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Feenfeuer - Fantasy Blog
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Fantasyleser und -blogger auf: http://feenfeuer.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2010
Korona
Thiemeyer, Thomas

Korona


ausgezeichnet

Im ostafrikanischen Ruwenzori Gebirge beobachtet eine Forschergruppe, unter der Leitung von Amy Walker, eine Gruppe Gorillas, die durch ein aussergewöhnliches Verhalten auffallen. Nun soll auch das neueste Teammitglied, der frisch aus dem Gefängnis entlassene Ray Cox, das erste Mal in Berührung mit jenen Wesen kommen, deren DNA nur um etwas mehr als 2% von der des Menschen abweicht.
Doch bevor der verschlossene Ex-Häftling sich der Gorillaheimstätte nähern kann, erschüttert ein dramatisches Ereignis die Expeditionsgruppe. Ein Kollege von Amy verschwindet spurlos im Dschungel…

Was als Rettungsmission in die Tiefen der afrikanischen Wildnis beginnt, wird schnell zu einem unerwarteten Überlebenskampf. Eine extrem hohe Sonnenaktivität mit äusserst starken Energiebündelungen bricht in einer unglaublichen Wetterkatastrophe über das Ruwenzori Gebirge hinein. Die feuchte Hitze der Dschungelluft wandelt sich in ein tobendes Schneegewitter und das Zentrum dieser chaotischen Entladung bildet die Ruinenlandschaft einer untergegangen Kultur, die keinem aus dem Forscherteam bekannt ist.

Thomas Thiemeyer verquickt entsprechend seiner Weltensucher Reihe erneut Wissenschaft und Fiktion zu einem Abenteuerroman der Güteklasse 1A. Mit Korona kehrt der Stuttgarter Autor an seinen Lieblingsschauplatz Afrika zurück und widmet sich dem legendenumwitterten Ruwenzori Gebirge, welches er aus Recherchegründen auch selbst bereist hat. Dementsprechend authentisch ist das Bild der afrikanischen Wildnis und die Einblicke in das tägliche Leben der hiesigen Bevölkerung, sowie das Campen im Dschungel und die Beobachtungen der Gorillas. Hier wird afrikanische Exotik nicht der Verkaufszahlen wegen präsentiert, sondern Thomas Thiemeyer liefert eindrucksvolle Bilder eines in Europa so oft vergessenen Kontinents, der ihm deutlich spürbar am Herzen liegt.

Das Phantastische / Mysteriöse entsteht in Korona aus einem spannenden Was-wäre-wenn Gedankenspiel, das auf wissenschaftlichen Grundlagen fusst. So wird bei Thomas Thiemeyer die Annahme einer Existenz von verschiedenen Dimensionen und das Auftauchen einer Öffnung zwischen ihnen nicht nur zu einer faszinierenden Geschichte, sondern einem nachvollziehbarem Phänomen des Unglaublichen. Neben verschiedenen wissenschaftlichen Themen, die allesamt leicht verständlich dargestellt werden, wie z.B. evolutionstheoretische Gedankenspiele, Wetter- und Atmosphärenphänome und eine kritische Beleuchtung der Ursachen für den weltweiten Anstieg der CO2 Werte, ist Korona in aller erster Linie eine waschechte Abenteuerlektüre.
Hier beweist Thomas Thiemeyer sein ganzes Können und hat eine spannende Dschungelexpedition, die Legende um ein untergegangenes Reich und eine phantastische Parallelwelt zu einem grandiosen literarischen Cocktail gemischt, der zu fesseln und durchgehend zu unterhalten weiss. Die Abenteurergruppe ist ebenso gelungen wie die Beschreibungen Afrikas und birgt reichlich Konfliktpotential, sollte sie in eine Notsituation oder eine Isolierung von der Aussenwelt geraten…

Was immer Thomas Thiemeyer auch schriftstellerisch anfängt, er tut es mit sehr genauer Kenntnis der Begebenheiten seiner Handlungsorte und flechtet gekonnt wissenschaftliche Aspekte mit ein, die sich jenseits einer akademischen Sprache bewegen, sondern wissenschaftliche Forschung selbst als Abenteuer enthüllen. Bei Thomas Thiemeyer gibt es nicht nur etwas auf sehr angenehme und spannende Art zu lernen, er ist auch ein Garant für phantastische Abenteuer mit Lupe und Pistole.

Thomas Thiemeyers Korona – Ein dramatisches Abenteuer, nicht nur in dem Afrika unserer Welt. Ein wissenschaftlicher Thriller und Phantastik Roman, der durchgehend zu fesseln weiss, mit faszinierenden Mysterien, grossen Bildern und unfassbaren natürlichen Phänomenen. Eine Abenteuergeschichte, wie sie kaum besser zu schreiben gewesen wäre.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2010
Der letzte Traumwanderer / Pandämonia-Trilogie Bd.1
Lode, Christoph

Der letzte Traumwanderer / Pandämonia-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Liam Satander arbeitet in dieser gewitterumtobten Nacht wieder alleine. Über Bradost geht ein Hagel von Blitzen nieder und der junge Blitzsammler fängt die zerstörerische Entladungen des Himmels ein. Erst am nächsten Morgen kehrt sein Vater nach Hause zurück und verweigert wie so oft, eine Erklärung für seine nächtlichen Umtriebe. Doch jemand ist ihm auf die Schliche gekommen, denn an diesem Morgen dringen die Spiegelmänner der Lady Sarka in sein Heim ein und Liams Vater schafft es gerade noch seinem Sohn seinen letzten Willen mitzuteilen.
Finde das Gelbe Buch von Yaro D’ar…

Nach zwei historischen Romanen begibt sich Christoph in das Genre der Fantasy und hat mit dem Trilogie Auftakt Der letzte Traumwanderer eine eigenständige und spannende Geschichte entworfen. Bradost als Handlungsort des Romans enthüllt sich als eine Verquickung aus Elementen der klassischen Fantasy und einer angenehmen Steampunk Note, die an das viktorianische Zeitalter erinnern lässt. Gespickt mit eigenen Interpretationen und Ausformungen wird dieses sehr gelungene Zusammenspiel zu einer eigenständigen Welt, die erfrischend daherkommt und ungewöhnliche Züge ausweist.

Gestaltwandler, Alben, die über das Reich der Träume wachen, augenlose Spiegelmänner, Flugschiffe, geheimnisvolle Magie und das Traumreich der Seelenhäuser sind nur ein paar Bestandteile dieses Romans, welche für eine eindrucksvolle, durchdachte und kreativ inszenierte Welt sorgen. Bereichert wird diese durch die eiserne Herrschaft von Lady Sarka, welche sich den Thron von Bradost durch einen blutige Putsch erkämpft hat. In den Strassen der Stadt gärt der Unmut der Bevölkerung, Rebellengruppen bereiten Attentate und Anschläge vor und Gelehrte schmieden Pläne zur Wiederherstellung der einstigen Ordnung. Strassenschlachten und öffentliches Aufbegehren gehören in den Armenvierteln ebenso zur Tagesordnung wie das Verschwinden von Rädelsführern und die Ermordung einfacher Bürger, die zu laut gedacht oder bei einem Bier zu deutlich gesprochen haben, durch die gefürchteten Spiegelmänner. Wen die Krähen melden, ist meist des Todes.

Bradost steht vor einem historischen Umbruch, die alten Völker und Wesen verlassen die Gestade der Menschen, der flammende Phönix wacht nicht mehr über die Stadt und mit den Alben geht das letzte noch recht weit verbreitete Volk. In diese Situation von Neuordnung der Welt und Aufruhr in den Strassen der Stadt, platziert Christoph Lode sein Abenteuer um Liam und Jackon, deren Motivationen widersprüchlicher nicht sein könnten. Zwar liegt hier eher schon eine typische Abenteuer Queste vor, ein Junge auf der Suche nach einem mysteriösen Buch und ein weiterer, der von einer schicksalhaften Begabung gezeichnet ist, aber Christoph Lode weiss die Pfade der beiden jungen Helden eigenständig zu formen und zu einer spannenden Geschichte zu spinnen. So enthüllt sich der Pandaemonia Auftakt als solides Fantasy Abenteuer, mit einer eindrucksvollen Ausstaffierung, die bekanntes neu interpretiert und eigene Akzente setzt.
Eine tolle Welt, deren Beschreibung manchmal leider ein wenig zu Lasten ihres Flairs geht, in der das Wirken zweier unscheinbarer Jugendlicher den Lauf des Schicksals möglicherweise zu verändern mag. Fantasy in erfrischender Gewandung und einem Abenteuer, das ein grosses Epos ankündigt.

Christoph Lodes „Der letzte Traumwanderer – Pandaemonia 1″ – Moderne Abenteuer Fantasy in einer magischen, viktorianisch angehauchten, Welt, die zu beeindrucken weiss. Hier geht es eigenständig und kreativ zu, mit schön gezeichneten Charakteren, Hintergründen und einer spannenden Entwicklung der Geschichte. Wer das „Andere“ sucht ohne auf Liebgewonnenes zu verzichten, ist bei Christoph Lode genau richtig.

Bewertung vom 22.11.2010
Magische Begegnung / Land der Schatten Bd.1
Andrews, Ilona

Magische Begegnung / Land der Schatten Bd.1


ausgezeichnet

Es ist ein schmaler Streifen Land in dem Rose Drayton und ihre beiden jüngeren Brüder leben. Das Edge quetscht sich zwischen die beiden grossen Welten, das magische Weird und das Broken, die Welt wie wir sie kennen. Rose arbeitet im Broken, doch auch dieses geringe Gehalt macht das Leben im Edge nicht leichter. Wenn Grossvater einmal wieder aus seinem Schuppen entkommt und Rose ihn mit einem gezielten Schuss niederstrecken muss, weiss sie das dieser Ort nicht der beste für ihre Brüder ist. Doch dann steht plötzlich Declan vor ihrer Haustür, ein Adeliger aus dem Weird, der nicht nur um ihre Hand anhalten, sondern den kleinen Ort auch vor einer düsteren Bedrohung bewahren will…

Rose hat nicht vor diesen Adeligen und muskulös gebauten Mann an ihrer Seite zu dulden und schon gar nicht seine Frau zu werden. Die Adeligen aus dem Weird, allesamt magisch äusserst talentiert und exzellent ausgebildet, sind es gewohnt zu befehlen, doch Declan beisst sich schnell die Zähne an der jungen Frau aus. Dann schleichen finstere Kreaturen durch den beschaulichen Ort und Rose muss erkennen, das sie ohne Declan dem Untergang geweiht sind…

Das Autorenpaar Ilona und Andrew Gordon, welches sich hinter dem Pseudonym Ilona Andrews verbirgt, hat mit Land der Schatten – Magische Begegnung einen erfrischenden Urban Fantasy Roman hingelegt, der sowohl eine märchenhafte Liebesgeschichte birgt, als auch ein dunkles Abenteuer. Die Geschichte kommt locker und lebendig daher, was vor allem an den Ecken und Kanten der Hauptfigur liegt, welche sich nicht scheut ihrem Verehrer auch mal ihre kratzbürstige Seite zu zeigen. Mit Wortwitz garniert und amüsanten Streitigkeiten gespickt, ist dieser Roman ein gelungenes flottes Romantic Fantasy Werk, mit einer selbstbewussten, mutigen Frau in der Hauptrolle.

Durch das Hereinbrechen einer schwarzmagischen Bedrohung und ihrer blutdurstigen Handlanger, kann hier durchaus von einer feinen Horrornote gesprochen werden bzw. einem Hang zur Dark Mystery. Ilona Andrews schafft es hervorragend das düstere Element zur Geltung zu bringen, wenn Bluthundehorden an Decken und Wänden entlangquillen und doch von keinem der Anwesenden gesehen werden können. Hier entfaltet sich eine wunderbar schaurige Atmosphäre, die zu beeindrucken weiss. Als zweites faszinierend-fantastisches Element stellen sich die jüngeren Brüder von Rose heraus, welche zum einen ein herzensguter Nekromanten und zum zweiten ein Gestaltwandler, der seine Katzenimpulse nur schwer unter Kontrolle bringen kann, sind. Eingebettet in das Konzept einer dreigeteilten Welt, ist mit Land der Schatten 1 ein ungewöhnlicher Urban Fantasy Roman und Reihenauftakt entstanden.

Wer hier eine reine Fokussierung auf die widerspenstige Liebesgeschichte von Declan und Rose fürchtet, sei beruhigt. Diese nimmt zwar eine zentrale und unterhaltsame Rolle ein, fügt sich aber sehr gut und harmonisch in das Gesamtbild der Geschichte ein. In Magische Begegnung gibt es ein spannendes Abenteuer, das erfreulicherweise nicht den bösen Unbekannten präsentiert, sondern ihn mit den Figuren direkt in Beziehung stellt, interessante Nebenhandlungen, die dieses Buch sehr bereichern und einen Schatz an facettenreich gestaltet Figuren vom üblen Dorfschläger, über den erpresserischen Geschäftsführer bis zur verrückten Hexe, die mit ihren Teddybären Teetrinken spielt. Land der Schatten – Magische Begegnung beinhaltet eine lebendige Welt, die fast einen leicht charmanten Hang zu einer Soap Opera versprüht und dadurch den Leser auf ungewöhnliche Weise zu fesseln weiss.

Ilona Andrews „Land der Schatten 1 – Magische Begegnung“ – Moderne Urban Fantasy mit einer starken Frau als Hauptfigur und ihrem verzweifelten Verehrer. Lebendig, witzig, aber auch mit Tiefgang erzählt, ist dieser Roman eine gelungene Mischung aus Romantik, Abenteuer und düsterer Phantastik. Liebevoll und spannend geschrieben gibt es hier vielschichtige Fantasy zu entdecken.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2010
Grimm
Marzi, Christoph

Grimm


ausgezeichnet

Mädchen, weicht vom Wege nicht! Vesper hatte die Märchen geliebt, welche ihre Schwester vorlas, als diese noch lebte, oder ihr Vater erzählte. Die Familie gibt es nicht mehr, ihre Schwester nahm sich das Leben und hinterließ nur einen Zettel, in dem sie erklärte es sei alles wahr, Vespers Vater wechselt von einer jungen Freundin zu der nächsten und ihre Mutter lebt als berühmte Pianisten auf den Bühnen der Welt. Vesper vergaß mit den Jahren die grimmschen Geschichten von Rotkäppchen, Dornröschen, Goldspinnern, Zwergen und dem bösen Wolf. Es ist ein kalter Herbsttag in der Hansestadt Hamburg, als Vespers Leben aus seiner Bahn geworfen wird und die Mythen von einst zum Leben erwachen.

Es ist ein kalter Herbsttag als Vesper von dem Tod ihres Vaters erfährt. Es ist ein kalter Herbsttag als Vesper von dem Tod ihrer Mutter erfährt und alle Kinder in Europa für fünf Minuten einschlafen. Ohne Vorwarnung. Der Winter kommt und mit ihm die Wölfe…

Christoph Marzi lässt mit Grimm die bekannte Märchen- und Sagenwelt der gleichnamigen Brüder in das Heute hineinbrechen. Durch Aufklärung und Wissenschaft haben die Menschen den Wahrheitskern von Märchen vergessen und sie in das Reich der fantastischen Erzählung verbannt. Christoph Marzi holt sie zurück ins Hier und Jetzt und in Hamburg entbrennt die Jagd auf eine junge Frau und das geheime Erbe ihrer Familie. Neben den sehr schön und passend eingewobenen Märchenelementen, ist es vor allem die Figur Vesper, welche den Leser begeistern wird. Christoph Marzi legt hier eine eigenwillige Hauptfigur vor, die mit Fingerspitzengefühl gezeichnet und behutsam zum Leben erweckt wurde. Ein facettenreicher Charakter mit Tiefgang und Widersprüchen, eine unfreiwillige Heldin, samt Ecken, Kanten, Eigenheiten und einer wundervoll verträumten Note. Neben dieser herausragenden Gejagten alptraumhafter Märchengestalten, beeindruckt Grimm durch den gekonnt eingefangenen Flair und Charme von Hamburg. In diesem Buch – Das wortwörtliche Tor zur Welt.

Als modernes Märchen kommt Grimm mit packender Spannung daher. Mit dem unerklärlichen Einschlafen aller Kinder Europas und den dazu einsetzenden identischen nächtlichen Alpträumen ihrer Eltern, legt der Autor einen fast apokalyptisch-mysteriösen Mantel um seine Geschichte, so düster und einschneidend wie der drohende Winter in dem Roman. Für Vesper beginnt nach dem Tod ihrer Eltern ein spannendes Abenteuer, um zum Leben erweckte Märchenfiguren, eine undurchsichtige Geheimgesellschaft und ihr ganz persönliches Schicksal. Äusserst angenehm entpuppt sich der Umstand, das in diesem Roman eigentlich nicht von einer klar umrissenen Gut-Böse Einteilung gesprochen werden kann, bzw. diese sich nach und nach stetig auflöst. Dazu beitragen tut wesentlich die Tatsache, das die Antagonisten nicht nur handeln, sondern auch deren Motivation offengelegt werden. Ein grandioses Buch in dem, statt herkömmlichem Schwarz-Weiss, ein faszinierend schillerndes Grau vorherrscht.
Neben einer ungewöhnlichen, klischeefreien und rührenden Liebesgeschichte, bietet Grimm zudem eine gute Portion gekonnter Action, mit Wolfsjagden im Herzen Hamburgs, mörderischen Alraunen und einem Spielmann, der den Rattenfänger von Hameln als untalentierten Grünschnabel dastehen lässt. Ein modernes Märchen, das keine Wünsche offen lässt und schlichtweg grossartig geschrieben wurde.
Warum dieses Buch keine vergleichbare Aufmerksamkeit erregen konnte wie Cornelia Funkes Reckless, ist nicht zu erklären und zu verstehen, denn auch Marzi präsentiert märchen- und fabelhafte moderne Fantasy, die sich definitiv nicht vor dem Schaffen einer Cornelia Funke verstecken muss, sondern (auch) für deren Fans ein absoluter Lesetipp ist.

Christoph Marzis „Grimm“ – Was wäre wenn…? Dieser Frage geht der Roman nach und beantwortet sie als modernes Märchen und fesselnde Geschichte. Mit dichter schauriger Atmosphäre, einem spannenden Abenteuer und einmaligen Figuren, ist dies ein Page Turner für jugendliche Leser bis 99 Jahre.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2010
Lanze und Licht / Das Wolkenvolk Bd.2
Meyer, Kai

Lanze und Licht / Das Wolkenvolk Bd.2


ausgezeichnet

Was zunächst als bedrohlicher Schicksalsschlag für das Wolkenvolk begann, entwickelt sich zu einem weltumfassenden Krieg. Der Aether zwingt Mondkind auf eine blutige Jagd nach den letzten drei Xian, ihr auf den Fersen Niccolo, vor Liebe blind für seine eigentliche Mission – Die Rettung seines Wolkenvolkes. Nugua, dem Tode nahe, kämpft sich in ein Reich schlafender Legenden, um die verschwundenen Drachen, ihre Familie, wiederzufinden. Gefangen in einem Drachenkostüm nähert sich Feiqing dem verborgenen Drachenfriedhof und erhofft Antworten auf die Frage nach seinem Leben vor der Verzauberung. An seiner Seite steht Wisperwind, doch es gibt Feinde, gegen die selbst ihr Schwert machtlos ist…

Nach 'Seide und Schwert' greift Bestseller Autor Kai Meyer die einzelnen Fäden der Handlung, um die Geschichte des Wolkenvolkes, wieder auf und führt sie in drei parallel laufende Abenteuer weiter. Die fliegende Insel des Wolkenvolks sinkt weiter hinab, dem bewaldeten Boden aus sich tummelnden Bestien entgegen und, während Alessia in der Maschinerie der Aetherpumpen gefangen sitzt. Der Verrat des Schattendeuters hatte sie beinahe das Leben gekostet und in ihrer Verzweiflung beginnt die junge Frau tiefer in die Anlage hinab zu steigen. Unter der Wolkeninsel müssen Niccolo, Nugura, Feiqing und Wisperwind eine abenteuerliche Reise durch das alte China antreten, um ihr Leben und die Welt vor der Zerstörung zu bewahren.

Lanze und Licht ist zum einen durchaus ein typischer Zwischenband geworden, der deutlich spürbar den Pfad in ein grosses Finale der Trilogie ebnet, zum anderen besticht der Roman durch eine weitere Öffnung in die Welt des alten Chinas, seine Geheimnissen und Mythen, und präsentiert ein fantastisches Highlight nach dem Nächsten. Gewohnt locker geschrieben liegt hier Abenteuer-Fantasy in eigenständiger und kreativer Ausformung vor. Kai Meyer steht nicht umsonst für grosses Kopfkino und genau dieses beinhaltet auch Das Wolkenvolk 2. Ein gigantischer Seelenfresser, der letzte Kampf der Xiang, ein verstörender Urwald aus Drachenknochen, lebender Stein, geheime Luftschiffe u.v.m. sorgen dafür das die getrennt reisenden Gefährten einen Seiltanz um ihr Überleben vollführen müssen und Chinas tiefste Gehimnisse erkunden.

Die Figuren bleiben vielschichtig und spannend, der Rattendrache Feiqing sticht, in seiner ungewöhnlichen Rolle als tollpatschige Nervensäge, dem das Lesermitleid gewiss sein dürfte, erneut hervor und sorgt für amüsante Momente. Grosse Emotionen beinhalten die Wege der HeldInnen, nachempfindbar geschrieben und mit Feingefühl für die Individualität der Figuren, ist Kai Meyer ein perfekter Ausgleich zwischen spannender Action und charakterlichem Tiefgang gelungen. Mit dichter Atmosphäre, die vor Spannung flimmert, und einem lebendig beschriebenen Blick in die Sonderbarkeiten der unzugänglichen Randregionen Chinas und temporeichen Actionmomenten fliegender Lanzen und tanzender Schwerter, bietet der zweite Wolkenvolk Band Fantasy der Extraklasse und ein ungewöhnliches Leseerlebnis.

Kai Meyers „Lanze und Licht – Das Wolkenvolk 2″ – Eine grandiose Fortsetzung des Auftaktbandes, mit grossen Gefühlen und eindrucksvollen Ereignissen, die das Herz eines jeden Fantasy Lesers höher schlagen lassen. Spannende All Age Fantasy, die zu begeistern weiss und einen feinen Flair fernöstlicher Mythologie herauf beschwört.

Bewertung vom 14.11.2010
Advocatus Diaboli

Advocatus Diaboli


ausgezeichnet

Die wohl bekannteste Herausgeberin phantastischer Literatur rief zu teuflischem Schreibhandwerk mit blutiger Feder und sie kamen. Begnadete Schriftsteller der Phantastik, darunter Erfolgsautoren wie Thomas Plischke, Bernd Rümmelein und Christoph Marzi. In vierzehn düster-morbiden Kurzgeschichten beschreibt diese hochwertig produzierte Anthologie, mit gelungenen Cover- und Innengrafiken von Andrä Martyna, die Bewerbungstaten verschiedener Täter, um einen Platz an der Seite des Höllenfürsten und Einlass in sein schrecklich-mysteriöses Reich zu ergattern.
Ein eindrucksvolles diabolisches Lesevergnügen in unerwarteten Ausformungen.

Zwei düstere Geschichten sein hier kurz vorgestellt:

David Grashof: Herr Sanders

Den Auftakt der Kurzgeschichtensammlung bildet David Grashof mit Herr Sanders und streut neben Jean-Paul Satre genialerweise auch Al Bundy und Wolfgang Petry Zitat in seine Geschichte ein. Ein Dämon der Außeneinsätze und Feldarbeit hasst, dem das Streuen von Zwietracht und das Anzetteln von kriegerischen Konflikt zuwider ist wird just ein Einsatz unter Menschen auferlegt. Befehl von ganz unten. So ganz ungelegen kommt dem Höllendiener dieser Ausflug in weltliche Gefilde, genauer gesagt die dunkle Küche von Herrn Sanders, jedoch nicht. Denn ein aufrührerischer Gedanke hat sich in ihm festgesetzt und Herr Sanders scheint ein vorzüglicher Kandidat für die Aufnahme in Hölle zu sein. Als der Schlaftrunkene in seine Küche tappst und den Dämonen erblickt, wird diesem klar, das hier irgendetwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht…

Mit David Grashofs dämonischer Geschichte hat die Herausgeberin genau das richtige Werk an den Anfang der Anthologie gestellt. Hier gibt es eine gute Idee in perfekter Umsetzung, die atmosphärisch für eine sehr schöne Einstimmung sorgt, mysteriös und spannend daher kommt, sowie eine gelungene Verschlingung aus belangloser nächtlicher Küchensituation und teuflischem Spiel, aus Hinterlist und Verrat, präsentiert. Ein würdiger, gekonnt erschaffener, eindrucksvoller Pfortenöffner für die diabolische Anthologie, der einfach nicht besser sein könnte.

Thomas Plischke: Die Bewerbung

Nach dieser doch recht hoch gelegten Einstiegslatte folgt der Autor von "Die Zombies", Thomas Plischke mit Die Bewerbung und einer der besten Geschichten in Advocatus Diaboli. Ein Büroturm mit Schutzsiegeln vor als zu eifrigen Engeln, ist der Ort eines Bewerbungsgespräches, um einen Posten im Hades. Anton Weider ist perfekt auf dieses vorbereitet, was natürlich die Liebkosung des Anus von Herrn Daus-Urian, Mitarbieter des Höllenfürsten, einschliesst. Er hat erstklassige Refernenzen vorzuweisen und visionäre Ideen für einen Siegeszug des Diabolischen auf Erden. Doch Schein und Sein in diesem Bewerbungsgespräch erweisen sich so trügerisch wie das Böse selbst…

Thomas Plischke stellt unter Beweis warum er zu den Top Autoren des phantastischen Genres zählt. Brillant erzählt mit teuflischer Kreativität und einer unglaublichen Spannung, die der Situation eines Bewerbungsgespräches zweier Bürohengste nicht zuzutrauen gewesen wäre. Die Bewerbung ist eines der düsteren Glanzstücke von Advocatus Diaboli, mit verstörendem Humor, überraschender Enthüllung und dem fesselnden Dialog zweier schwarzer Seelen. Es bleibt nur zu hoffen, das Thomas Plischke in Zukunft desöfteren in düstere Gefilde abtaucht, um dort an gewitzten bizarren Werken zu arbeiten.

Weitere vertretende Autoren:
Ascan von Bargen, Tanya Carpenter, Marc-Alastor E.-E., Nicolaus Equiamicus, Aino Laos & Christoph Marzi, Andrä Martyna, Dave T. Morgan, Sören Prescher, Gian Carlo Ronelli, Bernd Rümmelein, Melanie Stone, Torsten Sträter

“Advocatus Diaboli” – Düstere Phantastik der Güteklasse 1A. Eine facettenreiche, spannende und teuflische Anthologie, mit überraschenden Inhalten, Schauergarantie und absolut hochwertigen Texten. Ein phantastischer Lesegenuss mit brillanten Autoren und beeindruckenden, witzig-blutigen und düsteren Geschichten.

Bewertung vom 04.11.2010
Ash
Lo, Malinda

Ash


gut

Ash hatte die Geschichten ihrer Mutter geliebt, vom geheimen Feenreich und ihrer wunderschönen Königin, von ahnungslosen Menschen, die sich in einem Feenkreis verfingen, von Liebe und Verderben zwischen jungen Frauen und den attraktiven Reitern aus dem verborgenen Palast. Doch nun war Ashs Mutter tot und ihr Vater musste seinen Geschäften in der Stadt nachgehen.
Es war ein Brief, der Ash aus ihrer Trauer riss und sie zugleich mit Unverständnis erfüllte. Sie würde eine neue Mutter bekommen und zwei Schwestern. Ihr Vater hatte neu geheiratet…

Malinda Lo hat mit Ash eine moderne Version des Märchenklassikers Aschenputtel geschaffen und mit feenhaften Fantasy Momenten bereichert. Die parallel existierende Feenwelt enthüllt sich dem Leser jedoch nur in Ansätzen, so das nicht mehr als eine ungefähre Ahnung von ihr vermittelt wird. Dies ist einerseits schade, denn Malinda Lo baut hier schön gezeichnete Bilder auf, die wirklich neugierig machen und den Wunsch nach einem Eintauchen in diese faszinierend wirkende Idylle wecken, andererseits sorgt die Unkenntnisse über die wirklichen Begebenheiten der Feenwelt für einen angenehm mysteriösen Flair des Märchenhaften und Fantastischen.
So konzentriert sich die Geschichte um Ash im Wesentlichen auf ihren tristen Alltag, in unfreiwilliger Arbeitsgefangenschaft, unter der Fuchtel ihrer Stiefmutter. Dies hat zwar durchaus auch brutalere Momente, plätschert aber meist als fluffige Erzählung dahin.

Ash ist ein Mädchen, das auf den Leser doch ein wenig unnahbar wirken dürfte. Obwohl sich die Traurigkeit ihrer Lebenssituation durch den Roman zieht und auch zu berühren weiß, gelingt es Malinda Lo nur selten einen Blick in Ashs Herz und tieferen Gefühle zu öffnen. Doch der Umstand das stets etwas Rätselhaftes, Ungreifbares und Fremdliches Ash umgibt, hat durch einen gewissen Reiz. So sind einige ihrer Handlungen teilweise durchaus überraschend und es stellt sich so etwas ein, wie das Gefühl einem Experiment zu folgen, bei dem äußere Einflüsse auf eine Unbekannte untersucht und dokumentiert werden. Ash besitzt neben seinem märchenhaftem Flair auch eine feine romantische Note, mit unerwartetem Ausgang. Hier ist das Fehlen von charakterlicher Tiefe doch sehr offensichtlich, denn das Gefühl von Liebe und eines sich aufbauenden Verliebtseins, kann Malinda Lo in keinster Weise produzieren. So enthält die Geschichte, neben ganz sanften Andeutungen, im Prinzip keine Antwort auf die Frage, wann sich Ash eigentlich verliebt hat.

Wer ein modernes Märchen, mit einer interessanten Geschichte sucht, in der vieles angedeutet aber nicht vollends enthüllt wird, darf bei Ash gerne zugreifen. Das Abenteuer des Mädchens bleibt bis zu Letzt von einer geheimnisvollen Note geprägt, ist flüssig erzählt und eignet sich für kurzweilige, verträumte, fantastische Unterhaltung, mit bekannten Märchenelementen und modernen Urban Fantasy Zügen.

Malinda Los “Ash” – Märchenhaft, geheimnisvoll, bedingt spannend, mit dem Hauch leichter Romantik und sehr schönen Bildern, wird hier die Geschichte eines Mädchens erzählt, das in die Wälder flieht und dort mehr als nur eine unerwartete Freundschaft findet, sondern auch wundersame Eindrücke einer verborgenen Welt.

8 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2010
Heidi und die Monster
Spyri, Johanna; Geißen, Peter H.

Heidi und die Monster


ausgezeichnet

Vorbei die Zeiten, in denen dunkle Tannen und grüne Wiesen im Sonnenschein die heile Welt von Heidi waren! Das Totenreich spuckt seine Bewohner wieder aus und in der schönen Alpenwelt gehen die menschenfressenden Niänenüütli um.
Da hilft nur der beherzt Einsatz eines spitzen Pflöcklis, mächtigen Füüschtligs oder scharfen Pfyffelis.
Die kleine Heide kommt aus dem Staunen kaum raus, als sie von ihrer Tante zur hoch gelegenen Hütte des alten Öhis geschleppt wird. Nach dem Tod ihrer Mutter Adelheid solle der Grossvater nun um das rotbäckige Kind sorgen, schliesslich sei die Tante geschäftlich viel zu eingespannt. Doch Heidis Mutter ist nicht tot, wie sie in dunkler Nacht erfahren soll…

Wer hinter dem, zum Inhalt passenden, Pseudonym Peter H. Geissen steckt ist noch nicht bekannt, aber hier ist ein Autor am Werk, der nicht nur die schräge Idee hatte den Kinderbuchklassiker Heidi mit Zombies zu versehen, sondern dies auch auf absolut gelungene Weise umsetzten konnte. Inhaltlich dicht an dem Original Heidis Lehr- und Wanderjahre von Johanna Spyri orientiert, ist hier ein Zombie Mash Up entstanden, das nur als skurril und aberwitzig beschrieben werden kann. Heidi und die Monster ist sicher kein Buch für Jedermann, man wird es lieben oder rein gar nichts mit ihm anfangen können. Wer sich allerdings auf die Geschichte einlässt, entdeckt eine tolle Zombieinszenierung, die sich harmonsich in Heidis Alpenwelt einfügt und richtig Spass macht.

Zwischen abgeschlagenen Köpfen und verwesenden Körpern stolpert Heidi in das grosse, fremde Frankfurt und gerät in einen lustigen Konflikt mit dem stocksteifen Anstand eines selbstherrlichen Haushaltes, der mit ihrer unbekümmerten Naivität und kompletten Weltfremdheit rein gar nichts anzufangen weiss. Hier ist es Peter H. Geißen wirklich gelungen eine zuckersüsse Hauptfigur erneut zu beleben, die sich eifrig tappsend tief in das Leserherz schleicht. Schon nach den ersten Seiten bangt man mit Heidis Schicksal, fühlt mit dem Kind und wird von ihrer Fröhlichkeit erwärmt. In Heidi und die Monster wird zwar eine recht simple Geschichte erzählt, aber diese sprüht vor ansteckender kindlicher Lebensfreude, in der vollständig reglementierten Erwachsenenwelt Frankfurts und den gefrässigen Niänenüütlihorden.
Ein schräges aber liebevoll umgesetztes Zombie Mash Up.

Hochdeutsch sprechende Leser werden zudem ihren Spass an dem schweizerischen Dialekt des Romans haben, wie auch die gesamte Geschichte durch altertümliche Formulierungen und Ausdrucksformen zunächst etwas verwirrt, sich dann aber als köstlicher Schachzug entpuppt. Wenn das Pfyffeli das verrottete Niänenüütli köpft, bekommt das Gemetzel in Heidi und die Monster eine humoristische Note, die perfekt in diese Alpenzombiewelt passt und aussergewöhnliche Lesestunden verspricht. Zwischen Mitbangen, Kopfschütteln und Lachen verlangt der Roman dem Leser alle emotionalen Regungen ab, ist durchaus spannend geschrieben und kurzweilige fantastische Unterhaltung, wie sie absurder und besser nicht sein könnte.

Johanna Spyris und Peter H. Geißens „Heidi und die Monster“ – Ein gelungenes, liebevoll ausgearbeitetes Zombie Mash Up, das sowohl der berühmten Kinderbuchfigur, als auch der Endzeitstimmung einer Zombie Apokalypse gerecht wird und durch diese Absurdität köstlich zu unterhalten weiss. Eine herzerwärmende Hauptfigur in einer witzigen, ungewöhnlichen und spannenden Untoten Geschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.