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rikeslibrary
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2019
Alles okay
LaCour, Nina

Alles okay


ausgezeichnet

Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses. Und selten ist es mir so schwer gefallen meine Gefühle zu einem Roman in Worte zu fassen. Alles Okay ist ein Buch über so viele Gefühle: über Einsamkeit, Verlust und Trauer, aber auch über Hoffnung, Freundschaft, Familie und Liebe.

Marin hat alles hinter sich zurückgelassen, ist Tausende Kilometer geflohen vor ihrem alten Leben, vor dem Verlust ihres geliebten Großvaters. Doch eines Tages steht plötzlich ihre beste Freundin Mabel vor der Tür. Und mit ihr all die Erinnerungen an zu Hause, an Sommernächte am Strand. Mit ihrer Beharrlichkeit gelingt es Mabel, Marin aus ihrem Kokon der Einsamkeit zu befreien. Und Marin begreift, dass sie eine Wahl hat: weiter im Verdrängen zu verharren oder zu ihren Freunden und ins Leben zurückzukehren.

Die Geschichte ist sehr ruhig und hat keine actiongeladene Handlung. Es geht mehr um die kleinen Dinge, um Marins Einsamkeit und Trauer, aber auch um ihren Weg zurück ins Leben. Immer wieder erfährt der Leser durch Rückblenden und Erzählungen von den Ereignissen in diesem letzten Sommer, bevor alles anders wurde. Durch die zwei Zeitebenen lernt man auch die „alte“ Marin kennen, die ganz anders ist, als die Marin der Gegenwart. Beide Zeitebenen hatten aber ihren eigenen Charme und ich könnte jetzt gar nicht sagen, welche Zeitebene mir besser gefallen hat.
Dadurch, dass Marins Gefühle so tiefgründig beschrieben wurden konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen und auch die Liebesgeschichte wirkte hier nicht wie ein Lückenfüller. Sie wurde zwar als wichtiger Teil ihrer Vergangenheit betrachtet aber nicht unnötig groß aufgebauscht nur um aus dem Buch noch eine Lovestory zu machen.

Durch das ganze Buch ziehen sich Marins Einsamkeit und die Last, die seit dem Tod ihres Großvaters auf ihr liegen. Unterstrichen wird die melancholische Atmosphäre noch durch den Schneesturm der herrscht, während die beiden Mädchen ihre Tage zusammen verbringen. Alles Okay ist kein Buch, dass man einfach mal so am Strand liest, sondern eines für einen Wintertag im Bett, bei dem man sich ganz auf die Geschichte einlässt. Durch die emotionale, traurige Atmosphäre ist das Buch aber auch nicht unbedingt für jeden etwas. Es ist ein Buch auf das man sich Einlassen muss, dass einen zum Nachdenken anregt und eine Gefühlsachterbahn durchleben lässt.

Hinzu kommt der Schreibstil, der einfach perfekt war. Poetisch, Emotional und einfach nur wunderschön. Hinzu kamen viele Anspielungen auf Literatur und Kunst, die das Ganze noch abgerundet haben.

Insgesamt lässt mich das Buch einfach völlig überwältigt zurück. Es steckten einfach so viele Gefühle in diesen 200 Seiten und meine Erwartungen an das Buch wurden mehr als übertroffen. Alles Okay ist definitiv eines meiner Jahreshighlights und bekommt natürlich 5 Sterne von mir.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2019
Todesmal / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.5
Gruber, Andreas

Todesmal / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.5


ausgezeichnet

Todesmal ist der 5. Fall von Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder, die durch die vergangenen vier Bände bereits zu meinen Lieblingsermittlern gehören. Generell lassen sich die Bände alle auch unabhängig voneinander lesen, um die Nebenhandlung zu verstehen, sollte man die Reihe aber am besten chronologisch lesen.

Sneijder selbst bleibt nach wie vor eine grandiose Hauptfigur. Seine misanthropische Art, der Hang zum Marihuana-Rauchen und zur Akupunktur machen ihn zu einem ganz besonderen, verschrobenen Ermittler, über den ich noch zahlreiche Bücher lesen könnte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er sich in diesem Teil persönlich weiterentwickelt hat, eben auch dadurch, dass er nun bereit ist mit einem Team zu arbeiten. Sein Gegenstück Nemez ist hingegen deutlich empathischer und gehört nach wie vor zu den wenigen Menschen, die Sneijder leiden kann. Gemeinsam sind die beiden ein tolles Ermittlerpaar und einige Dialoge konnten mich trotz der eigentlich düsternden Thematik zum Lachen bringen. Da man bereits in den letzten Bänden viel über die beiden Hauptpersonen erfahren hat, war es erfrischend diesmal ein größeres Ermittlerteam zu haben und über die jeweiligen Personen mehr zu erfahren.

Wie auch in den anderen Bänden gibt es wieder zwei Erzählstränge. Zum einen den Erzählstrang rund um die Ermittler in der Gegenwart und zum anderen einen Strang über die Hochgebirgsjägerin Grit Maybach, der in der Vergangenheit angesetzt ist. Die ersten 200 Seiten des Buches konnte ich die beiden Stränge überhaupt nicht miteinander verknüpfen, dann wurde aber recht schnell klar, wie die beiden Geschichten zusammenhängen. Das Buch nimmt schnell an Fahrt auf und durch die zahlreichen angekündigten Morde bleibt es durchgehend spannend.

Mich konnten bisher nicht alle Bände der Reihe vollends begeistern, Todesmal gehört aber definitiv zu meinen Favoriten. Die Geschichte ist spannend geschrieben und der parallele Handlungsstrang fällt etwas kürzer aus als in einigen der Vorgängerbüchern, was ich persönlich angenehm fand, da ich die Passagen rund um die beiden Ermittler immer lieber lese.

Für Andreas Gruber Fans ist das Buch definitiv ein Muss, ich kann die Reihe aber auch allen anderen Thriller-Lesern nur ans Herz legen, da Gruber es schafft sich in jedem Band noch zu steigern und man definitiv eine positive Entwicklung des Schreibstils über die Reihe hinweg erkennen kann. Trotzdem sind mir die Bücher von Gruber weiterhin etwas zu vorhersehbar, da im zweiten Erzählstrang oft schon Dinge aufgedeckt werden, die die Ermittler erst mehrere Kapitel später erfahren, wodurch einige Plottwists nicht mehr so spannend sind, wie sie es sein könnten. Trotzdem bekommt das Buch von mir 4.5 Sterne, da ich es kaum beiseitelegen konnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2019
The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
Oakes, Colleen

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld


sehr gut

Der Klappentext des Buches hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Eine Gruppe Frauen, die Rache an Männern (und Frauen) nimmt, die Verbrechen begangen haben und die Frage wo die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache ist bieten sehr viel Potential.

Zunächst hat mich das Buch auch wirklich in seinen Bann gezogen. Der Leser lernt Thea und ihre Gruppe bei den Black Coats kennen und begleitet sie zu ihren ersten Aufträgen – so genannten Balancings. Die erste Hälfte des Buches verflog dadurch total schnell, an vielen Stellen hatte ich aber auch das Gefühl, dass die Geschichte zu schnell voranschreitet. So hatte man zwar nach einer Weile ein Bild von Thea, ihre Teammitglieder blieben dabei aber total blass, sodass ich über manche von ihnen am Ende des Buches immer noch nichts wusste. Meiner Meinung nach hätte die Geschichte auch keine Lovestory gebraucht, da diese wieder von der eigentlichen Frage, ob Selbstjustiz okay ist, ablenkt.

Die Organisation der Black Coats an sich war aber wirklich interessant gestaltet und hat mich wirklich an das Buch gefesselt. Für ein Jugendbuch ist die Geschichte aber sehr brutal, bereits im Prolog wird eine Vergewaltigung beschrieben aber ich denke es wird bereits im Klappentext klar, dass die Männer an denen sich die Black Coats rächen schlimmere Verbrechen begangen haben als einem Kind die Süßigkeiten zu klauen und dass diese Taten eben auch ein Bestandteil des Buches sein werden.

Der zweite Teil des Buches hat mich leider ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir hier einfach etwas Anderes von diesem Buch erwünscht. Das Buch bietet dadurch, dass es so viele Gesellschaftsthemen, wie Verlust, Gewalt, Zusammenhalt, Beeinflussung, Rache und Gerechtigkeit behandelt sehr viel Potential, dass jedoch durch die kurze Seitenzahl einfach nicht ausgeschöpft werden konnte. Hätte das Buch 200 Seiten mehr hätte man so viel aus dieser Geschichte machen können, doch so blieben die Charaktere leider zu blass, die Themen wurden nicht voll ausgeschöpft und die Handlung war oft zu schnell. Ich gebe dem Buch daher 3.5 Sterne, denn zum Nachdenken gebracht hat es mich definitiv.

Bewertung vom 26.08.2019
Kalte Wasser
Golding, Melanie

Kalte Wasser


sehr gut

Kalte Wasser ist das Debüt, der britischen Schriftstellerin Melanie Golding. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Lauren und Harper erzählt. Viele der Kapitel beginnen zudem mit Ausschnitten aus Märchen und Sagen, die von Wechselbälgern erzählen, was die Geschichte noch gut ergänzt hat.

Ich persönlich würde den Roman als eine Kombination aus Mystery- und Psychothriller einordnen, denn der Leser rätselt durchgehend ob Lauren sich alles nur einbildet, wie es ihr die Polizei und ihr Ehemann einreden wollen oder ob doch etwas an den Geschehnissen wahr ist, während es zusätzlich noch übernatürliche Anteile gibt.

Die ersten Kapitel handeln von der Geburt der Kinder und den darauffolgenden Tagen im Krankenhaus. Das Krankenhaus wirkt trist, niemand scheint sich darum zu kümmern, wie es Lauren geht und sie bekommt kaum Unterstützung, während sie selbst noch damit hadert liebevolle Gefühle für die Kinder zu entwickeln. Als sich dann die seltsamen Ereignisse häufen konnte ich zwar Laurens Ängste als Mutter nachvollziehen, mich jedoch während des ganzen Buches nicht wirklich in sie hineinversetzen. Trotzdem waren die Schwierigkeiten, die sie nach der Geburt mit den Kindern, aber auch mit ihrem Ehemann hat wirklich gut dargestellt.

Laurens Ehemann Patrick war mir von Anfang an unsympathisch. Er ist egoistisch, kümmert sich nicht um seine Frau und die Kinder, folgt einem altertümlichen Geschlechterbild und stellt seine Frau durchgehend als nicht zurechnungsfähig dar.

Wirklich sympathisch war mir beim Lesen daher nur die Polizistin Jo, der der Fall aus persönlichen Gründen sehr nahegeht. Obwohl ihr Chef sich weigert die Ermittlungen aufzunehmen beginnt sie mit Hilfe der Journalistin Amy, zu der sie eine ganz besondere Beziehung hat, zu recherchieren und ist dadurch die Einzige, die Lauren Glauben schenkt. Bei Jo fand ich es nur schade, dass ihr Privatleben hier so kurz kam. Ihre Beziehung zu Amy kam mir daher ein wenig wie ein Lückenfüller vor, man hätte diese entweder gleich weglassen können oder ausführlicher beschreiben müssen.

Das Buch konnte mich schnell fesseln, es entwickelt sich zunächst sehr langsam und die ersten paar Kapitel waren noch etwas schleppend, doch als es mit den „Psychospielchen“ losging wollte ich unbedingt weiterlesen und erfahren, ob doch etwas Wahres an den Ereignissen dran ist. Die Spannung hat sich über das ganze Buch gehalten und endet am Ende in einem interessanten Showdown, der jedoch noch einiges offenlässt, sodass sich der Leser vieles selbst zusammenreimen muss. Der Schreibstil war wirklich flüssig und die Atmosphäre beklemmend gut beschrieben, sodass ich mir die Orte super vorstellen konnte. Für mich persönlich besaß das Buch jedoch leider zu viel Mystik und zu viel Übernatürliches, da ich mir nach dem Lesen des Klappentextes zunächst einen reinen Psychothriller vorgestellt habe.

Von mir bekommt „Kalte Wasser“ daher 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Fans von Psychothrillern, die kein Problem mit Übernatürlichem haben. Ich kann jedoch nur jeder werdenden Mutter davon abraten dieses Buch zu lesen, denn sowohl die düstere Beschreibung von Geburt und Krankenhausaufenthalt, als auch die anschließenden Ereignisse würden meiner Meinung nach bei jeder Mutter Paranoia hervorrufen.

Bewertung vom 06.08.2019
Die letzte Frau / Eve of Man Bd.1
Fletcher, Tom;Fletcher, Giovanna

Die letzte Frau / Eve of Man Bd.1


ausgezeichnet

Dystopien sind mein absolutes Lieblingsgenre, weshalb ich auch dieses Buch unbedingt lesen musste. Das goldblaue Cover ist wirklich sehr gelungen und auch die Glitzerpartikel haben mir gut gefallen.

50 Jahre lang kam kein einziges Mädchen auf die Welt, doch dann geschah eine Art Wunder und Eve wurde geboren. Als letzte Frau, die dafür sorgen kann, dass die Menschheit weiterbesteht wächst sie behütet und komplett überwacht auf der obersten Etage eines hohen Turms auf. Von der Außenwelt bekommt sie nur die Dinge mit, die die Mütter, eine Gruppe älterer Damen, die sich um sie kümmern, ihr erzählen und ihre einzige Freundin ist ein Hologramm, dass abwechselnd von mehreren Männern kontrolliert wird, so auch von Bram, der sie dadurch schon von klein auf begleitet. Ihr Leben lang wurde sie darauf vorbereitet möglichst viele Mädchen auf die Welt bringen zu müssen und hat diese Zukunft stets akzeptiert, bis sie im Alter von 16 aus drei Männern den geeigneten Partner wählen soll und immer mehr Zweifel bei ihr aufkommen. Mit der Zeit wird immer klarer, dass die Welt nicht so ist, wie man es versucht ihr weißzumachen und Eve beginnt nach und nach zu rebellieren und für ihre Freiheit zu kämpfen.

Das Buch ist abwechselnd aus Eves und Brams Perspektive geschrieben, was sehr erfrischend war, da der Leser so auch viele Dinge über die Welt draußen erfährt, die vor Eve verborgen bleiben. Eve macht im Laufe des Buches eine gewaltige Entwicklung durch und wird auf ihrer Suche nach der Wahrheit immer selbstbewusster und stärker. Obwohl Bram der Sohn von Isaac Wells, einem technischen Genie, ist, hat er es nicht leicht. Er hat eine sehr schlechte Beziehung zu seinem Vater, der ihn sehr grausam behandelt und gegen seinen Willen ebenfalls zu einem Leben in dem Turm gezwungen hat. Seit seiner Kindheit spielt er Eves Freundin Holly und hat daher eine besondere Beziehung zu ihr. Er ist bereit Risiken einzugehen um Eve zu retten und verliebt sich natürlich zwangsläufig in sie. Auch die Nebencharaktere sind gut gelungen, so sind mir Brams Vater und Vivian direkt unsympathisch gewesen, während einige der „Mütter“ sich wirklich sehr um Eve sorgen.

Die Beschreibung von Eves Leben im goldenen Käfig fand ich sehr gelungen, besonders spannend fand ich aber die Beschreibung der völlig zerstörten Außenwelt, da für mich insbesondere diese den Charme einer Dystopie ausmacht. Was das angeht bin ich sehr gespannt darauf, wie es im 2. Band weitergeht und hoffe noch mehr darüber zu erfahren, wie es die Menschen geschafft haben ihre Welt so kaputt zu machen.

Insgesamt war es ein gelungener Auftakt einer Dystopie, mit einem originellen Ansatz, der unglaublich gut umgesetzt wurde. Giovanna und Tom Fletcher schaffen es wirklich fesselnd zu schreiben, sodass ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen konnte. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 29.07.2019
Nachtschwärmer
Frank, Moira

Nachtschwärmer


ausgezeichnet

Nachtschwärmer ist der 2. Jugendroman von Moira Frank und im cbj-Verlag erschienen.

Das Buch beginnt bereits sehr traurig. Helena, die ihren Halbbruder Lukas erst vor wenigen Wochen durch Facebook kennengelernt hat erfährt, dass dieser bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Und nicht nur das. Sein Vater verbietet ihr jemals Kontakt zu der Familie aufzunehmen. Für Helena bricht dadurch eine Welt zusammen. Zwar kannte sie ihren Bruder nur einige Wochen, doch durch die langen Telefonate und vielen Nachrichten, hatte sie bereits eine große Bindung zu ihm aufgebaut und wollte ihn eigentlich im Sommer besuchen kommen.

Helena versucht immer möglichst unauffällig und „normal“ zu sein. Sie will nichts Besonderes sein, nur weil ihre Mutter sie verlassen hat und sie durch einen Gendefekt nur neun Finger hat. Als ihre Ärztin ihr nach einem Ohnmachtsanfall zu Erholung rät, entscheidet sie, mit ihrem Freund Ole in der Uckermark campen zu gehen. Dieser weiß jedoch nichts von Lukas und dementsprechend auch nichts davon, dass der Campingplatz in dessen Heimat liegt. In der Uckermark angekommen, lernt sie schnell die Freunde von Lukas kennen, beginnt aber auch an ihrer Beziehung zu Ole zu zweifeln.

Der Schreibstil des Buches war total flüssig, auch wenn die Geschichte nur langsam und leicht vor sich hinplätscherte. Ich konnte mich dabei aber wirklich gut in die beschriebene Atmosphäre der Uckermark hineinversetzen und jeder Charakter stach auf irgendeine Art und Weise hervor. Das Buch hat mich vom Lesegefühl stark an Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ erinnert. Die trostlose Atmosphäre, die leicht seltsamen Charaktere mit ihren speziellen Persönlichkeiten und auch das Gefühl von Freiheit und Reise waren auch hier vorhanden. In einigen Szenen hat mich die Art und Weise, wie die Jugendlichen reden etwas gestört, trotzdem hat der Sprachstil gut gepasst und die Personen wirkten authentisch umgesetzt.

Insbesondere der LGBTQ+-Aspekt an diesem Buch hat mir total gut gefallen, darüber möchte ich aber in der Rezension nicht allzu viel verraten, außer, dass mir die Herangehensweise an die Liebe besonders gut gefallen hat. Während sich die Protagonisten in vielen Geschichten auf den ersten Blick verlieben, handelte es sich hier um ein sehr langsames Herantasten an den anderen, bei dem sich die Gefühle Schritt für Schritt entwickelt haben. Dadurch wirkte die Liebesgeschichte wirklich glaubhaft und war auch in Hinblick auf die Trauer, die die Protagonisten zu verarbeiten haben angemessen.

Das Buch behandelt Themen, wie Freundschaft, Familie, Verlust, Trauer, Liebe, Selbstfindung und das Erwachsenwerden. Beim Lesen habe ich eine richtige emotionale Achterbahn erlebt, habe mit Helena mitgelitten und konnte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen.

„Nachtschwärmer“ ist ein wundervolles, tiefgründiges Jugendbuch, dass definitiv auch für Erwachsene geeignet ist und mich wohl noch einige Zeit in meinen Gedanken verfolgen wird. Es bekommt von mir 4.5 Sterne, denn am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Epilog gewünscht. Ich kann es aber trotzdem einfach nur weiterempfehlen!

Bewertung vom 18.07.2019
An Nachteule von Sternhai
Sloan, Holly Goldberg;Wolitzer, Meg

An Nachteule von Sternhai


sehr gut

Ich habe die wundervolle Möglichkeit bekommen, dieses Buch vor dem Erscheinungstag lesen zu können. Als das Buch bei mir ankam, ist mir neben der schönen Covergestaltung direkt auch das Material des Buches aufgefallen, denn der Einband fühlt sich irgendwie ganz besonders an und ist mit einer Art Stoff überzogen, was das Buch sehr hochwertig wirken lässt. Das Cover selbst ist auch sehr passend gestaltet und zeigt die beiden Synonyme Sternhai und Nachteule, die für Bett und Avery stehen.

„Du kennst mich nicht... aber ich schreibe dir trotzdem.“ So beginnt der Mailkontakt zwischen den beiden 12-jährigen Mädchen, die zunächst recht unterschiedlich erscheinen. Grund für den Kontakt ist die Beziehung der beiden Väter. Diese haben sich einige Monate zuvor auf einer Baumesse kennengelernt und sind seitdem ein Paar. Den Töchtern passt der Gedanke, dass es im Leben ihrer Väter eine weitere wichtige Person gibt überhaupt nicht, und auch der Plan die beiden im Sommer gemeinsam ins Wissenschaftscamp zu schicken führt nicht grade dazu, dass sie Freudentänze aufführen.

Das Buch besteht ausschließlich aus E-Mails und Briefen, wobei der E-Mail-Beginn immer durch ein Bild des tierischen Synonyms der jeweiligen Verfasserin geschmückt ist, was ich persönlich total schön fand. Zwischendurch gab es auch einige wenige Briefe und Mails der Väter um die Geschichte noch zu ergänzen. Gefehlt haben mir an dieser Stelle Zeitangaben, manchmal wäre es echt nützlich gewesen zu wissen, wie viel Zeit zwischen den jeweiligen E-Mails vergangen ist. Der Schreibstil ist dem von 12-jährigen angepasst und besteht meistens aus knappen Sätzen, was gut zur E-Mail-Konversation gepasst hat.

Bett lebt mit ihrem Dad in Kalifornien und macht gerne Sport (Insbesondere surft und skateboardet sie gerne), liebt Tiere und verbringt ihre Zeit am liebsten draußen, während Avery in New York lebt, vor vielem Angst hat, Schriftstellerin werden möchte und lieber Indoor-Aktivitäten nachgeht. Trotz ihrer Unterschiede, die für zwölfjährige Mädchen natürlich schon fast dramatisch groß sind, schreiben sich die beiden immer weiter und erzählen sich sehr persönliche Dinge aus ihrem Leben.

Ich fand es super, wie in dem Buch mit dem Thema Homosexualität umgegangen wird. Besonders gut fand ich, dass die beiden Väter alleinerziehend sind, denn alleinerziehende schwule Väter gibt es definitiv noch viel zu selten in der Kinder- und Jugendliteratur. Auch die Art und Weise wie sich die Mädchen immer für ihre Väter einsetzen und wie sie die Liebesgeschichte als Kinder wahrnehmen hat mir sehr gut gefallen.

Insgesamt ist es ein tolles Jugendbuch, dass einige wichtige Themen aufgreift und sehr rührend geschrieben ist. Ich würde es hauptsächlich an Jugendliche empfehlen, es lässt sich aber auch noch angenehm lesen, wenn man wie ich, eigentlich nicht mehr der Zielgruppe des Buches entspricht. Insgesamt gebe ich dem Buch 4/5 Sterne, da ich mich mit 12-jährigen Protagonisten einfach nicht mehr identifizieren kann, dass Buch aber unbedingt empfehlenswert für Kinder und Jugendliche ist! Wäre ich 13 wäre es mein absolutes Lieblingsbuch gewesen!