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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
Über mich: 
Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2021
Geisterwand
Moss, Sarah

Geisterwand


ausgezeichnet

Beschreibung

Eine dreiköpfige Familie lebt für einen Sommer mit einigen Studenten und einem Professor in einem archäologischen Camp in Northumberland, um das Leben der Eisenzeit zu erforschen. Das naturverbundene Leben, nahe dem Moor, mit all seiner faszinierenden und mystischen Kraft einer längst vergangenen Zeit, eröffnet den Raum nicht nur für das Jagen und Sammeln von Nahrung, sondern bereitet auch den Boden für archaische und rohe Rituale…

Meine Meinung

Sarah Moss vermischt in ihrem atmosphärischen Roman »Geisterwand« die Anziehungskraft der Vergangenheit mit den realen und greifbaren Ängsten einer siebzehnjährigen jungen Frau in der Gegenwart.

Silvie ist siebzehn Jahre alt und verbringt den Sommer mit ihrer Mutter und ihrem dominanten Vater, der seinen ganzen Jahresurlaub für sein archäologisches Hobby genommen hat, in einem Camp in den Wäldern Nordenglands, nahe der Grenze zu Schottland. Das Projekt zur Erforschung der Lebensweise in der Eisenzeit wird von einem Professor geleitet und von einigen seiner Studenten begleitet, doch schnell wird klar, dass eigentlich Silvies Vater mit seiner ganzen Inbrunst bezüglich der britannischen Vorfahren die eigentliche Führung übernommen hat. Mit pedantischer Genauigkeit achtet ihr Vater auf das getreue Nachahmen der damaligen Zeit, von der Kleidung, der Schlafstätte bis hin zur Nahrungszubereitung, um so den Vorfahren so nahe wie möglich zu kommen.

In der Sommerhitze, die Haut gereizt von den kratzenden Tuniken aus grobem Stoff und belastet durch die kräftezehrende Suche nach Nahrung schmelzen die Masken des gesellschaftlichen Miteinanders der Gegenwart und geben den Blick auf die rohe Seite der Menschlichkeit frei. Doch Silvie versucht dennoch die Zeichen der Gewaltausübung ihres Vaters vor den anderen zu verbergen.

Die feinfühligen Worte von Sarah Moss lassen die bangen Gefühle und panische Angst, die Silvie gegenüber ihrem beherrschenden Vater empfindet, zunächst unterschwellig anklingen, was sich jedoch schon bald zu einer greifbaren Furcht steigert und sich stetig verdichtet, bis man den unangenehmen Kloß einer bösen Vorahnung nicht mehr verleugnen kann.

Eine Beklemmung, der man sich nicht entziehen kann, dringt zwischen den Zeilen zu einem durch und wird durch die alten Rituale und Gebräuche, derer die Männer nachspüren noch verstärkt. Nachdem die Urinstinkte und Triebe nicht mehr durch Jagen zu befriedigen sind, üben die gewaltigen Mächte von Geisterwand und Opfergaben ihre Anziehungskraft aus.

Silvie ist fasziniert von der Studentin Molly, die im Gegensatz zu ihr ein ungebrochenes Selbstbewusstsein ausstrahlt und ohne Angst mit ihren männlichen Studenten umgeht, sogar nackt baden geht. Molly bleibt es nicht verborgen, dass mit Silvie etwas nicht stimmt, und versucht unter die harte Schutzschale der Verdrängung zu knacken.

Fazit

Sarah Moss nutzt in »Geisterwand« die gespenstische Kraft der urzeitlichen Riten aus, um gegenwärtigen Missbrauch und Unterdrückung mit einer Gänsehaut-Geschichte zu verdeutlichen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 27.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Enola Holmes (Comic). Band 1
Blasco, Serena

Enola Holmes (Comic). Band 1


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die erfolgreiche Jugend-Krimi-Reihe um Sherlock Holmes jüngere Schwester »Enola Holmes« von Nancy Springer ist spätestens seit der Netflix-Adaption mit Millie Bobby Brown (bekannt aus der Mystery Serie ›Stranger Things‹) in aller Munde.

Von Serena Blasco gibt es eine wunderschöne Comicadaption, die nun in der deutschen Übersetzung von toonfish (dem Kinder-Comic Imprint des Splitter Verlags) herausgebracht wird. Das erste Abenteuer der cleveren Holmes-Schwester, »Der Fall des verschwundenen Lords«, habe ich mir angesehen und bin unheimlich begeistert von der wundervollen Umsetzung des Jugendromans und den zauberhaft aquarellierten Illustrationen, die ganz ohne harte Linien auskommen.

Die Geschichte beginnt sofort mit einer spannenden Note, denn Enolas Mutter verschwindet spurlos und das gerade am vierzehnten Geburtstag ihrer Tochter. Das Mädchen macht sich zunächst selbst auf die Suche, doch als sie nicht weiterkommt, beschließt sie ihre berühmten Brüder, Mycroft und Sherlock Holmes zu benachrichtigen.

Kunstvoll setzt Serena Blasco die Charaktere in Szene und betont ihre hervorstechenden Eigenschaften, ohne dass es zu aufdringlich wirkt. Enolas Erziehung lässt in den Augen ihrer Brüder sehr zu wünschen übrig, denn ihre Mutter hat es versäumt sie zu einer Lady zu erziehen und so stiefelt Enola mit unsittlicher Kleidung für eine junge Dame ihres Alters durch die Gegend und genießt ihre Freiheit ohne enges Korsett. Erst als sie davon Wind bekommt, dass Mycroft sie in ein Internat stecken will, erkennt sie die Vorteiler dieser Kleidung für sich und flieht nach London um die Suche nach ihrer Mutter selbst in die Hand zu nehmen.

Kriminalistische Spannung und Coming-of-Age werden hier mit den antiquierten Sitten des 19. Jahrhundert gemixt, sodass am Ende ein erfrischendes Abenteuer für junge und jung gebliebene Leser*innen herauskommt.

Die Themen Emanzipation und Stärkung des Selbstbewusstseins werden gelungen vermittelt, indem die Hauptprotagonistin durch ihre Kombinationsgabe und Entwicklung ihren Weg selbst findet. Natürlich eignet sich diese herrliche Comic-Adaption durch die leicht verständliche Panelführung auch für Comiceinsteiger.

Fazit

Die pfiffige Comicadaption von »Enola Holmes« durch Serena Blasco wird durch die ansprechenden und detaillierten Bilder zu einem Hit für junge und jung gebliebene Krimi-Fans.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Dein Herz ist mein Meer
Peppernell, Courtney

Dein Herz ist mein Meer


sehr gut

Meine Meinung

Gedichte waren bisher noch nicht in mein Blickfeld geraten, einmal abgesehen von ein paar Klassikern, die wir in der Schule auswendig lernen mussten und danach auch wieder vergessen wurden. Im Wunderraum Verlag ist kürzlich die Gedichtsammlung »Dein Herz ist mein Meer« der australischen Schriftstellerin Courtney Peppernell erschienen, dessen Klappentext-Versprechungen mich sofort gefangen nahmen.

Peppernell behandelt in ihren Versen verschiedene Themen, die lose zusammenhängen, zum besseren Wiederfinden beim Nachschlagen jedoch in Gedanken-Kategorien wie Liebe, Träume, Liebeskummer, Traurigkeit, Mut und Hoffnung geordnet sind. Die Texte umfassen manchmal nur wenige Zeilen, manchmal sind es auch größere Absätze und die Autorin bedient sich bei ihren wunderschönen Zeilen unterschiedlichen Versformen, sodass ganz unterschiedliche Rhythmen und Stile aufeinanderfolgen.

Durch die Behandlung unterschiedlicher Themen wird sicherlich jeder in dieser wundervoll poetischen Gedichtsammlung fündig, egal ob man gerade etwas sucht um Trauer und Einsamkeit zu bewältigen oder man auf den süßen Wolken der Verliebtheit schwebt. Courtney Peppernells Texte sind wunderschön und lassen sich zu jeder Gelegenheit genießen, ob als Bettlektüre vor dem Einschlafen, an einem sonnigen Tag am Strand oder in einer Kaffeepause.

Nicht alle Gedichte haben in gleicher Form mein Herz getroffen, aber im Ganzen gesehen war »Dein Herz ist mein Meer« ein toller Einstieg in die vielfältige Welt der Gedichte, und ein toller Band für jede Lebenslage.

Fazit

Courtney Peppernells zauberhafte Gedichte verleiten zum Träumen, Verlieben und geben Halt im Kummer.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Dunkelheit im Spiegelland / Die Dunklen Chroniken Bd.3
Henry, Christina

Dunkelheit im Spiegelland / Die Dunklen Chroniken Bd.3


sehr gut

Meine Meinung

Nach »Finsternis im Wunderland« und »Die Schwarze Königin« sind »Die Chroniken von Alice« eigentlich abgeschlossen, doch Christina Henry erfreut ihre Leser*innen in der Anthologie »Dunkelheit im Spiegelland« mit vier zusätzlichen Kurzgeschichten bzw. Novellen aus ihrer düsteren und brutalen Adaption des Klassikers von Lewis Carroll.

In der ersten Geschichte mit dem Titel ›Ein bezauberndes Wesen‹ erleben wir zusammen mit Alice neugieriger Schwester Elizabeth Violet Hargreaves ein mitreißendes Abenteuer, als sie an einem Festtag auf dem großen Platz der neuen Stadt einen mysteriösen Vogelmann entdeckt, ihrer Familie, in der Hoffnung einen Blick auf dessen Gesicht erhaschen zu können, entwischt und der eigenartigen Gestalt schließlich in ein Labyrinth folgt.

Die Geschichte ist geprägt von einer ruhigen Erzählweise, die für unterschwellige Gänsehaut sorgt und mit Themen wie Missbrauch, sexuelle Belästigung, Verirrungen und der bösen Seite der Menschen spielt und das in ein düsteres Fantasy-Märchen gegossen hat mir gut gefallen. Elizabeth Violet Hargraeves ist dabei ein ganz schön mutiges Mädchen, die mindestens genauso neugierig ist, wie ihre Schwester Alice.

Fabelhaft ist auch, wie Henry aufzeigt, dass Familien miteinander reden sollten – vor allen Dingen Eltern mit ihren Kindern und sie auch an schwierige Themen heranführen müssen. Denn an dieser Geschichte sieht man beispielhaft wohin Verheimlichung und Verschwiegenheit führen können. Elizabeth weiß nichts von ihrer Schwester Alice und fühlt sich, als sie von Dritten davon erfährt, dementsprechend schlecht. Da ist Tür und Tor geöffnet für finstere Einflüsterungen aus dem Off.

Die zweite Geschichte mit dem Titel ›Mädchen in Bernstein‹ handelt von der Stärke Alice, die auf sich selbst aufpassen kann, dabei aber gar nicht imme wirklich so mutig ist, wie sie es sich vielleicht wünscht. Dennoch hat sie genug Selbstbewusstsein, um darauf zu vertrauen, dass sie sich selbst retten kann. Eine magische Erzählung, die ein weiteres Puzzlesteinchen zu ihrem Charakter liefert.

›Als ich zum ersten Mal in die Stadt kam‹ ist die dritte Geschichte, die sich mit Hatcher und seiner Vergangenheit befasst. Diese famose Erzählung ist mein absoluter Liebling der Anthologie, denn ich fand es unheimlich spannend zu erfahren wie aus dem kämpferischen Jungen Nicholas der blutige Axtmörder Hatcher wurde. Besonders gut gelungen ist das bildliche Setting, durch das man sich fühlt, als wäre man hautnah dabei.

Zum Abschluss gibt die vierte Geschichte, ›Der Gnadenthron‹, einen Ausblick auf die Zukunft von Alice und Hatcher. Es gibt noch einmal ganz viel Magie, Stärke und Mut und die Botschaft, dass die Andersartigkeit von Menschen (hier: Magier und Zauberer) nicht per se etwas Sündhaftes und Schlimmes sind, das es auszurotten gilt.

Henrys märchenhafte Kurzgeschichten mit subtilem Horror leben von einem ruhigen Handlungsablauf und vermitteln bedeutsame Themen. Für den vollen Genuss sollte man jedoch die vorherigen Alice-Bände auf jeden Fall gelesen haben.

Fazit

Christina Henry entführt mit ihren vier Erzählungen noch einmal in ihr fantasievolles und unheimliches Wunderland. Ein absolutes Must-Read für Fans der Chroniken von Alice!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Die 5 Reiche. Band 3
Lewelyn

Die 5 Reiche. Band 3


ausgezeichnet

Meine Meinung

Lewelyns epische Comic-Serie »Die 5 Reiche« entfaltet im dritten Band »Die Liebe eines Trottels« ihr Potential und zieht die Leser*innen immer tiefer in ein spannendes Fantasyabenteuer, dessen Ränkespiele sich sichtlich zuspitzen.

Dank einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse aus »Mit all meiner Kraft« und »Einer, der lebt« zu Beginn dieses Albums ist man gleich wieder in der Story und kann sich von den Bildern des Zeichner Jérôme Lereculey fesseln lassen.

Die neuesten Entwicklungen werden wieder in Sprüngen zwischen den unterschiedlichen Settings am Hofe abgebildet und so langsam macht es sich bemerkbar, wie die einzelnen Szenen sich annähern. Während der Thron von Angleon, nachdem sich die Brüder Hirus und Moron in einem Kampf gegenseitig umgebracht haben, in kürzester Zeit schon wieder neu besetzt werden muss, raufen sich die Löwen zusammen, um die Gunst der Stunde zu nutzen und ihren Anspruch durch einen Putsch geltend zu machen.

Mederon, der jüngste Bruder von Hirus und Moron, ist jedoch nicht zu unterschätzen und weiß mit Sameus, der rechten Hand des Throns, umzugehen und die richtigen Leute um sich zu scharen, um für sich die das beste Blatt im Spiel um Macht und Thron zu sichern. Doch wer hier tatsächlich die Strippen zieht, bleibt den Leser*innen nicht lange vorenthalten. In diesem Chaos schmieden die Abgesandten der anderen Reiche einen Plan, um ihrem goldenen Käfig endlich entfliehen zu können.

Außerdem wird von unterschiedlichen Parteien nach Prinzessin Astrelia, der Tochter des ehemaligen Königs Cyrus, gesucht und das Geheimnis von This Delliana, eines jungen Kadetten der königlichen Armee, gelüftet.

Die komplexe Handlung, das straffe Tempo und die grandiosen Zeichnungen, die gerade auch mit dem beeindruckenden Kampf zwischen der königlichen Armee und den putschenden Löwen zu begeistern wissen, haben mich auf ganzer Linie beeindruckt. Die Spannung bleibt auch am Ende noch erhalten, sodass ich es wirklich kaum erwarten kann, den nächsten Band in die Finger zu bekommen!

Fazit

Die epische Tier-Fantasy wird immer spannender und die Verstrickungen am Hofe ziehen einen vollkommen in ihren Bann.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Aristophania. Band 3
Dorison, Xavier;Parnotte, Joël

Aristophania. Band 3


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die magische Geschichte von »Aristophania« geht mit der Ausgabe »Die Morgenrot-Quelle« bereits in die dritte und damit auch schon vorletzte Runde. Xavier Dorison legt in diesem Band ein schnelleres Tempo in den Handlungsverlauf und steigert mit noch mehr Action die Spannung.

Die Kinder Basile, Victor und Calixte beschreiten in diesem Band nun getrennte Wege. Während Calixte dem Azur folgt und an einem unbekannten Ort strandet, ist Victor in einer mysteriösen Fabrik, auch der ›Rote Berg‹ genannt, gelandet und wird von Aristophania schnell ausfindig gemacht. Der mürrische Basile glaubt als einziger der drei nicht so Recht an das Vorhaben der alten Lady und versucht einen eigenen Weg zu finden, um seiner Familie zu helfen.

Durch die Trennung der Geschwister ergibt sich ein abwechslungsreicher Plot mit wechselndem Setting und außerdem trägt dieser Kniff zur Entwicklung der Charaktere bei. Besonders bei dem zurückhaltenden, abwägenden und überlegten Victor zeichnet sich der größte Fortschritt ab, denn er schafft es über den Schatten seiner Selbstzweifel zu springen und so nun auch seine Arzurbegabung zu entdecken. Zwischen Cayenne, dem Diener der Gräfin Aristophania, und Victor entwickelt sich während des Abenteuers eine charmant-bissige Dynamik, was ich sehr genossen habe.

Zu Aristophania selbst werden zwar auch ein paar weitere Hintergründe und Mysterien gelüftet, aber im Großen und Ganzen bleibt ihre geheimnisvolle Aura erhalten. So kann man vielleicht auch Basile und seine Beweggründe verstehen, die ihn dazu antreiben, sich Hals über Kopf in seiner Wut zu verrennen und dabei vielleicht auch dem Gegner in die Hände zu spielen.

Um Calixte ist es vergleichsweise ruhig geworden, auch wenn sie für den Ausgang der Geschichte im abschließenden Band wohl noch eine größere Rolle einnehmen wird, da sie dem Azur folgen und die Morgenrot-Quelle aufspüren kann. Das dramatische Ende dieses Bandes lässt auf jeden Fall noch alle Möglichkeiten offen, was auf ein packendes Showdown-Finale hindeutet – ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf!

Joël Parnotte hat mich mit seinen fantastischen Zeichnungen mal wieder aus den Socken gehauen, von der beeindruckenden Abbildung der Emotionen bis hin zu detaillierten Hintergründen und stimmigen Farben, passt hier einfach alles. Die Magie der Geschichte harmoniert mit den großzügigen Schraffuren und erzeugt das passende Feeling des 19. Jahrhunderts.

Dem Comic ist Zusatzmaterial beigefügt, dass anhand Screenboards einer Szene, hinter die Kulissen der Comicentstehung blicken lässt.

Fazit

Das fantastische Märchen um Aristophania und die Morgenrot-Quelle nimmt ordentlich Fahrt auf und überzeugt mit einem Löffel voll Action!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Abenteuer Welterbe - Entdecke besondere Orte in Deutschland
Albrecht, Anna Elisabeth;Rebscher, Susanne

Abenteuer Welterbe - Entdecke besondere Orte in Deutschland


ausgezeichnet

Meine Meinung

Das Kindersachbuch »Abenteuer Welterbe – Entdecke besondere Orte in Deutschland« kommt in einer wunderschönen illustrierten Ausgabe im einladenden Großformat daher und macht auch mich als erwachsene Leserin direkt neugierig darauf, die 46 UNESCO-Welterbestätte in Deutschland näher kennenzulernen.

Wenn ich an Weltkulturerbe denke, dann kommen mir zumeist weit entfernte Orte wie die Pyramiden in Ägypten, die Ruinenstadt Machu Picchu in Peru oder die Chinesische Mauer in den Sinn. Doch warum so weit schweifen, wenn das Gute so nahe liegt? Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie wo Fernreisen nicht so einfach durchzuführen sind und Urlaub innerhalb Deutschlands in den Fokus rückt, lohnt sich das Buch doppelt, da man so auf tolle Ziele mit geschichtlichem Hintergrund aufmerksam wird.

Nach einem Vorwort der Autorinnen Anna Elisabeth Albrecht und Susanne Rebscher und einem Grußwort der UNESCO-Kommission beginnt die spannende Reise quer durch Deutschland. Vom Norden bis in den Süden werden die Welterbestätte mit interessanten und leicht verständlich aufbereiteten Informationen vorgestellt. Die detailverliebten Illustrationen von Anne Ibelings veranschaulichen die Texte und machen dieses Buch zu einem Schmuckstück, das auch einfach zum Durchblättern und Betrachten einlädt.

Beeindruckende Städte und deren Wahrzeichen wie z. B. Köln mit dem Dom, Trier und die Porta Nigra oder auch Bamberg, das Wattenmeer, die Zeche Zollverein, ausladende Gärten, der römischen Limes und die Burgenvielfalt entlang des Rheines sind nur ein paar Beispiele der abwechslungsreichen Entdeckungen, die das »Abenteuer Welterbe« für kleine und große Leser*innen bereithält.

Die gelungenen Porträts der Welterbestätten sind durchbrochen mit spannenden Interviews, die eine angenehme Frische in das Buch bringen, so erfährt man z. B. etwas über die große Aufgabe der Instandhaltung des Kölner Doms oder auch etwas über das Leben in einer Welterbestätte.

Fazit

Wie lebendig Geschichte sein kann, wird in »Abenteuer Welterbe« deutlich, denn hier werden die schützenswerten Denkmäler Deutschlands mit wundervollen Illustrationen untermalt vorgestellt. Ein spannendes und informatives Leseerlebnis für Groß und Klein.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 10.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung

Der historische Roman »Stay away from Gretchen« von Susanne Abel trägt den Untertitel ›Eine unmögliche Liebe‹, ist eine Liebesgeschichte und zugleich ein berührender Roman über eine vom Zweiten Weltkrieg geprägte Familie, deren Vergangenheit auch noch durch transgenerationale Weitergabe von Traumata in der nächsten Generation nachhallt.

Zu dieser nächsten Generation zählt der eitle Workaholic, Erfolgsjournalist und Nachrichtenmoderator Tom Monderath, der sich nach seiner Arbeit im Ausland einen Namen in der deutschen Medienlandschaft gemacht hat und nun in der Midlifecrisis steckt. In sein Leben passt keine Familie und so ist er zunächst ganz schön genervt als ihm seine Mutter Greta mit ihrer Vergesslichkeit Sorgen macht, doch dies ändert sich mit Voranschreiten des Handlungsverlaufes zusehends.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, zum einen in der Gegenwart des Jahres 2015, Greta ist vierundachtzig Jahre alt und durch ihre Demenz sieht sie sich immer wieder mit Erinnerungen an ihre von der Flucht und der Nachkriegszeit geprägten Vergangenheit konfrontiert, welche durch die Flüchtlingskrise der Gegenwart getriggert wird.

Auf der zweiten Zeitebene wird von Gretas Kindheit in Ostpreußen, ihrem nationalsozialistischen Vater, der Mutter mit ihrer Arbeit in der Munitionsfabrik, ihrem sozialdemokratischen Großvater und ihrer liebevollen aus Heidelberg stammenden Stiefgroßmutter sowie ihrer älteren Schwester erzählt. Je weiter der Roman voranschreitet, desto tiefer dringt man in Gretas fesselnde Geschichte ein, die auch ihren Sohn Tom nicht mehr loslässt. Als Tom versucht etwas mehr über die Vergangenheit seiner Mutter herauszufinden, stößt er auf eine Fotografie von einem kleinen Mädchen mit dunkler Hautfarbe und kommt damit dem Kern ihrer tief verwurzelten Traurigkeit einen entscheidenden Schritt näher.

Susanne Abel lässt in ihren Roman eigene Erfahrungen als Angehörige einer an Demenz erkrankten Person einfließen, was ihrer fiktiven Geschichte zusätzliche Authentizität verleiht. Unheimlich spannend fand ich es, einmal von der Flucht einer deutschen Familie zu lesen, die 1945 vor den russischen Soldaten von Ostpreußen nach Heidelberg floh, auf diesem langen Weg schreckliches erlebte und deren Martyrium sich auch noch in der von den Amerikanern besetzten Stadt fortsetzte. Die spannende Dynamik des Romans schöpft zum einen aus der von Politik und Krieg zerrissenen Familie Gretas und ihrem unglücklichen Schicksal und zum anderen aus den Auswirkungen auf Toms Leben, denn er schrieb sich als Junge die Verantwortung dafür zu, dass es seiner Mutter psychisch so schlecht ging, was mehrfache Sanatorien-Aufenthalte nach sich gezogen hat.

Eine wichtige Rolle nimmt auch die schwierige Liebesgeschichte zwischen Greta und einem afroamerikanischen GI Robert Cooper ein. Die militärische Führung der US-Besatzungsmacht hat für ihre Soldaten ein Fraternisierungsverbot erlassen, in dem unmissverständlich zum Ausdruck gebracht wurde, dass sie keine Beziehung mit deutschen ›Frolleins‹ eingehen dürfen. Trotz dieses Verbotes und seiner problematischen Lage als dunkelhäutiger GI geht es Robert (›Bobby‹) in Deutschland besser als in der Heimat, in dem eine strenge Rassentrennung Gesetz ist, und er lässt sich von seiner unmöglichen Liebe zu Greta nicht abbringen.

Fazit

Ein komplexer Familienroman, geprägt von einer schmerzlichen Liebesgeschichte und dem Schicksal der ›Black Babies‹. »Stay away vom Gretchen« ist ein Roman, der mich tief bewegte und zu Tränen rührte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 06.05.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Die Erfindung der Sprache
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


sehr gut

Meine Meinung

Der neue Roman von Anja Baumheier, »Die Erfindung der Sprache«, ist meine erste Lektüre von der Schriftstellerin und Lehrerin, welche mich gleich durch die auffallende Sprache und die warmherzige Familienstory begeistern konnte.

Anja Baumheier schafft mit sprachlichen Hilfsmitteln, Wiederholungen, Listen und eine enorme Anhäufung beschreibender Adjektive die passende Umgebung für ihren besonderen Hauptprotagonisten Adam Riese. Adam beginnt nämlich erst recht spät mit dem Sprechen, ist zurückhaltend, lernt früh lesen und hat Schwierigkeiten bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Seine Familie kümmert sich liebevoll um ihn, so richtet ihm z. B. sein Vater Hubert einen Rückzugsort im Leuchtturm ein – dort kann sich Adam, wenn ihm alles zu viel wird, vor der Welt zurückziehen.

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen (Vergangenheit und Gegenwart) erzählt, sodass man zum einen von den Anfängen der Familie erfährt, wie Großvater Ubbo sich in die tschechische Großmutter Leska verliebte und sie nach Ostfriesland zogen, aber auch wie ihre einzige Tochter Oda zur Welt kam und später Hubert kennenlernte und mit ihm ihre eigene Familie gründete. Die Verschmelzung zwischen der ostfriesischen und der tschechischen Kultur ist eine charmante Zugabe, die vor allen Dingen in kulinarischer und sprachlicher Weise der Geschichte einen charmanten Akzent verleiht.

Ein Teil des Romans trägt sich in Adams Heimat, der fiktiven ostfriesischen Insel Platteoog zu, dort ist seine Familie zu Hause und der Zusammenhalt in der kleinen Gemeinschaft der Einwohner*innen kommt einem eigenen Mikrokosmos gleich, in dem Adam behütet heranwächst bis sein Vater nach seinem dreizehnten Geburtstag verschwindet und die Familienidylle zusammenbricht.

Im gegenwärtigen Handlungsstrang ist Adam erwachsen und lebt durch seine menschenscheue Eigenschaft ein zurückgezogenes Leben als Dozent für Sprachwissenschaften in Berlin bis er in dem titelgebenden Buch »Die Erfindung der Sprache« auf eine Spur seines Vaters stößt und sich auf einen abenteuerlichen Road-Trip begibt, der ihn quer durch Deutschland führt. Immer an Adams Seite die gelbe Leuchtreklametafel und sein reiselustiger Hartschalenkoffer, aber auch Zola, die Autorin des Buches im Buch, begleitet ihn ein Stück des Weges.

Mächtig beeindruckt hat mich die Entwicklung von Adam, der sich seiner Furcht stellt und sich langsam aus dem Klammergriff seiner Angststörung löst. Das alles bewirkt die aufregende Suche nach seinem Vater, bei der Adam schließlich auch zu sich selbst und einer bisher ungeahnten Stärke findet.

Mit »Die Erfindung der Sprache« ist Anja Baumheier ein Roman gelungen, der in erster Linie durch seinen Hauptprotagonisten lebt. Daher habe ich auch am liebsten die Kapitel aus der Gegenwart gelesen, die in meinen Augen aber durch die Rückblenden in die Vergangenheit wunderbar unterfüttert wurden. Der Road-Trip mit Adam verleiht der berührenden Familiengeschichte eine unterhaltsame Note mit spannenden Momenten. Die etwas grob gezeichnete Inselgemeinschaft, die wie ein Mix aus Schablonen-Protagonisten wirkte und Plotwendungen, die vielleicht nicht ganz so rund und logisch erscheinen fallen da nicht allzu sehr ins Gewicht.

Fazit

Berührender Familienroman und mitreißender Road-Trip in einem! Obendrauf gibt es noch einen ganz besonderen Protagonisten, der den Roman zu einer absoluten Herzgeschichte macht.


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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 05.05.2021

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2021
Cinema Purgatorio präsentiert: Modded
Gillen, Kieron

Cinema Purgatorio präsentiert: Modded


sehr gut

Meine Meinung

Der neueste Streich aus Alan Morres ›Cinema Purgatorio‹-Reihe ist »Modded« aus der Schreibfeder von Kieron Gillen. In dieser schrägen und schwarzhumorigen Story finden sich allerhand Anspielungen auf Games, die mir ohne die ausführliche Aufschlüsselung des Übersetzers Jens R. Nielsen niemals alle ins Auge gestochen wären.

Obwohl ich selbst nicht zu den Game-Kennern zähle (über die typischen Gameboy-Spiele und später Super Mario auf dem Nintendo 64 bin ich nicht wirklich hinausgekommen) fiel auch mir die Parallele zu Pokémon auf und Dank des bereits erwähnten Glossars kann man diesen Comic auch ohne großes Gamer-Wissen lesen und genießen.

»Modded« macht seinem Titel alle Ehren, denn die Geschichte spielt in einem ›Schnapp‘ sie dir alle‹-Land, in dem es darum geht so viele Dämonen wie möglich zu fangen, zu modifizieren und im Kampf gegen andere Dämonatrixen zu gewinnen (was auch besser wäre, denn es wird bis zum Tod eines Dämons gespielt).

Im Mittelpunkt der Handlung steht Fringe, deren Herz an ihrem einzigen Dämon Fluffbumble hängt, welcher ihr jedoch vom fiesen Dämonensammler Tommy Zero abgeluchst wird. Kurze Zeit später begegnet Fringe der Dämonatrix Bloody Susan, mit deren Hilfe sie hofft, Fluffbumle zurückgewinnen zu können.

Es entspinnt sich ein actionreicher und äußerst verrückter Handlungsbogen, gefüllt mit den detailverliebten Illustrationen von Ignacio Calero und Nahuel Lopez, die auch ohne Koloration zu begeistern wissen. Die Betrachtung der abgefahrenen Dämonen und ihren schrägen Modifikationen macht eine Menge Spaß, denn das Künstlerteam hat seiner Kreativität freien Lauf gelassen, was die Geschichte von Kieron Gillen ergänzt.

Für den düsteren Pokémon/Mad-Max-Mix in »Modded« sollte man nicht zu zart besaitet sein, denn es geht ordentlich zur Sache, die Sprache ist auch ganz schön derb und jugendfrei ist dieser Comic ganz sicher nicht! Wer aber auf schrägen und abgefahrenen Lesestoff steht und vielleicht noch eine Vorliebe für Spiele hat, ist hier an haargenau der richtigen Adresse.

Fazit

»Modded« ist ein kreativer und wahnsinniger Mix mit Bezügen zur Game- und Popkultur und punktet mit derbem Charme sowie jeder Menge schwarzem Humor.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 03.05.2021