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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lene
Wohnort: 
Chemnitz

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2019
Nahrs letzter Tanz
Abulhawa, Susan

Nahrs letzter Tanz


ausgezeichnet

Von dieser Autorin las ich bereits „Während die Welt schlief“.
Auch in diesem Roman geht es um das Leid der Palästinenser, die nicht nur aus ihrer Heimat vertrieben und nirgendwo gern gesehen sind, sondern deren Häuser zerbombt, die Äcker vernichtet, Leute seit 1947 nach wie vor grundlos verhaftet und bestialisch gefoltert oder ermordet werden.

Die Geschichte, die Nahr selbst erzählt, beginnt im „Würfel“, einer hochmodernen Gefängniszelle in Israel, die den Inhaftierten vollautomatisch physisch und psychisch quält. Die Menschenrechtsorganisationen wissen davon, auch amerikanische Reporter dürfen sie besuchen. Doch keiner interessiert sich ernsthaft für Nahrs Schicksal.

Die Autorin bemüht sich, „nicht in orientalische Sprachbilder zu verfallen“, weshalb sie den Originaltext auf Englisch verfasste. Das verschafft ihr einen etwas kühl wirkenden Abstand, den ich sehr gut nachvollziehen kann. Trotzdem erkennt man in dieser ungewöhnlichen Lebensgeschichte den Schmerz, die Freude am Leben und lernt einige Traditionen kennen.

Mich hat diese Geschichte sehr berührt und ich werde weitere Titel dieser Autorin lesen.

Bewertung vom 20.10.2019
Die Erfindung des Lebens
Ortheil, Hanns-Josef

Die Erfindung des Lebens


gut

Mich erwartet ein dicker Wälzer von fast 600 Seiten, was mich zögern ließ, mit dem Lesen zu beginnen. Etwa so wie ein übermäßig gefüllter Teller, der mir sofort den Appetit nimmt.

Der Ich-Erzähler beginnt mit seiner frühen Kindheit, in der er sprachlos und isoliert neben seiner ebenfalls stummen Mutter aufwächst. Ich litt mit dem Jungen, der sich nicht mitteilen konnte und deshalb missverstanden und später in der Schule missachtet wurde. Erst, als ihn der Vater zur großen Verwandtschaft aufs Land bringt, lernt Johannes das Leben kennen.
Seine Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse sind wunderbar detailliert beschrieben und für mich hochinteressant. Das änderte sich, als Johannes nach Rom zog. Die unendlichen Beschreibungen bezogen sich mehr und mehr auf die Musikstücke, die er spielte, übte, mochte oder ablehnte. Obwohl mir die Komponisten bekannt sind und ich einige der Stücke selbst auf dem Klavier spiele, war mir diese Übertreibung schnell langweilig und ich überflog gut 50 Seiten.

Außerdem kamen inzwischen in dem bis dahin auffallend gutem Deutsch Dialoge vor, die sich vom übrigen Text allein durch kursive Schrift unterscheiden und ohne An- und Ausführungszeichen aneinander reihen. Das hat mich sehr gestört, zumal der Autor Professor für kreatives Schreiben ist – die Betonung liegt vermutlich auf kreativ. Für mein Empfinden hätte die Geschichte gut um die Hälfte gekürzt werden müssen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2019
Vor dem Fest
Stanisic, Sasa

Vor dem Fest


schlecht

Es scheint Mode zu sein, alle Wörter in Großbuchstaben zu schreiben. Ich mag das nicht, weil es sich so nicht gehört und es sich schwerer lesen lässt.
Dieses Buch wurde trotzdem (oder deshalb?) mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet und ist DER SPIEGEL BESTSELLER. Das hätte mich warnen müssen.

Der Anfang (Leseprobe) liest sich witzig und in einer ganz neuen frischen Sprache, was mich sofort begeisterte. Doch schnell kippt genau dieser neue Witz ins nervig Bemühte ab. Auf Seite 18 gab ich das Weiterlesen auf. Bis dahin habe ich nicht herausfinden können, worum es in dieser „Weltliteratur aus der Uckermark“ (FAZ) geht.

Fazit: glatter Fehlkauf.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2019
Mädelsabend
Gesthuysen, Anne

Mädelsabend


schlecht

Diese Frau war mir als Moderatorin sehr sympathisch, ebenso ihr erstes Buch „Wir sind doch Schwestern“. Deshalb freute ich mich auf diesen Roman, doch leider …

Ich musste oft den vorherigen Satz noch einmal lesen oder gar eine Seite zurückblättern, um das soeben Gelesene zu verstehen. Man erkennt deutlich die journalistische Ausbildung in den vielen eingeschobenen und anhängenden Erklärungen. Diese Zusatzinformationen störten mich, weil sie mich immer wieder aus der Geschichte herausrisse.
In einem Altenheim hatte jede Person einen Vor- und einen Nachnamen und zusätzlich einen Spitznamen samt Erklärung, wie es zu diesem kam. Mir ist nicht klar, inwieweit diese Personen zur Geschichte gehören.
Leider empfinde ich sämtliche dargestellten Personen als unsympathisch, am meisten diese Enkelin, die sich meiner Meinung nach immer extrem unlogisch verhält. Deshalb hat mich die Geschichte immer weniger interessiert und ich gab das Lesen bereits auf der Seite 68 enttäuscht auf.

Obwohl das Buch mit seinem festen Einband optisch sehr schön ist, bekommt es in meinem Regal keinen Platz.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2019
Meine geniale Freundin / Neapolitanische Saga Bd.1
Ferrante, Elena

Meine geniale Freundin / Neapolitanische Saga Bd.1


gut

Es sollte laut Klappentext ein literarische Meisterwerk von durchdringender Strahlkraft und ein von hinreißenden Figuren bevölkertes Sittengemälde sein.

Die Geschichte ist gut erzählt, denn immerhin habe ich sie (422 Seiten) bis zum Schluss gelesen. Doch von Freundschaft und hinreißenden Figuren fand ich nichts. Die Erzählerin ist von Neid, Eifersucht und Missgunst auf ihre „Freundin“ direkt zerfressen, ihr Umfeld in Neapel unglaublich brutal und komplett lieblos.
Noch vor den Anfang wurde eine Namensliste aller beteiligten Personen aufgeführt: zehn!! Familien mit jeweils fünf bis zehn Namen. Das war entschieden zu viel für mich und meiner Meinung nach auch für die Geschichte. So verwechselte ich oftmals die „Mitspieler“, was mich irritierte.

Die Geschichte beginnt mit der Suche eines Sohnes nach seiner plötzlich verschwundenen Mutter. Er sucht Rat bei der „Freundin“ seiner Mutter. Doch diese taucht ab in Erinnerungen an ihre Kindheit, die auf Seite 422 abrupt endet. Das war´s.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2019
Gestorben wird immer
Fröhlich, Alexandra

Gestorben wird immer


schlecht

Spiegelbestseller! Das hätte mich warnen müssen!
Doch die Geschichte klang interessant: Die 91-jährige Agnes führt mit harter Hand einen Steinmetzbetrieb. Dann ruft sie ihre zerstrittene Familie zusammen. Sie will reinen Tisch machen „und endlich das Geheimnis lüften, das sie viel zu lange schon mit sich herumgetragen hat“.

Der Anfang im Jahr 2008 liest sich gut, auch wenn mich der derbe und übertrieben respektlose Umgangston zwischen Agnes und ihrer Enkelin („Scheißdreck! Das geht in deinen alten Schädel nicht mehr rein!“) störte. Den plötzlichen Rückblick ins Jahr 1978 habe ich noch verkraftet, doch als auf Seite 29 unvermittelt das Jahr 1935 begann, gab ich genervt auf. Mir war schon klar, in welche Richtung die Geschichte gedrängt werden soll und darauf hatte ich keine Lust und Interesse sowieso nicht mehr. Zudem sprach mich die etwas bemühte Erzählart nicht an.

Ich lege das Buch in den Hausflur. Sollte sich bis morgen kein Nachbar dafür erwärmen, landet es im Müll.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2019
Ein Tag mit Herrn Jules
Broeckhoven, Diane

Ein Tag mit Herrn Jules


ausgezeichnet

Alice findet ihren Mann Jules tot auf dem Sofa sitzend, als sie morgens aufsteht. Doch sie ruft weder sofort ihren Sohn, den Arzt und Bestatter, sondern verbringt den Tag mit ihm und dem autistischen Nachbarjungen.

Es geht nur um diesen einen Tag – und doch ist es „eine ergreifende, wunderbar feine Geschichte über einen Verlust, der am Ende auf wunderliche Weise ausgeglichen wird.“

Das Büchlein hat nicht einmal hundert Seiten. Ich las es trotzdem nicht in einem „Rutsch“ durch, um so lange wie möglich die wunderbar gelungenen Beschreibungen der Rituale, Liebe, Verrat und sonderbaren Zufälle genießen zu können.

Bewertung vom 04.08.2019
Vom Ende der Einsamkeit
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Die Erzählart des sehr jungen Autors (geboren 1984) hat mich direkt fasziniert und die Geschichte sofort gepackt. Darin geht es um den jungen Jules, dessen Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen und er mit seinen Geschwistern in einem Internat leben muss.

Dem Klappentext: „Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.“, kann und will ich nichts hinzufügen.

Es ist eines der ganz wenigen Bücher, die von mir ganz klar fünf Sterne bekommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2019
In Wahrheit wird viel mehr gelogen
Gier, Kerstin

In Wahrheit wird viel mehr gelogen


ausgezeichnet

Carolin ist 26 und gerade Witwe geworden. Außerdem gibt es Streit um das beträchtliche Erbe ihres viel älteren verstorbenen Mannes.

Das klingt alles recht traurig. Ist es auch.
Doch die Geschichte sprüht vor Situationskomik, so dass ich kein Taschentuch benötigte, sondern sehr oft schallend lachte. Der Roman ist hinreißend gut erzählt und für jedes Alter geeignet. Ich danke der Autorin für dieses wunderbare Lesevergnügen und werde mit Sicherheit weitere Titel von ihr kaufen.