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CallmeaBookaholic
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Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2019
Die Malerin des Nordlichts / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.10
Johannson, Lena

Die Malerin des Nordlichts / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.10


gut

Starke Frauenfigur - zwischen Widerstand und Liebe

Über Signe Munch - die Nichte des bekannten Malers Edvard Munch - weiß man nur sehr wenig. Ich musste erstmal selbst recherchieren, um ein paar Key-facts zu finden. Eine begabte Malerin soll sie gewesen sein. Aber leider sind während der NS-Besetzung in Norwegen viele ihrer Werke verschollen, wenn nicht sogar zerstört worden. Umso schöner, dass sich die Autorin daran gemacht hat, das Leben dieser außergewöhnlichen Frau im Schatten anderer bedeutender Künstler etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich erhebt das Werk keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, es geht der Autorin hier vielmehr um den Charakter Signes, ihr prägendes Verhältnis zu ihrem Onkel Edvard Munch, der sie inspiriert haben soll und natürlich nicht zuletzt ihre Liebe zur Kunst und ihrem jüngeren Mann Einar, der sie bald in den Widerstand gegen die NS-Besatzer verwickelt. Ein wirklich tragisches Verhängnis...

Ich habe schon einige Werke aus der Aufbau Verlagsreihe über Frauen zwischen Kunst und Liebe gelesen. Aber dieses Buch über Signe Munch hat mich sehr bewegt. Nicht nur, weil es eine sehr "stille" Geschichte ist, sondern auch eine tragische, wenn man sich den Lebensweg der Künstlerin genauer anschaut. Ich habe förmlich gespürt, wie sich die Autorin dem Menschen Signe vorsichtig und feinfühlig genähert hat. So steht über weite Strecken der Charakter und die Entwicklung zur eigenständigen Künstlerin, die stark an ihrem eigenen Können zweifelt, im Vordergrund. Das nimmt zwar der Geschichte etwas an Tempo, zumal sich die Autorin hier nur auf bestimmte Stationen in ihrem Leben konzentriert und gerade zum Ende hin regelrechte Zeitsprünge erfolgen. Aber dadurch wird auf der anderen Seite die Geschichte wieder der Figur von Signe gerecht. Schade fand ich etwas, dass das Verhältnis zu ihrem Onkel Edvard Munch für mein Gefühl etwas zu kurz kam, schließlich soll er einer der prägenden Menschen in ihrem Leben gewesen sein. So bleibt Edvards Figur in der Handlung etwas am Rande - jedoch besonders in der Phase, in der sich Signe zu einer eigenständigen expressionistischen Künstlerin entwickelt, auch wieder präsent. Das Verhältnis zwischen Signe und ihrem jüngeren Mann fand ich sehr schön interpretiert, es war nicht zu kitschig oder emotional zu überladen. Es hatte im Gesamtkontext der Geschichte genau die richtige Tonalität und führt auch zum tragischen Höhepunkt im Leben der Künstlerin. Der Sprachstil der Autorin ist sehr angenehm, und passend - und erleichtert den Lesefluss sehr. Insgesamt ist es eine gelungene Interpretation des Charakters einer "unbekannten" Künstlerin Norwegens, bei der es eher auf den Menschen und die Kunst ankommt, als auf eine temporeiche, spannend erzählte Geschichte.

Bewertung vom 14.08.2019
Das Haus der Sehnsucht
Gold, Romina

Das Haus der Sehnsucht


gut

Emotional - aber durchschaubar

Michelle ist eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin, die ein unabhängiges Leben führt und von ihrer Lektorin Clare bei ihrem Erfolg unterstützt wird. Eines Tages lernt sie Clare's Ehemann Alexander kennen. Es kommt, wie es kommen muss: beide fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen und beginnen bald darauf eine verbotene Affäre. Allerdings ist Alexanders Ehe nicht problemfrei. Clare leidet nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes unter Depressionen. Und so schwanken beide zwischen Freundschaft und Liebe zu Clare, sowie zu ihren eigenen Gefühlen füreinander hin und her. Michelle muss bald darauf eine schicksalhafte Entscheidung treffen und verlässt die Stadt, um an einem idyllischen Haus am See ihr neues Glück zu suchen...

Ich zähle sicherlich nicht zu den Leserinnen, die mit Begeisterung Liebesromane lesen. Ich bin immer etwas skeptisch, wenn ich dieses Genre rezensiere. Jedoch fand ich insgesamt das Setting der Geschichte und die Entwicklung der handelnden Charaktere gut gelungen. Auch wenn ich mich nicht so richtig mit der doch leicht vorhersehbaren Handlung und der meiner Meinung nach doch etwas oberflächlich-fluffigen Erzählweise der Autorin anfreunden konnte. Denn das immer wieder gleiche Muster, "zwei Menschen, die erst auf Umwegen zueinander finden", findet sich doch nur allzu oft in der einschlägigen Literatur wieder. Und so war ich am Ende auch irgendwie froh, dass die Geschichte doch zu einem guten Ende gefunden hat. Romina Gold schreibt gefühlvoll und glaubhaft - aber auch eine solide konstruierte Geschichte, die zum Glück mit wenig Kitsch und Klischees auskommt. Sie versucht dabei authentische Figuren zu schaffen, die mit inneren Konflikten zu kämpfen haben und mit denen sich jeder auf seine Art identifizieren kann. Auch greift sie das gesellschaftliches Tabu-Thema Depression in der Geschichte auf, ohne dabei mit dem berühmten Zeigefinger zu drohen oder den Leser mit einer Fragestellung zurückzulassen. Sehr gefallen hat mir die Kulisse des Haus am See, das ich mir beim Lesen sehr gut bildhaft vorstellen konnte. Letztlich war es doch eine solide, emotionale Liebesgeschichte nach bekanntem Strickmuster. Ideal für jeden Lesefan romantischer Frauenliteratur.

Bewertung vom 14.08.2019
Schneewittchensarg / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.7
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schneewittchensarg / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.7


sehr gut

Die Frau hinter Glas

Schneewittchensarg ist der siebte Teil der Krimireihe um das skandinavische Ermittlerduo Ingrid Nyström und Stina Forss. Ich kannte bis jetzt noch keinen der Bände aus der Reihe und war deshalb mit gespannten Erwartungen an die Geschichte herangegangen.

Die junge lebenshungrige Berit verschwindet bei ihrer eigenen Brautentführung am Tag ihrer Hochzeit - spurlos. Knapp 50 Jahre später taucht auf einer Kunstausstellung ein skelettierter Frauenleichnam in einem gläsernen Sarg auf. Der Millionär Gunnar Gustavsson glaubt fest daran, dass es sich bei dem Leichnam um seine damals verschwundene Braut Berit handelt. Das ungleiche Ermittlerduo muss einen kniffligen Fall aus der Vergangenheit lösen, in dem es um tief verletzte Gefühle, Eifersucht, Lügen und um den unbändigen Freiheitsdrang einer jungen Frau geht.

Ich selbst bin ja ein begeisterter Lesefan skandinavischer Kriminalliteratur und kannte bis dato die Werke der beiden Autoren noch nicht. Deshalb war ich besonders neugierig auf die Geschichte, aber auch etwas skeptisch, da ich natürlich die Vorgeschichte der beiden Hauptakteure nicht kenne. Grundsätzlich ist der Plot um die unter mysteriösen Umständen verschwundene Braut wirklich gut gelungen. Allein das Rätsel, wie die junge Frau in den Sarg kam, ist schon spannend genug. Aber auch die ganzen Umstände, die zum Verschwinden Berits führten, und die sukzessive während des Lesens offenbart werden, sind äußerst fesselnd und vielschichtig beschrieben. Stück für Stück wird der Charakter und auch Berit's Leben offengelegt. Berit wurde mir persönlich irgendwann nicht nur sehr sympathisch, sondern avancierte auch zu einer sehr tragischen Figur, deren eigentliches Schicksal für den Leser erst in einer sehr unerwarteten Auflösung der Ereignisse offengelegt wird. Das Ende hätte selbst ich nicht so erwartet und ist selbst mir als Leser nie in den Sinn gekommen.

Daneben war für mich die Entwicklung der beiden Hauptfiguren ein interessanter Aspekt. Hier fehlte mir leider die Vorgeschichte der beiden Ermittlerinnen. Es wurde zwar erklärt, so dass ich problemlos in die Handlung einsteigen und die inneren Konflikte, die beide miteinander austragen, logisch nachvollziehen konnte. Aber für den eigentlichen Kriminalfall war es unerheblich, welche Dynamik die Beziehung der beiden Charaktere inzwischen angenommen hat. Für mich hätte es diese zusätzlichen Spannungen gar nicht gebraucht. Dennoch entwickelte sich genau daraus wiederum ein spannender Aufhänger für den kommenden Fall, bei dem noch einige Geheimnisse insbesondere aus der Vergangenheit von Stina Forss zu lösen sind.

Kurzum: Ich finde die Autoren haben einen sehr abwechslungsreichen und fließenden Erzählstil. Die Geschichte punktet durch viele unerwartete Wendungen und durch undurchsichtige, fein ausgearbeitete Charaktere, die der Handlung genau das richtige Quäntchen an Tiefe liefern, die ich persönlich sehr schätze. Sehr kurzweilige, spannende Kriminalliteratur für laue Sommerabende.

Bewertung vom 21.07.2019
Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5
Eyssen, Remy

Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5


sehr gut

Leon Ritter jagt Serienkiller

Herbst zieht ein im beschaulichen Lavandou - der Wahlheimat des deutschen Rechtsmediziners Leon Ritter. Die Touristenströme sind abgezogen und man könnte meinen, dass nichts, rein gar nichts diese Ruhe und das französische savoir-vivre stören kann. Wenn da nicht die junge Hotelangestellte Francoise Bonnet plötzlich verschwunden wäre. Wenige Tage später wird ihr abgetrennter Fuß, danach ihr verstümmelter Leichnam gefunden. Schnell wird klar, dass es sich um das Werk eines Serientäters handelt. Leon Ritter glaubt von Anfang an nicht an den Verdächtigen, den die Polizei schnell der Öffentlichkeit präsentiert und macht sich wie immer selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Doch er ahnt nicht, dass er und seine Lebensgefährtin Isabelle, die stellvertretende Polizeichefin, schon im Visier des Täters sind, der langsam wie eine Spinne ihr Netz um ihre "Opfer" enger spinnt.

Das ist der mittlerweile fünfte Fall des deutschen Rechtsmediziners Leon Ritter, der vor der Kulisse der schönen Provence ermitteln darf. Für mich ist es der dritte Fall, den ich bereits mit Spannung erwartet und wie im Flug gelesen habe. Denn für mich zählt Remy Eyssen zu den Erzählern, der es mit einem gut durchdachten Kriminalfall und einer extrem spannenden, bis zur letzten Minute undurchsichtigen Handlung, versteht, mich zu fesseln. Auch dieser Fall hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Figuren waren für mich wie alte Bekannte, vielschichtig, authentisch und jeder in seiner Art einzigartig. Es ist für einen Leser ohne Vorkenntnisse der bisherigen Handlung kein Problem hier einzusteigen. Leon Ritter punktet wieder durch seiner geradlinige Art und Weise, Fälle zu lösen. Dabei hinterfragt er stets die ermittelnden Beamten und hat auch den Mut, einer vorherrschenden Meinung die Stirn zu bieten. Ich mag seine zutiefst menschliche Art, die auch Selbstzweifel zulässt. In diesem Fall wird seine Beziehung zu Isabelle sogar auf die Probe gestellt, weil sich Leon selbst in eine Lüge verstrickt und dabei ins Visier der Polizei als möglicher Tatverdächtiger gerät.

Eyssen versteht es wieder hervorragend mit seinem Erzählstil einen dynamischen, gut durchdachten Kriminalfall zu schaffen, der durch viele spannende Momente und überraschende Wendungen punktet. Als Leser fliege ich geradezu durch die Seiten auf der Suche nach dem "Mann", dessen perfide Gedanken und Handlungen geschickt in die Geschichte verwoben werden und mir so als Leser die Möglichkeit geben, die Jagd zwischen Täter und Leon Ritter/Polizei zu verfolgen. Eyssen gelingt es meiner Meinung nach den Spannungsbogen bis zum Schluss auf hohem Niveau zu halten. Ich war selbst überrascht über die Auflösung. Wenn mir auch das Tätermotiv letztlich etwas "unklar" geblieben ist. Trotzdem fand ich die Geschichte sehr spannend und unterhaltsam erzählt. Die Landschaftsbeschreibungen sind so wirklichkeitsnah, dass man selbst beim Lesen das Gefühl hat, in der Provence zu sein und den Duft der Pinien und das Zirpen der Zikaden zu hören. Das medizinische Detailwissen, das Eyssen verwendet, ist so unterhaltsam und informativ eingesetzt, dass man das Gefühl hat, einem Rechtsmediziner quasi voyeuristisch bei der Arbei über die Schultern zu schauen. Auch etwas, womit Eyssen ohne Zweifel punktet: gutes fundiertes Fachwissen und intensive Recherche.

Mein Fazit: Für mich ein echtes sommerliches Lesevergnügen und ein sehr gut erzählter, bis zum Ende spannender Kriminalfall, den ich nicht so schnell aus der Hand legen konnte.

Bewertung vom 25.06.2019
Sommertage auf Capri
Gregorio, Roberta

Sommertage auf Capri


gut

Leichte Sommerliebe mit wenig Tiefgang

Eigentlich wäre Velia's Leben fast perfekt. Wenn sie nicht in einer Fernbeziehung stecken würde. Die Pendelei macht ihr zu schaffen. Und zu allem Überdruss ist sie sich nicht mehr sicher, ob die Beziehung zum Niklas noch das Richtige für sie ist. Da kommt ihr nach ihrer Rückkehr nach Neapel der Anruf ihrer Tante aus Capri sehr gelegen. Kurzerhand steigt sie aus Aushilfskraft im Schuhgeschäft von Ennio auf Capri ein. … Und verliebt sich.

Zunächst einmal muss ich wieder die Covergestaltung loben. Das urlaubliche Flair hat mich sofort angesprochen und da ich Capri kenne, fühlte ich mich umgehend an diesen tollen Ort versetzt und konnte förmlich durch die Gassen von Capri schlendern. Genau das macht für mich den Charme des Romans aus, der im Kern eigentlich „nur“ eine sommerlich, leichte Liebesgeschichte ist, wie man sie allzuoft zu lesen bekommt. Und das war für mich auch ein bisschen der Knackpunkt. Velia ist mir als Hauptcharakter sehr sympathisch. Sie ist humorvoll, ein wenig eigensinnig, vielleicht auch leicht „verrückt“. Aber der Autorin gelingt es auch mit den anderen handelnden Personen durchgehend glaubwürdige und sympathische Charaktere zu schaffen. Besonders die Geschichte von Ennios Schulfreundin Mariasole, deren größter Traum es ist eine Karriere als Sängerin zu starten – alles für ihren kleinen Sohn - oder die emotionale Geschichte von Ennios demenzkranken Onkel, sind echte kleine Highlights. Hinzu kommt der lockere Schreibstil der Autorin, der es mir leicht gemacht hat, mich schnell auf die Geschichte einzulassen. Allerdings muss ich auch ein paar Abstriche machen. Denn ich hätte mir durchaus gewünscht, mehr über die geheimnisvolle Liebesgeschichte von Ennios Onkel zu erfahren. Es fühlte sich für mich immer wie ein kleiner Störfaktor beim Lesen an bzw. konnte ich zu Anfang nicht nachvollziehen, was es mit den kurzen Passagen auf sich hat. Auch endet für meinen Geschmack die Geschichte zu abrupt. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte nicht richtig zu Ende erzählt wurde – so als hätte diese jetzt unbedingt beendet werden müssen. Auch die sich anbahnende Liebelei zwischen Niklas und Mariasole erschien mir aufgrund der Schnelligkeit ein klein wenig unglaubwürdig. Schade eigentlich, denn im Grunde hat die Autorin hier durchaus eine sommerlich-romantische und solide Liebesgeschichte für Freunde dieses Genres abgeliefert. Für mich hat es leider nicht für die volle Punktzahl gereicht.

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Bewertung vom 23.06.2019
Marina, Marina
Landau, Grit

Marina, Marina


sehr gut

La dolce Vita

Die Geschichte beginnt in dem kleinen fiktiven Ort Sant' Amato an der ligurischen Küste in den 60er Jahren. Der Hit „Marina“ erobert gerade die Charts und der junge Nino Lanteri verliebt sich in seiner ersten Schwärmerei in die Ehefrau des örtlichen Frisörs Marina. Über fast zwanzig Jahre hinweg entsteht eine facettenreiche, geschickt verwobene Geschichte von fünf Familien aus dem Ort, deren Schicksale oft tragisch verbunden sind. Denn Marina beginnt ihrerseits eine Affäre mit einem verheirateten Mann, die für beide Familien nicht ohne Folgen bleiben wird. Selbst Nino wird erst Jahre später seine Identität erfahren ...

„Marina“ - wer kennt nicht diesen Welthit, der beim Lesen fast unbemerkt immer leise im Kopf mitklang. Auch die anderen Hits aus der damaligen Zeit der 60er, die den Hauptteil des Buches ausmachen, bekommen ihren Platz und werden meist zu Beginn größerer Kapitel kurz vorgestellt. Ich muss zugeben, dass ich mir einige sogar auf Youtube angehört habe, um so einen Eindruck zu bekommen.Was für mich erst als leichte, lockere Sommerlektüre daherkam, hat sich auf den zweiten Blick zu einer echt guten empehlenswerten Lektüre entpuppt. Ich war positiv überrascht. Denn das Buch ist wirklich mehr als nur ein Sommerroman. Ich denke, die Autorin wollte hier eine persönliche Liebeserklärung an das Italien der 60er Jahre abgeben, als die deutschen Touristen die Vorzüge von Bella Italia entdeckten und in Scharen über die Alpen kamen. Dabei sind die vielen kleinen Orte und die über Jahrzehnte entstandenen eingefleischten, familiären Gemeinschaften etwas ganz Besonderes und das hat die Autorin meiner Meinung nach in ihrem Roman wunderbar verpackt und in einer gut durchdachten, nachvollziehbaren Geschichte erzählt.

Dabei gelang es der Autorin mich schnell in die Geschichte hineinzuziehen und auf eine wunderbare Zeitreise mitzunehmen. Vor allem das Lebensgefühl der damaligen Zeit wird überzeugend vermittelt. Ich konnte richtig gut in die Atmosphäre des fiktiven Ortes an der italienischen Riviera eintauchen, am Lebensgefühl der Menschen, aber auch deren persönlichen Nöte, Ängste und Geheimnisse teilhaben. Selbst die Nachwirkungen des zweiten Weltkriegs, der viele Lebenswege noch persönlich tief geprägt hat, kommt nicht zu kurz. Denn einige der Geschehnisse im Roman haben ihren Ursprung in den verzweifelten Partisanenkämpfen gegen die Besatzer – es geht um Treue und Verrat, aber auch Hass und Verzweiflung. Bis sich hier der Schleier aber lüftet, zeichnet die Autorin die Lebenswege von Nino und seinen zwei Freunden Beppe und Matteo nach, die ihren eigenen Träume einer Zukunft nachgehen – und deren Familien.

Mein Fazit: Eine wirklich überzeugende, facettenreiche Liebeserklärung an das italienische Lebensgefühl.

Bewertung vom 09.06.2019
Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1


gut

Marseille - sehen und sterben

Zara und Zoe sind zwei sehr ungleiche Zwillingsschwestern. Einander auseinandergelebt und entfremdet, arbeitet die regelkonforme Zara als Europol-Ermittlerin an schwierigen, grenzüberschreitenden Fällen. Ihre Schwester Zoe ist dagegen auf die schiefe Bahn geraten, arbeitet für einen korsischen Drogenbaron, ist skrupel- und kompromisslos. Hier prallen im wahrsten Sinne des Wortes Gesetz und Gewalt aufeinander. Als die junge Migrantin Aischa bestialisch ermordet wird, wird Zara auf den Fall angesetzt. Zusammen mit ihrem Kollegen Isaakson versucht sie in den berüchtigten Banlieus von Marseille, in denen Gewalt, Drogen und die Mafia das Sagen haben den Mörder zu finden und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Zara weiß, dass ihr bei den Ermittlungen nur eine helfen kann, ihre Schwester Zoe. Kurzerhand tauschen beide die Rollen und Zoe beginnt eine gnadenlose Verbrecherjagd ...

Zunächst einmal muss ich die Covergestaltung wirklich loben. Das ganze Motiv und die vorherrschenden roten Farben, fangen die Atmosphäre dieses Buches richtig gut ein und rücken den Schauplatz dieses Thrillers in den Vordergrund: Marseille. Sie wirken schön und gleichzeitig bedrohlich. Auf jeden Fall ist das Cover ein echte Hingucker.

Schon immer eine Problemstadt, herrscht in Marseille vor allem Korruption und in den Vororten prallen soziale Gegensätze, Kriminalität, Islamismus und Drogen aufeinander. Man will gar nicht so richtig glauben, dass nur wenige Kilometer nördlich bzw. östlich eine traumhafte Urlaubsregion liegt, von deren knallharter Realität der allgemeine Urlaubsreisende so gar nichts mitbekommt. Dem Autor gelingt meiner Meinung nach sehr gut, eine glaubhaft konstruierte Milieustudie aufzubauen, die in einen temporeichen Thriller verpackt wird und die auch aktuelle Themen, wie den wachsenden islamistischen Extremismus und die Terrorgefahr, aufgreift.

Der Schreibstil des Autors ist dabei sehr fesselnd, die Charaktere sehr gut herausgearbeitet. Teilweise hat mich zwar der sich ständige Perspektivwechsel zwischen den Charakteren Zara, Zoe, Isaakson und den unsichtbaren Dritten, etwas gestört. Aber das trug letztlich auch dazu bei, dass sich eine gewisse Grundspannung entwickeln konnte und auch konsequent durchzog.

Spannend fand ich den Konflikt der beiden Schwestern, der eigentlich so untypisch für Zwillinge ist. Ich denke, dass es sich hier auch um ein Synonym für Marseille handelt, die ja auch ständig zwischen Gesetzestreue und purer Gewalt hin und her schwankt und deren Gesetzeshüter es sich sicherlich auch nicht immer leicht haben, den schmalen Grad zwischen den beiden Polen zu halten. Obwohl ich persönlich Zoe's Verhalten als abstoßend empfinde, so gewinnt sie im Verlauf der Geschichte dennoch an Sympathie - denn sie darf trotz ihrer Härte, auch Skrupel zeigen und für die Gerechtigkeit eintreten. Ich finde, das ist eine sehr spannende Charakterentwicklung, die für mich ein Highlight der Geschichte ist.

Mein Fazit: Ein sehr packender, vielschichtiger Thriller vor dem Hintergrund extremistisch-islamistischer Bedrohungen und raffiniert entwickelten Hauptcharakteren.

Bewertung vom 26.05.2019
Immer noch wir
Janus, Elja

Immer noch wir


gut

Lovestory mit Macken

Ich gebe zu, dass ich eigentlich nicht der Genre-Freund von Frauen- bzw. Liebesromanen bin. Jedoch hatte mich die Idee der Geschichte nach der Leseprobe durchaus neugierig gemacht. Und auch das toll gestaltete Cover lädt ja geradezu in die emotionale Geschichte ein.

Nach 25 Jahren treffen sich eher zufällig Lina und Joe auf einer Party wieder. Sie ahnen erst nicht, wer der jeweilige Fremde ist. Doch schon mal erkennen Sie im jeweils anderen den alten und engen Freund aus den Kindertagen. Doch die Jahre haben Spuren hinterlassen. Und obwohl beide mit den Gefühlen für den jeweils anderen kämpfen, entwickelt sich langsam und sicher eine tiefe Liebe.

Elja Janus schafft es eine wunderbar feinfühlige und auch traurige Liebesgeschichte zu entwickeln, mit vielen Wendungen und emotionalen Momenten. Beide Charaktere ringen mit ihrer tiefen und besonderen Freundschaft aus Kindertagen, aber auch mit den vielen Veränderungen und Schicksalsschlägen, durch die beide sich in 25 Jahren verändert haben. Beide sind komplett unterschiedlich im Wesen, sind aber auf ihre Art auch authentisch für mich. Lina ist mir auf ihre quirrlige, lebensbejahende Art sympathischer, während mir wahrscheinlich Joe druch seine vorsichtige, pedantische Art den Nerv rauben würde. Jedoch entwickeln sich beide Charaktere im Laufe der Geschichte weiter. Die Autorin erzählt dabei die Geschichte aus beiden Perspektiven und lässt uns als Leser an den Gedanken und Gefühlen des jeweils anderen teilhaben. Allerdings ist die Story doch sehr auf die Gefühlswelt der beiden Hauptcharaktere ausgerichtet. Und dabei wäre ich auch schon bei den kleinen Abstrichen: Die Geschichte ist in jedem Fall emotional und berührend. Aber ich musste ehrlich gesagt zwischendurch abbrechen und konnte erst nach einigen Tagen weiterlesen. Es gelang nicht, mich wirklich zu fesseln. Die Geschichte plätschert für mich teilweise dahin. Das liegt sicherlich auch am eingängigen und flüssigen Schreibstil der Autorin. Aber alles dreht sich immer nur um die Gedanken und Gefühle der beiden und die Sicht, die beide auf den jeweils anderen haben. Das Gedankenkarussel war mir dann irgendwann ein klein wenig zuviel. Ich denke, dass die Geschichte auch so hätte gut überzeugen können. So ist eine emotional, psychologisch gut konstruierte Liebesgeschichte geworden mit romantischen Höhepunkten, aber auch kleinen Kratzern.

Bewertung vom 12.05.2019
Wo mein Herz schlägt (eBook, ePUB)
Bloom, Rose

Wo mein Herz schlägt (eBook, ePUB)


sehr gut

Herzklopfen garantiert

Was für ein überaus gefühlvoller, berührender Roman, der aber auch ein ernstes Thema, Organspende, aufgreift und in einer wunderbaren Geschichte über zwei Menschen, die zueinander finden, verwebt. Rose Bloom ist hier eine wirkliches tolle Geschichte gelungen, die ich fast an einem Stück durchlesen konnte, weil sie nicht nur berührt, sondern auch ein Quentchen Spannung enthält.

Im Kern geht es um Claire, die ein neues Leben durch eine Herztransplantation bekommt und sich bei der Familie des Spenders bedanken möchte. Und es geht um Grant, der auf tragische Weise seinen Bruder verloren hat - den Spender - und der sich verzweifelt auf die Heimatinsel Lundy Island zurückzieht, um sich dort um die Pension seines verstorbenen Bruders zu kümmern. Claire reist nach Lundy Island, doch die erste Begegnung gestaltet sich alles andere als leicht. Claire wagt es nicht, sich zu offenbaren. So entwickelt sich, trotz aller Unterschiede, langsam eine kleine Romanze zwischen den beiden. Allerdings hängt Claire's Leben nach wie vor am seidenen Faden...

Ich fand die Idee hinter der Geschichte wunderbar und zugleich sehr berührend, zeigt sie doch, welche meist tragischen Geschichten sich hinter Organspenden verbergen. Rose Bloom gelingt es aus meiner Sicht hervorragend eine feinfühlige Geschichte zu erzählen, mit leisen Tönen und mit authentischen Figuren, die ans Herz gehen, sympathisch sind und mit denen man einfach mitfühlen kann. Dabei schafft sie es die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven, der von Claire und auf der anderen Seite aus Sicht von Grant zu erzählen. Auf diese Weise erzeugt sie Spannung und Dynamik. Ich konnte mich zudem als Leserin hervorragend in die Gefühlswelt des jeweils anderen hineinversetzen. Letztlich ist es eine gefühlvolle, unterhaltsame Geschichte für alle Leser/innen romantischer Liebesgeschichten.

Bewertung vom 12.05.2019
Das kleine Café im Gutshaus
Shackman, Julie

Das kleine Café im Gutshaus


sehr gut

Wenn Träume wahr werden

Lara MacDonald kehrt nach einer enttäuschenden Beziehung zurück in ihren schottischen Heimatort. Dort möchte die begeisterte Hobby-Bäckerin und ehemalige PR-Frau am liebsten mit tollen Backideen das kleine Café ihrer Chefin auf Touren bringen. Doch dazu kommt es nicht. Als sie den älteren Gutsbesitzer Hugo Carmichael kennenlernt, fördert er das Talent von Lara, indem er ihr nach seinem unerwarteten Tod, die Chance bietet, auf dem Landsitz der Carmichaels ein eigenes kleines Café zu eröffnen und ihren Traum zu verwirklichen...

"Das kleine Café im Gutshaus" ist ein richtig locker, leichter Gute-Laune-Roman, der noch dazu vor der Traumkulisse Schottlands spielt. Ich konnte die sich gut lesende Geschichte fast in einem Rutsch durchlesen. Die Hauptfigur Lara war mir persönlich von Anfang an sympathisch. Mit ihren frischen Ideen und ihrer Leidenschaft fürs Backen läuft einem manchmal schon ein bisschen das Wasser im Mund zusammen, vor lauter süßen Leckereien. Dennoch hat natürlich auch diese Geschichte, so schön sie auch erzählt wird, ihre Schwächen. Die Handlung ist leider doch etwas vorhersehbar und bietet kaum überraschende Momente. Auch die sich anbahnende Liebesromanze zwischen Lara und Vaughan war von Anfang an doch durchschaubar - letztlich geht es auch nur um die beiden. Gut gefallen haben mir allerdings auch die unterschiedlichen Nebenfiguren: die etwas quirrlige Mutter, die sich in einen viel jüngeren Überlebenskünstler verliebt, und auch Lara's beste Freundin, die ihr mit vielen Ratschlägen beiseite steht und Lara's Traum vom eigenen kleinen Café auf dem Lande Wirklichkeit werden lässt. Alles in allem, ein solider erzählter unterhaltsamer Sommerroman für alle diejenigen, die romantische Geschichten mit Happy-End mögen.