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amena25

Bewertungen

Insgesamt 277 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2022
Das siebte Mädchen
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen


sehr gut

Packendes Debüt
In dem kleinen Ort Breaux Bridge in Louisiana passiert wenig. Doch im Sommer 1998 verschwinden sechs Mädchen spurlos und ihre Leichen werden nie gefunden. Die 12-jährige Chloë kennt alle diese Mädchen aus der Schule oder war sogar mit ihnen befreundet. Ausgerechnet Chloë findet im Schlafzimmerschrank ihrer Eltern eine Schatulle mit Schmuckstücken der verschwundenen Mädchen und meldet dies der Polizei. Ihr Vater gesteht die Taten und wird als Serienmörder verurteilt. Chloës Leben wird schlagartig auf den Kopf gestellt und ihre Familie bricht auseinander. Nur zu ihrem Bruder Cooper hält sie seit dem damaligen Geschehen noch engeren Kontakt.
Zwanzig Jahre später ist Chloë promovierte Psychologin. Das damalige Geschehen hat sie eher verdrängt als wirklich verarbeitet. Kurz nachdem ein Journalist sie zum Jahrestag der Morde interviewen will, verschwinden wieder junge Mädchen. Eine davon ist ausgerechnet eine von Chloës Patientinnen und offenbar hat Chloë sie als letzte lebend gesehen. Offenbar will jemand die Taten ihres Vaters nachahmen und den 20. Jahrestag der Morde auf diese Weise begehen. Oder, für Chloë eine noch schlimmere Vorstellung, der wahre Täter ist gar nicht ihr Vater, sondern noch immer auf freiem Fuß?
Der Thriller ist spannend und wendungsreich. Man erlebt Chloës Ängste und ihre Verunsicherung spürbar mit, vor allem, da sich mehr und mehr Verdachtsmomente ergeben, dass jemand anders als der verurteilte Vater hinter den Taten steckt. Selbst ihrem Verlobten Daniel misstraut sie, da er sich zunehmend merkwürdig verhält. Doch Chloës Phantasie und ihre Erinnerung scheinen immer wieder zu verschwimmen, sodass man ihrer Wahrnehmung auch nicht vollkommen trauen kann.
Ein packendes Debüt der amerikanischen Autorin Stacy Willingham.

Bewertung vom 29.08.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Filmreif
Carla Winter ist Strafverteidigerin in Frankfurt am Main. Sie führt ein angenehmes Leben, ihre Kanzlei läuft gut, sie hat wohlhabende Klienten und gönnt sich hin und wieder einen jungen Liebhaber. Doch eines Morgens bekommt sie überraschend Besuch aus dem türkischen Konsulat. Ihr Exmann sei in der Türkei bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Als einzige lebende Verwandte soll sie die Bestattung übernehmen. Auch wenn Felix, ihr Exmann, ein ziemlicher Lebemann war, fühlt Carla sich dazu natürlich verpflichtet. Doch als sie nach Hause kommt, ist ihr Haus verwüstet und der junge Liebhaber ermordet. Kurz darauf ist ihr selbst ein Killer auf den Fersen. Er fordert von Carla, dass sie eine geraubte, babylonischer Statue aus dem Irak von unschätzbarem Wert wiederbeschaffen soll. Offenbar war ihr Exmann Felix in internationalen Raubkunstschmuggel verwickelt.
Carla reist in die Türkei, um Antworten zu dieser mysteriösen Angelegenheit finden. Und sie bittet einen Klienten aus einem früheren Fall um Hilfe, der auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Will Carla Winter am Leben bleiben, kann sie sich nicht an das Gesetz halten. Dabei ahnt sie noch nicht, dass sie nur eine Figur in einem teuflischen Spiel ist.
Carla Winter ist eine sympathische, selbstbewusste und toughe Persönlichkeit, die sich auch in schwierigen und gefährlichen Situationen behaupten kann. Die Handlung wird temporeich und spannend erzählt. Auch wenn manche Szenen ziemlich actionreich und filmreif gestaltet sind, fühlt man sich von dem gut durchdachten und schlüssigen Plot gut unterhalten.

Bewertung vom 26.08.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


sehr gut

Sympathische Ermittlerin

Bei ,,Sturmrot“ handelt es sich um den ersten Band einer Trilogie um die junge und noch unerfahrene Ermittlerin Eira Sjödin.
Eira Sjödin hat sich aus Stockholm in ihre nordschwedische Heimatregion Ådalen versetzen lassen, um sich um ihre an Demenz erkrankte Mutter kümmern zu können. Bisher hatte sie nur mit kleineren kriminellen Delikten zu tun.
Doch dann wird ein alter Mann ermordet in seinem Badezimmer aufgefunden – ausgerechnet von seinem eigenen Sohn, Olof Hagström, der sein Elternhaus seit über 20 Jahren nicht mehr betreten hat. Im Alter von 14 Jahren hatte Olof gestanden, die Jugendliche Lina Stavred vergewaltigt und ermordet zu haben. Damals wurde er in einem Jugendheim untergebracht und seither nicht mehr in der Gegend gesehen. Eira Sjödin war zum Zeitpunkt des damaligen Geschehens 9 Jahre alt. Nun soll sie den Mord an dem alten Hagström aufklären, was die Albträume ihrer Kindheit wieder aufleben lässt. Bei ihren Ermittlungen stößt Eira auf Zusammenhänge zu dem Fall um Lina und ihr fallen so einige Ungereimtheiten auf. Als dann auf Olof Hagström noch ein Brandanschlag verübt wird, vermutet Eira, dass der wahre Täter von damals noch nicht gefasst wurde. Dazu muss sie in die Vergangenheit der Dorfbewohner und auch ihrer eigenen Familie tief graben, was nicht jedem passt.
Der Krimi besticht weniger durch atemlose Spannung oder viel Action, sondern eher durch schlüssige Konstruktion, viel Reflexion und soliden, aber eher allmählichen Spannungsaufbau. Mit Eira Sjödin ist der Autorin eine sympathische, junge Ermittlerfigur gelungen, von der man gerne noch mehr lesen möchte.

Bewertung vom 30.07.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Auftakt

Die junge Ermittlerin Lilly Hed hat sich aus privaten Gründen aus Stockholm ins idyllische Nynäshamn an der Schärenküste versetzen lassen. Dort löst ihre Versetzung ziemliche Überraschung aus, da Lilly Hed bisher ziemlich erfolgreich war. Was will sie in einem kleinen Kaff, in dem nichts passiert? Nur ganz allmählich erfährt man von einer sehr belastenden Beziehung, der sie durch den Umzug offenbar entfliehen will.
Ganz Schweden leidet unter Rekordtemperaturen und in Nynäshamn gibt es kurz hintereinander mehrere Brände, bei denen auch Menschen zu Schaden kommen. Es verdichten sich die Hinweise, dass die Feuer gezielt gelegt wurden, vielleicht aus Rache? Denn die Opfer sind alle Männer im gleichen Alter. Lilly und ihre Kollegen beginnen fieberhaft zu ermitteln. Im Feuerwehrchef Jesper findet sie einen Verbündeten, der ihr schon bald auch mehr als ein guter Freund wird. Doch sowohl Jesper als auch Lilly haben große Probleme, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen……
Die Handlung wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Den Erzählstrang, der in der Vergangenheit spielt, kann man zunächst nicht so recht einordnen, was die Spannung jedoch steigert.
Die Hauptfigur Lilly Hed wirkt sympathisch und authentisch, auch die anderen Figuren werden glaubhaft geschildert. Die Handlung wird dynamisch und schlüssig erzählt bis zur überraschenden Auflösung am Ende.
Ein sehr spannender Auftakt zu einer neuen Reihe!

Bewertung vom 18.05.2022
Der letzte Schrei
Sagiv, Yonatan

Der letzte Schrei


sehr gut

Schrill, bunt und skurril
Der queere Privatermittler Oded Hefer entspricht nicht den typischen Vorstellungen, die man von einem Privatdetektiv hat. Schwatzhaft und dem Luxusleben zugeneigt, mit wenig Erfahrung und Erfolg in privaten Ermittlungen, lässt er sich zudem von jedem gutaussehenden Mann ablenken. Als er den Auftrag bekommt, sich um die 15-jährige Carine zu kümmern, die nach Meinung ihrer Eltern unbedingt ein Pop-Star werden muss, diese Karriere gerade aber völlig schleifen lässt, wittert Oded die große Chance, mit diesem Fall eine Eintrittskarte in die High Society von Tel Aviv gelöst zu haben. Doch als auf einer Party seines Auftraggebers eine transsexuelle Frau verschwindet und Odeds zunächst widerwilligen Ermittlungen dubiose Machenschaften seines Auftraggebers aufdecken, werden ihm immer größere Steine in den Weg gelegt. Doch das stachelt Odeds Ermittlerinstinkt erst so richtig an….
Tel Aviv als Handlungsort ist erfrischend anders, auch die queere Community zeigt ein buntes Gemisch witziger, schriller, aber auch tragischer Gestalten. Witzige, pointierte und teils politisch völlig unkorrekte Dialoge tragen zu einem großen Teil des Unterhaltungswerts bei. Allerdings muss man sich in die queere Sprache als ,,Normalleser“ erst einmal gewöhnen und nicht alle Andeutungen auf israelische Besonderheiten sind gleich verständlich.
Insofern ist ,,Der letzte Schrei“ ein interessanter, aber auch gewöhnungsbedürftiger Krimi jenseits der konventionellen Schiene.

Bewertung vom 25.04.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Jäger und Gejagter

John Adderley musste nach einem missglückten Undercover-Einsatz, der ihn fast das Leben gekostet hätte, untertauchen. Mithilfe einer neuen Identität als Fredrik Adamsson kehrt er in die Stadt seiner frühen Kindheit, nach Karlstadt in Schweden zurück. Schon nach dem letzten Fall (,,Der andere Sohn“, Band 1) wollte John eigentlich Schweden den Rücken kehren. Doch nun hat sein Freund Trevor, der ihm bei dem Undercover-Einsatz gegen die nigerianische Mafia das Leben gerettet hat, wieder Kontakt zu ihm aufgenommen. Er ist offenbar unheilbar krank. Doch John misstraut allem und jedem, da ihn die tödliche Gefahr seines früheren Lebens jederzeit einholen kann.
Gleichzeitig ermitteln John und seine schwedischen Kollegen in dem Mord an der jungen Geschäftsfrau Stella Bjelke. Sie hatte zusammen mit ihrer Schwester Alice eine sehr erfolgreiche Dating-App kreiert. Während Alice, durch einen Unfall entstellt, das Superhirn fürs Digitale bei der App ist, genoss Stella das Leben in vollen Zügen, offenbar auch mithilfe ihrer eigenen App. Während der Ermittlungen wird einerseits das schwierige Verhältnis der beiden Schwestern deutlich, aber auch, dass beide offenbar so einiges zu verbergen hatten.
Gleichzeitig wird John von den tödlichen Feinden aus seiner Vergangenheit immer enger eingekreist, sodass er nicht nur Jäger, sondern auch Gejagter wird.
Die beiden Handlungsfäden sind geschickt miteinander verwoben und wechseln sich in zunehmender Dynamik ab, sodass die Spannung stetig steigt. Je stärker John Adderley bedrängt wird, desto mehr nehmen seine Skrupel ab, sich auch illegaler Methoden zu bedienen, was zwar nicht immer ganz realistisch wirkt, aber in jedem Fall spannend und unterhaltsam ist.

Für das bessere Verständnis von „Die andere Schwester“ sollte auch der erste Band der Reihe von Peter Mohlin und Peter Nyström gelesen worden sein. Unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 01.04.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Deutsch-dänische Kooperation

Bei einem Spaziergang im Watt machen ein Lehrer und sein elfjähriger Schüler im dichten Nebel einen grausamen Fund: Im festen Sand des Meeresgrundes steckt die Leiche eines Mannes. Da die Leiche genau auf der deutsch-dänischen Grenzlinie gefunden wurde, werden auch die dänische und die deutsche Kriminalpolizei eingeschalten.
Auf dänischer Seite ist es Lykke Teit, die zum ersten Mal die Ermittlungen in einem Mordfall leiten darf. Pikanterweise kennt sie den Toten, Bjarke Laumann, da sie ein flüchtiges Verhältnis mit ihm hatte. Das behält sie natürlich für sich. Allerdings hat sie gerade erst eine SMS von Bjarke erhalten, in der er sie um Hilfe bittet. Doch zu dem Zeitpunkt muss Bjarke Laumann schon tot gewesen sein!
Von deutscher Seite wird ihr Rudi Lehmann aus Flensburg zur Seite gestellt, ein schon älterer und sehr erfahrener Ermittler. Trotz aller Unterschiede verstehen sich die beiden auf Anhieb, eine angenehme Abwechslung zu den sonst üblichen Machtkämpfen zwischen neuen Ermittlern. Als dann auch noch der elfjährige Schüler verschwindet, der beim Leichenfund im Watt mit dabei war, müssen Lykke und Rudi in verschiedenen Fällen ermitteln. Dabei gerät das kleine Dorf Melum in den Fokus der Ermittlungen, in dem eigentlich jeder jeden kennt. Und in diesem Dorf sind schon öfters Kinder spurlos verschwunden.
Die beiden sympathischen Ermittler ergänzen sich und arbeiten gut zusammen. Beide haben auch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, allerdings spielt dies im Krimi nur eine untergeordnete, denn och interessante Rolle. Sicherlich wird man in einem nächsten Band mehr über das Vorleben der beiden lesen.
Spannend, schlüssig konstruiert und äußerst unterhaltsam zu lesen!

Bewertung vom 21.02.2022
Im Schatten der Wende
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende


sehr gut

Mehr Zeitgeschichte als Krimi

Im Oktober 1989 begleiten wir den jungen Polizisten Tobias Falck bei einem Einsatz gegen Demonstranten in Leipzig. Noch stellt er das DDR-Regime nicht in Frage und kann die Kritik an der DDR und ihren Politikern nicht nachvollziehen. Doch die Überzeugung der Demonstrierenden und das Vorgehen der Staatsmacht gegen sie verunsichern ihn zutiefst.
Kurz nach dem Mauerfall tritt Tobias Falck seinen Dienst beim neu gegründeten Kriminaldauerdienst in Dresden an – und trifft mit seinem neuen Chef Hauptmann Schmidt und der Kollegin Stefanie Bach auf alte Bekannte aus seiner Zeit als Volkpolizist. Schmidt macht es ihm zunächst äußerst schwer, doch in Steffi Bach findet er eine nette Kollegin und Vertraute. Das KDD-Team hat jedoch auch mit einer ganz neuen Form von Kriminalität zu kämpfen, die es bisher so im Osten nicht gab: Drogenhandel, Prostitution, Mord auf offener Straße. Dazu kommen menschliche Tragödien wie z.B. die kleinen Kinder, die von ihren Eltern allein in der Wohnung zurückgelassen wurden, um in den Westen zu gehen.
Als die westdeutsche Kollegin Sybille Suderberg auftaucht und um Amtshilfe bei der Suche nach einem Auftragskiller bittet, knirscht es zunächst gewaltig. Ost- und westdeutsche Vorurteile werden aufgetischt und so manches Klischee bewahrheitet sich leider.
Die Ermittlungen schweißen die zusammengewürfelte Truppe jedoch allmählich zu einem wirklichen Team zusammen. Dabei ist die Entwicklung von Tobias Falck von einem eher naiven und gehorsamen zu einem kritischen und emanzipierten Menschen glaubhaft geschildert und wirkt authentisch. Der eigentliche Kriminalfall gerät dabei leider etwas in den Hintergrund und wirkt auch nicht ganz so überzeugend, sodass man schon eher von einem zeitgeschichtlichen Roman als von einem typischen Krimi sprechen könnte.

Bewertung vom 07.02.2022
Der Herzgräber
Williams, Jen

Der Herzgräber


weniger gut

Unglaubwürdig

Nach dem Suizid ihrer Mutter kehrt Heather Evans widerstrebend in ihr Elternhaus zurück, um den Nachlass ihrer Mutter zu ordnen. Dabei entdeckt sie stapelweise sehr persönliche Briefe, die Michael Reave, ein verurteilter Serienkiller, ihrer Mutter über Jahre schrieb. Reave hatte zahlreiche junge Frauen auf bestialische Weise getötet und sitzt seit 20 Jahren seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis ab. Was hatte ihre Mutter mit dem Serienmörder zu tun?
Als nun wieder junge Frauen auf ganz ähnliche Weise getötet und ihre Leichen mit Blumen in Szene gesetzt werden, gehen die Ermittler von einem Nachahmungstäter aus. Oder sitzt Michael Reave womöglich seit Jahren unschuldig im Gefängnis?
Zusammen mit Detective Ben Parker macht sich Heather auf die Suche nach der Wahrheit. Heather soll mit Michael Reave persönlich sprechen und ihm so eventuell die Wahrheit entlocken zu können. Auch erhofft sie sich Gewissheit darüber, was Reave und ihre Mutter verbunden hat. Heather fühlt sich jedoch zunehmend beobachtet und verfolgt, während sich zwischen ihr und Parker eine zarte Romanze anbahnt.
Als Leser ist man zunächst etwas verunsichert, ob Heather sich diese Verfolgung womöglich nur einbildet und überspannt reagiert. Als sie aber konkrete Hinweise darauf findet, dass jemand während ihrer Abwesenheit im Haus war, bleibt sie dennoch dort. Mut oder Naivität? Heather wirkt weder besonders sympathisch noch kann man ihr Verhalten immer nachvollziehen. Manche Situationen wirken sehr vorhersehbar und wenig authentisch. Auch die Liebesgeschichte wirkt in diesem Zusammenhang unpassend. Die Auflösung am Ende gleitet mehr und mehr ins übertrieben Gruselige ab, sodass es fast schon komisch wirkt. Während mich ,,Der Herzgräber“ zu Beginn noch einigermaßen spannend unterhalten hat, fand ich es zum Ende hin nur noch unglaubwürdig und lächerlich.

Bewertung vom 02.01.2022
Was wir verschweigen / River Delta Bd.1
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / River Delta Bd.1


sehr gut

Hinterlässt zwiespältige Gefühle

An einem stürmischen Herbsttag wird ein Mann in einem finnischen Holzhaus während eines Besäufnis-Wochenendes erstochen. Da alle anderen Partygäste sich an kaum etwas erinnern können, geben sie keine verlässlichen Zeugen ab. Dennoch scheint der Fall schnell gelöst, da im nahegelegenen Wald noch am gleichen Abend ein verdächtiger Mann mit Blutspuren an der Kleidung festgenommen wird. Doch für den Ermittler Jari Paloviita, der sich eigentlich gerade berechtigte Hoffnungen auf einen Aufstieg auf der Karriereleiter macht, wird dieser Mord zum kompliziertesten Fall seines Lebens. Der Verdächtige, Antti, war in der Jugend sein bester Freund. Und Jari Paloviita verdankt ihm nicht nur sein Leben.
Die Handlung dieses finnischen Kriminalromans spielt auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, die geschickt miteinander verwoben werden. Die Kindheits- und Jugenderlebnisse Jaris sind Ursache und Grund für sein jetziges Verhalten als Ermittler. Dabei berühren und erschüttern die Schilderungen der Kindheitserinnerungen den Leser mehr als die heutige Zeitebene. Jari wächst eigentlich wohlbehütet in einer funktionierenden Familie auf, doch seine Erlebnisse in der Schule sind geprägt von Mobbing und Aggression durch Mitschüler, was er aber seinen Eltern gegenüber verschweigt. Nur mit seinem Freund Antti teilt er diese teils grausamen Geheimnisse. Antti hingegen wächst in einer gänzlich anderen Familiensituation auf, er kennt Aggression und Gewalt von zu Hause aus und hat gelernt, sich dagegen zu wehren.
Nun versucht Jari Paloviita, seinem Jugendfreund Antti, zu dem er seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr hatte, zu helfen. Dabei stellt er sich allerdings erstaunlich ungeschickt an, sodass seine Partner Henrik Oksman und Linda Toivonen misstrauisch werden und Nachforschungen auf eigene Faust anstellen….
Der Krimi hinterlässt bei mir zwiespältige Gefühle. Einerseits erschüttert der allgegenwärtige Alkoholmissbrauch vieler Beteiligten, der meist in Depression, Aggression und Gewalt endet. Andererseits sind die beiden Ermittler Paloviita und Oksman, gerade auch in ihrer Funktion als Gegenspieler, sehr interessant, während Linda Toivonen zu Beginn ausführlich vorgestellt wird, dann aber leider nur noch eine recht blasse Figur abgibt.
Am Ende bleiben einige Fäden lose und manche Frage offen, doch vielleicht werden diese in einem Folgeband aufgegriffen.