja nur die Hoffnung, daß es bald weiter geht. In diesem Werk geht es bis zum Jahr 1949. Das Buch ist spannend geschrieben,die Hintergründe sind gut erklärt. Aber es geht eben nur bis 1949---und das Leben des Mikis Theodorakis war auch danach geprägt von großen Erfolgen,aber auch von Tragik und den politischen Ereignissen in Griechenland. Ein großartiger ,genialer Komponist, ein MENSCH und nach diesem Buch auch ein wunderbarer Erz.
Kiesbye,Helga aus Gifhorn

Bewertung vom 25.01.2009
Ruhm
Kehlmann, Daniel

Ruhm


ausgezeichnet

Da dieses Buch das erste nach seinem Megabestseller 'Die Vermessung der Welt' ist, werden alle diejenigen, denen nur der ohne Zweifel großartige Roman über die zwei Gelehrten Humboldt und Gauß bekannt ist, 'Ruhm' an seinem Vorgänger messen und viele werden an diesem Vergleich scheitern.
Denn 'Ruhm' (ein sehr ironischer Titel) ist ganz anders. 'Ruhm' ist ein Episodenfilm in Romanform, wie Kehlmann es selber beschreibt, vergleichbar mit einem Inarritu-Film (Babel, Amores Perros). Natürlich geht es die Möglichkeiten der literarischen Form nutzend darüber hinaus, aber das Prinzip stimmt.
So kauft sich gleich in der ersten Geschichte der Held ein Mobiltelefon und bekommt eine schon vergebene Nummer zugewiesen. Er nimmt Anrufe an, die nicht ihm gelten und nach anfänglichem Zögern beginnt er Gefallen an dieser anderen Identität zu finden, die ihm das Handy ermöglicht. Einige Geschichten später wird der Faden auf der anderen Seite gesponnen: Ein durch kleine Hinweise in vorherigen Episoden schon bekannter Protagonist erhält auf einmal keine Anrufe mehr und seine eigene Identität entgleitet ihm zusehends. Es wird von berühmten Schriftstellern gesprochen, die dann selber Hauptdarsteller einer eigenen Geschichte sind, Personen werden aus verschiedenen Perspektiven gezeichnet, und das alles so unaufdringlich und subtil, dass man am Ende des Buches das Gefühl hat, einer Spinne dabei zugesehen zu haben, ihr kunstvolles Netz zu weben. Und dann will man eigentlich wieder von vorne anfangen, um winzige Fäden zu erkennen, die man beim ersten Lesen nicht bemerkt hat und vielleicht auch nicht bemerken konnte.
An diesem Punkt werden sich die Meinungen in 'gut durchdacht' und 'zu gewollt' scheiden, denn man hat es hier mit einem offensichtlich konstruierten Buch zu tun, ein Buch, in dem Wendungen sich unter dem Gewicht des Bauwerks 'Ruhm' biegen. An dieser dennoch filigranen, präzisen Arbeit werden sich wohl vorrangig Leser des gesamtkehlmannschen Oeuvres erfreuen, denn was er vorher über die Fülle eines Romans ausgebreitet hat, verdichtet er hier in wenigen Seiten: Das Verschwimmen von Realität und Vorstellung, in 'Mahlers Zeit' oder 'Beerholms Vorstellung' schon thematisiert, geschieht innerhalb einer Geschichte. Es wäre müßig, alle Verwebungen und Möglichkeiten des Buches aufzuführen, ich bin mir ziemlich sicher, selbst nicht annähernd alle erfasst zu haben. Als verbindendes Element aller Geschichten, neben der Frage der eigenen Identität und dem Wunsch, sie verändern zu können, 'auf die andere Seite des Spiegels zu wechseln', ist noch das schon eingangs erwähnte Mobiltelefon aufzuführen. Aber die Welt von 'Ruhm' sollte jeder Leser selber betreten und erfahren.
Unaufmerksames und passives Lesen übrigens, welches bei der 'Vermessung der Welt' noch weitgehend möglich war, dürfte einigen, die mit anderen Werken Kehlmanns nicht vertraut sind, den Zugang zu 'Ruhm' verweigern. Außerdem mag es vielen zu konstruiert erscheinen und der rechte Sinn, eine präzise Aussage fehlen. Aber wenn man sich darauf einlassen kann, dass man hier einem Künstler, und genau das ist der Autor, beim Komponieren zusieht und sich an seinen beeindruckenden spielerischen Fähigkeiten erfreuen kann, dann führt an 'Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten' kein noch so großer Umweg vorbei.
Thomas Braun aus Oldenburg

31 von 38 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2009
Der Zorn der Wölfe
Jiang, Rong

Der Zorn der Wölfe


ausgezeichnet

1967 kam der Autor dieses Buches - der im wirklichen Leben anders heißt - in die innere Mongolei um dort als Student und damit als Vertreter "der alten Vier" (sowie als Sohn eines politisch ungeliebten Intellektuellen) umerzogen zu werden - in einer Gegend, die er wohl selbst dafür gewählt hat. dieser Roman ist eine erzählerische reflektion dieser Zeit.

Schnell findet das Autoren-Alter-Ego Anschluss und einen Mann, der bereit ist ihn zu schulen, da er mit der neuen Art des Lebens bei den Han-Chinesen unzufrieden ist. Sein mongolischer Lehrer weist ihn in die vermeintliche Überlegenheit der nomadischen mongolishen Kultur, die sehr von den Wölfen beeinflusst sein soll, ein, wohingegen die Han-Kultur den Charakter eher von den Schafen hat und darum auch weniger wehrhaft ist - ein Argument, das in der Regel mit ständigen Verweisen auf Dschingis Khan untermauert werden soll.

Nach seiner ersten Begegnung mit mongolischen Wölfen geht Chen Zhen - so der Name der Hauptperson - immer mehr in der mongolischen Kultur - und speziell im Bezug zu den Wölfen - auf und beschließt schließlich, einen Wolfwelpen zu sich zu nehmen und ihn großzuziehen um so möglichst viel über diese Tiere zu erfahren, denn sonst hört er vorwiegend Legenden. Dabei lernt er eine ganze Menge über die ökologischen Zusammenhänge im mongolischen Grasland.

Dies ist ein politisch-aufklärerisch gedachtes Buch und so hat es aus "didaktischen" Gründen sehr viele inhaltliche Wiederholungen und zum Teil für Europäer eher überflüssige Erklärungen zu ökologischen Zusammenhängen. In China sind diese Zusammenhänge aber bei Weitem nicht so bekannt, was die enorme Wirkung, die die Klappe dem Buch nachsagt erklären könnte. Insofern stellt es eine Mischung aus Jack London - den die Studenten in der Mongolei heimlich lesen - und Carsons "Stummer Frühling" dar.

Die ständigen Kulturvergleiche und die spenseristisch anmutenden Zitate zur sozialen Evolution lassen einige Passagen des Buches ziemlich stark nach den Abenteuerromanen des ausgehende 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts klingen - oder auch wie ein Teil des "Stürmers". Diese Tendenz nimmt ab der zweiten Hälfte des Buches - und ab dem Zeitpunkt, zu dem Chen Zhen den Wolf hat - deutlich ab, als er beginnt, seine mongolischen Leherer zu hinterfragen - wobei er allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt geht. Ab diesem Punkt lässt sich das Buch dann auch deutlich flüssiger lesen und zeigt deutlich, welche Veränderungen der Zuzug vieler Han-Chinesen in die innere Mongolei mit sich brachte.

Wenn der mongolische Wolf nicht deutlich anders ist, als die meisten anderen Wölfe der Welt, dann sind viele der "Fakten" in diesem Buch eher dem Reich der Legende zuzuordnen. Da das Buch in erster Linie soziologisch und weniger verhaltensbiologisch gelsen werden soll, werden eigentlich alle Lebewesen auf diesen Seiten aufs Fürchterlichste anthropomorphisiert.
Tobias Schnase aus Bremen

11 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2009
Toys for Girls - Deutsche Ausgabe
Farameh, Patrice

Toys for Girls - Deutsche Ausgabe


sehr gut

das buch zeigt was sich eine frau in ihrem leben wünscht aber manchmal nicht erreicht XD^^.es ist lesens bzw. anschauenswert, da man(frau) sieht was es überhaupt alles tolles gibt.allerdings sind alle darin genannten produkte meißt extrem teuer bis unbezahlbar für den otto-normalverbraucher.aber es bereitet freude.

viel spaß beim lesen^^
I. H. aus B.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2009
Meine Preise
Bernhard, Thomas

Meine Preise


ausgezeichnet

Neunzehnhunderteinundneunzig, ich kann mich noch gut erinnern, habe ich als Zwanzigjähriger in einer Buchhandlung am Münchner Marienplatz Thomas Bernhards "Wittgensteins Neffe" gekauft, weil der Name Wittgenstein auf dem Titel stand und das Taschenbuch so schöne Farben hatte, dunkelgrün mit hellblauer Schrift. Vom Autor Thomas Bernhard hatte ich bis dahin keinen blanken Schimmer. Bereits am nächsten Tag hatte ich einen kleinen Schimmer und habe mir in derselben Buchhandlung "Holzfällen" und "Alte Meister" besorgt. Seit dieser Zeit ist Bernhard mein Lieblingsschriftsteller, zumindest was die Belletristik betrifft.
Zum zwanzigsten Todestag Bernhards wird nun mit "Meine Preise" das erste längere Werk aus seinem Nachlass veröffentlicht. Entstanden ist es in der Zeit, in der auch "Wittgensteins Neffe" geschrieben wurde, mit dem es auch sehr viel gemein hat. Das merkt man auf jeder Seite. "Meine Preise" könnte deshalb mit vollem Recht auch "Meine Tante. Eine Freundschaft" betitelt sein. Denn Bernhards Tante, sein Lebensmensch Hedwig Stavianicek, steht auf den knapp 120 Seiten ähnlich im Mittelpunkt, wie Paul Wittgenstein in "Wittgensteins Neffe".
"Meine Preise" ist nicht so perfekt durchgearbeitet wie die zu Bernhards Lebzeiten veröffentlichte Prosa. Trotzdem halte ich es für das beste Stück deutscher Literatur seit "Alte Meister", also seit 1985. Besonders die Erzählungen zum Grillparzerpreis, zum Julius-Campe-Preis und zum Kleinen Österreichischen Literaturpreis sind köstlich und haben mir Tränen in die Augen getrieben. Sehr schön ist auch die Episode bei der Verleihung des Büchnerpreises. Thomas Bernhard sitzt zwischen Werner Heisenberg und Joachim Kaiser, dem Kritiker der Süddeutschen Zeitung, die beide auch einen Preis entgegennehmen durften. Bernhards Preisurkunde war aber um ein Drittel größer und damit auch ein wenig schwerer als die Joachim Kaisers. Das verleitete ihn dazu, sich zu Joachim Kaiser zu wenden und ihm - wahrscheinlich mit seinem typisch Bernhardischen Schmunzeln - zu sagen, dass er, Thomas Bernhard, offenbar den gewichtigeren Preis in Händen halte. Joachim Kaiser blieb stumm. Er hat den Witz offenbar nicht verstanden. So wie viele bis heute Thomas Bernhard nicht verstanden haben und ihn als großmäuligen, arroganten Nestbeschmutzer sehen. Schade eigentlich. Denn Bernhard ist vor allem eins. Sehr sehr witzig.
Thorben Kaiser aus Oldenburg

12 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.