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Alais

Bewertungen

Insgesamt 185 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


ausgezeichnet

Hochspannender Thriller mit einem genial gewählten Setting:
So ungewöhnlich wie das Cover, das einen tollen haptischen Effekt bietet, ist auch das Setting dieses Thrillers: eine Forschungsstation in der Antarktis, in der die britische Ärztin Kate North ihren Dienst antritt. Für Kate, der ich mich gleich sehr nahe fühlte, ist diese Umgebung ganz offensichtlich genauso spannend neu wie für mich als Leserin. In diesem Thriller wird sehr anschaulich beschrieben, wie das Leben und die Gefühlswelt der Mitarbeitenden in dieser eiseskalten, unwirtlichen Umgebung im Winter aussieht – fast ständig in einem Gebäude, das rund um die Uhr von tiefster Finsternis umgeben ist … Vielleicht hat mich das auch deshalb so fasziniert, weil es meine im Vergleich dazu kleineren Sorgen bezüglich Dunkelheit und Kälte des vor uns liegenden Energiesparwinters deutlich relativiert, vor allem aber ist dies der perfekte Ort für gruselig-spannende Geschichten ...
Das Team der Forschungsstation stammt aus verschiedenen Ländern und umfasst eine Reihe ziemlich unterschiedlicher, starker Persönlichkeiten - und schnell stellt sich heraus, dass nicht nur Kate etwas zu verbergen hat ... Leider entfremdete ich mich gerade ihr über viele Seiten hinweg aufgrund ihrer haarsträubenden Naivität und ihres manchmal sehr nervigen und nicht nachvollziehbaren Verhaltens anderen gegenüber - was sich dann jedoch, als sie ihre Stärke fand und sogar über sich hinauswuchs, zum Glück wieder änderte.
Neben dem sich schnell und immer stärker herauskristallisierenden Gefühl eines Bedrohungsszenarios, in dem scheinbar jeder zum Opfer werden, aber auch jeder der Täter sein kann, erzählt der Thriller auch von großen Gefühlen, von Neuanfängen, von Teamgeist in Notsituationen und von einer trotz all der Lebensfeindlichkeit faszinierenden Region - dies alles verfasst in einem sehr ansprechenden Schreibstil.
Atemberaubend spannend und sehr lesenswert!

Bewertung vom 30.10.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


ausgezeichnet

Geheimnisvoll, künstlerisch und faszinierend:
Dieser Roman sprengt die Genreschubladen und nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine faszinierende Schiffsreise, an der absolut nichts normal zu sein scheint. Die Autorin wagt viel und verknüpft ihre Reise- und Liebesgeschichte mit mythischen, fantastischen Elementen. Ein magisches Buddelschiff, ein Hotel, das scheinbar nur bei Bedarf existiert und dann wieder im Nichts verschwindet, eine mehr als merkwürdige Besatzung … Gleich auf den ersten Seiten zeigt sich, dass die Geschichte von der Suche zweier Frauen nach drei Männern, die auf eben jenem Schiff, auf dem nun auch die Frauen reisen, verschwunden sind, in eine ziemlich ungewohnte und spannende Richtung führen wird …
Dazu kommt die an einigen Stellen spielerisch-experimentelle oder auch geradezu künstlerisch-anspruchsvolle Form – Kapitel, die zum Ende hin entgleiten, in Satzfetzen münden und schließlich ganz verschwinden, Zeitsprünge und Poesieeinlagen … Und gleichzeitig bewegt sich der Roman sprachlich manchmal im Bereich der Umgangssprache, ganz nah dran am Menschen. Immer gefiel mir das nicht, aber es berührte und bewegte mich, wozu sicherlich auch der Sound der Musik meiner Kindheit, der 80/90er, beitrug, der die Geschichte begleitet. Die Schilderung der Atmosphäre auf dem Schiff, das Rätselhafte und diese Musik trugen dazu bei, dass ich mich beim Lesen ganz entspannt fühlte und gleichzeitig fasziniert, wie in einem Traum – der allerdings auch ein paar sanfte Horrorelemente zu bieten hat.
Ein außergewöhnliches Leseerlebnis!

Bewertung vom 23.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

Wunderbar schräg, very british und erfrischend anders!
Ganz schön uncharmante Vampire treiben in dieser Fortsetzung von „The Stranger Times“ ihr Unwesen – und das, obwohl es sie gar nicht gibt ...
Ich lese Bücher aus Reihen gerne wild durcheinander, aber in diesem Fall rate ich ausnahmsweise dazu, vorher den (ebenfalls wunderbaren) ersten Band zu lesen, um sich mit dem etwas seltsamen Team dieser etwas seltsamen Zeitung vertraut zu machen. Und dann kann man sich einfach nur noch freuen! Denn der Autor bietet wieder pures Lesevergnügen mit Schwarzhumor vom Feinsten und herrlicher Situationskomik.
Seine Erzählung staffiert McDonnell mit einer Reihe teils skurriler, teils völlig unmöglicher, teils abstoßender und zugleich liebenswerter Gestalten aus. Wer Vampire als unwiderstehliche Charmeure liebt, wird allerdings enttäuscht sein, denn hier kommen sie etwas schlecht weg … Dafür leuchten die sympathischeren Seiten des ansonsten als völlig unerträglich dargestellten Zeitungschefs Banecroft wieder herzerwärmend hell auf. Überhaupt habe ich diesen zweiten Band als sehr emotional empfunden – geschrieben mit ganz viel Herz und einer bewundernswerten Fülle verrückter Einfälle.
Edel und wunderbar gruselig präsentiert sich „This charming man“ auch von außen: mit schwarzem Buchschnitt, einem Cover in Schwarz und Lila, auf dem es wieder einige winzige schräge Details wie eine fallende Toilette zu entdecken gibt, und einem praktischen, schwarzen Lesebändchen.
Eine gelungene Fortsetzung – das Warten auf den dritten Band wird schwer, sehr schwer …

Bewertung vom 02.10.2022
Feuerpanorama
Gerassimow, Sergej

Feuerpanorama


ausgezeichnet

Wie Menschen in Charkiw die russische Invasion erleben - ungeschminkt und berührend erzählt:
Wer lesen möchte, wie Zivilisten in der Ukraine die von Putin initiierten schrecklichen Ereignisse dieses Jahres erlebt haben bzw. weiterhin erleben müssen, dem empfehle ich, zu diesem Kriegstagebuch zu greifen.
Der Autor Gerassimow schildert darin den Alltag und die Erlebnisse seiner Familie in Charkiw in der Kriegszeit. Schnell, unter dem Eindruck der ständigen Bedrohung des eigenen Lebens und des Lebens seiner Lieben und dadurch natürlich auch mit starken Gefühlen geschrieben, ist dieses Buch auch schnell zu lesen. Das tut der Eindrücklichkeit der Schilderung keinen Abbruch, sorgt eher dafür, dass dieses Buch mir ungeschminkt und unverstellt erscheint. So ist dies zwar eine sehr persönliche und zwangsläufig subjektive Schilderung, aber es kommen durchaus auch kritische Punkte zur Sprache wie der Umgang mit Plünderern, den ich zwar verständlich, aber absolut nicht akzeptabel finde. Der Autor schreibt im Übrigen sehr überzeugend gegen Putins „Alle-Ukrainer-sind-Nazis“-Märchen an, und geht auch auf den heiklen Punkt Asow-Regiment ein.
Was mir aber besonders gefiel, ist die menschliche Güte, die aus seinen Zeilen spricht, der geschilderte Zusammenhalt vieler Menschen angesichts der Gefahr. Und vor allem: dass auch die Haustiere nicht vergessen werden. Gerassimow schreibt auf seine berührende Weise über die Freundschaften zwischen Menschen und Tieren und wie auch die Tiere unter dem Krieg leiden.
Sehr lesenswert!

Bewertung vom 18.09.2022
Omi, ich bin jetzt vegan!
Vochezer, Angelique

Omi, ich bin jetzt vegan!


sehr gut

Viele leckere Rezepte aus der Kindheit in einer tierleidfreien Variante, von herzhaft bis süß

Wie viele andere vegane Kochbücher auf diesem Markt wirkt dieses frisch, bunt und sympathisch - zeichnet sich von den anderen jedoch durch eine ganz persönliche Note aus: der liebevollen Beziehung zwischen nicht-veganer Großmutter, die ihre Lieben gerne bekocht, und der Enkelin, die einen neuen, veganen Weg einschlägt, um ihre Migräne zu bekämpfen. Zusammen entwickelten sie vegane Varianten vertrauter Familiengerichte, wobei die Großmutter Kochwissen aus ihrer Jugend einfließen ließ, als Gerichte aus Tieren noch viel zu teuer waren, um bei jeder Mahlzeit auf den Tisch zu kommen.
Die Darstellung der Rezepte und Zutatenlisten ist sehr gelungen und übersichtlich - jeweils mit einem motivierenden, weil appetitanregenden Foto des jeweiligen Gerichts auf der gegenüberliegenden Seite. In den allermeisten Fällen wird auch sorgfältig erklärt und das Kochbuch bietet neben komplizierteren Gerichten erfreulicherweise eine Reihe von Rezepten, die sich auch von unerfahreneren Köchen und Köchinnen (also sogar von mir) leicht nachkochen lassen. Nur an ganz wenigen Stellen hätte ich mir noch idiotensicherere Informationen gewünscht, beispielsweise ob bei dem Gefüllte-Tomaten-Rezept auf S. 78 der Reis vorher gekocht werden sollte. Gewünscht hätte ich mir auch noch ein Zutatenverzeichnis mit Verweis auf die einzelnen Rezepte, so etwas finde ich immer sehr praktisch, wenn man Reste verwerten will und auf der Suche nach einer passenden Rezeptidee ist.
Dafür gefiel mir der einleitende Teil sehr - er ist berührend (persönliche Geschichte), informativ (zum Thema Nährstoffe) und äußerst hilfreich (mit Anleitungen, wie man beispielsweise Löwenzahnhonig oder veganen Parmesan selbst herstellen kann).
Ein wunderbares Kochbuch mit vielen leckeren herzhaften und süßen Rezepten!

Bewertung vom 12.09.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


ausgezeichnet

Eine schön zu lesende Hommage an das Leben und die Liebe zu den Menschen:
Paul, dessen fiktive Lebensgeschichte Michael Brandner in diesem Roman erzählt, ist so ganz anders als ich - viel mutiger, anderen Menschen gegenüber weitaus aufgeschlossener und vertrauensvoller - und dennoch fühlte ich mich ihm gleich von Anfang an unglaublich nahe. Ein bisschen hatte ich das Gefühl, Brandner würde von dem freundlicheren Ich erzählen, das in den meisten von uns schlummert, aber leider häufig im Laufe des Lebens zunehmend aufgrund von Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Zynismus in dauerhaften Tiefschlaf verfällt. Dabei ist Paul zwar für mich sehr inspirierend, aber zum Glück auch nicht die ärgerliche personifizierte Perfektion.
Für die Schilderung von Pauls Abenteuern schöpft Brandner sicherlich auch aus dem Erfahrungsschatz seines eigenen Lebens als Schauspieler, bietet Einblicke in die Schauspielerwelt und lässt zwei Regionen, die auch Brandners Leben prägen - Bayern und NRW - lebendig werden. Besonders beeindruckten mich aber die begeisterten Schilderungen verschiedener kulinarischer Geschmackserlebnisse im ersten Teil. So etwas interessiert mich normalerweise nicht, hier aber wurde so voller Enthusiasmus und alle Sinne ansprechend geschildert, dass ich mich mit Paul als kleinem Jungen mitfreuen konnte und das sogar bei kulinarischen Genüssen, die für mich „im echten Leben“ als Tierfreundin allenfalls Anlass zum Gruseln bieten.
Der Autor präsentiert eine rundum authentisch wirkende Erzählung, die ohne nervenzerfetzende Spannung auskommt, sondern stattdessen angenehm unterhält und mit einem wunderbaren Schreibstil brilliert - eine positiv gestimmte Lektüre, die mir große Freude bereitete.

Bewertung vom 25.08.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Ein mitreißender, sehr emotionaler Roman:
In zwei Handlungssträngen (der eine beginnt 2004 in den USA, der andere 1929 in der Ukraine) erzählt die Autorin eine packende Familiengeschichte, in der es um die ganz großen Themen im Leben wie Liebe und Verlust, Gewalt, Trauer, Neuanfang, Elternschaft, Resilienz und Hoffnung, vor allem aber um ein besonders düsteres Kapitel in der Geschichte Europas geht: den Holodomor, eine Massenhungersnot, die mit voller und in schlimmster Absicht von Stalin in der Ukraine ausgelöst wurde ...
Dieses Buch mit seinen zwei sehr unterschiedlichen und doch miteinander verflochtenen Handlungssträngen hat mich von der ersten Zeile an mitgerissen und es immer wieder geschafft, mich mitten ins Herz zu treffen.
Dabei war es vor allem der Handlungsstrang in der Vergangenheit, der mich tief berührte und einen (wenn auch bitteren) Erkenntnisgewinn bot. Von der Darstellung einer ersten Liebe bis zur Mutterschaft gelingen der Autorin immer wieder packende Schilderungen, die sehr authentisch und lebensnah wirken. Ich muss leider zugeben, dass ich zuvor nichts über den Holodomor (eine absichtlich ausgelöste Massenhungersnot) wusste, so traf mich das volle Ausmaß des Grauens der weiteren Entwicklung der Ereignisse vollkommen unvorbereitet. Und da die Autorin nicht nur Schriftstellerin ist, sondern auch Historikerin, ist wohl davon auszugehen, dass sie den historischen Hintergrund gut recherchiert hat ... Dabei wirft sie keinen kühlen, geschichtswissenschaftlichen Blick auf die Geschichte, sondern verarbeitet die Thematik in einer sehr emotionalen und oft sehr persönlich wirkenden Erzählung – auch wenn es sich um eine fiktive Erzählung und keineswegs um ihre Familiengeschichte handelt, hat sich die Autorin doch unter anderem von den Erzählungen und Erlebnissen ihrer aus der Ukraine stammenden Großmutter inspirieren lassen.
Der drastischen, einprägsamen Schilderung des Holodomors stellt die Autorin den helleren Handlungsstrang der "Gegenwart" (2004) entgegen, der unter anderem eine fürchterlich kitschige, sich munter Klischees bedienende Liebesgeschichte enthält, auf die ich gut hätte verzichten können, die mich aber auch nicht weiter störte. Auch die Themen Traumatisierung und Neuanfang finden hier wieder ihren Platz, besonders spannend aber war für mich die Zusammenführung beider Handlungsstränge ...
Ein Buch, das mich tief berührt und vieles gelehrt hat.

Bewertung vom 22.07.2022
Mein Kompass durch die Wechseljahre
Fischer, Heide

Mein Kompass durch die Wechseljahre


ausgezeichnet

Ein freundlicher Begleiter durch eine kritische Lebensphase
Das sympathische Cover passt perfekt zum Inhalt dieses freundlichen Begleiters durch eine Zeit im Leben, die sicherlich für die meisten Frauen mit starken Emotionen, vielfältigen Problemen und manchmal auch Ängsten verbunden ist. Die Autorin schreibt sachlich und warmherzig zugleich, sodass ich mich von ihr kompetent begleitet und sanft an die Hand genommen fühlte.
Besonders beeindruckte mich an dem Schreibstil, dass sich das Buch so leicht liest, obwohl es prallgefüllt mit Informationen ist und oft sehr in die Tiefe geht. Man merkt einfach, dass es Heide Fischer als Ärztin gewohnt ist, Informationen laiengerecht zu verpacken und sich dabei auf die für die Betroffenen besonders wichtigen und somit besonders interessanten Punkte zu konzentrieren.
Die Themenvielfalt von Osteoporose über neue Gefühlswelten bis hin zum Beckenboden und vielem mehr spiegelt die Komplexität der Wechseljahre gut wider und, auch wenn am Anfang dieser Phase (bzw. eigentlich ja: Phasen) noch nicht alle Themen für mich relevant sind, war das Buch für mich sehr spannend zu lesen. Präsentiert werden verschiedenste Behandlungsmethoden (und dabei durchaus nicht nur Heilmittel der Natur, wie das Cover suggeriert), vor allem aber auch viele wertvolle Tipps von Frau zu Frau, was man jenseits der Arztpraxen tun kann, um sich diese Zeit zu erleichtern und Problemen gegenzusteuern.
Ein tolles Buch!

Bewertung vom 17.07.2022
Kreaturenkritzelbuch - Wilde Waldwesen
Hussung, Thomas

Kreaturenkritzelbuch - Wilde Waldwesen


ausgezeichnet

Zeichenschule mit Witz und Fantasie
An der Seite Gretels aus dem Märchen von Hänsel und Gretel kann man sich mit dieser fantasievollen Zeichenschule in ein spannendes Abenteuer stürzen, das von seinen kleinen und großen Leserinnen und Lesern fordert, selbst aktiv zu werden. Ein Punkt, der mir besonders gut gefiel: Es geht nicht nur darum, sich im Zeichnen fantasievoller Wesen zu üben (wobei das allein auch schon toll gewesen wäre), sondern auch darum, aktiv mitzuhelfen, etwas Gutes zu bewirken, positiv auf den Verlauf der Geschichte einzuwirken.
Die Rahmengeschichte dazu ist mit einem Augenzwinkern geschrieben und einige lustige Einfälle machen aus den Zeichenübungen manchmal regelrechte Events. Mir machte das einen Riesenspaß und ich kann mir vorstellen, dass viele Kinder dabei nicht nicht nur viel lachen und Zeichnen üben, sondern auch an Selbstvertrauen gewinnen können.
Die Übungen können allein gelöst werden, eignen sich aber auch dazu, sie im Freundeskreis durchzuführen, und können natürlich eine gute Ausgangsbasis für eigene Kreationen sein. Zur Unterstützung werden für die einzelnen Wesen Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit hilfreichen Linien geboten. Unter den fantastischen Waldwesen befinden sich vertrautere und weniger vertraute Wesen, einfacher und weniger einfach zu zeichnende Figuren. Raum für eigene Ideen wird ebenfalls immer wieder gegeben.
Ein geniales, liebevoll gestaltetes Buch, das mir viel Freude bereitet hat!

Bewertung vom 09.07.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


ausgezeichnet

Als Eleanor ihre Großmutter besuchen möchte, begegnet sie der Person, die gerade ihre Großmutter getötet hat - doch sie kann die Person nicht beschreiben, denn sie leidet unter Prosopagnosie. Dass Eleanor Gesichter nicht voneinander unterscheiden kann, ist natürlich ein besonders interessantes Element in einer Kriminalerzählung, in der ein Mörder oder ein Mörderin frei herumläuft...
Auch den Ort, der bald zum Haupthandlungsort wird, fand ich gut gewählt – ein altes Gutshaus mit einer geheimnisvollen Vergangenheit. Eleanor begibt sich dorthin zusammen mit ihrem Freund und einem Notar, auf der Spur des geheimnisvollen Vermächtnisses ihrer Großmutter und unheilvoller Familiengeheimnisse... So erhält die Erzählung einen gruseligen Touch - man kann förmlich spüren, wie die Geister der Vergangenheit durch das Haus spuken - ohne dass sie in einen anderen Genrebereich abgleitet. Dafür wird durch einen Schneesturm, der sie von der Außenwelt abschirmt, ein klassisches, aber immer wieder gut funktionierendes Krimielement eingeführt.
Ich war von diesem Thriller begeistert, nur das Ende hätte ich mir noch etwas ausgeschmückter gewünscht. Auch wenn die wesentlichen Fragen beantwortet werden, hätte ich mir gewünscht, zu erfahren, wie es für die eine oder andere Person weitergeht.
Ein erstaunlich versöhnliches, für Thriller ungewöhnlich tiefblickendes Buch, das daran erinnert, dass ein Mensch viele verschiedene Facetten hat...