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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 165 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


ausgezeichnet

Ungewöhnliches Ambiente
Marlene befindet sich nach ihrem Studium in einer Art Selbstfindungsphase und nimmt einen Saisonjob auf der Insel Strand an. Dort hat sich im Laufe der Jahre aus den ursprünglich wenigen alten Häusern ein kleiner Tourismusmagnet entwickelt. Die wenigen Einwohner, verstärkt durch viele Saisonkräfte, spielen den Touristen das Leben der Menschen von früher vor. Man trägt Kleidung, die es vor hundert Jahren schon gab und geht offiziell dem Handwerk aus dieser Zeit nach. Marlene taucht ein in diese Menschengruppe, die sich teilweise schon lange kennt. Sie knüpft Freundschaften, beginnt eine Liebesbeziehung mit Janne, einer Einheimischen. Trotzdem hat sie das Gefühl, nicht ganz angekommen zu sein, glaubt, dass es Geheimnisse gibt, in die man sie nicht einweiht. Immer wieder ist die Rede von der Insel Rungholt, die vor langer Zeit untergegangen ist und angeblich alle sieben Jahre wieder auftaucht. Ein bisschen mystisch, aber trotzdem ist für Marlene alles real, wie auch für den Leser. Marlene ist die Hauptfigur, auf deren Gefühle und Gedanken intensiv eingegangen wird. Sprachlich mit Ecken und Kanten, aber genau das trägt dazu bei, sich in diese Welt einzufühlen.
Meine Meinung: Lesenswert!

Bewertung vom 05.02.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

Ungewöhnlich - ungewöhnlich gut!
Ein 20 Jahre alter "Cold Case" soll aufgeklärt werden. Soweit so normal. Mit Hilfe von sechs Experten sollen die damaligen Ermittlungen noch einmal durchgegangen bzw. nachgestellt werden. Das Ganze wird eine siebenteilige Fernsehserie und damit wird es ungewöhnlich. Es wird nicht einfach erzählt, sondern ein bisschen wie ein Drehbuch gestaltet. Eingefügt sind dabei WhatsApp-Nachrichten der Beteiligten, Reaktionen aus den Social-Media auf Ausstrahlungen, Presseberichte und andere Hinweise. Schritt für Schritt tasten sich die sechs Ermittler an das vergangene Geschehen heran und decken dabei immer wieder Dinge auf, die vor zwanzig Jahren verborgen blieben.
Regisseur ist Guy Howard, der damals zehnjährige Stiefsohn des Mordopfers Luke Ryder. Viele Personen aus dem damaligen Umfeld der Familie, Freunde, Bedienstete sowie die ermittelnden Polizeibeamten kommen zu Wort und nach und nach nähert sich alles einer Lösung. Auch wenn man als Leser durchaus mit rätseln kann, ist das Ende dann doch mehr als überraschend.
Erstaunlich war für mich, wie fließend man dieses ungewöhnliche Format lesen kann, ich hatte da anfangs Bedenken. Meine Empfehlung: Einfach darauf einlassen, man wird mitgezogen!

Bewertung vom 24.01.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


ausgezeichnet

Klassisch zum Mitdenken
Ganz viele Geheimnisse gibt es in dem kleinen englischen Örtchen Castle Knoll. Hier hat Frances Adams gelebt und die meisten Bewohner mit ihrem scheinbar unbegründeten Verfolgungswahn verrückt gemacht. Seit einer Weissagung glaubt sie fest daran, einmal ermordet zu werden und sieht daher ständig Gefahren. Und tatsächlich stirbt sie mit 77 Jahren ganz plötzlich. An diesem Tag ist ihre Großnichte Annie angereist, da Frances plötzlich ihr Testament geändert hat und Annie zu ihrer Haupterbin gemacht hat. Das Ganze hat natürlich einen Haken: Annie erhält den ganzen, beträchtlichen Nachlass nur, wenn sie den Mörder ausfindig macht und das innerhalb von einer Woche. Anders als der mögliche andere Erbe hat sie scheinbar schlechte Karten, da sie weder ihre Großtante noch einen der Menschen in ihrem Umfeld kennt. Andererseits sieht sie sich aber auch als künftige Krimiautorin und beginnt, akribisch zu recherchieren. Mit Hilfe von Frances Tagebuch deckt sie ein Geheimnis nach dem anderen auf und begibt sich damit selbst in Gefahr.
Nach und nach kommt Annie und damit auch der Leser den Dingen auf den Grund. Ein richtig schöner Krimi für Leser, die gerne mitdenken. Er ist sehr gut geschrieben und es gibt zwar eine Menge falsche Fährten, aber keine falschen Informationen. Mir hat das Lesen richtig Spaß gemacht!

Bewertung vom 11.01.2024
Die Hexen von Cleftwater
Meyer, Margaret

Die Hexen von Cleftwater


ausgezeichnet

Bedrohung und Aberglaube
Mitte des siebzehnten Jahrhunderts war die Hochzeit der Hexenverfolgungen. Aus heutiger Sicht ein Aberglaube, der aber damals wissenschaftlich verbrämt wurde. Bei der Lektüre dieses Romans erkennt man, dass damals von der breiten Bevölkerung geglaubt wurde, was die Hexenjäger verkündeten, selbst die als Hexen bezeichneten Frauen suchten die Fehler bei sich, glaubten, Satan habe sich ihrer bemächtigt.
In der vorliegenden Geschichte ist Martha die Hauptfigur, eine ältere Magd und Hebamme, die sich auf Kräuter versteht und nicht sprechen kann. Obwohl sie sich selbst für gefährdet hält, wird sie vom Hexenjäger als Helferin rekrutiert. Ein wenig Hexerei betreibt sie selbst, benutzt nicht nur ihre Kräuter sondern auch ein kleines Wachspüppchen, um zu helfen oder Schaden zuzufügen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen Angst und Mut, Hilfsbereitschaft und innerem Widerstand. Eigentlich glaubt sie, dass es Hexen gibt, hat aber Zweifel am Hexentum ihrer Freundinnen.
Ein ungewöhnliches Buch, anders als andere historische Romane. Es wird nichts verklärt, aber einiges erklärt. Gut geschrieben, so dass der Leser ständig die Bedrohung fühlt, die da auch viele Menschen zukommt.

Bewertung vom 01.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Wie das Leben
Vieles an diesem Buch ist ungewöhnlich: Die Geschichte wird praktisch "rückwärts" erzählt, beginnt mit Kapitel 9 heute und geht immer weiter zurück in die Vergangenheit, bis der heute dreißigjährige Lev 11 Jahre alt ist und seine Freundschaft mit Kato beginnt. Genauso leben wir, immer im heute und verstehen die Vergangenheit erst aus der heutigen Sicht richtig. Die einzelnen Kapitel aus der Vergangenheit werden durch interessante Einblicke in die Geschichte Rumäniens bereichert, die hierzulande in ihrer Gänze eher unbekannt sind.
Ungewöhnlich ist auch die Art der Betrachtung: Die Autorin beschreibt weniger Vorgänge und Empfindungen, vielmehr werden äußere Wahrnehmungen aus der Sicht Levs geschildet, so wie wir alle eigentlich leben. Das ist ein wenig anstrengend für den Leser, weil er praktisch die Gefühle nachempfinden muss, sie werden ihm nicht fertig serviert. Genau das macht das Buch so lesenswert!
Ganz besonders muss man die Sprache hervorheben, die sich ebenfalls deutlich von normaler Prosa abhebt: Poetisch, einfühlsam, lautmalend. Die Autorin geht mit Sprache um, wie Kato mit Farben.
Fazit: Ein äußerst empfehlenswertes Buch für Leser, die gerne gefordert werden. Eines, das man mindestens zweimal lesen muss, um es in seiner ganzen Breite verstehen zu können.

Bewertung vom 28.10.2023
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


ausgezeichnet

Rätsel über Rätsel
Kit wird verdächtigt, beim Tod einer Patientin etwas nachgeholfen zu haben, hat daher Schwierigkeiten, eine neue Stelle als Pflegerin zu bekommen. Aus finanziellen Gründen ist sie daher gezwungen, die Stelle als Betreuerin Lenora Hopes anzunehmen. Sie tut das mit sehr gemischten Gefühlen, wird Lenora doch verdächtigt, vor fast 50 Jahren Ihre Eltern und ihre Schwester getötet zu haben. Die Atmosphäre in "Hope's End", dem Familiensitz, ist düster und undurchschaubar, seltsame Geräusche lassen an die Anwesenheit von Gespenstern glauben. Trotz Kommunikationsschwierigkeiten und einer unterschwelligen Angst entwickelt Kit eine Beziehung zu Lenora. Natürlich ist sie neugierig und natürlich denkt sie über die Morde aus dem Jahr 1929 nach. Dabei stößt sie auf einige Ungereimtheiten. Auch andere Bewohner des Hauses sind neugierig, haben eigene Geheimnisse. Einiges kommt ans Licht, aber jedes scheinbar gelöste Rätsel wirft gleich wieder mehrere neue Fragen auf.
Riley Sager ist es hier gelungen, einen unglaublich dichten Thriller zu schreiben. Die Spannung ist so intensiv und clever aufgebaut, dass es fast unmöglich ist, das Buch aus der Hand zu legen. Das Ende ist eine absolute Überraschung, auf die ich als Leser nicht gekommen bin. Ein wenig fühlte ich mich auf die falsche Fährte gelockt, musste aber bei erneuten Durchblättern feststellen, dass Sager jederzeit ehrlich war, alle Konstrukte vollkommen logisch waren, ich aber einiges falsch interpretiert hatte. Ein phantastischer Autor, der mit den Gedanken des Lesers spielt. Einfach nur toll, eines der wenigen Bücher, bei denen ich gerne mehr als fünf Sterne vergeben würde!

Bewertung vom 17.08.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


ausgezeichnet

Helfen braucht Mut
Selbst mit einem kränkelnden Bruder bei ihrer Mutter in Armut aufgewachsen, hat Henni immer noch eine Menge Empathie übrig für Frauen, denen es schlechter geht als ihr. So sieht sie eine Gruppe Obdachlose mit einem Säugling und hilft gegen den Widerstand der Mutter. Obwohl sie in die Schule gehen möchte, um ihr Abitur zu machen, vertritt sie ihre Mutter bei der reichen Familie von Rothenburg beim Putzen. Dort lernt sie den Sohn des Hauses, Ed, kennen, der ihr eine andere Sicht auf andere Möglichkeiten eröffnet. Gemeinsam wollen sie Medizin studieren und anders helfen als Eds Vater, der häufig Abtreibungen vornimmt. So wird Henni erstmals mit der Problematik der ungewollten Kinder und deren Schicksalen konfrontiert. Sie sieht die Not, die häufig hinter der Entscheidung gegen das Kind steht. Als es mit dem Studium und der Liebe nicht klappt, möchte sie Hebamme werden und setzt diesen Wunsch mit viel Kraft und Durchsetzungsvermögen durch. Auch im Beruf selbst hat sie eigene Vorstellungen, möchte weg von der Entbindung mit immer mehr Geräten und immer weniger Menschlichkeit. Ohne Rücksicht auf eigene Sicherheit geht sie gerade ihren Weg, obwohl ihr viele Steine in den Weg gelegt werden. Aus der Sicht der Journalistin Liv, die in den beginnenden 2000er Jahren recherchiert, hat sie in den Fünfzigern als erste eine Art Babyklappe benutzt und damit vielen Kindern das Leben gerettet. Inwieweit die Schicksale von Henni, Liv und Ed verknüpft sind, soll hier unerwähnt bleiben. Ein spannendes Thema mit einer starken Frau, die ihrer Zeit voraus war. Gut zu lesen mit interessanten, aber unaufdringlichen Hintergrundinformationen.

Bewertung vom 08.08.2023
Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2
Martin, Amelia

Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Falsche Entscheidungen - spannende EntwicklungenSalz und Schokolade sind zwar Gegensätze, passen aber recht gut zusammen, wenn man an manche kulinarischen Genüsse denkt. Julius, mit Leib und Seele bei der Sache, wenn es um die Entwicklung neuer Pralinenkreationen geht, ist eigentlich gar nicht glücklich mit den Aufgaben, die er bei der Mitarbeit bei der Leitung einer Schokoladenfabrik hat. Genauso wenig hängt sein Herz an der Verlobten, die seine Eltern immer schon für ihn im Auge hatten, ist sie doch die Tochter des Mitinhabers der Fabrik. Äußerlich scheint alles zu passen, dennoch hängt beider Herz jeweils an einer anderen Person. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts ging familiäre Verpflichtung aber immer der Liebe voraus. Folglich tut Julius, was von ihm verlangt wird. Da er für diese Zeit recht sozial eingestellt ist, setzt er gegen den Willen des Vorstandes Neuerungen durch, die den Arbeitern helfen und gewinnt auf diese Art ein gewisses Maß an Zufriedenheit. Diese Entscheidung scheint genauso falsch zu sein wie die Entscheidung, zu heiraten. Vieles passiert im Umfeld, Entscheidungen werden in Frage gestellt, aber es scheint keinen Ausweg zu geben.
Eigentlich keine ungewöhnliche Geschichte, aber gut geschrieben, angenehm zu lesen und mit Blick auf die vielen Randfiguren, die klar und sehr individuell gezeichnet sind, ein sehr empfehlenswertes Buch in einem historischen Kontext.

Bewertung vom 30.07.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Entdeckung einer Serie
Ganz weit in die Vergangenheit der beiden Hauptpersonen Sara Linton und Will Trent geht dieser phantastische Thriller zurück. Dass beide eine Vergangenheit haben, die sie gerne verdrängen würden, ist bekannt, auch wenn man nur einige Bücher der Reihe kennt. Dieses Mal müssen sich beider dieser Vergangenheit stellen, wenn ein aktueller Fall aufgeklärt werden soll. Parallelen zu einem alten Fall machen das notwendig. wieder einmal kämpfen die beiden zusammen mit Faith auch gegen andere Polizisten, die manches gerne unter der Decke halten würden. Selbst wenn die betroffenen Kollegen schon seit Jahren tot sind, dürfen sie nicht angegriffen werden. Natürlich schaffen die drei es, in ein Wespennest zu stechen und natürlich bringen sie sich selbst dabei in Gefahr. Der Leser hat schon zu Beginn einen Verdacht, wird behutsam von der Autorin in eine bestimmte Richtung gelenkt uns ist am Ende dann doch etwas überrascht.
Ein wirklich toller Thriller, der allerdings volle Konzentration erfordert, um die ausgelegten Brotkrumen verfolgen zu können. Ganz intensiv wird sich mit der Rolle der Opfer beschäftigt, deren Sicht häufig zu kurz kommt.

Bewertung vom 15.07.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Drei Freunde - drei Schicksale
Ende des neunzehnten Jahrhunderts ist man bitterarm in der Eifel. Wilhelm wächst in Wollseifen auf einem kleinen Bauernhof auf und bekommt durch seine Freundschaft mit Jakob, dem Sohn eines Tuchfabrikanten aus Monschau, die Chance, eine andere Welt kennenzulernen. Die dritte im Bunde ist Luise, eine Arzttochter, die davon träumt, selbst Ärztin zu werden. Diese drei verleben im Winter, wenn Wilhelm auf dem Hof nicht benötigt ist, eine schöne Kindheit, haben alle ihre Träume. So leicht lassen sich aber die damaligen Grenzen, seien es die der Herkunft, des Geschlechts oder auch der Sexualität, nicht überwinden. Auf unterschiedliche Weise gehen alle ihren Wünschen und Neigungen nach, erreichen ihr Ziel, scheitern, oder sehen auf einmal zufriedenstellende Alternativen.
Recht gemächlich, teilweise schon ein wenig langweilig, beginnt dieser Roman, eigentlich ganz passend zu der ruhigen Lebensweise in der Eifel. Dann nimmt das Geschehen aber Fahrt auf und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Sehr glaubwürdig wird das damalige Leben dargestellt. Mir hat diese Lektüre wieder einmal vor Augen geführt, wie positiv sich in relativ kurzer Zeit unsere Gesellschaft entwickelt hat. Gerne mehr davon!