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flowers.books

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Immer am Meer entlang
Jebens, Franziska

Immer am Meer entlang


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

»Wann hast du zuletzt das Salz des Meeres auf deinen Lippen geschmeckt, den lauen Sommerwind auf deiner Haut gespürt und bist deiner Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit gefolgt?« (ZITAT)

"Immer am Meer entlang" ist ein wirklich schönes Buch, das zum Träumen einlädt und die Reiselust auf jeder Seite weckt. Der lebendige, flüssige Schreibstil der Autorin ist wirklich sehr gut, denn sie beschreibt die Protagonisten und die Umgegung sehr authentisch; die Gefühle, die Freude, der Enthusiasmus sind spürbar. Die Geschichte wurde aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt.

Mich konnte das Buch und vor allem der Schluss absolut begeistern und überraschen. Es war schön Josi und Paul zu begleiten.

"Ich kann es nicht erwarten, mich endlich hinters Steuer zu setzen, das gemütliche Tuckern des Boxermotors zu hören und Ludwigsburg für 365 Tage den Rücken zuzukehren." (ZITAT)

Josi träumt seit ihrer Kindheit davon, mit einem alten Bulli Europas Küsten zu erkunden. Paul hingegen entscheidet sich spontan für einen Road Trip, um seinem festgefahrenen Alltag zu entfliehen. Beide sehnen sich nach grenzenloser Freiheit und unvergesslichen Erlebnissen. Ihre Wege kreuzen sich. Erst zufällig, dann absichtlich und immer öfter. Auf ihren Routen hinterlassen sie sich gegenseitig kleine Botschaften und lernen dabei nicht nur einander, sondern auch sich selbst besser kennen. Ein ganzes Jahr lang Sommer mit einsamen Stränden, versteckten Buchten und malerischen Orten. Und eine unerwartete Freundschaft, die vielleicht noch so viel mehr sein kann?


Franziska Jebens ist an der Nordsee aufgewachsen und lebt heute in einem einsam gelegenen Forsthaus mitten im Wald. Als meersüchtige Abenteuerin reist sie so oft wie möglich mit ihrem Mann in einem umgebauten Land Rover durch ganz Europa. Natürlich immer am Meer entlang. Da, wo die Wellen rauschen, wartet die Inspiration; an abgeschiedenen Stränden kommen ihr die besten Ideen.
Die Autorin arbeitet außerdem als Coach, hält Vorträge und dokumentiert ihre Liebe zu Büchern auf ihrem Buchblog »Das musst Du lesen!«.

Bewertung vom 23.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

"Zu schnell, denke ich, zu schnell, und schlage in der nächsten Sekunde schon mit dem Rumpf gegen eine Ecke, die ich in der Dunkelheit nicht kommen sah. Ich schreie nun doch, meine Füße werden um die Ecke herumgerissen, mein Körper knallt gegen die gegenüberliegende Wand, ich werde rückwärts durch den nächsten Tunnelgang geschleift. Ich schreie lauter, greife um mich, will mich irgendwo festhalten. Aber der Stein ist glatt und der Zug an meinen Füßen stark. Ich weiß, was dort draußen steht und an mir zerrt und dass ich ihm nichts entgegenzusetzen habe." (ZITAT)

Bereits der Beginn des Buches konnte mich fesseln und neugierig machen. Nach und nach erzählt Vera Buck mehr über die Bewohner in Jakobsleiter und die Stadtbewohner sowie das Verhältnis der beiden "Gemeinden".

Ich wusste am Anfang noch nicht, in welche Richtung das Buch geht, bzw. worum es genau geht und genau das hat Spannung für mich erzeugt.

Sehr authentisch schildert Buck die Umgebung und die einzelnen Protagonisten wie zum Beispiel Jesse auf der Suche nach seiner Freundin Rebekka und die griesgrämigen Bewohner von Jakobsleiter mit ihrer ganz eigenen Vergangenheit.

Der Schluss mit der "Auflösung" hat mir gut gefallen, auch wenn er etwas kurz gehalten wurde im Epilog. Für mich eine absolute Leseempfehlung.


Inhalt:

Hoch in den Bergen liegt die Siedlung Jakobsleiter, abgeschieden von der modernen Welt. Hier gelten die Regeln der Natur – rau, erbarmungslos, aber verlässlich. Das denkt zumindest Jesse. Ihm und den anderen Kindern von Jakobsleiter wurde eingetrichtert, dass alles Böse unten in der Stadt wohnt. Doch seine Freundin Rebekka glaubt nicht daran, sie will die Siedlung verlassen. Dann verschwindet Rebekka. Und sie ist nicht die Einzige. In der Bergregion werden immer wieder Frauen vermisst. Nur die Journalistin Smilla, die vor Jahren ihre Freundin Juli in der Gegend verloren hat, sieht einen Zusammenhang. Erst recht, als ihr ein verwahrlostes Mädchen vors Auto läuft, das verblüffende Ähnlichkeit mit Juli hat. Das Misstrauen gegenüber den Bewohnern von Jakobsleiter wächst, und nicht nur Jesse wird Opfer von brutalen Angriffen. Währenddessen gerät Smilla einem Geheimnis auf die Spur, das alle vermeintlichen Wahrheiten aus den Angeln hebt …

"Nur wer in der Vergangenheit lebt, ist für die moderne Welt unsichtbar." (ZITAT)

Vera Buck, 1986 in NRW geboren, studierte Journalistik, Europäische Literaturwissenschaft und Drehbuch in Europa und den USA. Sie erhielt Stipendien und Auszeichnungen im In- und Ausland. Ihr erster Roman «Runa» war für den Friedrich-Glauser-Preis 2016 nominiert. Vera Buck lebt und arbeitet als freie Autorin in Zürich. «Wolfskinder» ist ihr Thriller-Debüt.

Bewertung vom 27.02.2023
Was du nicht siehst
Franziska Elea

Was du nicht siehst


ausgezeichnet

Diagnose Borderline

Meine Meinung und Inhalt


Dieses Buch ist von Beginn an fesselnd und ergreifend. Die Autorin schreibt absolut authentisch, mitfühlend, nachvollziehbar und schockierend zugleich. Ich mochte den Schreibstil der Autorin sehr. Sie spricht an, was viele betrifft und klärt viele über diese nicht sichtbare Erkrankung auf.

Seit Corona, haben sich sicherlich mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen befasst, allerdings immernoch - meiner Meinung nach - zu wenig. Umso wichtiger ist es, dass mehr Menschen über ihre Ängste, Sorgen und Probleme offen sprechen. Gerade in der heutigen Social Media Zeit, wo die schöne Welt vorgespielt wird, wird es Zeit für mehr Realität.

Wer den Instagram-Account von Franziska Elea besucht, sieht Bilder einer schönen jungen Frau: Sie trägt hübsche Kleider, führt eine glückliche Beziehung, zeigt sich verträumt in Blumenfeldern oder lachend am Urlaubsstrand – und über 200.000 Leute schauen ihr dabei zu. Doch kaum jemand weiß, was sich hinter der nur scheinbar perfekten Fassade verbirgt: Eine Kindheit und Jugend, die von emotionaler Vernachlässigung geprägt war, mehrere stationäre Therapie-Aufenthalte, der Wunsch, einem perspektivlosen Umfeld zu entfliehen, in dem Franzi immer die Aussätzige war. In ihrem Buch gibt sie Einblicke in die Ursachen ihrer Krankheitsgeschichte, schildert ihre Erfahrungen in der Psychiatrie, die lange Suche nach wirklicher Hilfe und schließlich ihren Weg zur erfolgreichen Influencerin. Aufklärung im Bezug auf die komplexe Persönlichkeitsstörung Borderline liegt ihr ebenso am Herzen wie ein Appell an alle Leser*innen: Über psychische Erkrankungen zu sprechen darf kein Tabu mehr sein und sich therapeutische Unterstützung zu suchen ist keine Schande.

Ein Buch für alle, die ihren Platz in der Welt suchen, durchs System gefallen sind, nie aufgegeben haben oder gerne davon lesen.


Franziska Dully wurde 1993 in einer der strukturschwächsten Gegenden Deutschlands geboren, ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von schwierigen Familienverhältnissen und mündeten in der Psychiatrie. Als Franziska Elea bloggt sie für mehr als 200.000 Menschen über Fashion, Lifestyle – und ihre Borderline-Diagnose. Es liegt ihr am Herzen, mit dem Stigma psychischer Erkrankungen zu brechen, und Betroffene zu ermutigen, sich Hilfe zu holen.

Bewertung vom 09.12.2022
TRUE CRIME DEUTSCHLAND 3 (eBook, ePUB)
Langenscheid, Adrian; Rickert, Benjamin; Löschmann, Stefanie

TRUE CRIME DEUTSCHLAND 3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

Ich bin ein Fan von True Crime und habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Es ist eine Sammlung von Berichten über Mord, Totschlag, Entführung, Missbrauch, Diebstahl und Betrug wird Sie an die Grenzen des Erträglichen führen. Die Spannung und die Fassungslosigkeit war in jedem Kapitel spürbar, der Aufbau sehr gelungen.

Mir war keiner der Verbrechen aus den Medien wirklich bekannt, was mich umso mehr schockieren konnte.

True Crime Fans kommen auf ihre Kosten und werden nicht enttäuscht. Die atmosphärische Umsetzung der einzelnen Kurzgeschichten sind sehr gelungen und deshalb bekommt das Buch eine Leseempfehlung meinerseits!


2019 erschien das Erstlingswerk von Adrian Langenscheid „True Crime Deutschland“ und erstürmte aus dem Nichts die Siegertreppchen der genrerelevanten Kategorien. Knapp 2 Jahre und 7 Bücher später ist Langenscheid einer der bekanntesten True Crime-Autoren Deutschlands. Für das achte Werk seiner Erfolgsserie recherchierte der Bestsellerautor aufs Neue einige der spektakulärsten deutschen Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte. Dabei ist ein atemberaubendes, zutiefst erschütterndes Portrait menschlicher Abgründe entstanden, das gerade wegen seiner kühlen, sachlich-neutralen Schilderungen gewaltige Emotionen weckt.



Adrian Langenscheid, geboren 1977, ist einer von Deutschlands erfolgreichsten True Crime-Autoren. Seine Erzählungen stellen ein atemberaubendes, zutiefst erschütterndes Portrait menschlicher Abgründe dar, das gerade wegen der kühlen, sachlich-neutralen Schilderung gewaltige Emotionen weckt. Seit seinem Debüt "True Crime Deutschland" (2019) ist er mit all seinen weiteren Büchern ganz oben auf den True Crime-Bestsellerlisten zu finden. Seine internationale Kurzgeschichten-Buchreihe über wahre Verbrechen wird rund um den Globus gelesen: «True Crime England» und «True Crime USA» erreichten sogar Platz 1 der Amazon Crime-Bestsellerliste. Langenscheid ist verheiratet und lebt mit seinen drei Kindern in Stuttgart.

Bewertung vom 14.11.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

Die Autorin konnte mich bereits mit ihren ersten beiden Romanen – „Was ich euch nicht erzählte“ (2014) und „Kleine Feuer, überall“ (2017) – mit welchen sie bereits weltweit Erfolge feierte - überzeugen. In ihrem neusten Werk "Unsre verschwundenen Herzen" verwandelt sie die USA in eine faschistische Dystopie.


"Draußen ist es ruhig, die Luft ist frisch. Die Polizeiwagen sind verschwunden und auch die Menschen; das Gelände liegt verlassen da. Er sucht nach Anzeichen der Disruption – Krater, verbrannte Gebäude, zerbrochenes Glas. Nichts.Dann, als sie die Straße zu ihrem Wohnheim überqueren, sieht Bird es auf dem Boden: blutrot auf den Asphalt ge- sprüht, in der Mitte der Kreuzung. Groß wie ein Auto, unmöglich zu übersehen. Ein Herz wie auf dem Transparent in Brooklyn. Und diesmal umgeben von einem Ring aus Wör- tern. BRINGT UNSRE VERSCHWUNDENEN HERZEN ZU RÜCK –. Ein Kribbeln schlängelt sich über seine Haut. Beim Überqueren der Straße geht er langsamer und liest es noch einmal. BRINGT UNSRE VERSCHWUNDENEN HER ZEN ZURÜCK. Die halb trockene Farbe klebt an den Sohlen seiner Turnschuhe; sein Atem klebt ihm heiß in der Kehle." (ZITAT)



Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Seit einem Jahrzehnt wird ihr Leben von Gesetzen bestimmt, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Vor allem asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben.

Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er muss verstehen, warum sie ihn verlassen hat. Seine Reise führt ihn zu den Geschichten seiner Kindheit, in Büchereien, die der Hort des Widerstands sind, und zu seiner Mutter. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint möglich. Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt.


Schnell ist mir beim Lesen klar geworden, dass bestimmte Begebenheiten nicht mehr auf sich warten lassen, sondern bereits jetzt schon der Realität entsprechen. Im Roman fordert die USA dazu auf, Gründe für die Wirtschaftskrise zu finden. Irgendwann kanalisiert sich die Meinung, dass Mitbürger mit asiatischen Wurzeln die Schuld tragen. Bereits ihr Aussehen erregt das öffentliche Ärgernis. Es ist erschreckend darüber zu lesen, aber auch bei uns gegenwärtig, dass so viele sich eine solche Ansicht unreflektiert zu eigen machen. Die Vergangenheit der beiden Charaktere hätte die Autorin etwas besser ausarbeiten können, so bleibt die Geschichte etwas schwach im Mittelteil. Mich persönlich konnte das Buch rund um den Protagonisten dennoch sehr berühren und zum Nachdenken anregen und ich empfehle dieses Werk jedem, dem Dystopien und/oder Familienromane gefallen - und allen, die die bisherigen Bücher von Celeste Ng mögen.



Celeste Ng, geboren 1980, wuchs in Pittsburgh, Pennsylvania, und in Shaker Heights, Ohio, auf. Sie studierte Englisch in Harvard und Kreatives Schreiben an der University of Michigan. ›Was ich euch nicht erzählte‹ stand genauso auf der Bestsellerliste wie ›Kleine Feuer überall‹, das auch als Miniserie verfilmt wurde. Celeste Ng lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Cambridge, Massachusetts.

Bewertung vom 15.06.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

Das Buch über Freundschaft, Liebe, Nähe, Ehrgeiz und Schicksalsschläge konnte mich wirklich berühren und gut unterhalten, denn die Story ist echt, authentisch und emotional. Ebenso könnte ich mir das Buch gut verfilmt vorstellen. Absolute Leseempfehlung meinerseits.



Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Als die ehrgeizige New Yorker Anwältin Dannie dies beim wichtigsten Bewerbungsgespräch ihrer jungen Karriere gefragt wird, ist ihre Antwort klar, hat sie doch einen minutiös ausgeklügelten Lebensplan. An diesem Abend macht ihr Freund ihr einen Heiratsantrag, und sie legt sich schlafen mit dem guten Gefühl, dass alles so läuft, wie sie es sich gewünscht hat. Doch als sie mitten in der Nacht aufwacht, befindet sie sich in einer fremden Wohnung, an ihrem Finger steckt ein anderer Ring, und neben ihr liegt ein ganz anderer Mann.

Im Hintergrund laufen die Nachrichten, und sie sieht das Datum: Es ist derselbe Tag, der 15. Dezember, doch fünf Jahre in der Zukunft. Nach einer Stunde, die alles in Frage stellt, an das sie bisher geglaubt hat, wacht sie in ihrem eigenen Bett wieder auf. Und obwohl sie versucht, diesen Moment zu vergessen, kann sie es nicht. Bis sie viereinhalb Jahre später dem Mann aus ihrem Traum begegnet



Rebecca Serle ist eine US-amerikanische Schriftstellerin und Fernsehautorin. Ihren Durchbruch als Autorin schaffte sie mit ihrer Reihe Famous in Love. Die vor allem nach der TV-Adaption auf Freeform zum Weltbestseller wurde. Zu den Schauspielern gehörten unter andrem Stars wie Bella Throne. Heute lebt die Autorin zusammen mit ihrer Familie in New York und Los Angeles.

Bewertung vom 15.06.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


ausgezeichnet

vier Schicksale

Meine Meinung und Inhalt

"Manchmal regen sich ein paar Ideen für ein anderes Leben in mir wie Vogelküken in einem Nest. Bloß werden die meisten von ihnen niemals flügge. Sie verenden irgendwo auf dem steinigen Weg zwischen Imagination und Wirklichkeit und scheitern an ihren drei schlimmsten Feinden: der Trägheit, den Bedenken und dem Zögern. ...Leise gemurmelte Fragen gegen das ohrenbetäubende Rauschen der Gewohnheit: Wo will ich hin, und was hält mich auf? Wer will ich sein, und wer hindert mich daran? Brauche ich ein Ziel, oder reicht ein Weg? Suchen. Statt Finden. Wege wagen. Statt mich durch das Definieren von Zielen schon vor dem Aufbruch zu entmutigen. Mich aufmachen, mich ausprobieren, notfalls umdrehen und einen neuen Versuch starten. Warum nicht jetzt? ...!" (ZITAT)


Ein zerrissenes Foto bringt die Wahrheit ans Licht. Es ist die Momentaufnahme eines Verrats, der vier Schicksale miteinander verbindet, sie zusammenführt und mit den unbequemen Fragen der Lebensmitte konfrontiert: loslassen oder festhalten?

Ruth flieht mit dem Foto und ihrem viel zu großen Hund in die alte Villa der Großeltern. Dort trifft sie nach Jahren des Schweigens auf ihre Schwester, erkennt die Lüge, die sie entzweit, und das Verbrechen, das ihr Leben bestimmt hat. Sie schließt Rudi in ihr Herz, der sich im ersten Stock mit sanftmütiger Tapferkeit auf seinen Tod vorbereitet, aber vorher noch ein letztes Mal für Ordnung sorgen will.

Sie begegnet Erdal, der unter Wechseljahresbeschwerden leidet und aus Versehen eine folgenschwere Entscheidung trifft, als er seine Cousine in die Villa einlädt. In schneller Abfolge gehen eine Nase und etliche Illusionen zu Bruch. Ruth tritt aus dem Schatten ihrer Vergangenheit. Und das Ende ist eigentlich erst der Anfang.



Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen. Die Protagonisten sind sehr authentisch und wurden gut beschrieben. Als Leserin habe ich mich öfters angesprochen und berührt gefühlt. Ein Roman für Alt und Jung, welches zum Nachdenken anregt und die eigenen Bedürfnisse nochmal überdenken lässt. Ruth legt eine erschreckende Ehrlichkeit an den Tag und ihre Selbsteingeständnisse sind entwaffnend.

Teilweise versucht sie ihr eigenes Leben schön zu Reden, schwankt aber zwischen Sehnsucht, Freiheit und ihrem Alltag.Die Entwicklung und ihre Gedankengänge sind einfach gut beschrieben.

Ich könnte mir eine Fortsetzung gut vorstellen.

Toller Titel, tolles Cover, schöne Story!


Ildikó von Kürthy ist Rheinländerin, Mutter von zwei Söhnen, Journalistin und Kolumnistin bei der Brigitte. Sie lebt mit ihrem Mann und den Kindern in Hamburg, und besonders an Karneval hat sie schlimme Sehnsucht nach ihrer alten Heimat. Ildikó von Kürthys Romane wurden mehr als sechs Millionen Mal gekauft und in 21 Sprachen übersetzt. Sie ist eine der meistgelesenen deutschen Schriftstellerinnen, ihr erster Roman «Mondscheintarif» wurde fürs Kino verfilmt, und auch ihre Sachbücher, «Unter dem Herzen», «Neuland» und «Hilde» waren allesamt Bestseller. Zuletzt erschien ihr Roman und Nummer-1-Bestseller «Es wird Zeit».

Bewertung vom 18.04.2022
Auf der Zunge
Clement, Jennifer

Auf der Zunge


gut

Streifzüge der Sehnsucht
Meine Meinung und Inhalt

Knapp, nüchtern, poetisch schreibt Clement "Auf der Zunge". Sie schreibt von einer Frau, welche durch Manhattan streift, immer weiter weg mit ihren Sehnsüchten von Zuhause. Die Dialoge sind abstrakt und wirken teilweise weltentrückt und rätselhaft. Es geht nicht darum, alles,was passiert, auf Anhieb zu verstehen. Mir hat das Buch gut gefallen.

Auf ihren Streifzügen entlang der Brownstones und den emporragenden Feuertreppen begegnen ihr Männer, wie aus der Phantasie entstiegen: der Dichter, der Astronaut, der Räuber, der Löwenbändiger.

In diesen Momenten findet sie etwas, das sie für immer verloren glaubte. Lebendigkeit, Sinnlichkeit, Mut, die Spuren unmissverständlicher Gegenwart. Was muss sie tun, damit diese Gefühle nie wieder fliehen? Damit sie nicht verloren geht, wie die Menschen um sie herum, wie der Charakter dieser Stadt, die vom ganzen Geld der Welt für sie so still geworden ist, wie der Ehemann, der jeden Abend fragt: „Wo bist du gewesen?“


Risiken eingehen, um die Wahrheit zu erzählen: Jennifer Clement ist 1960 in der US-amerikanischen Stadt Greenwich, im Bundesstaat Connecticut geboren, zog jedoch schon 1961 mit ihren Eltern nach Mexiko-Stadt, wo sie fortan aufwuchs. Nach einem Studium der Literaturwissenschaft und der Anthropologie an der New York University sowie der französischen Literatur in Paris, schloss sie die University of Southern Maine mit einem Master of Arts ab. Heute lebt sie wieder in Mexiko-Stadt und hat inzwischen zwei Kinder. Mit ihrem literarischen Debüt erregte sie große Aufmerksamkeit und wurde weltweit bekannt. In der Biografie „Widow Basquiat“ erzählt sie von Suzanne Mallouk, der Geliebten des Künstlers Jean-Michel Basquiat. Neben ihren Romanen schreibt Clement auch Lytik. Ihre Texte wurden nicht nur in verschiedenen Anthologien abgedruckt, sondern auch in großen Magazinen und Zeitungen wie The Times und Poetry London. Von der Kritik gefeiert wurde auch ihr Roman „Gebete für die Vermissten“, der von illegalem Menschenhandel durch Drogenkartelle handelt. Dafür recherchierte Clement im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Insgesamt erhielt Clement für ihre Werke mehrere Auszeichnungen und Stipendien. Von 2009 bis 2012 war sie die Präsidentin des mexianischen PEN. Seit 2000 ist sie zudem Mitglied des sisstema Nacional de Creadores de Arte.

Bewertung vom 18.04.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


ausgezeichnet

Der Wahrheit auf der Spur

Meine Meinung und Inhalt

Sehr scharfsinnig, fesselnd und gewitzt schreibt McGuiness sein Werk.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen.

Der Autor schildert außerdem mit wechselndem Focus auf eine kleine Schülergruppe, den Mordfall, pressegestützten Rufmord und pädophil geprägte Gewalt an einer britischen Privatschule.

Das Buch lässt einen über den Journalismus heute, die Macht der Medien und das Verhalten der Öffentlichkeit in den sozialen Medien mit der Gier nach Sensationen nachdenken. Ein tiefgründiger Roman der meine Leseempfehlung erhält.


Inhalt

Die Leiche einer jungen Frau wird am Flussufer gefunden und ein Nachbar, ein pensionierter Lehrer des Chapleton College, verhaftet.

Der exzentrische Einzelgänger ist der perfekte Kandidat für eine Hetzjagd der Medien. In der Untersuchungshaft trifft Michael Wolphram auf zwei Polizisten: den umsichtigen Ander und dessen ›Gegenspieler‹ Gary.

Ander ist besonders wachsam, denn der Mann auf der anderen Seite des Tisches ist jemand, den er kennt. Jemand, den er seit fast dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat. Entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, muss Ander sich auch seiner eigenen Geschichte stellen, die Jahrzehnte zurückliegt, aus seiner Zeit als Chapleton-Schüler.


Patrick McGuinness, 1968 in Tunesien geboren, ist Schriftsteller (Lyrik und Romane) und Literaturwissenschaftler. Er ist Professor für Französisch und Vergleichende Literaturwissenschaften in Oxford. Als Sohn einer Belgierin und eines Engländers mit irischen Wurzeln wuchs Patrick McGuinness in Belgien, Venezuela, Iran, Rumänien, Frankreich und Großbritannien auf. 2004 erschien sein erster Gedichtband ›Canals of Mars‹. 2007 folgte ›19th Century Blues‹ und 2010 ›Jilted City‹. Außerdem hat er autobiografische und wissenschaftliche Abhandlungen verfasst. Sein erster Roman ›Die Abschaffung des Zufalls‹ (auf Deutsch bei Zsolnay) war 2011 Finalist beim Booker-Preis und erhielt den Prix du premier roman. Für ›Den Wölfen zum Fraß‹ wurde ihm 2020 der Encore Award zugesprochen für das beste zweite Buch. Patrick McGuinness lebt in Oxford und Wales. www.patrickmcguinness.org

https://www.instagram.com/flowers.books/?hl=de

Bewertung vom 21.02.2022
Wir
Drvenkar, Zoran

Wir


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

"Es waren einmal fünf Mädchen und ich war eine davon. ....Ich war ein Teil des Wassers und wusste nicht, wo sich oben und unten befand...Wie verliert man sich? Verschwindet man oder wird man ein Teil der Tiefe?" (ZITAT)

»Ich wünsche mir, ich könnte von jedem meiner Mädchen einen winzigen Teil stehlen – Stinkes Wut über die Ungerechtigkeit der Welt, Schnappis atemlose Energie, Nessis Wärme und Fürsorge und von Taja ihre Lust auf Abenteuer, als wäre das Leben immer gefährlich und nicht bloß eine öde Ansammlung von Schultagen.«

"Ich will jemand sein, der ein Leben führt, das niemand durchschauen kann." (ZITAT)

Seit einer Woche ist Taja verschwunden. Dann eine Nachricht, KMT, sonst nichts. Ihre Mädchen folgen dem Hilferuf ohne Zögern – und ohne zu wissen, wen sie gegen sich haben.

Drvenkar ist für mich ein ganz großartiger Autor. Nach den Büchern "Du", "Licht und Schatten" und "Still" zeigt er seine Flexibilität, Scharfsinnigkeit und sein Einfallsreichtum.

Die verschiedenen Erzählperspektiven lassen den Leser in die unterschiedlichen Gedanken- und Gefühlswelten der einzelnen Protagnisten eintauchen. Mir hat "Wir" wirklich ausgesprochen gut gefallen. Das Ende hat mir ebenfalls gefallen und führte zu einem stimmiges Gesamtbild.

Zoran Drvenkar, wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Nach einer schweren Zeit in der Schule wurde ihm klar, dass ein Klassenzimmer nicht der richtige Ort für ihn ist. Angafangen mit Gedichten schrieb er bald schon Kurzgeschichten, die er mit der Zeit immer weiter ausbaute. Seit 1989 ist er als freier Schrifsteller tätig und ein vielfach ausgezeichneter Kinder-und Jugendbuch-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Victor Caspak und Yves Lanois. In seiner literarischen Karriere wurde er z.B. vom Autor Paul Maar gefördert, den er bei einer freiberuflichen Tätigkeit beim Berliner Tagesspiegel kennen lernte. Heute wohnt der Autor in einer alten Kornmühle bei Berlin.