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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2021
Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1
Seeck, Max

Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1


ausgezeichnet

Ein rätselhafter und spannender Thriller aus dem hohen Norden

Der erfolgreiche Thriller-Autor Roger Koponen befindet sich auf einer Lesung, als seine Frau Maria im gemeinsamen Haus bestialisch ermordet wird. Kriminalhauptmeisterin Jessica Niemi übernimmt den Fall und schnell steht fest, dass die Tat nach dem Vorbild der Besteller-Trilogie ihres hunderte Kilometer entfernten Mannes begangen worden ist. Bald gibt es weitere Opfer und immer wieder fällt am Tatort auf, dass die Frauen sich sehr ähnlich sehen und ihre Tötung nach den mittelalterlichen Methoden aus Roger Koponens Bücher erfolgt. Nur eines wird lange Zeit nicht bemerkt. Dass Jessica Niemi perfekt ins Beuteschema des Killers passt und dadurch selbst enorm gefährdet ist.

„Hexenjäger“ ist ein spannender Thriller aus dem hohen Norden, der als Auftakt einer Trilogie um die selbstbewusste und einzelgängerische Ermittlerin Jessica Niemi angelegt worden ist. Deshalb wundert es nicht, dass neben einem merkwürdigen Fall auch das frühere Leben von Jessica und ein altes Familiengeheimnis eine Rolle spielen. So werden mit einem Rückblick in die Vergangenheit Jessicas Erlebnisse als 19-jährige in Venedig erzählt, während in der Gegenwart eine äußerst brutale Mordserie und die dazu vorgenommenen Ermittlungen im Fokus der Handlung stehen.

Max Seecks Thriller ist nichts für Zartbesaitete, obwohl er keine detaillierte Schilderungen von Tathergängen und durchlittenen Qualen der Opfer enthält. Deshalb findet auch die wahre Hölle im Kopf des Lesers statt, wodurch jeder von ihnen das Grauen in einer anderen Dimension erlebt. Eines aber ist immer gleich. Die Atmosphäre wird als dicht und stimmungsvoll empfunden und ist von einer undurchdringlichen Düsterheit geprägt. Hinzu kommen lange Nächte, frostiges Winterwetter und Gefühle, die oftmals auf dem Tiefpunkt sind sowie ein clever erdachtes und mit vielen überraschenden Wendungen versehendes Geschehen.

Fazit und Bewertung:
Von Beginn an rätselhaft und mit einem Ende, dass viel erwarten lässt, überzeugt der „Hexenjäger“ auf der ganzen Linie. Ein Thriller, der besonders gut für dunkle Winternächte und viel Fantasie geeignet ist.

Bewertung vom 22.01.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Ein mysteriöser Fall und ein glaubwürdiges Ermittlerteam

Die Kopenhagener Journalistin Heloise Kaldan hat seit einem Artikel mit Falschinformationen Probleme in ihrem Job. Während sie zusehen muss, dass sie den Schaden begrenzen kann, erhält sie einen Brief, der von einer gesuchten Mörderin stammt. Anna Kiel, die vor einem Jahr den Sohn eines prominenten Mannes in Kopenhagen ermordet hat, befindet sich seit dem auf der Flucht. Doch warum nimmt sie Kontakt zu Heloise auf und erwähnt Dinge über sie, die niemand wissen kann? Heloise, die verwundert über die vertraulichen Zeilen ist, stellt umgehend Recherchen an, informiert aber auch die Polizei. Kommissar Erik Schäfer, der erst vor Kurzem neue Hinweise zum Aufenthaltsort von Anna Kiel erhalten hat, beginnt den Fall neu aufzurollen. Dabei stößt er auf Verbindungen zu Heloise und wähnt sie bald in höchster Gefahr.

„Leichenblume“ ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe um die investigative Journalistin Heloise Kaldan und den Kopenhagener Kommissar Erik Schäfer, die sich durch den Fall des ermordeten Anwalts und den Austausch wichtiger Informationen kennenlernen. Schon bald dringen sie gemeinsam immer tiefer in die Vergangenheit ein und decken Machenschaften auf, die ungeheuerlich sind. Dadurch kommen sie sich auch menschlich sehr nah und legen den Grundstein für eine viele Jahre überdauernde Zusammenarbeit. Ein Team, das durch unterschiedliche Interessenlagen und verschiedene Herangehensweisen gut harmoniert, und durch die Tatsache, das jeder von ihnen die berufsbedingten Grenzen des anderen respektieren kann.

In kurzen Kapiteln und aus wechselnden Perspektiven wird die lange Zeit nicht zu durchschauende Handlung erzählt, wobei es immer wieder neue Wendungen und unvorhergesehene Überraschungen gibt. Auch sorgen glaubwürdige Figuren und lebensnahe Dialoge dafür, dass der an sich mysteriöse Fall authentisch in Erscheinung tritt und mit einem packenden Verlauf punkten kann. Erst nach und nach werden wichtige Informationen aufgedeckt oder mittels eingefügter Kapitel aus der Sicht von Anna Kiel dem Leser bekannt gegeben. Damit besitzt er einen klaren Vorteil gegenüber den Ermittlern, die sich jedes Puzzleteil erst erarbeiten müssen, während er bereits Verdächtige in Augenschein nehmen und stichhaltige Spekulationen anstellen kann. Doch wirklich schneller ist er dadurch nicht, dafür aber macht das Miträtseln besonders viel Spaß.

Fazit und Bewertung:
„Leichenblume“ ist der gelungene Auftakt einer Thriller-Reihe, die hoffentlich noch mit vielen verzwickten Ermittlungen aufwarten kann und kriminell ambitionierte Leseabende belebt.

Bewertung vom 10.01.2021
Der Bewohner
Jackson, David

Der Bewohner


ausgezeichnet

Ein fesselnder Thriller, der beim Lesen Unbehagen beschert.

Der Serienmörder Thomas Brogan wird nach dem bestialischen Mord an einem Ehepaar von der Polizei gejagt. Er findet Zuflucht in einem leerstehenden Haus. Seine kurze Inspektion bringt zutage, dass es über den Dachboden mit drei weiteren Häusern verbunden ist. Ein Glückstreffer für Brogan, der nun Tag und Nacht die völlig unterschiedlichen Bewohner besuchen kann. Das streitsüchtige Ehepaar, dessen Hund furchterregend ist, die alte Frau, die hofft, ihren toten Sohn wiederzusehen und Colette, deren Anblick atemberaubend ist. Und umso mehr er über die üppige Schönheit erfährt, umso so sicher ist er sich, dass sie und ihr Ehemann Martyn die idealen Opfer sind. Doch als es soweit ist, hat Colette einen anderen Plan und tut alles dafür, dass sie überlebt.

„Der Bewohner“ ist ein subtiler Thriller, der aus der Sicht des Serienmörder Thomas Brogan geschildert ist und viel über ihn und sein zweites „Ich“ verrät. Denn während er auf der Suche nach Nahrung in den Kühlschränken der Nachbarn wühlt und gleichzeitig ihre tiefsten Geheimnisse herauszufinden versucht, hält er Zwiesprache mit seiner bösen Stimme im Kopf. Immer wieder spornt diese ihn an, nicht so weich und nachgiebig zu sein, sondern mit Nachdruck dafür zu sorgen, dass ein blutiges Todesspiel ihn befriedigen kann. Hin und her gerissen von aufkommenden Gefühlen und der unbändigen Lust zu töten, geschehen bald Dinge, die merkwürdig und gefährlich sind.

Kurze Kapitel, interessante Wendungen und Begebenheiten, die zu keiner Zeit vorhersehbar sind, führen dazu, dass der Leser nur so über die Seiten fliegt. Von Beginn an wird seine Neugierde geweckt und er schaut, genau wie der Killer durch die Dachbodenluken zu, was in den anderen Häusern geschieht. Der besondere Reiz aber daran ist, dass er durch die Gedanken des Mörders weiß, was dieser plant. Dadurch fiebert er dem Ende entgegen und hofft und bangt, dass vielleicht alles gut ausgeht. Ein clever inszeniertes Spiel mit Wahrnehmung und Angst, das nervenaufreibend vonstattengeht und trotz einiger Flauten im Spannungsverlauf nur schwer aus der Hand zu legen ist.

Fazit und Bewertung:
Ein fesselnder Thriller, der beim Lesen Unbehagen beschert und durch seine ganz spezielle Sicht mal etwas anderes ist.

Bewertung vom 03.01.2021
Agatha Raisin und der tote Auftragskiller / Agatha Raisin Bd.15
Beaton, M. C.

Agatha Raisin und der tote Auftragskiller / Agatha Raisin Bd.15


ausgezeichnet

Agatha in Bestform

An einem Wochenende in Paris wird Agatha Raisin das Portemonnaie gestohlen und die zuständige Polizei gibt sich nicht viel Mühe, den Täter zu fassen. Grund genug für Agatha, ihr Hobby zum Beruf zu machen und ein eigenes Detektivbüro zu eröffnen. Personal ist schnell gefunden, nur mit den Aufträgen hapert es noch. Mit entlaufenen Katzen und verschwundenen Teenagern halten sie sich über Wasser bis eine junge Frau eine Todesdrohung erhält und beschützt werden muss. Dass Agatha aber selbst in das Visier eines Killers gerät, hat sie nicht geahnt und vor allem, dass ihr Liebesleben dabei eine große Rolle spielt.

„Agatha Raisin und der tote Auftragskiller“ ist der fünfzehnte Band mit der erfolgreichen Geschäftsfrau Agatha Raisin, die in den Cotswolds ihr Talent für die Jagd nach Mördern entdeckt hat. Schon kurz nachdem sie in dem kleinen Ort Carsley angekommen ist, stirbt ein Preisrichter beim örtlichen Backwettbewerb und ausgerechnet Agathas Feinkost-Quiche ist angereichert mit Gift. Was liegt also näher, den Mörder selbst zu stellen und das eigene Ansehen zu retten. Nur, dass plötzlich ein Verbrechen nach dem anderen in der ansonsten so beschaulichen Gegend geschieht und Agatha ein Mordfall nach dem anderen löst.

Es macht enorm viel Spaß, die rastlose und von Streitlust geplagte Agatha Raisin bei ihren Ermittlungen zu verfolgen. Regelmäßig geht bei ihr etwas schief, kein Fettnäpfen lässt sie aus und ohne ihre treuen Freunde würde sie schlichtweg baden gehen. Deshalb ist auch diesmal ein Angriff auf die Lachmuskeln garantiert, wenn Agatha ihren ersten ernsthaften Fall als Profidetektivin zu lösen versucht, wie auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Dazu lernt der Leser Agathas neue Nachbarin kennen, die bald als ihre Mitarbeiterin fungiert und zu perfekt und Besitz ergreifend ist und stolpert über einen Toten in ihrem eigenen Haus.

Fazit und Bewertung:
Mit viel Trubel und Missverständnissen, mit skurrilen Charakteren und passendem Alltagshumor kommt Agathas neuer Fall daher und sorgt für beste Unterhaltung.

Bewertung vom 01.01.2021
Als die Nacht begann
Hartung, Alexander

Als die Nacht begann


sehr gut

Temporeich mit viel Testosteron und Coolness, aber wenig Realität

In Berlin, am Görlitzer Park, gerät ein junges Ehepaar nach dem Besuch einer Tapasbar in einen Bandenkrieg hinein. Er wird durch einen Kopfschuss getötet, sie kann sich in Sicherheit bringen. Eine Biologiestudentin wird während ihres Einkaufsbummels auf der Friedrichstraße mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Zwei brutale Morde, die öffentlich verübt worden sind und in keinen Zusammenhang stehen. Jan Tommen von der Kripo Berlin übernimmt die Ermittlungen und steht vor einem Rätsel. Denn auch ein dritter Toter auf einer Parkbank am Tegeler See wurde von einem Heckenschützen niedergestreckt. Und noch immer ist nicht klar, wie die Auswahl der Opfer erfolgt. Ein kniffliger Fall, der Tommens ganze Aufmerksamkeit verlangt und ihn nur wenig Zeit für seine geplante Hochzeit lässt.

„Als die Nacht begann“ ist der siebente Fall für den Berliner Kommissar Jan Tommen, der gemeinsam mit der Gerichtsmedizinerin Zoe und seinem besten Freund Chandu auf die Suche nach einem gefährlichen Heckenschützen geht. Dabei spielen Tommens Kollegen zunächst keine Rolle. Im Gegenteil. Hinter ihrem Rücken wird merkwürdig oft illegal agiert. Zeugen werden mit Waffen bedroht, Beweismaterial verschwindet aus der Asservatenkammer und Gegenstände werden heimlich verwanzt. Auch Dienstbesprechungen oder Abstimmungen zu weiteren Fällen gibt es nicht. Tommen und seine Freunde ermitteln allein und erst ganz zum Schluss, wenn es um die Beschattung von Zeugen und die Ergreifung des Täters geht, kommen weitere Polizeibeamte hinzu. Ein Vorgehen, das wenig mit der Realität zu tun hat und eine große Schwäche des ansonsten fesselnden Thrillers ist.

Dafür aber macht Alexander Hartung mit seinem temporeichen und lebendigen Schreibstil vieles wett. Die Handlung ist enorm wendungsreich, immer wieder tun sich neue Verdachtsmomente auf und auch das Motiv für die brutal verübten Morde ist lange Zeit nicht klar. Interessante Figuren, actionreiche Szenen und knapp gehaltene Dialoge lassen nur so über die Seiten fliegen und eine gute Portion Alltagshumor gibt es obendrauf. Eine gelungene Mischung also, die mit kurz gehaltenen Kapiteln, einem gut durchdachten und abwechslungsreichen Fall und einem ideenreichen Kommissar für nervenaufreibende Unterhaltung sorgt.

Fazit und Bewertung:
Viel Testosteron und Coolness, wenig Realität. So präsentiert sich Tommens neuer Fall, versteht es aber, mit einer komplexen Story und ereignisreichen Ermittlungen und einer rasanten Erzählweise zu fesseln.

Bewertung vom 30.12.2020
Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8
Kepler, Lars

Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8


ausgezeichnet

Ein düsterer und nervenaufreibender Thriller

Die 16-jährige Jenny wird auf dem Weg von der Schule nach Hause von einem Fremden entführt. Eine Schulkameradin konnte zwar den Lkw beschreiben, dessen Fahrer verantwortlich für die Tat war. Und trotzdem aber brachten sofort eingeleitete Ermittlungen keinen Erfolg. Jenny blieb verschwunden und taucht erst fünf Jahre später kopfüber aufgehängt an einem Klettergerüst wieder auf. Kommissar Joona Linna, der mit seinem Team den Fall übernimmt, ist über die Kaltblütigkeit des Täters enorm geschockt. Inständig hofft er, dass ihn ein aufgefundener Zeuge weiterbringt. Dieser allerdings ist seit einem Unfall schwer traumatisiert und schafft es nicht, zu beschreiben, was er gesehen hat. Doch die Zeit drängt, da schon wieder ein Mädchen verschwunden ist.

„Der Spiegelmann“ ist der achte Band der in Stockholm spielenden Joona-Linna-Reihe, die mit ihrem eigenwilligen Ermittler viele Fans unter den Thrillerlesern hat. Kein Wunder. Geht es doch in den von ihm ermittelten Fällen regelmäßig spannend zu und auch der Gruselfaktor wird ausreichend bedient. Wie in Joona Linnas neuem Fall, in dem es um verschleppte Mädchen geht und um einen äußerst brutal verübten Mord. Gewohnt kühl, mit kurzen, schnörkellosen Sätzen und vielen bildhaften Beschreibungen wird die Story von dem schwedischen Autorenehepaar erzählt, während zahlreiche Perspektivwechsel und kurze Kapitel dafür sorgen, dass ein hohes Tempo entsteht.

Interessant sind diesmal die Figuren, die angefangen von dem ermittelnden Kommissar, über den Hauptzeugen des Mordes bis hin zu dessen Ehefrau emotional stark gefordert werden. So plagt sich Jonna Linna mit dem Vorwurf seiner Tochter herum, dass er zu sehr mit dem Bösen verbunden ist und sie ihn deshalb nicht mehr sehen will. Wohingegen der Familienvater Martin nach dem Verlust seiner Tochter Alice schwere Schuldgefühle hat und die meiste Zeit in der Psychiatrie verbringt. Allerdings nicht in der verhängnisvollen Nacht, in der Jenny ermordet wird und er mit dem Hund im Park spazieren geht. Deshalb versucht man nun mit allen Mitteln, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, was ihn nur noch mehr verwirrt.

Fazit und Bewertung:
„Der Spiegelmann“ ist ein düsterer und nervenaufreibender Thriller, der mit einem brisanten Thema und wendungsreichen Ermittlungen zu fesseln versteht, aufgrund der in ihm beschriebenen Gewalt aber nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet ist.

Bewertung vom 25.12.2020
Der falsche Friese
Aden, Martina

Der falsche Friese


ausgezeichnet

Ein unterhaltsamer Regionalkrimi mit einer erfrischend unperfekten Amateurdetektivin

Die als Amateurdetektivin bekannt gewordene Autorin Elli Vogel nimmt einen Aushilfsjob beim „Ostfrieland-Reporter“ an, ohne zu ahnen, dass ihre erste Artikelserie in einem Verbrechen münden wird. Mit dem Ziel, erfolgreiche Insel-Persönlichkeiten vorzustellen, besucht sie die namhafte Künstlerin Violetta Kalski, die in einer Seniorenresidenz ihren Lebensabend verbringt. Doch kaum hat Elli ihr eine Frage nach dem vor 40 Jahren spurlos verschwundenen Sohn gestellt, wirft diese sie raus und will sie nicht mehr sehen. Als dann auch noch ein Bild ihrer Mutter mit ebendiesen vermissten Sohn auftaucht, ist Ellis Neugier geweckt. Sie stöbert in der Vergangenheit und bringt Dinge an Tageslicht, die besser im Verborgenen geblieben wären.

„Der falsche Friese“ ist nach „Kluntjemord“ der zweite Fall für die in Aurich lebende Elli Vogel, die sich mit einer an Naivität grenzenden Unbeschwertheit in brenzlige Situationen begibt. Dabei scheint die Suche nach dem einst begehrtesten Junggesellen Andreas Kalski zunächst ganz harmlos zu sein. Denn dieser hatte sich nach den Aussagen seiner Freunde ins Ausland abgesetzt. Nur gemeldet hat er sich seit dem nicht. Warum also gerät die Pommes liebende Autorin in höchste Gefahr und welche Rolle spielt ihre vor den Traualtar tretende Mutter dabei? Fragen, die in einem turbulenten und sehr unterhaltsamen Handlungsverlauf beantwortet werden und zu einer Auflösung führen, die so nicht vorherzusehen war.

Mit viel Atmosphäre, realitätsnahen Figuren und einer ordentlichen Portion Humor schreibt Martina Aden in ihrem Küstenkrimi über Eifersuchtsdramen, Täuschungsmanöver, Rachegelüste und handfeste Verbrechen. Keiner wird verschont und nicht nur die viel zu oft chaotisch agierende Elli entgeht in letzter Sekunde einem Mordversuch. Auch weitere Personen müssen um ihr Leben bangen. Wie ihre beste Freundin Diana, die seit Neuestem mit einem Clown befreundet ist oder ihre Cousine Alex, die Elli mit der Künstlerin Violetta Kalski bekannt gemacht hat. Das alles wir mit viel Liebe zu Land und Leuten erzählt und in einem Schreibstil, der sich angenehm flüssig und kurzweilig liest.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Regionalkrimi, der von seiner erfrischend unperfekten Hauptfigur lebt und kriminelle Machenschaften mit humorvollen Begebenheiten geschickt verwebt.

Bewertung vom 23.12.2020
Humboldt und der kalte See (eBook, ePUB)
Thiem, Jana

Humboldt und der kalte See (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein heimeliger Kriminalroman mit einem spannenden Fall und authentischen Figuren

Der Oybiner Postbote Silvio Sterz wird sitzend im Schnee tot aufgefunden. Nur eine blutverkrustete Wunde am Kopf weist darauf hin, dass er nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Wie auch seine schwer kranke Ehefrau, die kurz darauf ohne Lebenszeichen in ihrem Pflegebett liegt. Ein neuer Fall für den Dresdener Hauptkommissar Humboldt und sein Team, der diesmal tief in einem emotionalen Desaster steckt. Ausgerechnet mit der Boulevard-Journalistin Christin Weißenburg hat er unter Alkoholeinfluss eine Nacht verbracht und weiß nun nicht, wie er sich verhalten soll.

„Humboldt und der kalte See“ ist ein heimeliger Kriminalroman, der mit einem spannenden Fall und authentischen Figuren gut zu unterhalten weiß. Dabei ist lange Zeit nicht klar, wer und was hinter dem Tod des Oybiner Ehepaares steckt und wie ein zurückliegender Leichenfund im Olbersdorfer See mit den tragischen Vorkommnissen in Zusammenhang steht. So ist viel Polizeiarbeit vonnöten. Spuren sind zu vergleichen, Nachbarn und Bekannte zu befragen und Tatabläufe zu rekonstruieren. Doch erst ein Blick in die Vergangenheit offenbart das Motiv für die Morde, die anfangs noch wie Unfälle aussehen.

Es macht Spaß den Krimi zu lesen, der mit einer lang gehegten Tradition beginnt und in seinem Verlauf viel von den Menschen in dem idyllischen Landstrich am Fuße des Berges Oybin erzählt. Vor allem der Bürgerpolizist Karl Neumann, der im urigen Dialekt an der Aufklärung des komplizierten Falls mitwirkt, ist ein typisches Original und belebt die Handlung auf seine ganz eigene Art. Aber auch die neue Ermittlerin im Team, die vom LKA zu ihnen gewechselt ist sowie das unklare Verhältnis zwischen Humboldt und Christin tragen dazu bei, dass es im zwischenmenschlichen Bereich niemals langweilig wird.

Fazit und Bewertung:
Ein sehr atmosphärischer und mit einem kniffligen Fall einhergehender Regionalkrimi, der für spannende und kurzweilige Unterhaltung sorgt und viel zu schnell gelesen ist.

Bewertung vom 02.11.2020
Mord in Sunset Hall / Miss Sharp ermittelt Bd.1 (1 MP3-CD)
Swann, Leonie

Mord in Sunset Hall / Miss Sharp ermittelt Bd.1 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Ein amüsanter Copsy-Krimi rund um eine verrückte Senioren WG

Die gut betagte und von einem Hüftleiden geplagte Agnes Sharp hat in ihrem Elternhaus eine Senioren WG gegründet. Mit einer Handvoll sorgfältig ausgesuchter Bewohner und einer Schildkröte, die gerne in Fersen zwickt, genießt sie ihr Leben, wie sie es mag. Alternde Hippies so werden sie im Dorf genannt. Doch das stört sie wenig. Vor allem, weil zur Zeit in der Gegend ein Mörder umgeht. Einer, der es auf ältere Damen abgesehen hat. Deshalb rotten sie sich und den Rest ihres Geistes zusammen und gehen gemeinsam, mit Rollstuhl, Krückstock und dritten Zähnen bewaffnet auf Mörderjagd.

„Mord in Sunset Hall“ ist ein kurzweiliger Kriminalroman, der auf amüsante Art und Weise die ganz privaten Ärgerlichkeiten der WG Bewohner in Agnes Haus reflektiert. Da ist zum einen die Vergesslichkeit, die schleichend Besitz von ihnen ergreift und sie in unmögliche Situationen bringt. Zum anderen plagen sie sich mit körperlichen Gebrechen herum und schlucken Pillen aller Art. Und dann gibt es noch das Problem, dass sie nicht ins Altersheim wollen, weil man sie dort vergisst. Ein selbstbestimmtes Leben zu führen ist ihr Ziel und abzutreten, wenn es ihnen gefällt. Aber anstatt in Ruhe ihrem Alterungsprozess nachzugehen, werden sie mit jeder Menge turbulenten Ereignissen konfrontiert. Wobei Einiges davon ist hausgemacht. Denn ganz so unschuldig, wie sie alle tun, sind sie beileibe nicht.

Voll gepackt mit skurrilen Begebenheiten, lustigen Alltagssituationen und unterhaltsamen Dialogen ist das abwechslungsreiche Geschehen rund um eine ominöse Mordserie ein wahrer Hörgenuss. Jede der Figuren wird von Anna Thalbach mit einer eigenen Stimme ausgestattet, sodass der Hörer stets weiß, wer da spricht. Darüber hinaus passt sie ihre Interpretationen den jeweiligen Gegebenheiten an. Wie zum Beispiel bei Agnes, die ohne ihre dritten Zähne konfus und nuschelig klingt, während sie mit ihren Beißerchen klar und bestimmend die Richtung vorgibt. Oder Edwina, die während ihrer Yogaübungen ruhig und orientiert in Erscheinung tritt, bei Verhören mit der Polizei aber völlig aufgeregt alles durcheinanderbringt.

Fazit und Bewertung:
„Mord in Sunset Hall“ ist ein amüsanter Copsy-Krimi, der hauptsächlich von den schrulligen Figuren, ihren altersbedingten Entgleisungen und den amateurhaften Mordermittlungen lebt, gleichermaßen aber auch handfeste Verbrechen präsentiert. Eine gute Empfehlung für alle Hörer, die alt gediegene Krimikost mögen, welche gepaart mit einer ordentlichen Portion Humor und Alltagsproblemen kurzweilig unterhält.

Bewertung vom 31.10.2020
Wenn das Licht gefriert
Klementovic, Roman

Wenn das Licht gefriert


ausgezeichnet

Ein düsterer, atmosphärischer und schicksalsträchtiger Thriller

Nach ihrer Geburtstagsfeier mit Freunden kehrt die 18-jährige Anna Venz aus dem örtlichen Tanzlokal nicht nach Hause zurück. Vier Tage gilt sie als vermisst, bis ihre Leiche von Tauchern aus dem Moor geborgen werden kann. Ihr Mörder allerdings wird nicht gefasst und befindet sich auch 22 Jahre später noch auf freiem Fuß. Ein Fall, der nicht vergessen ist. Deshalb schaut sich auch die Mutter von Annas bester Freundin mit ihrem Mann Friedrich den aktuellen TV-Beitrag an, in welchem über das einst verübte Verbrechen berichtet wird. Und plötzlich beginnt der demenzkranke Rentner Details zu erwähnen, die er gar nicht wissen kann. Elisabeth, die geschockt über den Bemerkungen ihres Mannes ist, beginnt einem plötzlich aufkeimenden Verdacht nachzugehen und befindet sich bald selbst in großer Gefahr.

„Wenn das Licht gefriert“ ist ein düsterer und atmosphärischer Thriller, der den Leser in jedem seiner Kapitel die finsteren Schatten der Vergangenheit spüren lässt. Denn nie wieder war es nach dem Mord an der lebenslustigen Anna, wie zuvor. Elisabeth, die sich immer wieder fragt, warum sie nicht mit ihrer Tochter gemeinsam das Dorf verlassen hat, ist die Hauptfigur in dem verhängnisvollen Geschehen. Sie pflegt aufopferungsvoll ihren an Alzheimer erkrankten Mann und hat beizeiten aufgehört, Erwartungen an ihr Leben zu stellen. Doch an dem schicksalhaften Fernsehabend als das Unfassbare geschieht und Friedrich bruchstückhafte Bemerkungen über den Mord an Anna macht, wird alles, an das sie jemals geglaubt hat, auf den Kopf gestellt. Sie befreit sich aus der täglichen Lethargie und kämpft, um die Wahrheit zu ergründen. Eine starke Frau, die zu jeder Zeit den vollen Respekt des Lesers sicher hat.

Voller überraschender Wendungen, neu verübter Verbrechen und undurchsichtiger Dorfbewohner präsentiert sich der Thriller, dessen Ende irgendwie tröstlich ist, gleichermaßen aber auch fassungslos werden lässt. Mehr allerdings wird hier nicht verraten. Nur, dass der Leser neben interessanten Informationen zu dem Krankheitsbild von Alzheimer auch auf viele bekannte Alltäglichkeiten trifft. Sei es das Auto, das zum Familienmitglied avanciert und deshalb mit einem eigenen Namen ausgestattet wird oder das morgendliche Frühstück, das jeden Tag mit einer Marmeladensemmel, einem Ei und einer Tasse starken Kaffee beginnt. So hat es der Autor Roman Kelemtovic geschafft, den Spagat zwischen einem spannenden Thriller und einer fatalen Familientragödie zu meistern und eine Geschichte zu erzählen, die voller Schuld, unbändigem Schmerz und manchmal auch ein wenig Hoffnung ist.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegender Thriller, der ungemein fesselt und neben den in ihm verübten Verbrechen die Einzelschicksale seiner Figuren gekonnt in den Mittelpunkt der Handlung stellt.