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Krimine

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Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2021
Kalte Lügen / Marbach & Griesbaum Bd.1
Bernard, Julia

Kalte Lügen / Marbach & Griesbaum Bd.1


ausgezeichnet

Ein kurzweiliger Kriminalroman mit schrägen Figuren und viel Humor.

Privatdetektiv Henry Marbach lebt trotz einer schlechten Auftragslage auf großem Fuß. Für ihn ist es wichtig, nach außen hin wie ein erfolgreicher Geschäftsmann zu erscheinen, um die großen Fische an Land zu ziehen. Doch sein Plan geht nicht wirklich auf und so ist er froh, als mit Louise Münz eine solvente Mandantin in seiner Detektei erscheint, die einen lukrativen Auftrag für ihn hat. Nur, dass er dadurch bald unter Mordverdacht gerät, ahnt er nicht. Fast zur gleichen Zeit recherchiert Privatermittlerin Suzanne Griesbaum in einem Fall, in dem es um die unschönen Folgen eines Scheidungskrieges geht. Dabei trifft sie auf Henry Marbach, den auch sie für einen skrupellosen Mörder hält und auf Liam, dem Liedsänger einer Metal-Band, der nur für sie einen neuen Song komponiert. Ein wildes Chaos, das schwerwiegende Folgen für sie alle hat und dem wirklichen Täter in die Hände spielt.

„Kalte Lügen“ ist ein kurzweiliger Kriminalroman mit schrägen Figuren und viel Humor. So gibt es kein Kapitel in diesem Buch, in dem der Leser nicht schmunzeln oder gar lauthals lachen muss, weil eine der handelnden Personen in eine verfängliche Situation gerät oder sich aus dieser mit den völlig falschen Mitteln zu befreien versucht. Dazu spielt der Zufall eine große Rolle, wie auch diverse Missverständnisse, die trotz ernsthafter Bemühungen, sie zu klären, ungewollt in die Hose gehen. Ein heftiges menschliches Durcheinander, bei dem der kriminelle Anteil stimmt. Und genau, wie die beiden Privatdetektive und ihre zahlreichen Freunde rätselt der Leser Seite für Seite mit, stellt Vermutungen an und verwirft sie wieder und erfährt erst ganz zum Schluss, was es mit einem hinterhältigen Plan und zwei unentdeckten Selbstmorden auf sich hat.

Julia Bernards Art zu schreiben ist einfach, aber wirkungsvoll. Sie trifft mit ihrem komödiantisch angehauchten Kriminalroman den Nerv der Zeit und nimmt menschliche Verhaltensweisen aufs Korn, die vielen von uns eigen sind oder die jeder durch den Umgang mit seinen Mitmenschen kennt. So lässt sie Suzanne Griesbaum für einen Bandsänger schwärmen, der bei jedem Konzert Groupies um sich schert und im Grunde genommen zu ihrem eher biederen Lebensstil gar nicht passt. Oder stellt Henry Marbach als trotteligen und nur auf Äußerlichkeiten achtenden Gockel dar, der ohne nachzudenken, in die Fänge einer Femme fatale gerät. Letztendlich aber siegt die Vernunft und mit ihr hat die Krimilandschaft ein neues Ermittlerteam, dass gewiss noch viele turbulente Fälle zu lösen hat und seinen Lesern vergnügliche Stunden beschert.

Fazit:
Ein kurzweiliger und wendungsreicher Kriminalroman mit einer guten Mischung aus Spannung und Humor.

Bewertung vom 19.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller um Neid und Missgunst und die Gier, bald alleiniger Besitzer eines millionenschweren Vermögens zu sein.

Die Multimillionärin Hedda Laurent liegt im Sterben und hat einen letzten Wunsch. Einmal noch möchte sie alle ihre Kinder sehen, um Abschied zu nehmen. Neben Jannik, Sophia und Patricia reist nach einem Anruf des Notars Theo an, der in den letzten 30 Jahren nicht zu Hause war. Doch die Aussicht auf das Erbe bringt den Pokerspieler dazu, in ein Flugzeug zu steigen und zu hoffen, bald schuldenfrei zu sein. Deshalb ist die Enttäuschung besonders groß, als bei der Testamentseröffnung verkündet wird, dass nur einer der zehn nahestehenden Familienmitglieder das Erbe erhalten wird. Nur derjenige wird der Glückliche sein, der einen Wettbewerb mit 27 Aufgaben für sich entscheiden kann.

„Der Nachlass“ ist ein spannender Thriller, der auf einer perfiden Idee und einer nicht gesühnten Schuld aus der Vergangenheit beruht. Dabei ist von Beginn an klar, dass er durch eine ungewöhnliche Verfügung keinesfalls gut ausgehen kann. Aber zunächst einmal fängt der Wettstreit um Heddas Vermögen ganz harmlos mit einem Worträtsel an. Danach ist ein Wettlauf zu bestreiten, der beste Sänger wird gekürt und es wird ermittelt, wer am Längsten tauchen kann. Disziplinen, bei denen jeder gewinnen kann, wenn da nicht Neid und Missgunst wären und die Gier, bald alleiniger Besitzer eines millionenschweren Vermögens zu sein.

Als Kulisse für den dramatisch verlaufenden Thriller hat Jonas Winner eine fiktive Insel im Tegeler See gewählt. Ein Ort, von der niemand so einfach verschwinden kann. Und wie zu erwarten war, geschieht ein erster Mord und Täter kann nur einer von ihnen sein. Doch ganz so einfach ist es nicht. Ein altes Familiengeheimnis schwebt über allem, in Rückblicken wird über ein verhängnisvolles Verbrechen erzählt und die Beziehung der vier Geschwister wird von dem gut verschwiegenen Wissen geprägt. Psychologisch ausgefeilt, spannend erzählt und hart an der Grenze des guten Geschmacks, überzeugt die eskalierende Handlung mit immer wieder neuen Überraschungen bis es zum Schluss ein unerwartetes Finale gibt.

Fazit und Bewertung:
Ein clever inszeniertes Spiel um viel Geld und ein Lesevergnügen, das es in sich hat.

Bewertung vom 22.05.2021
Tief in der Erde
Bernuth, Christa von

Tief in der Erde


ausgezeichnet

Ein True-Crime-Krimi, der erschüttert und bewegt.

Die zehnjährige Anna Schön wird auf dem Weg nach Hause entführt. Noch am gleichen Abend beginnt die Suche nach ihr. Aber Anna bleibt verschwunden. Nur ihr Fahrrad taucht am Waldweg auf, den Anna für ihren Heimweg benutzt. Später erhalten die Eltern einen Brief. Sie sollen Lösegeld zahlen, damit Anna bald wieder bei ihnen ist. Doch zur Geldübergabe kommt es nicht. Erst während einer erneuten Suche der Polizei fällt einem Beamten eine merkwürdige Stelle im Wald auf. Zwischen verdorrten Kiefern, die keine Wurzeln haben, wird die Leiche der kleinen Anna in einer Kiste entdeckt.

30 Jahre danach findet ein Inizienprozess statt, an dem auch die Journalistin Julia Neubacher teilnimmt. Sie lernt im Gerichtssaal den Täter kennen, der vehement leugnet, etwas mit dem Tod der kleinen Anna zu tun zu haben. Wie viele der Beobachter ist sich auch Julia unsicher, ob nur er verantwortlich für die damaligen Geschehnisse ist. Zum Schluss wird er verurteilt und eine erdrückende Ungewissheit bleit zurück.

„Tief in der Erde“ ist ein Kriminalroman, der auf einem wahren Fall aus dem Jahr 1981 basiert. Damals wurde die zehnjährige Ursula Herrmann auf ihrem Heimweg nahe Eching am Ammersee entführt und später von der Polizei erstickt in einer Kiste im Wald gefunden. Für ihr Buch hat Christa von Bernuth eigene Recherchen angestelltund auf ihnen basierend, Realität und Fiktion zu einer Handlung verwoben, die den damaligen Ereignissen nahekommt. Mit einem Schreibstil, der sachlich und einfühlsam ist, schildert sie die Umstände der grausamen Tat. Doch die Gewissheit, dass der Mörder gefunden wurde, gibt es auch in ihrem Kriminalroman nicht.

In verschiedenen Zeitebenen, aus der Sicht verschiedener Personen heraus werden die tragischen Ereignisse erzählt. Auf den ersten Seiten lernt der Leser die Journalistin Julia kennen, die an dem Prozess gegen den vermeintlichen Mörder von Anna teilnimmt. Danach taucht er in das 1981 ein und ist hautnah dabei, als Anna verschwindet und die Suche nach ihr erfolglos verläuft. Er erlebt, dass die Täter völlig überfordert mit ihren Plänen sind und Anna deswegen sterben muss. Ein ergreifender Roman, der viel von Anna selbst, ihrer Familie und den manchmal viel zu halbherzig geführten Ermittlungen erzählt.

Fazit und Bewertung:
Ein True-Crime-Krimi, der erschüttert und bewegt und wie der zugrunde liegende Fall, viele Fragen offenlässt.

Bewertung vom 02.05.2021
Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
Douglas, Claire

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du


sehr gut

Ein unterhaltsamer Psychothriller mit interessanten Figuren und einem undurchsichtigen Handlungsverlauf

In dem kleinen Küstenort Tilby werden in einem Cottage zwei Menschen erschossen. Nach der Tat wird die zweiunddreißigjährige Heather Underwood gesehen, wie sie mit einer Schrotflinte das Haus der Opfer verlässt. Ein Fall, der eindeutiger nicht sein kann und doch gibt er einige Rätsel auf. Denn die Hauptverdächtige liegt im Koma, nachdem sie sich selbst in den Bauch geschossen hat und niemand glaubt, dass sie die Täterin ist. Auch Jessica Fox nicht, die als Reporterin für eine kleine Bristoler Zeitung schreibt und einst Heathers beste Freundin war. Deshalb taucht sie tief in die Vergangenheit der Familie ein und ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie Heather wirklich kennt.

„Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du“ ist ein Thriller, der trotz anfänglichem Doppelmord einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. So lernt der Leser zunächst einmal die Figuren kennen, begleitet Jess, wie sie zu Heathers Mutter Margot fährt oder ist dabei, wenn Heather Besuch von ihrer Familie im Krankenhaus erhält. Und erst, als ein Rückblick in den August 1994 offenbart, dass einige gut gehütete Geheimnisse existieren und ein schrecklicher Vermisstenfall, gibt es hinsichtlich der Spannung kein Halten mehr. Plötzlich hat jeder Dreck am Stecken, viele Ereignisse erscheinen in einem neuen Licht und auch Jess selbst kommt nicht unbeschadet davon.

Jede Menge Cliffhanger und Rätsel machen das Lesen zum Vergnügen. Der Schreibstil ist flüssig und mit vielen bildhaften Beschreibungen untersetzt. Dabei sind es vor allem Margot und Jess die als Hauptfiguren die Handlung bestimmen und mit ihnen Heather und ihre Schwester Flora, die durch einen frühen Schicksalsschlag geprägt, besonders eng verbunden sind. Zwischen ihnen und ihren Schilderungen springt der Leser hin und her und tauchst immer tiefer in das verhängnisvolle Geschehen ein. Währenddessen versucht er, genau wie die Reporterin Jess, die auftauchenden Informationen zu sortieren und begreift erst spät, was wirklich geschehen ist.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Psychothriller, der von den in ihm verankerten Schicksalsschlägen lebt und neben interessanten Figuren auch einen undurchsichtigen Handlungsverlauf zu bieten hat. Eine gute Empfehlung für Thrillerleser, die es subtil und unblutig mögen.

Bewertung vom 13.03.2021
Baltrumer Badezeit
Barow, Ulrike

Baltrumer Badezeit


sehr gut

Ein ruhiger Krimi mit viel Inselflair und einem sichtlich leidenden Kommissar

Der Inselpolizist Michael Röder langweilt sich. Seine Kollegen weihen ihn nicht in ihre Ermittlungen ein, da er krankgeschrieben ist, während seine Frau Sandra mit ihm den sonnigen Tag am Strand verbringen will. Doch zum Glück führt ihn ein erster Spaziergang in die Dünen, wo ein junger Rettungsschwimmer mit einem Stich in den Rücken ermordet worden ist. Ein Aufsehen erregender Fall, den sein Auricher Kollege Arndt Kleemann übernimmt, dessen erste Spur zu einem Kollegen führt. Denn Oberkommissar Peter Zinkel, der zurzeit als Aushilfe auf Baltrum ist und hat verschwiegen, dass er am Abend zuvor mit dem Toten in Streit geraten ist. Derweil stellt der außer Gefecht gesetzte Michael Röder Recherchen zu einem zechprellenden Pärchen an und gerät letztendlich doch noch in die Ermittlungen um den Mörder des Rettungsschwimmers hinein.

„Baltrumer Badezeit“ ist der zehnte Fall für Oberkommissar Michael Röder, der gerade erst eine Lungenentzündung überstanden hat und sich nach Meinung seiner Ärztin auf jeden Fall noch schonen muss. Nur, wie er sein Nichtstun ertragen soll, das hat sie nicht gesagt. Deshalb versucht er mit allen Mitteln, an Informationen zu kommen, als ein toter Rettungsschwimmer zusammengesunken im Dünensand sitzt. Doch auch ein zweiter Mord nutzt ihm wenig. Der verantwortliche Kommissar hält ihn aus den Ermittlungen raus. So streift er frustriert durch die Dünen, spielt mit einem kleinen jungen Ball und läuft zu seinem Unwillen regelmäßig einem inselbekannten Querulanten über den Weg.

Eine ruhige und beschauliche Atmosphäre, vielseitig und lebensnahe Figuren und eine Kriminalermittlung, die gut zum Mitraten geeignet ist, prägen den Baltrumer Inselkrimi, der von der ersten Seite an gut unterhält. Sei es durch den zunächst undurchsichtigen Fall, der sich erst entwickeln muss, durch wunderbare Landschaftsbeschreibungen, die Urlaubsfeeling aufkommen lassen oder durch einen zu den Insulanern passenden Humor, der mit einer heiteren Gelassenheit im Einklang steht. Ulrike Barow versteht es, ihre Leser auch ohne atemberaubende Spannung zu fesseln und in eine Handlung zu ziehen, die von den unterschiedlichen Schicksalen ihrer Figuren lebt. Und obwohl der Mörder bereits in der Mitte des Buches von aufmerksamen Lesern enttarnt werden kann, macht das Lesen bis zum Ende hin Spaß..

Fazit und Bewertung:
Ein ruhiger Krimi mit viel Inselflair, einem sichtlich leidenden Kommissar und einer sonnigen Augustwoche, die es in sich hat.

Bewertung vom 28.02.2021
Blutroter Schatten
Walter, Patricia

Blutroter Schatten


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller, der von den manipulativen Machtspielen eines hoch intelligenten Serienmörders lebt.

In München werden innerhalb von neun Tagen vier Menschen ermordet, denen mit einem Messer die Kehle aufgeschlitzt worden ist. Neben Unmengen von Blut wird an den Tatorten ein Zettel aufgefunden, auf dem „Mit den besten Empfehlungen von Thomas Rhode“ steht. Doch der verurteilte Serienmörder sitzt seit 10 Jahren im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und wird rund um die Uhr bewacht. Wer also bringt einen Menschen nach dem anderen um, ohne dass ein Muster zu erkennen ist? Mit dem Ziel, das herauszufinden wird Thomas Rhode befragt. Dieser aber will nur mit seiner Tochter Samantha reden, die den letzten Mord ihres Vaters beobachtet hat. Wird sie es schaffen, ihm gegenüberzutreten oder bringt sich die junge Frau damit selbst in Gefahr?

„Blutroter Schatten“ ist ein spannender Thriller, der vor allem von den manipulativen Machenschaften des hoch intelligenten und überaus charismatischen Serienmörders Thomas Rhode lebt. Einem Psychopathen, der einst als Anwalt sehr erfolgreich war, bis ein dummer Zufall dazu führte, dass seine gut gehütete Tarnung aufflog. Und ausgerechnet seine Tochter Sam ist verantwortlich dafür, dass er gefasst werden konnte und ist seit seiner letzten Tat schwer traumatisiert. Zwei Menschen, die eigentlich zusammengehören, deren Gefühle aber völlig gegensätzlich sind. Denn während Thomas Rhode seine Tochter noch immer liebt, hasst Sam ihren Vater für das, was er ihr und seinen Opfern angetan hat.

Eine packende Mordserie, die noch lange nicht zu Ende ist, ein Ermittlerteam, das alles Menschenmögliche versucht und ein Mörder, der seinen Meister auf ganz besondere Weise verehrt. Die Autorin Patricia Walter hat mit ihrem Thriller erneut in die Vollen gegriffen und präsentiert ihren Lesern eine Story, die gleichermaßen faszinierend und beängstigend in Erscheinung tritt. Denn zum einen gewährt sie ihm einen Einblick in die Gedanken von gleich zwei skrupellosen Serienmördern, die sich gegenseitig unterstützen. Zum anderen ist er dabei, wenn eine junge Frau zum Spielball unterschiedlicher Interessen wird, obwohl sie sich selbst erst einmal finden muss. Dadurch wird die Beobachtungsrolle zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle, während es gleichzeitig schwerfällt, damit aufzuhören.

Fazit und Bewertung:
Ein mitreißender, bewegender und fesselnder Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt und bis zum Schluss Gänsehaut erzeugt.

Bewertung vom 27.02.2021
Das gezeichnete Opfer / Cold Case Bd.2
Frennstedt, Tina

Das gezeichnete Opfer / Cold Case Bd.2


ausgezeichnet

Ein vielschichtiger und angenehm atmosphärischer Kriminalroman

Im Jahr 2004 wurde der vielversprechende Pianist Max Lund mit 24 Messerstichen getötet, als er nach einem Kneipenabend mit dem Fahrrad auf der Route 9 nach Hause fuhr. Sein Mörder wurde nie gefasst und seine Familie blieb mit einer zermürbenden Ungewissheit zurück. 15 Jahre nach dieser grausamen Tat geschieht ein weiterer Mord, der Schwedens Künstlerszene in Angst und Schrecken versetzt. Die Malerin Mischa Lindberg, die durch ihre provokanten Aktionen bekannt geworden ist, liegt erdrosselt am Fuße eine Leuchtturms. An ihrem Körper werden Spuren eines hellen Lehms entdeckt, der auch beim Mord an Max Lund eine Rolle spielte. Doch woher stammt dieser Lehm und was haben beide Fälle miteinander zu tun?

„Cold Case – Das gezeichnete Opfer“ ist nach „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ der zweite Fall für Polizeikommissarin Tess Hjalmarsson, die mit ihrer neu ins Leben gerufenen Abteilung für die Klärung von Altfällen gute Erfolge aufzuweisen hat. Nun aber, nachdem es enorme Probleme mit Bandenkriegen rund um Malmö gibt, sollen ihre Bemühungen auf Eis gelegt werden, damit das kleine Team andere Abteilungen bei der Bekämpfung der Bandenrivalitäten unterstützt. Eine Entscheidung, die Tess nicht gutheißen kann. Nach einem intensiven Gespräch mit ihrer neuen Chefin erhält sie deshalb mit 19 Tagen eine letzte Gnadenfrist, in der sie den Mord an der Malerin aufklären soll. Kein leichtes Unterfangen. Doch Tess kniet sich gemeinsam mit ihren Kollegen tief in den Fall hinein, obwohl sie privat auch Einiges am Laufen hat. Denn die lesbisch veranlagte Ermittlerin möchte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ein Kind und sucht deshalb eine Kinderwunschklinik auf.

Basierend auf einem wahren Fall hat die Kriminalreporterin Tina Frennstedt, die in Schweden als Expertin für unaufgeklärte Kriminalfälle gilt, ihren zweiten Kriminalroman rund um das schwedische Cold-Case-Team verfasst. Bereits der Einstieg hat es in sich, der die grauenvollen Geschehnisse in einer regnerischen Nacht im Jahr 2004 erzählt. Danach geht es spannend weiter. Die aktuellen Probleme des zum Scheitern verurteilten Cold-Case-Teams werden benannt, ein merkwürdig in Szene gesetzter Mord an einer bekannten Malerin geschieht und umfangreiche Ermittlungen zum neuen und zum alten Fall in der Künstlerszene werden angestellt. Das alles vor einer Kulisse, die geprägt von der wunderschönen Landschaft Südschwedens atemberaubend ist und dabei gleichzeitig in ihren dunklen Winkeln viel Düsternis und Schrecken verbirgt. Hinzu kommen tiefe Gefühle, lebensechte Figuren und ein Schreibstil, der sich wunderbar flüssig liest.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und angenehm atmosphärischer Kriminalroman, der schnell in seinen Bann zu ziehen versteht und durch glaubwürdige Ermittlungen unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert.

Bewertung vom 20.02.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


sehr gut

Ein vielschichtiger Thriller, der eher ein Krimi ist.

Aus einem Münchener Baggersee wir die Leiche eines unbekannten Mannes gezogen, der unter seltsamen Umständen ertrunken ist. Das jedenfalls meint die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die alleine mit ihrer Meinung dasteht. Denn die zuständige Gerichtsmedizinerin findet keine Verletzungen und stuft den Tod als Selbstmord ein und auch ihr Chef Reinhard Kolle wittert kein Verbrechen, lässt sie aber trotzdem mit ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller ermitteln. Und schon bald gibt es einen weiteren Toten, der erstickt in einem Kühlschrank sitzt, während eine vielversprechende Spur auf eine Eliteeinheit der Marine verweist. Was ist dort bei einem Einsatz auf hoher See geschehen und wieso wird Katja während der Ermittlungen mit einem düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit konfrontiert?

„Trauma - Kein Entkommen“ ist der Auftakt zu einer Trilogie um die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die hier ihren ersten Fall bestreiten muss. Dabei gerät sie unweigerlich an ihre Grenzen, da sie ein altes Trauma aufzuarbeiten hat und gleichzeitig Probleme mit ihrer pubertierenden Tochter Jenny bekommt. Doch ihr schlagfertiger Kollege Rudi Dorfmüller ist nicht nur ein perfekter Assistent, sondern auch ein guter und einfühlsamer Freund, der ihr in jeder Lage hilfreich zur Seite steht. Ein vielversprechendes neues Team in der deutschen Krimilandschaft, das trotz enormer Probleme von oben und dem Abbruch ihrer unbequemen Ermittlungen nicht aufgeben will. Von ihnen ist Katja die treibende Kraft und weiß, dass sie sich einhundertprozentig auf den oft unscheinbar wirkenden Kollegen Dorfmüller verlassen kann.

Die Ereignisse rund um drei schreckliche Morde werden in chronologischer Reihenfolge erzählt und nur zu Beginn der drei Buchabschnitte gibt es einen Rückblick in die Vergangenheit. In ihnen wird von einem dreijährigen Kind erzählt, das gemeinsam mit seiner Mutter den gewalttätigen Anfeindungen des Vaters ausgesetzt ist und nicht entfliehen kann. Szenen, die nur schwer zu ertragen sind, während sich der Rest des Buches um die angestellten Ermittlungen und um Katjas Privatleben rankt. Diesbezüglich bleibt ihr empathischer Assistent leider im Hintergrund, was sehr schade ist. Auch hätte der Autor hinsichtlich der Spannung noch eine Schippe drauflegen können. Denn wirklich nervenaufreibend wird es erst zum Schluss. Bis dahin wird der Leser mit einer akribisch geführten und wendungsreichen Mordermittlung gut unterhalten und mit einem Fall, der angenehm undurchsichtig ist.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger Thriller, der eher ein Krimi ist und mit einem brisanten Thema und gut geführten Ermittlungen zu überzeugen versteht.

Bewertung vom 07.02.2021
Flieh, so weit du kannst
Joy, Naomi

Flieh, so weit du kannst


gut

Ein beklemmendes Beziehungsdrama mit Höhen und Tiefen

Die Eventmanagerin Ava hat Probleme mit ihrem gewalttätigen Freund. Deshalb nimmt sie die Hilfe ihres Chefs David dankbar an, der ihr das Haus seiner verstorbenen Tochter als Zufluchtsort zur Verfügung stellt. Aber kaum wohnt Ava dort, merkt sie, dass David mehr als nur ihr Chef sein will und ihr Exfreund Charlie weiterhin auf eine gemeinsame Zukunft hofft. Als sie dann auch noch täglich Drohbriefe von Charlie erhält und David immer besitzergreifender wird, versucht sie die Reißleine zu ziehen. Doch es ist zu spät und schon bald befindet sich Ava in höchster Gefahr.

„Flieh, so weit du kannst“ ist ein Thriller, der voller Intrigen, Neid und Rachegelüste steckt und seine Leser mit einem lange Zeit undurchsichtigen Handlungsverlauf gut unterhält. Dabei spielen Ava und ihre Kollegin Jade als Hauptfiguren eine zwielichtige Rolle in dem verhängnisvollen Geschehen, das hauptsächlich aus ihrer Sicht geschildert wird. Abwechselnd kommen sie zu Wort und berichten über die einstige Freundschaft und ein düsteres Geheimnis, das diese auf dem Gewissen hat, über ausgefochtene Rivalitäten und einen verbissenen Kampf um den Posten als Teamleiterin und über ihre Gefühle, die voller Höhen und Tiefen sind.

Das Debüt der britischen Autorin Naomi Joy ist eher ein unterhaltsamer Beziehungsroman, als ein unheilvoller Thriller. Denn die Spannung, die der Leser hier erwartet, äußert sich in einer zu befriedigenden Neugierde und ist trotz eines immer wieder angedeuteten Geheimnisses und einiger Drohbriefe von einem nervenaufreibenden Geschehen weit entfernt. Es passiert einfach zu wenig und das plötzlich actionreich vonstattengehende Finale reißt nichts mehr raus. Schade. Hier wurde viel Potenzial verschenkt. Wobei unterhaltsam ist der Zickenkrieg zwischen Ava und Jade schon und die Bedrohungen, denen Ava zwischenzeitlich ausgesetzt wird, sind in voller Härte da.

Fazit und Bewertung:
Ein beklemmendes Beziehungsdrama, das mit Spannungsschwächen und Wiederholungen zu kämpfen hat, das aber auch durch die Anfeindungen der beiden Hauptfiguren und ein rasant angelegtes Finale gut unterhält.

Bewertung vom 07.02.2021
So schweige denn still
Clark, Mary Higgins

So schweige denn still


sehr gut

Ein fein gesponnener Thriller mit einem brisanten Thema und leichten Schwächen im Spannungsverlauf

Die investigative Journalistin Gina Kane erhält eine Nachricht, in der es um belastende Anschuldigungen gegen einen großen Nachrichtensender geht. Die Absenderin CRyan hat dort „schreckliche Erfahrungen“ gemacht und soll nach ihren Angaben nicht die Einzige sein. Gina, die eine medienträchtige Story wittert, versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen, erreicht aber die unbekannte Schreiberin nicht. Dafür beginnt sie umfangreiche Recherchen anzustellen und erfährt, dass die junge Frau bei einem Jet-Ski-Unfall ums Leben gekommen ist. Ein Zufall zur richtigen Zeit, an den Gina nicht wirklich glauben kann. Deshalb kniet sie sich immer tiefer in ihre Nachforschungen hinein und stößt auf entsetzliche Machenschaften, deren Drahtzieher zu allem entschlossen sind.

„So schweige denn still“ ist ein fein gesponnener Thriller von Mary Higgins Clark, der ein brisantes Thema zum Inhalt hat. Sexuelle Übergriffe auf Frauen am Arbeitsplatz. Mit dem #MeToo werden betroffene Frauen ermutigt, darauf aufmerksam zu machen. CRyan, die im Buch eine tragische Rolle spielt, wählte hingegen eine weniger öffentliche Form und bezahlte ihre Entscheidung mit dem Tod. Eine spannende Geschichte, die Mary Higgins Clark hier in Szene setzt und deshalb fiebert der Leser Seite für Seite mit, ob es gelingt, die Verantwortlichen dingfest zu machen oder ob Macht und Geld wieder einmal stärker ist.

Für den Einstieg in das später immer rasanter werdende Geschehen braucht der Leser ein wenig Geduld. Denn zunächst einmal lernt er die engagierte Journalistin Gina Kane kennen, verfolgt ausgiebig, wie sie für ihre Story recherchiert und welche Rückschläge sie einstecken muss. Dann aber, nachdem ein Rückblick in die Vergangenheit die dubiosen Geschäftsgebaren in dem bekannten Nachrichtensender in allen seinen unschönen Details offenbart, gibt es kein Halten mehr. Ein Verbrechen nach dem anderen wird aufgedeckt, sämtliche Schuldige werden enttarnt und Gina, die einfach nicht locker lassen kann, gerät unweigerlich in Gefahr.

Fazit und Bewertung:
Ein gut geschriebener und mit einem aktuellen Thema daherkommender Thriller, der anfänglich mit Spannungsschwächen zu kämpfen hat, später aber sein volles Potenzial offenbart.