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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2022
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


sehr gut

Glitzer, Glamour und eine jede Menge Hollywoodflair erwartet Leser*innen in diesem Buch. Ebenso Klatsch und Tratsch über eine Frau, die siebenmal verheiratet war: die Lebensgeschichte der sagenhafte Diva Evelyn Hugo. Aber Vorsicht, was vordergründig als seichter Roman erscheint, entwickelt ziemlich schnell eine Tiefe und hochemotionale Seite. Denn hinter all dem Hollywoodzauber verbirgt sich eine Liebesgeschichte, die zu Herzen rührt. Und zwar in einer Zeit, in der feste gesellschaftliche Normen gelten und Toleranz keine Rolle spielt.

Taylor Jenkins Reid (ÜS: Babette Schröder) gibt auf ihre flotte und lockere Art Einblicke hinter die Kulissen der Filmindustrie der 1950iger und 60iger Jahre. Ich hatte sofort Bilder berühmter Filmstars, wie Rita Hayworth oder Elizabeth Taylor vor Augen, so authentisch und plastisch wird das Geschehen in Szene gesetzt. Mit Evelyn Hugo hat sie eine Protagonistin geschaffen, der man es auch abnimmt, alles für ihre Karriere zu tun. Sie ist zumindest zu Beginn nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Doch erst als Evelyn immer mehr aus ihrem Privatleben preisgibt, bröckelt die Fassade der taffen Karrierefrau.

Die Autorin findet immer den richtigen Ton, um die jeweiligen Abschnitte aus Evelyns Leben sowie die Gegebenheiten der damaligen Zeit zu schildern. Spannend, emotional und absolut unterhaltsam entsteht dabei ein Porträt einer Zeit des Scheins und der Spießigkeit, des Versteckens und Vertuschens. Evelyn Hugo kann Daisy Jones zwar nicht ganz das Wasser reichen, hat mir aber unterhaltsame Lesestunden beschert.

Bewertung vom 13.08.2022
Keine wie sie
Krecic, Jela

Keine wie sie


sehr gut

So malerisch, gedankenverloren und nachdenklich das wunderschöne Cover anmuten mag, so widerspenstig und fordernd ist „Keine wie sie“ selbst. Jela Krečičs Stil (übersetzt von Liza Linde) ist locker, mit ihren eingängigen Dialogen vereinnahmend und zugleich äußerst klug. Allerdings wäre da noch ihr nervenaufreibender Protagonist Matjaž, dessen oftmals unmögliches Verhalten eine gehörige Antipathie aufkommen lässt.

Nachdem er die Trennung von seiner Langzeitfreundin Sara, die noch dazu mittlerweile einen anderen Partner hat, noch immer nicht verkraftet hat, fasst Matjaž den absurden Plan, sie wieder für sich zu gewinnen, indem er eine neue Freundin findet. Dass seine darauffolgende Dating-Irrfahrt durch die Bars und Betten von Ljubljana bei dieser mehr als fragwürdigen Einstellung unter keinem guten Stern steht, ist klar.

Selten habe ich einen derart überheblichen wie im Umgangston unmöglich arroganten Protagonisten kennengelernt, dem es gelingt männliche Ignoranz und abstoßende Misogynie so mustergültig umzusetzen, wie Matjaž es tut. Beleidigungen sind sein Spezialgebiet, seine Flirts haben von Beginn an keine Chance, denn innerhalb von Sekunden bildet Matjaž sich ein abschließendes Urteil, das er den Frauen gerne so direkt, unverblümt und oftmals ausgesprochen feindselig entgegenschleudert – natürlich nicht ohne dabei Mansplaning vom Feinsten zu betreiben.

Genialerweise ist all das von einer Frau geschrieben worden, die es herrlich pointiert auf die Spitze treibt und Matjažs Charakter so Stück für Stück offenlegt: Hinter offener Feindseligkeit versucht er die trennungsbedingte Ablehnung und den damit verbundenen Schmerz und die eigene Unsicherheit zu verbergen, hinter seinem Lächeln sein desinteressiertes Nichtzuhören, hinter Provokation innerliche Leere und Langeweile.

„Keine wie sie“ liest sich als äußerst unterhaltsames Portrait über Dating-Irrfahrten und gesellschaftspolitische Ansichten einer ganzen Generation und ist zugleich Mansplaning at its best – geschrieben von einer Frau, was dem Ganzen einen besonderen Twist verleiht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2022
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1
Giordano, Mario

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1


ausgezeichnet

„Terra di Sicilia“ ist ein äußerst interessantes und vor allem spannend zu lesendes Stück Zeitgeschichte, eingebettet in eine unglaublich facettenreiche, großartige Familiengeschichte mit einem ungewöhnlichen wie liebenswerten Protagonisten. Barnaba, der weder Lesen noch Schreiben kann, dafür aber ein Rechenkünstler ist, auf seinem oftmals steinigen Weg zu begleiten, ist eine wahre Freude.

Selten habe ich einen Familienroman gelesen, der von Beginn an eine solch intensive Sogwirkung ausübt. Unversehens findet man sich im Sizilien und München zur Zeit der Jahrhundertwende wider: Dabei spürt man die Lebendigkeit in Sizilien ebenso wie die Armut, die Zwänge, das Patriarchat und die beengende Allmacht der Mutter, denen sizilianische Söhne unterworfen sind. Man erlebt den Aufschwung in Taormina, das heute ein Touristenmagnet ist, und nimmt den Duft der blühenden Zitronen wahr. Demgegenüber steht München in der guten alten Zeit, das, wenn man genau hinsieht, jedoch nicht nur gemütlich war.

Inmitten dieser pulsierenden und in leuchtenden Farben skizzierten Kulisse versucht Barnaba aus seinem armseligen, ausbeuterischen Leben als sog. Carusi auszubrechen und im Handel mit Zitrusfrüchten sein Glück zu versuchen. Dieses aufregende Leben voller Höhen und Tiefen erzählt Mario Giordano in diesem hinreißenden, emotionalen, manchmal auch traurigen Roman.

Alles ist so lebendig und authentisch geschrieben, es war mir einfach unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es auf Barnabas Weg weitergeht. Gleichzeitig faszinierten mich ebenso die vielen historischen Entwicklungen und Details, die in die Geschichte eingeflochten sind. Gerade diese Verknüpfung aus Familien- und Zeitgeschichte ist für mich der Clou an diesem wundervollen Roman.

"Terra di Sicilia" ist nicht nur ein vielschichtiger, kurzweiliger Sommerroman, sondern auch ein Portrait Deutschlands und Siziliens über 70 Jahre hinweg und der Migration um die Jahrhundertwende.

Bewertung vom 09.08.2022
So forsch, so furchtlos
Abreu, Andrea

So forsch, so furchtlos


sehr gut

„So forsch, so furchtlos“ schlägt durch die Intensität dieser äußerst speziellen Coming-Of-Age Geschichte ein wie eine Bombe und spaltet die Gemüter mit der teils derbe-fäkal überfordernden Sprache, die einen engen Fokus auf Andrea Abreus Ich-Erzählerin erlaubt: Ungefiltert betrachtet man die Welt durch die Augen ihrer jungen Protagonistin „Shit“, die sich in einem öden, heißen Sommer auf Teneriffa fernab der touristischen Gebiete mit ihrer besten Freundin Isora den Tücken des Erwachsenwerdens zu stellen versucht. Beide stammen aus einfachen Verhältnissen mit komplizierten Familienkonstellationen und noch schwierigeren Beziehungen zu Gewalt, psychischer Gesundheit und sexueller Selbstbestimmung.

Schon von Beginn an wird das Ungleichgewicht dieser Mädchenfreundschaft in der Idealisierung Isoras durch die namenlose Ich-Erzählerin deutlich, die mit dem Einsetzen pubertärer Einflüsse eine neue Dynamik entwickelt. Dabei steht die äußere Ereignislosigkeit konträr zu den zunehmenden, innerlich brodelnden Konflikten zwischen Verbundenheit und Distanz sowie Liebe und Anziehung, die sich ähnlich des vielbeschriebenen Motivs des Volkans mit einem lauten, alles darunter begrabenden Ausbruchs zu entladen drohen.

Sind die Meinungen noch so verschieden, in einem Punkt sind wir uns alle einig: Andrea Abreus poetisch-gewaltiger Stil (grandios übersetzt von Christiane Quandt) steht der heruntergekommenen Auffälligkeit des Covers in nichts nach. Manche mögen es als herbe-derbe Kost beschreiben, da die vulgäre, in ihrer ungewohnten Explizität geradezu anstößige Sprache an der eigenen Toleranzgrenze rüttelt – meine eingeschlossen – doch zeigt dieses Romandebüt letztlich eines äußerst anschaulich: welch polarisierend aufrüttelndes wie außergewöhnliches erzählerisches Talent diese frische, mutige, spanische Stimme besitzt!

Bewertung vom 08.08.2022
Solo auf See
Schenkel, Gabi

Solo auf See


sehr gut

"Welch grandioses Abenteuer an der Atlantic Challenge teilzunehmen!", dachte ich zunächst beim Lesen des Klappentextes. Was schon als Team eine Herausforderung darstellt, ist für eine Ruderin allein eine Mammutaufgabe. Doch Gabi Schenkel hat diese Anforderung, 75 Tage allein im Ruderboot den Atlantik zu überqueren, und sich dabei mit unberechenbarem Seegang, gebrochenen Rudern, gesundheitlichen Problemen und dem Alleinsein zurechtzufinden, mit Bravour bestanden.

Sie erzählt dabei so herrlich erfrischend ehrlich, direkt und ausführlich von ihren Erlebnissen bei der Vorbereitung und auf See, ich hatte von Anfang an das Gefühl auf dieser außergewöhnlichen Reise ein Stückchen weit dabei zu sein. Dazu tragen natürlich auch die zahlreichen Fotos bei, die sie für ihr Buch ausgesucht hat.

Durch ihren lockeren, lebendigen Schreibstil und die direkte Art des Erzählens war es für mich so, als ob sie mir gegenübersitzt und einfach alles ausspricht, was ihr auf der Seele brennt. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, beschönigt nichts, sie beschreibt alles so, wie es war mit allen Höhen und Tiefen.

Zugleich gewährt sie sehr emotionale Einblicke in ihren bisherigen Werdegang und ihre Seele. So ist Solo auf See nicht nur ein spannender und mitreißender Reisebericht, sondern auch ein gelungener Einblick darin, sich mit dem eigenen Ich, den Ängsten und Wünschen auseinanderzusetzen.

Bewertung vom 08.08.2022
Sie
Dick, Kay;Menasse, Eva

Sie


sehr gut

Kay Dick hat dieses Buch bereits 1977 veröffentlicht, doch es kam beim Leser*in nicht an. Die Zeit war wohl noch nicht reif für diese Dystopie. Jetzt ist sie es, denn sieht man sich in unserer Welt ein bisschen genauer um, fallen Parallelen zum Buch durchaus auf.

In chronologisch nicht geordneten Szenen schildert die Autorin die Bedrohung von freien Künstlern durch einen anonymen Mob. Von Kapitel zu Kapitel schleicht sich ein Gefühl der Beklemmung und des Grauens immer häufiger ein. Verstärkt wird für mich dieses Gefühl durch die trügerischen idyllischen Schilderungen der Landschaft, Gärten und Blumen. Aus einer vermeintlichen Sicherheit heraus wirken die Repressalien gegenüber Menschen, die nicht konform leben, umso bedrohlicher.

Doch wer hat das Recht zu beurteilen was gut oder schlecht, schön oder hässlich ist, was in die Gesellschaft passt und was nicht? Und wie verhält man sich als Individuum? All diese Fragen gingen mir beim Lesen dieser kleinen, feinen Lektüre durch den Kopf.
Kay Dick versteht es meisterhaft in jeder der Szenen Akzente zu setzen, die zum Nachdenken anregen.

„Sie - Szenen des Unbehagens“ ist für mich ein interessantes und absolut lesenswertes Stück Literatur, das sehr modern im Zeitalter von Internet und sozialen Medien erscheint. Unbehaglich, um auf den Untertitel des Buches anzuspielen, ist für mich dabei die Tatsache, dass Kay Dick schon vor über vierzig Jahren solche Entwicklungen in der Zukunft für möglich hielt.

Bewertung vom 04.08.2022
Bullet Train
Isaka, Kotaro

Bullet Train


gut

Kotaro Isakas „Bullet Train“ (übersetzt von Katja Busson) ist ein fulminant spannender Thriller, der wie ein bildgewaltiger, actionreicher Blockbuster vor dem inneren Auge (und seit heute auch in absoluter Starbesetzung auf der Kinoleinwand) abläuft! Möchte man zumindest meinen. Anstelle einer flotten Kurzstreckenfahrt hat es sich für mich stellenweise eher nach einer nicht enden wollender Fernreise mit dem ein oder anderen unliebsamen Fahrgast angefühlt.

Zweifelsohne ist die Idee, fünf Killer ohne die jeweilige Kenntnis voneinander in einem fahrenden Zug zu versammeln, wo sie sich allesamt auf die ein oder andere (zumeist recht brutale) Art um einen Koffer streiten und das Entführungsopfer auf mysteriöse Weise stirbt, ziemlich genial und innovativ. Für meinen Geschmack haben sich dann aber doch zu viele Zufälle, schräge Protagonisten und noch skurrilere Wendungen aneinandergereiht ohne spannungstechnisch dabei sonderlich an Fahrt aufzunehmen. Trotz wechselnder Erzählperspektiven hat mir ein wenig das Tempo gefehlt, das ich bei einem Katz- und Maus-Spiel um Leben und Tod auf engstem Raum erwartet hätte.

„Bullet Train“ ist zwar hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben, ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die Geschichte auf der Kinoleinwand deutlich besser zur Geltung kommt und auch die allesamt sehr stark überzeichneten Charaktere dort ihren eigenwilligen Charme entfalten können.

Bewertung vom 08.07.2022
Im Dorf der Schmetterlinge
Wiebusch, Michaela;Erz, Rita

Im Dorf der Schmetterlinge


ausgezeichnet

Selbstzweifel und negative Gedanken adé heißt es mit dieser wunderschönen, lebendigen Erzählung, die unaufdringlich einfühlsam und gleichzeitig äußerst fesselnd dazu einlädt, das Leben für sich zu entdecken. Geradezu spielerisch widmet sich Michaela Wiebusch in ihrem Ratgeber mit bemerkenswerter Leichtigkeit diesem anspruchsvollen Thema, der sich wie eine inspirierende Traumreise zu sich selbst anfühlt.

Während man Jule auf ihrem Weg zu sich selbst begleitet und sie dabei beobachtet, wie ihre zementierten Glaubenssätze zu bröckeln beginnen, kommt man selbst ins Grübeln. Aus jedem einzelnen Kapitel konnte ich so auch für mich immer etwas mitnehmen. Sei es ein Gedanke, ein kluger Spruch oder wie man eine besondere Situation, ein Hindernis, das unüberwindbar scheint, einfacher bewältigen kann. Aber nicht nur der Text dieses Buches hat mich begeistert, sondern auch die wunderschönen Illustrationen von Gisela Goppel, welche die Kapitel so passend abrundeten.

Ich habe „Im Dorf der Schmetterlinge“ sehr gerne gelesen, ich konnte so richtig eintauchen in die ganz besondere, bildgewaltige Erzählung in der es darum geht, das beste Leben für sich zu entdecken. Nach dem Lesen dieser märchenhaft schönen Traumreise ist man dem besten Stück Leben ein Stückchen näher gekommen.

Michaela Wiebusch ist ein sehr empfehlenswerter Ratgeber gelungen, der sich spielerisch und mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit dieses anspruchsvollen Themas annimmt.

Bewertung vom 08.07.2022
Kork
Fritz, Sophia;Bechler, Martin

Kork


sehr gut

„Kork“ ist der etwas andere Weinführer, schräg, unkonventionell, erfrischend anders und so gut. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen beschäftigen sich die beiden Protagonisten Sophia und Martin mit den Wahrheiten des Lebens. Dabei herausgekommen ist diese bemerkenswerte Ansammlung von Weinempfehlungen zu Ereignissen und Situationen, wie sie das Leben eben so schreibt. Humorvoll, durchgeknallt, ironisch und auch manchmal traurig sind die Geschichten, zu denen die beiden den richtigen Wein servieren.

Und genau WIE die beiden sympathischen und so herrlich unangepassten Weinkenner ihre Gedanken, philosophischen Ergüsse und Erkenntnisse zu Papier bringen, ist wunderbar zu lesen. Sie bringen ihre Themen, die ihnen gerade so im Kopf herumschwirren, gnadenlos auf den Punkt. Von der ersten Seite an wird es nie langweilig, denn man ist vor keiner noch so schrägen Überraschung gefeit, die so manches Schmunzeln hervorzaubert. Neben jeder Menge Situationskomik haben die beiden jedoch obendrein einige nachdenkliche Tropfen auf Lager.

Flott und lebendig geschrieben, perlen die Sätze nur so über die Seiten. Für mich war das ein wahrer Genuss, eben wie ein gutes Glas Rotwein: kraftvoll, trocken und nachhaltig, süffig und mit feinem Bukett.

Bewertung vom 08.07.2022
Faust
Krauß, Jan

Faust


sehr gut

1808 veröffentlicht und bis heute hochgeschätzt gilt Johann Wolfgang von Goethes tragische Geschichte über den historischen Doktor Faustus als eine der bedeutendsten und meistzitiertesten Werke der deutschsprachigen Literatur. Generationen von Schülern und Studenten sind bereits in den (oftmals auch unfreiwilligen) Genuss gekommen, viele weitere werden noch über des Pudels Kern, die Gretchenfrage und Co diskutieren.

Wie zeitlos und aktuell Goethes Tragödie ist, zeigt diese von Jan Krauß textlich adaptierte und von Alexander Pavlenko unvergleichlich gestaltete Graphic Novel.

Sprachlich sehr vereinfacht ohne die typischen Reime und inhaltlich auf das Wesentliche begrenzt sind es die grandiosen Illustrationen, die einen leichten Zugang zu dieser vieldiskutierten Geschichte ermöglichen. Es schadet allerdings nicht, den originalen charakteristischen Goethe’schen O-Ton mitsamt seiner Wortgewaltigkeit sowie die Handlung in groben Zügen zu kennen, da einige Details zugunsten der graphischen Umsetzung auf knapp 166 Seiten herausgekürzt wurden.

Neben den sehr gelungenen, präzisen Charakterzeichnungen hat mir besonders die abschnittsweise fluktuierende Atmosphäre imponiert. Alexander Pavlenko kontrastiert hierbei farblich geschickt das lockere, humorvolle Vorspiel auf dem Theater sowie den Prolog im Himmel vor argloser wie sorgenfreier Kulisse mit der äußerst düsteren Grundstimmung der eigentlichen Handlung.

Alexander Pavlenkos Graphic Novel zu Goethes „Faust“ ist ein atmosphärisch stimmungsvoller Appetithappen, um die Neugier auf eine (Re-)Lektüre des Originalwerks zu wecken.