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Feenfeuer - Fantasy Blog
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Fantasyleser und -blogger auf: http://feenfeuer.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2010
Sturmklänge
Sanderson, Brandon

Sturmklänge


ausgezeichnet

Hallandren ist ein buntes, magisches Land und doch wirkt es auf die Menschen im nördlichen Idris wie ein dunkler Sündenpfuhl, selbstherrlicher Häretiker. Seit Jahren ist die Rede von einem Krieg zwischen den ungleichen Reichen, doch nun scheint er vor der Haustür zu stehen. Das Säbelrasseln aus Hallandren ist am bescheidenen idrischen Hof kaum zu überhören und die Furcht geht um, vor einer Invasion der Leblosenarmeen des Gottkönigs. Um die Vernichtung hinauszuzögern, bleibt dem König von Idris kein anderer Ausweg, als die Einhaltung eines einst geschlossenen Paktes. Er muss eine seiner Töchter an den verhassten Hof von T´Telir schicken, um sie dem Gottkönig zur Frau zu machen. Vivenna ward für dies Aufgabe ihr Leben lang vorbereitet, doch König Dedelin schickt seine Jüngst; die quirlige, aufmüpfige Siri…

Brandon Sanderson präsentiert mit Sturmklänge einen abgeschlossenen Fantasy Roman, in einer höchst eigentändigen und ungewöhnlichen Umsetzung, der sich äusserst erfrischend von vielen aktuellen High Fantasy Werken abhebt und durch unerwartete Züge zu begeistern weiss. Mit einem interessant bestückten Götterpantheon der Wiedergekehrten, an dessen Rand sich Lichtsang, der kühne Gott der Tapferkeit, versucht zu platzieren, da er der Überzeugung ist, gar kein Gott zu sein und dementsprechend alle Anstregnungen unternimmt Hallandren zu beweisen, das er komplett überflüssig ist, einem Magiesystem, das auf biochromatischem Hauch basiert und durch dessen angesammelte Menge ein Mensch eine entsprechende Stufe der Erhebung erhält, verbunden mit den dazugehörigen Fähigkeiten, die es ihm ermöglicht leblosen Objekten seinen Willen aufzuzwingen und einer hallandrischen Kultur der Farben, hat Sanderson einen absolut interessanten Weg eingeschlagen, der durch Ideenreichtum und beinahe künstlerische Ausformungen einfach zu überzeugen weiss.

Trotz des drohenden Krieges verzichtet der Autor Sturmklänge zu einem typischen Schlachten-Roman werden zu lassen und auch der Faktor Action ist eher gering gehalten. Dieser Umstand bekommt dem Buch jedoch sehr gut, denn Brandon Sanderson hat eine Welt entwickelt, die von Seite zu Seite neugieriger macht und zu fesseln weiss. Mit Wortwitz garniert und von einem weitreichenden Intrigenspiel durchzogen, ist Sturmkläge eine aussergewöhnliche und facettenreiche Palastgeschichte, wie sie in dieser brillanten Form wohl nur Brandon Sanderson schreiben kann.

Unterlegt mit dem Charme einer rebellischen jungen Prinzessin, die auf der Suche nach Abenteuern durch die Wälder von Idris gestreift ist, anstatt höfische Etikette zu lernen, ist dieser Roman von einer beschwinglichen Leichtigkeit beeinflusst, ohne das Dunkle und Kriegerische jedoch dieser Stimmung zu opfern. Parallel zu Siris Leben im goldenen Käfig des Palastes des Gottkönigs, treibt sich die stets kontrollierte, etwas steif wirkende Vivenne in den Strassen der hallandrischen Hauptstadt umher und schmiedet mit einer Söldnerbande Pläne zur Befreiung ihrer Schwester, sowie um die verhasste Stadt durch gezielte Anschläge in ein Chaos zu stürzen, das einen Krieg unmöglich macht.

Mit den beiden adligen Schwestern in der Stadt des Gottkönigs, vereint sich das frische Moment eines leichten Jugendbuch Flairs, mit dem einer klassischen, ruppigen Söldner- und Abenteurergeschichte, zu einem wirklich vielseitigen Leseerlebnis, das sich kein Fantasy Freund entgehen lassen sollte. Ein aussergewöhnliches, durchdachtes und spannendes Buch, in einer liebevoll erschaffenen Welt, weit bunter und interessanter als viele Pseudo-Mittelalter der sonstigen High Fantasy.

Brandon Sandersons „Sturmklänge“ – Eine spannender, abwechslungsreicher Roman, mit grandiosen Figuren, einer mitreissenden Geschichten und einer eindrucksvollen Welt. Es weht ein frischer durch das Genre der High Fantasy und er trägt den Namen Sturmklänge.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.10.2010
Ich will dich nicht töten / John Cleaver Bd.3
Wells, Dan

Ich will dich nicht töten / John Cleaver Bd.3


ausgezeichnet

63 Tage sind vergangen seit John Cleaver das verschlafene Städtchen Clayton von dem mörderischen Treiben eines Dämons befreite und nur mit klapper Not überlebte. Den jungen Soziopathen hat das Jagdfieber gepackt, seine dunkle Seite giert nach einer weiteren Bluttat und sein Kopf sagt ihm „Wenn du sie nicht vernichtest, werden sie ewig weiter morden.“ John hat bereits einen Köder für den nächsten Dämonen ausgelegt, ihn nach Clayton gelockt und herausgefordert.
Zunächst geschieht tagelang nichts, doch dann tritt Marci in sein verkorkstes Leben, eine Selbstmordserie erschüttert die Stadt und ein brutaler Killer inszeniert sich selbst als Racheengel.

Dan Wells präsentiert mit Ich will dich nicht töten den Abschluss der Trilogie um den Dämonenjäger John Cleaver und führt seine Reihe in ein mörderisches Finale. Nach Ich bin kein Serienkiller und Mr Monster geht wieder ein Dämon in Clayton um, von John angelockt und äusserst willig dieser Einladung zu folgen. Gewohnt flüssig und in leichtem Jugendbuchstil geht Erfolgsautor Dan Wells auch diesen John Cleaver Roman an und schafft es erneut eine morbide Atmosphäre und spannende Geschichte zu entwickeln. John begeistert hier wieder durch sein (krankhaft) analytisches Denken, seinen Zwang sich immer und immer wieder mit den mysteriösen und grauenvollen Morden in der Kleinstadt zu beschäftigen, sie aus jeder erdenklichen Perspektive unter die Lupe zu nehmen und sämtliche Detail zu sezieren. Hier kann wahrlich von einer Psychopathen-Profiler-Geschichte gesprochen werden. Kaum in Erscheinung tritt leider der John Cleaver, der heimliche Brände legt und kleine Tiere quält um dem innerlichen Druck seines Monsters ein wenig nachzugeben, aber angesichts der Entwicklung in Clayton und seines Gegenspielers, bleibt ihm für solche Unternehmungen auch kaum Zeit.

Der Autor weiss in seinem dritten Roman erneut ein faszinierendes Verwirrspiel zu entfalten und den Flair einer verzweifelten Stadt in Angst heraufzubeschwören. Mit trockenem Humor garniert und blutig inszenierten Morden gespickt, ist Ich will dich nicht töten ein brillanter Abschluss geworden, der, für den Kenner der Vorbände, natürlich vertraute Elemente beinhaltet aber trotzdem zu fesseln und zu überraschen weiss. Besonders zum Ende hin entwickelt die Geschichte einen schaurigen Psycho Aspekt, der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht.

Wer die ersten zwei Bände um John Cleaver mochte, findet im dritten Roman die gleiche Originalität vor und den seltsam sympathischen Jungen mit seinen alptraumhaften Fantasien, die dieser Figur einen eigenwilligen Reiz verleiht, der kaum nachzuahmen ist. John Cleaver ist ein Ausnahmecharakter. Stets sehr nah am Leser und ihm doch auf jeder Seite fremd, durchzieht diese Zwiespältigkeit der Figur sich auch durch dieses Buch und macht es so unverwechselbar. Dan Wells hat mit seinem soziopathischen Dämonenjäger eine phantastische Trilogie der Extraklasse erschaffen, feinste dunkle Urban Fantasy in einem Thrillergewand mit Gänsehautgarantie.
Wer meint im Bereich der phantastischen Literatur schon alles zu kennen, soll zu Dan Wells greifen und sich eines Besseren belehren lassen. Ungewöhnlich, spannend, einfach anders – das ist John Cleaver.

Dan Wells „Ich will dich nicht töten“ – Der spektakuläre Abschluss einer höchst ungewöhnlichen Trilogie um einen Dämonenjäger, wie es ihn kein zweites mal gibt. Ein morbider Fantasy Thriller im Jugendbuchstil, mit reichlich Action, einer spannungsbeladenen Geschichte, dem Humor eines Soziopathen, der in einem Bestattungsunternehmen arbeitet und dem Leichen lieber sind als die Lebenden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2010
Schattenschwert
Sprunk, Jon

Schattenschwert


sehr gut

Eigentlich wollte Caim sich, nach seinem letzten recht turbulenten Auftrag, ein wenig zurückziehen und die Klingen ruhen lassen. Doch sein Freund und Auftragsvermittler fleht ihn förmlich an, diesen Mord noch zu übernehmen. Er würde ein Kinderspiel werden, einen alten General in seinem Bett vom Leben erlösen. Widerwillig stimmt Caim zu und macht sich mit seiner unsichtbaren Freundin Kit auf, die Vorbereitungen für die nächtliche Aktion zu beginnen. Caim ahnt nicht, dass dieser viel zu leicht wirkenden Auftrag sein Leben aus der Bahn werfen wird. Der zu Ermordende ist nämlich bereits tot…

Als Caim sich über die frisch erstochene Leiche des Generals beugt, stürmen Bewaffnete die Treppen zu dessen Schlafgemach hinauf und Caim muss sich fragen wer hier eigentlich umgebracht werden sollte. Ohne nachzudenken schnappt er sich die völlig verängstigte Tochter des Generals und weiss nicht, das er sich soeben das Hauptbegehr einer weitreichenden, kaltblütigen Verschwörung auf die Schulter geworfen hat…

Jon Sprunk präsentiert den Auftakt seiner Fantasy Trilogie als actionorientierten Roman, in dessen Mittelpunkt der Assasine Caim steht. Obwohl hier eine mysteriös verflochtene Verschwörung am Werk ist, im Hintergrund ihre Fäden zieht, schreitet die Handlung doch recht gradlinig und zügig voran. Das mittelalterliche Grossstadtabenteuer weiss durch seine Situation einer steigenden sozialen Unzufriedenheit zu überzeugen. In den Strassen des Armenviertels schliessen sich Arbeiter und andere Randfiguren der gesellschaftlichen Hierarchie zusammen, es brodelt in den unteren Klassen und Umsturzgedanken machen die Runde. In diese aufgewühlte Situation platziert Jon Sprunk seinen Assasinen und die junge Tochter des toten Generals, was sich als gelungener Kniff herausstellt. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen und Caim findet sich in einem Strudel aus Verrat und dunklen Schatten wieder.

Neben dieser recht gut eingefangene Situation einer aufgewühlten Stadt, in der die Rebellion vor den Palasttüren steht, sorgt Kit für erfrischende und erheiternde Momente. Die quirlige unsichtbare Freundin von Caim, die ihm stets eine grosse Hilfe, aber auch eine Nervensäge ohne gleichen ist, sorgt in diesem Buch für ein angenehmes und durchaus ungewöhnliches i-Tüpfelchen. Für dieses sollte man durchaus dankbar sein, denn der Autor zieht es schon vor in den anderen Aspekten seiner Geschichte bodenständig bzw. bei Bekanntem zu bleiben. Hier hätte ein wenig mehr frischer Wind schon gut getan, aber für ein Romandebüt ist dieses Buch eine solide Fantasy Geschichte geworden, die weniger auf Überraschendes setzt, sondern eher Erprobtes neu verpackt und dieses durchaus gelungen.

Wen ein Ausflug in mittelalterliche Fantasy Gefilde reizt und wer hierbei lieber mit einem sympathischen Meuchelmörder Vorlieb nimmt, als einem strahlenden Rittersrecken, der kann hier beruhigt zugreifen. Ein spannender Roman, in einfachem Stil geschrieben, durchaus blutig und actionreich, mit ein wenig dunkler Schattenmagie und vielleicht dem Beginn einer unfreiwilligen Romanze.

Jon Spunks „Schattenschwert“ – Assasinen-Fantasy, die auf rasante Action und Abenteuer setzt, eingebunden in eine nebulöse Verschwörung und aufständische Volksmassen, mit einem Spritzer Humor, blutigen Klingen, dunkler Magie und einer sich anbahnenden Liebelei.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2010
Das verlorene Volk / Kryson Bd.4
Rümmelein, Bernd

Das verlorene Volk / Kryson Bd.4


ausgezeichnet

Nach den fünfundzwanzig Sonnenwenden seit der Schlacht am Rayhin ist der Kontinent Ell wieder aufgeblüht. Unter der Regentschaft des ehemaligen Todeshändlers Jafdabh erstrahlt die Klan Stadt Tut-El-Baya in neuem Glanze, doch im Land der Rachuren brodelt der Zorn der Saijkalsan Hexe Rajuru und mit Hilfe des Todsängers Nalkaar gelang es ihr nicht nur ein Drachenchimärenheer zu züchten, sondern auch dem gefürchteten Schlächter Grimmgour zu neuem Leben zu erwecken…

Das verlorene Volk erzählt das Leben seiner über den Kontinet verstreuten Figuren und greift nochmal zurück auf die vorherigen Bände, was ein Einsteigen in die Handlung des vierten Buches weniger mühevoll gestaltet. Mit der erneuten Kriegslust der Rachuren, aber insbesondere der Suche der Sieben nach dem Buch des Ulljan, wird Kryson 4 zu einem quasi Auftaktband der zweiten Epoche der Reihe. 25 Sonnenwenden liegen seit der Schlacht am Rayhin zurück, die einst jungen Helden wie Renlasol, sind gealtert und von ihren Schicksalen gezeichnet. Hier muss ganz deutlich gesagt werden, die Figuren sind nicht mehr dieselben Persönlichkeiten wie in den ersten Bänden. Ein neues Zeitalter bricht auf Kryson an und Das verlorene Volk schafft es eindrucksvoll genau diese Atmosphäre auch zu vermitteln.
Der Auftakt zu einer neuen Epoche, zu einer endgültigen Zuspitzung des Konflikts zwischen Licht und Dunkel wird mit diesem Roman gelegt und Bernd Rümmelein tut dies erneut mit grossen, cineastischen Bildern und Einfühlungsvermögen in seine Charaktere. Was allerdings zu überraschen weiss, alles andere als üblich in der Welt der Fantasy Literatur ist und sich doch sehr harmonisch in die Geschichte Krysons einfügt, ist die Abkehr relevanter Figuren von ihrem Status der Sympathieträger. Hier werden die meisten Leser ihr Verhältnis zu einem Teil der Helden vom Rayhin deutlich überdenken und neu ausloten. Doch diese Entwicklung passt schlichtweg zu Bernd Rümmelein, der sich in der bisherigen Kryson Reihe stets dem Wiederkäuen von bekannten und alteingesessenen Entwicklungen teilweise verweigert hat, eigene und düsterer Pfade beschritt und seine Figuren bluten liess, wie kaum ein anderer Fantasy Autor. So geht es auch in Das verlorene Volk durchaus brutal zur Sache, ohne das daraus Helden geboren werden, sondern die Wehrlosen sich der Gewalt ausgeliefert sehen. Neben dem Zusammenführen der einzelnen Lebenswege der Sieben Sucher nach Ulljans Buch, vertieft Bernd Rümmelein den Mythos um Kryson und lässt Einblicke in das Wirken des Ulljan gewähren. Sogar das Reich der Toten wird hier Handlungsort, eng verbunden mit der Geschichte eines neuen, verlorenen Volkes und seiner spannenden Geschichte, die ein dunkles Licht auf das Handeln der Götter wirft und die Berechtigung zweier mächtiger Klanorden in Frage stellt.

Bernd Rümmelein schreibt unverwechselbare Fantasy und diesen Umstand unterstreicht Das verlorene Volk noch einmal ganz deutlich. Hier wird nicht nur charakterlichen Entwicklungen Platz eingeräumt, sie finden in einem Masse statt, das nur als ungewöhnlich beschrieben werden kann. Mit Spannung und klarem Stil geschrieben ist der vierte Kryson Band ein zweiter Auftakt in der Reihe um den fantastischen Kontinent Ell und es bahnt sich die Entwicklung zu einem gnadenloses Finale auf jeder Buchseite an. Bernd Rümmelein schreibt epische Fantasy, wie sie in aktuellen Fantasy Veröffentlichungen kein zweites mal zu finden ist.

Bernd Rümmeleins „Kryson 4 – Das verlorene Volk“ – Ein weiterer Meilenstein in der Saga um eine Welt im ewigen Kampf zwischen Licht und Dunkel, dramatisch, spannend, mit einer interessanten Entschleierung der Hintergründe um uralte Mysterien des Kontinents und einer Figurenentwicklung, die zu beeindrucken weiss. Es wird dunkel auf Kryson und Bernd Rümmelein greift erneut zu nachtschwarzer und blutroter Feder.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2010
Finsterherz
Quidt, Jeremy de

Finsterherz


sehr gut

Als Mathias Grossvater stirbt, liegen bereits ein paar Jahre der Wanderschaft und Schaustellerei hinter dem Jungen. Mit den zwei Wagen, an welchen die Farbe abblättert, sind sie über Land gefahren, haben Kunststücke präsentiert und sich so über Wasser gehalten. Mathias war das schwächste Glied in der Kette dieser Reisegemeinschaft und dementsprechend fiel seine Behandlung auch aus. Man sollte meinen, wenn die Künstler schon von ihrem Direktoren und seiner aufgedonnerten Frau um den Lohn betrogen und stets wie Diebe gemustert wurden, gäbe es so etwas wie Solidarität und Zusammenhalt unter den Leidtragenden. Doch weit gefehlt. Unter der Oberfläche schillernder Kostümierungen, atemberaubender Tricks und farbenfrohen Spektakels gärte ein fauler Kern aus Grausamkeiten und Erniedrigungen, die in den meisten Fällen Mathias trafen.

Der Tod des alten Bühnenmagiers traf Mathias überraschend, wenn er sich doch angekündigt hat. Weit weniger zu erwarten waren jedoch die Begehrlichkeiten seines wenigen Hab und Gutes, welche nicht nur bei dem Zirkusdirektor geweckt waren. Mathias Grossvater hatte ein Geheimnis und dieses über all die Jahre streng gehütet, doch als ein unscheinbares Papierknäuel aus dem Besitz des Magiers in Mathias Hände fällt, beginnt für den Jungen eine erschöpfende Flucht in das finstere Herz der Nacht, einen mächtigen fremden Jäger an seinen Fersen…

Jeremy de Quidts Debütroman um den jungen Zauberlehrling Mathias ist in dem England des 18. / 19. Jahrhunderts angesiedelt und schafft es diese Atmosphäre auch wunderbar einzufangen, mit samt ihren bedrohlichen und schattigen Zügen. Wer bei Zauberlehrling auf einen zweiten Harry Potter tippt, ist hier erfreulicherweise einem Trugschluss erlegen. Finsterherz ist ein Fantasy Roman für Leser ab 12 Jahren, der kein Fantasy Feuerwerk abbrennt und auch kein behütendes Heim der magischen Wunder kennt; er ist ein Roman, der auf den Strassen und Hinterhöfen, in den Wäldern und rauen Wirtshäusern spielt. Das Buch entpuppt sich deutlich stärker als englische Schauergeschichte, denn als typischer Jugend Fantasy Roman und schafft es mit diesem Schliff zu überzeugen.

Jeremy de Quidt eröffnet, dem Alter der Leserzielgruppe entsprechend, einen Blick auf das England am Anfang der europäischen Moderne und verziert dieses mit klassischen Motiven schauriger Geschichten. Sei es der alte Bastler, der mit Leben und Tod experimentiert, eine Kutschfahrt in dunkler Nacht, während an den Türen die Wölfe kratzen, das Bild einer Puppe, deren Kopf sich um 360° dreht und die mit ihren künstlichen Wimpern klimpert oder die böse Schwiegermutter in leicht abgewandelter Form, dem Autor gelingt es mit einfachen Mitteln eine eindringliche Atmosphäre zu erschaffen, ohne sich jedoch zu einem Übermass an offener Brutalität hinreissen zu lassen.

Die Figuren, beginnend mit dem mittellosen und gehetzten Mathias, sind liebevoll gezeichnet, mit interessanten Eigenheiten, die durchaus nicht in jedem Roman anzutreffen sind. Mit durchgehender Spannung und eingebettet in eine mysteriöse, geheimnisvolle Grundstimmung legt Ravensburger mit Finsterherz einen fantastischen Kinder- und Jugendroman vor, der sich abseits leichter Kost bewegt, jedoch junge Leser nicht überfordert. Eine Geschichte um die Gier und Grausamkeiten Erwachsener und den Mut der Verzweiflung eines Jungen und seiner aufopfernden Freundin. Jeremy de Quidt hat einen finsteren Roman geschaffen, dessen Ende etwas zu hastig vollzogen wird, jedoch mit einer sehr schönen magischen Geschichte.

Jeremy de Quidts „Finsterherz“ – Ein fantastischer Schauerroman für Leser ab 12 Jahren, der mitfiebern und -fürchten lässt, ein spannendes Abenteuer enthüllt und der Machtlosigkeit eines Kindes, den Mut junger Freundschaft entgegenstellt. Ein Buch um einen Zauberlehrling, wie es unerwarteter kaum sein könnte.

Bewertung vom 16.09.2010
Für die Krone / Magierdämmerung Bd.1
Perplies, Bernd

Für die Krone / Magierdämmerung Bd.1


sehr gut

Eines Nachts merkt das Oberhaupt des Londoner Magierordens zu spät, das er unbekannten Verfolgern in ihre Falle getappt ist. Eines Nachts findet der junge Reporter Jonathan einen halbtoten alten Mann in einer dunklen Gosse und dieser drückt ihm einen Ring mit seltsamer Gravur in die Hand. Eines Nachts taucht die junge Hexe Kendra, vom strahlenden Glanz einer unbekannten Quelle angezogen, auf den Grund eines Sees und droht zu ertrinken. Eines Nachts gerät das Gefüge der Welt auseinander…

Nach der High Fantasy Saga um den mutigen Tarean, begibt sich Bernd Perplies mit dem Auftaktband der Magierdämmerung Trilogie in das viktorianische London und entzaubert eine Geschichte, die sich als historische Urban Fantasy und abenteuerliche Phantastik, mit einer Priese Kriminalroman und Steampunk Touch enthüllt. Für die Krone setzt hierbei auf das bewährte Konzept eines klassischen Auftaktbandes, wobei sich seine Turbulenzen über lediglich ein paar Tage erstrecken. Mit gekonnten Perspektivwechseln weiss Bernd Perplies nicht nur das umfassendes Bild einer aufbrechenden magischen Apokalypse zu zeichnen, sondern auch das Lebensgefühl des viktorianischen Englands näher zu bringen. Die Steampunk Note bleibt hierbei eher eine Randerscheinung, viel eher stürzt sich der Autor auf den Flair von Abenteuer Klassikern a la Jules Vernes oder H. G. Wells und auch H. P. Lovecrafts fiktives Kultbuch Necronomicon findet seine Erwähnung. Neben rasanten Momenten lässt sich der Autor Zeit für die Entwicklung seiner Geschichte und ihrer zunächst undurchsichtigen Einflüsse. Hier hätte punktuell das Tempo ein wenig gesteigert werden können, jedoch sind es gerade die Ausführungen, welche sich dem Leben in London und den Geschehnissen des Magierordens widmen, die erheblich zum sehr gelungenen Bild dieser Epoche beitragen. Wer hier einen ähnlichen Verlauf der Geschichte, wie sie Bernd Perplies in den Tarean Büchern präsentiert hat, mit eher klassischer High Fantasy Questen Orientierung, erwartet hat, dürfte sich die Augen reiben. Magierdämmerung 1 ist ein facettenreiches und sehr durchdachtes Werk geworden, mit dem der Autor sich qualitativ in allen Bereichen deutlich gesteigert hat und seinen Platz in den Reihen talentierter deutscher Fantasy Autoren mit Ausrufezeichen gefestigt hat.

Ein besonders markantes und überaus spannendes Merkmal in diesem Roman, ist die Gestaltung der Magie. Bernd Perlies präsentiert sie in Form alles verbindender leuchtender Fäden, welche natürlich nur mit entsprechender Magiersicht wahrnehmbar und beeinflussbar sind. Als erste Assoziation dränge sich hier möglicherweise die Comicfigur Spiderman auf, jedoch webt der Autor sein magisches Netz wesentlich verschlungener und weiter, so das es durch seine ungewöhnliche Form absolut zu begeistern weiss.

Als weiteres bestechendes Element seinen die Figuren, Protagonisten wie Antagonisten, in Für die Krone genannt. Bernd Perplies schafft es seiner Hauptfigur Jonathan den Charme eines typischen Londoner Angestellten zu verleihen, der in brisante und höchst gefährliche Entwicklungen stolpert, in denen er sich zwar durchaus behaupten kann, aber auch reichlich ins Schlingern gerät. Ein junger Mann, so unscheinbar wie sympathisch, so durchschnittlich wie ein unfreiwilliger Held nur sein kann und dadurch, aus der Feder von Bernd Perplies, eine Idealbesetzung. Ähnliches gelingt ebenfalls mit sämtlichen Nebenfiguren, welche allesamt durch ihre Mischung aus typischer Besetzung mit individueller, teilweise äusserst amüsanter, Ausformung zu überzeugen wissen.

Der Auftakt von Magierdämmerung erweist sich als spannender Ausflug in das London um 1897 und enthüllt sich als moderner, spannender Fantasy Roman in der Tradition klassischer Abenteuerliteratur.