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Benutzername: 
helena
Wohnort: 
Potsdam

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


sehr gut

Wichtiger und inspirierender Inhalt, aber recht trivial geschrieben

Die erfolgreiche Rechtsanwältin Solène gerät in eine große Krise, als einer ihrer Klienten nach einem Gerichtsurteil in den Tod springt. Arbeitsfähig ist sie nun nicht mehr, sie fühlt sich leer, ausgebrannt und depressiv. Irgendwann schlägt ihr Psychiater vor, dass sie sich ehrenamtlich betätigen soll, um sich wieder etwas nützlich zu fühlen und sich abzulenken, um wieder mehr heraus zu kommen. Nach einigem Zögern bietet sie daraufhin einmal wöchentlich in einem Frauenhaus an, für die Bewohnerinnen Briefe aufzusetzen. Dort wird sie mit Lebenswirklichkeiten konfrontiert, die sie sehr berühren: "Jede von ihnen kennt Gewalt und Gleichgültigkeit. Alle bewegen sich am Rande der Gesellschaft." Gleichzeitig gerät ihr eigenes Weltbild ins Wanken: "Gefangen in ihrem kleinen Leben und ihren Problemen, hat sie die Welt aus dem Blick verloren. Es gibt Menschen, die Hunger haben und nur zwei Euro, um ihn zu stillen."

In einem zweiten Handlungsstrang steht Blanche Peyron im Mittelpunkt. Eine Pfarrerstochter, die sich schon frühzeitig der gerade erst im Wachsen befindlichen Heilsarmee anschließt, um sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen und den Armen zu helfen, gemäß dem Motto: "Suppe. Seife. Seelenheil".
Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 1926 den „Palast der Frauen“ in Paris, in dem Solène ein Jahrhundert später tätig wird. Dieses Gemäuer ist wahrlich beeindruckend und bietet Platz für 400 Menschen (darunter 350 Einzimmerapartments)! Blanche setzt sich dabei gegen so viele Widerstände durch, das ist kaum vorstellbar und wahnsinnig beeindruckend!

Beide Handlungsstränge fand ich äußerst interessant. Bei Solène erhält man authentische Einblicke in die unterschiedlichen Schicksale der unverschuldet in Not geratenen Frauen. Geflüchtet vor Zwangssterilisation, Opfer von (männlicher) Gewalt und Vergewaltigung oder auch schon als Kind ohne Liebe aufgewachsen, sind, davon abgesehen, Frauen zudem am häufigsten von Armut betroffen. Die Beschreibungen berühren sehr, wecken Verständnis und Mitgefühl. Gleichzeitig erhält man einen kleinen Einblick in die Herausforderungen sozialer und ehrenamtlicher Arbeit.

Der Handlungsstrang um Blanche zeigt, wie schwierig es für Frauen in der Vergangenheit war, tätig zu sein, Berufe ausüben zu dürfen, sich frei zu entwickeln. Frauenunterwerfung und -unterdrückung war allgegenwärtig und Armut in einem sicherlich viel verheerenderem Ausmaß als heute verbreitet. Ihr großes Engagement beeindruckte mich enorm, inspirierte mich, machte Mut und imponierte mir so, dass sie mir ewig im Gedächtnis bleiben wird!

Sprachlich finde ich den Roman allerdings wirklich schwach, er erinnert mich sogar an Trivialliteratur. An vielen Stellen ist er auch wirklich oberflächlich und vereinfachend, so wird beispielsweise die ehrenamtliche Tätigkeit der Rechtsanwältin ziemlich romantisiert dargestellt, die tatsächlichen „Fallstricke“ sozialer Arbeit werden kaum beleuchtet und die Figuren wirken manchmal etwas schematisch.

Dieser leichte und oberflächliche Stil eignet sich letztlich natürlich für eine breite Leserschaft, auch für Leute, die ansonsten nicht so viel lesen, zudem der Roman recht kurz ist. Damit ist es wiederum auch positiv, da ihn viele lesen sollten, weil der Inhalt wahrlich interessant und vor allem wichtig ist. Er lenkt den Blick auf soziale Ungerechtigkeiten und prekäre Lagen, zeigt auf, wie man helfen kann und, dass Helfen ein sinnvolles Tun ist. Er inspiriert, gibt Mut und zeichnet beeindruckende Frauen(vor-)bilder.

Bewertung vom 21.02.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


ausgezeichnet

Bewegend und inspirierend

Dieser Roman hat mich sehr positiv überrascht. Aufgrund des Klappentexts dachte ich, es gehe um die Bewältigung eines Verlusts, aber das trifft - überraschender- und glücklicherweise - nur teilweise zu.

Mattias ist tot. Der Roman beginnt und endet mit einem Kapitel aus der Sicht von Amber, seiner Freundin. Dazwischen befinden sich weitere 8 Kapitel, die verschiedene Menschen in den Fokus nehmen, die auf irgendeine Art und Weise, direkt oder auch nur ganz indirekt mit Mattias zu tun hatten. Auf Ambers Kapitel folgt Quentin, der beste Freund von Mattias und wird abgelöst von Mattias` Großeltern. Hier begannen erste Irritationen meinerseits, da der Verlust von Mattias gar nicht im Mittelpunkt stand, sondern eher deren Beziehung und persönliche Entwicklung. Es langweilte mich fast ein wenig. Erst beim nochmaligen Lesen nach Beendigung des Romans begriff ich, was hier eigentlich (auch noch) gezeigt wurde. Der folgende Nathan, Alkoholiker, nahm mich hingegen fest gefangen. Allerdings verlor ich nun vollends die Orientierung, da überhaupt kein Bezug zu Mattias bestand. Dennoch vertraute ich irgendwie dem Autor, und ließ mich von ihm führen...:) Es folgte Issam, ein Online Freund von Mattias, Mattias Mutter sowie der blinde Lauf- Buddy von Quentin sowie abschließend Tirra, eine andere Mutter.

Den Roman konnte ich nicht beiseite legen, so spannend fand ich ihn und las daher fast alles in einem Rutsch. Die Sprache gefiel mir sehr gut, hier sitzt fast jeder Satz. Bei einigen Szenen/ Sätzen habe ich richtig gelacht, bei anderen wurde ich zu Tränen gerührt.
Der Roman ist in der gegenwärtigen Zeit angesiedelt und zeichnet so ein recht aktuelles Bild, mit dem man sich identifizieren kann: Themen wie Klimakrise, Computerspiele, Instagram, Afghanistaneinsatz, Laufen, Konzerte, Cafè- Eröffnung, Airbnb, Musik, Migration, Rassismus, Sprachkurse für Geflüchtete und Netflix spielen hier eine Rolle.

Die Figuren sind zumeist sehr interessant angelegt, auf eine Art alltäglich, auf andere Art gar nicht alltäglich. Sie gehören zu verschiedenen Generationen, Milieus und Kulturen. Jeder hat sein eigenes Bild von Mattias, welches (natürlich) nicht in Gänze mit den Bildern der anderen übereinstimmt.
Der Roman zeigt zwar individuelle Figuren, bleibt aber nicht bei dem Einzelnen stehen, sondern zeigt die Einflüsse und Verbindungen untereinander. So hat der Tod einer Person vielfältige Folgen und betrifft sowohl nahestehende als auch ganz unbekannte Personen.
Zudem positioniert sich der Roman, und das finde ich sehr erfrischend, zu humanistischen Werten, was aber nie moralisierend daher kommt. Er erzählt von verlässlicher und ehrlicher Freundschaft. Er ermutigt, freundlich und hilfsbereit zu sein, einander ernsthaft zuzuhören und nahbar zu sein. Insofern ist es auch ein politisches, vor allem auch hoffnunggebendes Buch, was uns alle betrifft.

Man kann sich sicherlich darüber streiten, wie sinnvoll es war, dass der Autor erst am Ende offenbarte, was mit Mattias passierte. Mich nervte das zwischendurch mal, dass ich nichts Genaues über seinen Tod wusste. Hätte er das aber an den Anfang gestellt, wäre es wohl ein gänzlich anderer Roman, mit einer anderen Gewichtung geworden. Es hätte von dem, was der Autor eigentlich zeigen wollte, enorm abgelenkt. Insofern fand ich das folgerichtig und geschickt!

Fazit: Ein berührender und aktueller Roman über den Verlust eines Menschen, über Trauerprozesse und über die Frage, wie wir in unserer (multikulturellen) Gesellschaft leben möchten.

Bewertung vom 21.02.2020
Eine fast perfekte Welt
Agus, Milena

Eine fast perfekte Welt


gut

Auf der Suche nach der perfekten Welt

Eine sardinische Familie über drei Generationen steht hier im Mittelpunkt. Auf der Suche nach Arbeit und dem Wunsch nach einem besseren Leben leben sie teilweise auch auf dem italienischen Festland. Der Letztgeborene wandert sogar nach Amerika aus, um als Jazzpianist seine Kunst zu leben.
Die Autorin geht hier vor allem den Fragen nach: Wie kann man – innerhalb dieser unperfekten Welt - ein glückliches Leben führen? Wie soll man sich zur Welt und seinen Mitmenschen verhalten?

Der Roman wirkte auf mich gar nicht recht wie ein Roman, sondern mitsamt seinen Figuren eher wie eine Staffage für die Gedanken und Moral, welche die/den Leser*in erreichen sollen. Von den Figuren erwartete ich daher schon recht schnell nicht allzu viel Tiefe und Komplexität. So gab es zur Veranschaulichung ihrer Gedanken zwei Typen - die Pragmatiker, die das Glas eher halb voll sahen, den Blick auf die positiven Sachen lenkten, genügsam und hoffnungsvoll waren. Dann gab es die anderen, die ewig Unzufriedenen, die Hadernden, die das Glas eher halb leer sahen und selten eine innere Ruhe bzw. Glück spüren konnten.
Die Autorin zeigt hier deutlich, dass es keine perfekte Welt gibt und dass von den eigenen Erwartungen und Vorstellungen abhängig ist, wie glücklich man ist. Gleichzeitig betont sie, dass man mit Güte, Anstand, Offenheit und Hilfsbereitschaft die Welt zu einem besseren und glücklicheren Ort machen kann. Noch einige Dinge mehr kann man entdecken, so z.B. dass auch Musik/ tätiges Schaffen und das Meer glücklich machen können..:)

Insgesamt las sich der Roman etwas hölzern, holzschnittartig, kühl und spröde, manchmal gar überzogen und albern (eine Frau bringt sich um, weil ihr Sohn eine Frau mit einer verbrannten Gesichtshälfte heiratete). Dennoch gab es durchaus auch poetische, berührende und erheiternde Momente! Mich machte er vor allem nachdenklich und ließ mich wieder darauf besinnen, was denn wirklich wesentlich ist. Davon nehme ich auf jeden Fall aus der Lektüre etwas mit sowie einige interessante Eindrücke aus Sardinien.

Insgesamt wäre das Ganze dennoch als Essay stimmiger gewesen oder aber die Autorin hätte sich tiefer mit den Figuren befassen und dabei mehr zeigen anstatt dozieren sollen.

Bewertung vom 21.02.2020
Rote Kreuze
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


ausgezeichnet

Gegen das Vergessen und Verleugnen

Diesen klugen, berührenden, wichtigen und gut recherchierten Roman musste ich erst mal sacken lassen, weil ich am Ende eigentlich aus den Tränen nicht mehr herauskam.
Nie hätte ich nach solch einem witzigen, sehr lebendigen Beginn gedacht, dass er in eine der schwärzesten Abgründe der Stalinzeit führt.

Sascha, Fußballschiedsrichter, zieht aus Russland nach Minsk. Nach dem Tod seiner Frau möchte er mit seiner kleinen Tochter einen Neuanfang wagen. Hier lernt er nun die betagte, von Demenz betroffene Nachbarin Tatiana kennen. Sie erzählt Sascha ihr ergreifendes und erschütterndes Schicksal.
Zu Stalins Zeiten arbeitete sie als Sekretärin im Auswärtigen Amt. Als der Krieg durch Hitler begann, musste ihr Mann an die Font. Irgendwann erfährt sie, aufgrund einer Liste des Internationalen Roten Kreuzes, dass ihr Mann in Kriegsgefangenschaft gelangt ist und sie gerät in Panik. Kriegsgefangene galten nämlich, laut Stalins Anweisungen, als Deserteure. Das sind nun Staatsfeinde und hierfür sind ebenfalls die Familienmitglieder, die Frauen und Kinder verantwortlich zu machen. Das heißt konkret: Verhaftungen, Folter, Kinderheim, Gulag, Erschießungen. Tatiana fürchtet um ihren Mann, um sich und ihr Töchterchen Assja und entschließt sich, die Liste zu fälschen...

Das Werk nahm mich absolut gefangen, ich konnte es irgendwann nicht mehr aus der Hand legen.
Der belarussische Autor, der in Russland lebt, kann einerseits sehr witzig und lebendig schreiben, andererseits aber auch tief berühren.
Seine Figuren sind einfühlsam gezeichnet und gehen zu Herzen. Er schreibt sehr direkt, detailliert und überzeugend über die Verhältnisse unter Stalin, für die er Originaldokumente sichtete und diese teils im Roman wiedergab. Er zeigt die Unmenschlichkeit, das Absurde von Totalitarismus und Krieg und legt den Fokus auf den Umgang mit Kriegsgefangenen, den Massensäuberungen sowie den Zuständen in den Gulags.

Die titel gebenden roten Kreuze haben im Roman übrigens ganz viel gestaltliche Bedeutungen, man begegnet ihnen immer wieder auf verschiedenste Weise. Ebenfalls begegnet man russischen Gedichten oder Liedtexten und den einschlägigen Denkmalwitzen..:)

Einen Kritikpunkt habe ich dennoch: bei näherer Betrachtung ist die Rahmenhandlung vielleicht etwas kitschig und klischeehaft. Insbesondere diese junge Nachbarin, die sich Sascha gleich an den Hals wirft, das gefiel mir nicht so ganz.

Insgesamt bin ich dennoch tief beeindruckt und wurde sehr nachdenklich gestimmt. Ich freue mich zudem sehr, dass diese Dinge wieder in das öffentliche Bewusstsein geraten.Vieles wurde noch nicht verarbeitet. Oder aber im Gegenteil, der Autor zeigt auch, wie sogar heutzutage noch Stalin verehrt wird und dessen Terror, Willkür und Massenmorde verleugnet werden. (Da haben wir Deutschen ja ebenfalls unsere eigenen einschlägigen Erfahrungen.)

Unbedingt lesen!

Bewertung vom 13.02.2020
Sieben Versuche zu lieben
Biller, Maxim

Sieben Versuche zu lieben


ausgezeichnet

Dreizehn jüdisch-russische Familiengeschichten

Erst kürzlich las ich Billers Roman "Sechs Koffer", der 2018 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand. Er gefiel mir sehr gut, so dass es sich anbot, den vorliegenden Erzählband zu lesen. Hier sind 13 Erzählungen, die allesamt schon veröffentlicht wurden, unter dem (Unter-)Titel "Familiengeschichten" zusammengefasst. Sie beschäftigen sich mit Themen, Konstellationen und Motiven, mit denen sich auch "Sechs Koffer" auseinandersetzt. Dies geschieht sehr facettenreich, so dass es nie langweilig wird, ganz im Gegenteil, aufgrund der thematischen Dichte und der wiederkehrenden Motive gerät der Gesamtblick dadurch sehr eindrucksvoll und einprägsam.

Letztendlich sind dies zwar fiktionale Geschichten, Biller verwebt hier jedoch autobiographisch gefärbte Stoffe, immer auch im Kontext ganz konkreter politischer, gesellschaftlicher oder kultureller Begebenheiten. So nimmt er oft auch Bezug zu anderen Schriftstellern oder Journalisten, wie Kafka, Ehrenburg, Zatewa, Schulz – Gerstein uva.

Im Kern geht es oft um Familiendynamiken. Die (jüdisch- russische) Familie besteht dabei zumeist aus Vater, Mutter und Sohn, wobei der Sohn häufig der Ich-Erzähler ist. Manchmal ist noch eine Schwester mit dabei, manchmal sind die Eltern getrennt, manchmal zusammen, manchmal schon verstorben.
Der Sohn versucht Familiengeheimnisse zu lüften, geht verschwommenen Erinnerungen oder auch Lügen auf den Grund. Auf der Suche nach der einen "alles erklärenden" Wahrheit, nicht zuletzt auch deshalb, um sich selbst besser zu verstehen. Familienstreitigkeiten, Grenzüberschreitungen, Verrat, Kindheitserlebnisse und natürlich die Beziehungen untereinander spielen immer wieder eine Rolle. Es gibt Krisen, es gibt Brüche, Schwierigkeiten im Beruf und in der Liebe sowie Schwierigkeiten dabei, den eigenen Weg zu finden.
Dies alles wird in einem historisch- politischen Kontext und immer auch aus einer jüdischen Perspektive betrachtet. So geht es um den Holocaust, um die Judenverfolgung in Russland/ Sowjetunion, es geht um den Prager Frühling, den Einmarsch der Russen, um eine erneute Flucht nach Deutschland. Der Verlust von Heimat, die Frage nach Herkunft, die Suche nach Wurzeln, das Ringen um Sprache und Kultur werden wiederkehrend thematsiert.
"[...D]er Wahnsinn dieses ganzen Jahrhunderts und der Wahnsinn und Unsinn meines eigenen Lebens..." korrelieren miteinander. Zudem wird deutlich, wie prägend die Erlebnisse der Vorfahren sind und so politische Schrecknisse noch Jahrzehnte später Wirkkraft haben.

Ich mag Billers Schreibstil. Er beobachtet scharf und erzählt tiefgreifend. Die Erzählungen lesen sich komisch, lustig, liebenswürdig und weniger liebenswürdig, hart und provokant, aber auch weich und gefühlvoll. Die Erzählungen wirken ganz unterschiedlich, jede an sich ist aber lesenswert. Mal mit leiser Pointe, mal mit lauter Pointe; mal sehr intensiv, mal eher ruhig. Verdichtet oder auch ausschweifend, mal eher in Andeutungen, mal sehr direkt, zwingen sie in jedem Fall zur Auseinandersetzung. Sie berühren und hallen nach.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


ausgezeichnet

Berührendes und phantastisch komponiertes Kaleidoskop einer Familie, in der die Grenzen verschwimmen

Die Teenager Mae und Edith (14 + 16 Jahre) wohnen mit ihrer Mutter Marianne in Louisania. Nachdem diese einen Suizidversuch unternahm und von Edith gerettet wurde, werden sie vom Vater mit nach New York genommen. Die Mutter verbleibt in einem Psychiatrischen Krankenhaus.
Zu ihrem Vater hatten die Schwestern seit seinem Weggang keinen Kontakt. Edith war damals 4 Jahre alt und kann sich noch an ihn erinnern. Geblieben ist aber vor allem eine riesige Verlassensangst.
Während Mae sich nun freut, beim Vater zu sein und erleichtert über den Abstand zu ihrer sehr vereinnahmenden Mutter ist, weigert sich Edith, sich näher einzulassen. Stattdessen zieht es sie wieder nach Hause, aus Verantwortlichkeit zu ihrer Mutter zurück.

Der Vater war und ist ein erfolgreicher Schriftsteller. Marianne, die auch schrieb, war damals seine Muse. Sie beide trennt ein großer Altersunterschied, als sie heirateten, war Marianne 17 und Dennis 32 Jahre alt. Marianne gab das Schreiben irgendwann auf. Zudem wurde sie depressiv, auch ein Stück wahnhaft und psychotisch.

Schon auf den ersten Seiten nahm mich dieser Roman gefangen, fesselte mich und lockerte erst gegen Ende ein wenig seinen Griff.
Die Sprache und die Komposition fand ich einfach phantastisch! Die Sprache ist zart und kraftvoll, klar und poetisch. Der Ton ist ruhig, tief und mitreissend. Der Roman ist multiperspektivisch aufgebaut, kapitelweise wechseln sich die verschiedenen Erzählperspektiven ab. Mae und Edith haben hier den Hauptanteil inne, es kommen aber auch viele Nebenfiguren zu Wort. Außerdem gibt es Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Arztprotokolle und Interviews. Auch die Erzählzeiten wechseln, so erfährt man in Rückblenden auch von der Beziehung zwischen Dennis und Marianne.

Diese Multiperspektivität ermöglicht dem Leser sehr interessante Einsichten. Jede der Figuren hat eine eigene Sicht, eine eigene Wahrheit sowie eine eigene Wertung der Dinge. So sagt Mae auch einmal: "Manchmal denke ich, wir sind in verschiedenen Familien aufgewachsen". Seite um Seite legt sich, einem Puzzle gleich, der Gesamtblick auf diese Familie frei, was mich in Gänze sehr berührte und auch erschauern liess. "Wie kann man etwas nicht erkennen, was sich direkt vor einem abspielt?" Dieser Satz könnte symptomatisch für die Geschehnisse innerhalb dieser Familie stehen.

Eine weitere große Stärke des Romans ist die Figurenzeichnung. Die Figuren sind tief, komplex und auch widersprüchlich angelegt, dabei sensibel und wertschätzend beschrieben. Sie wirken, ebenso wie die Dialoge, unheimlich echt und lebendig. Eine der Personen, die mir anfangs noch sehr sympathisch war, verlor nach und nach meine Sympathie. Diesen Prozess fand ich überaus gelungen. Die Dynamik zwischen den Familienmitgliedern wird ebenfalls sehr fein gezeichnet. Die Verwischung ihrer Grenzen, das immer deutlicher Werden des Missbrauchs hat die Autorin sehr gut dargestellt.

Der Roman berührte mich sehr, manchmal kam mir sogar wirklich Gänsehaut. Gegen Ende wurde ich ziemlich traurig, da die psychische Grausamkeit größer und das Leid insbesondere von Mae, aber auch von Edith so deutlich spürbar wurde. Gleichzeitig erschien alles so schrecklich absurd. Das alles zog mich jedoch kaum runter, einfach weil der Roman insgesamt so phantastisch erzählt wurde. Dennoch ist das Beschriebene sehr eindrücklich und nachhallend.

Ganz nebenbei, aber auch bemerkenswert, geht es um die Rassentrennungskonflikte der 60er/ 70er Jahre und um Kunst, insbesondere um das Schreiben und die bildene Kunst.

Fazit: Ein berührender atemraubender Familienroman, der einen tiefen Einblick in eine missbräuchliche und von psychischer Krankheit betroffene Familie gibt. Er wird multiperspektivisch, einem Kaleidoskop ähnelnd, in einer wunderbaren Sprache erzählt.

Bewertung vom 03.02.2020
Ausgestorben - Das Buch der verschwundenen Tiere
Gladysz, Katarzyna;Wajs, Joanna

Ausgestorben - Das Buch der verschwundenen Tiere


ausgezeichnet

Sehr schön und lehrreich

Ein sehr schön illustriertes Sachbuch für Wissensdurstige von 8 bis 108 Jahren.

In diesem großformatigen Bilderbuch werden ausgestorbene Tiere vorgestellt. Das Buch ist dabei zeitlich geordnet. Es beginnt im Devon, vor 395 Millionen Jahren und endet in der heutigen Zeit.
Je Zeitabschnitt werden die verschiedenen Tiere gemeinsam auf einer Doppelseite in ihrem natürlichen Lebensraum abgebildet. Vorgestellt werden zuerst Amphibien, Reptilien und Dinosaurier. Dann folgen Tiere, wie Mammut, Säbelzahntiger, Riesenhirsch, Moa, Dodo, Tarpan, Quagga und viele andere. Viele von ihnen werden dabei nun auf einer Seite etwas genauer betrachtet. Insgesamt werden zumeist der Lebensort, das Fressverhalten, etwaige Besonderheiten sowie die Gründe des Aussterbens benannt. Mit der Vorstellung aktuell bedrohter Tierarten endet das Buch.
Zwischendurch finden sich zudem extra Übersichten über die Evolution, über große Museen, über bekannte Paläontologen, über die größten Säugetiere und Vögel. Darüber hinaus gibt es eine fossile Weltkarte, Theorien werden vorgestellt, die zum Aussterben der Dinosaurier führten und es werden die Hauptursachen für das Aussterben der Tiere erläutert.

Die Informationen erscheinen mir vom Umfang genau richtig. Sie erschlagen nicht, sind aber ausreichend, um einen aussagekräftigen Einblick zu erhalten. Die Texte sind unterhaltsam, dabei stets sachlich und fundiert sowie zumeist kindgerecht formuliert. Dabei gibt es, natürlich, sehr viel lateinische Bezeichnungen und auch einige Formulierungen, bei denen ein Grundschulkind sicher nachfragen muss.
Die Illustrationen und generelle Gestaltung des Buches gefällt mir ausnehmend gut. Visuell und haptisch ist das Buch wirklich sehr schön. Es macht Freude, darin zu verweilen. Etwas auffallend fand ich, dass ein Teil der Tiere traurig oder etwas böse guckt. Hier würde mich interessieren, ob dies mit einer Absicht geschah bzw. welche Intention dahinter steckte. Ich selbst wurde im Verlauf der Lektüre auch etwas traurig und betroffen, da sehr deutlich wurde, dass neben Naturkatastrophen und Klimaveränderungen, bei der Mehrheit der Tiere tatsächlich der Mensch der Auslöser des Verschwindens war und ist. Durch Jagd, Veränderung und Vernichtung der Ökosysteme und Lebensräume, durch die Einführung neuer Fressfeinde und Konkurrenten.

Fazit: Ein sehr schön gestaltetes Sachbuch, das wichtig, lehrreich und auch berührend ist. Es macht Freude zu lesen und setzt den verschwundenen Tieren ein kleines Denkmal. Die Faszination über die Wunder der Tierwelt ist deutlich spürbar und überträgt sich. Zudem wird Interesse an biologischen Zusammenhängen und Forschung geweckt. Gleichzeitig wird klar gezeigt, welche Verantwortlichkeit der Mensch hier inne hat.

Bewertung vom 03.02.2020
Die Überflüssigkeit der Dinge
Steenfatt, Janna

Die Überflüssigkeit der Dinge


weniger gut

Ruhige, melancholische Erzählung, die mich leider nicht erreicht hat

Hamburg. Ina ist momentan arbeitslos. Sie wohnt in einer WG mit Falk, der als Fotograf in einem Leichenschauhaus tätig ist. Nun ist Inas Mutter gestorben und sie muss sich um die Beerdigung kümmern. Einst war ihre Mutter eine Schauspielerin am Theater, doch irgendwann blieben Rollenangebote aus, Männer kamen und gingen, nur der Alkohol wurde ein treuer Begleiter. Auch die Beziehung zu Ina hat sehr gelitten. Ina ist sich nicht sicher, ob der Tod ihrer Mutter ein Unfall oder doch eher ein Suizid war.
Über den Vater zu sprechen war verboten. Ina kennt nur seinen Namen. In ein paar Wochen wird er allerdings ein Stück am Hamburger Theater inszenieren und sie hat einen Plan, wie sie ihm näher kommen könnte.

Der Beginn gefiel mir sehr gut. Eine interessante Ausgangssituation, ein schwarzer, sarkastischer Humor, eine direkte Sprache, der Ton traurig und etwas bitter.
Nach einem relativ rasanten witzigen Beginn begann sich die Geschichte leider etwas zu ziehen. Die Beziehung zwischen Ina und ihrem WG- Mitbewohner Falk nahm einen zu großen Raum ein und interessierte mich einfach nicht. Ich fand Falk langweilig und ich fand die Beziehung der beiden langweilig. Ina selbst ist auch nicht die unbedingt spannendste Protagonistin. Sie vergammelt ihr Leben, trifft keine Entscheidungen und wirkt etwas konturlos. "Die letzten Jahre waren in einer Art Lähmung verstrichen, einer Mischung aus Furcht und Ungeduld, und das Warten auf das richtige Leben machte bereits der Ahnung Platz, dass es das hier tatsächlich schon sein sollte."
Sie tat mir irgendwann einfach leid und das nervte mich und zog mich auch etwas herunter. Das war mir zuviel an Depression, Aggression und passivem, missglücktem Leben. Ich wurde irgendwann müde der Schilderung der trübsinnigen, niedergeschlagenen und morbiden Hauptprotagonistin zu lauschen.
Zudem hatte ich Mühe diese schwierige Mutter-Tochter Beziehung zu verstehen, diese wirklich nachzuvollziehen. Ich fand es merkwürdig, dass Ina ihr in Jugendzeiten, obwohl sie zu viel trank und Alkoholikerin war, immer wieder nachschenkte und sie betrunken machte. Ja, sie wollte, dass die Mutter über den Vater spräche, aber dennoch... Das kenne ich von Betroffenen so eher nicht. Ich verstand auch letztendlich nicht, warum sie überhaupt miteinander so psychisch grausam waren.

Irgendwann begann ich Absätze zu überlesen. Zwar konnten mich einzelne Absätze immer wieder in den Bann ziehen, aber ich langweilte mich einfach zu oft, fieberte nicht mit, wurde zu wenig berührt, erfuhr nichts, was nicht schon tausende Autor*innen vorher beschrieben haben und war genervt von den Figuren, von denen niemand klare Worte verliert und kaum einer das tut, was er eigentlich möchte.
Der Klappentext verrät für meinen Geschmack auch zu viel, so dass Überraschungsmomente vorweg genommen werden, in dieser ansonsten überraschungsarmen, ruhigen, melancholischen Erzählung.
Insgesamt haben mir dennoch das Setting im Theater und der Sprachwitz gefallen.

Empfehlenswert vielleicht für Leute in den 20ern, die nicht so recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen und hier einen Spiegel finden.

Bewertung vom 29.01.2020
Spiel um dein Schicksal / Night of Crowns Bd.1
Tack, Stella

Spiel um dein Schicksal / Night of Crowns Bd.1


gut

Gute Idee, mäßige Umsetzung

Nach dem Tod ihres Vaters zieht Alice mit ihrer Mutter in eine andere Stadt. Hier hat sie sich ganz gut eingelebt, doch eines Tages, als sie mit ihren Freunden auf einer Party ist, geschieht etwas sehr merkwürdiges. Plötzlich sieht sie überall Spinnen und wird sogar von einer Katze angesprochen.
Da außer ihr niemand diese Spinnen sieht, hat sie wahnsinnige Angst verrückt geworden zu sein. Sie spricht mit niemandem darüber und sackt in Folge so in der Schule ab, dass sie zu einem Sommerkurs in das nahe gelegene Privatinternat soll, um die Klasse nicht wiederholen zu müssen.
Hier beginnen sich die Dinge dann schnell zu klären. Vor vielen Jahren wurde nämlich ein Fluch verhängt, der bestimmte Familien und ihre Nachfahren betrifft. Alle 30 Jahre findet deshalb ein Schachspiel zwischen dem Internat Chesterfield und dem benachbarten Internat St. Burrington statt. Ein Spiel um Leben und Tod mit den Schülern als lebendige Schachfiguren. Alice, so stellt sich heraus, ist eine ganz besondere Schachfigur, in diesem Spiel, dass niemand will und in dem alle Täter und Opfer zugleich sind.

Ich gehöre sicherlich nicht zur Hauptzielgruppe, lese dennoch hin und wieder gern JugendFantasy, einfach um zu entspannen. Hier hat das leider nur teilweise geklappt.
Die Idee an sich, den Fluch, die Fluchweber sowie die Schachfiguren mit den dazugehörigen Kräften fand ich spannend und originell. Die Geschichte begann auch ganz passabel, entwickelte sich für mich dann aber doch zu oberflächlich, zu klischeehaft und kitschig weiter.

Mit Alice wurde ich nicht so recht warm. Ihr Charakter wirkte blass, wie viele der anderen Figuren auch. Sie hinterfragt kaum, nimmt vieles hin, verfällt dem einen Jungen, dann dem anderen. Das ist in dem Romantasygenre vielleicht so, aber dennoch...das zugrunde liegende Frauenbild gefällt mir nicht.
Die Figuren waren mir insgesamt zu unnahbar, obwohl es in der Mitte zu einer überraschenden Wendung kam, nachdem ich schon fast abgebrochen hätte, weil mir die Figuren einfach zu unglaubwürdig und zu kalt erschienen. Dies klärte sich ein klein wenig auf und die Grundintention der Autorin wurde deutlich, zu zeigen, dass es nicht "die Bösen" und "die Guten" gibt, stattdessen viele Grauschattierungen und man schon genauer hinschauen muss. Das hat sie ganz gut gemacht.
Der Kater Curse, der nur zu Alice spricht, hätte ein richtiger Sympathieträger werden können, aber, obwohl er ein wichtiger und vor allem witziger Verbündeter ist, wirkt auch er etwas unnahbar und schwer zu durchschauen.

Einiges fand ich leider unlogisch. Zum Beispiel haben die Kämpfe zwischen Weiß und Schwarz mit einem Schachspiel im eigentlichen Sinne wenig zu tun. Auch wird betont, dass alle das Schachspiel so schnell wie möglich beenden wollen, mit so wenig Opfern wie möglich. Nur handelt niemand danach, obwohl es leicht möglich wäre. Absprachen innerhalb der Teams gibt es irgendwie auch nicht und das obwohl aller Leben in Gefahr ist.

Der Schreibstil ist einfach, flüssig und angenehm humorvoll gehalten. Ein Spannungsbogen ist vorhanden, es ist recht fesselnd erzählt und ich las alles in einem Rutsch. Mich störte allerdings sehr, dass auf fast jeder Seite die Worte: F... oder Sch...verwendet wurden.

Fazit: Die Grundidee der Geschichte und das Verschwimmen der Stereotype Gut und Böse/ Schwarz und Weiss gefielen mir sehr gut, nur die inhaltliche Umsetzung insgesamt empfand ich als ausbaufähig.
Ein zweiter Teil folgt, da das Schachspiel noch nicht beendet wurde.

Bewertung vom 27.01.2020
Freischwimmen / Cyms Geschichte Bd.1
Baron, Adam

Freischwimmen / Cyms Geschichte Bd.1


sehr gut

Lustiges und berührendes Kinderbuch

Cymbaline geht in die vierte Klasse. In der nächsten Woche soll ein Schwimmunterricht beginnen. Im Eifer des Gefechts lässt er sich auf eine Wette ein, schneller als Billy, ein verhasster Klassenkamerad zu schwimmen. Allerdings hat er das Schwimmen nie gelernt. Seine (alleinerziehende) Mutter hielt ihn immer irgendwie von Wasser fern. Im Schwimmbad wird es dann katastrophal. Erst wird er von Billy ins Becken geschubst, dann von der tollen Veronique vorm Ertrinken gerettet und zur Krönung verlor er dabei vor aller Augen noch seine Badehose. Doch das war es noch nicht. Als seine Mutter hinzugeholt wird, rastet diese aus und ist am nächsten Tag erstmal verschwunden. Stattdessen kommt Cyms Onkel, der ihm berichtet, dass die Mutter für einige Zeit im Krankenhaus verbleiben und Cym solange bei der Tante und seiner Cousine und dem Cousin wohnen wird.

Man erfährt alles aus der Perspektive von Cym, die manchmal etwas altklug, manchmal etwas naiv und träumerisch, aber vor allem stets sympathisch daher kommt. Als Leser*In wird man oft direkt von ihm angesprochen und ist somit recht nah dran am emotionalen Geschehen.
Neben Cym stehen seine Familie sowie seine Freunde im Mittelpunkt. Für Cym ist die Zeit ohne Mutter sehr schwer, zudem er nicht so recht versteht, was eigentlich los ist. Erst am Ende klären sich die Dinge und werden auch kindgerecht dargestellt.

Thematisch geht es um eine Mutter- Sohn Beziehung, um ein Familiengeheimnis, um Verlust, Trauer, Ängste, die Alltagssorgen eines 9jährigen und vor allem auch um Freundschaft. Besonders letztere fand ich gut umgesetzt, da Freundschaft hier in verschiedenen Phasen gut dargestellt wird und sich Menschen als Freunde entpuppen, von denen Cym es gar nicht erwartet hätte.
Was mir auch besonders gut gefiel, dass man kleine Einblicke in die Welt der Kunst, speziell der Bilder erhält, da u.a. die Mutter im Kunstbetrieb arbeitet.

Dieser Roman für Kinder ist mit einigen schwarz/ weiss Illustrationen bebildert und wechselt auch manchmal Schriftart und -grösse. Er liest sich leicht und zumeist sehr spannend, am Ende sogar sehr rasant. An einigen wenigen Stellen hätte er aber etwas gekürzt werden können. Die Szene in der Bank wäre zum Beispiel nicht notwendig gewesen.
Grossartig ist der Humor, immer wieder musste ich schmunzeln und auch lachen. Manchmal wird es auch etwas überzeichnend, übertrieben, klamaukig. Gleichzeitig, besonders zum Ende hin, wird es sehr traurig und an einer Stelle auch etwas schockierend.
Mir kam das Ende dann irgendwie zu schnell und liess mich etwas atemlos zurück. Obwohl das Ende gut aus geht, fühlte ich mich ein wenig heruntergezogen und nicht so ganz rundum zufrieden.

Zum Schluss gab es noch einige wichtige Gedanken bezüglich Offenheit und Ehrlichkeit innerhalb einer Familie, die sich jedoch eher an Erwachsene richten, als an die Kinder: "Die Erwachsenen sollten nichts weglassen. Wirklich nichts. Sie müssen das ganze Bild malen, alles, und keine Angst davor haben. Wenn sie uns dabei nur fest genug im Arm halten, so fest, dass wir wissen, dass sie uns lieben, dann können sie uns alles sagen, egal was. Mit ihrer Liebe packen wir das."