Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Mutzik
Wohnort: 
Nimmerland :)

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2013
Wahrheit wird völlig überbewertet
Abidi, Heike

Wahrheit wird völlig überbewertet


sehr gut

Ein Klappentext, der so vielversprechend ist wie das Cover und die Gesamtaufmachung. Friedericke, eine lebenslustige Enddreißigerin, die ihr Wohlstandsbäuchlein aus Gründen ihrer Tollpatschigkeit in einen engeren Anzug pressen muss, verplappert sich unglücklich bei einer wichtigen Konferenz der Feronia Versicherung. Aus dem neuesten Versicherungsentwurf, welchen sie als "ihr Baby" bezeichnet wird kurzerhand (und aus Gründen von Rickys Leibesfülle) eine Schwangerschaft interpretiert. Bevor die gute Dame das Ganze noch retten kann, wird sie auch noch deswegen befördert und darf in ein hochmodernes Büro ziehen, mehr Geld bekommen und Projektleiterin des neues Pränatalversicherungsentwurfs spielen. Denn wer könnte die Sorgen einer Schwangeren besser nachvollziehen, als eine Schwangere selbst? Dass es sich aber nur um Lebensmittelschwangerschaft handelt ahnt ja keiner... und soll es auch nicht.
Im Laufe der Geschichte entdeckt und entwickelt die Protagonistin interessante und vor allem amüsante Wege den Glauben der Leute, dass ihr Bauch eine heilige Brutstätte ist, aufrechtzuerhalten. Und sie steigert sich immer mehr rein. Als sie daraufhin noch versehentlich auf ein Tagesmutterangebot eines reizenden Informatikprofessors eingeht, ist ihr Lügengebilde und Verstrickung komplett. Denn nun muss sie nicht nur ihrem kinderlieben Chef und den Kolleginnen etwas vorspielen, sondern auch dem reizenden Professor mit dem süßen kleinen Mädchen Selma. Fakt ist... Friedericke kommt da so ganz leicht nicht mehr raus... und ihre biologische Uhr tickt... .

Was dieses Buch verspricht, hält es zu 100%. Man bekommt eine lustig-tollpatschige wie ebenso schockierende und läuternde Geschichte präsentiert, gewürzt mit extremem Leserbezug und nicht wenigen Lachern. Durchgängig gute und lernreiche Unterhaltung... denn Wahrheit wird ja bekanntermaßen wirklich völlig überbewertet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2012
Keine feine Gesellschaft
Kolbrück, Olaf

Keine feine Gesellschaft


sehr gut

Und nun hat schon wieder ein Krimi auf meiner Leseliste Platz gefunden. Ein mir noch unbekannter Autor, vielversprechender Klappentext und ein angenehm dünnes Büchlein. Ich habe für die Lektüre etwas mehr Zeit gebraucht, als ich gedacht habe, bereue es aber nicht und werde den Autor nun im Hinterkopf behalten, denn dieser Krimi hat Spaß gemacht :-)

Die Geschichte an sich ist simpel. Eva Ritter, die aufgrund erst mystischer Beschwerden, ihren Job in der Mordkommission aufgegeben hat, weil sie befürchtete, irgendwann nicht mehr so fit zu sein und ausgelacht zu werden. Was macht man dann? Man besucht einen guten Freund (und Ex-Knacki) Wim Voss, der sich rührend um seinen Garten kümmert. Doch die Sparte wird noch interessanter, als der gute Mann auf einmal eine Leiche in seinem Gartengerätekasten findet. Vornehm sieht der Tote aus... mit Anzug. Irgendein Bankier, vermutet Eva, denn die Geschichte spielt sich rund um Frankfurt und dessen Börse ab. Nur leider sieht der Mann nicht so aus, als wäre er freiwillig in diese Kiste geklettert und Eva packt der alte Eifer und sie fängt mit Ermittlungen an. Leider ist sie nurnoch Zivilistin und das reiben ihr ihre Kollegen nur zu gern unter die Nase. Doch als eine zweite Leiche auftaucht und Eva mehr und mehr hinter die schmutzigen Machenschaften der gehobenen Frankfurter (Handels)Gesellschaft steigt, wird ihr plötzlich bewusst, dass der Mörder mehr mit ihr gemeinsam hat, als sie je vermutet hat... .

Die Lektüre war spannend, unterhaltsam und gleichzeitig kritisch. Die Geschichte lockte mit Witz und ironisch-eloquenten Dialogen gewürzt mit Gesellschaftskritik. Ich persönlich habe es mir bis zum Ende nicht denken können, wer der Mörder ist und weshalb. Sehr gut gemacht, Herr Kolbrück! Ich würde dieses Buch jedem weiterempfehlen.

Für diesen Krimi vergebe ich vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 20.11.2012
Kinder des Bösen
Hellstern, Jan

Kinder des Bösen


ausgezeichnet

Ein neuer Stern am Romanhimmel... Jan Hellstern um genau zu sein. Zu diesem Buch bin ich durch eine Leserunde auf lovelybooks.de gekommen und hätte es wohl so im Buchladen nicht gekauft, da mich das Cover nicht so anspricht, die Geschichte dann aber umso mehr.

Bereits am Anfang merkt man, dass der Protagonist, Honsa Kralik, ein deutsch-tschechischer Junge, etwas Besonderes ist. Leider nicht im positiven Sinne... er wird von seiner Familie, besonders vom Vater, ungerecht und stellenweise schlimm behandelt, denn Honsa hat einen verkrüppelten Arm. Geburtsfehler, durch welchen der Junge dem Vater, einem angesehenen Steinmetz, nicht wirklich "zur Hand gehen" kann und die Zielscheibe des Spottes und der Verachtung wird. Als eines Tages ein Rat der SS bei der Familie vor der Tür steht um in den letzten Tagen des Krieges noch waffentüchtige Männer an die Front zu rufen, muss Honsa fliehen, um nicht als Kanonenfutter für die Russen zu enden. Dem Steinmetz und seiner Familie scheint dies nicht wirklich ungelegen zu kommen und so begibt sich Honsa auf einen gefährlichen Weg ... er will Richtung Prag, seiner alten Heimat, nichtwissend, was ihn dort erwartet. Er weiß nur von einem geheimnisvollen Brief über seine Großmutter, die in einer geschlossenen Klinik bei Rysombl war. Und es dauert nicht lange, bis Honsa selbst Gespenster sieht... und den SS-Rat auf den Fersen hat.

Im Laufe des Romans wird die traurige und stellenweise erschreckende Familiengeschichte der Familie Kralik aufgedeckt. Dabei spielen die junge Lenka mit ihrem Sohn Karel, ein alter und versoffener Arzt Dr. Pavelik und der "Sandmann", ein Mörder, der rücksichtlos Kinder umgebracht hat, eine sehr wichtige Rolle. Und plötzlich fügt sich alles zu einem Ganzen und Honsa blickt auf eine Vergangenheit zurück, die er besser vergessen hätte und gar nicht erst beschworen... .

Ein Hammer-Debüt! Spannend, gefühlvoll, geschichtlich und kulturell einwandfrei recherchiert und brisant verpackt. Definitiv ein Name, den man öfter auf dem Cover eines Bestsellers lesen sollte. Ich bin auf das nächste Buch gespannt!

Für diesen Roman/Krimi vergebe ich fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 23.08.2012
Die andere Haut
Schnitzer, Carmen

Die andere Haut


sehr gut

Durch eine weitere Leserunde erreichte mich dieses kleines, aber feines Büchlein aus dem hansanord Verlag. So wenig Seiten es auch haben mag, umso tiefgründiger ist die Geschichte dahinter, muss der Leser nach und nach feststellen.

Die kleine Geschichte ist in einer sehr netten Aufmachung präsentiert. Auf dem Hochglanzumschlag zeigt sich ein Bild, welches die Autorin selbst gemalt hat. Nicht nur das zeigte alsbald, dass die Autorin und das Buch sehr eng miteinander verbunden sind... .

An sich ist die Story ganz einfach... die Protagonistin Lara hat sich in ihren Jugendjahren auf einer Reise in Ricardo, einen gutaussehenden Südamerikaner, damals ihr Tanzlehrer, verliebt und verlebt mit ihm eine Urlaubsaffäre, die nichts Ungewöhnliches ist und darstellt. Denkt Lara sich anfangs zumindest.

Einige Jahre später steht sie erneut vor ihrer Vergangeheit. Ihr Verlobter David und sie wollen vor ihrer Hochzeit einen dreiwöchigen Urlaubstrip machen, um die Freiheit nochmal zu genießen und zu spüren, bevor die Fesseln der konventionellen Beziehung sie an sich binden. Das Besondere an dieser Reise ist, dass die Partner beide in verschiedene Länder reisen.. und dass Lara in das Land fliegt, wo sie in Vergangenheit Ricardo getroffen hat... .

Carmen Schnitzer zeichnet hier ein ungewöhnliches Bild einer Frau, jenseits aller Konventionen und Moralvorstellungen. Sie zeigt, wie vielseitig und geheimnisvoll und vorallem tabulos die Liebe sein kann... und auf welche Arten und Weisen man einander (und auch miteinander) lieben kann. Laras Weg führt über viele Stationen, in denen sie reift und nach und nach lernt, wer sie eigentlich ist und was sie auf dieser Welt hält und möchte. Durchbrochen von einigen überraschenden Meilensteinen begleitet der Leser diese ungewöhnliche Frau auf ihrer Treppe zur Selbstfindung und findet (absichtlich oder auch gegenteilig) einige Denkanstösse auch für sich selbst. Munitiös zeichnet die Autorin die Unterschiede zwischen körperlicher und geistiger Liebe, Sehnsucht und Verlangen, Moral und Treue und lässt den Leser, von Anfang an, an den Gedanken und Monologen der Protagonistin teilhaben.

Fazit: Ein kleines Stück Verdorbenheit, viel Freiheit und Schmetterlingsflügel ;-)


Ich vergebe für dieses Leseerlebnis vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 18.08.2012
Schattenspieler / Signum Bd.2
Römling, Michael

Schattenspieler / Signum Bd.2


ausgezeichnet

Durch eine Leserunde bei lovelybooks.de bin ich auf dieses wunderbare Buch gestossen und war insgesamt nicht nur von der Aufmachung ziemlich begeistert.

Das Buch ist mit viel Liebe gestaltet... der Hardcoverumschlag trägt die Karte Berlins, auf der mit einem roten Stift ein Weg eingezeichnet ist... und um das Buch selbst ist ein durchsichtiger Umschlag, sodass man hinter der kleinen Jungensilhouette auf die Karte blicken kann. Der Leser dieses Buches wird den Sinn bald nachvollziehen können... :-)

Die Geschichte spielt im Jahre 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Man lernt den kleinen jüdischen Jungen Leo kennen, der sich, als sog. U-Boot, vor den Nazis, die jeden einsacken, der noch scheint eine Waffe tragen zu können, versteckt... außerdem blitzt auf seiner Kleidung der Davidstern. An Leos Seite ist Wilhelm, ein Kunsthistoriker und auch extremer Kunstfanatiker, der dem kleinen Jungen das Leben gerettet hat, denn Leos Eltern scheinen es nicht geschafft zu haben, sich vor den Nazis zu verstecken. Als die Russen kurz vor Berlin stehen und eine Bombardierung von oben stattfindet, entkommt Leo knapp dem Tode, als ein Balken sich löst und auf ihn zurast. Als alles vorbei ist, ist Wilhelm verschwunden... ohne ein einziges Zeichen hinterlassen zu haben... .

Die zweite Geschichte ist die von Friedrich, einem erwachsenerem jungen Mann, der sein Leben dem zu verdanken hat, dass er sich taub stellt und dies durch einen gefälschten Ausweis vorzeigen kann. Er ist ein Deutscher, bewohnt mit seiner Mutter und seiner blinden Schwester Marlene ein Villenviertel, welches bisher vom Krieg und Bomben größtenteils verschont worden ist. Als er auf die Spuren seines verschwundenen Vaters kommt, muss er sich einfach raustrauen und den Geschichten nachgehen, die ihm seine Mutter unter Tränen erzählt hat. Dass er dabei erwischt werden könnte, stört den Jugendlichen nicht.

Sommerbier, ein Altnazi und Verbrecher (logisch), transportiert angespannt eine Ladung von 28 Kisten auf einem Wagen... niemand darf erfahren, was sich darin befindet und jeder, der sich einmischt und in Mitwissenschaft gezogen wird... wird ermordet. Als die Sache nun heikel wird, versteckt Sommerbier den geheimnisvollen Schatz in einer Möbelfabrik und muss untertauchen, bis er sich in die engsten Kreise der Offiziere einschleicht, um den Russen auf die Schliche zu kommen. Jedoch hat er etwas ganz Wichtiges übersehen... Leo und Friedrich sind ihm auf der Spur, denn sie haben das Blut an Sommerbiers Händen gerochen... .

Insgesamt eine doch ziemlich verwobene, jedoch wunderbare Geschichte. Bei keinem Buch waren mir (fast) alle Charaktere so sympathisch wie hier. Raffinierte und liebenswürdige Gestalten vermischt mit (Nach)Kriegsalltag und der ständigen Angst ums Überleben, denn die Gewalt ist nach dem Selbstmord des Führers noch lange nicht vorbei... .
Der Schreibstil ist leicht, jedoch ist die gesamte Geschichte gespickt mit wunderbaren Weisheiten und Äußerungen... bei denen man nicht immer schmunzeln muss.Wer dies liest, muss unbedingt ein Zettelchen daneben liegen haben zum Festhalten dieser wunderbaren Sätze.
Die gesamte Geschichte ist in angenehm lange Kapitel gegliedert, sodass man nicht wirklich merkt, wie die Seiten dahinfliegen... und es ist wirklich durchgehen Spannung vorhanden... und der Schluss setzt dem Ganzen noch ein Krönchen auf... ;)

Mein Fazit: Wer das Buch nicht liest, verpasst etwas!