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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1


ausgezeichnet

Ein beklemmendes und vielschichtiges Thriller-Debüt

Eines der ältesten Sanatorien im Herzen der Schweizer Alpen wird zu einem 5-Sterne-Luxushotel umgebaut. Während des sehr aufwendigen und nervenaufreibenden Prozesses verschwindet der zuständige Architekt spurlos. Detective Inspector Elin Warner, die nach der Eröffnung des Nobeletablissements zur Verlobungsfeier ihres Bruders Isaac anreist, spürt die unerklärliche Bedrohung, die von den imposanten Mauern ausgeht. Und während sie sich immer unwohler fühlt, sorgt ein Schneesturm dafür, dass die einstige Tuberkuloseheilanstalt von der Außenwelt abgeschnitten wird. Plötzlich geschieht ein Mord und am nächsten Tag ist Isaacs Verlobte weg. Aber auch Elin wird bedroht und setzt alles daran, den mit ihnen eingeschlossenen Mörder zu finden.

„Das Sanatorium“ ist der Debütthriller der britischen Autorin Sarah Pearse, der mit einem geschickt konstruierten und lange Zeit undurchsichtigen Plot spannend unterhält. Dabei überzeugt er vor allem mit einer düsteren Atmosphäre, die von Beginn an Unheimliches vermuten lässt und einer in der Auszeit befindlichen Detectivin, die mit den Folgen gleich zweier traumatischer Erlebnisse zu kämpfen hat. Entsprechend undurchsichtig und aufreibend gestaltet sich das Geschehen, das neben den aktuellen Ereignissen auch in die Vergangenheit blicken lässt. Ein süchtig machendes Debüt, das mit den Wahrnehmungen seiner Figuren genauso gekonnt spielt, wie mit ihrer Angst. In einem leicht zu lesenden Schreibstil erzählt und mit verstörenden Momentaufnahmen versehen, entwickelt dieser Thriller eine Dynamik, die fatale Auswirkungen hat und in ihrem Verlauf nicht zu stoppen ist.

Fazit:
Ein wendungsreiches und vielschichtiges Thriller-Debüt, das Stück für Stück immer spannender wird und durch seine beklemmende Atmosphäre und dem Zusammenspiel von nur schwer zu durchschauender Figuren unheimlich gut unterhält.

Bewertung vom 11.08.2022
Nur du und ich
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


gut

Ein verhängnisvolles Beziehungschaos, das sich viel zu schnell offenbart

Das gut geplante Wochenende in einem einsam gelegenen Haus in Long Island soll die Liebe zwischen dem Literaturprofessor Steven und seiner jungen Collegestudentin Ellie krönen. Nur sie beide, Liebesspiele am Kamin und Zeit, sich näher kennenzulernen. Doch was als romantischer Ausflug an den Ozean beginnt, endet schon bald in einer Katastrophe. Denn ein Schneesturm zieht auf und schneidet sie von der Außenwelt ab, während im Inneren des Hauses ein Kampf um Leben und Tod beginnt.

„Nur du und ich“ ist der Debüt-Thriller der in London lebenden Autorin Laure van Rensburg, der mit einer bedrückenden Atmosphäre und gut gehüteten Geheimnissen seinen Anfang nimmt. Allerdings nur für eine gewisse Zeit. Denn kaum ist das ungleiche Paar in seinem idyllisch gelegenen Liebesnest angekommen, wendet sich das Blatt. Die erhoffte Nervenspannung plätschert plötzlich nur noch vor sich hin und wirkliche Geheimnisse gibt es auch nicht mehr. Hier wurde einfach zu früh verraten, worum es in dem verhängnisvollen Beziehungschaos zwischen dem begehrenswerten Universitätsprofessor und seiner ihn anbetenden Studentin geht.

Der Schreibstil von Laure van Rensburg ist angenehm flüssig. Die sich wechselnden Passagen aus der Sicht von Steven und Ellie lesen sich zügig weg. Ihre Handlungsweisen sind zwar nicht immer nachzuvollziehen. Aber wer steckt schon in den Köpfen der ihm nahestehenden Menschen drin? Dafür wird nicht mit Aktionen gespart, einige unerwartete Wendungen und Rückblicke in die Vergangenheit gibt es auch. Insgesamt eine Geschichte, die viel von den Charakterzügen und Gefühlen seiner beiden Hauptprotagonisten verrät, in Sachen Spannung aber etwas zu schwach geraten ist.

Fazit und Bewertung:
Nach einem gelungenen Einstieg lässt der Thriller merklich nach und driftet letztendlich in ein unschönes Gemetzel ab. Schade. Eine subtilere Herangehensweise und ein bis zum Schluss geheimnisvoller Verlauf hätten dem Thriller besser getan.

Bewertung vom 03.04.2022
Holly Lane 17
Shepard, June L.

Holly Lane 17


sehr gut

Ein wendungsreicher Frauenroman mit einem handfesten Verbrechen und leidenschaftlicher Liebe.

In der Holly Lane 17 auf Long Island wird ein Toter gefunden, der mit einem Stromkabel in der Hand hinter dem Haus einer bekannten Krimiautorin liegt. Ein tragischer Unfall, der weite Kreise ziehen wird. Denn die Hausbesitzerin lebt und schreibt unter einem Pseudonym und möchte nicht, dass ihre wahre Identität und damit ihre schicksalhafte Vergangenheit öffentlich wird. Aber auch Dale Roberts, eine junge Elektrikerin, die erst vor Kurzem auf dem Grundstück gearbeitet hat, ist an einer schnellen Klärung der unschönen Angelegenheit interessiert. Gemeinsam mit ihrem Freund Chip nimmt sie sich der Sache an und gerät in einen Strudel von falschen Verdächtigungen, verhängnisvollen Geheimnissen und ungeahnten Gefahren hinein.

„Holly Lane 17“ ist der Auftakt einer Romanreihe, die auf der malerischen Insel Long Island spielt und mit viel Atmosphäre und interessanten Figuren punkten kann. Da ist zum einen die von den Inselbewohnern verehrte Schriftstellerin, deren wahren Namen niemand kennt, die aber jeder vor Unheil schützen will. Zum anderen spielt eine junge Elektrikerin eine große Rolle, die gerne Detektiv spielen will und durch ihre Naivität in brenzlige Situationen gerät. Und dann sind da noch der wenig vertrauenserweckende Ehemann der Schriftstellerin, ihre toughe und sehr fähige Managerin, ein knallhart ermittelnder Detektiv und der schmuddelige Computernerd Chip, der seine beste Freundin Dale bei ihren Nachforschungen tatkräftig unterstützt. Ein Sammelsurium an Figuren, die neben weiteren ungenannten Personen gut gewählt worden sind und erst im Laufe des wendungsreichen Geschehens ihr wahres Potenzial entfachen.

Erzählt wird die mit einer Liebesgeschichte untermalte und in chronologischer Reihenfolge ablaufende Handlung abwechselnd durch die Krimiautorin Steen und die Elektrikerin Dale. Beide Hauptfiguren fungieren als Ich-Erzählerinnen und lassen tief in ihre Gedanken und Gefühle blicken. Um sie unterscheiden zu können, wurde ihnen vor jedem Abschnitt ein festes Wellensymbol gesetzt und der Ort der Handlung benannt. Ergänzend dazu findet sich beim Aufklappen des Buches eine bunt gezeichnete Karte, die Long Island mit den wichtigsten Handlungsorten zeigt. Eine Gestaltung, die gut in das Geschehen einsteigen lässt, das mit einer flüssigen Sprache und vielen bildhaften Vergleichen dargelegt worden ist. Nur an der Spannung hapert es ein wenig, viele Klischees wurden bedient und einige der Figuren sind zu naiv und leichtgläubig dargestellt.

Fazit und Bewertung:
Ein leicht zu lesender und abwechslungsreicher Frauenroman mit einem handfesten Verbrechen und leidenschaftlicher Liebe.

Bewertung vom 03.04.2022
Einmal kurz die Welt retten
Brandis, Katja; Schmitz, Ingrid; Aurass, Dieter; Troi, Heidi; März, Mari; Kölpin, Regine; Biltgen, Raoul; Zentel, Janet; Nielsen, Eva; Schleheck, Regina; Neuwirth, Günter; Kleindl, Reinhard; Kramlovsky, Beatrix; Thomas, Alex; Laub, Uwe; Wimmer, Barbara; Schmid, Claudia

Einmal kurz die Welt retten


ausgezeichnet

Eine vielfältige und teilweise sehr düstere Kurzgeschichtensammlung, die aufrüttelt und bewegt.

Heiße und trockene Sommer, Umweltkatastrophen mit erschreckenden Ausmaßen, aussterbende Tierarten oder eine nur schwer zu beherrschende Pandemie. Die Folgen des Klimawandels sind enorm. Und obwohl genug Anzeichen vorhanden sind, dass es unserer Erde immer schlechter geht, gibt es Menschen, die das ignorieren. Die rücksichtslos mit den vorhandenen Ressourcen umgehen, die bedenkenlos riesige Müllberge produzieren und leugnen, dass es immer mehr Hunger und Armut gibt. Dabei wird die Zeit knapp. Die Weichen für eine Katastrophe sind längst gestellt. Nur ein konsequentes Handeln aller kann dafür sorgen, dass unser geliebter blauer Planet auch für zukünftige Generationen bewohnbar bleibt.

Jennifer B. Wind hat für ihre Anthologie "Einmal kurz die Welt retten“ 24 Geschichten renommierter Autorinnen und Autoren zusammengestellt, die für uns in die Zukunft blicken. Nicht alle Geschichten sind Krimis. Doch alle behandeln die Folgen der Verbrechen, die wir Menschen tagtäglich an unserer Umwelt begegnen. Es wird von Wasserknappheit erzählt und der Rationalisierung von Lebensmitteln. Geburtenkontrollen stehen genauso im Mittelpunkt, wie eine zunehmende Unfruchtbarkeit. Dazu spielen die Cyberkriminalität eine große Rolle und ein gezielter Medikamentenbetrug. Themen, die ungemein vielfältig sind und als klassische Kriminalgeschichten, Dystopien, Utopien oder Zukunftsvisionen ihren Weg in die Anthologie gefunden haben.

Alles in allem eine düstere Sammlung, die aufrütteln und bewegen soll. Aber auch eine Sammlung, die Hoffnung gibt. Wie Jennifer B. Wind in ihrer letzten Story mit dem Titel „Green Reset“ vor Augen führt. Hier schaut sie in eine Zukunft, die den Menschen zurück zu seinem Ursprung bringt, in eine Welt, die nicht konsumbelastet und voller fruchtbarem Leben ist. Eine schöne Vorstellung, für die es sich zu kämpfen lohnt. Und wer nun glaubt, dass er als Einzelner nichts tun kann, der irrt. Es sind die kleinen Dinge, die Großes vollbringen. Der Verzicht auf Plaste, die Reduzierung von Fleisch oder der sparsame Umgang mit Wasser bringen schon unheimlich viel.

Fazit:
Nur gemeinsam können wir es schaffen, unsere Welt zu retten.

Danke liebe Autorinnen und Autoren für die vielen Hintergrundinformationen, die bewegenden Geschichten und den Blick in eine Zukunft, die so gewiss niemand haben möchte.

Bewertung vom 05.03.2022
Safe House - Nirgends bist du sicher
Jakeman, Jo

Safe House - Nirgends bist du sicher


sehr gut

Ein authentischer und abwechslungsreicher Spannungsroman

Die Arzthelferin Charlie Miller möchte nach einem Gefängnisaufenthalt ihrer Vergangenheit für immer entfliehen. In Cornwall ersteigert sie ein Haus, zieht mit wenigen Habseligkeiten dorthin und hofft auf ein neues Leben. Doch ganz so einfach, wie es sich die entlassene Straftäterin denkt, ist das nicht. Denn es gibt Menschen, die weder verzeihen, noch vergessen können und die alles dafür tun, Rache zu üben. Lange dauert es nicht, bis merkwürdige Vorkommnisse die Ruhe stören und Charlie nicht mehr weiß, wem in der kleinen Gemeinde sie überhaupt trauen kann.

„Safe House – nirgends bist du sicher“ ist ein gut zu lesender Spannungsroman, der in verschiedenen Zeitebenen die Geschichte einer vom Leben gebeutelten Frau erzählt. Bereits in der Kindheit vom Vater tyrannisiert, glaubt die einst als Steffi Finn geborene Arzthelferin in ihrer Ehe ein klein wenig Glück zu finden. Ein Trugschluss, der ihr teuer zu stehen bekommt. Von ihrem Mann für Verbrechen ausgenutzt, stand sie reumütig vor Gericht und versucht sich nun, als Charlie Miller ein neues Leben aufzubauen. Aber nicht nur sie bestimmt mit ihrem bewegenden Schicksal das Geschehen. Auch drei neugierige Damen aus dem Dorf, ein hochbetagter grimmiger Nachbar und ein lange Zeit unbekannter Mann namens Ben tragen dazu bei, dass der Leser durch menschliche Verstrickungen und geschickt eingefädelte Wendungen gut unterhalten wird.

Der Schreibstil von Jo Jakman ist flüssig, die Atmosphäre stimmt und der Leser taucht tief in das Leben der verurteilten Arzthelferin ein. Während er gemeinsam mit ihr wichtige Stationen in der Gegenwart und Vergangenheit durchlebt, merkt er, wie sie von einer naiven und manipulierbaren Frau zu einer zwar noch misstrauischen, aber immer mutiger werdenden Kämpferin wird. Eine Entwicklung, die nicht ohne Rückschläge verläuft und gut nachzuvollziehen ist. Leider bleibt die Spannung dabei ab und an auf der Strecke, weil Alltagssituationen die Handlung bestimmen und der zunächst nicht einzuordnende Ben für Unmut und Zweifel sorgt.

Fazit und Bewertung:
Ein authentischer und abwechslungsreicher Spannungsroman, der mit unvorhersehbaren Wendungen gut unterhält.

Bewertung vom 19.12.2021
Ein dunkler Abgrund
French, Nicci

Ein dunkler Abgrund


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller, der die Urteilsfähigkeit des Lesers immer wieder neu auf die Probe stellt.

Tess lebt mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy allein, die regelmäßig ihren Vater Jason und dessen neue Frau Emily besucht. Ein aufgewecktes Mädchen, das weiß, was es will und keine Probleme mit der Trennung ihrer Eltern hat. Doch als Tess zwischen ihren bunten Kinderzeichnungen eine ungewöhnlich düstere Kreidezeichnung entdeckt, ist sie alarmiert. Denn Poppy verhält sich neuerdings merkwürdig. Sie schläft sehr schlecht, benutzt obszöne Worte und reißt ihre Lieblingspuppe entzwei. Tess, die sich sicher ist, dass Poppy Zeugin eines schrecklichen Verbrechens geworden ist, spricht mit Jason, informiert Poppys Kindergärtnerin und die Polizei. Aber niemand glaubt der besorgten Mutter. Deshalb beginnt Tess eigene Nachforschungen anzustellen und gerät bald in große Gefahr.

"Dunkler Abgrund" ist der neue Thriller des Autoren Ehepaares Nicci Gerrard und Sean French, die unter dem Pseudonym Nicci French spannende und psychologisch tiefgründige Geschichten schreiben. Wie die von Tess und Poppy und einem Verbrechen, das vielleicht verübt worden ist oder auch nicht. Tess jedenfalls ist sich sicher und kämpft mit allen Mitteln darum, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Lange dauert es nicht, bis Tess Verhalten paranoide Züge annimmt und niemand mehr an ihren Verdacht glauben mag. In dieser für alle schwierigen Situation könnte man meinen, Poppy wirkt so gestört, weil Tess kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Doch dann tauchen neue Hinweise auf, dass etwas nicht stimmt und Poppys düstere Zeichnung vielleicht doch eine tiefere Bedeutung besitzt.

Die spannende Suche nach der Wahrheit wird aus der Sicht von Tess erzählt, wodurch keine vorurteilsfreie Einordnung der ablaufenden Ereignisse möglich ist. Auch wurde Tess als Figur zwiespältig angelegt und entwickelt sich von einer naiven und angepassten Frau zu einer starrköpfigen und manipulativen Kämpferin. Eine Wandlung, die sie keinesfalls sympathisch wirken lässt und den Glauben an ihre Handlungen viel zu oft infrage stellt. Deshalb sind es eher die Nebenfiguren, die einen stabilen und zuverlässigen Eindruck vermitteln und deren Meinung bezüglich Poppys Verhalten eine ganz andere ist. Und genau von diesen völlig unterschiedlichen Wahrnehmungen, den immer wieder wechselnden Verdächtigungen und der Frage, was wirklich geschehen ist, lebt der Thriller bis es am Ende eine verblüffende Auflösung gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein Pageturner, der nur so über die Seiten fliegen lässt und die Urteilsfähigkeit des Lesers mit immer wieder neuen Wendungen auf die Probe stellt.

Bewertung vom 12.12.2021
Was wir verschweigen / Jari Paloviita Bd.1
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / Jari Paloviita Bd.1


gut

Ein düsteres Buch mit verheerenden Einzelschicksalen

Im finnische Ahlainen wird in einem Wochenendhaus ein Mann mit mehreren Messerstichen ermordet. Der Täter, der als Gast bei einem dort stattfindenden Saufgelage war, flüchtet betrunken in den Wald. Später wird er von Polizisten gefunden und festgenommen. Lediglich von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Ein Mord, wie es viele gibt und deshalb überträgt der Interimsleiter der Kriminalpolizei den Fall an seine Kollegen, die vor Ort im Einsatz sitzt. Als er jedoch erfährt, dass der vermutliche Täter sein bester Freund aus Kindertagen ist, mischt er sich in die Ermittlungen ein. Schließlich hat Jari ihm sein Leben zu verdanken und eine solche Bürde wiegt schwer.

„Was wir verschweigen“ ist ein düsterer Krimi mit viel Atmosphäre und gut gezeichneten Figuren, leider aber mit wenig Ermittlungsarbeit. Denn neben dem zu untersuchenden Fall gibt es einen zweiten Strang in der Vergangenheit, der das Geschehen bestimmt und die unzertrennliche Freundschaft von zwei Jungen zum Inhalt hat. Antti und Jari, die in verschiedenen sozialen Schichten groß geworden sind, werden vom Schicksal nicht verschont. So geschieht es, dass ein schwerwiegendes Verbrechen sie für immer trennt und auf völlig unterschiedliche Bahnen lenkt.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und sorgt dafür, dass sich das Buch trotz moderater Spannung gut lesen lässt. Mit Tiefgang und vielen Emotionen werden die Ereignisse vor 27 Jahre erzählt und entfachen eine Sogwirkung, der nur schwer zu entkommen ist. Demgegenüber bleiben die Schilderungen der gegenwärtigen Ermittlungen gefühlskalt und fad und zeigen vor allem die Schwächen der Ermittler auf und ihr Unvermögen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dazu kommt ein deprimierender Einblick in ein Milieu, das von Alkohol und Haltlosigkeit geprägt ist und ein Ende, das wenig überzeugt.

Fazit und Bewertung:
Ein düsteres Buch mit verheerenden Einzelschicksalen, das mehr ein bewegender Roman, als ein Krimi ist. Wer allerdings dramatische Geschichten mit Tiefgang mag, sollte es lesen. Wer hingegen die Hoffnung auf einen spannenden Krimi hat, für den ist „Was wir verschweigen“ nichts.

Bewertung vom 05.12.2021
Im Versteck
Thiesler, Sabine

Im Versteck


sehr gut

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt.

Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen musste und selbst zum Verbrecher geworden ist. Doch das heruntergekommene Anwesen in den Bergen bietet ihm nicht die Ruhe und Einsamkeit, die er braucht, um seinen unstillbaren Trieben zu entfliehen. Als kurze Zeit später ein 8-jähriges Mädchen spurlos verschwindet, gerät Paul unter Verdacht, dafür verantwortlich zu sein. Hat er die kleine Viola umgebracht oder gibt es eine ganz andere Erklärung dafür, dass sie nach einem geplanten Schwimmausflug, nicht nach Hause zurückgekommen ist?

„Im Versteck“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt. Denn zum einen ist der Werbefotograf Paul Börger in seinem Job brillant, sieht ungemein gut aus und weiß, wie er Menschen für sich gewinnen kann. Schaut man aber tief in ihn hinein, lauert dort eine unsichtbare Gefahr. Eine dunkle Seite, die immer dann an die Oberfläche tritt, wenn er alleine mit kleinen Mädchen ist. Niemand von seinen Kollegen und Freunden weiß davon. Auch sein engster Vertrauter, sein Mitbewohner Donnie ist ahnungslos. Deshalb zieht er die Reißleine und kämpft mit allen Mitteln gegen das immer wieder aufflammende Begehren an.

Sabine Thiesler ist eine wunderbare Autorin. Sie versteht es, Figuren und Handlungen so zu beschreiben, dass sie plastisch und greifbar in Erscheinung treten. Dadurch haucht sie ihren Geschichten viel Leben ein, wobei diesmal ein entscheidender Aspekt fehlt. Es gibt zu wenig Überraschungen in der Story und darunter leidet auch die von ihr gewohnte Unvorhersehbarkeit. Viel zu zeitig wird die Neigung des renommierten Fotografen offenbart, wird sein Kampf gegen sich selbst und seine Dämonen dargestellt und anschließend sein Versagen. Dafür aber ist der erklärende Rückblick in die Vergangenheit interessant, in dem der Leser beobachten kann, welche unrühmliche Rolle Pauls Mutter spielt und wie ihr kleiner Sohn nur verlieren kann.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegendes Buch, das eher ein Roman, als ein Thriller ist und auch ohne durchgängigen Spannungsbogen zu fesseln vermag.

Bewertung vom 23.10.2021
Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
Hawkins, Paula

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen


sehr gut

Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung

Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der brutal ermordet worden ist. Erste Ermittlungen führen die Kriminalbeamten zu Laura, die sich nach einem One-Night-Stand mit dem Toten gestritten hat. Doch nicht nur sie steht unter Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Auch eine neugierige Nachbarin und die Tante des Opfers geraten schnell in das Visier der Ermittler, da jede von ihnen in der Nähe war. Und während eine Lüge nach der anderen enttarnt werden kann, nimmt ein verhängnisvoller Rachefeldzug seinen Lauf.

„Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen“ ist ein subtiler Thriller, der von Britta Steffenhagen mit viel Gespür für drei völlig unterschiedlichen und der Tat verdächtigen Frauen gelesen wird. Da ist zum einen Laura, die ihren Teilzeitjob in einem Waschsalon kurz nach dem Mord verliert und deren sperrige und labile Art gut nachvollziehbar zum Ausdruck kommt. Zum anderen lernt der Hörer Miriam kennen, eine gut betagte Nachbarin, die regelmäßig beobachtet, was um sie herum geschieht. Und zu guter Letzt spielt die Tante des Toten eine Rolle, die von Beginn an undurchsichtig erscheint und vor kurzem erst, einen weiteren Angehörigen verloren hat.

Die Handlung wird durch ein geschickt gestricktes Geflecht aus Geheimnissen, vergangenem Unrecht und dem Wunsch nach Vergeltung geprägt und birgt eine ganze Reihe an Motiven und Verdachtsmomenten in sich. Dadurch bewegt sich die Spannung auf einem guten Level, weil immer wieder etwas Neues geschieht, mal die eine und mal die andere Person verdächtigt wird und die Ermittlungen Unerwartetes offenbaren. Zudem kochen die Emotionen hoch und gefährliche Momente gibt es auch. Ein gut durchdachter Plot, der tief in das schicksalhafte Leben aller Beteiligten blicken lässt und bis zum Schluss die Identität des Mörders nicht verrät.

Fazit und Bewertung:
Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung und einem Verdächtigentrio, das sich nicht gerne in die Karten blicken lässt.

Bewertung vom 28.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Ein spannender und bitterböser Thriller

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester Sue, die nach der Trennung von ihrem Mann, alleine in einem großen Haus im Wald wohnt. Viel zu sagen haben sich die beiden Frauen nicht. Denn während Esther dominant und übergriffig ist und die Menschen in ihrer Umgebung ständig zu kontrollieren und beherrschen versucht, lehnt Sue die Manipulationen ihrer großen Schwester rigoros ab. Zu tief sitzen die Verletzungen aus der Kindheit, die ihr zugefügt wurden und die sie nur mit trickreichen Vergeltungsschlägen ertragen hat. Nun aber, nachdem Esther in ihrer Küche sitzt, sprechen sich aus. Und plötzlich kommen Dinge ans Tageslicht, die lieber im Verborgenen geblieben wären und eine tödliche Kurzschlusshandlung nach sich ziehen.

„Schweig!“ ist ein spannender und bitterböser Thriller um zwei Schwestern, die von einer verhängnisvollen Kindheit geprägt, schwer gezeichnet sind. Esther, die stets perfekt sein will und damit ihre Beziehung vergiftet und Sue, die ihre Ruhe liebt und wenig mit der überehrgeizigen Schwester anfangen kann. Doch am Vorweihnachtsabend wendet sich das Blatt. Als Esther ihre kleine Schwester mit ihren Forderungen in die Enge treibt, greift diese zum ersten Mal an und offenbart nicht nur ihre tiefsten Gefühle, sondern auch eine Wahrheit die Esther schwer trifft. Dabei ist Sue nicht die Einzige, die unter der Kontrollsucht ihrer Schwester zu leiden hat. Auch deren Mann Martin bleibt davon nicht verschont und hofft, eines Tages von ihr loszukommen.

Judith Merchant hat eine Geschichte voller finsterer Gedanken und Vergeltungsschläge erdacht, deren Tragweite erst allmählich durchschaut werden kann. Denn zunächst einmal sieht alles nach einer dem Weihnachtsfest entgegenfiebernden Familienidylle aus, in der die abtrünnige kleine Schwester einen gebührenden Platz erhalten soll. Dass sie das nicht will, ist nur schwer zu verstehen, wie auch die Tatsache, dass sie ein von ihrer Nichte liebevoll verpacktes Geschenk ablehnt. Von da an dauert es noch ein wenig, bis Rückblicke in die Vergangenheit abgrundtiefe Hintergründe offenbaren und aus der angestrebten Harmonie eine gefahrvolle Lügengeschichte wird.

Fazit:
Mit einem guten Gefühl für zwischenmenschliche Beziehungen und subtile Spannungen hat Judith Merchant einen bitterbösen Thriller geschrieben, der berührt und fesselt.