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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 215 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2020
Wenn das Licht gefriert
Klementovic, Roman

Wenn das Licht gefriert


ausgezeichnet

Ein düsterer, atmosphärischer und schicksalsträchtiger Thriller

Nach ihrer Geburtstagsfeier mit Freunden kehrt die 18-jährige Anna Venz aus dem örtlichen Tanzlokal nicht nach Hause zurück. Vier Tage gilt sie als vermisst, bis ihre Leiche von Tauchern aus dem Moor geborgen werden kann. Ihr Mörder allerdings wird nicht gefasst und befindet sich auch 22 Jahre später noch auf freiem Fuß. Ein Fall, der nicht vergessen ist. Deshalb schaut sich auch die Mutter von Annas bester Freundin mit ihrem Mann Friedrich den aktuellen TV-Beitrag an, in welchem über das einst verübte Verbrechen berichtet wird. Und plötzlich beginnt der demenzkranke Rentner Details zu erwähnen, die er gar nicht wissen kann. Elisabeth, die geschockt über den Bemerkungen ihres Mannes ist, beginnt einem plötzlich aufkeimenden Verdacht nachzugehen und befindet sich bald selbst in großer Gefahr.

„Wenn das Licht gefriert“ ist ein düsterer und atmosphärischer Thriller, der den Leser in jedem seiner Kapitel die finsteren Schatten der Vergangenheit spüren lässt. Denn nie wieder war es nach dem Mord an der lebenslustigen Anna, wie zuvor. Elisabeth, die sich immer wieder fragt, warum sie nicht mit ihrer Tochter gemeinsam das Dorf verlassen hat, ist die Hauptfigur in dem verhängnisvollen Geschehen. Sie pflegt aufopferungsvoll ihren an Alzheimer erkrankten Mann und hat beizeiten aufgehört, Erwartungen an ihr Leben zu stellen. Doch an dem schicksalhaften Fernsehabend als das Unfassbare geschieht und Friedrich bruchstückhafte Bemerkungen über den Mord an Anna macht, wird alles, an das sie jemals geglaubt hat, auf den Kopf gestellt. Sie befreit sich aus der täglichen Lethargie und kämpft, um die Wahrheit zu ergründen. Eine starke Frau, die zu jeder Zeit den vollen Respekt des Lesers sicher hat.

Voller überraschender Wendungen, neu verübter Verbrechen und undurchsichtiger Dorfbewohner präsentiert sich der Thriller, dessen Ende irgendwie tröstlich ist, gleichermaßen aber auch fassungslos werden lässt. Mehr allerdings wird hier nicht verraten. Nur, dass der Leser neben interessanten Informationen zu dem Krankheitsbild von Alzheimer auch auf viele bekannte Alltäglichkeiten trifft. Sei es das Auto, das zum Familienmitglied avanciert und deshalb mit einem eigenen Namen ausgestattet wird oder das morgendliche Frühstück, das jeden Tag mit einer Marmeladensemmel, einem Ei und einer Tasse starken Kaffee beginnt. So hat es der Autor Roman Kelemtovic geschafft, den Spagat zwischen einem spannenden Thriller und einer fatalen Familientragödie zu meistern und eine Geschichte zu erzählen, die voller Schuld, unbändigem Schmerz und manchmal auch ein wenig Hoffnung ist.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegender Thriller, der ungemein fesselt und neben den in ihm verübten Verbrechen die Einzelschicksale seiner Figuren gekonnt in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

Bewertung vom 26.10.2020
Das Zeichen der Vier / Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street Bd.6 (1 Audio-CD)
Koppelmann, Viviane

Das Zeichen der Vier / Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street Bd.6 (1 Audio-CD)


ausgezeichnet

Sherlock & Watson im neuzeitlichen London

Fünf Jahre nach dem spektakulären Tod von Sherlock Holmes wird sein Partner Dr. John Watson mit einem ungeheuerlichen Verdacht konfrontiert. Die umstrittene Klatschreporterin Irene Adler behauptet in ihrem Enthüllungsbuch, dass der geniale Sherlock Holmes ein manipulativer Krimineller und Mörder war und die von ihm gelösten Fälle selbst begangen hat. John Watson, der es durch seine Zusammenarbeit mit Holmes besser weiß, versucht, dessen Ansehen wieder herzustellen. Dazu rollt er mit hohem Einsatz alte Fälle erneut wieder auf und gerät schon bald in den Fokus gefährlicher Verbrecher hinein.

„Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Die Crumply-Morde oder Das Zeichen der Vier“ ist die gelungene Übertragung einstiger Ermittlungen des brillanten Duos Sherlock Homes und Dr. John Watson in die heutige Zeit. Hier bloggt oder chattet Watson regelmäßig im Internet, wo er hilfreiche Tipps und Informationen für seine Recherchen erhält. Vor allem dadurch geht es nach einigen herben Rückschlägen mit den Ermittlungen zu einem früheren Fall bald voran und Watson kommt einem Geheimnis auf die Spur, das eine große Bedeutung für die Lösung der Crumply Morde besitzt.

Die gelungene und sehr unterhaltsame Umsetzung des Skriptes von Viviane Koppelmann lässt den Hörer abwechselnd an den Ermittlungen in der Vergangenheit und Gegenwart teilhaben. So berichtet Watson in einem Blogbeitrag über die damaligen Bemühungen von Holmes, eine Serie von Morden an älteren Personen aufzuklären, während seine eigenen Nachforschungen im neuzeitlichen London mit vielfältigen Chatbeiträge untermauert sind. Beide Handlungsstränge werden in Form eines Hörbuches erzählt und sind eng miteinander verknüpft, sodass sich ein spannendes Gesamtpaket ergibt. Hinzu kommen eine hervorragende Sprecherbesetzung, eine passende akustische Untermalung und ein rasanter Verlauf, wodurch die knapp 100 Minuten in der Baker Street 221B viel zu schnell zu Ende sind.

Fazit und Bewertung:
Mit viel Atmosphäre, kniffligen Ermittlungen und einem rasanten Verlauf versteht es der 6. Fall von Sherlock & Watson mit dem Titel „Crumply-Morde oder Das Zeichen der Vier" seine Kriminalhörspielfans zu begeistern. Eine tolle Serie, bei der zu hoffen bleibt, dass es noch viele Fälle gibt.

Bewertung vom 26.10.2020
Skandal im Bohemia / Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street Bd.7 (1 Audio-CD)
Koppelmann, Viviane

Skandal im Bohemia / Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street Bd.7 (1 Audio-CD)


ausgezeichnet

Ein modernes, temporeiches und atmosphärisches Krimihörbuch

In dem Bestreben, den guten Ruf seines verstorbenen Partners und Freundes Sherlock Holmes wieder herzustellen, taucht Dr. Watson in die Vergangenheit ein und beschäftigt sich mit einem alten Fall, in dem es um die Erpressung mit anstößigen Fotos geht. Kein Geringerer als der Held seiner Jugend, der Fernsehmoderator und Kinderanimateur Godfrey Norton ist darin verstrickt und hofft auf Hilfe in der für ihn sehr heiklen Angelegenheit. Außerdem geht Watson einem dubiosen Pakethandel nach und löst damit seinen eigenen ersten Fall.

„Skandal im Bohemia“ ist die 7. Folge der unterhaltsamen und im heutigen London spielenden Serie um Sherlock Holmes und Dr. Watson die unter dem Titel „Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street“ veröffentlichen wird und viele Fans gewonnen hat. Vor allem der moderne Anstrich der inzwischen verstaubt wirkenden britischen Detektivserie und der rasante Verlauf stattfindender Ermittlungen begeistern ungemein und lassen längst vergessene Fälle neu erleben. Es macht einfach Spaß, zu verfolgen wie Watson im digitalen Zeitalter mit seinen Bloglesern kommuniziert und durch gegebene Hinweise zu neuen Schlussfolgerungen gelangt.

Die im Hörbuch agierenden Sprecher machen ihre Sache sehr gut. Angefangen mit Johann von Bühlow der den exzentrischen Sherlock Holmes mit einem gebührenden Maß an Selbstsicherheit und Arroganz spricht, über Florian Lucas, dessen ruhige und besonnene Art Dr. Watsons Stärken zum Ausdruck bringt, bis hin zu Stefan Kaminski, Udo Schenk oder Britta Steffenhagen überzeugen alle mit den zu ihren Figuren passenden Interpretationen und sorgen damit für einen abwechslungsreichen Hörgenuss. Ergänzt um eine spannungsgeladene Akustik und Musik begeistert der 7. Fall ungemein und beschert ein Kopfkino, das seinesgleichen sucht.

Fazit und Bewertung:
„Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Skandal im Bohemia“ ist ein modernes, temporeiches und atmosphärisches Krimihörbuch, das neben hervorragender Unterhaltung auch neue Aspekte rund um die alten Fälle von Sherlock Holmes in den Fokus seiner Handlung stellt.

Bewertung vom 04.09.2020
Die Nachbarin
Corcoran, Caroline

Die Nachbarin


sehr gut

Ein subtiler Psychothriller, der menschliche Verhaltensweisen an den Pranger stellt

Die Journalistin Lexie hat ihren Job in einer Zeitungsredaktion an den Nagel gehängt, um mehr Zeit für ihren größten Wunsches zu haben. Denn sie hofft, bald schwanger zu werden und ihr Freund Tom unterstützt sie dabei. Doch egal, wie sehr sie sich auch bemühen. Es klappt es einfach nicht. Dafür aber hört Lexie nun jeden Tag, wie ihre erfolgreiche Nachbarin Harriet ein Musicalsong nach dem anderen komponiert. Wie sie wilde Partys feiert und ein Leben führt, das beneidenswert ist. Eine prekäre Situation. Denn Harriet wiederum ist eifersüchtig auf die Lexie, weil diese mit Tom einen Partner hat, der perfekt und begehrenswert ist. Vom einstigen Verlobten verlassen, stellt sich Harriet vor, wie es wäre, mit dem Mann ihrer Nachbarin glücklich zu sein.

„Die Nachbarin“ ist ein subtiler Psychothriller, dessen Geschichte sich ganz allmählich entspinnt und der seinen Leser, wie ein Voyeur in die intimsten Momente zweier völlig unterschiedlicher Frauen blicken lässt. So taucht der Leser zum einen tief in das Leben von Lexie ein, die sich plötzlich nur noch auf ihren Wunsch, ein Baby zu bekommen reduziert und dabei nicht merkt, wie unzufrieden und misstrauisch sie dadurch wird. Zum anderen lernt er Harriet kennen, die durch eine unschöne Trennung die Bodenhaftung verloren hat und Zuflucht in Alkohol und unerfüllten Tagträumen sucht. Kein Wunder also, dass jede die andere neidvoll beäugt und sich wünscht, genauso glücklich wie sie zu sein.

Der auf unterschiedlichen Wahrnehmungen beruhende Thriller wird abwechselnd aus der Sicht beider Nachbarinnen erzählt, die in ihren Bemühungen der anderen näher zu kommen, nicht gerade zimperlich sind. Da wird gnadenlos gelauscht, Social Media Accounts werden ausspioniert und unschöne E-Mails geschrieben. Aber auch Wohnungsschlüssel werden gestohlen, belastende Gegenstände deponiert und falsche Tatsachen geschaffen. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die von Eifersucht und Missgunst beherrschte Lage in einer nicht aufzuhaltenden Katastrophe entlädt. Dabei bleibt die Spannung leider auf der Strecke, da umfangreiche Einblicke in die Gedankenwelt beider Frauen und das Schmieden fieser Pläne nicht gerade nervenaufreibend sind. Doch der Unterhaltungswert und die Neugier des Lesers werden bestens bedient. Denn bis zum Schluss lauert und spekuliert er mit, weil er unbedingt wissen will, was noch alles geschieht und wie die Geschichte der stalkenden Nachbarinnen ausgehen wird.

Fazit und Bewertung:
„Die Nachbarin“ ist ein gelungener Blick in das Leben von Menschen, die sich zu sehr auf andere fixieren und dabei nicht merken, wie manipulierbar sie sind. Ein kurzweiliger Thriller, der menschliche Verhaltensweisen an den Pranger stellt und mit einer undurchsichtigen Geschichte gut zu unterhalten weiß.

Bewertung vom 23.08.2020
Der Tote auf Amrum
Johannsen, Anna

Der Tote auf Amrum


sehr gut

Ein vielschichtiger und lange Zeit nicht zu durchschauender Kriminalroman

Der einflussreiche Immobilienbesitzer und Inselpolitiker Marten Hilmer wird in seinem Haus tot aufgefunden. Nach eingehender Untersuchung in der Gerichtsmedizin steht fest, dass er von unbekannter Hand vergiftet worden ist. Ein brisanter Fall, den Hauptkommissarin Lena Lorenzen gemeinsam mit ihrem jungen Kollege Johann Grasmann übernimmt. Und schon bald stolpern sie über mutmaßliche Unregelmäßigkeiten beim Immobilienaufkauf durch Hilmers Agentur, während auch dessen Privatleben nicht ohne Probleme war. Wird es ihnen gelingen, die Machenschaften des zwielichtigen Toten zu durchschauen und damit seinen Mörder zu finden?

„Der Tote auf Amrum“ ist der sechste Fall für die Inselkommissarin Lena Lorenzen, die auf der nordfriesischen Insel aufgewachsen ist. Nach dem Tod ihrer Mutter und einem heftigen Streit mit dem Vater hat Lena diese verlassen und kehrt nur noch sporadisch für eine notwendige Kriminalermittlung oder für den Besuch bei ihrer Tante Beke zurück. Diesmal allerdings passiert noch mehr. Denn ihr neuer Fall führt sie tief in die Vergangenheit ihrer Eltern hinein, in eine Zeit, in der auch Marten Hilmer wichtig für sie war.

Ein kniffliger Fall, undurchsichtige Figuren und überraschende Wendungen sorgen dafür, dass der anfangs ruhige Krimi immer spannender wird. Doch nicht nur die Suche nach einem Mörder fesselt die Aufmerksamkeit des Lesers, auch die privaten und beruflichen Probleme von Lena Lorenzen tragen ihren Teil dazu bei, dass das Buch nur schwer aus der Hand gelegt werden kann. Hinzu kommen eine ordentliche Portion Lokalkolorit, die die raue Atmosphäre auf Amrum regelrecht spüren lässt und akribisch geschilderte Ermittlungen, wodurch die Krimihandlung angenehm authentisch in Erscheinung tritt. Deshalb macht es trotz kleiner Flauten viel Spaß, den neuen Fall von Kommissarin Lena Lorenzen zu lesen und mit ihr und dem jungen Kollegen Johann Grasmann auf Mörderjagd zu gehen.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und lange Zeit nicht zu durchschauender Kriminalroman, der mit lebensechten Figuren, einer spürbaren Atmosphäre, detailgetreuen Landschaftsbeschreibungen und einem wunderbar kniffligen Fall spannend unterhält.

Bewertung vom 26.07.2020
Leiser Tod in Lissabon
George Ponciano, Catrin

Leiser Tod in Lissabon


sehr gut

Ein unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit und interessanten Rückblicken in die Vergangenheit

Ein erbarmungslos heißer Sommer fordert seinen Tribut, als in der heiligen Altstadtkirche Lissabons ein Toter gefunden wird. Zunächst einmal sieht es wie ein Selbstmord aus, wäre da nicht der Ort der Tat, der Inspetora-Chefe misstrauisch werden lässt. Deshalb macht sie sich mit dem Gespür eines Terriers daran, das Umfeld des Toten zu durchleuchten, und stößt schon bald auf alte Seilschaften, die in den höchsten Kreisen angesiedelt sind. Haben diese etwas mit dem Mord an dem Bankier zu tun und wollten ihn mundtot machen oder steckt vielleicht sein Bruder dahinter, der ihm aus niederen Gründen einen Bildhauermeißel in den Schädel gerammt hat? Dora Monteiro geht den Dingen auf den Grund und wird mit einem Mordkomplott konfrontiert, dessen Drahtzieher äußerst gefährlich sind.

„Leiser Tod in Lissabon“ ist ein atmosphärischer und geschichtsträchtiger Kriminalroman, der seine Leser tief in die verwinkelten Kopfsteinpflasterstraßen Alfamas führt. Dort, wo in der Kirche São Miguel ein Mord geschieht, dessen Grund tief in der Vergangenheit zu finden ist. Dabei werden dem Leser im Verlaufe der Ermittlungen nicht nur die Lebensumstände des Opfers und die Hintergründe der Tat offenbart, sondern es wird ihm auch ein Stück portugiesischer Geschichte nahegebracht. Ein wunderbar interessanter und wissenswerter Einblick, der viel über das Leben der Bewohner von Lissabon verrät und gleichermaßen die Lust auf einen baldigen Besuch in der portugiesischen Hauptstadt weckt.

Aus diesem Grund verzeiht man es gerne, dass es einige Zeit braucht, bis die Ermittlungen so richtig in Fahrt geraten. Denn der Hauptaugenmerk der Autorin ist eher auf die Figuren und ihre Lebensumstände gerichtet, als auf die eigentliche Tat. Doch trotz alledem entwickelt sich aus dem hinterrücks verübten Mord ein kniffliger Fall, der immer vielschichtiger wird und eine ganze Reihe an Ungeheuerlichkeiten ans Tageslicht treten lässt. Deshalb ist es gut, dass mit der eigensinnigen und hartnäckigen Inspetora Dora Monteiro eine Ermittlerin ins Rennen geschickt worden ist, die sich als unbestechlich und gnadenlos erweist und sich in jeder noch so brenzligen Situation behaupten kann.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit, interessanten Rückblicken in die Vergangenheit und einem Fall, der lange Zeit unlösbar scheint.

Bewertung vom 13.03.2020
Bis du mir gehörst / Following You Bd.1
Mon, Mika D.

Bis du mir gehörst / Following You Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannender erster Teil, der in brennende Herzen und tiefe Abgründe blicken lässt.

„Flieh, solange du es noch kannst.“

Die 19-jährige Viktoria wohnt in einem Käfig, den ihr millionenschwerer Vater für sie geschaffen hat. Sie darf abends nicht alleine auf die Straße, lebt in einem hochgesicherten Haus und hat einen Bodyguard, der sie bewacht. Doch als Viktoria mit ihrer Freundin Leonie eine Party besuchen will, schüttelt sie den Leibwächter kurzerhand ab und begibt sich damit in ungeahnte Gefahr hinein. Denn der gut aussehende Typ, der ihr von nun an folgt, hat mehr auf dem Kerbholz, als nur die Düsternis, die ihn umgibt.

„Following you“ ist der erste Teil der neuen Dark Romance Reihe von Mika D. Mon, der aus zwei Perspektiven heraus, über die Faszination einer verbotenen Liebe erzählt. Da ist zum einen Viktoria, die keinerlei Erfahrungen in Liebesdingen besitzt und sich Hals über Kopf in einen charismatischen Fremden verliebt. Zum anderen spielt Seth eine große Rolle, der auf der anderen Seite der Gesellschaft zu Hause ist und sein Geld mit verbrecherischen Machenschaften verdient. Zwei völlig gegensätzliche Menschen, die aufeinandertreffen und sich von Gefühlen leiten lassen, die nicht gut für sie ist.

Das Autorenduo Mika D. Mon versteht es, fesselnd zu erzählen und seine Leser von der ersten Seite an tief in das Geschehen zu ziehen. Dadurch lebt und leidet der Leser mit den Figuren regelrecht mit, ist besorgt und entsetzt, will helfen und kann nichts tun und hofft, das am Ende alles gut ausgeht. Denn anstatt eine romantische Liebesgeschichte darzubieten, die von düsteren Begleiterscheinungen umgeben ist, geht es in dem Dark Romance Roman wie in einem Thriller zu. Starke Gefühlen und Verbrechen werden kombiniert und ergeben eine explosive Mischung, die unheilvoll und bedrohlich ist.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender erster Teil, der in brennende Herzen und tiefe Abgründe blicken lässt.

Bewertung vom 26.02.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


sehr gut

Ein berührender Roman, der Zeit zum Lesen braucht.

Matthias ist ein Tausendsassa. Er managt Newcomerbands, gibt Nachhilfeunterricht, spielt Fußball-Manager und plant mit seinem besten Freund Quentin, ein Café zu eröffnen, bei dem die Verkaufsquittungen mit der aktuellen Playlist versehen sind. Doch plötzlich gibt es Matthias nicht mehr und das Leben der ihm nahestehenden Menschen wird durch seinen unfassbaren Tod geprägt. Wie das seiner Freundin Amber, die in Gedenken an ihn das Strandhaus am Meer alleine besucht oder seine Mutter Kristianne, die zur Trauerbewältigung Flüchtlingen hilft. Für sie alle wird die Erinnerung von nun an getrennt in eine Zeit davor und eine danach.

„Nach Matthias“ ist ein schicksalhafter Roman, der aus einer Reihe von Einzelgeschichten über völlig unterschiedliche Menschen besteht. Und obwohl sie sich gegenseitig nicht unbedingt kennen, haben sie eines gemein. Ihr Leben hat sich mit dem von Matthias gekreuzt und dadurch, dass sie von sich erzählen, erfährt der Leser, wer dieser war und was mit ihm geschehen ist. Eine tiefgreifende Art der Schilderung, die weder von der Last der Trauer getragen wird, noch den Schuldigen an den Pranger stellt. Vielmehr geht es darum, einen Menschen kennenzulernen, der für die einen wichtig war, den anderen aber nur als flüchtige Begegnung im Gedächtnis haften geblieben ist.

Peter Zantingh ist ein Erzähler, der die Gefühle und Beweggründe seiner Figuren in wenige Worte fasst. Dafür lässt er sie in ihrem Umfeld agieren und verleiht ihnen durch ihre unterschiedlichen Herangehensweisen an Dinge und Probleme eine eigene Authentizität. Völlig unspektakulär geht er dazu vor, präsentiert Ereignisse und Sichtweisen, gewährt Einblicke in die Vergangenheit und stellt Berührungspunkte zu anderen Figuren dar. So entsteht mit der Zeit ein Bild, das immer komplexer wird und in dessen Mittelpunkt der nicht mehr unter ihnen weilende Matthias mit allen seinen Eigenarten und wünschen steht.

Fazit und Bewertung:
Ein berührender Roman, der Zeit zum Lesen braucht und tief in das Leben einiger, durch das Schicksal verbundener Menschen blicken lässt.

Bewertung vom 23.02.2020
Frankfurt am Mord
Krüger, Uwe;Krüger, Jonas Torsten

Frankfurt am Mord


ausgezeichnet

Ein spannender und unterhaltsamer Frankfurt-Krimi

Im Hinterhof eines Frankfurter Bordells wird die Leiche eines Mannes gefunden, dessen Körper kopfüber in einer Regentonne steckt. Hauptkommissarin Karola Bartsch und das Team der 3. Mordkommission übernehmen die Ermittlungen und schon bald steht fest, dass es neben der Spur ins Rotlichtmilieu auch ernstzunehmende Hinweise zu einem unlauteren Vogelkundler gibt. Darum muss mit Karolas naturverbundenem Bruder Karsten Hilfe von Außen her, da nur ein Hobbyornithologe, ohne aufzufallen, Nachforschungen im Naturschutzgebiet anstellen kann. Doch trotz des verdeckten Einsatzes ist lange Zeit nicht klar, wer den Mord begangen hat und warum der als renommierter Fotograf identifizierte Tote in das Wasserfass gesteckt worden ist.

„Frankfurt am Mord“ ist der zweite Fall für Hauptkommissarin Karloa Bartsch und ihrem in Polizeiangelegenheiten erfahrenen Bruder Karsten, der vor seiner unfreiwilligen Suspendierung als verdeckter Drogenfahnder tätig war. Inzwischen nun betreibt er einen Kneipenkiosk mitsamt einer privaten Ebbelwoi-Kelterei und sammelt mit Vorliebe gestrandete Existenzen auf. Wie sein Dauergast Spotti, der ihm Tag und Nacht hilfreich zur Seite steht oder einen an der Staustufe aufgetauchten Pinguin, der von Naturschützern aus einem Zoo befreit worden ist. Nur um seiner Schwester zu helfen, betätigt er sich ab und an noch im gewohnten Milieu, wo er diesmal undercover auf die Suche nach einem hinterhältigen Mörder geht.

Voll gepackt mit akribischer Polizeiarbeit, mit faszinierenden Ausflügen in die Ornithologie und anschaulichen Beschreibungen von Land und Leuten versteht es dieser Krimi gut zu unterhalten. Dabei sorgen nicht nur der angenehm wendungsreiche und schwer zu durchschauende Fall dafür, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Sondern es sind vor allem lebendige Dialoge mit humorvollen Schlagabtauschen und die mitten aus dem Leben gegriffenen Figuren, die zum Weiterlesen animieren. Hinzu kommt eine Erzählweise, die angenehm kurzweilig ist und eine Sprache, die durch ihre gewählten Formulierungen ausdrucksstark und stimmungsvoll in Erscheinung tritt.

Fazit und Bewertung:
Ein wunderbar spannender und unterhaltsamer Frankfurt-Krimi, der Lust auf weitere Fälle mit dem geschwisterlichen Ermittlerduo und der 3. Mordkommission macht.

Bewertung vom 12.01.2020
Die Wälder
Raabe, Melanie

Die Wälder


sehr gut

Ein subtiler Thriller mit einigen Längen

Als Nina vom Tod ihres besten Freundes Tim erfährt, ist sie geschockt. Vor allem, weil er sie noch kurz zuvor angerufen hat, sie aber nicht ran gegangen ist. Nun bleibt ihr nur noch ein Brief, den Tim geschrieben hat und der eine verhängnisvolle Bitte an sie enthält. Nina soll seine Schwester Gloria finden, die einst in den undurchdringlichen Wäldern ihres Heimatdorfes spurlos verschwunden ist. Doch Nina hat sich geschworen, nie wieder einen Fuß dorthin zu setzen, wo einst Schreckliches geschah und wo die Düsternis alles verschlingt.

„Die Wälder“ ist ein Thriller, der sich nur langsam entfaltet, dann aber von einer geschickt inszenierten Gruselstimmung lebt. So gerät die Hauptfigur Nina immer wieder in Situationen hinein, die zum Fürchten sind und in denen sie um ihr Leben bangt. Dabei ist sie nicht die Einzige, die inzwischen erwachsen geworden, gegen die Ängste ihrer Kindheit kämpft. Auch ihr Freunde David ist mit dabei, der wegen seines Jobs bei der Polizei nicht viel riskieren will und der verräterische Henri, der sie damals im Stich gelassen hat, nun aber auf ihrer Seite steht.

Erzählt wird die Handlung abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit, sodass sich das durchlebte Trauma von vier befreundeten Kindern erst am Ende des Hörbuchs in seiner ganzen Tragweite offenbart. Deshalb muten die Handlungsweisen der beteiligten Figuren auf der Suche nach der Wahrheit manchmal seltsam an, was aber förderlich für die Aufrechterhaltung der Spannung und für die Erzeugung von Neugier beim Hörer ist. Leider aber sind diese Momente auch wieder schnell vorbei, da die Vergangenheitsbewältigung sehr detailliert erfolgt und es zu langen Unterbrechungen in der ansonsten rasant konstruierten Jagd nach einem potenziellen Mädchenmörder kommt.

Fazit:
Ein gelungenes Verwirrspiel, das in seiner Umsetzung streckenweise zu langatmig geraten ist, dafür aber mit einer düsteren Grundstimmung, überraschenden Wendungen und authentischen Figuren aufwarten kann. Eine gute Empfehlung für Hörer, die subtile Thriller mögen und eine Sprecherin wie Anna Schudt, die auch diesmal wieder fantastisch liest.