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sofie

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Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2014
Winslow, Don

Vergeltung


gut

Dave Collins ist ein amerikanischer Ex-Elitesoldat, der jetzt auf einem Flughafen als Sicherheitschef arbeitet. Kurz vor Weihnachten gibt es genau auf diesem Flughaufen einen Anschlag auf ein Flugzeug, bei dem Daves Frau und Sohn ums Leben kommen. Als Dave feststellt, dass die Regierung den Anschlag vertuscht und als Unfall ausgibt, schwört er Rache und beginnt Jagd auf die Täter zu machen. Tja, und damit ist die Geschichte eigentlich auch schon erzählt.
Ich will nicht sagen, dass „Vergeltung“ ein schlechter Thriller wäre. Er ist durchaus nicht schlecht gemacht und hat mich auch unterhalten. Aber nachdem ich „Zeit des Zorns“ gelesen hatte, hatte ich von Herrn Winslow irgendwie doch mehr erwartet. „Vergeltung“ ist schlicht ziemlich einfach gestrickt. Das geht schon bei der Motivation des Protagonisten los. Terrorist tötet Familie von Elitesoldat, Elitesoldat tötet Terrorist. Und geht weiter bei dem Team, das Collins für den Auftrag anheuert. Jeder Einzelne bekommt eine Hintergrundgeschichte und damit auch Persönlichkeit, aber auch diese sind größtenteils leider schablonenartig. Der Australier im Team ist Surfer und hört Jack Johnson. Der Deutsche ist der Sprengstoffexperte und ist detailverliebt. Er mag Fußball. Der Israeli und der Palästinenser kommen – wer hätte es gedacht – nicht miteinander aus.
Die Übersetzung holpert an manchen Stellen ein bisschen und für mich waren es ein bisschen zu viele militärische Fachbegriffe, aber das ist Geschmackssache. Der Stil hat mir aber gefallen, die knappe, harte Sprache passt zum Thema und zum Genre. Beim nächsten Mal würde ich mir aber doch wieder etwas mehr Raffinesse und auch Humor wünschen.
Deshalb gibt es von mir diesmal 3 von 5 Sternen, kann man lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 22.02.2014
Smith, Zadie

London NW


ausgezeichnet

„Wenn sie nicht in ihr Alltagsleben zurückmüsste mit Behörden und Mieten und Mann und Job, könnte sie einfach durchdrehen! Warum nicht einfach durchdrehen!“ (S. 71)
Im Mittelpunkt von Zadie Smiths Roman „London NW“ stehen die beiden Freundinnen Keisha/Natalie Blake und Leah Hanwell. Die beiden wachsen gemeinsam im Londoner Nordwesten auf und auch wenn sich ihre Wege im Laufe der Zeit immer wieder von einander entfernen, bleiben sie für die jeweils andere sehr wichtig. Keisha ist nach der Schule die Erfolgreichere, äußerlich auch zu sehen an ihrer Namensänderung. Der Ausgangspunkt und Rahmen der Geschichte ist Leahs Begegnung mit einer ehemaligen Klassenkameradin, die verzweifelt an ihrer Tür erscheint.
„London NW“ ist voll von interessanten Gedanken und Überlegungen zu verschiedensten Themen. Vor allem geht es darum, wie man sich vor anderen und vor sich selbst präsentiert. Es geht um die Erwartungen, die andere an einen stellen. Ganz speziell geht es auch um Erwartungen, die an Frauen gestellt werden: Kind und Familie, Ehe und Beruf, Freundschaft und Gesellschaft, alles soll unter einen Hut gebracht werden. Dazu kommt auch noch die eigene Herkunft und Kultur. Ständig wechseln die Frauen ihre Rolle und beginnen diese jeweiligen Rollen zu hinterfragen.
Der Stil der Autorin hat mich begeistert. Sie schildert das Leben im Londoner Nordwesten ausgezeichnet, die beiden Frauen sind mir im Laufe des Romans regelrecht ans Herz gewachsen. Sehr gut gefallen hat mir auch die Textgestaltung, das Lektorat und auch die Übersetzung sind hervorragend.
Ich kann London NW also uneingeschränkt weiterempfehlen und möchte zum Schluss einfach noch mal den tollen Stil der Autorin für sich sprechen lassen:
„Weibliche Person sucht männliches Gegenstück zwecks liebevoller Beziehung. Und umgekehrt. Sozial niedriggestellte Person mit geistigem Kapital, aber ohne größere finanzielle Mittel, sucht höhergestellte Person mit deutlich größeren finanziellen Mitteln zwecks größtmöglichen beiderseitigem Nutzen […].“ (S. 293)

Bewertung vom 10.02.2014
Murakami, Haruki

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki


gut

Tsukuru Tazaki ist 36 Jahre alt, lebt in Tokio und arbeitet in seinem Traumberuf – er entwirft und baut Bahnhöfe. Seit einiger Zeit trifft er sich außerdem mit Sara und von außen betrachtet scheint sein Leben ziemlich geordnet und erfüllt. Doch Sara bringt einige Ereignisse aus seiner Vergangenheit ans Licht und drängt Tsukuru sich diesen zu stellen. Denn 16 Jahre zuvor wurde er aus einer Gruppe von fünf Freunden plötzlich ausgeschlossen, ohne Ankündigung und Begründung. Dieses Ereignis hätte ihn beinahe das Leben gekostet…
So ganz überzeugen konnten mich „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ von Murakami leider nicht. Das Buch enthält einige interessante Gedanken über Freundschaft und Liebe und wie einen beides verändern kann. Es geht vor allem darum, was man anderen geben kann oder sollte, um eine Beziehung zu bereichern. Und darum sich selbst einzuschätzen, aber auch wertzuschätzen. Die zahlreichen Metaphern mit Farben haben mir gut gefallen, so haben zum Beispiel die vier anderen Freunde alle eine Farbe im Namen, nur Tsukuru nicht, deshalb ist er der „farblose Herr“. Doch leider gefiel mir der Schreibstil nicht, alles wirkt sehr nüchtern und trocken, was ganz besonders bei den Szenen zwischen Tsukuru und Sara auffällt. Die besondere Liebe, die Tsukuru empfindet, kam bei mir nicht wirklich an.
Auch das Ende hat mich etwas enttäuscht, da doch einige Fragen offen geblieben sind. Da wird man als Leser etwas alleine gelassen und einige Erzählstränge versanden auch mitten im Buch und werden nicht wieder aufgegriffen.
Positiv hervorheben möchte ich noch das Cover, das wirklich sehr gelungen ist. Der Schutzumschlag ist teilweise durchsichtig und bringt so wieder ein bisschen Farbe auf das eigentlich grau gehaltene Buch.
Insgesamt kann ich sagen, dass „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ ein nettes Buch ist, das an manchen Stellen auch durchaus zum Nachdenken anregt. Doch dem ganzen Wirbel, der gerade darum gemacht wird, kann es dann doch nicht gerecht werden. 3,5 Sterne von mir.

11 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2014
Neuhaus, Nele

Böser Wolf / Oliver von Bodenstein Bd.6 (6 CDs)


sehr gut

Ein neuer Fall für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Es geht um den Tod eines jungen Mädchens, dessen Identität nicht geklärt werden kann. Doch schnell wird klar, dass dieser Fall viel größere Kreise ziehen wird.
Wie immer bei den Krimis von Nele Neuhaus ist auch „Böser Wolf“ sehr spannend und der Titel mehr als passend. Das Team ermittelt in verschiedene Richtungen, greift teilweise auch zu ungewöhnlichen Methoden und als Leser kann man auch ein wenig miträtseln.
Besonders gut bei den letzten Teilen hat mir immer die Ausgewogenheit zwischen den Ermittlungsarbeiten am Fall und den privaten Erlebnissen der Protagonisten gefallen. In dieser Hinsicht fand ich „Böser Wolf“ nicht ganz so gelungen. Von Oliver Bodenstein erfahren wir eigentlich kaum etwas aus seinem Privatleben, was gerade nach dem letzten Fall doch interessant gewesen wäre. Von Pia erfahren wir etwas mehr, aber das beschränkt sich auf den Anfang und das Ende des Krimis, dazwischen scheint auch sie kein Privatleben zu haben.
Dafür wird diesmal die Stimmung innerhalb des Teams mehr in den Vordergrund gestellt. Zum einen taucht Frank Behnke, der ehemalige Kollege, der im vorletzten Band das Team verlassen hat, wieder auf und macht Ärger. Zum anderen geht es aber auch um Vertrauen und Misstrauen zwischen den Ermittlern, um Teamwork und Einzelkämpfer. Das hat mir sehr gut gefallen und besonders Pia beweist einmal mehr ihre Führungsqualitäten.
Die Sprecherin Julia Nachtmann fand ich auch sehr passend. Sie hat eine angenehme Stimme und bringt die verschiedenen Ausdrucksweisen der einzelnen Handelnden sehr gut rüber. Der Prolog wird von Nele Neuhaus selbst gelesen, das ist ganz nett, hätte aber auch nicht gefehlt, wenn es nicht dabei gewesen wäre.
Insgesamt kann ich „Böser Wolf“ also weiterempfehlen und nun bin ich auf den nächsten Teil gespannt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2014
Schwarz, Nora

Todestrieb (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Fotograf Sven Borke wird tot in einer Lagerhalle gefunden, gefesselt und fürchterlich zugerichtet. Das ungleiche Ermittlerteam Hanna Mantolf und Tom Krohne beginnt in dem Fall zu ermitteln, der sie vor allem in die SM-Szene von Mannheim führt.
Mir hat „Todestrieb“ von Nora Schwarz sehr gut gefallen. Die Handlung erstreckt sich nur über wenige Tage, es gibt jeweils ein Kapitel für einen Tag. Doch an diesen Tagen passiert jede Menge und als Leser lernt man dabei sowohl die beiden Ermittler als auch das Opfer und sein Umfeld sehr gut kennen. Neben den aktuellen Geschehnissen rund um den Kriminalfall gibt es zwischendrin immer wieder Einschübe, die die Geschichte eines jungen Mädchens schildern, das von seinem sehr autoritären drangsaliert wird. Diese Teile des Buchs gehen ganz besonders unter die Haut, außerdem rätselt man die ganze Zeit, wessen Geschichte das nun ist. Die Autorin hat es so geschickt angelegt, dass diese Kindheit auf mehrere der Personen passen würde.
Von den Protagonisten hat mir Hanna Mantolf am besten gefallen. Nach und nach erfährt man einiges aus ihrer Vergangenheit und versteht den Charakter immer besser. Sie überrascht ihren Kollegen Tom immer wieder damit, wie gut sie sich in der SM-Szene auskennt und wie sicher sie sich darin bewegt. Er wirkt neben ihr immer etwas sehr naiv und gut bürgerlich mit seinem Haus und Frau (die natürlich Maria heißt!) und Kindern. Seine Liebe für Musik gibt ihm aber auch noch einen interessanten Anstrich.
Einziger Kritikpunkt ist leider das Lektorat des Buches. Da haben sich doch einige Fehler eingeschlichen und manches ist nicht ganz stimmig. Das sind nur Kleinigkeiten, aber die tragen natürlich auch zum Gesamteindruck bei. Trotzdem kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 08.12.2013
Gorelik, Lena

Die Listensammlerin


ausgezeichnet

„Die Listensammlerin“ von Lena Gorelik ist für mich eines der Bücher des Jahres. Eine wunderbare und wunderbar traurige Familiengeschichte, die einen nicht kalt lässt.
Es geht zum einen um Sofia, eine junge Mutter, deren Tochter kurz vor einer wichtigen Herzoperation steht. Aus der Ich-Perspektive berichtet Sofia von ihrem Alltag mit ihrem Mann, ihrer Tochter und vor allem mit ihrer russischen Mutter und der Großmutter, die an Alzheimer leidet und im Pflegeheim ist. Sie berichtet von ihren Ängsten und Problemen und wie sie diese teilweise bewältigt, in dem sie Listen schreibt. Zum Beispiel über die Fehler ihrer Mutter im Deutschen, Szenen ihres Lebens, die auch in einem Film hätten stattfinden können, Sätze, die sie nie sagen wollte.
Zum anderen geht es um Grischa, Sofias Onkel, den sie aber nie kennengelernt hat und von dem sie auch nichts weiß. Die Geschichte von Grischa beginnt in seiner Jugend und man lernt ihn als Leser sehr gut kennen. Grischa kommt mit dem System in der Sowjetunion nicht zurecht, er wehrt sich dagegen und wird so zum Sorgenkind der Familie. Auch Grischa schreibt Listen, zum Beispiel darüber, was er seiner Mutter wünscht.
Durch diese beiden Perspektiven lernt man als Leser die Familie ganz besonders kennen und vor allem verstehen. Man kennt die Großmutter zum einen als alte Frau mit Alzheimer, aber auch als Mutter von Grischa, wie sie mitten im Leben steht. Manchmal muss man sich wieder ins Gedächtnis rufen, dass es sich hier tatsächlich um dieselbe Person handelt. Sofias Mutter lernt man auch als Schwester von Grischa kennen, als junges Mädchen und junge Mutter. Und man lernt das Leben in den verschiedenen Systemen, also in der Sowjetunion und in der BRD, kennen und sieht, wie es auch die Menschen verändert und prägt. Sofia beschreibt immer wieder das "sowjetische Erbe" ihrer Mutter, was mir auch sehr gut gefallen hat.
Die Protagonistin Sofia ist Schriftstellerin und verzweifelt öfter, wenn ihr in ihrem Leben die Worte fehlen, denn Worte sind schließlich ihr Metier, wie sie immer wieder sagt. Dasselbe kann auf jeden Fall von der Autorin gesagt werden. Lena Gorelik kann wunderbar mit Worten umgehen, sie schafft tolle Bilder und transportiert die Gefühle ihrer Figuren meisterhaft. Mich hat das Buch auf jeden Fall gefangen genommen, ich habe mit Sofia und Grischa gelitten und darf „Die Listensammlerin“ auf meine Liste der Bücher, die mich zum Weinen gebracht haben, setzen.
Von mir also eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.12.2013

Stammtischmorde II


sehr gut

Bereits zum zweiten Mal haben sich die Leipziger Krimiautoren der Stammtischrunde mit dem fhl-Verlag zusammen getan und eine schöne Krimianthologie zusammengestellt. 13 Kurzkrimis sind es insgesamt, von 12 Leipziger Autoren und dem Gastautor Edgar Franzmann. Herausgekommen ist dabei wieder eine sehr schöne Mischung verschiedener Krimigenres. Ein wiederkehrendes Motiv ist auch dieses Mal Rache und Vergeltung, ansonsten geht es um Mord, Diebstahl, Zwangsprostitution, aber auch ganz natürliche Todesfälle kommen vor.
Das schöne an Kurzkrimis ist meiner Meinung nach, dass Autoren hier mal etwas ganz anderes ausprobieren können oder eine kleine Besonderheit einbauen können, die bei einem ganzen Roman schnell langweilig werden würde. Ich möchte zum Beispiel keinen ganzen Krimi aus der Sicht der Schuhe des Opfers erzählt bekommen, aber der Kurzkrimi „Tanz in den Tod“ von Mandy Kämpf hatte genau die richtige Länge für dieses Motiv.
Auch kleine, raffinierte Mordpläne sind genau das richtige für Kurzkrimis, in dieser Sammlung zum Beispiel „Kriminelle Fantasie“ von Hartwig Hochstein, „Leipziger Roulette“ von Gastautor Edgar Franzmann oder „Das Pfötchenhotel“ von Andreas Stammkötter.
Richtige Ermittlungen mit einem Kommissar lese ich lieber in einem längeren Krimi, in dem ich die einzelnen Personen dann auch besser kennenlernen und miträtseln kann. In diesem kurzen Format gefällt mir das nicht ganz so, daher war für mich „Herz auf Spieß“ von Frank Kreisler einer der schwächeren Kurzkrimis.
Einige der Geschichten spielen erkennbar in Leipzig, auch das fand ich wieder sehr schön. Und man trifft wieder einige bekannte Autoren des ersten Bandes. Romy Fölck und Traude Engelmann fand ich schon im ersten Teil super und sie überzeugen auch hier wieder.
Gar nicht gefallen hat mir eigentlich nur eine Geschichte, „Erste Liebe“ von Christian Barz, aber zum großen Teil wurde ich gut unterhalten. Daher gibt es von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.08.2013
Izquierdo, Andreas

Das Glücksbüro


ausgezeichnet

„Das Glücksbüro“ von Andreas Izquierdo ist eines von diesen Büchern, das einen einfach überrascht. Für mich war es wirklich ein kleiner Schatz, ein ganz besonders Buch, das mich auf eigentlich einfach Art und Weise glücklich gemacht hat und sicher noch eine Weile nachklingen wird. Und es ist eines von diesen Büchern, nach denen macht sich fragt „Und was lese ich jetzt?“, weil erst einmal kein Buch gut genug scheint, um direkt nach diesem gelesen zu werden.
Aber der Reihe. Worum geht es eigentlich? Albert Glück ist der perfekte Beamte. Er arbeitet im Amt für Verwaltungsangelegenheiten (allein diese Bezeichnung ist schon toll!), beginnt seinen Arbeitstag jeden Tag um punkt 07.30 Uhr, beendet ihn um punkt 16.00 Uhr und hat zu diesem Zeitpunkt immer alle Anträge abgearbeitet. Bis eines Tages der Antrag E45 auf seinem Tisch landet. Denn dann passiert das Unmögliche: Albert kann diesen Antrag nicht bearbeiten. Also macht er sich auf, die Antragstellerin zu finden. Und diese stellt seine ordentliche Welt ziemlich auf den Kopf…
Ich finde nicht, dass es sich hier – wie der Klappentext behauptet – um eine reine Liebesgeschichte handelt. Vielmehr stehen wirklich Albert, sein Leben und sein ganz besonderer Blick auf seine Umwelt und seine Mitmenschen im Vordergrund. Genau wie Anna lernt der Leser Albert immer mehr kennen und auch lieben. Er ist ein komischer Kauz, aber ein sehr liebenswerter. Zudem findet man in dem Roman einige sehr schöne Gedanken über das kleine und das große Glück, über das Leben und natürlich auch die Liebe. An einigen Stellen ist es witzig, an anderen traurig, aber insgesamt macht es einfach glücklich.
Kurz gesagt, ich kann „Das Glücksbüro“ uneingeschränkt weiterempfehlen. Ein kleines, aber feines Buch mit großer Wirkung. Und sicher nicht mein letztes von Andreas Izquierdo. 5 von 5 Sternen!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2013
Stricker, Sven

Schlecht aufgelegt


sehr gut

Paul mag Menschen nicht besonders. Am wenigsten die Anrufer, mit denen er sich als Call-Center-Agent einer Telefonauskunft täglich auseinandersetzen muss. Noch weniger mag er allerdings seine Kollegen, deswegen ist er alles andere als begeistert, als er dazu verdonnert wird den neuen Kollegen, Kuli, einzuarbeiten. Kuli schafft es dann auch tatsächlich Paul nicht nur den Tag, sondern die gesamte Woche zu verderben. Denn bei seinen ersten Anrufe versuchen werden die beiden Ohrenzeugen eines Streits und kurz darauf ist die Anruferin tot. Paul und Kuli beschließen sich als Privatdetektive zu betätigen…
Der Debütroman „Schlecht aufgelegt“ von Sven Stricker wird als Krimikomödie beschrieben und ich finde, das trifft es ganz gut. Im ersten Teil überwiegt eher die Komödie, so richtig Spannung will da noch nicht aufkommen. Im letzten Teil wird es dann aber doch noch etwas packender und es kommt auch etwas Fahrt in die Geschichte.
Die Geschichte lebt aber natürlich von ihren skurrilen Charakteren, allen voran Kuli und Paul, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Paul, der Misanthrop und Zyniker, der aber durchaus seinen weichen Kern hat und sich vor allem nach seiner Tochter in Spanien sehnt. Dagegen Kuli, der ewige Optimist, der aber auch ziemlich weltfremd und naiv ist und vor allem für die Musik lebt. Von den Nebenfiguren hat mir Henk am besten gefallen. Er betreibt ein Café, in dem den ganzen Tag finnischer Metal läuft, schnauzt seine Kunden an und trägt eine Lederjacke zu seiner Schürze. Aber er macht auch das beste Frühstück in Berlin.
Der Humor hat auch genau meinen Geschmack getroffen, denn oft folgt man als Leser einfach den Gedankengängen der beiden Protagonisten. Besonders gut hat mir zum Beispiel folgender gefallen: „Das war immer das Schlimmste. Kunden, die nicht mitdachten. Überhaupt, Menschen, die nicht mitdachten. Überhaupt, Menschen.“ (S. 13) Das Buch hat aber durchaus auch seine ernsten Momente, die auch zum Nachdenken anregen, und die halten sich gut die Waage mit den lustigen Momenten.
Insgesamt hätte ich mir von der Krimihandlung noch ein bisschen mehr versprochen. Die beiden ermitteln zwar ganz kräftig, viel kommt dabei aber nicht heraus und sie kommen nicht so richtig voran. Ich wurde aber trotzdem sehr gut unterhalten und vergebe daher vier von fünf Sternen!