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Benutzername: 
SillyT
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Heinsberg
Über mich: 
unheilbar Büchersüchtig!

Bewertungen

Insgesamt 344 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2024
Long Live Evil
Brennan, Sarah Rees

Long Live Evil


gut

Rae ist seit langem an Krebs erkrankt und in letzter Zeit geht es ihr immer schlechter. Da kommt ihre Schwester Alice und deren liebste Fantasygeschichte als Ablenkung im Krankenhaus eigentlich genau richtig, doch in letzter Zeit fällt es Rae immer schwerer, der Geschichte zu folgen. Eines Nachts erscheint eine Frau an Raes Bett, die Rae eine Chance auf Leben gibt. Dafür jedoch muss sie in die Fantasygeschichte ihrer Schwester reisen und dort überleben. Allerdings kann Rae sich nicht aussuchen, wer sie sein möchte und wird zur Bösen der Geschichte. Ob sie das wohl überlebt?!
Was für ein geniales Cover, es ist einfach total auffällig und macht super neugierig auf das Buch und auch der Klappentext verspricht mal etwas anderes, denn hier ist der Held bzw die Heldin mal nicht die strahlende Gute.
Nach einer kurzen Einleitung bei der man einen ersten Blick auf Protagonistin Rae und deren Schwester Alice erhält, wird man umgehend in die Welt geworfen, die zwar der Protagonistin bekannt ist, der Leser sich allerdings völlig fremd vorkommt und Zeit benötigt, um sich zurecht zu finden. Ich muss gestehen, dass mir auch der Schreibstil zu Beginn noch sehr schwer fiel, denn die Autorin erzählt zwar mit vielen Details, aber auch sehr schleppend. So habe ich für die ersten zweihundert Seiten echt lange gekämpft, um irgendwie in die Geschichte zu finden. Auch das Tempo ist zunächst sehr ruhig und auch später gibt es immer wieder langatmige Passagen. Dafür fand ich die Idee dahinter einfach nur genial, mal die Schurken in den Mittelpunkt zu stellen und eine Fantasygeschichte in eine reale Welt zu setzen, hat einfach mal etwas erfrischend Neues.
Protagonistin Rae ist ebenfalls interessant und irgendwie mochte ich sie. Aber auch sonst ist es der Autorin sehr gut gelungen, ihre Charaktere lebendig werden zu lassen.
Mein Fazit: Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück, zwischen Spannung und Langatmigkeit. Tolle Grundidee und auch die Charaktere sind toll ausgearbeitet und trotzdem konnte ich nicht vollends abgeholt werden. Das Ende allerdings lässt vermuten, dass es bald eine Fortsetzung geben könnte. Ungewöhnlich, aber auch schwierig.

Bewertung vom 12.08.2024
Clans of Dragons
Bayer, Isabell

Clans of Dragons


ausgezeichnet

Seitdem Tayel seinen geliebten Mann vor einer Weile bei einem aussichtslosen Kampf gegen Dämonen verloren hat, ist für ihn die Welt ein trostloser Ort. Trotzdem hat er seine Schwester Ravina, die Dragos ihres Clans, zum Treffen der Drachensippen begleitet. Dieses jedoch wird von einem Vorfall überschattet, denn unter ihnen lebt ein Mischling, Meron, halb Dämon, halb Drache. Mischlinge sind per Gesetz verboten und die Dragos der Clans fordern Merons Tod. Diesem bleibt nichts anderes übrig, als zu flüchten, doch ausgerechnet der Mann, von dem er glaubte, dass er sein Freund sei, verrät ihn. Kurzerhand kommt Tayel ihm zur Hilfe und muss feststellen, dass Meron ihn mehr berührt, als er eigentlich bereit ist, zuzulassen.

Wie schön kann ein Buch sein, bitte? Mir hat die gesamte Aufmachung absolut gefallen und da es hier um Drachen geht, war ich natürlich sofort angefixt. Der Schreibstil der Autorin Isabell Bayer machte es leicht in die Welt der Drachen und deren Clans zu finden. Zum einen gelingt es ihr mit leicht verständlichen Worten die Gesetze und die Welt der Drachen lebendig werden zu lassen, zum anderen liest es sich absolut fesselnd und mitreißend und gerade die Emotionen der Protagonisten werden sehr gut dargestellt.

Die Geschichte ist, trotz eines eher High Fantasy Settings, äußerst modern erzählt und auch thematisch sehr gut umgesetzt. Mir hat besonders gut gefallen, dass hier einmal die Frauen es sind, die ohne Fragen zum Oberhaupt erklärt werden und gleich geschlechtliche Liebe so natürlich ist, wie sie es auch sein sollte. Doch auch die Welt der Drachen kommt nicht ohne Vorurteile aus und hier sind es die Mischlinge, die nicht angesehen werden und sogar aufgrund ihres Daseins zum Tode verurteilt werden. Aber wer hat das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden?

Zwischen Emotionen und Spannung bekommt man in diesem Roman einfach alles geliefert. Man begibt sich mit Meron auf die Flucht, kämpft gemeinsam mit ihm und Tayel so manch eine blutige Schlacht und verliebt sich gemeinsam mit ihnen. Durchweg befindet man sich hier auf einer Achterbahn der Gefühle.

Die beiden Protagonisten sind besonders intensiv gezeichnet und in ihren Handlung glaubhaft und authentisch. Meron ist aufgrund seines bisherigen Lebens, das er versteckt führen musste, recht naiv und unbedarft und doch genau dadurch auch einfach sympathisch. Tayel ist aufgrund seines Verlustes noch in Trauer und man begleitet ihn bei seinem Zurück ins Leben finden. Der Zwiespalt in ihm ist extrem gut gezeichnet und nachvollziehbar. Ihre gemeinsame Beziehung entwickelt sich in einem glaubhaften Tempo und ich mochte beide unheimlich gern.

Nebencharaktere gibt es ebenfalls einige, die für Lug und Trug, Kampf und Verrat und für die gewisse Spannung sorgen.

Mein Fazit: Mir hat dieser Band rund um die Clans der Drachen unheimlich gut gefallen. Eine tolle und auch andere Idee, deren Umsetzung gut gelungen ist und mir spannende Lesestunden bereitet hat. Eine Geschichte voller Abenteuer, Gefahren, Lug und Trug, die man kaum zur Seite legen kann und möchte.

Bewertung vom 05.08.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


gut

BKA Kommissarin Yasira Saad sitzt bei einem Tinder Date, als ihre Begleitung auf ein Video aufmerksam wird. In diesem wird ein vor kurzem spurlos verschwundenes Mädchen gleich von drei Männern vergewaltigt, deren Aussehen eindeutig fremdländischen Männern zuzuordnen ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen nimmt sie die Ermittlungen auf, während gleichzeitig eine Gruppe Rechtsextremisten sich in Selbstjustiz übt. Die Stimmung schaukelt sich immer mehr hoch und den Ermittlern ist klar, dass sie alles daran setzen müssen, um Lena zu finden. Doch dann kommt Yasira eine schier unglaubliche Idee.
Marc Uwe Kling und Thriller? Funktioniert das? Genau das habe ich mich vorm Lesen des Buches gefragt und ich muss zugeben, dass es für mich nur bedingt funktioniert hat.
Mit einem recht prägnanten Schreibstil, bei dem kurze, knackige Sätze zwar ein schnelles vorankommen beim Lesen garantieren, erzählt Kling von einem extrem brisanten Thema. Bei mir kam allerdings nicht das Gefühl des Mitfieberns auf und ich habe die Geschichte recht unbeteiligt gelesen, was vielleicht aber auch gewollt ist, um zum Nachdenken anzuregen.
Für mich hat der Autor hier allerdings auch viel zu viele Themen mit in die Handlung gepackt, was zwar relativ spannend zu lesen war, aber leider auch dazu führte, dass alles nur an der Oberfläche angekratzt wurde. Wir machen hier Sprünge von sozialen Medien über Sorgen einer Mutter, hin zu Rassismus und Rechtsextremismus bis hin zur Entwicklung von KI, um all dem Tiefe zu verleihen, hätte es gute 200 Seiten mehr gebraucht, allerdings hätte das wiederum das Buch zu überladen wirken lassen. Ich bin da ziemlich hin- und hergerissen, denn was ich Kling zu Gute halte, ist, dass das Erzählte ohne jegliche Wertung bleibt und der Leser sich seine eigene Meinung bilden kann.
Die Handlung hat so einige Plottwists, wobei der eigentliche Fall, nämlich die entführte Lena, immer mehr in den Hintergrund rückt und letzten Endes bleiben für mich zu viele Fragen offen.
Die Ermittlungen erleben wir aus der Sicht der BKA Kommissarin Yasira Saad, die hier auch, was Charaktere angeht, den größten Raum erhält. Sowohl ihre Sorgen als alleinerziehende Mutter als auch als PoC konnte ich gut nachvollziehen und fand sie wirklich gut gezeichnet. Alle anderen Charaktere bleiben dafür blass, was für mich hier aber gut passte.
Mein Fazit: Alles in allem ließ sich das Buch zwar schnell weglesen, hinterlässt bei mir aber keinen bleibenden Eindruck. Hier wären weniger Themen einfach mehr gewesen und so fehlte es mir oft einfach an Tiefgang, der mich bestimmt mehr hätte mitreißen können. Das Ende bleibt mir zu offen und bezogen auf die gesamte Ermittlung fand ich es eher merkwürdig, was da zum Schluss geschah. Kurzweilige Unterhaltung, die mich nicht völlig überzeugen konnte.

Bewertung vom 28.07.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Zwanzig Jahre ist es her, dass Thea aus dem Norden Deutschlands nach Portugal ausgewandert ist. Jetzt ist sie Mitte fünfzig und kehrt nach Hause zurück. Gemeinsam mit ihren beiden Ziegen will sie in der Lüneburger Heide noch einmal von vorne beginnen. Ihr Nachbar und Vermieter Benno hat einen Gnadenhof für Tiere, doch kämpft er regelrecht ums Überleben, denn die Schulden drohen ihn aufzufressen. Als eine junge Frau namens Juli sich bei einer Wanderung am Fuß verletzt, bleibt sie kurzerhand bei Thea und Benno, um ihren Fuß auszukurieren.
Ich kenne und liebe die Krimireihe der Autorin Romy Fölck, weshalb ich neugierig auf die Umsetzung in einem Roman war.
Der Einstieg fällt leicht, dank des unheimlich bildlichen und fesselnden Schreibstils der Autorin. Ausserdem starten wir ohne große Umwege mitten in der Handlung und begleiten Thea bei ihrer Abreise aus Portugal.
Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven zwischen Thea, Juli und Benno, so dass man alle Charaktere mit ihren Sorgen und Eigenheiten kennenlernen kann. Mir haben diese unterschiedlichen Gedanken und Gefühle sehr gut gefallen, da es intensiv und auch emotional erzählt wird.
Die Geschichte wird von ihren Charakteren getragen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch ein gemeinsames Ziel haben, nämlich den Hof zu retten. Dabei wird die Geschichte ruhig und unaufgeregt erzählt und trotzdem wird es nicht langweilig. Ich habe die Charaktere sehr gerne begleitet.
Thea ist mutig in ihrem Versuch noch einen Neuanfang zu wagen, man erfährt recht schnell, was einer ihrer Gründe dafür war. Benno ist ein bärbeißiger Typ, der zunächst sehr grumpy scheint, doch allein sein Umgang mit den Tieren zeigt sein großes Herz. Auch Juli versucht etwas aus ihrem Leben zu verdrängen und kommt aber aufgrund ihrer Verletzung auch eher zur Ruhe. Trotz aller Unterschiede haben sie ein gemeinsames Ziel, das sie zusammenschweißt und mit viel Engagement und Mut und neuen Ideen entsteht eine besondere Freundschaft.
Mein Fazit: Eine zwar ruhige Geschichte, die aber einfach wunderschön erzählt wird und nicht langweilig wird. Vor allem Benno ist mir schnell ans Herz gewachsen, weil einfach so viel in und hinter ihm steckt. Eine Geschichte zum Wohlfühlen und Abschalten.

Bewertung vom 28.07.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Gianna Pitti ist Polizeireporterin am Gardasee in Italien. Seitdem ihr Vater vor einem Jahr verschwand und sie mit ihrer Mutter alles andere als klar kommt, hat sie es alles andere als leicht. Doch als die Leiche eines jungen Mannes am See aufgefunden wird, nimmt ihr Leben noch einmal eine Wendung, denn der junge Mann war ihr nicht unbekannt. Scheinbar war sie sogar die, die ihn zuletzt lebend gesehen hat, denn sie verbrachten die letzte Nacht zusammen.

Schon länger standen die Bücher des Autors Lenz Koppelstätter auf meiner want to read Liste, da dachte ich, warum nicht gleich mit seiner neuen Reihe beginnen?! Ganz leicht fiel mir der Einstieg allerdings nicht, denn für mich war der Schreibstil zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Trotz kurzer Sätze hatte ich den Eindruck, dass es zu ausschweifend und zu wenig auf dem Punkt war, so dass es für mich zu einigen Längen in der Story kam, zumindest zu Beginn.

So richtig spannend wird es also zunächst einmal nicht, doch was dem Buch zu Beginn fehlt, wird dann alles in die zweite Hälfte eingebaut. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn man zu Beginn nicht den Schwerpunkt auf Charaktervorstellungen und Landschaft des Gardasees gelegt hätte, sondern einfach durchweg sowohl den Fall als auch die Vorstellung etwas verteilt hätte. So gab es für mich zuerst eher Langeweile und dann überschlägt sich alles.

Der Fall an sich war eigentlich ganz interessant, aber vieles wird zu schnell abgehandelt. Gerade auch was das Private der Charaktere betrifft. Das, vermute ich zumindest, aber mit daran liegt, dass es eine Reihe wird.

Protagonistin Gianna mochte ich sehr gerne, sie ist sehr sympathisch und authentisch und eine interessante Persönlichkeit. Da man hier aber nicht nur ihre Perspektive, sondern auch die ihres Onkels Francesco kennenlernt, gibt es auch noch viele Dinge, die offen bleiben. Francescos Perspektive war einfach anders, denn er leidet an einer beginnenden Demenz. Das zu lesen, war emotional, denn man spürt, wie wenig er es wahrhaben möchte, verständlicherweise.

Mein Fazit: irgendwie glaube ich, dass dem Buch mehr Seiten gut getan hätten. Alles, was zu Beginn ausschweifend erzählt wurde, wird nachher zu schnell abgehandelt. Mir hätte es besser gefallen, wenn von Beginn an mehr Tempo da gewesen wäre, so war es zu Beginn für mich langatmig, dann zu schnell abgehandelt.

Bewertung vom 24.07.2024
Unlock My Heart. Golden-Heights-Reihe, Band 1
Louis, Saskia

Unlock My Heart. Golden-Heights-Reihe, Band 1


ausgezeichnet

Gemeinsam mit ihrem Bruder Ty musste die junge Lexie regelrecht fliehen, nachdem man ihren Vater aufgrund vieler Gaunereien verhaftet hatte. Heute studiert sie BWL und hofft, dass sie irgendwann einen gut bezahlten Job findet, um endlich reich zu werden. Bis dahin hält sie sich doch mit kellnern in einer Bar und Ausweisfälschungen für Mitschüler über Wasser. Als ausgerechnet der Milliardärssohn Logan Maxx Lexie für einen Auftrag anheuert, würde sie dem arroganten Mistkerl am liebsten absagen, doch dann geschieht etwas unvorhergesehenes und Lexie nimmt an. Dabei lernt sie allerdings Logan näher kennen und dieser ist gar nicht so schlimm, wie sie bisher dachte.

Unlock my heart war mein erstes Buch der Autorin Saskia Louis, aber ich kann gleich sagen, dass es ganz bestimmt nicht mein letztes war. Saskia Louis hat mich gleich von Beginn an mit ihrem sehr lockeren, humorvollen Schreibstil einfangen können. Mit wenigen Worten lässt sie Charaktere lebendig werden und Bilder im Kopf entstehen.
Die Geschichte selber ist eine wunderbare Mischung aus humorvoller Lovestory, mit wirklich witzigen Schlagabtäuschen und ein kleines bisschen auch Spannung. Der Spice hielt sich in Grenzen, was mir persönlich immer gut gefällt und auch der Schmalzfaktor blieb gering. Ich habe mich hier durchweg gut unterhalten gefühlt.
Durch einen bestimmten Aspekt erlangt die Story dann auch noch den nötigen Tiefgang und das Leseerlebnis hat einfach Spaß gemacht.
Die beiden Protagonisten machen den Roman erst richtig lebendig. Lexie ist einfach taff, schlagfertig und lässt sich durch nichts und niemanden wirklich einschüchtern. Ich mag ihre offene Art total und sie wirkt einfach authentisch und glaubwürdig. Genau damit verblüfft sie auch immer wieder Logan, der es gewohnt ist, dass die Frauen ihm regelrecht zu Füßen liegen. Allerdings lässt ihn das eiskalt und reizt ihn null, bis er Lexie trifft. Dadurch, dass die Story in der Ich-Perspektive aus den jeweiligen Sichten von Lexie und Logan erzählt wird, darf man beide mit allen Gefühlen und Gedanken kennenlernen und dadurch merkt man, dass noch viel mehr hinter den beiden steckt.
Doch nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebencharaktere waren einfach nur lebendig und wer die nächsten Protagonisten der Dilogie werden, kann man bereits ahnen. Zumal man auch einen fiesen Cliffhanger im Epilog erhält.

Mein Fazit: Ein Buch, das mich durchweg hervorragend unterhalten hat, vielleicht mit kleineren Längen im Mitteilteil, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Tolle, lebendige Charaktere und eine fesselnde Geschichte lassen dieses Buch in einem Rutsch verschlingen. Ich freu mich jetzt schon auf Band 2.

Bewertung vom 24.07.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Will Trent und Sara Linton sind auf dem Weg in ihre Flitterwochen und Will hat Sara mit einer Woche Urlaub in den McAlpine Lodge überrascht. Eine Woche ohne Internet, Telefon oder Handy und ganz viel Zeit zu zweit. Wobei schon beim ersten Abendessen klar wird, dass es um den Familienbetrieb nicht gut steht, bzw das die Tochter der McAlpines, Mercy, so ihre Schwierigkeiten mit ihrer Familie hat. Nichtsdestotrotz möchten sie ihre Zeit genießen, als sie bei einem Stelldichein am See mitten in der Nacht einen Schrei hören. Ganz der Ermittler macht sich Will gleich auf den Weg und findet Mercy am Ufer des Sees, tödlich verletzt. Will hat umgehend einen Verdacht, denn bei den McAlpines wird er überraschend mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Ich bin ein Fan von Karin Slaughter und habe mittlerweile alle ihre Bücher regelrecht verschlungen. Mit Letzte Lügen erschien der bereits zwölfte Band der Will Trent Reihe und auch hier bin ich einfach wieder begeistert.
Ich glaube zu dem Schreibstil muss ich nicht mehr allzu viel sagen, wer die Autorin jedoch nicht kennen sollte: diese Frau schreibt einfach mitreißend und schafft es, ihren Charakteren Tiefe zu verleihen, aber auch ihre Leser mit ihren Geschichten zu fesseln.
Schon im vorherigen Band gab es etwas mehr Einblicke in Saras Vergangenheit und dieses Mal wird Will durch eine besondere Begegnung ein wenig mit seiner Vergangenheit konfrontiert.
Der Einstieg gelingt mühelos, beginnt auch gleich mit dem Mord im Prolog und es geht dann weiter mit einem kurzen Rückblick beginnend mit zehn Stunden vor dem Mord. Dieser Rückblick gestaltet sich immer mehr zu einem Familiendrama und es wird klar, dass bei der Familie McAlpine so einiges im argen liegt und das vor allem auch Mercy mit vielem zu kämpfen hat, unter anderem mit den gewalttätigen Männern der Familie. Ihr Schicksal ging mir sehr nahe und ich war sehr gespannt, was wirklich mit Mercy geschehen ist.
In dieser Lodge war mir keiner richtig geheuer und ich habe lange Zeit miträtseln können, so dass es nie langweilig wird.
Wie auch in ihren anderen Büchern wechselt die Autorin die Perspektiven, man bekommt dadurch immer neue Einblicke und Eindrücke von den Charakteren, was zusätzlich für Spannung sorgt.
Wie bei vielen Reihen finde ich es hier durchaus wichtig, die Reihenfolge der Bände einzuhalten, da hier Entwicklungen der Protagonisten immer wieder mit einfließen.
Ich mag gar nicht so viel über die Charaktere erzählen, wer die Reihe mitverfolgt, kennt Will und Sara wohl mittlerweile so intensiv wie ich. Beide sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich fiebere immer wieder mit den Beiden mit. Auch einige weitere bekannte Charaktere der Reihe tauchen auch hier wieder auf.
Die Charaktere, die hier zu der Familie, den Gästen etc hinzukommen, werden intensiv gezeichnet und schnell vorstellbar.
Mein Fazit: Wer die Thriller der Autorin liebt, wird natürlich auch hier wieder zugreifen und ich kann auch wirklich die gesamte Reihe empfehlen. Letzte Lügen ist eine Mischung aus Familiendrama, Aufarbeitung der Vergangenheit, Ermittlungen und Geheimnissen. Ich hatte intensive Lesestunden und das Buch in einem Rutsch verschlungen. Wie immer eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.07.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


sehr gut

Drei Geschichten, drei unterschiedliche Generationen von Frauen und doch hängt ihre Geschichte auf tragische Weise zusammen. Im Jahr 1936 wird die vierzehnjährige Gine aus Berlin von ihrer Klassenlehrerin auserwählt, an einem Camp, das sogenannte Landjahr im Stettiner Haff, teilzunehmen. Hier werden junge, deutsche Mädchen dazu ausgebildet, linientreu und ergeben zu sein. Doch Gine muss hier etwas schreckliches erleben, für das sie Rache schwört.
1979 lebt die junge Siggi gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn ebenfalls am Stettiner Haff. Die Gängelungen der DDR sind für die junge Frau nur schwer zu ertragen und sie träumt davon, frei zu sein.
In unserer Gegenwart reist die Ärztin Nina, die an einem Burn Out leidet, ebenfalls ins Stettiner Haff. Zuvor hatte sie sich in einen Straßenhund verliebt, den sie nun mit auf die Reise genommen hat. Bei einem Spaziergang gräbt die Hündin einen Knochen aus, der offensichtlich von einem Menschen stammt.
Dieses düstere, aber schlichte Cover sprach mich sofort an und da ich generationsübergreifende Geschichten immer absolut spannend finde, war ich auch auf Tanja Webers Roman Unter dem Moor sehr gespannt.
Die Autorin hat einen sehr bildhaften, flüssigen Schreibstil, mit dem es ihr gelingt, ein wirklich klares Bild von den Gegebenheiten zu zeichnen. Dabei lässt sie auch die Landschaften rund um das Stettiner Haff lebendig werden, was mir wirklich gut gefallen hat. Für meinen persönlichen Lesegeschmack war es hin und wieder zu weit ausschweifend, aber durch die ruhige Sprache konnte ich trotzdem gut dranbleiben.
Richtig interessant war es zu lesen, wie es der Autorin gelang, die Probleme der jeweiligen Zeiten hervorzuheben, in denen die drei Frauen leben. Die schlimmen Gängeleien der Nazis, das Gefühl des Eingesperrtseins in der DDR oder unsere schnelllebige Zeit, in der man kaum zur Ruhe kommt. Jedes einzelne dieser Jahrzehnte wurde richtig gut dargestellt.
Die Autorin wechselt hier kapitelweise, wobei die Kapitel echt lang sind, die Perspektive zwischen den drei Frauen. Zu Beginn hatte ich keine Ahnung, wohin das alles führen würde, doch die Verknüpfung ist unglaublich gut gelungen.
Die drei Frauencharaktere Gine, Siggi und Nina sind wirklich facettenreich und authentisch gezeichnet. Jede der drei schafft es, gegen alle Widrigkeiten anzukämpfen, wobei es die noch sehr junge Gine am schwersten hatte. Ihren Part fand ich sehr berührend und aufwühlend und ihr Schicksal nur schwer zu ertragen. Aber auch die beiden anderen Frauen werden nach und nach greifbarer und die wahren Stärken hinter ihnen im Laufe der Erzählung greifbar.
Mein Fazit: Mit Unter dem Moor ist es Tanja Weber gelungen, einen wirklich emotionalen und aufwühlenden Roman zu schreiben, der mich fesseln konnte. Es geht um Freiheit, um selbstbestimmtes Leben und wie Frauen in unterschiedlichen Zeiten jeweils damit umgingen. Ein Buch, dass sich trotz des sehr ruhigen Erzählstils richtig spannend liest und das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 22.07.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


sehr gut

Clara Lofthus hat es geschafft und ist, trotz aller Widrigkeiten, steil die Karriereleiter emporgeklettert und ist nun Justizministerin. Erst vor kurzem kam ihr Mann Haarvard bei einem Unfall ums Leben und seitdem ist Clara als alleinerziehende Mutter für ihre Zwillinge Andreas und Nicolai da, zumindest soweit ihr Job das erlaubt. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, Clara erhält mysteriöse Botschaften, die sie als Mörderin titulieren, bei einer Feier wird sie angegriffen und das schlimmste überhaupt: als sie heimkommt, fehlt von ihren Söhnen jede Spur. Clara muss sich ihrer Vergangenheit stellen, um ihre Söhne wiederbekommen zu können.
Das düstere Cover machte mich neugierig auf diesen skandinavischen Krimi aus der Feder von Autorin Ruth Lillegraven. Was ich allerdings nicht wusste, ist, dass das Buch quasi ein zweiter Band ist, der zumindest teilweise auf den Vorgänger aufbaut, da man scheinbar mehr über Claras verstorbenen Mann Haarvard im ersten Band erfahren hat. Ich war also zu Beginn etwas verwirrt, auch wegen der vielen, teils sehr schnellen Perspektivwechseln, aber auch, weil ich den Eindruck hatte, mir fehle Hintergrundwissen.
Ansonsten hat mir der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen, definitiv leicht verständlich, mit dem für skandinavische Krimis fast schon typischen Maß an Schwere und Düsternis.
Es fiel mir nicht ganz so leicht, in dieses Buch hineinzufinden, wie ich schon sagte, fielen mir die schnellen Perspektivwechsel sehr schwer und somit dauerte es auch ein wenig, bis für mich Spannung aufkommen wollte. Doch mit fortschreiten der Handlung gab es auch immer mehr Sogwirkung und Spannung.
Viele kurze Kapitel und drei große Abschnitte unterteilen das Buch. Die Kapitel sind jeweils in der Ich-Perspektive geschrieben, was es mir etwas schwerer machte, die Charaktere auseinander zu halten. Doch nach einer Weile war doch klar, wer gerade aktuell handelte.
Der Fall ist an sich sehr spannend angelegt und man hat einige Momente, um selbst miträtseln zu können. Viele Plottwists habe ich nicht voraussehen können und vieles hat mich bestürzt zurückgelassen.
Clara ist eine durchaus toughe Frau, trotzdem wirkt sie eher unterkühlt als warmherzig, auch wenn man das durchaus verstehen kann, wenn man mehr über ihre Vergangenheit erfährt. Doch eine wahre Sympathieträgerin ist sie für mich auf jeden Fall nicht.
Mein Fazit: Vermutlich wäre es hier wirklich ratsam gewesen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ich habe leider erst während des Lesens bemerkt, dass ich das Gefühl habe, das mir was fehle. So kamen für mich Spannung und Interesse an dem Buch erst langsam in Schwung. Stilistisch hat es mir sehr gut gefallen und auch der gesamte Fall inkl. Wendungen ist gelungen.

Bewertung vom 22.07.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Im Nordwesten der USA, auf der kleinen Insel San Juan, sind die Schwestern Elena und Sam aufgewachsen. Hier machen die Reichen Urlaub, die Einwohner jedoch kommen so gerade über die Runden. Für die beiden Schwestern kommt erschwerend hinzu, dass sie sich um ihre schwer erkrankte Mutter kümmern müssen. Doch das hat die beiden jungen Frauen noch mehr zusammengeschweißt. Bedingt durch die schwere Krankheit der Mutter häufen sich die Schulden der Schwestern immer mehr und während Sam noch ihren Träumen vom Verlassen der Insel nachhängt, verändert sich Elena immer mehr und dann tritt auch noch ein Bär in ihr Leben.

Meine Meinung

Das Cover ist wirklich wunderschön und da ich doch schon einige unheimlich berührende Bücher aus dem Verlag gelesen habe, war ich sehr neugierig auf Julia Phillips neuen Roman Cascadia.
Die Autorin hat einen sehr nüchternen, ruhigen, fast schon sanften Schreibstil, wodurch die Widrigkeiten, in denen die Schwestern leben ein noch viel traurigeres Bild hinterlassen. Ich habe beim Lesen schnell intensiv mitfühlen können.
Durch diesen sanften Schreibstil bleibt die Geschichte auch sehr ruhig, sehr malerisch und doch auf ihre Art eindringlich. Durch Rückblicke wird nach und nach die Beziehung der Schwestern aufgearbeitet und dadurch auch immer klarer, wie diese sich zueinander verändert. Allerdings wird diese Veränderung erst mit dem Auftreten des Bären so richtig deutlich. Für mich war dieser Bär einfach das große Zeichen für die Veränderungen zwischen den Schwestern, auch wenn ich diesen Symbolcharakter nicht völlig greifen konnte.
Die Landschaft und die gesamte Welt war sehr gut beschrieben. Gerade diese Lücke zwischen den reichen Urlaubern und den Einwohnern ist vorstellbar da es auch einfach der Realität entspricht. Dadurch wird auch die Unzufriedenheit der Protagonistin Sam, die hier auch im Vordergrund der Geschichte ist, absolut deutlich.
Sam steht hier eigentlich für eine breite Schicht der Menschen, egal wieviel sie arbeitet, das Geld reicht einfach nie. So wie ihr geht es vielen und das stimmt nachdenklich. Beide Schwestern wollen mehr vom Leben und können doch nicht aus ihren Rollen ausbrechen.
So richtig sympathisch ist Sam nicht, soll sie meiner Meinung nach aber auch nicht sein. Ihr wirklicher Mittelpunkt im Leben ist ihre Schwester Elena, aber dass sie schon seit Jahren immer weiter auseinanderdriften, ist ihr gar nicht so bewusst.

Mein Fazit

Cascadia ist ein stiller Roman, der aber nachdenklich stimmt. Es ist ein Buch über unerfüllte Träume, über Wünsche nach Veränderung und über gefangen sein in seiner eigenen Welt. Lediglich dich Sache mit dem Bären hätte für mich noch deutlicher zu Tage gebracht werden können, auch wenn ich mir sicher bin, verstanden zu haben, was die Autorin ausdrücken wollte. Lesenswert.