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flowers.books

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2022
Null
Pedersen, Gine Cornelia

Null


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

"Ich bin zehn Jahre alt.
Ich absorbiere alles.
Ich habe keine Filter.
....
Ich weine nachts und fühle, dass ich ganz allein bin und niemand mich retten kann.

Ich begreife, dass das Konzept Zuhause niemals existiert hat….“ (ZITAT)


Was für ein Buch. Es fesselt. Schockiert. Hat mich innehalten lassen. Zugegeben, die Lektüre schmerzt.

Keine Wohlfühllektüre, eher ein Mitleiden des Höllentrips, dem inneren Kampf, auf dem sich die Protagonistin befindet.

Es nimmt mit. Es ist laut, anders und besonders. Lässt mich nur so über die Zeilen fliegen.

Der Schreibstil ist eigen. Manchmal bestehen ganze Abschnitte nur aus einzelnen Wörtern.

Mich konnte die Autorin von ihrem Werk überzeugen und begeistern.


Sie wächst auf dem Land auf, ihre Eltern leben getrennt. Sie hat fünf Jungen geküsst. Sie will einen Preis gewinnen. Sie will Schauspielerin oder Popstar werden. Sie ist sich selbst überlassen, denkt beinahe jeden Tag an den Tod, weiß ihre erwachende Sexualität, ihre Aggression, ihre Gefühle nicht in Bahnen zu lenken, die ihr erlauben würden, Teil der Gesellschaft zu sein. Ihre ungebändigte Energie nimmt immer mehr die Züge von Verzweiflung, Selbsthass und Selbstzerstörung an.

"Ich will keine Hilfe. Ich bin gerne am Boden. Ich ertrinke in meinem Egoismus. Das ist wundervoll." (ZITAT)

Enttäuschungen in ihren Jobs, Extremsituationen in ihren Beziehungen, ein konstantes Sich-Selbst-Infragestellen, zusammen mit einem Cocktail von Drogen, Sex und einer sehr eigenen Form von Rebellion, bringen die junge Frau vorübergehend in eine psychiatrische Anstalt, wo sie mit Medikamenten ruhiggestellt wird. Der Erfolg der Psychopharmaka stellt sich ein: Ich habe keine Gedanken im Kopf/ Keine Gedanken/ Null.

"Ich bin entlassen worden. Ich gehe nach Hause, um mit meinem Leben anzufangen. Es fühlt sich an, als wäre mein Leben vorbei." (ZITAT)


Was passiert in einem Ich, das keine Grenzen kennt, das der Welt gegenüber vollkommen offen ist? Die junge Frau in Null ist gewillt, bis zum Äußersten zu gehen, auf ihrer Suche nach einer eigenen Identität. Gine Cornelia Pedersens Debütroman wurde in Norwegen begeistert aufgenommen. Er ist eine lebensbejahende und poetisch-explosive Tirade darüber, verletzlich zu sein, froh, verzweifelt, grenzenlos und voller Hoffnung.

"Wenn ich bei Eva bin, dann ist es in mir drinnen viel ordentlicher. Es gibt keine ungebetenen Gäste." (ZITAT)

GINE CORNELIA PEDERSEN, *1986 in Oslo geboren. Für ihren von der Kritik gefeierten ersten Roman Null erhielt sie 2013 den Tarjei Vesaas Debutantpris. Sie studierte Schauspiel an der Kunsthøgskolen in Oslo und und ist als Schauspielerin und Autorin tätig.

Bewertung vom 14.02.2022
Milch Blut Hitze
Moniz, Dantiel W.

Milch Blut Hitze


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

Zuerst ist mir das auffällige Cover mit dem prägnanten Titel ins Auge gesprungen.

Aufgeteilt ist das Buch in folgende Kapitel (Milch Blut Hitze ist die erste Story).

Milch Blut Hitze
Festmahl
Zungen
Den Himmel verloren
Die Herzen unserer Feinde
Kein Boden unter den Füßen
Schnee
Substanz und Materie
Dicker als Wasser
Exoten
Almanach der Knochen

Es geht unter anderem um eine Dreizehnjährige, die ihre nicht enden wollende Traurigkeit nicht versteht.

" Sie spielt in der Badewanne, sie würde ertrinken, hält unter Wasser die Luft an, die Augen off en. Sie spielt, man hätte sie an einem Ast der weiß gefl eckten Platane aufgehängt, hält sich an den Zweigen fest und lässt ihren Körper schlaff hin und her schwingen, bis sie nicht mehr kann und sich fallen lässt." (ZITAT)

Es kommt zu einer unabsehbaren Tragödie. Eine Frau kämpft nach einer Fehlgeburt mit dem Abschied von einem Leben, das sie nicht kannte. Eine Teenagerin widersetzt sich der Kirche und erfährt den Preis dafür am eigenen Leib. Zwei entfremdete Geschwister müssen die Asche ihres toten Vaters nach Santa Fe bringen und sind auf den unendlich langen Highways gezwungen, sich den Abgründen ihrer Vergangenheit zu stellen.

Ein unglaublich tolles mit einzelnen Storys konnten mich, jede für sich, in den Bann ziehen. Alle dieser Geschichten sind im Florida der letzten zwanzig Jahre angesiedelt und beschäftigen sich sehr facettenreich mit verschiedensten Themen.

Moniz hat einen besonderen Schreibstil, der mir gut gefallen hat. Die Geschichten wirken noch nach. Die Beschreibungen und Protagnisten sind so lebendig und lebensnah, dass sie mir unter die Haut gegangen sind.

“Könnte es eines Tages auch ihr passieren, dass ein Mann sie kleiner macht, als sie war?” (ZITAT)

Dantiel W. Moniz ist eine der aufregendsten literarischen Neuentdeckungen aus den USA . Ihre gefeierten Erzählungen «Milch Blut Hitze» sind Porträts von Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten Floridas. Moniz nimmt uns mit auf die Schattenseite des Sunshine State, in die Alltagswelten von Figuren, in denen es keinen Platz für große Träume gibt.

Bewertung vom 28.01.2022
Der Herzgräber
Williams, Jen

Der Herzgräber


ausgezeichnet

Herz raus, Blumen rein

Meine Meinung und Inhalt


"Unter den Kopf der Frau waren zwei Füße gequetscht, nackt, bis auf einen silbernen Zehenring und blassrosa Nagellack. Da war auch ein Arm. Die Hand lag mit der Innenfläche nach oben gerichtet auf dem Gras, als würde sie um Hilfe bitten oder jemanden herbeiwinken. Sie konnte sogar den Ärmel einer roten Jacke erkennen, die breiten Knöpfe am Aufschlag waren mit feuchten Tropfen überzogen. " (ZITAT)



Als Heather Evans den Nachlass ihrer Mutter ordnet, macht sie eine erstaunliche Entdeckung: Stapelweise findet sie Briefe eines verurteilten Serienkillers. Michael Reave hatte zahlreiche junge Frauen auf bestialische Weise getötet. Seit 20 Jahren verbüßt er nun schon seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis.

Doch jetzt ist wieder eine junge Frau getötet worden. Man findet sie in einem ausgehöhlten Baumstumpf. Und dort, wo eigentlich ihr Herz schlagen sollte, stecken Blumen. Genauso hatte es seinerzeit Reave zelebriert.Als eine zweite Frauenleiche gefunden wird, entschließen sich Heather und Detective Ben Parker zu einem gefährlichen Schritt. Heather soll mit Michael Reave persönlich sprechen, ihm die Fragen stellen, die nur er beantworten kann. Doch die Wahrheit wird für Heather zu einem Wettlauf um ihr Leben.


"Herzgräber" konnte mich gut unterhalten und war stellenweise spannend. Mit der Protagonistin Heather wurde ich aufgrund ihres seltsamen Verhaltens nicht wirklich warm. Der Schreibstil des Autors ist gut und ich bin gut in die Handlung gekommen.

Das Cover des Thrillers gefällt mir sehr gut, denn es passt hervorragend zum Klappentext und verspricht somit einiges an Spannung.


Jen Williams lebt mit ihrem Partner und einer unmöglichen Katze im Südwesten von London. Schon als Kind war sie fasziniert von Drachen, Hexen und gruseligen Märchen. Für ihre Bücher im Fantasy-Bereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Wenn sie keine Bücher oder Beiträge für Magazine schreibt, arbeitet sie als Buchhändlerin und freiberufliche Redakteurin.

Bewertung vom 02.11.2021
Reality Show
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

"Ich dachte, ich kenne sie. Ich dachte, ich weiß, wer sie ist, wie sie tickt, was sie antreibt. Aber wann kennt man jemanden schon? Ich meine, wirklich? Nicht nur die Oberfläche, nicht nur das, was sie einem zeigen, nicht nur bis knapp unter die Haut, sondern weiter, bis in die Schichten, in denen es wehtut. In denen wir unsere Geheimnisse begraben, wie Leichen auf einem Friedhof. Wir kultivieren sie mit unseren Gedanken, düngen sie mit unserem Schweigen, halten den Deckel darauf, damit sie nicht wieder zurück an die Oberfläche finden aus den Höhlen unseres Unterbewusstseins, Herzkammern, Nieren. Wir wollen sie in uns." (ZITAT)


Heiligabend:

Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen.

Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln.
Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss.


Ich liebe den Schreibstil von Anne Freytag. Sie hat mich mit ihrem Buch wirklich fesseln können. Das Cover, die Kapitelunterteilung, d.h. die Vorstellung der einzelnen Charaktere, haben mir sehr gut gefallen. Ich hatte stellenweise etwas Probleme den Überblick zu behalten, was durch die vielen Wendungen nicht leichter geworden ist.

Mit Reality Show konnte mich Anne Freytag gleichermaßen überraschen und faszinieren und bekommt von mir eine Leseempfehlung!


Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin und Desktop-Publisherin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Erwachsenen- und All-Age-Romanen widmete. Für ihre ersten beiden Jugendbücher wurde die Autorin zwei Mal in Folge für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Für »Nicht weg und nicht da« wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2018 in der Sparte Literatur ausgezeichnet.

Bewertung vom 02.11.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

"Bevor ihr Verstand realisierte, was das zu bedeuten hatte, spürte sie einen harten Stoß im Rücken. Hannah stolperte durch die Tür geradewegs auf die Treppe zu. Den Revolver musste sie fallen lassen, um sich an dem Geländer festzuhalten." (ZITAT)

Mit "Raum der Angst" konnte mich der Autor vollkommen begeistern und überzeugen. Danach war mir klar, dass ich nun auch sein neustes Werk "Stadt des Zorns" lesen muss.

Das Buch kann meiner Meinung nach auch unabhängig gelesen werden, es bietet aber Vorteile, "Raum der Angst" davor gelesen zu haben.

Die Schauplätze sind gut beschrieben, ebenso die Protagonisten.

Im Vergleich schneidet Marc Meller's vorheriges Buch meiner Meinung nach etwas besser ab. Das Cover ist aber auch hier wieder grandios gewählt. Das Buch bekommt eine klare Leseempfehlung für alle, die auf spannungsgeladenen Nervenkitzel stehen!


Er nennt sich Janus und hat alles perfekt geplant: Blockierte Straßen und Schienen, eine Stadt im Chaos, Menschen in Todesangst. Aber was aussieht wie ein Anschlag, ist in Wirklichkeit ein Spiel. Und du hast nur eine Chance zu überleben: Du musst besser sein als er, seinen Fallstricken ausweichen und alle Rätsel lösen, um von einem Raum in den nächsten gelangen. Denn Janus hat ein Meisterwerk geschaffen: eine ganze Stadt als Todesfalle. Hannah weiß, was das bedeutet, sie hat als Einzige Janus' letztes Exit-Game überlebt. Hauptkommissar Kappler versucht, Hannah zu retten und den Killer zu stoppen. Doch das Spiel, das in den Katakomben der Stadt beginnt, übersteigt ihre schlimmsten Alpträume.


Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Drehbuch- und Romanautors. Er spielt gerne mit der Angst und den Erwartungen seiner Leser, frei nach dem Motto: "Man muss immer mit allem rechnen - auch mit dem Guten." Der Escape-Room-Thriller "Raum der Angst" war Marc Mellers Debüt. Die Fortsetzung "Stadt des Zorns" erscheint Ende September 2021. Marc Meller lebt und arbeitet in Köln.

Bewertung vom 14.10.2021
Diese Frauen
Pochoda, Ivy

Diese Frauen


sehr gut

Diese Frauen

Meine Meinung und Inhalt

Spannungsgeladene Handlung gepaart mit feministischem Weckruf trifft auf Großstadtflair!

"Durchgeschnittene Kehle. Tüte über dem Kopf. Sie ist nicht für den Strich oder den Club gekleidet. Tatsächlich sieht es eher so aus, als ob sie sich mit ihren Shorts und dem übergroßen Lakers-Hoodie auf einen Abend daheim eingestellt gehabt hätte. " (ZITAT)

Pochoda erzählt die Geschichten von sechs, durch eine Mordserie miteinander verbundenen, Frauen. Durch die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Autorin erzählt, zeigt sie unterschiedliche Lebensentwürfe und Schicksale. Die Autorin hat einen wirklich wortgewaltigen, kraftvollen, aber auch teilweise vulgären Schreibstil, der mir gut gefallen hat und zur Handlung passt.

Das LAPD interessiert sich nicht besonders für die Toten, die immerzu als diese Frauen bezeichnet werden.

Diese Frauen an den Straßenecken ... diese Frauen in den Bars ... diese Frauen, die nicht aufhören, Fragen zu stellen ... diese Frauen, die bekommen haben, was sie verdienen.

Detective Esmerelda Perry folgt die der Spur des Killers und wird von der Autorin als starke authentische Ermittlerin dargestellt. Sie selbstwird aufgrund ihrer Kleinwüchsigkeit von den männlichen Kollegen und auch Zeugen nicht wertgeschätzt. Als Leser hat man auch das Bedürfnis selbst eingreifen zu wollen.

"Sie kann unmöglich die Einzige sein, die eine Verbindung sieht. Aber da ist noch mehr.Es gibt nicht nur diese aktuellen Mor-de, sondern auch die davor, insbesondere den an der Tochter von Dorian Williams. Entweder spielt Essies Kopf ihr Streiche - was man ihr mehr als einmal gesagt hat –, oder es handelt sich eben nicht um Zufälle, sondern um ein Muster." (ZITAT)

Kurzum, ein wirklich tolles Buch, das meine Leseempfehlung erhält.

Ivy Pochoda,geboren 1977, ist Schriftstellerin und lebt in Los Angeles. Sie wuchs in Brooklyn auf, studierte in Harvard und war professionelle Squashspielerin. Bei ars vivendi erschien bereits ihr Roman Wonder Valley (2019).

Bewertung vom 04.10.2021
Verzweiflungstaten
Nolan, Megan

Verzweiflungstaten


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

„Noch nie hatte ich mich so wenig wie ein Mensch gefühlt, so austauschbar, minderwertig, ganz und gar auf meine Funktion beschränkt. Er rief mir ein Taxi für den Heimweg, und ich wusste, ich würde nie wieder von ihm höre, und genauso war es.“ (ZITAT)

Eindringlich, bedrückend, ausdrucksstark, fesselnd und aufwühlend ist das Buch von Megan Nolan für mich gewesen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich packend und schonungslos.


„Seine Abwesenheit durchtränkte jeden Augenblick meines Tages, hinterließ jede Sekunde klamm, luftleer, erdrückt. Stundenlang starte ich nur in die Gegend, weil ich mich unter der Last kaum rühren konnte. Ich genoss den Schmerz, weil er mich immer weniger werden ließ.“ (ZITAT)

Das Cover ist passend gewählt, ebenfalls ausdrucksstark und farbenfroh.

„Der Verlust eines geliebten Menschen kann einen schon unter normalen Umständen in den Wahnsinn reiben. Aber Ciaran habe ich nicht einfach nur geliebt, sondern auf dunkle, falsche Weise verehrt.“ (ZITAT)

In dem Buch geht es um eine junge Frau, welche in einer Galerie in Dublin auf Ciaran trifft. Dort verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Sie haben eine intensive Beziehung, dann bleibt sie allein zurück, schwankend zwischen Unabhängigkeit und dem Wunsch, begehrt zu werden, auch wenn sie instinktiv spürt, dass Ciaran nicht gut für sie ist. Man spürt wie sehr die Beziehung ins Toxische übergeht, nachdem sie einen weiteren Versuch starten. Authentisch ist ebenfalls die Verlorenheit, die Angst, das Hadern, die Selbstzweifel der Protagonistin.

„Völlig verängstigt. Das war der perfekte Ausdruck für diese leicht ältliche Angst, mit der ich morgens aufwachte.“ (ZITAT)


Megan Nolan wurde 1990 in Waterford, Irland, geboren. Texte von ihr erschienen in The New York Times, The White Review, The Sunday Times und The Guardian. "Verzweiflungstaten" ist ihr Debutroman. Sie lebt in London.

Bewertung vom 20.09.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

"Jetzt stehen alle drei dicht beieinander, in einer Aggression, die ihnen völlig fremd ist. Plötzlich gibt es keine Wut mehr in ihren Augen, nur noch Verwirrung. Angespannt mustern sie einander. Sie wissen selbst nicht, was sie da tun." (ZITAT)

Das Buch hat mich am Ende wirklich sprachlos gemacht, emotional mitgenommen und überraschen können.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und klar. Die Haupterzählung wird rückwärts geschildert, beginnend beim Eintreffen eines Polizeifahrzeugs, weil zwei der Brüder eine Prügelei begonnen haben, bis zum Tod der Mutter im Krankenhaus. Eine Rückblende kommt der Stroy chronologisch aufwärts entgegen, angefangen beim traumatischen Kindheitssommer der Brüder bis in die Therapiestunden des erwachsenen Benjamin.

"Die Überlebenden" bekommt eine absolute Leseempfehlung von mir!


Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen.

Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit.

Stellenweise war es als Leser nur schwer zu ertragen, wie sehr die Jungs sich um die Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern bemüht haben, nur um dann doch nur auf Ablehnung zu stoßen.

"»Den könnt ihr übrigens behalten«, sagte Mama, und zeigte, ohne
aufzublicken, auf den Butterblumenstrauß, der in einem fleckigen Wasserglas auf dem Tisch stand." (ZITAT)


Schockierend war, dass so viel Unausgesprochenes zwischen den Protagonisten liegt.

»Das habe ich nicht gewusst«, sagt Benjamin. »Ich wusste nicht, dass du mich retten wolltest. Ich wusste nicht, dass du mich gesucht hast.«
Pierre zuckt die Achseln.
»Warum hast du es mir nie erzählt?«, fragt Benjamin.
»Ich habe immer gedacht, du wüsstest es«, sagt Pierre. »Und Mama und
Papa wollten nicht, dass wir mit dir darüber reden, sie meinten, es ginge dir nicht so gut.« (ZITAT)

Heute fühlen sie sich so weit voneinander entfernt, dass es kein Aufeinanderzu mehr zu geben scheint. Und doch ist da dieser Rest Hoffnung, den Riss in der Welt zu kitten, wenn sie sich noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit vorwagen.

"Er weiß nicht, dass diese Geschichte auf kein Stück Papier passen wird, dass er gerade in eine mehrere Jahrzehnte lange Erzählung einsteigt, von drei Brüdern, die einmal vor langer Zeit von hier fortgerissen wurden und jetzt gezwungen sind zurückzukehren; dass alles an diesem Ort zusammengehört, nichts steht für sich oder kann einzeln erklärt werden. Das Gewicht all dessen, was in diesem Moment passiert, ist groß, doch das meiste ist längst geschehen. Was sich hier auf der Steintreppe abspielt, das Weinen der drei Brüder, die geschwollenen Gesichter und all das Blut, ist nur der letzte Ring auf dem Wasser, der äußerste, der am weitesten vom Einschlagpunkt entfernt ist." (ZITAT)

Alex Schulman wurde 1976 in Hemmesdynge geboren. Er ist der Sohn des Produzenten und Journalisten Allan Schulman und der Moderatorin Lisette Schulman. Er studierte Film, Literaturwissenschaft und Philosophie an der Stockholmer Universität. 2010 heiratete er Amanda Shulman, mit ihr hat er zwei Töchter und einen Sohn. Sein Memoir ›Glöm mig‹ wurde in Schweden 2017 zum Buch des Jahres gekürt. ›Die Überlebenden‹ ist sein erster Roman, von der schwedischen Presse gefeiert, stand er wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Er erscheint in 31 Ländern.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2021
Die verschwundenen Studentinnen
Michaelides, Alex

Die verschwundenen Studentinnen


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

"Sie wollte sich vor der Welt mit all ihrem Lärm, all dem Schmerz verstecken und sich einspinnen in ihre Arbeit, hier, in dem kleinen gelben Haus.Und dort wäre sie auch geblieben – hätte Zoe sie an jenem Oktoberabend nicht aus Cambridge angerufen. Zoes Anruf, nach der Donnerstagabend-Gruppe –damit hatte es angefangen.So hatte der Albtraum begonnen." (ZITAT)

Nach seinem Psycho-Thriller »Die stumme Patientin«konnte mich auch sein neues Buch »Die verschwundenen Studentinnen« wieder fesseln. Ich mag den Schreibstil des Autors sehr und auch das Cover ist stimmig.

Leseempfehlung meinerseits. Dieses Buch kann auch unabhängig vom Vorgänger gelesen werden. Die Szenerie und Protagonisten wurden authentisch und detailliert dargestellt und man bekommt als Leser eine gute Beschreibung rund um das Cambridge College vermittelt.

Der Schluss war überraschend und hat das Buch perfekt abgerundet.

Ein altehrwürdiges College.
Eine unheimliche Serie von Vermissten-Fällen.
Und eine tödliche Wahrheit.

An Marianas ehemaligem College in Cambridge wird eine Studentin tot aufgefunden, brutal ermordet.

Auf dem Campus geht die Angst um. Die Trauma-Therapeutin macht sich auf den Weg, um ihrer dort eingeschriebenen Nichte beizustehen. Kaum angekommen, verschwinden zwei weitere Studentinnen.

Ihre Nachforschungen führen Mariana tief in eine ebenso düstere wie unheimliche Parallelwelt am College.

Während die Polizei den Fall schon abgeschlossen glaubt, öffnen sich für Mariana im wahrsten Sinne des Wortes die Tore zur Unterwelt ...

"Wenn man einen anderen Menschen umbringt, gibt es kein Zurück..... Ich verstehe, dass ich ein völlig anderer Mensch geworden bin....Jetzt, da ich das hier schreibe, habe ich mich unter Kontrolle. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fühle ich mich ruhig und zurechnungsfähig. Aber da ist mehr als eine Person in mir." (ZITAT)

Michaelides wurde 1977 auf Zypern als Sohn eines griechisch-zyprischen Vaters und einer englischen Mutter geboren. Er studierte an der Cambridge University Englische Literatur und schloss sein Masterstudium in Drehbuchschreiben am American Film Institute in Los Angeles ab. Bevor er zum Schreiben von Krimis und Thrillern kam, schrieb er die Drehbücher zu mehreren erfolgreichen Filmen, beispielsweise „The Devil You Know“ mit Rosamund Pike von 2013. Seinen ersten Roman, „The Silent Patient“, veröffentlichte Michaelides 2019. Der erfolgreiche Psychothriller wurde in mehrere Länder verkauft und erschien in Deutschland im selben Jahr unter dem Titel „Die stumme Patientin“.

Bewertung vom 10.09.2021
Fremde Freundin
Sullivan, J. Courtney

Fremde Freundin


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

"Aus den Erzählungen ihrer Freundinnen wusste sie, dass die Suche nach einer Kinderfrau gewisse Ähnlichkeiten mit der Partnersuche aufwies, sich aber oft noch schwieriger gestaltete. Manche Kandidatinnen erwiesen sich sofort als Ausschuss, die Chemie stimmte von Anfang an nicht, trotzdem musste man das Gespräch bis zum Ende durchziehen. Es kam auch vor, dass sich die mühsam Auserwählte schließlich für eine andere Familie entschied. Nomi hatte eine Frau engagiert, die sich, wie sich hinterher herausstellte, mit falschen Referenzen beworben hatte. Dass so etwas passieren konnte, hatte sie beide in Angst und Schrecken versetzt " (ZITAT)

Das künstlerische schöne Cover gefällt mir wahnsinnig gut und hat dadurch auch mein Interesse auf das Buch geweckt.

J. Courtney Sullivans neuer Roman thematisiert die wachsenden Klassenunterschiede in den USA. Also das heißt, auf der einen Seite Elisabeth: eine Frau Mitte 30, die gerade ihr erstes Kind bekommen hat, und Geld hat sie, Seife um 46 Dollar kann sie sich leisten – und auf der anderen Seite Sam, die Babysitterin aus einer Arbeiterfamilie, sie jobbt und studiert Kunst und hat finanzielle Probleme. Die wird bald zur intimsten Freundin ihrer Arbeitgeberin. Dass diese Kombination aus Intimität und Arbeitsverhältnis zu gegenseitiger Abhängigkeit und Konflikten führt, kann man als Leser bald erahnen...

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Es war aufschlussreich, stellenweise zu detailliert aber wirklich toll geschrieben.

Sullivan wurde 1982 geboren und ist Autorin und Journalistin in New York. Sie besuchte das Smith College in Northampton, Massachusetts, wo sie kleinere Literaturpreise errang. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2003 ging sie nach New York City und arbeitete für das Magazin Allure und anschließend drei Jahre lang für die New York Times. Ihre Beiträge wurden auch unter anderem im Chicago Tribune, Elle und Men's Vogue gedruckt. 2007 schrieb Sullivan einen Ratgeber für das Dating und zwei weitere Sachbücher. Bis 2013 veröffentlichte sie drei Romane, von denen zwei im Jahr 2014 ins Deutsche übersetzt wurden. Die Autorin bezeichnet sich als Feministin und engagiert sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern. Gemeinsam mit ihrem Mann Kevin Johannesen lebt sie in Park Slope, Brooklyn.