Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bella von www.bellaswonderworld.de
Wohnort: 
Karlsruhe
Über mich: 
Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Beschreibung

Im chinesischen Foshan führt ein jüdischer Geschäftsmann erfolgreich eine Schuhfabrik, er wird sogar ›Kaiser der Schuhe‹ genannt. Nun soll sein Sohn, der 26-jährige Alex Cohen sein Erbe antreten. Doch die Fußstapfen seines Vaters sind groß und so richtig möchten die Vorstellungen von Alex Geschäftsführung auch nicht mit den Ansprüchen seines Vaters zusammenpassen. Durch seine Freundschaft mit der Näherin Ivy lernt Alex das Leben der Arbeiter kennen und möchte unbedingt seinen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten. Doch wird es Alex möglich sein, einen gemeinsamen Weg mit seinem Vater und seinen Zielen zu finden?

Meine Meinung

Der Debütroman »Im Reich der Schuhe« des vielseitigen Multitalents Spencer Wise, der bereits für mehrere Zeitschriften Artikel verfasste, in einer Schuhfabrik in Südchina und weiteren Jobs tätig war, vermittelt durch das pfiffige Cover mit Äffchen und einer Zitronenschale vor rosarotem Hintergrund einen herrlich leichten Sommerflair. Doch es steckt tatsächlich mehr hinter der Fassade als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Ich liebe es in andere Kulturen einzutauchen und Spencer Wise ermöglicht genau das mit seiner Geschichte, denn er entführt in den Fernen Osten und zeichnet ein Bild der Gesellschaft aus chinesischen Einheimischen, Politik und eines verschrobenen Unternehmers in der Schuhbranche. Angereicht wird das Setting mit einer problematischen Vater-Sohn-Beziehung und einer Romanze.

Der Schuhunternehmerspross Alex Cohen wird überraschend von seinem Vater in die Spitze seines Unternehmens aufgenommen, zeitgleich bahnt sich eine leidenschaftliche Affäre zwischen ihm und der Arbeiterin Ivy an. Das sind die Zutaten für einen süßen Sommer-Cocktail, doch die rosaroten Wolken werden mit einer säuerlichen Zitronendusche aufgemischt.

Je mehr Alex von Ivy über das harte Leben in der Fabrik erfährt und Einblicke in den politisch und wirtschaftlich motivierten Handel erhält, desto mehr macht er sich Gedanken darüber, wie er als Erbe der Schuhfabrik im Kleinen für eine Verbesserung sorgen kann. Dadurch wird das ohnehin schwierige Verhältnis zu seinem Vater durch Alex Bestreben zusätzlich strapaziert.

Spencer Wise ist in seinem Roman »Im Reich der Schuhe« eine gute Mischung aus Gesellschaftsbetrachtung, kreativen Unternehmerstreben und den Problematiken einer Vater-Sohn-Beziehung gelungen, in der sich der Sohn auf der einen Seite wünscht, den Ansprüchen seines alten Herren gerecht zu werden, und auf der anderen Seite seine eigene Vision verfolgen will. Ein spannender Kampf, aufgeheizt durch Emotionen und das politische Gefüge, die die Arbeiter in Chinas Fabriken klein halten wollen sorgt für die nötige Spannung, die einen an die Geschichte fesseln.

Fazit

Ein unterhaltsames Debüt, dass zum Nachdenken anregt, allerdings noch das gewisse Etwas vermissen lässt, dass die Geschichte zu etwas Besonderem macht.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 06.07.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Dunkle Zeiten / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.3
Fellowes, Jessica

Dunkle Zeiten / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.3


sehr gut

Beschreibung

1929. Diana Mitford heiratet den reichen Erben Bryan Guiness, was das gesellschaftliche Ereignis des Jahres ist. Sie verbringen ihre Flitterwochen mit einer Reise durch Europa. Auf dieser wird Diana von ihrem ehemaligen Kindermädchen Louisa Cannon begleitet, die sich nun als Kammerzofe um die frisch gebackene Ehefrau kümmert. Die Guiness verkehren in der High Society und so schwirren auch in den Flitterwochen Freunde und Bekannte um sie, mit denen sie feiern.

Während ihres Aufenthaltes in Paris verstirbt einer ihrer Begleiter unter mysteriösen Umständen. Louisa glaubt jedoch nicht an eine lapidare Lebensmittelvergiftung, und ihre Vermutung wird sich bald durch weitere Todesfälle bestätigen. Doch befinden sich auch ihre Herrschaften in Gefahr?

Meine Meinung

Die Romanreihe um »Die Schwestern von Mitford Manor« geht mit dem Band »Dunkle Zeiten« bereits in die dritte Runde. Da mich Jessica Fellowes ansprechende Mischung aus Gesellschaftsroman und Kriminalgeschichte bereits mit den ersten beiden Ausgaben ihrer Reihe begeistern konnte, kam ich natürlich nicht an dem neuen Roman vorbei.

Glanzvolle Bälle, alkoholgeschwängerte Partys und opiatabhängige Sternchen der High Society bilden den Rahmen für Jessica Fellowes Roman, der sich mit Diana Mitford, der dritten Tochter von Lord und Lady Redesdale, befasst. Ende der turbulenten 1920er Jahren heiratete die hübsche Diana den gut betuchten Brauerei-Erben Bryan Guiness und führte an seiner Seite ein glamouröses Leben.

Natürlich spielt auch wieder die Hobbydetektivin Louisa Cannon eine Rolle, welche sich nach ihrer Arbeit als Kindermädchen bei den Mitfords mit mehreren Jobs den Lebensunterhalt verdiente, bis sie von Diana schließlich als Kammerzofe eingestellt wird. Auch wenn das Verhältnis zwischen den beiden Frauen zwischen freundschaftlich und kühler Distanziertheit schwankt, nimmt Louisa einen großen Anteil an dem außergewöhnlichen Leben ihrer Dienstherrin.

Ein subtiler Spannungsbogen erhält der Roman durch eine Reihe undurchsichtiger Todesfälle im näheren Umfeld des jungen Ehepaars Guiness. Auch wenn sich für die Fälle immer eine schnelle Erklärung findet, glaubt Louisa einen größeren Zusammehang zu sehen, der sich nach und nach verfestigt. Irgendetwas scheint faul zu sein und Louise versucht zusammen mit dem befreundeten Polizisten Guy Sullivan das Rätsel zu lösen.

Der Roman lebt von der Fantasie der Autorin aber ist dabei auch von wahren und historisch belegten Begebenheiten durchzogen, die für gewisse Authentizität sorgen. Außerdem hat Jessica Fellowes die Essenz dieses prägenden Jahrzehnts einfließen lassen, in der die lockere Lebensweise der neuen Generation auf die strengen Moralvorstellungen aus der Edwardianischen Zeit trifft. Zwischendurch wirkte die Geschichte allerdings an einigen Stellen etwas konstruiert, was den Lesefluss zwar nicht stört, aber auch kein perfekt abgerundetes Bild ergibt.

Fazit

Atmosphärischer Gesellschaftsroman mit dem Flair der Roaring Tweenties und einem Schuss Krimi.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.06.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Such a Fun Age
Reid, Kiley

Such a Fun Age


gut

Beschreibung

Bald feiert Emira Tucker ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag, doch noch immer hat sie keinen richtigen Job mit Krankenversicherung und verdient ihren Lebensunterhalt mit Kleinjobs bei einem Schreibdienst und als Babysitterin bei der gut situierten weißen Familie Chamberlain. Als sie eines Nachts von Alix Chamberlain in einer Notsituation angerufen wird, um sich kurz um ihre Tochter Briar zu kümmern, wird Emira der Kindesentführung verdächtigt. Ein Zeuge filmt die schreckliche Situation und Alix setzt alles daran Emira zu einem Teil ihrer Familie und den Vorfall wiedergutzumachen. Doch als das Video im Netz auftaucht, bröckeln die Fassaden und Emira beginnt zu begreifen…

Meine Meinung

Kiley Reid nähert sich dem Thema Rassismus im heutigen Amerika in ihrem Roman »Such a Fun Age« auf spezielle Weise, denn in ihrer Geschichte über die junge Emira Tucker, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat, wird nicht nur Opfer des täglichen Rassismus gegenüber Schwarzen, sondern erfährt auch gut gemeinte Hilfe von Weißen (White Savior Complex), die ebenso rassistisch ist.

Gleich durch zwei Bespiele wird weißer ›Savorism‹ auf die Spitze getrieben und damit in den Vordergrund der Handlung gestellt. Dazu umreißt Kiley Reid vor allen Dingen die Persönlichkeit von Alix Chamberlain, die in einer neureichen Familie heranwuchs und für die dunkelhäutige Bedienstete etwas ganz normales sind. Nach Emiras rassistischem Erlebnis setzt Alix alles daran, sie zu unterstützen und unter Beweis zu stellen, dass sie keine Rassistin ist, da sie Emira schließlich als Freundin und Teil der Familie sieht.

Dann ist da noch der Kelley Copeland, der mit Emira eine Beziehung eingeht und bereits seit seiner Schulzeit die Gegenwart von dunkelhäutigen Menschen sucht, sie regelrecht fetischisiert und sich als glänzender Retter in weißer Rüstung sieht. Kiley Reid führt durch diese Figur besonders anschaulich vor Augen, wie sehr die Ratschläge und besserwisserische Bevormundung (auch wenn sie gut gemeint sind) sich über die Wünsche und das Empfinden der betroffenen Person abheben und damit genau das Gegenteil bewirken, was eine andere Art des Rassismus ist.

Kiley Reid hat mich mit ihrer Betrachtungsweise auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht, und regt zur Selbstreflexion an. Wie verhält man sich selbst, und wie würde man es finden, dass andere, nur aufgrund der Hautfarbe, meinen besser zu wissen was gut für einen ist?

Emira selbst habe ich als jemanden erlebt, der Rassismus bereits gewohnt ist, den Vorfall nicht unnötig aufbauschen will und im Moment nur herausfinden will, was sie mit ihrem Leben eigentlich anfangen möchte. Leider verharrt Emira statisch in ihrer Situation und bleibt passiv in ihrer Rolle, erst zum Ende des Romans kommt sie etwas in Bewegung und ich hätte mir einfach etwas Input zum Thema von ihrer Seite gewünscht und einen klaren Umriss ihres Standpunktes. Doch durch ihr ›regloses‹ Verharren wird keine konstruktive Haltung vermittelt und es bleibt bei einem Denkanstoß, der keine Hilfestellung in der Frage bezüglich eines korrekten Umgangs für beide Seiten gibt.

Fazit

Ein scharf gezeichneter Gesellschaftsroman, der eine ganz andere Seite von Rassismus offenlegt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.06.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Rule of Wolves - Thron aus Nacht und Silber / King of Scars Bd.2
Bardugo, Leigh

Rule of Wolves - Thron aus Nacht und Silber / King of Scars Bd.2


ausgezeichnet

Beschreibung

Im Kampf um den Thron Ravkas versucht Zar Nikolai Lantsov Verbündete bei den Shu-Han zu finden, und auch mit den Machthabern der Kerch, versucht er ein Bündnis zu schmieden. Doch Ravka steht der Krieg gegen Fjerda kurz bevor und die ›Hexenjäger‹ haben sich mit Experimenten an Grisha eine ganz besondere Kampfeinheit erschaffen und weiteres mächtiges Geschütz in petto. Nun liegt es an Nikolai und seiner Befehlshaberin Zoya Nazyalensky das Ruder herumzureisen und Rafkas Zukunft zu sichern. Vielleicht kann ihnen ihrer Spionin Nina Zenik, die sich unter die feindlichen Fjerdan gemischt hat, den entscheidenden Vorteil liefern. Nina riskiert bei ihrem waghalsigen Plan jedoch nicht nur ihr eigenes Leben…

Meine Meinung

Das lange Warten auf die Fortsetzung der »King-of-Scars«-Dilogie von Leigh Bardugo hat endlich ein Ende, denn mit »Rule of Wolves: Thron aus Nacht und Silber« liefert die Autorin, zwei Jahre nach »King of Scars: Thron aus Gold und Asche«, endlich das furiose Finale im Kampf um den Zarenthron und Ravkas Zukunft.

Mit ihrer imposanten Fantasywelt hat mich die Autorin einfach um den kleinen Finger gewickelt, ich liebe das beeindruckende Setting, den legendenhaften Touch der Heiligen und die starken Charaktere mit ihren Ecken und Kanten. Wenn man die Bücher in der Erscheinungsreihenfolge liest, bemerkt man natürlich auch was für eine großartige Entwicklung die Schriftstellerin von Band zu Band gemacht hat.

Die Geschichte wird, wie von Leigh Bardugo gewohnt, aus mehreren Perspektiven erzählt und vorangetrieben, was für genügend Abweschlung sorgt und einem die Charaktere natürlich näher bringt und mit ihnen mitfiebern lässt. Während in Nikolai weiterhin ein Teil des Dunklen in Form eines Dämons wohnt und sich die politische Lage an allen Fronten zuspitzt, muss Zoya den Drachen in ihr kennenlernen und Vertrauen, denn ohne die Unterstützung der Königin von Shuh-Han und der Kerch kann Ravka in einem Krieg gegen das mächtige Fjerda kaum bestehen.

Neben den spannenden strategischen und politischen Vorgängen fließen auch immer wieder zarte, emotionale, Töne in die Story ein. Nicolai würde zwar für sein Land Prinzessin Ehri Kir-Taban aus Shuh-Han heiraten, doch in Wahrheit schlägt sein Herz für die wilde und ungestüme Kämpferin Zoya. Aber auch Nina im feindlichen Fjerdan erhält nach ihrem großen Verlust eine neue Chance auf Liebe, die man zuerst kaum erahnt, dann aber deutlichere Umrisse annimmt.

Ein Treffen mit alten Bekannten aus dem Grishaverse, wie ›Dirtyhand‹ Kaz Brekker und seine Krähenbande oder Alina und Mal, sorgen für leuchtende Augen und Herzklopfen. Für den vollen Lesegenuss sollte man also alle bisher erschienenen Grisha-Bücher kennen, auch wenn es für das Verständnis dieser Dilogie nicht notwendig ist, da die Reihen immer ineinander abgeschlossen sind.

Der Abschlussband um Zar Nikolai Lantsov, seine Grisha Befehlshaberin Zoya Nazyalensky, die Spionin Nina Zenik und den Dunklen liefert knisternde Spannung und nervenaufreibende Entwicklungen. Zwar konnte man einige Plottwist und Wendungen erahnen, dennoch bin ich total begeistert, da die Geschichte einen stimmigen Verlauf nimmt und auf ein finales Spektakel zuläuft, von dem ich natürlich nichts verraten werde. Nur so viel sei gesagt: Ich liebe den Abschluss dieser Dilogie, denn dieser hätte in meinen Augen nicht perfekter sein können und lässt dabei noch die Chance auf mögliche weitergehende Romane offen.

Fazit

Ein atemberaubendes Finale, dass dem Grishaverse und seinen starken Protagonisten alle Ehre macht.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.06.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Frau Merian und die Wunder der Welt
Kornberger, Ruth

Frau Merian und die Wunder der Welt


sehr gut

Meine Meinung

Die deutsche Malerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian war noch vor Alexander von Humboldt Wegbereiterin für die Erforschung der Natur und machte sich im Bereich der Insektenforschung einen Namen. Bisher war mir über die mutige Frau, deren Porträt sogar die 500-DM-Note zierte, nichts näheres bekannt. Umso schöner, dass sich Ruth Kornberger in ihrem Debütroman »Frau Merian und die Wunder der Welt« mit dem Leben der beeindruckenden Frau, die ihrer Zeit weit voraus war und ihren Weg trotz aller Widerstände hartnäckig verfolgte, befasst.

Ruth Kornbergers Roman beginnt mit Marias Zeit bei der religiösen Sekte der Labadisten in Wieuwerd, wo sie nach langen Ehejahren mit ihren Töchtern Johanna und Dorothea Unterschlupf findet, dort begegnet sie dem eindrucksvollen wie auch geheimnisumwobenen Jan de Jong, der die Künstlerin mit einem Porträtgemälde beauftragt und ihr freigeistiges Herz gewinnt. Nach ihrem Umzug nach Amsterdam begegnet sie ihm wieder, er übt auf sie ein mindestens ebenso große Faszination wie Raupen und Schmetterlinge aus und ist als vermeintlicher Freibeuter genauso flatterhaft.

Ruth Kornberg verknüpft geschickt recherchiertes Material mit fiktiven Einfällen, die ihren Roman zu einem abenteuerlichen Lesestoff voller bezaubernder Tierchen machen. Auch wenn die Liebesgeschichte frei erfunden ist, passt sie sich so wunderbar in den Erzählrahmen ein, dass man fast möchte, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt. Besonders imponierend empfand ich die authentische und bildhafte Konstruktion des Settings von Amsterdam und Surinam Ende des 17. Jahrhunderts. Tatsächlich habe ich mich in diese Zeit hineinversetzt gefühlt und habe mich nur zu gern von den Wunderkammern reicher Kaufmannsleute und langweiligen Abendgesellschaften gefangen nehmen lassen. Ereignisse wie der Besuch des russischen Zaren und die Wichtigkeit des Zuckerhandels sowie die politisch abgesegneten Kaperbriefe für Freibeuter fließen mit in die Geschichte ein und machen die Kulisse noch lebendiger.

Beeindruckend ist auch die Ausarbeitung der Hauptprotagonistin Maria Sibylla Merian gelungen, die sich zur damaligen Zeit als alleinerziehende Mutter zweier Töchter behauptet und ihrem freien Forschergeist nachgeht, egal wie viel Gegenwind sie von anderen bekommt, die nicht verstehen können, warum sie als Frau in der Erde wühlt, Insekten sammelt und stundenlang über ihr wissenschaftliches Interesse sprechen könnte.

Eine abenteuerliche Note bekommt die Geschichte durch die beschwerliche Schiffsreise ins entfernte Surinam, wo Maria mit ihrer jüngeren Tochter Dorothea im Urwald nach exotischen Insekten und Pflanzen sucht, insbesondere natürlich nach Raupen und Schmetterlingen, aber auch außergewöhnliche Kröten, Spinnen und Säugetiere begegnen der Forscherin in den tropischen Gefilden. Schreckliche Beikost liefert die Sklavenhaltung der Plantagenbesitzer, die mit aller Härte gegen Ausreißer und rebellierende Arbeiter vorgehen.

Die Lektüre von »Frau Merian und die Wunder der Welt« habe ich sehr genossen und begeistert alle Details aufgesogen, auch wenn der Leseflow durch die vielen akribisch beschriebenen Raupen und Schmetterlinge sowie das Handwerk des Präparierens manchmal etwas in die Länge gezogen wurde und sich manch einer davon bestimmt gelangweilt fühlt.

Fazit

Ein toll recherchierter Roman über die imponierende Forscherin und Malerin Maria Sibylla Merian, der in Kombination mit fiktiven Unterfütterungen zu bezaubern weiß. Mit »Frau Merian und die Wunder der Welt« ist Ruth Kornberger ein beachtliches Debüt gelungen, dass zum Wegträumen und Seele baumeln lassen einlädt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.06.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Trees Bd.2
Ellis, Warren

Trees Bd.2


sehr gut

Meine Meinung

In der Fortsetzung des vielversprechenden Science-Fiction-Werkes »Trees« geht es um eine ganz besondere außerirdische Invasion, die sich durch dystopische Züge und Spannung auszeichnet. Warren Ellis greift in »Trees: Zwei Wälder« jedoch nicht alle Handlungsstränge des ersten Bandes »Trees: Ein Feind« auf, sondern spinnt die Geschichte erstmal auf zwei Ebenen weiter.

Wissenschaftlerin Joanne (›Joe‹) Creasy findet sich als einzige Überlebende einer Expedition, nach ihrer Genesung, in einer bedrohlichen Lebenswelt wieder und wird auf die Orkney Inseln entsandt, um einen Fund zu begutachten, der als Vorbote für weitere Katastrophen in Frage kommt. Die Schrecken der Vergangenheit begleiten sie dabei in ihren Alpträumen und tragen zu einer bedrückenden Stimmung bei, die die Bedrohung durch die Baumschiffe subtil mitklingen lässt und Gänsehaut beschert.

Während sich Jo Creasy mit den seltsamen Inselbewohnern auseinandersetzten muss und ihrer Forschung nachgeht, treibt Vince, der aufstrebende Politiker und designierter Bürgermeister von New York sein undurchsichtiges Spiel und den Kampf gegen die drohenden Gefahren voran. Außerdem bekommt man einen kleinen Einblick auf seinen Hintergrund und einiges an Action geboten.

»In Trees 2: Zwei Wälder« wird die Story zwar nur langsam vorangetrieben und an manchen Stellen hätte man sich mehr Input gewünscht, aber man kann jetzt schon erahnen, dass in der Serie noch Großes auf einen wartet. Ich hoffe sehr, dass das schlummernde Potenzial in der nächsten Ausgabe mit »Trees 3: Drei Schicksale« erwacht.

Fazit

In dieser Fortsetzung werden zwar nicht alle offenen Handlungsstränge weitergeführt, Warren Ellis und Jason Howard gelingt es aber dennoch mit spannenden Entwicklungen, die vom Leben und der Politik um die unheimlichen Baumriesen erzählen, aufzuwarten.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.06.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Isola
Fletcher, Brenden

Isola


sehr gut

Meine Meinung

Die mysteriöse Fantasygeschichte über Captain Rooke und ihre Königin Olwyn geht in »Isola Band 2« ebenso märchenhaft wie exotisch weiter und bezaubert mit magischen Bildern, die sich in cineastischer Manier aneinanderfügen und einen immer tiefer in die Geschichte mitnehmen.

Der Fokus liegt auch in diesem zweiten Band ganz klar auf der Beziehung zwischen Captain Rooke und ihrer Königin Olwyn, die durch einen Fluch in einen Tiger mit schimmernden blauen Streifen verwandelt wurde. Auf dem Weg nach Isola durchstreifen sie die fantasievolle und ausgefallene Welt, zu der es bisher keine erläuternde Worte gab, sondern die nur durch die großartigen Zeichnungen ihre Wirkung entfalten.

Spannung kommt auf, als das eingespielte Team durch einen mysteriösen Ort reist, an dem alle Kinder verschwunden sind, die Bewohner einen speziellen Glauben haben und sie schließlich auch noch auf eine durchtriebene Hexe stoßen, die ausgestoßen von der Gemeinschaft, in einem einsamen Häuschen haust. Da Rooke schwer verletzt ist, sind sie auf die Hilfe der Unbekannten angewiesen und diese versucht sogleich einen Keil zwischen Soldatin und Tigerin zu treiben, der ihr zum Vorteil gereicht.

Das Kreativteam Brenden Fletscher und Karl Kerschl haben mich auch in diesem zweiten Band mit einer gelungenen Mischung aus märchenhafter Fantasy und beeindruckenden Bildern verzaubert und die außergewöhnliche Kolorierung durch MSassyK hat meine Augen leuchten lassen. Die starke Beziehung der Hauptprotagonisten hat die Geschichte polarisiert und für emotionale Tiefe gesorgt, allerdings hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle doch Informationen zum Weltenbau und Gesellschaft gewünscht.

Als Extra gibt es noch diverse Covergestaltungen und ein paar Comic-Seiten, die Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Comic-Serie liefern und aufzeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen Autor, Zeichner und Koloristin funktioniert.

Fazit

Eine faszinierend wie auch mystische Reihenfortsetzung des Fantasy-Märchens »Isola«, die mit magischen Bildern hypnotisiert. Die Panels kommen mit wenig Text aus, was einige Fragen bezüglich des Settings aufwirft.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.06.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Mythen der Antike: Die Odyssee (Graphic Novel)
Ferry, Luc;Bruneau, Clotilde

Mythen der Antike: Die Odyssee (Graphic Novel)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die zehnte Ausgabe aus der Reihe »Mythen der Antike« widmet sich mit »Die Odyssee« der legendären Heimreise des cleveren Königs Odysseus. Luc Ferry und Clotile Bruenau haben den sagenumwobenen Stoff dieser philosophischen Geschichte in ein fesselndes Comicformat in 4 Kapitel gegossen, die von Giovanni Lorusso (Kapitel 1) und Guiseppe Baiguera (Kapitel 2 bis 4) illustriert wurden.

Die abenteuerliche Irrfahrt des Odysseus nach dem zehnjährigen Krieg in Troja liest sich wie ein Actionstreifen und doch verstecken sich hinter den zahlreichen Herausforderungen, die sich Odysseus auf seiner Heimreise nach Ithaka in den Weg stellen, philosophische Aspekte, welche detailiert im Zusatzmaterial von Luc Ferry aufgedröselt werden. Die grundlegende Frage ist, wie nach einer so langen barbarischen Kriegszeit die Rückkehr in ein lebenswertes Dasein möglich ist.

Zusammen mit seiner Mannschaft muss sich Odysseus nicht nur den eigenen Dämonen stellen, sondern sich auch gegen Riesen, Seeungeheuer, die zauberhafte Hexe Circe und einiges mehr beweisen. Sein Weg führt ihn sogar in die Unterwelt und dennoch stellt sich ihm die größte Hürde zu Hause in seinem eigenen Palast, als er sich Heim und Frau gegen eine wilde Meute Freier versichern muss.

»Die Odyssee« vereint mehrere Abenteuer in sich, die in einem großen Ganzen gesehen ein rundes Bild abgeben, zudem unterhält die temporeiche Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite. Die Illustratoren dieser Ausgabe haben ihr Können bereits in vorherigen Bänden unter Beweis gestellt, so wurde »Perseus und Medusa« von Giovanni Lorusso und »Antigone« von Guiseppe Baiguera gezeichnet.

Diese umfangreiche Ausgabe wurde von den Illustratoren Lorusso und Baiguera in lebendige Panels gefüllt, denen man auch als Comiceinsteiger folgen kann. Außerdem bin ich wieder sehr begeistert von dem detailverliebten, anschaulichen Zeichnungen und den dynamischen Farben. Ein Comicgenuss und mein bisheriges Highlight aus der Comic-Reihe über die griechische Mythologie.

Fazit

Die philosophische Geschichte der Odyssee des Odysseus ist der absolute WAHNSINN im Comicformat. Mein absoluter Liebling aus dieser Reihe!

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 12.06.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Mikroorgasmen überall
Eulberg, Dominik

Mikroorgasmen überall


sehr gut

Meine Meinung

Auf den ersten Blick wirkt das Buch wie ein Werk aus dem Naturkundemuseum, da das Cover einen typischen Schaubildcharakter verströmt, doch der Techno-DJ, Biologe und Naturliebhaber Dominik Eulberg entführt in seinem Sachbuch-Debüt »Mikroorgasmen überall« auf anschauliche Art und Weise in die heimische Flora und Fauna, als würde man ihm bei einem gemütlichen Spaziergang begleiten und seinem Wissensschatz lauschen.

Fein gezeichnete und detaillierte Illustrationen der Cramers Gallery Of Nature leiten die einzelnen Kapitel ein. Die fantasievollen Titel reichen von ›Käfer mit Superkräften‹ über ›Die drei Millionen Musketier‹ bis hin zu ›Hör mal, wer da hämmert‹. Dominik Eulberg erläutert nicht nur die Besonderheiten einzelner Tierchen und Pflanzen und deren Lebensraum, sondern bildet gleich die Zusammenhänge heraus und macht damit deutlich, dass im Grunde genommen alles mit allem verbunden ist. Damit ist die wichtige Botschaft seines Buchs auch klar: Wir sollten auch die kleinsten Insekten und Käfer für ihre Wichtigkeit im Kreislauf der Umwelt respektieren und schützen.

Die Kapitel lassen sich auch durcheinander lesen, denn alles Wissenswerte wurde in einen in sich abgeschlossenen Rahmen gegossen. Somit eignet sich »Mikroorgasmen überall« auch einwandfrei als Nachschlageweg und Begleiter auf Wanderungen und Spaziergängen. Ich hatte viel Freude an Dominik Eulbergs unterhaltsamen Ausführungen zu Biber, Specht, Fledermaus und Co. und war überrascht wie viel Informationen auf wenig Seiten Platz finden. Manchmal fühlte ich mich sogar etwas erschlagen von der ganzen Fülle.

Die wunderschönen Illustrationen zu jedem Kapitelbeginn bilden leider immer nur einen Teil des Erwähnten ab, so hätte ich mir oftmals noch ergänzende Illustrationen in den Textteilen gewünscht, die das Erzählte visuell noch mehr unterstützt hätte. Natürlich wird damit auch Neugier geweckt, die zum selbst Entdecken und Nachforschen in der freien Natur einlädt.

Wenn man gerne wissen möchte, dass Libellen die Welt in Hypermulticolor sehen, welcher Vogel nonstop von Alaska nach Neuseeland fliegen kann, woher der Ausspruch ›Das ist ja wohl ein dicker Hund!‹ kommt und warum Musik ein hervorragendes Antidepressivum ist – sollte man unbedingt zu diesem fabelhaften Buch greifen!

Fazit

Nach diesem Buch wird man bei einem Spaziergang Umwelt, Blumen und Getier mit ganz anderen Augen wahrnehmen. Unterhaltsam erklärt Dominik Eulberg wie alles miteinander verbunden ist und zusammenhängt und welche kleine und große Wunder die Natur hervorbringt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.06.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Something is killing the Children. Band 2
Tynion, James

Something is killing the Children. Band 2


ausgezeichnet

Meine Meinung

Nachdem Erica Slaughter im ersten Teil von »Something ist killing the Children« dem Kindermordenden Monster der Kleinstadt Archer’s Peak den Garaus bereitete und die Überreste zur Identifizierung freigegeben wurde, könnte eigentlich wieder Ruhe einkehren – doch das Monster war ein Muttertier und so hat Erica alle Hände voll zu tun, um Schlimmeres zu Verhindern, denn die Monsterkinder gieren nach frischer Nahrung.

Während die örtliche Polizei versucht, die erschreckenden Ereignisse aufzuarbeiten, zieht Ericas Versagen die Aufmerksamkeit des mysteriösen Geheimbundes des Slaughter-Clans auf sich, welcher sich gezwungen sieht (mal wieder) jemanden zum Aufräumen hinterherzuschicken. Bei dieser Gelegenheit erfährt man mehr über Ericas Vergangenheit, doch Informationen und Hintergründe zum Geheimbund selbst bleiben weiterhin im Dunkeln. Nur eines scheint klar, wenn nicht schnell jemand den Monsterkindern beikommt, die nur von Erica, James und dem überlebenden Mädchen Bian gesehen werden können, dann wird die Kleinstadt erneut von schrecklichen Bluttaten heimgesucht.

Die Geschichte von James Tynion IV liefert Spannung, Horror und geheimnisvolle Mysterien, was im Zusammenspiel wunderbar funktioniert und einen Unterhaltungsfaktor aufruft, der mich förmlich an den Seiten kleben ließ. Gerade in Bezug auf den Geheimbund hätte ich mir etwas mehr Input gewünscht, aber auf der anderen Seite bin ich einfach begeistert von der einnehmenden Serienheldin Erica, die sich ganz ihrem Ziel – Menschen in (Monster)Not zu helfen – verschrieben hat und dabei ihre eigenen Prinzipien verfolgt. So ist sie, im Gegensatz zum Geheimorden, nicht bereit Kollateralschäden und unschuldige Opfer in Kauf zu nehmen.

Atmosphärische Horrorstimmung kommt mit den klaren Illustrationen von Werther Dell’edera auf, die die düstere und brutale Essenz der Story brillant transportieren. Mit den weit aufgerissenen Augen von Erica hält zudem eine tiefe Emotionalität in die Geschichte, die im Kontrast zu der ganzen Brutalität steht und mich unheimlich fesselte. Für Monster-Horror-Fans eine absolute Leseempfehlung!

Fazit

Kindermordende Monster treiben immer noch ihr Unwesen und die knallharte Erica Slaughter bekommt etwas mehr Schärfe und Tiefgang in dieser Serienfortsetzung. Kann es kaum erwarten, mehr davon zu bekommen.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 10.06.2021